Live-Ticker "Spanische Revolution"

Europa auf der Straße

Prolog

Donnerstag, 26. Mai 2011, 22:10: Das nun folgende Medienprotokoll erklärt seit Mittwoch dem 18. Mai 2011 detailiert, warum die Berichterstattung in Sachen Spanien, aber auch sonst, in den vergangenen Tagen dubios erschien.

Sinn dieses Medienprotokolls ist es, eine Informationslücke zu schließen, die im Zuge der Ereignisse in Spanien entstand. Der Ursprung der Informationslücke sind unterschiedlich schnelle Informationsflüsse in den sozialen Netzwerken und den Leitmedien. Diese zeitliche Lücke kann gesamtgesellschaftliche Verwirrung stiften.

Aufgrund des Austauschs von Direktinformationen existiert keine sozial gefühlte Gleichzeitigkeit. Ebenso mag der Eindruck entstehen, dass sich Nachrichten “wiederholen”. Dahinter steckt der selbe Effekt. Auch die Redakteure erfahren zu unterschiedlichen Zeiten von Nachrichten, besonders wenn die herkömmliche Nachrichtenbeschaffung durch massive Verbreitung von Direktinformation gestört wird. Dadurch entstand in den letzten Tagen ein gewisses Informationschaos.

Auch wenn man selbst nicht in sozialen Netzwerken aktiv ist, ist man von diesem Effekt betroffen: Informationen, die in sozialen Netzwerken ausgesendet werden, erreichen auch externe Akteure. Während für den Großteil der Menschen Massendemonstrationen “aus dem nichts” entstehen, geht ein anderer Teil von einem Informationsdefizit in den regulären Medien aus.

Mittwoch, 18 Mai 2011, 14:55: In Spanien regt sich Unmut. Seit dem vergangenen Sonntag, dem 15. Mai. 2011 wird in der spanischen Hauptstadt demonstriert. Während Quellen wie dpa  und el Pais  von Protesten mit 3000 – 10.000 Teilnehmern sprechen, beziffert die taz die Demonstranten auf Spaniens Straßen auf bis zu 130.000.

In zweierlei Hinsicht scheinen dabei einige Aspekte der Berichterstattung dubios: In den etablierten Medien gibt es zum jetzigen Zeitpunkt fast keine Meldungen über die von den Organisatoren getaufte “Spanische Revolution”. Teilweise firmieren die seit Tagen laufenden Demonstrationen auch unter dem Titel “DEMOCRACIA REAL YA!”. Laut der Seite, von der niemand weiss, wer sie letztendlich kontroliert, finden seit dem Wochenende Proteste in mehreren Städten Spaniens statt.

130.000 Demonstranten konnten bislang zwar nicht bestätigt werden, klar ist aber, die Aktivisten nutzen gezielt die sozialen Netzwerke um ihre Anliegen zu verbreiten. Hierfür spricht auch, dass weder auf Twitter, noch auf Facebook die Organisatoren bislang sehr viele Menschen um sich versammelt haben, die Zahl der Anänger aber stetig wächst. Die Facebookseite “Spanish Revolution” zählt zum jetzigen Zeitpunkt rund 9000 “Fans”. Ein ähnliches Bild zeichnet sich hinsichtlich eines Twitterkanals der Veranstalter ab. Gleichzeitig sind Tweets, die mit den Protesten in Zusammenhang stehen im spanischen Twitter unter den “trending topics”: #esunaopcion #yeswecamp. Dies lässt auf eine bereits signifikante Verbreitung der Kampagne schließen. Die Democracia-Ya-Seiten sind allerdings nicht mit den Revolutionsseiten gleichzusetzen. Es handelt sich dabei eher um zwei verschiedene Stufen, von daher besteht auch kein Grund zu überbordener Hektik.

Protestiert wird vor allem gegen die Kürzungspläne der sozialistischen Regierung unter José Luis Zapatero, die im Zuge der Finanzkrise auf das Land zukommen. Doch auch die Ablehnung der politischen Klasse insgesamt ist groß: Nicht wenige Politiker des Landes stehen unter Korruptionsverdacht, viele haben sich während des Baubooms persönlich bereichert.

Gleichzeitig ist in Spanien jeder fünfte Erwerbsfähige ohne Job, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei rund 40 Prozent. Damit stehen die derzeitigen Proteste in einer Reihe mit den Demonstrationen in Frankreich und Griechenland, wo in den vergangenen Monaten ebenfalls heftig – wohl aber im bisher weit größeren Ausmaß – gegen die Spar- und Kürzungspläne der Regierungen protestiert wurde.

Fraglich bleibt, ob die Organisatoren der Proteste in Spanien weitere Anhänger mobilisieren und sich auch in den Massenmedien Gehör verschaffen, oder ob die Demonstrationen im Sand verlaufen werden. Die jüngsten Proteste lassen sich durchaus in einen größeren Rahmen einordnen. Vor allem in den südeuropäischen Ländern regt sich bereits seit geraumer Zeit Unmut. Während Deutschland die Rezession von 2009 bislang verhältnismäßig gut überwunden hat, spitzt sich die wirtschaftliche Lage in den südlichen Ländern Europas weiter zu.

Immer deutlicher wird dabei aber auch, dass sich die daraus resultierende Unzufriedenheit sich nicht in diffuser Form kanalisiert, sondern von Aktivistengruppen organisiert und gesteuert wird.

++++++TICKER+++++++

– ca. 16:30: Als erstes Massenmedium berichtet Spiegel Online von den Ereignissen. Rund zwei Stunden nach le bohémien. Eine Lehrstunde bezüglich des Nachrichtenflusses im digitalen Zeitalter.

– 16:52: Es scheint als handelt es sich bei den in facebook gestarteten Aufrufen um ein europaweites Phänomen. Auf facebook wurde soeben die Seite “Italian Revolution – Democrazia reale ora” gegründet, die sich sofort mit “Democracia real ya!” verbunden hat.

– 16:57: Die Facebookseite “Democracia real ya!” wurde vor fünf Minuten von der Redaktion entdeckt. Sie zählt bereits viele Anhänger. Tendenz steigend.

– 17:11: Andere Facebookseiten aus Europa mit ähnlichen Aufrufen werden gegründet. Sie ähneln in ihrer Ästhetik “Democracia real ya” das bislang der größte Ausläufer der Kampagne ist. Wo sich das Zentrum der Kampagne befindet, bleibt allerdings unklar und scheint uns zum derzeitigen Zeitpunkt auch nicht die zentrale Frage zu sein. Es ist weiterhin möglich, dass dei Facebookseiten aus den anderen europäischen Ländern lediglich Nacharmer von “Democracia real ya!” sind und mit der ursprünglichen Kampagne nicht in Verbindung stehen. Alle Seiten senden jedoch massive Direktinformationen aus, die sich nach und nach im sozialen Netzwerk verbreiten während die Massenmedien mit der Berichterstattung erst zeitlich verzögert reagieren können.

– 17:38: Auf der Facebookseite von “Democracia real ya!” heißt es:

  • Millones de parados y ninguno callado
  • Millones de desempleados y ninguno parado
  • Basta de falacia, queremos democracia
  • El pueblo unido funciona sin partidos
  • Si al pueblo maltratan, el pueblo se levanta
  • Nuestro dinero no es para el banquero
  • Si seguís con esa, haremos la islandesa
  • Si votas lo de siempre, te joden igualmente
  • Democracia es otra cosa, esta es asqueroso  (usw.)

Übersetzung: “Millionen von Beschäftigungslosen. Doch wir werden nicht schweigen. Millionen von Entlassenen aber wir werden nicht stoppen. Schluss mit der Täuschung. Wir wollen Demokratie, das vereinigte Volk funktioniert ohne Parteien. Wenn man das Volk schlecht behandelt , wird das Volk sich erheben. Unser Geld ist nicht für die Banken. Wenn ihr so weiter macht , machen wir euch den Isländer. Wenn du so wählst wie immer, verarschen sie dich weiter. Demokratie ist etwas anderes, das hier ist ekeleregend”

– 18:34: Erfahren nun mehr und mehr Menschen von den Ereignissen in Spanien und klicken dann bei den mittlerweile europaweit exisitierenden Facebookseiten auf “gefällt mir” oder hinterlassen einen Kommenatar sorgen sie für eine weitere Verbreitung des Aufrufes und der darauf folgenden Direktinformation. Nachdem spon bereits um 16:30 berichtet hat, wird die Nachricht nun Stück für Stück durch die etwas schwerfälligeren Kanäle der Massenmedien sickern. Bewiesen ist jedoch jetzt schon: Die Medien wollen uns nicht hintergehen, sondern es dauert einfach eine gewisse Zeit bis die Informationen im Nachrichtensystem durchsickern. Klar ist auch: Der Facebook-Effekt stiftet Verwirrung. Auch bei uns zu Beginn.

– 18:43: Die taz berichtet erneut ausführlich von den Ereignissen, ebenso die Zeit.

– 19:32: Aus Madrid erreichen uns folgende Bilder und folgende. Diese werden nun gekoppelt mit Zensurvermutungen gegenüber den etablierten Medien im sozialen Netzwerk untereinander verteilt. Demnach finden seit Montag schon große Demonstrationen in Spanien statt. Die Massenmedien berichten nun seit einigen Stunden. Die Welle der Informationen zu den Ereignissen hat Deutschland erreicht.

– 22:00: Wir wollen darauf hinweisen, dass  in den Massenmedien keine Zensur oder ein “Ignorieren” der Ereignisse stattfindet und auch nicht stattfinden wird. Der Beweis ist dieser Ticker. Denken Sie daran, dass auch wir ein Medium sind und wie Sie sehen völlig frei bereichten. Die reguläre Nachrichtenverbereitung kann man sich bildlich wie einen Stein vorstellen, den man in das Wasser schmeisst. le bohémien befand sich näher am Einschlagspunkt des Steines als andere. Nach und nach nehmen die Wellen nun ihren Lauf, die Nachricht verbreitet sich. dpa hat wie von uns zitiert die Ereignisse bereits heute Nacht um 3:13 deutscher Zeit publiziert, jedoch findet die Nachricht in den Medien langsamer Verbreitung, als dies in den sozialen Netzwerken und Blogs der Fall ist.  Dies gilt auch für die Ereignisse aus dem Ticker, die Sie, sofern Sie aus dieser Wahrnehmungssphäre kommen zeitverzögert in den großen Blättern nachlesen konnten und weiter nachlesen werden können. Wir werden das im Folgenden darstellen.

Donnerstag, 19. Mai 2011, 09:01: Die Organisatoren veröffentlichen nun den Demonstrationsplan auf ihrer Website. Die Aktivitäten beschränken sich zunächst größtenteils auf Spanien. Auch diese Information verbreitet sich viral per facebook und Twitter.

– 10:02: Weitere Bilder von gestern abend erreichen uns. Zu sehen ist, dass die Proteste höchst profesionell organisiert sind. Offenbar wurden in der Tat zahlreiche Camps errichtet.

– 10:22: Folgendes Video erreicht uns. Es breitet sich ebenfalls per facebook aus. Laut Titel wurde es gestern abend auf einer Demonstration in Spanien aufgenommen. Große Menschenmassen beteiligen sich nun an den Kundgebungen. Der Filmer singt “Sie nennen es Demokratie, aber das ist es nicht.”

– 11:37:  Spiegel online berichtet von den Massenprotesten.

– 11:44: Die Redaktion ist sich nun sicher: Wir sehen hier die erste “Facebookrevolution” auf europäischem Boden. Näheres zum Terminus finden sie in den unten verlinkten Artikeln. Da wir vor der allgemein empfundenen Nachrichtenwelle schwimmen, konnten wir bereits analysieren, dass die Welle sich auf alle Länder Europas ausbreitet.

– 13:22: Soeben hat die Redaktion die deutsche Facebookseite der Kampagne entdeckt. Zum jetztigen Zeitpunkt zählt sie knapp über 1000 Anhänger. Auch diese Seite wird sich nun mit exponentieller Geschwindigkeit im sozialen Netz verbreiten und sendet dabei in Direktinformationen aus, die sich viral verbreiten. Da der Nachrichtenfluß in den herkömmlichen Medien allerdings einer linearen Logik folgt und zudem immer eines publizierenden und prüfenden Akteuers bedarf, kommen diese Medien mit der Berichterstattung nicht hinterher. Denken Sie auch daran, dass in den Medienhäusern viele verschiedene Menschen arbeiten, von denen auch jeder nur Bruchstücke der tatsächlichen Ereignisse in Spanien kennt. Generell gilt: Was Sie jetzt wissen, wissen wir zu großen Teilen schon seit Mittwoch, dem 18. Mai 2011, wie Sie an den Tickerzeiten sehen. Es entsteht also eine zeitliche Lücke in der Wahrnehmung der Menschen und der Darstellung  der Wirklichkeit in den Medien. Viele Menschen fühlen sich dadurch hintergangen und verbreiten die Aufrufe zu Protesten weiter bzw. nehmen an diesen teil. Dies geschieht gerade in ganz Europa. Eine klassische “Facebookrevolution”. Zur Veranschaulichung: Als unsere Berichterstattung Mittwoch mittag begann zählte die Gruppe “Spanish Revolution” 6000 “Fans”, mittlerweile 77.000 (Stand, 20. Mai. Tendenz erst steigend.). “Fan” heißt nicht automatisch Unterstützer. Ein weiterer Hinweis: Erst einige Tausend Menschen haben diesen Ticker gelesen, Sie gehören also zu einer kleinen Gruppe “zeitnah” informierter Menschen.

– 18:28: Vor knapp einer halben Stunde berichtete die SZ über die Demonstrationen in Spanien. Wie von uns aufgezeichnet hängen die Kanäle der Massenmedien aber der Kommunikation in den sozialen Netzwerken hinterher. Bitte versuchen Sie aber zu verstehen, dass dies kein Zensurversuch ist, sondern in der Natur der Sache des Nachrichtenflusses liegt.

– 22:20: Unsere Nachrichtenanalyse ergibt, dass wir der allgemeinen Berichterstattung mittlerweile sehr weit voraus sind. Zahlreiche Medien berichten nun aber von den Ereignissen rund um die “Spanische Revolution”. In der Wahrnehmungsphäre der sozialen Netzwerke wird der Umgangston zunehmend rüder. Die Ungleichzeitigkeit der Informationen auf Nachrichtenkanälen und in sozialen Netzwerken wird dort nicht erkannt.

– Freitag, 20. Mai 2011, 9:27: Spiegel online berichtet nun erneut von den seit letztem Montag stattfindenden Demonstrationen in Spanien, erklärt dabei aber nicht wieso dies erst der dritte Artikel der Redaktion zu diesem Thema ist. Wahrscheinlich ist sich Spiegel online weder dem von uns oben beschriebenen time-lag-Effekt, noch dem wahren Ausmaß der Organisation der Proteste bewusst. Hierfür spricht auch, dass mit keinem Wort auf die in mittlerweile ganz Europa wachsenden Nebenzweige von “Democracia real ya!” eingegangen wird. Folgendes Video wurde gestern auf Youtube eingestellt. Es zeigt Massenproteste in Sevilla.

– 09:51: Die google-News-Suche “Spanische Revolution” nennt nun 167 Nachrichtenquellen. Immer mehr Menschen erfahren nun also von den Ereignissen in Spanien. In den sozialen Netzwerken verbreiten sich derweil in rapider Geschwindigkeit Fotos und Videos der Massenproteste. Die zeitliche Differenz zwischen der Wahrnehmung in den sozialen Netzwerken (exponentielle Nachrichtenverbreitung) vs. der zeitverzögerten Darstellung der Ereignisse in den etablierten Medien (lineare Nachrichtenverbreitung) stiftet nun bei vielen Menschen Verwirrung. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit diesen Effekt zu verstehen. Die taz berichtet zeitnaher, macht sich scheinbar aber auch nicht die Mühe die Stimmungslage in den sozialen Netzwerken zu recherchieren. Unseren Lesern empfehlen wir die Lektüre dieses Zeit-Artikels.

– 11:32: Bereits gestern fand eine kleine Kundgebung von Sympathisanten der “Democracia ya”-Bewegung am Brandenburger Tor statt. Geplant ist, diese Kundgebungen nun auch in Deutschland, wie auch in allen anderen Ländern Europas nach und nach anwachsen zu lassen.

-22:04: Vergegenwertigen Sie sich abermals die Geschwindigkeit des Nachrichtenflusses in sozialen Netzwerken im Vergleich zum linearen Nachrichtenfluss in den Hauptmedien. Die divergierenden Informationsstränge werden sich nun zunehmend vermischen, da es sich hier um ein Ereignis besonderer Bedeutung handelt, über das viel kommuniziert wird. Nachrichten aus sozialen Netzerken werden über Blogs also zunehmend in die regulären, “älteren” Nachrichten getragen. Dies führt zu einer ungeordnet wirkenden Nachrichtenlage, zu Informationschaos. Bleiben Sie kritisch und seien Sie sich im klaren darüber, dass nirgendwo Massendemontrationen “aus dem nichts” entstehen. Auch nicht in Deutschland. Demonstrationen bauen sich immer langsam auf, was im Übrigen gerade europaweit geschieht. Wenn Sie von dem Anwachsen der Demontrationen nichts gehört haben und in den sozialen Netzwerken oder in Gesprächen von plötzlichen Massendemonstrationen hören, liegt das an den aufgezeigten Mechanismen. Auch uns wurde dies erst nach und nach bewusst.

Samstag, 21. Mai 2011, 13:40: Ein Radiointerview, soeben von uns gefunden, bestätigt unseren Kenntnisstand von Mittwoch, 18. Mai 2011, 14:55. Wir hoffen durch die folgende Darstellung das aufgezeigte Wahrnehmungsparadoxon veranschaulichen zu können. Das Radiointerview wurde bereits am 19. Mai veröffentlicht. Im Text wird auch auf die Organisationsweise der Demontrationen hingewiesen.

– 13:57: Telepolis veröffentlichte gestern diesen Artikel. Vergegenwertigen Sie sich aber auch hier wieder: Der Artikel spiegelt nicht die Wirklichkeit zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wider, sondern bezieht sich auf Ereignisse, die einige Tage zuvor stattfanden. Hier im Ticker ist dies belegt. Sie stoßen nun relativ “zeitnah” auf diesen Informationsstrang. Höchstwahrscheinlich deshalb weil Sie gezielt danach gesucht haben.

– 14:10 Das ZDF heute journal berichtete gestern, (22 Uhr) über die Ereignisse und verweist auf die von uns bereits Donnerstag, 19. Mai 2011, 11:44 angesprochene Organisation der Demonstrationen im Internet. Wir gehen davon aus, dass sich die Informationsstränge aus den sozialen Netzwerken, den Blogs und den Leitmedien nun zunehmend vermengen werden. Hier ein weiterer Bericht des ORF von gestern, 20. Mai 2011. Der Begriff “Democracia real ya!” spielt dabei noch keine Rolle. Der Informationsstrang entspricht also in etwa unserem Kenntnisstand von Mittwoch, 18. Mai 2011, 16:30. Sollte Sie dies alles verwirren, gönnen Sie sich einfach die Zeit in Ruhe über den von uns erläuterten time-lag-Effekt zu reflektieren.

– 14:25: Arte berichtete bereits am 19. Mai 2011 über die “Spanische Revolution” und bestätigt viele von uns im Ticker dargestellten Ereignisse. Da es sich bei Arte aber um ein Nischenmedium handelt gelangt diese Quelle erst jetzt zu uns. Vergegenwertigen Sie sich, dass das Durchsickern der Informationen in die Leitmedien immer eine gewisse Zeit beansprucht.

– 15:56: Die konservative Wiener Zeitung “Die Presse” meldet sich am heutigen Samstag mit diesen Zeilen ebenfalls zu Wort: “Es geht um eine Jugend, die, ohne selbst Aussicht auf gute Beschäftigungsverträge, ausreichend große Wohnungen oder eine abgesicherte Pension zu haben, für die Kredite ihrer Vorgängergeneration geradestehen muss. Wer unter ihnen nicht erbt oder in die dünne Schicht des Managements aufsteigt, wird von allen künftigen Krisen und Verwerfungen hauptbetroffen sein. Ihr Ärger ist schlicht verständlich und wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit in ganz Europa ausbreiten.

Sonntag, 22. Mai. 2011: Weitere Informationen gibt es in den unten stehenden Kommentaren. An einigen Kommentaren werden Sie sehen, dass die Kommentatoren aus ganz unterschiedlichen Wahrnehmungsspähren kommen. Beachten Sie dabei auch im Besonderen die Zeitpunkte zu denen die Kommentare abgegeben wurden. Sie entsprechen nicht Ihrem “Jetzt”.

Zu empfehlen ist auch folgender Artikel der Rhein-Zeitung, der auf die Internationalisierung der Kampagne eingeht, aber auch dem Trugschluss unterliegt, die Medien hätten nicht ausreichend berichtet.

Montag, 23. Mai. 2011, 22:15: Mehr und mehr erreichen uns Reaktionen von Menschen, die nun bereits von der Thematik “Spanien” gehört haben und nun verwirrt sind, warum die Medien nicht mehr berichten bzw. empfinden, dass das Thema plötzlich wieder “verschwindet”. Auch wird davon abgesehen eine unübersichtliche Nachrichtenlage wahrgenommen. Dies zu erklären war von an Beginn das Hauptanliegen dieses Artikels. Seien Sie sich im Klaren darüber, dass jeder von Ihnen gerade seine ganz eigene Version der derzeitigen Lage in Spanien hat. Reden Sie mit 3-5 Freunden um zu erkennen, dass die Mehrzahl der Menschen in Deutschland immernoch völlig im Unklaren bezüglich der Ereignisse in Spanien ist. In beiden Fällen gilt: Lesen Sie einfach unsere Darstellung der Ereignisse im Ticker, wenn Sie irgendetwas für Sie neues wissen wollen. Prüfen Sie alle Quellen und orientieren Sie sich an den dort vermerkten Zeitangaben. Nach unserem Erkenntnisstand formierte sich am 15. Mai. 2011 eine Protestbewegung in Spanien, die sehr rasch anwuchs und dann mehrere Massendemonstationen abhielt. Zum jetzigen Zeitpunkt – 27. Mai. 2011 – sind die Menschen zu einer friedlichen Demokratiebewegung herangewachsen. Unser Kommentar – bereits am vergangenen Donnerstag verfasst – beschäftigt sich näher mit diesem Thema. Auch haben sich in ganz Europa mittlerweile friedliche Solidaritätsgruppen gebildet, die ebenfalls mit stetig wachsender Teilnehmerzahl demonstrieren. Dieses Video zeigt die Bewegung in Berlin zum Zeitpunkt 22. Mai. 2011.

Dienstag, 24. Mai 2011: Falls noch Unsicherheiten bestehen, finden Sie hier eine weitere geordnete Zusammenfassung der Geschehnisse in Spanien seit vergangenem Mittwoch. Sobald Sie alles hier im Ticker beschriebene realisiert haben, können Sie helfen diese Informationen weiterzutragen. Wenn Sie zu den Menschen gehören, die in den letzten Tagen ebenfalls über Spanien berichtet haben, könnte es nun eine Aufgabe sein, den hier dargestellten linearen Verlauf nachzustellen und Ihren Lesern zu erklären, warum die Nachrichtensituation in den letzten Tagen so ungeordnet gewirkt hat. Damit werden die hier zusammengetragenen Informationen Stück für Stück ins normale Nachrichtensystem eingespeist. Die Unklarheiten lösen sich dann nach und nach auf. Gönnen Sie sich einfach die Zeit, sich der zeitlichen Verdichtung in sozialen Netzwerken bewusst zu werden. Die zentrale Frage, die Sie sich immer stellen sollten: Wenn in den Medien irgendetwas verschwiegen worden sein soll, warum gelang uns es dann all dieses Material zusammenzutragen? Um es noch einfacher zu sagen: Medien bilden immer die Vergangenheit ab. Alles was Sie hier gelesen haben, ist bereits geschehen. Wenn Sie davon nichts gewusst haben, fragen Sie sich ob die Theorie der Wahrnehmungsstörung durch zeitliche Verdichtung von Information in sozialen Netzwerken stimmen könnte.

Mittwoch, 25. Mai 2011: Das Ausmaß der bisherigen Protestwelle in Griechenland, die dem selben Organisationsmuster folgt. Auf Youtube wurde gestern folgendes Video hochgeladen. Die Lücke zwischen Medienberichterstattung und Informationsaustausch per Internet schließt sich nun merklich. Stéphane Hessel, so etwas wie der geistige Vater der Protestbewegung, äußert sich zu den Vorgängen.

Donnerstag, 26. Mai 2011, 8:22: Aus Griechenland berichtet nun auch Reuters, sowie auch die ARD. Die europäische “Facebook”-Revolution, die nach unserem Kenntnisstand nun eher eine friedliche Demokratiebewegung bleiben wird, gewinnt also zunehmend an Fahrt. Ihnen sollte immer bewusst sein, dass es nicht “die Medien” gibt, sondern dass auch jeder Redakteur zu einem ganz unterschiedlichen Zeitpunkt auf die Geschichte trifft und sich den linearen Ablauf der Ereignisse dann erst vergegenwertigen muss. Dies stiftet allgemeines Informationschaos. Wenn Sie den Ticker gelesen haben, wissen Sie einfach nur schon mehr als alle die dies nicht taten bzw. sind einfach auf eine Quelle gestoßen, die alle Ereignisse der vergangenen Woche linear ordnet. Nach unserem Erkenntisstand sollten uns bald Bilder der Protestwelle aus Italien oder Frankreich erreichen. Nach den bisherigen Erfahrungen dauert es ungefähr eine Woche um mittels des Facebook-Effekts aus kleinen Demonstrationen Massenproteste heranwachsen zu lassen. Wir wollen jedoch betonen, dass alle Proteste friedlich verlaufen und uns in der Sache auch berechtigt erscheinen. Die Zivilgesellschaft wird im Anschluss an die Demonstrationen geeignete Maßnahmen ergreifen müssen, damit das zeitliche Paradoxon des massiven Austauschs von Direktinformation künftig keine Verwirrung mehr stiftet.

Bereits gestern veröffentlichte das ZDF folgenden Beitrag. Er geht auf die mittlerweile gefestigte Demokratiebewegung ein. Die Bewegung nennt sich selbst “Bewegung 15. Mai – Die Empörten”.

Auch in Portugal wächst nun die Protestwelle heran, wie hier zu sehen. Dem Text ist zu entnehmen, dass der Aufbau der Bewegung bereits am 12. Mai. 2011 begann. In Italien war die Bewegung vor zwei Tagen noch recht klein, wie man auf diesem Video aus Bologna sieht.

– 17:55: Soeben berichtete die Zeit erneut von der spanischen Demokratiebewegung. Wie dem Artikel zu entnehmen, plant die Bewegung sich zu manifestieren. Auch werden ernsthafte Strukturen außerhalb von Facebook aufgebaut, was unserer Meinung nach sehr lobenswert ist und auch in Deutschland und anderen Ländern geschehen sollte. Ein zentralistisches Netzwerk kann keine Antwort auf ein Demokratiedefizit sein.

– 18:43: Die Frankfurter Rundschau veröffentlicht eine Fotostrecke der Massenproteste in Spanien. Die großen Medien holen nun merklich auf.

-22:10: Ein taz-Redakteur macht sich Gedanken über die Ursachen der spanischen Demokratiebewegung. Die NZZ berichtet derweil von den Protesten in Griechenland und stellt ebenfalls einen Bezug zu den Demonstrationen in Spanien her.

-23:21: Zum Abschluss ein Artikel der Hannoversche Allgemeine. Wie es weitergeht, können Sie hier nachlesen.

 Zum Thema:

– Eine europäische Sache – Kommentar der Redaktion zu den Ereignissen

– Empört euch! Wie aus einer “Facebook-Revolution” eine europaweite Demokratiebewegung wurde

– Über “Facebook-Revolutionen”

– Ein weiterer Artikel über “Facebook-Revolutionen”

– Freiheit auf arabisch – Schein und Sein der arabischen Revolutionen

– Analyse über den Einfluss von Social Media auf die Spanische Revolution 2011

– Reden ist Silber, Schweigen ist Schuld – Über die unsägliche Rolle des deutschen Journalismus im Zuge der Entstehung des Movimiento 15-M

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46 Kommentare zu "Live-Ticker "Spanische Revolution""

  1. luke_skytrader sagt:

    na also, ist ja shcön und gut, dass sie 30 mal wiederholen, sie wären die ersten gewesen, aber bzgl. der massenmedien sollten sie evtl. noch die kleinigkeit erwähnen, dass das ideologische fundament der bewegung völlig ignoriert wird, ebenso wie das zugrundeliegnde manifest. es ist auch bei spiegel online lediglich die rede davon, dass es um proteste gegen sozialrefomen und sparpläne geht. und das ist einfach nicht richtig.

  2. Dies ist bedingt durch das time-lag: Die Anliegen der Demonstranten wurden bereits in den Medien kommuniziert. Vergegenwertigen Sie sich, dass auch jeder Journalist vom time-lag betroffen ist, weshalb die allgemeine Nachrichtenlage sehr ungeordnet wirkt. Orientierung bietet aber weiter der Ticker. Der Prozess der Antizipation dauert aber. Nehmen Sie sich Zeit dafür und verfolgen Sie die Nachrichten. Bedenken Sie, dass auch in den Medienhäusern und Rundfunkstationen normale Menschen sitzen, die eine Nachricht auch erst erhalten und dann prüfen müssen bevor sie sie weiterleiten. Verstehen Sie auch, dass die nationalen Nachrichtendienste möglicherweise etwas überreagieren wenn diese “plötzliche” Massendemonstrationen beobachten. Auch dort arbeiten normale Menschen mit einem begrenzten Informationsschatz. Meldungen von mutmaßlichen Blackouts oder Vulkanausbrüchen sollten deshalb nicht überbewertet werden und genau geprüft werden. Statt nun zu verzweifeln, freuen Sie sich einfach, dass Sie schon mehr wissen als die meisten Menschen in den Medienhäusern und verfolgen Sie wie die Sache sich weiter entwickelt.

    Den friedlichen Demonstranten in Spanien senden wir derweil unsere Solidarität bezüglich ihrer wohlbegründeten Anliegen. Auch in Deutschland gibt es genug Gründe sich zu empören.

  3. lar sagt:

    auf spiegel gibt es einene neuen artikel, der etwas mehr in die details geht. die ersten beiden wurden von einer redakteurin geschrieben, die in argentinien sitzt. auch bild.de hat heute erstmals etwas gebracht. auch in der tagesschau war spanien gestern ein thema.

    • Ja, Sie werden nun feststellen, dass die “alten” Nachrichtenströme langsam die Massenmedien erreichen, dann aber zunächst wieder von anderen überdeckt werden. Teilweise haben Sie auch andere Ereignisse in den letzten Tagen deshalb nicht mitbekommen. Wir haben nun widerholt dargestellt warum bei der Berichterstattung in den regulären Medien ein zeitliches Loch entsteht. Wie von uns dargestellt vermischen sich aber auch mehr und mehr diese “alten” Informationen mit “neuen” Nachrichtensträngen. Seien Sie sich bitte stets im klaren darüber, dass sich nicht alle Menschen in Europa (oder Deutschland) auf dem selben Wahrnehmungsniveau der Ereignisse befinden und werten sie dementsprechend die Informationen die sie erhalten oder verteilen. Verfolgen Sie die online-Medien nun unter Berücksichtigung dieser Tatsachen und gleichen Sie diese Berichterstattung stets mit der Darstellung in Radio und TV sowie mit dem im Ticker dargestellten Ablauf der Informationsverbreitung ab.

      • An alle neuen Leser: Sie sind wahrscheinlich auf diese Seite gestoßen, weil Sie von der Entwicklung der Ereignisse in Spanien überrascht wurden bzw. eine ungewöhnliche Berichterstattung in den Leitmedien beobachtet haben. Unser Medienprotokoll der letzten vier Tage liefert Aufschluss darüber, wie dieser Überraschungseffekt zustande kam.

  4. Walter B sagt:

    @Florian Hauschild
    Ihre Prognosen, wann die Informationen – endlich – auch in den etablierten Medien ankommen und entsprechend den tatsächlichen Ereignissen gewichtet werden, trafen auch für die Schweiz ziemlich genau zu.

    • leser38383 sagt:

      Sorry, aber ich finde x Blogs, die bereits davor schon berichteten und das Schweigen der “Großen” kritisierten, darunter auch sehr bekannte wie Spreeblick. Die Medientheorie finde ich auch etwas verworren. Probiern Sie mal eine Blogsuche…

      • Um das Paradoxon nun verstärkt zu symbolisieren: Wenn die “Großen”, das Geschehen verschwiegen haben, warum war es uns dann bereits am Donnerstag um 13:36 möglich folgenden Kommentar zu den Ereignissen zu verfassen? https://le-bohemien.net/2011/05/19/eine-europaische-sache/#more-5960

        Auch kommentierte die Zeit wie oben im Ticker vermerkt am Donnerstag um 11:50 die Geschehnisse: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-05/spanien-wahl-proteste

        In beiden Artikeln wird umfangreich auf die Hintergründe der spanischen Demokratiebewegung eingegangen. Die Informationen waren also bereits am Donnerstag “da” und werden nun weiter durchsickern. Hinter allen nun in den Medien ankommenden Nachrichten steckt die selbe Logik.

        Alle Leser die von der raschen Entwicklung der Ereignisse in Spanien noch verwirrt sind, wurden von diesen Informationssträngen aber einfach nur später erreicht, folglich war dieses Wissen für sie noch nicht relevant. Für uns aber ab Donnerstag, dem 19. Mai. Schon zu diesem Zeitpunkt reflektierten wir über die Ziele der spanischen Demokratiebewegung, als die Nachricht von Demonstrationen in Spanien für Sie noch eine diffuse Meldung war. Nach unserem Erkenntnisstand sollte die gesamtgesellschaftliche Wahrnehmungslücke sich zunächst langsam schließen während die Berichterstattung über die Proteste in Spanien dann wieder abflaut. Es erscheint Ihnen dann so, als würden diese Proteste gezielt in den Medien unterdrückt werden.

        Viele Menschen nehmen die abflauende Berichterstattung als Zensur wahr und kommunizieren diese Vermutung exponentiell weiter. Wir haben nun wohl entgültig dargestellt, warum es gefährlich ist Informationen aus den sozialen Netzwerken mit der Berichterstattung in den Medien gleichzusetzen. Problematisch sind dabei jedoch nicht die Aufrufe zu friedlichen Demonstrationen, sondern, dass Facebookseiten – von denen letztendlich niemand weiss wer sie kontrolliert – durch Ihre hohe Anhängerschaft eine Art Deutungsmonopol im sozialen Netz und somit auch im realen Leben erhalten.

        Vergegenwertigen Sie sich, dass alles von Ihnen eben gelesene in Sachen Spanien nicht “neu” ist sondern seit Mittwoch in den “Hauptmedien” zu finden ist. Man muss aber danach suchen und dies gilt auch für die Redakteure, die die Nachrichten verfassen. Bei Twitter und Facebook spielt diese Zeitverzögerung allerdings keine Rolle und auch wenn sie selbst nicht dort aktiv sind erreichen sie die Informationswellen aus diesen Netzwerken früher oder später. Was durchaus wahr sein kann, wurde einfach nur aus dem zeitlichen Kontext gerissen und mit exponentieller Geschwindigkeit verbreitet.

        Verstehen Sie nun bitte auch, warum die Thematik “Spanische Revolution” zunächst wieder aus den Medien zu verschwinden scheint. Dahinter steckt die selbe Logik. Dies alles zu verstehen wird nun einige Tage beanspruchen. Nehmen Sie sich diese Zeit und bleiben Sie so wie sie sind. Sie werden in den nächsten Tagen öfter den Satz hören: “Wir waren von der Brisanz der Lage völlig überrascht” respektive “Warum haben die Medien nicht berichtet?” Das haben Sie aber, denn auch wir sind ein Medium. Überrascht sind wir derweil auch von nichts. Wir berichten seit einer Woche was sich in Europa abspielt und versuchen uns Gehör zu verschaffen.

  5. Ich sagt:

    Die “Großen” wurden schon ziemlich früh darauf hingewiesen inkl. Quellen und Links. Ihre Äußerungen über einen linearen Nachrichtenverlauf lasse ich somit so nicht stehen. Zudem haben einige “Großen” das als Spinnerei von einigen Linken abgetan. Ihr persönlicher Ticker ändert rein gar nichts an diesen Tatsachen. Es sollte nicht groß herausgestellt werden und das soll es auch jetzt nicht denn man hat Angst das es sich noch viel extremer Ausbreitet da es in Europa stattfindet und nicht in irgendwelchen arabischen Ländern. Und es ist schon merkwürdig das die “Großen” auf dieses Manifest so gar nicht eingehen. Denken Sie ja nicht das die “Großen” nicht in sozialen Netzwerken unterwegs sind, vielleicht noch mehr wie die “Kleinen” da die “Großen” mehr Leute zur Verfügung haben. Was berichtet wird und was nicht wird von der Redaktion mit dem Chefredakteur abgestimmt. Ich denke da nur an die vielen Verunglimpfungen von Ereignissen die in Deutschland stattfanden. Auch das “kleiner machen” wie es in Wirklichkeit ist, ist ein berechnetes vorgehen je nach politischem Hintergrund des Mediums. Das gilt natürlich auch für das Größer machen als es in Wirklichkeit ist. Deshalb sind so genannte Videolivestreams die besten Informationsquellen da diese nicht bearbeitet werden. Leider fehlte im Beispiel Spanien eine Bündelung dieser Streams die ja jetzt in die Gänge kam.

  6. Jeff sagt:

    Ich fand den Artikel gestern abend erstmal ‘logisch’, zumindest was die Zeitverschiebung betrifft. Andererseits frage ich mich, insbesondere in Anbetracht des Reflexes jeden Protest als Social Network Revolution zu charakterisieren und auf den Wandel der Organisationsformen solcher Aktionen hinzuweisen, wie es kommt, dass die etablierten Nachrichtenredaktionen dann nicht mehr mit diesen Kommunikationsformen arbeiten als es im Falle Spaniens passiert. Ein Blick auf den spanischen Blätterwald und der gesamteuropäische Kontext gerade sollte doch ein deutliches Zeichen sein dafür, dass dort gerade etwas vor sich geht, das den Rahmen der Eilmeldungkurzrandnotiz etwas sprengt. Die Demo gestern in Bremen beim Roland etwa wurde gefilmt, es waren jede Menge Teams anwesend wegen der Wahlen hier. Das findet sich bisher nirgends. Selbst wenn es keine ‘Absicht’ ist (und ich stimme überein mit Ihnen jedenfalls soweit, dass es Quatsch ist, das einfach rundum als grosse Verschwörung abzutun – differenzierte Sichtweise ist nötig, immer), sagt es doch jede Menge aus, auch jenseits vom rein politischen. Ich wünsche mir, dass Ihre Analyse tatsächlich so zutrifft, denn die Welt bliebe ein Stück weit weniger zynisch; aber der Nachgeschmack bleibt, dass die Analyse vielleicht doch etwas zu verständnisvoll ausgefallen ist. Mal sehn. Hauptsache, wie Blonde im Vorabendprogramm damals meinte: Alles wird gut! Bis morgen ;)

  7. schlimmschlimm sagt:

    Hallo Herr Hauschild, ich bewundere ihre Gelassenheit!
    Aber richtig verstanden hab` ich das immer noch nicht.
    Warum sind die Großen so lahm?
    Wenn ich mir die Rankings der meistgelesen Artikel auf den Seiten, z.B. Ntv oder SpOn anschaue,
    taucht Spanien gar nicht oder nur hinten auf.
    Das kann doch nicht sein!

    • Es dauert ein wenig sich die zeitliche Verdichtung in den sozialen Netzwerken zu verbildlichen. Wie sie aber sehen können existieren ausreichend seriöse Quellen die seit letztem Mittwoch über alles berichtet haben. Lesen Sie einfach die Quellen und machen Sie sich auch nach und nach klar welche Details Ihnen entgangen sind. Wissenswertes erfahren Sie auch in den oben verlinkten Artikeln “Über Facebook-Revolutionen”.

  8. Janosch Deeg sagt:

    Die angesprochene Zeitverzögerung und die genannten Gründe sind selbstverständlich richtig. Eine “gesamtgesellschaftliche Wahrnehmungslücke” kann ich jedoch kaum beobachten. Dafür gibt es meiner Meinung zwei Gründe: 1. Es gibt genügend denen ist die Tatsache der zeitlichen Verschiebung sofort klar. 2. Der Großteil stellt sich diese Frage überhaupt nicht, weil sie eben kaum Zeit in sozialen Netzwerken verbringen, sondern weiterhin lediglich die klassischen Nachrichten verfolgen.
    Diejenigen die in sozialen Netzwerken von Zensur reden sind wenige, verglichen mit der Masse, die sich nicht äussert und auch nicht über solche Dinge nachdenkt. Deswegen ist es gut, die Tatsache des Time Lags zu erörtern, aber man sollte auch nichts unnötig dramatisieren.

  9. BenZol sagt:

    Wenn die “Großen” die “Großen” sind und die anderen die vermeintlich “Kleinen”, warum überhaupt die Rechtfertigung, Herr Hauschild? Ach ja, und um mich völlig unbeliebt zu machen: Wer hätte gedacht, dass die “Revolution” schon am 25.05.2011 vorbei sei? Oder treibt le-bohémien nur junge Kühe auf die Weide?

  10. hunsrückbäuerlein sagt:

    schöner Versuch der Propaganda die Trägheit der verlorenen gegangenen 4. Gewalt imd Staate zu rechtfertige. Es ist einfach nur feige, süffisant, überflüssig, Blogger wissen das schon lange und schön, dass hier die eigene Unfähigkeit offiziell erklärt wird. Und vergib uns unsere Schuld, nichts wird hier vergeben! Gar nichts! Die Medien sollen ihren Job machen, so wie es sich gehört, ansosnten reicht es, wenn der letze das Licht aus macht.

    • Also ich habe heute mit mehreren Leuten gesprochen, von denen wussten viele nicht einmal, dass es überhaupt Demonstrationen in Spanien gibt während andere schon die Revolution in Deutschland ausrufen. Machen Sie das auch mal. Nicht erklären, sondern fragen. Die gesamtgesellschaftliche Wahrnehmungslücke ist leider immernoch sehr groß. “Die Medien” gibt es nicht. Dort arbeiten auch ganz normale Menschen, die derzeit mehr oder weniger verwirrt sind. Zur Entspannung zwischendurch mal was für die Ohren. Das Ganze klärt sich im Übrigen schneller, wenn Sie mithelfen den Ticker hier zu verteilen. Das wäre dann mal eine sinnvolle Nutzung von Facebook und Twitter.

      • hunsrückbäuerlein sagt:

        die STeilvorlage hätte besser nicht sein können. Dass nicht jeder SPON liest, ok, dass viele statt heute journal lieber die tagesthemen gucken auch ok, trotzdem setze ich voraus, dass spätestens seit dem heute journal vom Samstag 21. Mai (ihre Angeb, s. o.) die Demos einer breiten Bevölkerungsschicht bekannt sein sollten. Nach Samstag kommt Sonntag und das erscheinen WamS, FAZaS, BamS u.a.. Da waren wohl die Redaktionen anscheinend an den entsprechenden Stellen entweder nicht besetzt, überfordert, mit anderweitigen Vorgaben ausgestattet, zu träge oder gar vorrübegehend ohnmächtig…..ins Kalkül ziehe ich sogar noch Unwillen weil politisch derzeit höchst unerwünscht über Unruhen in Europa wegen des Sozialabbaus im Zuge der Bankerettung zu berichten. Dass in den Redaktionen “auch nur normale” Menschen arbeiten, die orientierungslos und unsicher sind, die bei einem Anschwellen der Informationsflut aus einer bestimmt Richtung plötzlich wegen overload auststeigen, kommt ja wohl eher einem Affront gegenüber den redakteuren gleich. Wenn ich, der ich nicht Redakteur bin, der ich vom Journalismus keine Ahnung habe, mit der Infoflut zurecht kommen, dann sollten es die Profis wohl auch können, es sei denn sie haben Beweggründe es nicht zu tun.

        • @ Hunsrückbäuerlein

          In der Tat, ein nicht von der Hand zu weisendes Argument. Die Medien berichten zwar, aber auch ich denke, den Leitmedien blindes Vertrauen entgegen zu bringen, ist schlicht naiv und fahrlässig, und hat nichts mehr mit notwendiger Medienkritik zu tun!

          “ins Kalkül ziehe ich sogar noch Unwillen weil politisch derzeit höchst unerwünscht über Unruhen in Europa wegen des Sozialabbaus im Zuge der Bankerettung zu berichten.”

          Auch das könnte bei einigen Redaktionen und PR-Journalisten sicher ein Motiv sein. Auch die arabischen Aufstände wurden als Freiheitsbewegung verklärt, wo es doch primär ebenso um soziale Missstände ging.
          Und es ist genauso wenig von der Hand zu weisen, dass die Redaktionen Quellen, Korrespondenten und damit auch Ressourcen der Berichterstattung haben, die der der kleinen Zeitungen und Blogs bei weiten übersteigen. Insofern hier von einem Overload zu sprechen, ist tatsächlich gewagt. Insofern teile ich die These, das natürlich auch die Medien ihre politischen und ökonomischen Bewegründe haben, über Themen mehr oder weniger zu berichten. Eine tiefergehende Analyse mit der Medienstruktur, wie sie zb. Noam Chomsky bietet, bestätigt diese These.

  11. MissGeschick sagt:

    MIr ist es unbegreiflich. In den “großen” Medien lese ich immer nur was von #ehec – das einzige was hier mit Spanien zu tun hat, sind plötzlich die miesen Gurken.
    Ich bin froh. das es hier mal so eine Zusammenstellung gibt, ABER die “großen” Medien machen nicht den Job, den sie machen sollten.
    Sie bedienen sich an der Supernewsbörse mit Artikeln von Lohndumping Unternehmen mit schlechten Reportern die Hauptberuflich Lobbyisten sind? (ja ein wenig viel Fantasie, trotzdem!)

    Was ich aber noch bedenklicher finde, ich hoffe, dass das keine organisierte von Aussenstehende Demonstration ist, wie in Ägypten, Lybien und Iran. Hier waren so genannte Organisationen am Werk, die mit dem CIA zusammen arbeiten und letztendlich also von Amerika gelenkt wurden.
    Jetzt revolutionieren wir sogar schon, wenn wir es sollen und halten die Füsse still, wenn DIE das wollen?
    Was ist los?!

    total durchhin – die MissGeschick

    • hunsrückbäuerlein sagt:

      @ missgeschick
      das muß ihnen nicht unbegreiflich bleiben. Guugeln sie mal wer gehört zu wem, dann werden sie feststellen, dass D nurmehr von wenigen Medienkonzernen eingelullt werden. Mir fallen da spontan, Springer, Burda, Bertelsmann, SZ, ein, es gibt vielleicht nochmal so viele aber allen ist eines inzwischen gemeinsam, sie sind AGs, Kapitalisten par excellence, sie werden von angestellten Managern geleitet, die die Säckel garnicht schnell genug mit Boni füllen können. Ich will garnicht mal unterstellen, dass gezielt desinformiert wird, aber Informationen zurückhalten ist m. E. auch schon einer Lüge vergleichbar. Von den sog. klassischen Medien ist derzeit sicher Nichts zu erwarten und die Bestrebungen das www auf Linie zu bringen sind in vollem Gang, s. verschiedene Bloggs über G8 und Sarkozy, oder G8 und Obama….irgendwann werden wir trotz modernster Kommunikationsmittel wieder trommeln und Rauchzeichen geben müssen um uns die Wahrheiten zuzurufen.

  12. H.B. sagt:

    Schön, dass es auch kritische Stimmen gibt und die Interessen der Medien angesprochen werden. Dass die “großen Medien” zwar berichten, dies aber zeitverzögert tun, ist logisch und hat Herr Hausschild ja schön dargestellt. Aber trotzdem sollte man noch fragen dürfen, was und wieviel berichten “die Medien”. Da sie schlicht ökonomisch handelnde Unternehmen sind, möchten sie leider primär ihren Profit maximieren und sich in der Medienlandschaft behaupten. Mit dieser Motivation können sie aber überhaupt nicht der gewünschten Rolle als Aufklärer gerecht werden, denn ihr Anspruch das Weltgeschehen in all seiner Breite wiederzugeben, ist eben nur sekundär. Man kann ihnen das aber nicht direkt vorwerfen, sondern müsste dann schon eher das kapitalistische System kritisieren, in welchem sie ja überleben müssen.
    Über den Vorwurf, der in den sozialen Netzen kursiert, dass sie darüber hinaus noch bewusst Informationen zurückhalten, also in gewisser Weise Zensur betreiben, kann man bei dem ein oder anderen einschlägigen Blatt sicherlich mal nachdenken. Jedoch ist dies meiner Meinung nach bestimmt nicht der Hauptgrund, dass subjektiv wenig berichtet wird. Dass die Berichterstattung dem ein oder anderen sehr spärlich vorkommt, liegt wohl erstens an den ökonomischen Interessen und zusätzlich daran, dass dieser Personenkreis sich bewusst genau über dieses Thema informiert und den Eindruck gewinnt, das Ausmaß der Berichterstattung sei der Wichtigkeit der Ereignisse nicht angemessen.
    Aber die Medien tragen eben schlicht Informationen weiter, von welchen sie sich Leser erhoffen. Das bedeutet, es muss etwas Spektakuläres passieren, was den Redakteuren auch berichtenswert erscheint. Spanien war vorerst zwei Tage lang spektakulär, dann gab es aber schon wieder neue Themen. Man will die Leser ja nicht langweilen. Nun passiert aber wieder was Neues und schon fangen sie wieder an zu berichten.
    Wir bekommen das serviert, was die Mehrheit anscheinend will. Dass die Leser dieses Blogs nicht dazu gehören, ist wohl klar.
    Und deshalb: Gut, dass im Internet zusätzlichen Informationen bereitgestellt werden, die uns die Medien vorenthalten, aus welchen Gründen auch immer. Diese Informationen werden sich auch verbreiten, alsbald sich genügend dafür interessieren.

  13. Felix sagt:

    Bitte dran bleiben. Diese Auflistung ist sehr erfreulich.

    Aber von den empörenden Geschehnissen in Barcelona steht hier leider noch nichts.
    Wir sind ja alle nur Menschen, aber es muß doch möglcih sein, auch von professioneller Seite her entsprechende Ressourcen zu bündeln (z.B. anstatt nur einen Menschen dies hier machen zu lassen 2 – 3, die untereinander in engem Kontak stehen).

    Mit freundlihen Grüßen
    F

  14. Tobias sagt:

    Neu online: Umfangreiche Analyse über den Einfluss von Social Media auf die spanische Revolution 2011
    http://tobesocial.de/blog/blog/analyse-social-media-revolution-spanien-15demayo-democracia-real-ya-acampadasol

  15. Theodosius sagt:

    Interessanterweise ist eines der Bücher zu WikiLeaks mit Bildern von Anonymous betitelt -und zeigt als m.W. einziges die Beziehung der beiden Netzgruppierungen auf- und zwar mit einer Demo in Madrid und dem von Anonymous gehaltenem Transparent (sic!):
    “Nobody expects the Spanish Revolution!”

    Julian Assange -Die Zerstörung von WikiLeaks? Anonymous…: Info-Piraten versus Scientology, Pentagon und Finanzmafia: Chaos Computer Club -Hacker gründen OpenLeaks [Broschiert]
    http://www.amazon.de/Julian-Assange-Die-Zerst%C3%B6rung-WikiLeaks/dp/3939594032

    vom gleichen Autor Gerd R. Rueger noch zwei Artikel zu Spanien/Anonymous:

    http://www.meinpolitikblog.de/griechenland-italien-spanien-im-zangengriff-der-finanzmafia
    http://www.meinpolitikblog.de/us-rating-agenturen-drangsalieren-spanien-15-m-wikileaks-und-zapateros-niedergang

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