Das System krankt

Die Mär von der „Griechenland- und Euro-Krise“

Von Florian Hauschild

Mit einer eindrucksvollen Arbeit analysierte Axel Weipert im Dossier diese Woche den Zustand des europäischen Wirtschaftsraumes. Die Probleme sind vielfältig. Besonders in den peripheren Staaten brodelt es. Die fragile Struktur des Finanzsystems verliert zeitgleich zunehmend an Reststabilität.

Wenngleich Axel Weipert all dies umfangreich beschreibt, vermisst der Leser doch den Blick auf die tieferen Ursachen der so genannten „Euro-Krise“. Diese Lücke soll – beginnend mit einem Blick auf Griechenland – hier geschlossen werden.

In Griechenland wird dieser Tage der größte Ausverkauf eines Landes seit der Ära Thatcher eingeleitet. Rund 300 Mrd. Euro sind sie nach einschlägigen Besitztümern wert, die Aktiva des griechischen Staates. Besitz im Wert von 50 Mrd. Euro soll baldmöglichst veräußert werden. Die Schulden der Hellenen belaufen sich derweil auf ungefähr 350 Mrd. Euro. Eine Privatisierung mag auf den ersten Blick also logisch erscheinen.

Doch was nach IWF- und EU-Granden-Didaktik zunächst schlüssig erscheinen mag, erweist sich für die betroffenen Menschen nicht selten als fatal. Privatisierung bedeutet nicht zuletzt die systematische Zurückstufung des Staates, eine unweigerliche Schwächung und ein nachhaltiger Bedeutungsverlust eines über Jahrhunderte elaborierten Gemeinschaftsgedankens.

So sollen neben dem Telekommunikationskonzern OTE und anderen Unternehmen auch griechische Krankenhäuser, öffentliche Verkehrsmittel und Wasserwerke an private Investoren abgetreten werden.

In immer stärker wachsendem Ausmaß werden menschliche Grundbedürfnisse damit zum Spielball privater Wirtschaftsinteressen. Dies zu kritisieren ist einfach, doch sollte auch das Kalkül hinter diesen Vorgängen offen gelegt werden.

Zugegeben, in Griechenland wurde in der Vergangenheit viel Fehlwirtschaft betrieben. Korruption und Vetternwirtschaft arteten aus, strukturelle Probleme waren und sind unübersehbar. Nun sind diese Probleme aber nicht die eigentliche Ursache für die so genannte „Griechenland-Krise“, sondern sie sind lediglich der Grund warum die real gefühlte Weltwirtschaftskrise (ehemals Finanzkrise, dann Bankenkrise, dann Schuldenkrise, dann Euro-Krise) zuerst bei unseren südlichen Nachbarn einschlägt. Spanien und Portugal, aber auch Irland fühlen sich dieser Tage nicht grundlos zu Solidarität mit Hellas verpflichtet.

Die Ursache aller Teilkrisen – die eigentlich eine zusammenhängende Systemkrise sind – liegt in der Ausgestaltung unseres globalisierten neoliberalen Wirtschaftsystems. Die in diesem System verankerten Architekturen führen unweigerlich zu einer immer größeren Umverteilung von unten nach oben, zu einer Spaltung der Gesellschaft in der viele nichts und wenige viel haben.

Auch dies sollte jedem, der Medien für mehr als plumpe Samstagabend-Unterhaltung nutzt, klar sein. Es ist naiv zu glauben, dass diese Verwerfungen früher oder später nicht zum Zusammenbruch ganzer Gesellschaftssysteme führen müssen.

Nun gibt es eine große Zahl einflussreicher Persönlichkeiten, Institute, Politiker und Medienvertreter, die diese simple Wahrheit nicht aussprechen können oder wollen. Dies hat zwei Gründe: Zum einen besitzt die neoklassische Theorie – die theoretische Grundlage unseres Weltwirtschaftssystems – auch nach dem Kreditinfarkt im Zuge der „Subprimekrise“ 2007 ein weltweites Deutungsmonopol, zum anderen sind wirtschaftspolitische Äußerungen fast immer auch mit wirtschaftlichen oder politischen Interessen verknüpft.

Die einfache Wahrheit lässt sich aber in einem Satz zusammenfassen: Die neoklassische Wirtschaftstheorie – und damit auch der Neoliberalismus – sind fundamental an der Empirie gescheitert. Besonders empörend ist dabei allerdings, dass die neoklassische Theorie nicht an gesellschaftsrelevanten Zahlen gemessen wird. Die genannte Spaltung der Gesellschaft ist kein Zufall, sondern sie ist Resultat einer bewussten Kriegserklärung an den Mittelstand, an breite Bevölkerungsschichten. Der Neoliberalismus dient als Instrument zur Enteignung der Mehrheit zu Gunsten einiger Weniger.

In diesem Licht müssen letztendlich die Privatisierungspläne nicht nur in Griechenland, sondern auch in anderen europäischen Ländern betrachtet werden. Für die Verwerfungen der Finanzmärkte vor der Krise haften nicht die Verursacher, sondern jene Steuerzahler, die Abgaben eigentlich gerade für den Erhalt jener öffentlichen Infrastruktur und Daseinsfürsorge zahlen, die nun zunehmend privatisiert werden.

Griechenland befindet sich in der misslichen Lage, ausgerechnet dieser Tage unter massiven finanziellen Druck zu geraten – zu einer Zeit also, in der die hier formulierte einfache Wahrheit erst langsam in das gesamtgesellschaftliche Bewusstsein dringt. Und so sind es vor allem die klassischen Institutionen der neoliberalen Wirtschaftsordnung, die den Weg der so genannten Pleitestaates nun vorgeben: IWF, Bankenkonglomerate, willfährige Politiker und die Europäische Zentralbank.

Wie auch seit Mitte Mai sehen wir nun in Griechenland Menschenmassen auf den Straßen, die sich mehr und mehr diesem zunehmend als absurd anmutenden Widerspruch zwischen gefühlter Lebensrealität und gebetsmühlenhafter Wiederholung der alten Losungen entgegensetzen: Griechenland müsse mehr sparen, Griechenland benötige mehr Bescheidenheit bei Lohn und Sozialleistungen.

Und während die Summen um die sich die Debatte dreht längst im dreistelligen Milliardenbereich liegen, echauffiert sich die deutsche Presse und Teile der politischen Elite über eine verwaltungstechnische Nachlässigkeit in Höhe von 16 Mio. Euro.

Die Folgen einer solchen Misskommunikation können fatal sein. Denn während das neoliberale Gesellschaftsmodell längst gescheitert ist, lässt sich zu mindest noch kein breit aufkeimender Nationalismus und Extremismus in Europa beobachten. Tendenzen sind jedoch bereits klar zu erkennen. Ressentiments gegen Deutschland wuchsen in den letzten Wochen deutlich an.

Zu Recht, möchte man fast sagen. Denn zur Wahrheit gehört eben auch, dass es in erster Linie deutsche Geschäftsbanken sind, die ein Interesse daran haben, dass Griechenland zahlungsfähig bleibt. Um nichts anderes geht es bei den so genannten „Rettungs-“ und „Hilfs-“ Paketen. Die Griechen sollen weiter ihren Schuldendienst leisten können, die sozialen Kosten spielen bei diesen Taktierereien nicht die geringste Rolle. Mit rund 16 Mrd. Euro haben sich deutsche Geldhäuser an der finanziellen Abhängigkeit der Hellenen beteiligt.

Weiteres deutsches finanzielles Engagement und damit Interesse schlummert in den EZB-Aktivitäten, die selbstredend nicht ohne deutsche Beteiligung bzw. Verpflichtung von Statten gehen.

Käme es zu einem GAU, so wäre dies zwar schmerzhaft aber wohl auch der erste Schritt in eine bessere Zukunft für den griechischen Staat und seine Bürger. Für deutsche Geldhäuser, den deutschen Fiskus und damit für die europaweite ja sogar weltweite, extrem fragile Finanzmarktstabilität könnte dieses Szenario allerdings den Todesstoß bedeuten. Und so wird er nun wohl erst einmal weiter vorangetrieben, der Ausverkauf eines Landes, begleitet von wohlfeilen „Spar-“ und „Reform-“ Kampagnen in den Medien.

Ein todsicherer Plan möchte man meinen. Doch haben die Köche, die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Europas Bürger haben bereits begonnen, sich über alle Grenzen hinweg zu organisieren, sind längst auf der Straße und werden in rund einer Woche der Weltöffentlichkeit wieder vor Augen führen, dass der Status quo nicht mehr hinnehmbar ist.

Die europäischen Eliten werden möglicherweise noch überrascht sein von der Dynamik, die die Empörung der Bürger gewinnen wird. Bereits jetzt erinnern die Bilder hunderttausender Menschen in Griechenland an die Demonstrationen der Ostdeutschen, die die letzten Züge der DDR einleiteten. Nun steckt das nächste System, das damals noch den Siegeszug der neoliberalen Marktwirtschaft pries, in einer in einer tiefen Legitimitätskrise. Eine Ironie der Geschichte.

Für die Griechen und viele andere Europäer gilt indes: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Diesen Artikel kommentieren? Bitte den Kommentarleitfaden beachten.

Zum Thema:

– Eine europäische Sache – Nicht Politiker, sondern Demonstranten kämpfen für Europa

– Reden ist Silber, Schweigen ist Schuld

– Empört euch!

– Aufruf zur Debatte: Die Logik des Geldsystems als tiefere Ursache von Armut und Krisen?

– Griechenlands Krise : Die Politik hat nichts dazu gelernt

– Staatskrise: Griechenland als Spiegel der Zukunft?

Print Friendly, PDF & Email
Filed in: Ökonomie Tags: , , , , , ,

Ähnliche Artikel:

<span style='font-size:16px;letter-spacing:1px;text-transform:none;color:#555;'>Europa</span><br/>Diese Jugendbewegung ist nicht meine Europa
Diese Jugendbewegung ist nicht meine
<span style='font-size:16px;letter-spacing:1px;text-transform:none;color:#555;'>Europäische Einigung</span><br/>Europa – Projekt in der Krise Europäische Einigung
Europa – Projekt in der Krise
<span style='font-size:16px;letter-spacing:1px;text-transform:none;color:#555;'>Regionalismus</span><br/>Das kommende Europa Regionalismus
Das kommende Europa

53 Kommentare zu "Das System krankt"

  1. Tobias sagt:

    Solch einen dilletantischen Bericht kann nur jemand schreiben, der niemals in Griechenlag unternehmerisch tätig war und der den Bezug zur Realität längst verloren hat. Betrachtet man die griechische Wirtschaft nicht vom hohen Thron sondern vom Boden aus, so fällt einem sofort auf, dass die finanziellen Probleme nur die Symptome einer sozialistisch verlotterten Gesellschaft sind. In Griechenland ist das Betrügen ein Volkssport, funktionierende Zivilgerichte gibt es nicht, die Verwaltung in allen Bereichen ist schlecht organisiert, korrupt und träge, die gesamte Wirtschaft ist durchsetzt mit Protektionismus bis in die kleinsten Wirtschaftsbereiche.
    Das ist eine unumgängliche Tatsache, mit der sich die Griechen längst arrangiert haben. Leider funktioniert ein solches System nicht aus sich selbst heraus, sondern nur so lange, wie aus funtionierenden Wirtschaftssystemen neues Geld hereinkommt (siehe Kuba, DDR, Nordkorea).
    Durch die Finanzkrise wurden die Probleme Griechenlands eben nicht ausgelöst, sondern nur ans Tageslicht gebracht. Resultat ist, dass der Finanzmarkt das Vertrauen in die griechische Leistungsfähigkeit (zu Recht) verloren hat und die Griechen nun gleich 2 Probleme haben: Erstens müssen sie ohne neue Schulden auskommen und zweitens die alten Schulden tilgen. Das ist natürlich doppelt schwer, hat aber den großen Vorteil, dass sie auf den Boden der Realität zurück geholt werden. Wer dies mit den Auswirkungen des Neoliberalismusses in Zusammenhang bringt, hat rein gar nichts verstanden, schon überhaupt nichts von Wirtschaftsmathematik aber auch nicht von den Grundrechenarten.
    Eine einfache kaufmännische Regel besagt, dass jeder Euro nur einmal ausgegeben werden kann. Eine zweite, dass man mittefristig nur so viel Geld ausgeben kann, wie man selbst erwirtschaftet. Beide Grundregeln des kaufmännsichen Handelns wurden in Griechenlang sträflich mißachtet.
    Wer sich einmal genau anschaut, warum denn soviel demonstriert wird, der wird schnell merken, dass es hier um Katzengejammer geht:
    Das Geld, was in den letzten 10 Jahren ausgegeben wurde, muss erst in den nächsten 10 Jahren verdient werden. Das ist de facto nichts anderes als ein Urlaub auf Pump: Das Bezahlen tut hier ganz besonders weh, weil der Urlaub längst vergessen ist, die Zahlungsverpflichtung jedoch bleibt!

  2. Eric B. sagt:

    Neben den Fehlern der neoklassischen Theorie und der neoliberalen Praxis krankt die Griechenland-“Hilfe” an drei Grundübeln, die auf deutsche Initiativen zurückgehen: 1. die Beteiligung des IWF, der nach seinen starren Regeln zusätzliche Garantiern von GR fordert; 2. der deutsche Glaube an die Märkte, die in Wahrheit gegen GR wetten; 3. das deutsche Dogma der unabhängigen Zentralbank, was derzeit zu einem Kleinkrieg zwischen Berlin und Frankfurt führt. Detailliert habe ich dies auf meinem Blog erklärt, siehe http://lostineurope.posterous.com/schauble-in-der-selbst-gemachten-schuldenfall

  3. Patrick sagt:

    Welch ideologischer Blödsinn.

    “ein nachhaltiger Bedeutungsverlust eines über Jahrhunderte elaborierten Gemeinschaftsgedankens.” -> Den über Jahrhunderte elaborierten Gemeinschaftsgedanken gibt und gab es in dieser Form in Griechenland schlicht nicht.

    “Die in diesem System verankerten Architekturen führen unweigerlich zu einer immer größeren Umverteilung von unten nach oben, zu einer Spaltung der Gesellschaft in der viele nichts und wenige viel haben.”

    1. Wenn dem so wäre, wäre das marktwirtschaftliche System ja bizarr ineffizient. Wie lange ist es her, seit die Marktwirtschaft in z.B. England relativ frei ist? Und wie kommt es, dass am Anfang die Ärmsten innerhalb des Systems durch ihre Arbeit kaum überleben konnten, heute jedoch die Ärmsten im System ohne zu arbeiten überleben?? Man sollte meinen, wenn das System diese Auswirkungen hätte, müssten heute Millionen Menschen in den westlichen Ländern kurz vor dem Verhungern stehen. Wo sind die?

    2. Rein historisch betrachtet, gab es früher Zeiten, in denen die Ärmsten den Reichsten gehörten.

    3. Ist es einfach mal eine Behauptung, die aber auch durch gar nichts substantiiert wird. Der Himmel ist grün, weil ich es so will.

    Der Systemfehler liegt übrigens gänzlich an einem anderen Ort. Aber man müsste jeglich ideologische Scheuklappen ablegen, um ihn zu erkennen.

    “Es ist naiv zu glauben, dass diese Verwerfungen früher oder später nicht zum Zusammenbruch ganzer Gesellschaftssysteme führen müssen.” In der Tat können griechische Verwerfungen zum Zusammenbruch des dortigen Gesellschaftssystemes führen. Politisch gewollt notabene. Keineswegs als Naturgesetz zu verstehen.

    “Die neoklassische Wirtschaftstheorie – und damit auch der Neoliberalismus – sind fundamental an der Empirie gescheitert.” Um dies zu behaupten, müsste man ersteres verstehen und zweites beweisen können…

    Die einfache Wahrheit lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Der Autor hat keine Ahnung, wovon er spricht.

    “Zu Recht, möchte man fast sagen. Denn zur Wahrheit gehört eben auch, dass es in erster Linie deutsche Geschäftsbanken sind, die ein Interesse daran haben, dass Griechenland zahlungsfähigbleibt. Um nichts anderes geht es bei den so genannten „Rettungs-“ und „Hilfs-“ Paketen. Die Griechen sollen weiter ihren Schuldendienst leisten können, die sozialen Kosten spielen bei diesen Taktierereien nicht die geringste Rolle.”

    Da hat der Autor mal vollkommen Recht. Und leider, da Griechenland in der EU ist, können sie nicht mehr selbt über ihr Schicksal bestimmen. Selbe Situation vor 15 Jahren hätte zu einer simplen Abwertung der Drachme geführt. Die Gläubiger hätten Haufen Geld verloren (zu Recht, ihr Risiko) und die griechische Wirtschaft wäre konkurrenzfähiger geworden, die Auswirkungen also bei Weitem nicht so dramatisch wie aktuell gesehen.

    Erst wenn man das aktuelle System grundlegend versteht, sollte man sich anmassen, darüber zu urteilen. Würde man es verstehen, könnte man vielleicht auch auf die wunden Stellen zeigen und müsste sich nicht mit Pauschalbehauptungen begnügen, die niemanden überzeugen, der nicht bereits schon missioniert ist. Wie gesagt, ich bin der Ansicht, dass die freie Marktwirtschaft in ihrer heutigen Ausprägung einen grundlegenden Fehler hat. Aber es ist sicher nicht der, dass dieses System (das, da natürlich entstanden, nicht ersetzt, nur leicht angepasst werden kann), per se Ungleichheit produzieren würde.

  4. Tobias und Patrick, Sie sollten sich mal in Ruhe folgenden Artikel durchlesen: http://www.dasdossier.de/magazin/wirtschaft/industrie-handel/wege-aus-der-europaeischen-krise

    Auch dieser Vortrag könnte Ihnen helfen ihre Grundnaivität zu überwinden: https://le-bohemien.net/2011/06/10/geisel-finanzmarktkapitalismus/

    Sehen sie es ein. Der Laden geht vor die Hunde. Ihr lautes Geplärre kann man wohl nur als panikartike Schockreaktion werten. Glauben Sie denn Griechenland bricht einfach so zusammen ohne dass dies Auswirkungen auf die gloable Finanzordnung und andere sehr labile Volkswirtschaften hat, Patrick? Sagt Ihnen der Begriff “Kettenreaktion” etwas?

    Haben Sie darüber hinaus mal in die USA geschaut? Unser Finanzsystem ist ein Schneeballsystem. Das sollte eigentlich für jeden klar erkennbar sein.

    Viele argumentieren dieser Tage allerdings nach dem Muster “Was nicht sein darf, kann nicht sein”. Patrick und Tobias….sie beide sind beispielhaft für diesen Typus!

    • Patrick sagt:

      Tag Herr Hauschild

      Sie sind also einer, die jeden Tag die Apokalypse erwarten? Können sie auch das genaue Datum berechnen? Oder muss ich ewig warten, bis ich ihnen sagen darf, dass sie die Naivität am falschen Ort vermuten?

      Dass dynamische Systeme auch einmal im Tal der Tränen stecken liegt in ihrer Natur. Stellen sie sich vor, der Begriff Kettenreaktion ist mir nicht gänzlich unbekannt. In normalen Zeiten hätte ein Zusammenbruch Griechenlands aber mit Sicherheit keine solche ausgelöst. Ich zweifle stark, dass dies heute der Fall wäre. 16 Mia. EUR in den Büchern deutscher Banken? Ich mache mir nicht die Mühe diese Zahl zu prüfen, aber es scheint mir verdammt wenig, um das deutsche Bankensystem in den Abgrund zu werfen. Liegt da nicht noch mehr rum?

      Und viele argumentieren seit langer Zeit: Morgen bricht das System zusammen und siehe da, es geschah nichts!

      Meinen sie mit Schneeballsystem den Geldmultiplikator oder was genau? Ausser Schlagworten sehe ich wenig Substanz. Nun ja, ich werde mir die Mühe machen, ihre Artikel mal zu lesen, empfehle ihnen dennoch, einmal zu versuchen, die Theorien der verteufelten Gegenseite zu verstehen. Ich nehme Argumente viel besser an, wenn sie nicht einfach pauschal daherkommen. Der Laden geht vor die Hunde, sehen sie’s ein… reicht einfach nicht….

      Schon nur wenn ich Finanzmarktkapitalismus – ein absolut ideologisch verbrämter Begriff – lese, kann ich mir die Pauschalität und Ahnungslosigkeit gut vorstellen, die mich da erwarten wird.

      Ich habe bereits zugegeben, dass die Theorien zur freien Marktwirtschaft gewisse Schwächen haben. Wenn sie diese nicht kennen und trotzdem versuchen herumzuschrauben führt das m.E. zwingend in eine unfreie, totalitäre Gesellschaft, wo entweder Leute wie Sie mir vorschreiben, wie ich zu leben habe oder umgekehrt. Etwas, das wir uns sicherlich beide nicht wünschen…

      • Nun gut, so gelesen kann ich Teile ihrer Reaktion verstehen. Allerdings soll der Artikel eben nicht umfangreich analystisch wiederholen, was wir hier schon seit langem schreiben. Schauen Sie sich einfach mal in unserem Archiv um, dort werden sie viele Artikel zum Thema finden, die sehr in die Tiefe gehen und Details des hier Geschriebenen analysieren. Manchmal ist es allerdings auch notwendig die Dinge einfach und schonungslos auf den Punkt zu bringen. So eine Zeit scheint nun gekommen zu sein.

        Des weiteren möchte ich betonen, dass ich nichts davon halte Begriffe wie Finanzmarktkapitalismus und Neoliberalismus in solchen Debatten zu verbieten. Jeder normale Mensch weiß im Grunde was mit diesen Begriffen gemeint ist und wenn man diese Begriffe verwendet heißt dies noch lange nicht, dass man irgendeiner Ideologie anhängt.

        Ein weiterer Punkt: Ich rufe hier keine Apokalypse aus und kann Ihnen auch keine Daten nennen. Ich kann Ihnen nur sagen, dass es am 19. Juni europaweite Großdemos gegen den Europakt geben wird.

        Denn während Sie glauben alles sei im Grunde super, organisieren sich längst hunderttausende Menschen, die die Schnauze voll haben. DAS ist der eigentliche Punkt, denn Wirtschafts- und Finanzsysteme basieren zu einem großen Teil auf Psychologie. Glauben die Menschen nicht mehr daran, verlieren sie an Funktionsfähigkeit. Genau dies sehen wir nun im großen Maßstab. Als Medium transportieren wir diese Stimmungen lediglich. Wir erzeugen sie nicht. Sie sind da und sie sind gewaltig und da hilft es auch nichts mit Zahlen um sich zu schmeißen. Ist nun mal so :-/

  5. Micha sagt:

    Super Kommentar;endlich mal auf den Punkt gebracht

  6. @ Patrick und Tobias

    “Sie sind also einer, die jeden Tag die Apokalypse erwarten? Können sie auch das genaue Datum berechnen? Oder muss ich ewig warten, bis ich ihnen sagen darf, dass sie die Naivität am falschen Ort vermuten?

    Dass dynamische Systeme auch einmal im Tal der Tränen stecken liegt in ihrer Natur. Stellen sie sich vor, der Begriff Kettenreaktion ist mir nicht gänzlich unbekannt. In normalen Zeiten hätte ein Zusammenbruch Griechenlands aber mit Sicherheit keine solche ausgelöst. Ich zweifle stark, dass dies heute der Fall wäre. 16 Mia. EUR in den Büchern deutscher Banken? Ich mache mir nicht die Mühe diese Zahl zu prüfen, aber es scheint mir verdammt wenig, um das deutsche Bankensystem in den Abgrund zu werfen. Liegt da nicht noch mehr rum?

    Und viele argumentieren seit langer Zeit: Morgen bricht das System zusammen und siehe da, es geschah nichts!”

    Dazu kann ich Ihnen nur folgende Analyse anbieten: http://www.youtube.com/watch?v=3Y1WLFr4lWU&feature=player_embedded

  7. “Ich habe bereits zugegeben, dass die Theorien zur freien Marktwirtschaft gewisse Schwächen haben. Wenn sie diese nicht kennen und trotzdem versuchen herumzuschrauben führt das m.E. zwingend in eine unfreie, totalitäre Gesellschaft, wo entweder Leute wie Sie mir vorschreiben, wie ich zu leben habe oder umgekehrt. Etwas, das wir uns sicherlich beide nicht wünschen…”

    Genau dieses zu postulieren ist für mich ideologisch verbrämt! Sind Sie ein Anhänger Hayeks? Das würde zumindest einiges erklären…

    • Patrick sagt:

      In der Tat kann ich mir kein anderes System vorstellen, bei dem gewährleistet ist, dass wir zwei einen Vertrag abschliessen dürfen, über dessen Inhalt wir frei entscheiden dürfen (sofern er nicht üblichen ethisch-moralischen Prinzipien widerspricht. Nicht, dass sie mir das unterstellen).

      Und weiter kann ich mir in der Tat nicht vorstellen, was Freiheit sein soll, wenn das Individuum dies nicht kann. Der ganze Rest, auch das was sie so stört, basiert zumindest für mich, genau auf dieser fundamentalen Freiheit.

      Nun lasse ich mich gerne belehren und bin gespannt.

      Eine Präzisierung noch zu meinem ersten Kommentar: Es ist sicher kein System, das Gleichheit produziert. Aus historischer Warte betrachtet, ist es aber das System, das am Meisten produziert, wodurch es in der Lage war, die Lebensumstände der Ärmsten der Bevölkerung deutlich zu verbessern.

  8. querdenker sagt:

    Was würden uns die Probleme von Griechenland jucken wenn wir nicht dieses unschöne Eu-System hätten? Garnichts! Also mein Vorschlag: Griechenland raus aus der EU oder Deutschland raus aus der EU. Ich finde die Zustände absolut nicht hinnehmbar, dass wir als Deutsche immernoch die Zeche für ganz Europa zahlen müssen. Das muss aufhören!

    • Also wir zahlen nicht die Zeche sondern als Exportland finanzieren wir unseren hohen Lebensstandard auf Kosten anderer. Der Mythos Deutschland wäre der arme Sünder wird von Springer, Spon und neuerdings auch von Frau Merkel verbreitet und führt im schlimmsten Fall zu Extremismus. Schauen sie doch mal wie hoffnungslos die Lage bei unseren europäischen Nachbarn ausschaut. 40% der jungen Menschen finden keine Arbeit, dortige Sozialsysteme existieren fast nicht mehr…alles aufgrund der hier dargestellten Mechanismen.

      Man sollte ohnehin nicht so sehr in Staaten denken bei dieser Sache. Fakt ist es findet eine Kapital- und Besitzkonzentration statt, über alle Ländergrenzen hinweg. Wer das nicht erkennt und stattdessen anderen armen Menschen die Schuld für die Missere gibt macht sich auf den Weg in eine neue Diktatur.

      Viel Spass dabei!

      • Patrick sagt:

        Da eine neue Front eröffnet wurde, komme ich nicht umhin, meinen Senf dazu zu geben:)

        Wenn Deutschland erfolgreich exportiert, heisst dies ja, dass die deutschen Produkte offenbar günstiger sind (Preis/Leistung), als die Konkurrenzprodukte. Weshalb sind die Produkte günstiger? An den Rohstoffpreisen wirds nicht liegen, an den Steuern wohl ebensowenig, es muss also so sein, dass Deutsche für ihr Gehalt effizienter arbeiten, als dies andernorts der Fall ist. Der Lebensstandard müsste also entweder in Deutschland nochmals deutlich höher werden (dann werden Produkte teurer und weniger gekauft, Exportüberschuss geht zurück etc.) oder in den anderen Ländern sinken halt die Gehälter (resp. wird fleissiger gearbeitet), wodurch dort die Produkte günstiger häufiger verkauft werden. Alles, hier oute ich mich und sie werden es gerne sehen, ceteris paribus natürlich.

        Deutschland hat, im Verhältnis zur südlichen Peripherie, folglich keineswegs einen zu hohen Lebensstandard.

        Das alles basiert natürlich auf der Annahme, dass Leistung bezahlt wird und werden sollte.

        Jetzt kann man wieder argumentieren, dem sei gar nicht so etc., aber ein konkretes Beispiel: In einem Entwicklungsland beobachtete ich einen halben Tag lang zwei Herren, die damit beschäftigt waren, ein Stämmlein von maximal 3 Metern Länge und 20cm Durchmesser mït Äxten in kleinere Stücke zu hauen. 2 Arbeiter, je einen halben Tag, also ein Manntag Arbeit wurde da benötigt. Ich schätze, hier hätte die selbe Aktion mit Hilfe einer Kettensäge ganze 5 Minuten benötigt. Der selbe Output benötigt also an verschiedenen Orten komplett anderen Input…

        Unter der Annahme, dass Leistung belohnt werden soll, würde es doch jeglicher Logik widersprechen, wenn die beiden Herren im realen Beispiel dasselbe erhielten wie ihr Gegenpart hier.

        Das mag unfair sein (Gleich ist es sicher nicht), aber wäre es nicht so, ist auch relativ einleuchtend, dass wir hier genauso lange benötigen würden wie da. Man kann auch sagen, die beiden Herren seien wenigstens glücklich, na dann, feel free…

        Zu Griechenland: Gäbe es die Drachme noch, wären die deutschen Produkte nach der notwendigen Abwertung der Drachme, derart teuer, dass sie in Griechenland nur noch in Notfällen gekauft würden. Hingegen wäre derart viel günstiger was aus Griechenland kommt, so dass der Exportüberschuss Deutschlands gegenüber Griechenland schmelzen würde, wie Butter an der Sonne. Das Problem ist jedoch, dass der Mechanismus eben derzeit nicht spielen darf, aus politischen Gründen.

        Es ist natürlich tragisch & gefährlich, wenn wie in Spanien derart viele Jugendliche keine Stellen finden können, aber einmal mehr suchen sie m.E. den Fehler am falschen Ort.

        Und ja, ich werde die Artikel lesen… aber damit es bei uns nicht endet wie in meinem Beispiel… braucht das noch kurz.

        Dort wo übrigens das System wirklich krankt, weil Geld fliesst ohne Leistung, sind Erbschaften. Erben verstösst krass gegen marktwirtschaftliche Prinzipien.

      • Axel Weipert sagt:

        “Man sollte ohnehin nicht so sehr in Staaten denken bei dieser Sache. Fakt ist es findet eine Kapital- und Besitzkonzentration statt, über alle Ländergrenzen hinweg.”

        Das ist ein ganz zentraler Punkt, denke ich: Viel Aufregung gründet sich ja darauf, sich umstandslos mit “seinem” Land, seiner Volkswirtschaft usw. zu identifizieren. Aber was hat ein Herr Ackermann mit einem Leiharbeiter für gemeinsame Interessen?

        Zu den Privatisierungen: Interessant und sehr sprechend sind ja die angedachten konkreten Umsetzungsformen. Das liefe dann auf eine von außen diktierte Politik und eine Entmündigung der Griechen hinaus. Allein das zeigt doch, dass hier knallharte Interessenpolitik gegen die Bürger betrieben wird.

        Aber davon mal abgesehen: ich glaube eigentlich nicht, dass wir gerade “die” Systemkrise erleben. Denn eines ist klar, jenseits aller positiven oder negativen persönlichen Einstellung: Der Kapitalismus hat sich immer wieder als bemerkenswert flexibel erwiesen. Gerade in Krisensituationen. Man denke nur an die Krise von 1929ff. Wie weit Reformen aber auch gehen würden – wenn sie eine progressive Tendenz haben sollen, muss das von den Menschen gewollt und erkämpft werden. Gerade weil, wie im Artikel ja schön dargestellt, der Neoliberalismus so tief verwurzelt ist in den Köpfen der Eliten.

  9. HeinerSelassi sagt:

    @Florian Hauschild Wenn man differenziert zu kommentieren als Wert an sich annimmt, muss man seine Ausdrucksweise unter die Lupe nehmen. “Also wir zahlen nicht die Zeche sondern als Exportland finanzieren wir unseren hohen Lebensstandard auf Kosten anderer.” Ein Staat besteht aus Menschen, die in ihm leben. Erst einmal zahlt der Steuerzahler die Zeche. Natürlich haben die Konzerne, Banken und deren willfährige Lakaien, unsere Politgangster, den € eingeführt, damit z. B. ein Land wie Griechenland unsere Exporte erwerben kann. Aber man muss differenzieren, wer davon profitiert und wer die Verlierer sind. Deutschland ist zum Billiglohnland verkommen und die Kaufkraft großer Teile der Bevölkerung ist kräftig gesunken. Profitiert haben nur die Konzerne und Banken.
    Ich gebe Ihnen recht hinsichtlich des Problems in Staaten zu denken. Konzerne, bzw. deren Repräsentanten, die Topmanager, und Bankster interessieren Staaten nicht. Sie interessiert nur Macht und Kapital.
    Und die gefährliche Konsequenz der Privatisierung der Infrastruktur haben Sie richtig beschrieben. Wer nicht pariert, der soll auch kein Wasser bekommen und sich gefälligst einen Brunnen graben. Die Verteilung von Kapital und Ressourcen geht eindeutig von unten (Prekariat) nach oben.

  10. Manfred Schumann sagt:

    Der Autor hat in jedem Punkt recht. Zuerst muß man sich fragen, wer Griechenland überhaupt in die EU geholt hat und warum. Der „kleine Normalbürger“ war das sicher nicht, dem sind allerhöchstens die „gewaltigen“ Vorteile der EU schmackhaft gemacht worden.
    Irgendwann war es dann soweit und eine mediterrane Fischer- und Vetterngesellschaft mit rudimentärer Industrie traf auf den globalen Kapitalismus. Der will nur verdienen und was für die Normalgriechen zuerst wie ein Vorteil aussehen mußte (billige Kredite usw. usf), erweist sich nun als tödlicher Strick, der ihnen die Luft abschnürt.
    Am Beispiel Griechenlands sieht man deutlich, was passiert, wenn sich ein Land – aus welchen Gründen auch immer – einer neoliberalen Ideologie unterwirft, die einzig und allein dem Profit verpflichtet ist. Allein die Diktion der EU-Strategen lässt erkennen, was wichtig ist: Zuallererst muß „Schaden von den Finanzmärkten“ abgewendet werden, die Menschen in Griechenland kommen darin überhaupt nicht vor.
    Der pure Kapitalismus hat natürlich auch früher nicht danach gefragt, ob jemand verhungert oder nicht. Erst der direkte Wettstreit der Systeme nach dem 2. WK brachte die entschärfte Spielart der „sozialen Marktwirtschaft“ hervor, die aber mit dem Ende des kalten Krieges wegen Überflüssigkeit wieder eingestampft wurde.
    Der gegenwärtig herrschende brutale Finanzkapitalismus und seine Ideologie vom unbegrenzten Wachstum sind verantwortlich für das, was mit Griechenland passiert. Mit dem Euro wurde das Land angefixt wie der Schüler auf dem Pausenhof, zuerst kostenlos, später will der Dealer natürlich sein Geld. Egal wie, und wenn Haus und Hof verkauft werden müssen.
    In dieser Phase befindet sich Griechenland und 99% seiner Menschen. Das Land wird ausverkauft, damit die Finanzmärkte befriedigt werden. Mission accomplished, zumindest profitmäßig.
    Man kann nur hoffen, dass die Griechen die Sache selbst in die Hand nehmen, bevor sie auf Jahrzehnte als Sklaven im eigenen Land leben müssen, das ihnen nicht mehr gehört.

    • Patrick sagt:

      @ Manfred: Nun klingt ihr Kommentar doch eher so, als wäre der griechische Beitritt zur EU die Ursache des Problems und nicht eigentlich das Wirtschaftssystem…

      Der tödliche Strick ist nur tödlich, weil Griechenland, da in der EU, nicht frei entscheiden kann… Andere Länder in derselben Situation hätten den Gläubigern längst die lange Nase gezeigt. Anders gesagt, anstatt den Strick einfach abzulegen, strampeln die Griechen, auf Aufforderung der EU, munter weiter bis in den wirtschaftlichen Tod.

      Nicht erst nach dem 2. WK kamen die ersten Elemente einer sozialen Marktwirtschaft ins Spiel. Wenn ich mich recht an den Geschichtsunterricht entsinne, gab es in Deutschland bereits unter Bismarck ein Rentensystem und vor dem 2. WK ein Arbeitslosengeld.

      Es gibt eigentlich eine ganz simple Lösung für das griechische Problem. Nämlich den Staatsbankrott.

      • Florian Popp sagt:

        Der tödliche Strick ist nur tödlich, weil Griechenland, da in der EU, nicht frei entscheiden kann… Andere Länder in derselben Situation hätten den Gläubigern längst die lange Nase gezeigt.

        Ähnlich wie die Südamerikaner in den 1970ern den USA, damals wie heute Haupthort des Finanzkapitalismus? Allende, oben rechts prangt er im Website-Header, hätte da sicherlich einen Erfahrungsbericht abzugeben… Ansonsten allerdings volle Zustimmung, die EU, unser Deutschland et al., sie hängen alle mit drin in dieser Konkursverschleppung.

        Was mich (und sicherlich noch einige andere) interessiert: die Rolle des bestehenden Geldsystems, dh. Geldschöpfung als Schuld, Zins und Zinseszins, im Rahmen der ganzen Misere. Ist da auf Le Bohémien eventuell nochmal was zu erwarten?

        Interessierte Grüße!

  11. Systemfrager sagt:

    Der Neoliberalismus | für Eilige
    Ein intellektuelles Verbrechen gegen die Menschlichkeit

    Die Bezeichnung neoliberal täuscht. Sie erweckt den Eindruck, es würde sich um eine Weiterentwicklung der ursprünglichen liberalen Theorie handeln. Davon kann keine Rede sein. Wir werden in den nächsten Beiträgen zeigen, dass der Neoliberalismus etwas völlig anderes ist. Er ist in theoretischer Hinsicht ein akademischer Müll, in politischer Hinsicht eine rechtsstaatlich organisierte Räuberei und in ethischer Hinsicht ein sozialer Genozid. Knapp gefasst: Der Neoliberalismus ist ein geistiger Kannibalismus. Als solcher ist er ein kompletter Verrat am ursprünglichen Liberalismus, der sich den humanistischen und aufklärerischen Idealen der europäischen Moderne verpflichtet sah.

    zum Verzeichnis >>>

  12. Mitz sagt:

    Die Diskussionsbeiträge sind bei diesem Thema offenkundig von ausführlicherer Natur. Aufgrund meiner etwas knappen verfügbaren Zeit habe ich darum u.U. nicht alles Details der bisherigen Beiträge bei meinem bescheidenen Beitrag zugrundegelgt und bitte, mir dies schon vorab nachzusehen.

    Statt einer ausführlichen Antwort möchte ich mich an einiger loser Punkte annehmen, die meiner Meinung nach nicht angemessen erfasst wurden.
    In den jüngsten Beiträgen wird das Exportthema angesprochen, genauer der deutsche Export auf Kosten anderer Nationen. Nun, diese Interpretation ist v.a. im deutschen Kontext schlicht falsch und verkennt die Zusammenhänge der Exportwirtschaft. Ganz grundsätzlich vorweg: Exporte werden niemals erzwungen, man bietet Waren an, die im Ausland gekauft werden können(!) oder eben nicht. Das Ausland wird dieses Angebot dem heimischen dann vorziehen, wenn es billiger und/oder qualitativ besser ist. Der Mechanismus, der diese Entscheidung beeinflusst, könnte vom Exportland exogen beeinflusst werden. China z.B. tut dies, indem es seine Währung auf einer Bewertung unterhalb der Parität hält – in Deutschland ist das nicht der Fall.
    Wenn nun also das aus dieser Sicht exogene Mittel zur Exportförderung nicht zutrifft, so bleiben für die deutschen Exporte nur wettbewerbliche Gründe (Stichwort Produktivität). Das hat in der Tat dann doch etwas mit den Kosten anderer zu tun – die sind nämlich offenbar einfach zu hoch.

    Obwohl ich einige Passagen des Ausgangsbeitrags mit eher flachen Parolen versehen finde, hat Herr Hauschild in einem Punkt auf gewisse Weise dennoch Recht. Griechenland für sich betrachtet wird nicht durch Sparanstrengungen gesunden können. Insofern wäre eine Inflationierung der griechischen Schulden vermutlich der einzig gangbare Weg. Inflationierung wäre aber nur im gesamten Euroraum möglich (die weitere Mitgliedschaft vorausgesetzt). Also ist die Betrachtung der Schuldenstände auf eine europäische Ebene zu heben. Ähnlich den bundesdeutschen Föderalismus befinden wir uns in Europa ohnehin bereits mitten in der Transferunion und eine europaweite Schuldenbetrachtung ist somit angebracht.
    Aus dieser Perspektive ist das so hektisch diskutierte Problem allerdings vollkommen überbewertet. Sparmaßnahmen in überschaubarer Höhe würden auf europäischer Ebene in wenigen Jahren ausreichen, die Inflationierung läge etwa auf dem ohenhin angestreben Niveau von rund 2%.

    Es werden im Ausgangsartikel zudem einige Punkte miteinander vermengt, die zusammen nicht schmecken. So hat die Situation in Irland beispielsweise nichts mit derjenigen in Griechenland oder Spanien gemein. Irland hatte eine hohe Wettbewerbsfähigkeit, die es mit niedrigen Steuern subventionierte. In die Schuldensituation kam das Land daher infolge der Rettung (unfähiger) irischer Banken, die den von geringen relativen Steuereinnahmen geprägten Haushalt überforderten. Griechenland ist trotz geringer relativer Steuereinnahmen nicht wettbewerbsfähig, da sich mit ihnen nicht einmal subventionierende Effekte verbanden.
    Einem unproduktiven Arbeiter leiht man kein Geld zum Aufbau einer Fabrik, da sie am Markt keine Chance hat. Entsprechend teuer sind die Kredite. Das ist für Banken in Boomzeiten attraktiv, da im boomenden Umfeld auch schwache Arbeiter/Fabriken mitschwimmen und vom verdienten Liquiditätsfluss leben können, so dass die Banken relativ gefahrlos hohe Zinsen verdienen. In der Krise wird dieser Liquiditätsfluss durch die wegbrechende Nachfrage unterbrochen. Starke, wettbewerbsfähige Spieler hätten dann lediglich ein Liquiditätsproblem, das (aufgrund der vorhandenen Sicherheiten und bei entsprechend teureren Konditionen) überbrückt werden kann. Schwache Spieler jedoch haben ausschließlich vom Liquiditätsfluss gelebt und stehen bei dessen Ausbleiben unmittelbar vor dem Schuldenproblem – in dieser Situation ist Griechenland.

    Das alles hat weder etwas mit Umverteilung noch mit Neoliberalismus oder Sozialromantik zu tun. Es geht schlicht um die Frage nach Wettbewerbsfähigkeit sowie guten und schlechten Schuldnern. Für eine wirtschaftstheoretische Grundsatzdiskussion, lieber Herr Hauschild, eignet sich dieses Thema leider nicht.

    • Danke für die theoretischen Einwände und Präzisierungen, Herr Schmidt. Doch ist längst die Zeit der Praxis gekommen, die wie Sie feststellen werden, die Theorie nun zunehmend überrollt. Theorie ist langsamer als Praxis, um es einfach auszudrücken.

      Ich finde es regelrecht bizarr, dass einige Theoretiker nun sagen es wäre theoretisch gar nicht erklärbar, dass der ganze Haufen nun abbrennt, während er längst Feuer gefangen hat.

      Entweder stimmt die Theorie nicht oder die Praxis stimmt nicht. Jeder sollte das für sich selbst entscheiden. Ich wünsche jedem ein möglichst ruhiges Erwachen.

      • Mitz sagt:

        Dein Einwand zu Theorie und Praxis zeigt auf, woran Eure Diskussion an dieser Stelle krankt. Hier werden grundverschiedene Dinge in einen Topf geworfen, die dort einfach nicht zusammen hineingehören. Auf Basis einer solchen Gemengelage kann man dieses Thema weder erfassen noch angemessen diskutieren.
        Entsprechend kommst Du völlig verkürzt zu dem Schluß, “dass der Haufen nun abbrennt”, die in dieser Kürze einfach nicht richtig ist. Du selbst hast diese Diskussion am Griechenlandbeispiel angehängt. Wenn Du Dir mal die Fakten betrachtest und etwas wegkommst von der allgemeinen Panikdiskussion – soweit ich Dich verstanden habe, ist das der Anspruch, den Ihr hier stellt – dann kann man nur zu dem Schluß kommen, dass das europäische sog. ‘Schuldenproblem’ kein apokalyptischer Vorbote ist sondern lediglich ein völlig harmloser Schuldenzyklus!

        Ähnlich dem deutschen Föderalismus sind wir in Europa doch längst in einer Transferunion. Betrachtet man also den aggregierten europäischen Schuldenstand, so wird aus dem medialen Elefanten die sprichwörtliche Mücke. Um das Defizit der Region Europa bis 2013 auf 3% des nominalen GDP zu drücken, müssten insgesamt knapp 250Mrd.€ gespart werden. Das entspricht lediglich 2,7% des letztjährigen GDP bzw. 0,9% pro Jahr – wo ist das Problem?

        Das Problem ist – und das ist der Grund, warum diese Diskussion sich eben nicht für eine wirtschaftspolitische Grundsatzdiskussion eignet – politisch. Die Politik nämlich traut sich bislang nicht, zu der längst begonnen Transferunion zu stehen und hält deshalb die nationalstaatliche Betrachtung der Griechenlandschulden aufrecht.

        Die direkte Antwortfunktion geht irgendwie gerade nicht, deshalb antworte ich in deinem Post:
        Die Dinge gehören per se zusammen weil sie Teil der komplexen sozialen Welt sind, die angesichts der Ereignisse nun vor einem tiefgreifenden Wandel steht. Zu glauben diese Dinge würden sich nicht alle interdependent beieinflussen zeugt von einer sehr starken theoriegeleiteten Realitätsverweigerung. Die Fakten sind doch eindeutig: Die Menschen sind unzufrieden und gehen europaweit zu Hunderttausenden auf die Straßen, Das Finanzsystem steht aufgrund von zig Gründen kurz vor dem Kollaps, damit auch die Sozialversicherungssysteme, die Währungen und und und…schließlich auch die politische Stabilität. Nur wenn man die soziale Realität als ganzheitliche globale Realität begreift kann man sie richtig verstehen. Neoklassische Wirtschaftstheorie reicht hierfür einfach nicht aus. Es geht weder um Panikmache noch um Apokalypse. Es geht einfach darum anzuerkennen, dass wir gerade einen tiefgreifenden Wandel unserer Gesellschaftsordnung erleben. Wohin das gehen wird ist offen und liegt an uns Akteuren. Jeder der diesen Wandel nicht erkennt, diskrediert sich jedoch selbst dafür wenn es darum geht diesen Wandel mitzugestalten.

      • Mitz sagt:

        Lieber Florian, ich Antworte auf Deinen Einwurf in meinem Post dann nochmal kurz an dieser Stelle:

        Hinter Deinen schönen Formulierungen und wenig subtilen Angriffen auf meine Bereitschaft Realitäten anzuerkennen, verbergern sich leider nur schlichte Beobachtungen. Natürlich gehen Leute auf die Straße, weil sie das Gefühl haben, es läuft etwas falsch. Ich dachte, es ginge in dieser Diskussion darum, zu argumentieren, ob und an welchen Stellen dieser Eindruck stimmt bzw. wo die Gründe liegen.
        Dass Du die faktischen Zahlen keiner Bemerkung würdigst zeigt daher, warum sich dieser Austausch hier nur um sich selbst dreht. Theorie und Fakten gehören in der Tat zusammen.
        Vielleicht habe ich in der Tat den Anspruch und das Ansinnen dieser Diskussion verkannt, da ich annahm, es ginge um eine fachliche, gerne auch laienhafte Erörterung des Themas bzw. der Suche nach Gründen. An einem rein sozialromantischen Austausch, der sich mit plakativen Begriffen den Anstrich einer Diskussion gibt, bin ich in der Tat nicht interessiert.

        Antwort:

        Mitz, woran es liegt dazu haben wir hier den ganzen Blog voll…seit Ewigkeiten schon erörtern wir und andere in aller Detailtiefe die Hintergründe. Aber darauf hören ja die ach so schlauen Ökonomen der Neoklassik nicht und folgen lieber ihrer stumpfsinnigen, realitätsvereinfachenden und in der Empirie schlichtweg widerlegten Theorie bis es völlig absurd wird. Nur weil der Artikel nun mal – angesichts der brisanten Entwicklung der Weltlage – nicht all das widerkäut heisst das noch lange nicht, dass das hier Gesagte nicht auf tiefen Analysen beruht. Und was soll das bitte mit Sozialromantik zu tun haben? Ich sage weder, dass es nun zwangsweise besser wird noch dass ich ein Konzept für die Zukunft in der Hinterhand hätte.

        Ideologisch bessesen sind eher die Neoklassiker, die oft ja nicht einmal wissen dass ihre Art die Welt zu begreifen sie selbst und andere in den Abgrund reißt. Wer früher aufwacht ist übrigens im Vorteil. Also sieh ein, dass die alte Theorie nicht mehr stimmt und lass dich auf eine neue Sicht auf die Welt ein. Selbst Frank Schäffler, MdB und Finanzexperte von der FDP scheint sich auf den Weg zu machen: http://www.frank-schaeffler.de/bundestag/initiativen/1635

      • Mitz sagt:

        Und nochmal zum Herrn Hauschild:

        “Wenngleich Axel Weipert all dies umfangreich beschreibt, vermisst der Leser doch den Blick auf die tieferen Ursachen der so genannten „Euro-Krise“. Diese Lücke soll – beginnend mit einem Blick auf Griechenland – hier geschlossen werden.” (Zitat Hauschild im Ausgangspost).

        Die Suche nach tieferen Ursachen also wolltest Du hier unternehmen? Fulminant gescheitert.
        Wer die Suche schon nach der Beschreibung von Symptomen abbricht, der kann auch nicht auf ein anderes Resultat hoffen.

        Die Ausnahme bilden hier einige Posts im Zwischenteil, die sich immerhin die Mühe machen, über die Beschreibung eines allgemeinen Unwohlseins hinauszugehen – die sind allerdings nicht von Dir, Herr Hauschild.

        Du wirst also nicht nur meinen, nein, Du wirst selbst Deinen eigenen im ersten Satz formulierten Ansprüchen mit Ausschweifungen ohne jede Faktengrundlage nicht gerecht .
        Sozialromatisch ist in meinen Augen, sich über gesellschaftliche Probleme zu unterhalten und ernsthaft zu glauben, allein durch das ‘drüber-reden’ würden sich Einsichten ergeben.

        Da Du offenkundig die gleich zu Beginn Deines Artikels geäußerte Messlatte grandios gerissen hast, wundert es nicht, dass Du auf Fakten keinen Wert legst.
        Die in Deiner Antwort an mich erwähnten Fakten jedenfalls konnte ich nicht entdecken – und Du wirst nicht ernsthaft erwarten, dass man sich die irgendwo in Deinem Blog zusammensucht. Das wäre ebenso schlechter Stil wie es der Versuch ist, unliebsame Beiträge, die nicht Deinem persönlichen ‘Der Haufen brennt’-Konsens entsprechen, mit Realitätsferne zu diskreditieren.

        Antwort:
        Über 40 Kommentare hier und fast 200 bei der Zweitveröffentlichung beim Spiegelfechter sprechen für sich. Du kannst ja gerne mal versuchen ob deine Thesen auf entsprechende Resonanz stoßen und einen Gastartikel schreiben. Und übehaupt: Was ist das bitte für ein flegelhaftes Verhalten von mir nun die Erklärung der Welt zu erwarten. Mach dir doch selbst die Mühe und such die dir fehlenden Informationen zusammen. Links und Ansatzpunkte dazu gibts hier – und auch an anderer Stelle – zu Hauf.

        Darüber hinaus mache ich die Arbeit hier ehrenamtlich. Was fällt dir also bitte ein auch noch Ansprüche zu stellen. Sei froh, dass ich dich überhaupt mit Information bereichere, anstatt dann noch rumzujammern diese Information würde nicht weit genug gehen. Unglaublich!!! ;-)

    • Florian Popp sagt:

      Einem unproduktiven Arbeiter leiht man kein Geld zum Aufbau einer Fabrik, da sie am Markt keine Chance hat. Entsprechend teuer sind die Kredite. Das ist für Banken in Boomzeiten attraktiv, da im boomenden Umfeld auch schwache Arbeiter/Fabriken mitschwimmen und vom verdienten Liquiditätsfluss leben können, so dass die Banken relativ gefahrlos hohe Zinsen verdienen. In der Krise wird dieser Liquiditätsfluss durch die wegbrechende Nachfrage unterbrochen. Starke, wettbewerbsfähige Spieler hätten dann lediglich ein Liquiditätsproblem, das (aufgrund der vorhandenen Sicherheiten und bei entsprechend teureren Konditionen) überbrückt werden kann. Schwache Spieler jedoch haben ausschließlich vom Liquiditätsfluss gelebt und stehen bei dessen Ausbleiben unmittelbar vor dem Schuldenproblem – in dieser Situation ist Griechenland.

      Und da haben wir’s: Das Problem dahinter ist das Wirtschafts- und Geldsystem selbst, inklusive unserer Vorannahmen über “Gewinn”, “Profit”, “Kosten” etc. etc.

      Das alles hat weder etwas mit Umverteilung noch mit Neoliberalismus oder Sozialromantik zu tun. Es geht schlicht um die Frage nach Wettbewerbsfähigkeit sowie guten und schlechten Schuldnern. Für eine wirtschaftstheoretische Grundsatzdiskussion, lieber Herr Hauschild, eignet sich dieses Thema leider nicht.

      Aber im Gegenteil: Es eignet sich genausogut wie alles andere für eine Grundsatzdiskussion, nämlich diese: In was für einer Welt, unter was für Bedingungen und unter wessen Knute wollen wir eigentlich leben? Überall wid diese Frage mittlerweile gestellt, nicht nur in Griechenland – es steht Le Bohémien gut zu Gesicht, sich ihrer auch anzunehmen.

      • Mitz sagt:

        Herr Popp, ich kann das von Ihnen unterstellte wirtschafts- und geldsystemische Problem hinter meinem Arbeiter-Kredit-Beispiel nicht erkennen.
        Der Arbeiter selbst kann seine Fabrik nicht vorfinanzieren und braucht deshalb einen Kredit – und diesen wird ihm jeder vernünftig denkende Mensch nur dann gewähren, wenn dieser Arbeiter produktiv ist und seinen Kredit folglich zurückzahlen kann.

        Wohlgemerkt ist nicht nur die heute so schlecht gelittene Bank an Gewinnen aus dieser Transaktion interessiert sondern auch der Arbeiter, dessen Position die Mehrheit der hiesigen Diskussionsteilnehmer zu vertreten glaubt. Jawohl, auch der Arbeiter strebt nach Profit seiner Arbeit – er öffnet seine Fabrik letztendlich nur, um daraus Gewinne zu entnehmen, die ihm seinen Lebensunterhalt finanzieren. Nichts anderes tut die Bank.

        Warum sich das Gesamtthema ‘Schulden in Europa und Griechenland’ nicht für eine Grundsatzdiskussion eignen, ergibt sich aus den Fakten, die Sie in meiner Antwort an Herrn Hauschild finden:

        “Ähnlich dem deutschen Föderalismus sind wir in Europa doch längst in einer Transferunion. Betrachtet man also den aggregierten europäischen Schuldenstand, so wird aus dem medialen Elefanten die sprichwörtliche Mücke. Um das Defizit der Region Europa bis 2013 auf 3% des nominalen GDP zu drücken, müssten insgesamt knapp 250Mrd.€ gespart werden. Das entspricht lediglich 2,7% des letztjährigen GDP bzw. 0,9% pro Jahr – wo ist das Problem?
        Das Problem ist – und das ist der Grund, warum diese Diskussion sich eben nicht für eine wirtschaftspolitische Grundsatzdiskussion eignet – politisch. Die Politik nämlich traut sich bislang nicht, zu der längst begonnen Transferunion zu stehen und hält deshalb die nationalstaatliche Betrachtung der Griechenlandschulden aufrecht.”

        Natürlich kann man immer und alles grundsätzlich diskutieren. Ich tue das selbst auch durchaus gerne – aber wenn man die Fakten dabei völlig vergisst, verfehlt man schlicht das Thema. Soll es einfach nur darum gehen, sich gegenseitig in einer wohlgemeinten These ‘für den kleinen Mann’ (verzeihen Sie mir die arg verkürzte Kategorisierung) zu bestärken ist das in Ordnung. Eine zielführende Diskussion jedoch wäre das nicht – und Sie suggerieren diese Tendenz in Ihrer Frage, “unter wessen Knute wir eigentlich leben” wollten – korrigieren Sie mich, wenn ich irre.

        Eine Diskussion, die das System “Bank”, “Kapitalismus”, “Neoliberalismus” oder wie immer die mittlerweile Schimpfworten gleichkommende Bezeichnung lauten mag, einfach ob seiner Existenz ablehnt, darf kein Gehört einer Mehrheit finden, da ihre Ergebnisse für alle von Nachteil wären – für die Bank ebenso wie für den Arbeiter.

        Auch hier wieder im Post:

        Der Artikel heißt ja auch “Das System krankt” nicht “Eignet sich der Fall Griechenland für eine Grundsatzdiskussion”. An den Fakten vorbei. Dass ich nicht lache. Fakt ist doch, dass die Ergebnisse des Status quo jetzt schon nicht mehr der Mehrheit zu Gute kommen. Aber das erkennt man eben nicht wenn man nur in ökonomischen Kennzahlen denkt und sich nicht mit der Lebenswirklichkeit der Menschen auseinander setzt. Daran krankt fast der gesamte Berufsstand der so genannten Ökonomen und genau dies bringt das jetzige System ins Grab. Genau jetzt. In diesem Moment.

  13. salvatore sagt:

    Ein griechischer Staatsbankrott ist offensichtlich wirtschaftspolitisch nicht erwünscht. Wie sollte denn dann eine Umverteilung von unten nach oben (umgangssprachlich Privatisierung genannt ) von Statten gehen?

  14. salvatore sagt:

    “die das System in dieser Form überhaupt nicht überleben kann.”

    Das wäre das Positive daran.

    • Ich wäre mit so einer Wertung sehr vorsichtig, denn viele Menschen sind bezüglich der Vorgänge sehr, sehr ignorant. Viele sind zu faul geworden, denken es entwickelt sich schon von alleine zum Guten und man muss nur abwarten bis man gesagt bekommt, was passiert ist.

      Diese zivilgesellschaftliche Faulheit, diese ganz und gar skandalöse und empörende Ignoranz ist das eigentlich Gefährliche an der Sache. Glücklicherweise begreifen das aber gerade immer mehr Menschen.

      Alle anderen sollen sich weiter fett fressen und Topmodels gucken! (Meine Meinung)

  15. Griechenland ist de facto zahlungsunfähig. So wie es zu Beginn der Krise auch viele Banken, allen voran der HRE war.
    Im herrschenden System gibt es ein ausgezeichnetes, bis in seine letzten Tiefen durchdachtes und bestens organisiertes Instrument für Fälle der Zahlungsunfähigkeit: Die Insolvenz!
    Die Insolvenz – nennen Sie es meinetwegen “Umschuldung”, “Haircut” oder wie immer Sie es wollen – ist die einzige und letzte Chance, aktiv gestaltend die Krise zu meistern und ohne leidvollen Zusammenbruch den Weg in eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus zu finden.
    http://www.humane-wirtschaft.de/zeitschriftenarchiv/ausgaben-2009/?page_id=1991

  16. Nick sagt:

    “Das System” meint wohl eher ein Prinzip, als ein faktisches Geflecht von Wechselwirkungen, denn finanzielle Systeme gibt es viele und die Etikettierung, ob “Neoliberalismus” oder “Freie Marktwirtschaft” oder “Keynesianismus” etc. ist nachgerade schon egal.
    Das Prinzip ist krank im doppelten Sinne: kybernetisch und ethisch.
    Kybernetisch, weil ein auf Exponentialität basierendes System, wie alle kapitalistischen Systeme es darstellen aufgrund des Zins- und Zinseszins-Effekts, in einem begrenzten Ressourcenraum IMMER seine Grenzen finden MUSS und WIRD.
    Ethisch, weil es kein überzeugendes Beispiel dafür gibt, dass Kapitalismus, gleich welcher Prägung, seine Allheilsversprechen eingelöst hätte und dies unter besonderer Berücksichtigung der Tatsache, dass materieller Gewinn immer zu Lasten eines anderen Systembeteiligten (siehe Arbeitslöhne versus Unternehmerprofit; siehe Machtverteilung in sogenannten “demokratischen” Systemen) oder eines in/direkt betroffenen anderen Systems gehen MUSS. (Ich kann zwar dafür sorgen, dass alle Menschen auf diesem Planten gleichberechtigt und optionsäquivalent Auto fahren können, aber dies wird nicht vereinbar sein mit den ökologischen Stabilitätskriterien)
    Der Hinweis auf miserable Zustände vor der Einführung solcher maximal-abstrahierten Tauschordnungen, wie Geldsysteme es ja nun mal darstellen, ist illegitim, weil es lediglich in den meisten Fällen eine Verschiebung der Macht und des Besitzes von feudal-adeligen Repräsentanten hin zu kaufmännisch-bürgerlichen gab (siehe z.B. auch Verhältnis Kaiser Karl V : Jacob Fugger u.ä.).
    Der viel gepriesene Anstieg komfortablerer Lebensumstände ist aber zu keinem Zeitpunkt kapitalistischen Umtrieben geschuldet, sondern Erfindergeistern und den durch sie wachsenden technischen Möglichkeiten, die aber in der Nutzung durch das Kapital immer und ausschliesslich zuvörderst der Profitorientierung zugedacht waren und erst nachrangig, eher zufällig willkommen, weil proletariatsbesänftigend, dem Wohl der Gesellschaft!
    Und auch die vermeintliche Verbesserung betraf ja auch lange Zeit selbst in den ur- und rein kapitalisitischen Systemen keineswegs die Arbeiterbevölkerung- (siehe Manchesterkapitalismus ehemals oder aktuell in den “neokapitalistischen” Regionen Indien/China-Kapitalismus heute-, sondern war sehr lange auch dort nur den Privilegierten zugänglich.
    Der allgemeine Wohlstand im Nachkriegsdeutschland ist ausschliesslich der Tatsache geschuldet, dass sich Deutschland komplett “runderneuern” konnte und der Wohlstandskonsum ja zwingender Bestandteil des Wachstums gewesen ist.
    Bei zunehmender Marktsättigung im eigenen Land muss dann folgerichtig exportiert werden.
    In der dort wesentlich stärker anzutreffenden und von Kapitalismusgefällen gezeichneten Konkurrenz gibt es a) Preiskämpfe und b) irgendwann auch wieder eine Sättigung (sei es durch Erschöpfung von materiellen Ressourcen oder Konsumentenkapazitäten).
    Wer dieses System also verteidigt, verteidigt den Irrwitz und die Irrlehre vom “Freien Markt” und vom allgemein möglichen Wohlstand.
    Dieser ist zwangsläufig immer nur periodisch verfügbar (siehe etwa Idee des Kondratieff oder Innovationszyklen durch diverse Katalysatoren wie Erfindungen, Kriege, Katastrophen…), nie für alle gleichzeitig (des einen Mehr ist des anderen Weniger) und absehbar endlich (geschlossene Systeme wie dieser Planet lassen auf Dauer nur zyklische Systeme zu, keine exponentiellen).
    Fazit: Ohne neues Bescheidenheitsdenken wird es für alle katastrophale Folgen haben, da sich nicht nur der Kapitalismus exponentiell verhält, sondern auch die Wechselwirkungen desselben in seinen negativen Folgen.
    Alles andere ist Augenwischerei und zeugt m.E. von unverantwortlicher Gesundbeterei eines von Haus kranken Gedankens.

  17. matt_us sagt:

    Lieber Florian Hausschild

    Weisst Du dass der Spruch “lieber ein Ende mit schrecken als ein Schrecken ohne Ende” mit dem Dein Artikel aufhoert, nicht nur totaler Quatsch ist, sondern der Wahlspruch alle CDS Investoren die auf die Pleite Griechenlands setzen.

    Das weiss doch jeder!

    Jetzt mal eine kurze Frage. Gehoerst Du dazu, zu denjenigen die finanziell von einer Umschuldung Griechenlands profitieren wuerden. Auch im weistesten Sinne, Koenntest DU dir vorstellen, dass es Interessen gibt, die so eine Panik, die Du hier machst (auch in Deinem Blog – profitieren koennten?

    Oder hast Du vielleicht konkrete Loesungsvorschlaege. Hab ich aber. Schau mal hier, dann wirst Du sehen, dass solche Panikmache doch wohl total fehl am Platz.

    Schaut mal auf die Konkurrenz, weissgarnix.de, liebe Spiegelfechterfreunde.(da wollte ich es auch veroeffentlichen aber da haengt es fest)

    Was da so vorgeschlagen wird (in der Diskussion) ueber verschiedene Geldsysteme, und wie es Griechenland helfen koennte. Und denkt mal darueber nach.

    http://www.weissgarnix.de/2011/06/05/marchenonkel-straubhaar-erzahlt-uns-was-von-der-stadt/#comment-115861

    Und uebrigends. Irlands Zentralbank gibt sich schon lange Geld fuer nichts heraus. Zinsfrei. 51 Mrd. Spart also 3 Mrd Zinsen jedes Jahr, die sonst and die Finanzbranche abfliessen wuerden. Hat nur noch keiner mitbekommen.

    http://www.weissgarnix.de/2011/06/11/eine-kreditkrise-im-land-daneia/#comment-116585

    Solche Sachen sind natuerlich relevant, in einer Debatte ueber oekonomische Probleme.

    Es muessen oekonomische Vorschlaege gemacht werden, von Oekonomen, oder Leuten die verstehen welche oekonomischen Forderungen Bloedsinn sind, und welche nicht. Und die was von Finanzmaerkten verstehen. Und wo Systemaenderungen noetig sind. Welche Qualifikation hast Du dafuer, lieber Florian?

    Hier ein paar Vorschlaege von mir. (Meiner Ansicht nach ist die Spekulation mit Credit Default Swaps, die auf die Pleite der Europeripherie setzen ein Hauptgrund fuer die Krise. Ueber 80 Mrd brutto sind auf die Pleite gesetzt (brutto) und die Spekulanten wollen alle gerne ausbezahlt werden. Wenn nicht umgeschuldet wird, ist das Geld weg! Also wird laut nach Umschuldung gerufen. Deshalb kommen CDS hier im Loesungsansatz des oefteren vor.)

    1.) Vermoegenden Griechen besteuern (280 Mrd in der Schweiz)

    2) langfirstigen Kredit gewaehren, mit dem man Griechenland vom Markt nimmt (350 Mrd zu 3% ueber 30 Jahre)

    3) CDS besteuern (Einmalig 20% vom Nominalwert fuer Ausgeber und Kaeufer – rund 10 Mrd Dollar nur fuer Griechenland CDS kaemen da zusammen, wenn wir davon ausgehen, dass 50% aller CDS in Europa gehalten werden). Wird am 1. Juli eingefuehrt.

    4) Auflage dass CDS sofort mit Anleihen gedeckt werden muessen, ab 1. Juli. Das fuehrt zu ungeheimer Nachfrage nach Anleihen. Griechenlandanleihen ziehen an im Preis. Griechenlandrenditen fallen von 15% auf 4%.

    5) Ab Januar 2012 werden CDS verboten. Damit niemand mehr damit spekuliert. Die gab es vor 10 Jahren noch nicht, warum also sollten die zugelassen werden.

    6) Einfuehrung von 3% Finanztransaktionssteuer Europaweit, ab Januar 2012.

    7) Einfuehrung von Europaweiter Millonaervermoegensteuer 3-5%, die nur dazu genommen wird die Staatsschulden abzubauen, damit man nicht immer das Geplaerre der Reichen hoeren muss, sie muessten zu viel Steuer zahlen, weil die Staatschulden zu hoch sind.

    8) Dann zusaetzlich noch, wie kann man Leistungsbilanzen ausgleichen? Auch durch Urlaub, den wir in den Europeripheriestaaten machen koennten. Der Staat gibt uns 1.500 Euro, jedem von uns, um in der Europeripherie Urlaub zu machen. In der Nebensaison (im Sommer ist es zu voll). Kosten genau 120 Mrd Euro. Koennte man einen Teil Millionaervermoegensteuer fuer benutzen, anstatt Staatsschulden abzuzahlen.

    Wuerde zu unheimlichen hohem realen Wachstum in der Europeripherie fuehren, die ja alle Touristenziele sind.

    Genau solche Vorschlaege sind konkret realisierbar. Nateurlich muesste man wollen!

    Wuerdest Du die unterstuetzen – Florian?

  18. Es steht mehr auf dem Spiel als Griechenland. Auf dem Spiel steht das Gestaltungsmonopol der Regierungen. In den Demokratien der Welt verfestigt sich das Gefühl, dass die Politik dem globalen Casino-Kapitalismus ohnmächtig
    gegenübersteht.

    In den achtziger Jahren setzte sich der Neoliberalismus durch, in
    vielen Ländern der Welt, überall mit dem gleichen Ergebnis: Die
    Wachstumsraten stiegen, die Unternehmungsgewinne explodierten, neue
    Technologien eroberten die Märkte. Doch gleichzeitig wuchs die Kluft
    zwischen Arm und Reich; weltweit stiegen die ökologischen Kosten eines
    Wachstumsprozesses, der immer mehr Ressourcen verschlang. Statt
    gegenzusteuern, verteidigten die meisten Wirtschaftspolitiker die
    Freiheit des Marktes gegenüber der Politik. Dies war der erste große
    Schritt weg vom sozial gebändigten Kapitalismus.

    Der Kapitalismus hatte gesiegt. Die Wirtschaftspolitiker aller Länder
    vereinigten sich und bauten (fast) alle Grenzen und Kontrollen für das
    Kapital ab. Jetzt konnte sich der Flaschengeist des Kapitalismus so
    richtig austoben- und er tat dies weidlich.
    Der heutige Kapitalismus ist zu einem Spielcasino verkommen. Der
    Finanzmarkt ist getrieben von Gier. Es wird in einem Ausmaß
    spekuliert, das katastrophale Auswirkungen hat. Das sind alles Dinge,
    mit denen es ein Ende haben muss!!
    Nur wer beendet dieses Spielcasino?

  19. Manfred Schumann sagt:

    @Mitz
    13. Juni 2011 um 16:27

    Und nochmal zum Herrn Hauschild:
    …Die Suche nach tieferen Ursachen also wolltest Du hier unternehmen? Fulminant gescheitert.
    Wer die Suche schon nach der Beschreibung von Symptomen abbricht, der kann auch nicht auf ein anderes Resultat hoffen.

    Da Du offenkundig die gleich zu Beginn Deines Artikels geäußerte Messlatte grandios gerissen hast, wundert es nicht, dass Du auf Fakten keinen Wert legst.
    ————————————————————————————————————————————————————————–
    Tja, Herr Mitz, hier auf der Website, nur zwei Mausclicks entfernt, gibt es Fakten über Fakten, eine Analyse und mögliche Therapien. Und das so klar und brillant formuliert, daß es auch Ihnen gefallen sollte. Aber bitte jetzt nicht sagen, doch nicht DIE!, das wäre reichlich kindisch.
    Also anclicken und zuhören: https://le-bohemien.net/2011/06/10/geisel-finanzmarktkapitalismus/

  20. luke_skytrader sagt:

    lieber herr hauschild,

    ihre geduld in allen ehren, aber gehört das für sie zum guten demokratischen ton mit völlig verblendeten menschen ernsthaft zu diskutieren? ich meine, dieses systemtreue geplapper ist doch kaum zu ertragen von den patricks und tobias dieser welt. nach dem motto: es kann nicht sein, was nicht sein darf. pfeifen im dunklen walde.

    ich bin sicher, da haben sich noch mehr mit ihrem konformistischen unfug ausgekotzt. die beiden seien nur stellvertretend genannt. ich lese sowas nur noch quer. es ist derselbe einheitsbrei. es ist teilweise zu tiefst menschenverachtend und die realiät leugnend. diese leute leben alle immer noch anfang der 80er jahre.

    sie hingegen haben völlig recht mit ihrer grundaussage. verschwenden sie ihre zeit nicht damit, solchen durchahlteparolen beachtung zu schenken – seien so noch so bemüht ausformuliert. recherchieren sie lieber weitere fakten um den denkenden teil der bevölkerung weiter zu informieren. verlieren sie keine zeit mit scharmützeln. diese menschen verstehen das nicht. egal, wie sehr sie sich bemühen!

    ich war 15 jahre am finanzmarkt tätig. die dinge haben sich in den letzten 10 jahren extrem verändert. es ist alles wirklich nur noch als absurd zu bezeichnen. die exponentiell steigende geldmenge, explodierende schuldenquoten, völlig entfesselte derivatemärkte, währungen (ohne jeglichen inneren wert!), die an manchen tagen sirtaki tanzen und als wäre dies alles nicht schlimm genug werden zu guter letzt 70% der weltifnanzmärkte von computern getradet, VOLLAUTOMATISCH.

    mai 2010 gab es einen testlauf für das economic armageddon. 1000 dow punkte runter und wieder rauf in 20 minuten. denken sie das wurde auch nur annähernd seiner bedeutung entsprechend in den hiesigen massenmedien gewürdigt oder gar analysiert? fehlanzeige! eine billion hat da den besitzer gewechselt über stop loss orders. bluec chips fielen mal eben um bis zu 50%, rissen stop loss marken und wurden systematisch billig aufgekauft. diese HFT programme setzen pro sekunde TAUSENDE orders ab!.

    eine billion in 20 minuten.

    falls ihnen das thema nichts sagt, recherchieren sie flash crash may 2010 oder high frquency trading oder HFT. platzhirsch mit der besten software ist goldman sachs. aber ich will mich jetzt nicht detailliert zu diesem thema auslassen.

    aber hier ein kleiner vorgeschmack, wie es sich irgendwann dieses jahr im spätsommer, herbst anhören wird, nur dass die börse dann nicht wieder hochschnellen wird und auch einige währungen kollabieren werden. in den 20er jahren oder in den 80er jahren, das war alles schlimm, aber da haben menschen gehandelt. die zerstörung, die diese mal kommen wird, wird effizienter sein, wie in WARGAMES, nur am finanzmarkt. diese computer traden selbständig und das tun sie schnell.

    mai 2010: 1000 dow punkte in 20 minuten. so hört sich panik am markt an, bzw. wenn ein menschlicher händler versucht in einem von computern automatisch getradeten markt mitzuhalten, wenn dieser abschmiert. der trader in dem audio file tradet den S&P und nicht den dow. dieser index ist nur ca. 1/10 so teuer wie der dow. daher sieht man in dem chart nur einen 100 punkte drop, das sind dann aber trotzdem ca. 10%.

    http://www.youtube.com/watch?v=1mC4tu1NhUA ab minute drei hört man dann die panik.

    sollte ein trigger event eintreten und die computer sich gegenseitig aufgrund mangelnder liquidität am markt in den keller treiben, dann war es das. diese handelssysteme können den wert des dow jones in 2 stunden halbieren. und wenn man die märkte abschaltet, dann wird das schlachten eben am nächsten tag weitergehen. und die währungen und alles andere, das hängt alles in einem system. alles reagiert innerhalb von hundertstel sekunden. ich habe 15 jahre lang als trader gearbeitet. ich weiss, wovon ich rede. ich habe zahllose stunden meines lebens vor screens verbracht und kursen zugeschaut. die bewegungen in den letzten jahren sie wurden immer unheimlicher.

    es ist angerichtet. der black swan baut sich auf. es fehlt nur noch das trigger event.

    mir ist wichtig, dass menschen wie sie, sich nicht ablenken lassen, von den unkerufen der verblendeten, die es nicht wahrhaben wollen, dass ein monetärer komet auf die globale ökonomie zurast. egal welche kurve sie anschauen, sie sehen eine exponentialkurve, die fast die 90 grad erreicht. money supply, schuldenentwicklung, you name it…

    alleine die schuldenquote in den USA: 2010 noch 58%, anfang 2011 82%. mittlerwiele 100%. und die hälfte davon selbstgedrucktes geld von der FED.

    PIMCO ist komplett aus USA staatsanleihen ausgestiegen. dann noch die immobilienblase in china. und in der EU werden jetzt noch weitere kandidaten wackeln. das interessante daran, deutschland hat auch ohne EU keine chance. zurück zur starken DM? die wäre heute wie der franken stark und wahrscheinlich bei 3 dollar für eine DM. viel spass beim exportieren gegen yuan, schwachen dollar, peseten und drachmen. der zug ist abgefahren.

    der ganze karren steckt im dreck. tief und global. es geht gar nichtmal mehr um schulden und realwirtschaft. das monetäre system droht zu kollabieren. dieser aktuelle zyklus hat seine maximale ausdehung erreicht!

    aber bleiben wir mal bei den themen, die auch die beschränktesten an diesem board evtl. noch nachvollziehen können, obwohl sie sie nicht verstehen wollen. die EZB hat jetzt gezwungenermassen dasselbe spiel angefangen, wie die FED. geld drucken um schulden zu kaschieren. müllanleihen aufkaufen. geledmenge erhöhen, kaufkraft schwächen. die reallöhne sinken sowieso schon…

    die verschuldungsquote der EU ist katastrophal. im schnitt 80%. deutschland 83%. S&P hat schon frankreich im visier!

    http://www.handelsblatt.com/politik/international/sundp-nimmt-frankreichs-bonitaet-ins-visier-/4275756.html

    die haben dieselbe schuldenquote wie deutschland, allerdings ein schlechteres defitzit. italien liegt bei 120% schulden (vom BIP). deutschland 83%.

    die zinsen für deutsche anleihen sind in den letzten jahren von 2% auf 4% gestiegen.

    wenn jetzt die exporte wegbrechen, weil die eu randstaaten kollabieren (64% der deutschen exporte geht in den eu-binnenmarkt, lediglich 24 nach USA/ASIEN, der rest an eu schwellenländer), dann stottert der deutsche wirtschaftsmotor. dann gehen die zinsen ganz schnell hoch. ausserdem, selbst wenn der euro überleben sollte, was ich absolut für unmöglich halte, wer von den knapp 50% arbeitslosen jugendlichen in griechenland und spanien und portugal soll mit euro in der nächsten dekade deutsche produkte kaufen????

    und in den 83% schuldenquote (steigerung in den letzten 2 jahren, trotz neuer exportrekorde um 10%!!!) sind die bomben der deutschen sozialkassen nichtmal mit reingerechnet. kalkuliert man die mit ein, kommt man auf 6 billionen schulden.

    jedenfalls, eine nur leicht stockende wirtschaft in deutschland bedeutet höhere neuverschuldung unter schlechteren wirtschaftlichen bedingungen.

    2 billionen sind es schon.

    das ist wirklich alles nur noch als absurd zu bezeichnen. und als irreversibel! das ist die wichtigste erkenntnis.

    bitte verschwenden sie nicht ihre zeit mit den leuten, die an den weihanchtsmann glauben oder daran, dass die inkomptenten versager, die das alles wissentlich oder aus inkompetenz angerichtet haben, es irgendwie auch nur ansatzweise werden richten können.

    die büchse der pandora ist geöffnet.

    griechenland ist allenfalls ein sympton. das schwächste glied in der kette. griechenland ist nicht die ursache. und griechenland ist nur der anfang.

    es ist doch eigentlich nicht so schwer zu verstehen, dass etwas nicht stimmt, wenn alleine an den roshtoffmärkten das zehnfache an kapital bewegt wird, verglichen zum WGP, das 2010 bei 57 billionen lag. die kapitalmärkte machen ein vielfaches der realen wirtschaft aus! nicht zuletzt durch die derivate, rohstoffe und währungsspekualtionen.

    anfangs hat mich die ignoranz mancher menschen geärgert. mittlerweile amüsiert sie mich nichtmal mehr.

    tun sie, lieber herr hauschild, was sie können. informieren sie die menschen. es gibt genug, die es verdient haben und die ihren kopf zum denken benutzen.

    für die skeptiker mal eine einfache rechenaufgabe:

    versuchen sie sich mal das gesamte weltvermögen vorzustellen. diese vermögen versuchen sich zinshungrig zu vermehren. die vermögen tun dies seit jahrhunderten. weshalb nur bricht das monetäre system alle 60 bis 80 jahre zusammen?

    im schnitt erreicht ein spekulant mit viel geld und langfristiger anlageform bis zu 7% rendite im schnitt und im jahr. das bedeutet, dass sich sein kapital alle 10 jahre verdoppelt.

    nehmen sie doch einfach mal 100.000 EUR und rechnen sie doch einfach mal, was das nach 100 jahren bedeutet. noch nie hat ein geldsystem so lange gehalten. never ever. nach hundert jahren hätten sie 87 millionen EUR. wie soll das also für alle sparer und für alles vermögen der welt funktionieren?

    wie sollte das auch gehen, könnte doch jede familie, die vor generationen einen cent angelegt hat, nach ein paar hundert jahren den planeten besitzen.

    sie glauben das nicht? einfach mal nachrechnen:

    dieses folgende beispiel ist rein theoretischer natur, weil kein geldsystem jemals die 80 jahre schwelle überschritten hat oder jemals überschreiten wird, aber nur mal angenommen der irrsinn würde länger als 80 jahre funktionieren, sagen wir 2000 jahre lang….

    wenn josph seinem sohnemann jesus ein sparbuch angelegt hätte mit

    EINEM EINZIGEN CENT und einer verzinsung von 5% jährlich.

    wieviel hätte jesus heute auf seinem sparbuch?

    24 sextilliarden euro.

    kann man sich schon nichtmehr vorstellen, die zahl.

    hier eine kleine vorstellungshilfe:

    in gold umgerechnet zum aktuellen preis entspräche das 200 milliarden mal den planeten erde (in gold).

    irsinn? wahnsinn? ne, mathematik!

    ZINS + ZINSESZINS + ZEIT = WEAPON OF MASS DESTRUCTION

    wenn ihnen solche beispiele zu reisserisch sind, dann nehmen sie einfach ein paar kurven zur hand, z.b. staatschulden, geldmenge, usw…und machen sie sich ihr eigenes bild.

    ein system, das nur durch exponentielles wachstum wächst, weil es auf einem geldsystem basiert, dass aus schulden und dünner luft neues geld generiert, ohne dass es die zinsen mit generiert, muss wachsen, wachsen, wachsen..bis es kollabiert.

    und genau davor befinden wir uns gerade.

    in diesem sinne, viel spass beim vermehren der gewonnen einsichten.

  21. Nick sagt:

    @luke_skytrader:
    Das ist das, was ich ebenfalls meinte mit “…geschlossene Systeme wie dieser Planet lassen auf Dauer nur zyklische Systeme zu, keine exponentiellen.”
    Das Finanzsystem ist in dem Augenblick zu einem rein exponentiellen geworden, als die letzten Beschränkungen, die Rekursivität für das System halbwegs bereit hielten und durch ein, – wenn auch löchriges und wackliges, aber wenigstens vorhandenes -, Feedback systemische Extravaganzen im Zaum hielten, wegfielen (Stichwort: Deregulierung).
    Jetzt, wo die Zügel futsch sind, geht der Gaul durch.
    Und als Reiter weiss ich aus eigener Erfahrung: Der Gaul kommt nur zum Stehen durch
    a) völlige Erschöpfung bis zum Kollaps oder
    b) durch einen Crash (Auto, Baum, Graben…).
    Da sehe ich mich in schöner Einträchtigkeit mit den Thesen des ebenfalls reitenden Schumpeters^^.

    by the way: Wäre ich Terrorist, würde ich keine Flugzeuge in Hochhäuser fliegen lassen oder verkrüppelte Kofferbomben auf dem Kölner Bahnhof abstellen – ich würde mich in irgendeinen Computer eines Händlers (besser ein paar mehr) cracken und dort den Trigger setzen, den Sie ansprachen.
    Gut, dass die offiziellen Terroristen dafür offenkundig zu inkompetent sind – schlecht, dass es aber sowohl Nationen als auch andere Bewegungen gibt, die sich dies sehr wohl zunutze machen können…Zur Zeit haben alle Schiß, dass jemand ein AKW crackt oder die Flugabwehr etc. – das ist alles nichts gegen DEN Trigger im Börsennetz.
    Da haben Sie völlig recht!

  22. Vielen Dank für Ihre sehr wertvollen Beiträge. Warum ich nicht aufhöre mich auch mit “Idioten” zu beschäftigen? Weil genau hierin unsere zivilgesellschaftliche Gestaltungsmacht liegt. Natürlich stehen hinter den Vorgängen die sie beschreiben Interessengruppen, diese folgen aber nicht einem Masterplan den sie auf geheimen Konferenzen aushecken, sonders all dies folgt der Logik des Informationsflusses. Wie Julian Assange auf geniale Weise erklärt führt dieser zu einer quasi genuien Erzeugung von autoritären politischen Kampagnen: https://le-bohemien.net/2010/12/09/exklusiv-das-wikileaks-manifest/

    Alles basiert letztendlich auf Information. Information beeinflusst Wahrnehmung, somit Handeln und somit soziale Realität. Die Menschen, die nun noch den neoliberalen Traum träumen müssen erst noch lernen, dass sie einem kognitiven Apperat angehört haben der sich gerade im Zusammenbruch befindet. Es sind nicht per se dumme oder schlechte Menschen, sie haben einfach in der Vergangenheit andere Informationen verarbeitet und verfügen deshalb über eine andere Wahrnehmung. Solange dies die Wahrnehmung der Mehrheit ist, geht alles gut. Sobald das System kippt hat man das Gefühl alle anderen sind plötzlich Falschfahrer. Konflikte sind also eine natürliche Folge dieser kognitiven Logik und können nur durch Information gedämmt werden. Ich werde bald einen Artikel dazu schreiben. Absurderweise müssen dazu aber ersteinmal genug Menschen verstehen, dass wir vor Konflikten stehen. Nun ja…ich kann warten :-p

  23. Guter Artikel! Manche nennen das, wovon hier die Rede ist, auch modernen Feudalismus mit den wenigen Superreichen als moderne Feudalherren und Managern und Politikern als moderne Feudalisten.

  24. Die Analyse von Axel Weipert im Dossier, auf die im Artikel eingangs Bezug genommen wird, ist mir zwar unter dem sozialen Aspekt sympathisch. Aber sie ist leider in entscheidenden Punkten falsch. Mit diesen Fehlern ist Weipert aber nicht alleine; sie werden ständig und überall wiederholt.
    Der erste dicke Fehler ist, – unter “Die aktuelle Lage” – die Verschuldung des Staates Griechenland stillschweigend mit einer Verschuldung Griechenlands (im Sinne der Gesamtheit von Bürgern, Unternehmen und öffentlich-rechtlichen Körperschaften einschließlich des Staates) gleichzusetzen, wenn er diese dann mit der mangelnden “Leistungsfähigkeit” und “Wettbewerbsfähigkeit” Griechenlands erklärt: weil deshalb langfristig “Griechenland” kein Geld mehr zur Bezahlung des Importüberschusses habe und sich mehr und mehr verschulden müsse. Die Bezahlung der Importe ist aber nicht Sache des Staates (wenn man von geringen Ausnahmen absieht, wo der gr. Staat wirklich einmal etwas im Ausland bestellt hat), sondern Sache der importierenden gr. Unternehmen bzw. Bürger. Dass ist meisten gr. Bürger knapp bei Kasse sind, ist keine Frage; sie werden sich aber für Importe kaum im Ausland verschulden. Nein, die Verschuldung, um die es hier geht, ist die des gr. Staates.
    Dieser Fehler ist vor allem deshalb kurios, weil Griechenland, als die Krise Ende 2009 publik wurde, noch nie so viel Geld im Land hatte wie zu diesem Zeitpunkt ( http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/griechischer_staatsbankrott.htm )! Geld (Euro) war in Griechenland zu Hauf vorhanden! Aber weder die meisten Bürger hatten es noch der Staat. Das Geld hatten sehr wenige reiche Bürger und (meist auch deren) Unternehmen. Am Importüberschuss krankte Griechenland also keineswegs. Dieser konnte mit dem vorhandenen Geld noch lange weiterbezahlt werden.
    Die gr. Staatsverschuldung resultiert letztlich daraus, dass der Staat bei seinen reichen Bürgern nicht mehr genügend Steuern erhob (im Verhältnis zum im Land vorhandenen Geld gesehen) und sein Haushaltsdefizit mit Krediten ausglich. Den Fehler machen fast alle “westlichen” Staaten.
    (Das soll mal genügen).

  25. Da ich im übrigen der Meinung bin, dass der Text weiterhin sehr gut beschreibt was derzeit einfach Fakt ist, glaube ich, der Mensch muss sich aufmachen grundlegend Neues zu denken.

    Das blogprojekt “the babyshambler” http://the-babyshambler.com wurde gegründet um einen freien Raum für Gedanken jeder Art zu haben, um Inspiration zu finden und andere zu inspirieren.

    Jeder ist eingeladen mitzuwirken.

    • Ich sehe das mal als eine Antwort auf meinen Beitrag an. Auch ich glaube, der Mensch muss sich aufmachen grundlegend Neues zu denken. Deshalb werfe ich auch neues Gedankengut in den Ring und opponiere gegen so manche abgedrosche und manchmal falsche Gedanken, die immer wieder wiederholt werden.

  26. Astrude sagt:

    “Die letzten Züge der DDR” haben nicht die Bürger eingeleitet, wie naiv muss man sein, um an die Existenz und den Erfolg privat organisierter Proteste zu glauben?
    Die Proteste damals in der DDR wurden von einem im Land installierten Netzwerk aus organisiert, welches nicht auf deutschen Boden geleitet wurde. Es wurde nicht geschossen, die SU hat nicht eingegrifffen, eben weil die DDR fallen sollte. Kohl hat sich heimlich mit Gorbatschow getroffen, der hat das Ende der DDR abgenickt, Honnecker wurde als letzter informiert. Die Proteste waren nichts weiter als Blendwerk.
    Private Proteste sind immer unkoordiniert und neigen zur Gewalt. Ändern zu Gunsten der Protestierenden wird sich auch nichts. Wo in der Geschichte hat es das jemals gegeben? Jede Meute ist einer ausgebildeten Einheit unterlegen. Jede Rebellionsarmee hat verloren, die weimarer sind alle draufgegangen. Zu Ehren dieser Menschen haben wir nun schwaz rot gold als unsere Nationalfarben, welch bittere Ironie. Zu Ehren ihrer sinnlosen Tode, tolle Einstellung, die da zu Tage tritt.
    Ohne Führung gibt es keine Änderung. Und den neuen Führer werden vermutlich nicht die Guten ins Rennen schicken, da bin ich mir sehr sicher. Es wird weiter gehen wie bisher.

Einen Kommentar hinterlassen

Kommentar abschicken

le-bohemien