Familie, Quote, Arbeitsmarkt
Ideologische Verhüllungen

Die aktuelle Gleichstellungsdebatte im Zuge einer vermeintlichen Emanzipation der Frau ist nicht nur weitgehend ahistorisch, sondern ignoriert auch die Widersprüche zwischen Produktivität und Reproduktivität.

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Foto: Martin Abegglen / flickr / CC BY-SA 2.0

Von Prof. Günter Buchholz

Wirtschaft, Unternehmen, Profit, Arbeitsmarkt, Konkurrenz auf der einen und Ehe, Familie, Kindererziehung, Liebe und Vertrauen auf der anderen Seite bezeichnen die beiden Seiten des Widerspruchs zwischen Produktivität und Reproduktivität. Wenn die wirtschaftliche Seite aufgrund ihres Profitstrebens übergriffig wird, indem sie die privat-familiale Seite nicht mehr respektiert, indem sie versucht, auf deren Ressourcen zuzugreifen, wird das Gleichgewicht gestört.

„Wir“ brauchen die weibliche Arbeitskraft, heißt es dann, auch „wegen des demographischen Wandels“ und „die Frauen müssten sich emanzipieren“ und „für die Kinder müsse es beginnend mit der Kindertagesstätte für unter Dreijährige eine Vollzeitbetreuung“ geben. Und wer das kritisiere, der sei „nicht modern“ und „hänge einem veralteten Familienleitbild“ an, wissen die klugen SPD-Frauen.

Ferdinand Knauß schreibt in der Wirtschaftswoche unter dem Titel „Die Lüge von der Vereinbarkeit“:

„Die offenkundige Wahrheit bleibt (…) leider meist unausgesprochen, obwohl sie von Millionen Menschen am eigenen Leib erfahren wird: Wenn Mann und Frau beide in Vollzeit oder „vollzeitnah“ arbeiten, bleibt dem Paar unterm Strich weniger Zeit für die Familie als wenn es nur ein Elternteil tut. Das „bisschen Haushalt“ macht sich eben nicht von allein und Kinder sind keine Gegenstände für Betreuungsmanagement.

Eltern hören und lesen allerorten die Botschaft der Vereinbarkeit. Doch sie erfahren in ihrem eigenen Leben, dass es zwar irgendwie funktioniert – aber nur um den Preis der Vernachlässigung der wichtigsten Menschen in ihrem Leben: der Kinder und des Partners.

Dieser Gegensatz zwischen einem allgegenwärtigem gesellschaftlichem Anspruch und dem Erleben des Scheiterns in der eigenen Realität ist der ideale Nährboden für Stress. Das Ergebnis ist eine erschöpfte Gesellschaft aus Männern und Frauen, die verzweifelt versuchen, zwei oder drei Leben in einem einzigen zu führen.

Eine wachsende Zahl junger Frauen und Männer löst die Vereinbarkeitsillusion auf einfache Weise auf: Sie verzichten auf die Gründung einer Familie. Sie nehmen Roland Berger beim Wort und flexibilisieren ihr Leben ganz und gar: keine Kinder, kein Betreuungsproblem, kein schlechtes Gewissen, kein Stress.

Am besten nicht einmal ein fester Partner, der die berufliche Mobilität einschränken könnte. Berger und Konsorten würden das natürlich nie offen aussprechen, aber eine flexiblere Welt ist eine Welt mit weniger festen Liebesbeziehungen und vor allem weniger Kindern.

Die illusionäre Behauptung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat nicht nur den vordergründigen Zweck, Menschen, die unter keinen Umständen auf die Gründung einer Familie verzichten wollen, dennoch als Vollzeitarbeitskräfte zu motivieren. Sie vernebelt auch einen unbequemen Zusammenhang in modernen Industriegesellschaften, nämlich den zwischen der Produktivität und der Reproduktivität.“

Soweit Ferdinand Knauß; es gibt jedoch eine Lösung, nämlich, nach Christine Bauer-Jelinek, „eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, erst dann ließen sich für beide Geschlechter Beruf, Familie und Selbstentwicklung realisieren.“

Diese Lösung aber ist innerhalb der neoliberal dominierten und globalisierten kapitalistischen Produktionsweise nur sehr schwer realisierbar, weil sie dem Profitstreben direkt entgegensteht. Ein neues Arbeitszeitregime, wie schon von André Gorz vorgeschlagen, wäre die Lösung. Es gibt eine Lösung, aber sie wird blockiert. Das ist das Problem.

Familie und Beruf im Wandel

Die typische traditionelle Familie besteht aus Mann und Frau als Ehepaar sowie ihren eigenen Kindern. Wenn Familien scheitern, dann entstehen daraus Rest- oder Wrackfamilien (Alleinerziehende Mütter (meist) mit isolierten Vätern), oder Reparaturfamilien (patch work families), oder es bilden sich Scheinfamilien (von homosexuellen Partnern oder mit Adoptivkindern). Diese zuletzt genannte Gruppe steht im Mittelpunkt der heutigen „Familienpolitik“, ohne dass jemals erklärt würde, weshalb das politische Praxis ist.

Die gesellschaftliche Funktion der Familien ist die biologische Reproduktion der menschlichen Gattung, und das heißt: Zeugung, Schwangerschaft, Stillen, Säuglingspflege, Betreuung und Erziehung der Kinder bis ins Erwachsenenalter und die Ermöglichung ihrer Qualifizierung.

Diese intimen und daher privaten Prozesse sind für die Gesellschaft von größter Bedeutung, denn von ihrem Gelingen oder Misslingen gehen erhebliche positive oder negative Wirkungen aus.

In vorindustrieller Zeit waren Familien oft Großfamilien (Sippen) auf landwirtschaftlicher Grundlage. Im Verlauf der Industrialisierung vollzog sich dann die Herausbildung der modernen Kleinfamilie, die heutzutage vom Zerfall bedroht und dabei ist, ihre Funktionen einzubüßen. Das zeigt sich u. a. an einer statistischen Größe, nämlich der Kinderzahl je Frau, die heute nicht nur in Deutschland deutlich zu niedrig ist, um noch eine Bevölkerungskonstanz zu ermöglichen.

In der Vergangenheit hatte sich eine fast zwangsläufige Arbeitsteilung herausgebildet, die zugleich eine Spezialisierung war. Spezialisierungen bringen innerhalb einer Arbeitsteilung erhebliche Vorteile für alle mit sich, solange es gelingt, die Arbeitsteilung durch zugehörige Formen der Kooperation – sei es in der Gemeinschaftlichkeit der Familie oder sei es über Märkte – aufzuheben.

Während sich der Mann auf den Beruf und den Erwerb des Familieneinkommens spezialisierte und dabei in der Regel Lohnarbeit verrichtete, konzentrierte sich die Frau auf die Kinder und den privaten Haushalt, und dies wegen der fehlenden Mechanisierung mit einer Eigenarbeit in erheblichem Umfang. Im besitzbürgerlichen Milieu konnten sich die Ehefrauen auf Haushaltspersonal stützen, während sie sich der Kultivierung des Familienlebens widmeten.

Solange es zahlreiche Schwangerschaften und Geburten gab – im 19. Jahrhundert oft mehr als zwanzig -, solange konnte nur ausnahmsweise daran gedacht werden, dass die Frau in das berufliche Feld eintreten könnte. Die Säuglings- und die Müttersterblichkeit waren lange sehr hoch, und die berufliche Erwerbsarbeit der Männer bedrohte oft deren Gesundheit und war nicht selten lebensgefährlich, und das ist vielfach auch heute noch so.

Diese typischen traditionellen Familienverhältnisse, die nicht Ausdruck eines angeblichen „Patriarchats“, sondern Ausdruck einer bestimmten und durchaus angemessenen Form der Arbeitsteilung innerhalb der Familien und ihrer Gemeinschaft waren, begannen sich im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts grundlegend zu wandeln.

Dabei hat der gesellschaftliche Wandel von der industriellen Produktion zu den Dienstleistungen eine wesentliche Rolle gespielt, denn es wurden dadurch von Männern besetzte Arbeitsplätze reduziert, während für Frauen neue und zusätzliche Arbeitsplätze entstanden, und damit erstmals die Möglichkeit, als Frau ebenso wie Männer in das berufliche Feld einzutreten.

Durch die Fortschritte der Medizin waren Mütter- und Säuglingssterblichkeit Vergangenheit geworden. Und die Mechanisierung der Haushalte bis hin zur Halbautomation verringerte in Verbindung mit Produktinnovationen bei Lebensmitteln (z. B. der  Tiefkühlkost) die Eigenarbeit im Haushalt auf ein Restminimum. Einschneidend war zudem die Innovation der die Empfängnis blockierenden Pille für die Frau. Die Anzahl der Kinder je Frau nahm ab, und damit ergab sich für die Frauen eine Leerkapazität, die sich durch Eintritt in das berufliche Feld auslasten ließ, sei es in Teilzeit, sei es in Vollzeit. Hinzu kam, dass Frauen deutlich mehr als früher Berufs- und Studienqualifikationen erwarben.

Ideologische Verhüllungen im Interesse des Marktes

Daran hatten auch die Unternehmen ein Interesse, denn ein steigendes Arbeitsangebot übt einen erwünschten Druck auf die Löhne aus. Dadurch wird es möglich, zwei Arbeitskräfte statt nur einer zu nutzen und die Löhne so abzusenken, dass nunmehr Mann plus Frau das Einkommen erzielen, das zuvor der Mann als Familieneinkommen alleine erzielte.

In der ideologischen Verhüllung wurden diese Prozesse jedoch als angebliche Emanzipation der Frauen aus dem häuslichen „Patriarchat“ dargestellt.

Es ist vor diesem Hintergrund nicht verwunderlich, dass die traditionelle familiäre Arbeitsteilung derzeit neu ausgehandelt wird, aber das geschieht unnötigerweise mittels schädlicher ideologischer Begrifflichkeiten, die die Auseinandersetzung vergiften. Aber nicht ein ebenso ideologisierter wie verbissener Geschlechterkampf ist nötig, sondern ein verändertes Geschlechterarrangement, das den Bedingungen der gegenwärtigen Gesellschaft besser entspricht als der traditionelle Familientypus.

Solange ein solches Arbeitszeitregime, das eine ausgewogenes Verhältnis von Arbeit im Dienste der Kapitalverwertung einerseits und der familialen Reproduktion andererseits realisieren würde, nicht erreicht worden ist, so lange kann es für beide Geschlechter nur um mehr oder weniger akzeptable Kompromisse gehen. Denn: niemand kann alles haben, weil die Entscheidung für etwas zugleich eine Entscheidung gegen etwas (anderes) ist.

Wenn sich z. B. ein Mann, für seine Familie und weil er nicht wollen kann, durch kollegiale Konkurrenz ausgebootet zu werden, voll auf die Anforderungen des Berufs konzentriert, dann kann er am Aufwachsen seiner Kinder nur am Rande teilhaben, und daher entgeht ihm im Beziehungsbereich, bis hin zur Gefährdung der Ehe, doch sehr viel. Konzentriert sich die Frau umgekehrt auf die Kinder, dann wird ihr die Karriere entgehen und damit Status, Geldeinkommen und alles, was sonst noch damit verbunden ist. Trotzdem mag ein solches eheliches Arrangement gelingen, aber es ist sicherlich gefährdet.

Werden Zwischenlösungen gewählt, bei denen Mann und Frau sich beide beruflich und familiär betätigen, dann gehen für beide Spezialisierungsvorteile auf beiden Seiten verloren, und die Kinder erleiden die Nachteile in Form eingeschränkter Zuwendung und Betreuung. Die Situation mündet schnell in eine arbeitsmäßige und  organisatorische Überforderung von Mann sowie Frau und daher auch der Kinder. Diese Einsicht durch Erfahrung hat z. B. Ferdinand Knauß formuliert, indem er von der „Lüge der Vereinbarkeit“ gesprochen hat.

Eine Ganztagesbetreuung der Kinder könnte dieses Problem zwar organisatorisch entschärfen, aber das ginge zu Lasten der Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Jedoch: Das Motiv von Männern und Frauen, Kinder zu bekommen, wurzelt in dem Wunsch, mit diesen gemeinsam in einer engen Beziehung zu leben. Das ist schließlich der eigentliche Sinn. Sie wollen und bekommen doch nicht Kinder, um sich ihrer im Interesse der Kapitalverwertung schnellstmöglich in  Kindertagesstätten und anderen öffentlichen Einrichtungen zu entledigen, sondern um sich ihnen zu widmen.

Organisiert werden kann vieles, besonders wenn die Mittel eher nicht knapp sind, aber Kinder brauchen vor allem Zuwendung, Bindung, Verlässlichkeit und Vertrauen, und all dies ergibt sich aus personalen Beziehungen, insbesondere denen zwischen Eltern und Kindern. Familien sind zwar nicht perfekt, aber von besonderen Erfolgen der Heimerziehung ist demgegenüber bisher nichts bekannt geworden. In besonderem Maße gelten diese Bedenken den Kindertagesstätten, die für Kleinkinder unter drei Jahren vorgesehen sind. Sie verdienen deswegen ein Höchstmaß an Skepsis, weil absehbar ist, dass die zu erwartenden psychischen Schäden für die betroffenen Kinder lebenslang anhalten werden. Es ist ein Merkmal der derzeitigen narzisstischen Gesellschaft, dass die Bedürfnisse der Kleinkinder und der Kinder eben nicht im Mittelpunkt stehen. Vielmehr dreht sich alles um die Ansprüche der Erwachsenen, und seien sie noch so abwegig, fragwürdig oder absurd.

Gleichstellungspolitik gegen Gleichberechtigung

Gleichberechtigung, gerade auch im Sinne des Grundgesetzes, meint gleiche Berechtigungen für alle Individuen, also gleiche Chancen und gleiche Zugänge, zum Beispiel zu öffentlichen Ämtern. Alle Individuen sollen gleich behandelt und dadurch nicht diskriminiert werden.

Gleichberechtigung meint nicht Gleichheit im Ergebnis. Eine Gleichstellung im Sinne einer Gleichheit im Ergebnis ist in der bürgerlichen Gesellschaft weder vorgesehen, noch möglich noch wäre sie sinnvoll; dennoch wird sie allein und im offenen Widerspruch zum Grundgesetz vom Feminismus beansprucht. Die Sozialpolitik hat zum Beispiel nicht das Ziel, eine wirtschaftliche Gleichheit im Ergebnis zu erreichen, sondern nur, die Ergebnisse des Arbeits- und Wirtschaftsprozesses durch ein gewisses und oft strittiges Maß an Umverteilung so zu korrigieren, so dass unerwünschte Härten in den Lebensverhältnissen ausgeglichen werden können. Und das ist ein Beitrag zur Stabilität der bürgerlichen Gesellschaft, der Ungleichheiten im wirtschaftlichen Ergebnis eigentümlich sind.

Die Ergebnisse beruflicher Anstrengungen ergeben sich auf Grundlage individueller Motivationen und Bemühungen jeweils im offenen Arbeitsprozess, der das letztliche Gelingen ebenso kennt wie das Scheitern. Es sollen individuelle Leistungen erbracht und danach gesellschaftlich belohnt werden, so dass leistungsstarke Menschen in der Tendenz mehr erreichen als leistungsschwache. Ein solches Ergebnis ist deshalb ein gerechtes Ergebnis. Anders ausgedrückt: Das Leistungsprinzip soll gelten, d. h. individuelle Qualifikation und Leistung sollen maßgeblich sein, und im Vergleich soll das Prinzip der Auslese der (jeweils) bestgeeigneten Person gelten, und zwar ohne Rücksicht auf Merkmale außerhalb der Qualifikation.

In logischer und rechtlicher Hinsicht ist Gleichstellung das genaue Gegenteil der Gleichberechtigung. Die Ähnlichkeit des Wortklangs kann darüber allerdings hinwegtäuschen. Und diese Täuschung ist durchaus erwünscht oder gar beabsichtigt, weil sie die Aushebelung des Prinzips der Gleichberechtigung verschleiern kann und im öffentlichen Bewusstsein tatsächlich bis heute wirksam verschleiert. Den Menschen wird sprachlich suggeriert, dass, wer für Gleichstellung sei, damit für Gleichberechtigung eintrete, während tatsächlich genau das Gegenteil der Fall ist; nur wird das eben erst auf den zweiten Blick erkennbar. Besonders verwirrend wirkt hierbei, dass „Gleichstellung“, manchmal, zum Beispiel von engagierten Homosexuellen, auch im Sinne einer rechtlichen Gleichstellung, im Hinblick auf das Adoptionsrecht etwa, verwendet wird. Die Unschärfe und Uneindeutigkeit des Ausdrucks Gleichstellung nimmt dadurch zu, was seine Eignung als suggestive Formel weiter erhöht.

Quotierungen jeglicher Art setzen voraus, dass Menschen nicht mehr, wie es das Grundgesetz tut, als Individuen angesehen werden, sondern als Angehörige einer Gruppe, dass also jene Merkmale, die laut Art. 3 (3) des Grundgesetzes gerade nicht entscheidungsrelevant sein sollen, als nunmehr wesentlich hervorgehoben werden, aber nun, um auf dem Wege einer sogenannten „positiven Diskriminierung“ – logisch eine contradictio in adjecto – solche Gruppen zu privilegieren. Jede Gruppenprivilegierung schließt aber eine Diskriminierung jener ein, die nicht zu dieser Gruppe gehören. Und Diskriminierungen jeglicher Art sind vom Grundgesetz verboten. So schließt die Privilegierung von Frauen die Diskriminierung von Männern ein.

Und – falsch – gerechtfertigt wird dieser Verfassungsbruch mit Verweis auf den falschen Hinweis auf einen angeblich bestehenden, tatsächlich aber nicht existenten Gleichstellungsauftrag im Grundgesetz: Art. 3 (2) Satz 2. Dort ist von Gleichberechtigung die Rede, und auch tatsächliche Gleichberechtigung meint eben nur Gleichberechtigung und nicht Gleichstellung im Ergebnis. Daher beruft sich der Gesetzgeber auch in zahlreichen einfachen Gesetzen, in denen auf einen angeblichen Gleichstellungsauftrag verwiesen wird, zu Unrecht auf das Grundgesetz. Es gibt keinen Gleichstellungsauftrag.

Artikel 3 (2) Satz 2, der erst 1994 eingefügt wurde, lautet:

“Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“

Dieser Satz ist in dreifacher Hinsicht falsch.

Erstens deswegen, weil die „tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern“ nicht Gleichstellung im Ergebnis, sondern die rechtliche Gleichstellung meint, wie z. B. beim oben erwähnten beanspruchten Adoptionsrecht für homosexuelle Paare. Das heißt, die Frauenquotenpolitik ist dadurch nicht gedeckt. Gleichstellung ist das Gegenteil von Gleichberechtigung, und beides zu identifizieren ist ein Denkfehler.

Zweitens ist der zweite Satzteil logisch falsch, weil er eine normative Aussage ist, aber mittels einer normativen Aussage prinzipiell nichts über die empirischen Gegebenheiten, also über die Fakten ausgesagt werden kann. Denn nur das ist der Fall, was der Fall ist.

Lautete jedoch die Formulierung:  „ … wirkt auf die Beseitigung ggf. bestehender Nachteile hin“, dann träfe dieser Einwand zwar nicht mehr zu, aber dann müssten angebliche Benachteiligungen zunächst empirisch-wissenschaftlich nachgewiesen werden, bevor ein konkreter Handlungsbedarf für den Staat ableitbar wäre. Ein gleichsam pauschaler Handlungsbedarf bestünde dann nicht.

Drittens ist dieser Satz empirisch falsch, weil die bisher behaupteten „bestehenden Nachteile“ jenseits bloßer Behauptungen empirisch nicht nachgewiesen werden konnten; wohl aber liegen Widerlegungen vor. Das heißt: Es gibt empirisch keinen Handlungsbedarf.

Das Gender Pay Gap ist, bestenfalls, das Ergebnis eines Unverständnisses der statistischen Methoden, schlimmstenfalls das Ergebnis einer Fälschung. Das Gender Pension Gap ist die Fortsetzung dieser Irrtümer. Und von der sogenannte „gläsernen Decke“, einer angeblichen unsichtbaren, aber wirksamen „strukturellen“ Aufstiegsschranke für Frauen, hört man, seit die These wissenschaftlich widerlegt worden ist, nun endlich nichts mehr. Auch der Hinweis auf „Unterrepräsentation von Frauen“ ist entweder ein Denkfehler, oder aber ein nackter Verteilungsanspruch ohne Legitimation; beides ist juristisch irrelevant.

Was hinter all dem steht, das ist letztlich ein vulgärer Denkfehler, wonach immer dann eine  Frauendiskriminierung vorläge, wenn sich eine Ungleichheit zu ihren Lasten zeige. Das aber ist Unsinn, weil sich die Individuen aufgrund ihrer Präferenzen in Freiheit unterschiedliche Lebensziele setzen und unterschiedliche Lebenspläne zu verwirklichen trachten. Es gibt hier eine große Vielfalt der Lebensentwürfe und der Lebenswege, und es gibt Unterschiede, nicht nur zwischen Männern und Frauen oder zwischen Heterosexuellen und Homosexuellen, sondern ebenso solche, die mit Ländern und Regionen, oder die mit Stadt und Land oder die mit Begabungen, Neigungen und besonderen Fähigkeiten zusammenhängen.

Die Gleichberechtigung war seit langem verwirklicht, bis die Frauenprivilegierung eingriff, und daher ist sie – jetzt zu Lasten der Männer – nicht mehr und sogar immer weniger gegeben.

Artikelbild: Martin Abegglen / flickr / CC BY-SA 2.0

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45 Kommentare zu "Familie, Quote, Arbeitsmarkt
Ideologische Verhüllungen"

  1. rote_pille sagt:

    wird der feminismus jetzt auch von den linken abgeschrieben? kluge entscheidung.
    der professor spricht davon, die arbeitszeit zu verteilen, um das problem zu lösen. aber ich denke, ökonomischer druck wirkt effektiver. man müsste den eltern einfach nur den vollen preis für die betreuung zahlen lassen und im gegenzug die allgemeinen steuern senken. das würde schnell dafür sorgen, dass einer zu hause bleibt und sich um die kinder kümmert, weil es sich nicht lohnt, für die betreuer zu arbeiten. das hat in der vergangenheit auch funktioniert und funktioniert bei den wohlhabenderen familien auch heute noch. es steigert wahrscheinlich auch die geburtenrate. der andere wird durch die steuerliche entlastung und das verminderte angebot auf dem arbeitsmarkt automatisch mehr verdienen.

  2. Idahoe sagt:

    Wer ein Leistungsprinzip befürwortet, befürwortet in Folge die Reduktion des Menschen auf eine Zahl, die diesen bewertet.

    Deshalb ist eine linke Ideologie im Grunde nichts anderes, als neoliberal. Wobei liberal nichts anderes ist, als neoliberal.

    Mit eurem GLAUBEN an Eliten, die Besten der Besten, kann sich logischerweise nichts ändern.

    Genau deshalb ist Rousseaus Ansatz zum Scheitern verurteilt, denn die Schwachen, die Verlierer machen niemals Gesetze.

    Es gilt weiterhin das RECHT des Stärkeren, der die Gesetze macht.

    Das UNRECHT wird hinter dem Deckmantel des Rechts versteckt und der ZUSTAND Gerechtigkeit zu Grabe getragen.

    Der Wettbewerbsgläubige ist gefangen in seiner kleinen dualistischen Welt von Gut und Böse. Die guten Gewinner und die bösen Verlierer, die ausgegrenzt werden müssen, die ansonsten alles verderben. Des idealen Nihilisten Befriedigung ist die Erniedrigung des anderen, aus der die Erhöhung des EIGENEN resultiert, um der eigenen Minderwertigkeit zu entgehen. Die immer gleiche Rechtfertigung unsozialen Verhaltens.

  3. Günter Buchholz sagt:

    Das Leistungsprinzip wirkt sich in unserer derzeitigen Gesellschaft selbstverständlich nur unter der realen Voraussetzung der Existenz sozialer Klassen aus. Das heißt, die Zugehörgkeit zur besitzenden Klasse kann zwar in bestimmten Fällen auf individuelle Leistungen zurückzuführen sein, etwa dann, wenn einem Erfinder eine Unternehmensgründung gelingt. Aber dabei wirkt bereits maßgeblich der von der Marxschen Mehrwerttheorie erklärte Zusammenhang mit, und bei den Erben eines solchen Gründers ist dann das Leistungsprinzip inexistent.
    Dennoch spielt das Leistungsprinzip gesellschaftlich eine wichtige Rolle, weil es, wenn Leistungen erbracht werden, wohl immer eine Normalverteilung gibt. Und diese feststellbaren Leistungsunterschiede müssen, wenn es gerecht zugehen soll, den jeweiligen Verursachern zugerechnet werden. In dem Maße, in dem dieses Prinzip durchbrochen wird, wird die Motivation zur Leistung geschwächt werden, so dass die Leistung auch im Durchschnitt sinken wird. Und das ist gesamtwirtschaftlich unerwünscht.
    Das empirische Beispiel hierfür liefert der späte “Realsozialismus”, der nicht zuletzt an seiner ökonomischen Stagnation gescheitert ist.

  4. Thomas sagt:

    Zum “Leistungsprinzip” im Nachklapp von Hrn Prof. Buchholz zuerst: Niemand kann menschliche Leistung oder Leistungsfähigkeit quantitativ messen und daher auch nicht beurteilen. Menschliche Leistung ist von jeher individuell und daher unvergleichbar, es ist nicht wie beim Auto, bei welchem man einfach die PS-Zahl ermittelt.

    Das Ganze hat aber noch einen weit umfangreicheren Hintergrund: Arbeit wird als Leistung missverstanden. Jegliche Arbeit, egal wie unsinnig, egal wie schädlich für Gesellschaft, Individuum, Natur … wird automatisch als ein positiver Beitrag interpretiert. Sobald ein Markt für eine Tätigkeit vorhanden ist, sieht Arbeit wie etwas Gutes aus. Das ist aber unsinnig, weil auch für den größten Quatsch, für die größten Verbrechen durchaus Märkte entstehen können.
    Was durchgängig beim Arbeitsbegriff fehlt, ist daher die qualitative Betrachtung: Was tut eine spezifische Tätigkeit tatsächlich mit den Menschen, mit den gesellschaftlichen Strukturen, mit dem Planeten? Erst dann kann man entscheiden, ob man die Tätigkeit möchte oder nicht.
    Gruß, Thomas

    • Günter Buchholz sagt:

      “Niemand kann menschliche Leistung oder Leistungsfähigkeit quantitativ messen und daher auch nicht beurteilen.” Das ist eine ziemlich starke Behauptung.

      Arbeitsleistung kann unter bestimmten Randbedingungen sehr wohl gemessen werden, aber die Messbarkeit ist sicherlich zugleich vielfach eingeschränkt. Gleichwohl finden zumindest Leistungsschätzungen fortlaufend überall statt.

      Gesellschaftliche Arbeit muß nicht ´sinnvoll´ oder ´gut´ verwendet worden sein, es genügt, dass sie im Tauschakt als solche anerkannt wird. Das ist keine normative Frage.

      Wird die allgemeine Arbeitszeit reduziert, dann kann der Anteil der Lohnarbeit (für die Kapitalverwertung) sinken, und der für Eigenarbeit und Freizeit zur Selbstverwirklichung und Erholung kann zunehmen. Die Arbeitsteilung kann mit solchen erweiterten Spielräumen neu ausgehandelt und anders gestaltet werden als das jetzt der Fall ist, und zwar auf eine zwanglose Art und Weise.

      Übrigens ist die Eigenarbeit im Haushalt im Vergleich zum 19. und auch noch 20. Jahrhundert durch Halbautomatisierung und durch die Möglichkeit, fast alles als Ware einzutauschen, auf ein Restminimum geschrumpft.

      • Thomas sagt:

        Völlig richtig – “Leistungsschätzungen finden fortwährend statt” – das ist aber Teil des Problems und nicht die Lösung. Dass etwas stattfindet bedeutet noch nicht, dass es sinnvoll ist oder fortgesetzt werden sollte.

        Was ich mit Nicht-Messbarkeit meinte, ist: Jeder Mensch, anders als eine Machine, wird eine beliebige Aufgabe auf seine ureigene, individuelle Weise angehen. Jede “Messung” ist dabei eine technokratische Fehlinterpretation dieser Individualität. Das ökonomistische Denken, bei dem “Arbeit” als etwas Messbares, Austauschbares, als Tauschware verstanden wird, muss deswegen auf die Individualität verzichten, sie leugnen, damit die Umwandlung in Geld geschehen kann.
        Und gesellschaftliche Arbeit sollte stets “sinnvoll” und “gut” sein, also normativ bewertet werden – damit unterschieden werden kann, ob eine Tätigkeit überhaupt ausgeführt werden sollte. Wie ich bereits sagte, “ein Markt” kann das nicht entscheiden.

        Ihre Statements zu Freizeit, Selbstverwirklichung und Hausarbeit unterschreibe ich, das sehe ich genauso. Aber eine gesamtgesellschaftliche Umverteilung von notwendigen Aufwänden muss eben normativ bewertet werden und nicht einfach technologie-förmig “berechnet”. Wir müssen uns darauf einigen, was getan bzw.unterlassen werden sollte. Und das sind ethische, soziale, kulturelle, ökologische etc. Fragestellungen, aber keine inner-ökonomische. Wir müssen endlich beginnen, die Ökonomie wieder als Teil der Gesellschaft zu verstehen und nicht, wie der Ökonomismus seit 150 Jahren, die Gesellschaft als Erfüllungsgehilfin der Ökonomie.

  5. Ute Plass sagt:

    ” Es gibt eine Lösung, aber sie wird blockiert. Das ist das Problem.”

    Welche Lösung ist gemeint und welche Kräfte blockieren diese?

    • Günter Buchholz sagt:

      Die Lösung ist benannt worden. Die Blockade hat etwas mit dem zu tun, was “Produktionsverhältnisse” heißt.

  6. Ute Plass sagt:

    @Thomas – Zustimmung zu Ihrem Kommentar.

    Die darin angesprochenen Themen finden Sie hier weiter vertieft:

    http://care-revolution.org/grundausrichtung/

  7. Ute Plass sagt:

    @Prof. Buchholz –

    Da Ihr Beitrag den Eindruck erweckt als gäbe es “den Feminismus”,

    empfehle ich einen Blick auf die Vielfalt feministischen Denkens zu werfen:

    http://www.bzw-weiterdenken.de/2015/04/die-geschlechterdifferenz-gibt-es/

    http://antjeschrupp.com/2015/04/22/verantwortlichkeiten/

    http://antjeschrupp.com/2015/04/02/feminismen-heute/

    • Günter Buchholz sagt:

      In einem Wald gibt es etliche unterschiedliche Bäume. Dennoch ist der Wald ein Wald. Mit dem Feminismus ist es genauso. Ich verwende ihn hier also als Oberbegriff und als Begriff für das Ganze, wie beim Wald auch.
      In demselben Sinne gibt es trotz aller Binnendifferenzierungen das Christentum oder den Islam oder den Buddhismus oder den Animismus.

      • Ute Plass sagt:

        Schön, wenn vor lauter Wald noch die Verschiedenheit von Bäumen
        erkannt wird. ;-)

        Vielleicht kam Ihnen dabei folgender Beitrag vor Augen:

        http://antjeschrupp.com/2015/05/01/gleichstellungs-elend-in-a-nutshell/#comments

        • Günter Buchholz sagt:

          Nun ja, die Differenzierungen innerhalb des Feminismus mögen aus Ihrer Sicht wer weiß wie bedeutsam sein, aus meiner sind sie es eher nicht.

          Ansonsten hoffe ich, dass wenigstens Sie verstehen, was dieser Hinweis auf Antje Schrupp soll. Versteht diese Autorin wenigstens selbst was sie da so schreibt? Ich möchte es zu ihren Gunsten hier unterstellen. Aber es hat mit meinem Text hier wohl kaum etwas zu tun.

  8. Interessanter Artikel in dem meiner Ansicht nach auch viel Wahres steckt, doch – beispielsweise der folgende Passus bedarf meines Erachtens einer durchaus wichtigen Ergänzung bzw. einer etwas deutlicheren Kennzeichnung:
    „Die gesellschaftliche Funktion der Familien ist die biologische Reproduktion der menschlichen Gattung, und das heißt: Zeugung, Schwangerschaft, Stillen, Säuglingspflege, Betreuung und Erziehung der Kinder bis ins Erwachsenenalter und die Ermöglichung ihrer Qualifizierung.“
    In diesem Textabschnitt wird die Familie als reines Wirtschaftsunternehmen dargestellt mit der Aufgabenstellung „gesellschaftliche Reproduktion“. Dann geht es weiter:
    „Diese intimen und daher privaten Prozesse sind für die Gesellschaft von größter Bedeutung, denn von ihrem Gelingen oder Misslingen gehen erhebliche positive oder negative Wirkungen aus.“
    Auch da liegt die Betonung meines Erachtens wieder vorrangig auf (dem Gelingen) der für die Gesamtgesellschaft angeblich allein so relevanten „gesellschaftlichen Produktion“. – Was ich vermisse, ist – das konkrete Ansprechen der menschlichen Bedürfnisse innerhalb der Familie, so z. B. der für sehr viele Menschen eigentlich wohl äußerst wichtige Wunsch, sich im Kreise der Familie geborgen und zuhause (oder wenn man so will „sich beheimatet zu fühlen“). Dies läßt sich bestenfalls im ersten Teil des letzten Satzes oben erahnen („Diese intimen und daher privaten Prozesse sind für die Gesellschaft von größter Bedeutung, …“), liest sich aber meines Erachtens wie eine eher technische Gebrauchsanleitung „zur Erhöhung der Gebrauchswerts eines Gerätes“.
    Insgesamt halte ich es für ziemlich (zeit)-typisch, daß der Artikel vorrangig auf die wirtschaftliche Bedeutung der Individuen für unsere Leistungsgesellschaft zielt, daß aber die geistig-seelischen Bedürfnisse der Menschen höchstens indirekt zur Sprache kommen. Ich hingegen würde die Bedürfnisse der Menschen, der Familienmitglieder weitaus mehr in der Vordergrund stellen, und meines Erachtens kann man auch erst dann von Emanzipation sprechen; ansonsten handelt es sich wie die Überschrift schon zeigt noch immer um mehr oder weniger „(wirtschafts)-ideologische Verhüllungen“.
    Es ist meiner Meinung nach ein wesentliches Grundübel der heutigen Zeit, daß unzählige (gesamt)- wirtschaftliche Überlegungen immer wieder so sehr in den Vordergrund gestellt werden, daß den Keimzellen der Gesellschaft, den einzelnen Menschen und ihren geistig-seelischen Bedürfnissen hingegen immer weniger Aufmerksamkeit zuteil wird. Allein die von Ferdinand Knauß stammenden Textpassagen sprechen dies etwas deutlicher an, wenn er z. B. schreibt: „ Das „bisschen Haushalt“ macht sich eben nicht von allein und – Kinder sind keine Gegenstände für Betreuungsmanagement“ (!!!). – Ich selbst wünsche mir eine deutlich weniger wirtschaftsorientierte und vorwiegend technisch beschreibende, sondern vielmehr auch betont humane Herangehensweise an dieses Thema, den gesamten Aufsatz halte ich aber trotzdem für recht wertvoll.
    W. Oesters (zeitkrit. Website: achtgegeben.de)

    • Günter Buchholz sagt:

      Sehr geehrter Herr Oesters,

      sehen Sie es bitte einem Ökonomen wie mir nach, dass er vorrangig eine sozioökonomische Perspektive hat, ohne dabei aber die psychischen Seiten der menschlichen Beziehungen in Familien zu übersehen.

      Sie sind ein sehr hoher Wert an sich, und zugleich sind sie Bedingung der Möglichkeit einer gelingenden Sozialisation. Aus gesellschaftlicher Perspektive läuft das letztlich wieder auf die gelingende gesellschaftliche Reproduktion hinaus: im biologischen, im sozialen und im psychischen Sinne.

      Intakte Persönlichkeiten werden in intakten Familien herangebildet, und intakte Familien setzen positive psychische Beziehungen innerhalb der Familie voraus. Dieser Komplex folgt also einer Eigenlogik, die gerade keine ökonomische ist, aber dennoch die Bedingung der Möglichkeit der sozioökonomischen Prozesse. Denn diese sind zurückgebunden an ihre außerhalb ihrer eigenen Logik produzierten Voraussetzung, die darin besteht, dass nur intakte Persönlichkeiten sozial kohärent handeln können. Um diese Widersprüchlichkeit dreht sich die Reproduktion der Gesellschaft, oder: durch sie wird sie bestimmt und ausgestaltet.

      • Sehr geehrter Herr Buchholz,

        Nachdem ich durch Ihre Antwort angeregt Ihren ursprünglichen Artikel und auch meine Antwort darauf nochmals gelesen habe muß ich sagen, Sie haben meiner Ansicht nach vollkommen recht mit der Art und Weise, wie Sie den Problemkomplex darstellten, und Sie haben dabei – wenn man aufmerksam liest – sehr wohl auch Mitgefühl und Verständnis für die beschriebenen Schicksalsfälle gezeigt. Im Nachhinein muß ich sagen, daß ich zwar wohl bei Ihrem Text gestartet bin, dann aber – wohl traumatisch bedingt – teilweise doch ziemlich abschweifte und mehr meine eigenen Ressentiments gegenüber unserer leider so oft fast ausschließlich technisch-ökonomisch orientierten Gesellschaft zum Ausdruck brachte, als bei dem zu bleiben, was Sie – in wie gesagt durchaus mitfühlender Weise zu diesem Thema sagten. – Ich möchte daher Sie um Nachsicht bitten – und Ihnen gleichzeitig auch danken, denn ich habe durch all dies wieder einmal Wichtiges hinzugelernt. – Selbstverständlich sind auch die ökonomischen Interessen der Gesellschaft von maßgebender Bedeutung und so hat auch die technische Sicht auf diese Dinge ihre Berechtigung; ich wünsche mir allerdings von meinem Standpunkt aus nach wie vor, daß dies in Zukunft von den vorwiegend technisch (bzw. ökonomisch) orientierten Menschen insgesamt weitaus mitfühlender und mit deutlich mehr Verständnis für die natürlichen Bedürfnisse der Einzelindividuen gesehen wird. – Gingen homo faber, homo sapiens und homo ludens einander respektierend und ergänzend Hand in Hand, so würde unsere Welt um Vieles besser aussehen.

  9. Jacob Koppler sagt:

    “Es ist ein Merkmal der derzeitigen narzisstischen Gesellschaft, dass die Bedürfnisse der Kleinkinder und der Kinder eben nicht im Mittelpunkt stehen. Vielmehr dreht sich alles um die Ansprüche der Erwachsenen, und seien sie noch so abwegig, fragwürdig oder absurd.”

    Das kann man in der Tat aller Orten beobachten. Zb. zuletzt in Hamburg: die Mietpreise gehen durch die Decke, auch Doppelverdiener-Familien kriegen Schwierigkeiten, überhaupt Wohnraum zu finden (von bezahlbar oder wohnlich ist das noch entfernt!) und die Stadt beschließt: wir brauchen Olympia!

    Man könnte dasselbe auch über die Schulen in diesem Land sagen. Die Lösung ist nun anscheinend: Eltern pseudorenovieren die Schulen in ihrer Freizeit und laufen mit dem Spendenbeutel durch die Straßen (http://www.zeit.de/2015/22/finanzierung-marode-schulen-schultraeger-initiative), während die Staatenlenker für läppische € 0,4 Milliarden einen Kaffeeklatsch in Elmau abhalten. Wieviele Schulen hätte man dafür renovieren können?

    Ich würde Ihren Text aber noch etwas erweitern.
    1. brauchen Kinder nicht bloß intakte Familien, sie brauchen intakte Lebenswelten. Dazu zählt alles, vom nächsten Nachbar über den Stadtteil/das Dorf bis zum ganzen Land. Ich will damit darauf hindeuten, daß Eltern auch nicht die Total-Alleinverantwortlichen für die Erziehung sind (wohl aber die zuvörderst Verantwortlichen!), sondern auch die Gesellschaft hier Pflichten hat, die sie nicht im Sinne eines “habt ihr doch selber gemacht, also seit ihr allein verantwortlich!” abgeben darf. In Afrika umschreibt man diesen Umstand recht klug mit: Zur Erziehung eines Kindes braucht es ein ganzes Dorf. Oder andersrum gesagt: ich werde keine gute Entwicklung hinlegen, wenn ich zwar gute Eltern habe, die mich lieben, vor der Türe die Leute sich aber die Köpfe einschlagen, Schmutz und Elend herrscht. Da können auch die besten Eltern nicht mehr viel mehr machen als “Erziehung zum Überleben” und wenn die noch so empathisch und liebevoll sind, so werde ich am Ende denen zwar sehr vertrauen, der kopfeinschlagenden Welt da draußen aber lange noch nicht. Klingt nun vielleicht etwas überspitzt, aber ich kenne Teile in diesem Land, da ist das nicht so sehr von der Realität entfernt.

    2. Das zentrale Problem der Familien ist daher meiner Meinung nach nicht bloß das von Ehefragen oder Partnerschaftsmodellen (wieso sind Homobeziehungen eigentlich “Schein”familien? Sind die doch nicht wirklich zusammen und stehen doch nicht wirklich füreinander ein?), sondern in der Tat das der Lebenswelt. Da zählt ohne Frage die Arbeitswelt dazu, die hier auch ein Knackpunkt ist. Man sieht das ja gerade am Kita-Streik. Eltern kriegen von ihren Arbeitgebern richtig Druck, weil plötzlich auffällt: ach guck mal, die Arbeitsbiene hat auch Knirpse! In dieser Sicht finden Kinder in der Arbeitswelt eigentlich nicht statt, höchstens als Ärgernis. Ebenfalls daran ersichtlich, daß weder für U3 noch für Ü3 nennenswerte mengen an Betriebskitas existieren (wäre für Eltern, denke ich, sehr angenehm, in der Pause zum Kleinen runter zu können und für den Knirps sicher auch kaum schädlich!). Dieses Problem interessiert Unternehmen einfach nicht. Sieh zu, wie Du mit Deinen Kindern klar kommst, war doch Deine eigene Entscheidung!

    3. Zum Aufmacher des Artikels: Sie beziehen sich darauf, daß die Gleichstellungs….sache (Debatte kann man es ja kaum nennen) selbstausweislich der Förderung von Frauen und Familien dient. Ich sage es mal so: vielleicht liegt Ihr Fehler schon darin, dieses Etikett für bare Münze zu nehmen.
    Jener Feminismus, der annodazumal mit dafür sorgte, daß Frauen allein entscheiden dürfen, ob sie arbeiten (oder heiraten oder Kinder wollen), bei dem war drin, was drauf stand. Der hat auch mit Sicherheit wirklich Frauen geholfen und sicherlich auch der Familie an sich (namentlich psychologisch v.a. den Kindern, die nicht mehr unter der Zwangsehe ihrer Eltern leiden mussten, aber auch den Frauen, die diese Kinder nicht mehr im “oh Gott, mein Leben gehört meinem Mann”-Modus erziehen mussten, d.h. unfrei).
    Der jetzige Feminismus aber – meiner Meinung nach – schreibt sich die Sache nur aufs Etikett, ist aber in Wahrheit ganz anders unterwegs und dient wesentlich der weiteren Privilegierung bereits ziemlich privilegierter Frauen. Aus diesem Grund halte ich den häufig links daherkommenden heutigen Feminismus auch in Wahrheit für ein rechts-konservatives Projekt, da es im wesentlichen um die Beibehaltung und den Ausbau bereits vorhandener Privilegien einiger weniger geht (in diesem Fall: der bereits sehr gut betuchten Frauen). Das mache ich auch daran fest, daß mir nichts einfällt, wo der heutige Feminismus sich mal wirklich für VIELE Frauen oder VIELE Familien eingesetzt hätte, sondern immer nur irgendwelche Nischensachen für Orchideen-Probleme hervorbringt. So ist ja bspw. der Gender-Pay-Gap mit seinen angeblichen 25% aus der hohen Teilzeitquote von Frauen resultierend (ebenso wie die dann folgende Altersarmut), welche wiederum tatsächlich problematisch ist, spätestens eben bei der Rente. Alles, was der heutige Feminismus zur Lösung des Problems beigetragen hat ist: irgendwelche Frauenberatungsstellen, die in Teilzeit-/Vollzeit-Wünschen kaum was zu sagen haben und die Frauenquote, die, wenn ich das noch richtig im Kopf habe, nicht mal 100 ziemlich privilegierten Frauen in diesem Lande helfen wird, die alles nötig hätten, nur keine Hilfe in Sachen Arbeit. Gegen das (fragwürdig eingeführte, fragwürdig finanzierte, in der Sache aber verständliche) Betreuungsgeld – daß zumindest ein wenig vom Zwang zur Arbeit befreien kann – wurde ausschließlich gewettert, nicht einmal sinnvolle Gegenvorschläge gebracht. Medial hat man sich aufs Ausschlachten von Kinkerlitzchen, die 99% der Frauen am Hintern lang geht, beschränkt (“Aufschrei”). Familienfreundliche- /fördernde Aktionen habe ich von denen noch nicht erlebt. Wenn ich es richtig auf dem Schirm habe, sind die ja eigentlich sogar gegen jede Form von Familie, da patriarchal. Für die lebt es sich nur noch richtig in “Netzwerken”.
    Ansonsten produzieren die nur Zeitungsartikel und besetzen Lehrstühle an Universitäten, machen aber im Kern nichts für die Masse an Frauen oder Familien, sondern eben nur so elitäre Projekte, die den Statusquo im Grunde überhaupt nicht anfassen oder wenigstens mal problematisieren – und damit verlängern. Mit der Quote hat man sich sogar, denke ich, ins Knie geschossen, denn jetzt kann man politischer Seits erstmal sagen: guck mal, ihr habt letztens erst eure Quote bekommen, jetzt gibts erst mal nichts mehr (in Sachen Familienförderung). Ich denke auch, es wird viel weniger die durchgedreht-verstiegene Alleswisser-Ideologie des heutigen Feminismus sein, die nach und nach zum Ausbluten desselben führen wird, sondern die allen immer offenbarer werdende, extrem magere Bilanz von deren politischen Tätigkeiten. Im Grunde etwas der FDP-Modus: wer immer nur ewig verspricht (Förderung aller, besonders der benachteiligten Frauen), dann aber nichts hält und sogar das Gegenteil macht (Förderung der Frauen höchster Einkommensstufen), verschwindet über kurz oder lang von der öffentlichen Bildfläche.

    Das in 1 und 2 angesprochene Problem lässt sich aber nicht nur der Gleichstellung in die Schuhe schieben, ebensowenig wie die offenbare Aufgabe des Leistungsprinzips und die Etablierung des “Wer-kennt-wen”-Prinzips. Schauen wir doch auf die Wahlbeteiligung in diesem Land: bei Landtagswahlen gehen inzwischen grad noch so um die Hälfte hin, der Rest lässt es laufen – und wundert sich dann, wenn man ihn immer mehr gängelt. Wir alle werden abgehört – angeblich von Freunden, zu unserem eigenen Schutz: wen interessiert es? Mitten in der Erkenntnis, daß die Kanzlerin in Überwachungsdingen geflunkert hat, wird die Vorratsdatenspeicherung eingeführt und zwar schärfer, als je zuvor: wen interessiert es? Jedes 5. Kind in diesem Land lebt angeblich unterhalb der Armutsgrenze (schon die Hälfte wäre schlimm!): wen interessiert es? Unsere Universitäten sind zu relativ stupiden Ausbildungsläden verkommen, mit viel Ankreuzen und tollen Verwaltungsneologismen: wen interessiert es?

    Anders gesagt: daß eine so versaute Sache wie die Gleichstellung so laufen kann, wie sie läuft, liegt doch auch daran, daß dieser Lauf so gewählt wird (bzw. man statt wählen eben nicht wählen geht). Das Problem an der Gleichstellung ist doch nicht, daß sie nicht gut oder nicht richtig funktioniert – sondern daß sie so ausgezeichnet funktioniert, weil kaum irgendwo das Wort erhoben wird. Vor allem nicht an der Quelle des heutigen Feminismus: den Universitäten. Gerade da wird am lautesten geschwiegen.

    Zu Ihrer Idee, die Arbeitszeit familienfreundlich zu verkürzen, kann ich eigentlich nur sagen: da der Markt das nicht will, wird das auch nicht passieren. Sollte man sowas politisch umsetzen wollen, dürfte man sehr schnell als Kommunist gelten, ausserdem als jemand, der auf soziale Wohltaten steht und sich alimentieren lassen und dafür die Unternehmerische Freiheit einschränken will. Was als (verlogene) Bild-Schlagzeile völlig ausreicht, um das halbe Land innert eines Tages gegen eine solche Idee aufzubringen.

  10. Jacob Koppler sagt:

    “Es ist ein Merkmal der derzeitigen narzisstischen Gesellschaft, dass die Bedürfnisse der Kleinkinder und der Kinder eben nicht im Mittelpunkt stehen. Vielmehr dreht sich alles um die Ansprüche der Erwachsenen, und seien sie noch so abwegig, fragwürdig oder absurd.”

    Das kann man in der Tat aller Orten beobachten. Zb. zuletzt in Hamburg: die Mietpreise gehen durch die Decke, auch Doppelverdiener-Familien kriegen Schwierigkeiten, überhaupt Wohnraum zu finden (von bezahlbar oder wohnlich ist das noch entfernt!) und die Stadt beschließt: wir brauchen Olympia!

    Man könnte dasselbe auch über die Schulen in diesem Land sagen. Die Lösung ist nun anscheinend: Eltern pseudorenovieren die Schulen in ihrer Freizeit und laufen mit dem Spendenbeutel durch die Straßen (http://www.zeit.de/2015/22/finanzierung-marode-schulen-schultraeger-initiative), während die Staatenlenker für läppische € 0,4 Milliarden einen Kaffeeklatsch in Elmau abhalten. Wieviele Schulen hätte man dafür renovieren können?

    Ich würde Ihren Text aber noch etwas erweitern.
    1. brauchen Kinder nicht bloß intakte Familien, sie brauchen intakte Lebenswelten. Dazu zählt alles, vom nächsten Nachbar über den Stadtteil/das Dorf bis zum ganzen Land. Ich will damit darauf hindeuten, daß Eltern auch nicht die Total-Alleinverantwortlichen für die Erziehung sind (wohl aber die zuvörderst Verantwortlichen!), sondern auch die Gesellschaft hier Pflichten hat, die sie nicht im Sinne eines “habt ihr doch selber gemacht, also seit ihr allein verantwortlich!” abgeben darf. In Afrika umschreibt man diesen Umstand recht klug mit: Zur Erziehung eines Kindes braucht es ein ganzes Dorf. Oder andersrum gesagt: ich werde keine gute Entwicklung hinlegen, wenn ich zwar gute Eltern habe, die mich lieben, vor der Türe die Leute sich aber die Köpfe einschlagen, Schmutz und Elend herrscht. Da können auch die besten Eltern nicht mehr viel mehr machen als “Erziehung zum Überleben” und wenn die noch so empathisch und liebevoll sind, so werde ich am Ende denen zwar sehr vertrauen, der kopfeinschlagenden Welt da draußen aber feindlich und misstrauisch sein. Klingt nun vielleicht etwas überspitzt, aber ich kenne Teile in diesem Land, da ist das nicht so sehr von der Realität entfernt.

    2. Das zentrale Problem der Familien ist daher meiner Meinung nach nicht bloß das von Ehefragen oder Partnerschaftsmodellen (wieso sind Homobeziehungen eigentlich “Schein”familien? Sind die doch nicht wirklich zusammen und stehen doch nicht wirklich füreinander ein?), sondern in der Tat das der Lebenswelt. Da zählt ohne Frage die Arbeitswelt dazu, die hier auch ein Knackpunkt ist. Man sieht das ja gerade am Kita-Streik. Eltern kriegen von ihren Arbeitgebern richtig Druck, weil plötzlich auffällt: ach guck mal, die Arbeitsbiene hat auch Knirpse! In dieser Sicht finden Kinder in der Arbeitswelt eigentlich nicht statt, höchstens als Ärgernis. Ebenfalls daran ersichtlich, daß weder für U3 noch für Ü3 nennenswerte mengen an Betriebskitas existieren (wäre für Eltern, denke ich, sehr angenehm, in der Pause zum Kleinen runter zu können und für den Knirps sicher auch kaum schädlich!). Dieses Problem interessiert Unternehmen einfach nicht. Sieh zu, wie Du mit Deinen Kindern klar kommst, war doch Deine eigene Entscheidung! – und die Gesellschaft nimmt das so hin.

    3. Zum Aufmacher des Artikels: Sie beziehen sich darauf, daß die Gleichstellungs….sache (Debatte kann man es ja kaum nennen) selbstausweislich der Förderung von Frauen und Familien dient. Ich sage es mal so: vielleicht liegt Ihr Fehler schon darin, dieses Etikett für bare Münze zu nehmen.
    Jener Feminismus, der annodazumal mit dafür sorgte, daß Frauen allein entscheiden dürfen, ob sie arbeiten (oder heiraten oder Kinder wollen), bei dem war drin, was drauf stand. Der hat auch mit Sicherheit wirklich Frauen geholfen und sicherlich auch der Familie an sich (namentlich psychologisch v.a. den Kindern, die nicht mehr unter der Zwangsehe ihrer Eltern leiden mussten, aber auch den Frauen, die diese Kinder nicht mehr im “oh Gott, mein Leben gehört meinem Mann”-Modus erziehen mussten, d.h. unfrei).
    Der jetzige Feminismus aber – meiner Meinung nach – schreibt sich die Sache nur aufs Etikett, ist aber in Wahrheit ganz anders unterwegs und dient wesentlich der weiteren Privilegierung bereits ziemlich privilegierter Frauen. Aus diesem Grund halte ich den häufig links daherkommenden heutigen Feminismus auch in Wahrheit für ein rechts-konservatives Projekt, da es im wesentlichen um die Beibehaltung und den Ausbau bereits vorhandener Privilegien einiger weniger geht (in diesem Fall: der bereits sehr gut betuchten Frauen). Das mache ich auch daran fest, daß mir nichts einfällt, wo der heutige Feminismus sich mal wirklich für VIELE Frauen oder VIELE Familien eingesetzt hätte, sondern immer nur irgendwelche Nischensachen für Orchideen-Probleme hervorbringt. So ist ja bspw. der Gender-Pay-Gap mit seinen angeblichen 25% aus der hohen Teilzeitquote von Frauen resultierend (ebenso wie die dann folgende Altersarmut), welche wiederum tatsächlich problematisch ist, spätestens eben bei der Rente. Alles, was der heutige Feminismus zur Lösung des Problems beigetragen hat ist: irgendwelche Frauenberatungsstellen, die in Teilzeit-/Vollzeit-Wünschen kaum was zu sagen haben und die Frauenquote, die, wenn ich das noch richtig im Kopf habe, nicht mal 100 ziemlich privilegierten Frauen in diesem Lande helfen wird, die alles nötig hätten, nur keine Hilfe in Sachen Arbeit. Gegen das (fragwürdig eingeführte, fragwürdig finanzierte, in der Sache aber verständliche) Betreuungsgeld – daß zumindest ein wenig vom Zwang zur Arbeit befreien kann – wurde ausschließlich gewettert, nicht einmal sinnvolle Gegenvorschläge gebracht. Medial hat man sich aufs Ausschlachten von Kinkerlitzchen, die 99% der Frauen am Hintern lang geht, beschränkt (“Aufschrei”). Familienfreundliche- /fördernde Aktionen habe ich von denen noch nicht erlebt. Wenn ich es richtig auf dem Schirm habe, sind die ja eigentlich sogar gegen jede Form von Familie, da patriarchal. Für die lebt es sich nur noch richtig in “Netzwerken”.
    Ansonsten produzieren die nur Zeitungsartikel und besetzen Lehrstühle an Universitäten, machen aber im Kern nichts für die Masse an Frauen oder Familien, sondern eben nur so elitäre Projekte, die den Statusquo im Grunde überhaupt nicht anfassen oder wenigstens mal problematisieren – und damit verlängern. Mit der Quote hat man sich sogar, denke ich, ins Knie geschossen, denn jetzt kann man politischer Seits erstmal sagen: guck mal, ihr habt letztens erst eure Quote bekommen, jetzt gibts erst mal nichts mehr (in Sachen Familienförderung). Ich denke auch, es wird viel weniger die durchgedreht-verstiegene Alleswisser-Ideologie des heutigen Feminismus sein, die nach und nach zum Ausbluten desselben führen wird, sondern die allen immer offenbarer werdende, extrem magere Bilanz von deren politischen Tätigkeiten. Im Grunde etwas der FDP-Modus: wer immer nur ewig verspricht (Förderung aller, besonders der benachteiligten Frauen), dann aber nichts hält und sogar das Gegenteil macht (Förderung der Frauen höchster Einkommensstufen), verschwindet über kurz oder lang von der öffentlichen Bildfläche.

    Das in 1 und 2 angesprochene Problem lässt sich aber nicht nur der Gleichstellung in die Schuhe schieben, ebensowenig wie die offenbare Aufgabe des Leistungsprinzips und die Etablierung des “Wer-kennt-wen”-Prinzips. Schauen wir doch auf die Wahlbeteiligung in diesem Land: bei Landtagswahlen gehen inzwischen grad noch so um die Hälfte hin, der Rest lässt es laufen – und wundert sich dann, wenn man ihn immer mehr gängelt. Wir alle werden abgehört – angeblich von Freunden, zu unserem eigenen Schutz: wen interessiert es? Mitten in der Erkenntnis, daß die Kanzlerin in Überwachungsdingen geflunkert hat, wird die Vorratsdatenspeicherung eingeführt und zwar schärfer, als je zuvor: wen interessiert es? Jedes 5. Kind in diesem Land lebt angeblich unterhalb der Armutsgrenze (schon die Hälfte wäre schlimm!): wen interessiert es? Unsere Universitäten sind zu relativ stupiden Ausbildungsläden verkommen, mit viel Ankreuzen und tollen Verwaltungsneologismen: wen interessiert es?

    Anders gesagt: daß eine so versaute Sache wie die Gleichstellung so laufen kann, wie sie läuft, liegt doch auch daran, daß dieser Lauf so gewählt wird (bzw. man statt wählen eben nicht wählen geht). Das Problem an der Gleichstellung ist doch nicht, daß sie nicht gut oder nicht richtig funktioniert – sondern daß sie so ausgezeichnet funktioniert, weil kaum irgendwo das Wort erhoben wird. Vor allem nicht an der Quelle des heutigen Feminismus: den Universitäten. Gerade da wird am lautesten geschwiegen.

    Zu Ihrer Idee, die Arbeitszeit familienfreundlich zu verkürzen, kann ich eigentlich nur sagen: da der Markt das nicht will, wird das auch nicht passieren. Sollte man sowas politisch umsetzen wollen, dürfte man sehr schnell als Kommunist gelten, ausserdem als jemand, der auf soziale Wohltaten steht und sich alimentieren lassen und dafür die Unternehmerische Freiheit einschränken will. Was als (verlogene) Bild-Schlagzeile völlig ausreicht, um das halbe Land innert eines Tages gegen eine solche Idee aufzubringen.

  11. Günter Buchholz sagt:

    Sehr geehrter Herr Koppler,

    ich möchte zunächst gern hinweisen auf:

    https://www.freitag.de/autoren/guenterbuchholz/von-der-frauenemanzipation-zur-frauenprivilegierung

    Sehr vielem von dem was Sie hier angemerkt haben, kann ich durchaus zustimmen. Zum Beispiel dem berechtigten Hinweis darauf, dass Familien immer spezielle Lebenswelten haben und in bestimmten Milieus existieren, so daß zwischen den Familien und ihren Milieus eine Wechselwirkung besteht, die berücksichtigt werden muß, die ich hier aber vernachlässigt habe. So gibt es bekanntlich überall Wohnviertel für Wohlhabende, für Leute aus Mittelschichten und solche für arme Leute (siehe: Stadtsoziologie).

    Warum ich von Scheinfamilien spreche? Nun, einfach deshalb, weil die (traditionell eheliche) Verbindung von Mann und Frau prinzipiell und objektiv auf die Fortpflanzung der menschlichen Gattung – also auf eigene Kinder – bezogen ist, und zwar selbst dann, wenn eine solche Ehe kinderlos bleiben sollte – aber das ist eben – aus gesellschaftlicher Perspektive – der (prinzipiell unerwünschte) Ausnahmefall.

    Homosexuelle Partnerschaften sind hingegen biologisch steril, auch wenn diese Sterilität heutzutage medizintechnologisch überspielt werden kann. Eben das setzt den Schein, von dem gesprochen habe. Das Problem dabei ist nicht aus der Erwachsenenperspektive erkennbar, sondern allein aus der Kindesperspektive.
    Es geht darum, dass Mädchen wie Jungen den Vater und die Mutter gleichermaßen brauchen, um sich gedeihlich zu entwickeln. Wo das nicht der Fall ist, dort sind Entwicklungsstörungen wahrscheinlich.

    • Thomas sagt:

      Herr Buchholz, ich bitte Sie! Das Problem, dass homosexuelle Paare keine Kinder bekommen, ist nur aus der Kinderperspektive erkennbar??? Wovon sprechen Sie??? Wo es keine Kinder gibt, kann es auch diese Perspektive nicht geben.

      Zunächst einmal steht es jedem Paar frei, Kinder zu bekommen oder nicht. Für die, die selbst keine bekommen aber aufziehen wollen, ob nun homo oder nicht, gibt es mehr als genug zur Adoption. Die fehlende Reproduktion ist also mit Sicherheit kein Problem.
      Und warum um alles in der Welt sollte eine Paarbeziehung “zur Fortpflanzung der menschlichen Gattung” dienen? Eine Beziehung hat sehr sehr viele Gründe, die von Ihnen willkürlich herausgegriffene steht in keiner Weise im Vordergrund.
      Und wenn es Ihnen um die reine Quantität geht – warum lassen wir dann immer noch jeden Tag ein paar tausend Kinder verhungern?

      Selbst wenn Kinder beide Eltern tatsächlich benötigen würden – dann wären Single-Eltern noch weniger förderlich. Und Sie sagen doch selbst, dass die meisten Homo-Ehen keine Kinder aufziehen – also ist das ein minimales Randproblem. Das der Alleinerziehenden wäre dann ein weit größeres. Aber auch dort funktioniert es in den allermeisten Fällen recht gut – besser doch wohl ein Elternteil mit Liebe und Ausgeglichenheit als beide Eltern und dauernd Stress und Streit.

      Und wozu werden beide unterschiedlichen Geschlechter bei der Kinderfürsorge benötigt? Doch vermutlich vor allem, um die geschlechtsspezifischen Rollenmuster einzuüben. Und gerade davon sollten wir uns endlich verabschieden – jeder Mensch findet seine eigene Rolle ganz von selber und fertig. Mädchen in pink und Jungen in hellblau – das benötigen wir nicht.

      Geben Sie es zu: Sie mögen einfach Homos nicht, so simpel.

      • Jacob Koppler sagt:

        @Thomas: Zum “Erlernen der Geschlechtsrolle”

        Wo steht eigentlich, daß jeder Junge das von Papa und jedes Mädchen das von Mama lernte?

        Mein Vorbild in Sachen Mannsein war nicht mein Vater, sondern wesentlich ein Onkel, der viel Humor hatte und 3 Lehrer. Der eine, weil er ausgesprochen gebildet und mutig war (im Gegensatz zu meinem Vater, übrigens) und mir ausserdem Respekt abnötigte, da ich schon damals eher Atheist war und er mein Religionslehrer, ich von ihm und seinem Wissen aber fortwährend beeindruckt war!
        Ein Vorbild in Sachen Männlichkeit war aber auch meine Chemie-Lehrerin wegen ihres Pragmatismus und v.a. Selbstbewusstsein und Macht über uns Schüler – bei einer Körpergröße von knapp 150cm. Die war eine Wucht in Tüten.
        Dasselbe gilt für meine damalige, gefühlt 300 Jahre alte und ebenso weise Rektorin, über die wir Schüler damals nicht mal schlecht dachten, geschweige denn sprachen. Die war die gleichzeitige Verkörperung von wohlbegründeter Strenge (“Vater”) und wohlwollender Milde (“Mutter”). Ein Tadel von ihr hat einen zu Boden gerissen, ein Lob in himmlische Höhen geholfen. Dabei aber war sie nie abfällig und hat sich stets verständlich erklärt.
        __So__ müßen kindererziehende Menschen sein, ganz besonders Eltern. Die Fähigkeit zu gelingender Erziehung ist wenig im Geschlecht begründet, aber sehr viel im Charakter, der mit dem Geschlecht wiederum nicht viel zu tun hat.
        Die Behauptung, Geschlechterrollen bzw. das Selbstverständnis des Geschlechtes liefe v.a. über Mama-Papa-Kind ab, ist eine alte psychoanalytische Erzählung, die ihre gewisse Berechtigung hat, wenn man sie nicht einfach roh und ungeprüft jedem Menschenkind überstülpt.

        Wenn es ausschließlich um die Förderung der Kinder(zahl) ginge, so müßte das Kindhaben an sich gefördert werden, ganz außerhalb der Beziehungsform, und die Homo-Ehe wäre gar nicht problematisch, sondern alle Kinder, die eine am Mittelwert gemessen zu geringe (staatliche, nichtprivate) Förderung bekommen, ebenso wie all jene Kinder, die eine am Mittelwert gemessen zu hohe (staatliche, nichtprivate) Förderung bekommen. Ob Ehe oder nicht, müßte dabei vollkommen egal sein.

        • Ute Plass sagt:

          Sehr d’accord mit ihrem Kommentar (auch den Einlassungen vom 13.06. – 17.13 Uhr). :-)

          Wichtig auch, dass die gedeihliche Förderung von Kindern
          nicht davon abhängen darf wie groß oder klein der Geldbeutel der für sie sorgenden Menschen ist. Ich plädiere für ein bedingungsloses Kinder-Grundeinkommen. http://www.gutesleben.org

        • Günter Buchholz sagt:

          “Wenn es ausschließlich um die Förderung der Kinder(zahl) ginge, so müßte das Kindhaben an sich gefördert werden” – ja, aber eben in einer familialen Beziehungsform, nicht in konstruierten Verhältnissen. Homosexuelle Paare können Familien höchsten simulieren, also Scheinfamilien bilden, und dies wahrscheinlich zum Schaden der Kinder.

          Es geht hierbei ja auch um das intergenerationelle Gefüge, zum Beispiel um die Beziehungen zwischen Großeltern und Enkeln, die Beziehungen zu Onkeln, Tanten, Neffen und Nichten. Dass alles, dieser natürliche biologische Zusammenhang würde aufgelöst, und genau das ist Dekadenz.

          Dass auch andere Kinder förderungsbedürftig sein können, ist dabei unbestritten. Es geht auch nicht isoliert um die Ehe, sondern um die Einheit von Ehe & Familie, um natürliche Fortpflanzung. Den Autoren des Grundgesetzes (Art. 6 GG) war das alles sonnenklar, und das ist es ja auch heute noch. Nur in den dekadenten heutigen Zeiten gibt´s damit Verwirrungen.

        • Thomas sagt:

          @Jacob Koppler: Absolut zustimmungsfähig.
          Wir sind, was “Kinderförderung” angeht, auf einer Linie. Hinzufügen würde ich nur noch, dass Kinder (wenn man sie lässt) sich ihre Vorbilder und Leitfiguren schon ganz von selbst suchen. Bei mir war in Familie und Schule nicht viel zu finden, da musste dann die Literatur aushelfen, wo ich viele Vorbilder fand. Das hat mir auch nicht geschadet.

      • Günter Buchholz sagt:

        “Herr Buchholz, ich bitte Sie! Das Problem, dass homosexuelle Paare keine Kinder bekommen, ist nur aus der Kinderperspektive erkennbar??? Wovon sprechen Sie??? Wo es keine Kinder gibt, kann es auch diese Perspektive nicht geben.

        Zunächst einmal steht es jedem Paar frei, Kinder zu bekommen oder nicht. Für die, die selbst keine bekommen aber aufziehen wollen, ob nun homo oder nicht, gibt es mehr als genug zur Adoption. Die fehlende Reproduktion ist also mit Sicherheit kein Problem.”

        Oh doch. Die Geburtenziffer liegt bei unter 1,4 Kinder pro Frau. –
        Und es ist aus der Perspektive der Kinder von Bedeutung, ob sie mit einem zweigeschlechtlichen Paar auswachsen oder nicht. Wir wissen doch aus der Psychoanalyse, in welcher Weise dieser Umstand für die psychosexuelle Entwicklung der Kinder und für die Identitätsbildung der Jugendlichen wichtig ist (siehe auch unten).

        Es gibt im übrigen kein Recht auf ein Kind. Sondern es gibt Kinder, die ein Recht auf Eltern haben. Und zwar möglichst mit einem zweigeschlechtlichen Paar. Solche Paare gibt es reichlich. –

        Wenn homosexuelle Paare, die für elternsuchende Kinder entweder gar nicht gebraucht werden oder die allenfalls zweite Wahl sind, dann immer noch meinen, sie hätten ein Recht auf ein Kind, dann werden sie sich womöglich auf dem Weltkindermarkt ein Kind beschaffen. Man könnte das Menschenhandel nennen. Das ist m. E. kein Minimalproblem.

        Und die Redeweise von den “Alleinerziehenden” (meist Frauen) möchte ich auch zurückweisen. Denn es handelt sich zumeist um “Getrennt-erziehende”, um zerbrochene Ehen oder nichteheliche Beziehungen mit Kindern. Auch hier stellt sich das oben benannte Problem der kindlichen Entwicklung und der von Jugendlichen, wenn der Vater fehlt. Ich halte dieses Problem für schwerwiegend und leider häufig vorkommend.

        In der öffentlichen Debatte werden all diese Probleme nie aus Kindesperspektive – und dem was wir darüber längst wissen – beleuchtet, sondern immer nur aus der Perspektive von Erwachsenen, die etwas haben wollen oder die etwas für sich regeln wollen: ihr ICH steht immer im Zentrum. Mich stößt das ab.

    • Jacob Koppler sagt:

      Danke für die Antwort.

      Ich kann mit dem biologischen Fortpflanzungs-Argument aber nichts anfangen. Unsere Gesellschaften verhalten sich in so vielen Dingen geradezu widernatürlich, angefangen beim Prinzip Rechtsstaat (statt “Recht des Stärksten und Angepasstesten”). Es gibt heute keinen natürlichen Bereich mehr, der nicht durch Menschenhände manipuliert oder denaturiert worden ist. Die Dauer-Fruchtbarkeit des Mannes widerspricht gar dem Prinzip Familie selbst. Ausweislich seiner Natur soll er nicht viel an der Aufzucht mitwirken, sondern viele Nachkommen in die Welt setzen, von denen umso mehr überleben werden, je mehr gezeugt worden sind. Wie bei fast allen Lebewesen auf der Erde.
      Anders gesagt: wenn in der Ehe nun das Prinzip “Naturgesetz” gelten soll, dann muss man in einem Rechtsstaat erklären, warum dieses Prinzip sonst aber nicht gelten solle (zb. warum Behinderte nicht ihrem Schicksal überlassen werden sollten, wie es die Natur fordern würde oder warum man gebärende Frauen mit Kaiserschnitt retten sollte, obwohl die Natur es offenbar anders wünscht – von der ganzen Frage nach der modernen Medizin zu schweigen, die zutiefst widernatürlich arbeitet und ständig von der Natur abgeschriebenes Leben rettet). In diesem Zusammenhang auch nicht ganz irrelevant: wenn das Naturprinzip das vorherrschende in Ehe und Familie werden soll, so muß auch über ein noch nicht so lange abgeschafftes Recht geredet werden: das, seine eigenen Kinder zu töten! Denn so funktioniert das in der Natur: was man nicht will, wird totgebissen.

      Ich bin keineswegs für dieses Naturprinzip, will aber verdeutlichen, wohin die Reise geht, wenn man es mal weiter denkt.

      Ich würde auch nicht unwidersprochen lassen, daß die traditionelle Verbindung zwischen Mann und Frau in der Ehe besteht. Diese “Tradition” wurde – wie wir wohl wissen – über die meiste Zeit v.a. strukturell erzwungen und zwar auch für die Männer. Nach meinem Verständnis wird dies auch dadurch belegt, daß seit der Liberalisierung der Ehe viel weniger Ehen geschloßen werden und Mann und Frau die nichteheliche Partnerschaft vorziehen. Insofern würde ich sagen, die traditionelle Verbindung zwischen Mann und Frau ist Partnerschaft (statt zb. Hass, Feindschaft, Zwietracht). Dies würde ich auch sagen, da es zwar viel Ehe gab in den vergangenen Jahrhunderten, dafür wohl aber auch nicht gerade wenig Seitensprung und dies in allen Gesellschaftsteilen zu allen Zeiten. Da muss man dann fragen, was natürlicher war: die Einehe oder der Seitensprung?

      Bei dem Argument der “Fortpflanzung der menschlichen Gattung” als Argument für die besagte Tradition fällt mir immer Nietzsche ein, der in etwa sagte: das letzte, woran zwei kinderzeugende Menschen denken ist die Erhaltung der Gattung. Woran sie denken: die Befriedigung ihrer Lust.
      Es dürfte wohl nur sehr wenige Menschen in der Geschichte gegeben haben, die beim Zeugungsakt vor allem daran dachten, die Menschengattung zu erhalten. Wohl dachten sie vielleicht einen Kinderwunsch, aber aus egoistischeren Motiven (lange Zeit zb. als Altersvorsorge, heute eher als etwas ideelles, das auch der Selbstverwirklichung dienen kann; auf die Frage: “warum habt ihr Kinder bekommen?” würde aber wohl kaum einer antworten: “Zur Erhaltung der Gattung”).

      Zuletzt: das Gewicht des Argumentes der Erhaltung der Gattung verfängt für mich nicht, da ich bisher nicht gehört habe, die Gattung sterbe wegen mangelnder Fortpflanzung aus. Was ich bisher hörte ist, daß es trotz alle 10 Sekunden sterbender Kinder es immer mehr Menschen auf diesem Planeten werden und daß das immer problematischer wird. Von daher verstehe ich nicht, warum die “Erhaltung der Gattung” überhaupt ein Argument sein soll, wenn gerade das Gegenteil vom Aussterben der Gattung stattfindet?
      Anders gefragt: wieso müssen wir bei der Ehe die Erhaltung der Gattung als Ziel berücksichtigen, wenn die Gattung wegen Mangelfortpflanzung gar nicht bedroht ist? Vom langsam ausdünnen und schließlich aussterben bedroht sind lediglich einzelne Völker, aber deren Schicksal kann der Gattung ganz egal sein, wenn sie insgesamt trotzdem weiter wächst.

  12. Ute Plass sagt:

    Danke, @Thomas, für ihre differenzierte Darlegung hinsichtlich der Frage, was Kinder brauchen und dem Hinweis, dass sie vor allem fürsorgliche, zugewandte Erwachsene brauchen, die ihnen Schutz, Sicherheit u. Geborgenheit geben können, und das dies nicht allein Aufgabe von (Bio)Eltern, sondern eine gesamtgesellschaftliche ist. Der (dreiteilige)Beitrag hier könnte Sie interessieren: http://antjeschrupp.com/2013/03/05/paarbildung-schwangerwerdenkonnen-und-heteronormativitat/

    • Thomas sagt:

      @Ute Plass,

      danke für die Blumen. Ich hätte noch eine ganz Menge weiterer Argumente gegen die mittelalterlichen Vorstellungen von politisch motivierter Geschlechter-Disziplinierung.

      Wie wäre es damit: Wir verbieten Homo-Ehen – und dann? Werden Lesben und Schwule, die damit maßgeblich in ihren Rechten behindert werden, dadurch nun zu glücklichen und eifrig gebärenden Heteros? Wie stellen sich diese Leute Disziplinierungsmaßnahmen auf solch emotionalen Gebieten bloß vor? Ich bin mir jedenfalls sehr sicher, dass zwei Menschen, die gerade ein Kind zeugen, etwas ganz anderes im Kopf haben als “die Fortpflanzung der menschlichen Gattung”. ;-)

      • Günter Buchholz sagt:

        “Wie wäre es damit: Wir verbieten Homo-Ehen – und dann? Werden Lesben und Schwule, die damit maßgeblich in ihren Rechten behindert werden, dadurch nun zu glücklichen und eifrig gebärenden Heteros? Wie stellen sich diese Leute Disziplinierungsmaßnahmen auf solch emotionalen Gebieten bloß vor?”

        Homosexuelle bleiben homosexuell. Und das ist ja auch in Ordnung so.
        Es geht nicht darum, so etwas zu verbieten. Wie kommen Sie darauf?
        Es gibt doch schon anerkannte homosexuelle Partnerschaften.

        Aber wie kommen Sie auf die völlig abwegige Idee, Homosexuelle hätten ein Recht auf Kinder? Das haben sie eben nicht. Niemand hat ein Recht auf Kinder. Was sie hier ausdrücken, das ist eine narzisstische Anspruchshaltung, weiter nichts. Und die ist bedenklich, weil Dritte, nämlich Kinder, hierbei zu Betroffenen werden. Das ist der Kern des Problems, den Sie nicht wahrhaben wollen.

    • Günter Buchholz sagt:

      Kinder brauchen ihre biologischen Eltern. Eltern zeugen Kinder zwar nicht in dem subjektiven Bewußtsein, die menschliche species zu erhalten, aber sie tun, idealerweise als Liebende, objektiv genau das. Der Kindeswunsch ist oft das verbindende Moment.
      Es gibt keine gelingende biologische gesellschaftliche Reproduktion ohne die natürliche Einheit von Eltern & Kindern. Und deshalb ist die Gesellschaft gut beraten, diese Einheit, die Familie, zu ermöglichen und zu schützen. Es steht alles sonnenklar im Art. 6 GG. Ich verweise hier weniger aus normativen Gründen darauf, als deswegen, weil sich darin eine Erkenntnis niedergeschlagen hat, die von dem Gerede der Homosexuellenbewegung unberührt gültig bleibt.

    • Günter Buchholz sagt:

      Sehr geehrte Frau Plass,

      wenn man den in dieser Hinsicht durchaus aufschlußreichen Artikel von Antje Schrupp liest, dann ist offensichtlich, dass sie nicht nur ausgeprägt männerfeindlich, sondern auch verfassungsfeindlich eingestellt ist. Und sie offenbar mit ihr.

      Es geht um die Absicht, die Männer und Väter auf bloße Samenspender zu reduzieren, ihn vollständig zu entrechten, als “Vater” abzuschaffen und durch die feministische Gesellschaft und den von ihr kontrollierten Staat zum kollektiven Gesamtvater zu machen, aber nur in dem Sinne, dass dieser Gesamtvater dann benötigt wird, um die Lasten auf die arbeitenden Männer abzuwälzen.

      Es ergibt sich das utopische Ziel einer feministischen Gesellschaft mit männlichen Heloten, die nur zum Arbeiten und selektiv zum gelegentlichen Zeugen benötigt werden. Das ist doch das, was sie wollen.

      Und sie bilden sich wirklich ein, dass sie damit durchkommen? Dass die Mehrheitsgesellschaft sich auf derlei mutmaßlich lesbische Phantasien einlassen wird?

  13. Ute Plass sagt:

    @Herr Prof. Buchholz:

    Welchen Schaden wollen Sie den jungen Menschen, die sich im u.a. Beitrag
    über ihr Leben mit homosexuellen Eltern äußern, attestieren?

    http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/39323/Ich-faende-es-seltsam-wenn-mein-Vater-eine-Freundin-haette

    Deutlich wird doch: Nicht Kinder haben ein Problem mit der sexuellen Identität ihrer Eltern, sondern Erwachsene mit ihren eigenen Ängsten und Vorurteilen.

    • Günter Buchholz sagt:

      Sie glauben also ernsthaft, man könnte Jugendliche inach ihren öffentlichen Selbstäußerungen einschätzen oder beurteilen? Ich nicht.
      Die Oberflächlichkeit, mit der sie Entwicklungsprobleme und -risiken für Kinder und Jugendliche übergehen, ist m. E. bedenklich und stärkt meine Vermutung einer narzisstischen Anspruchshaltung. Weshalb sonst will denn ein homosexuelles Paar unbedingt Kinder? Wozu eigentlich? Warum wollen sie unbedingt etwas haben, was ihnen als Homosexuelle eben nicht von Natur gegeben ist? Weil alles mögliche irgendwie machbar ist? Und weil sie es einfach wollen? Nur deswegen? Oder gibt es noch weitere Gründe? Und gibt es für Sie moralische Grenzen desssen, was möglicherweise machbar ist? Wenn ja, welche, und warum?

  14. Ute Plass sagt:

    Sehr geehrter Herr Prof. Buchholz,
    Sie äußern u.a.:
    “Es ergibt sich das utopische Ziel einer feministischen Gesellschaft mit männlichen Heloten, die nur zum Arbeiten und selektiv zum gelegentlichen
    Zeugen benötigt werden. Das ist doch das, was sie wollen.”

    Anstatt sachlicher Argumente lese ich jede Menge Unterstellungen, Diffamierungen und Beschimpfungen.
    Wie Sie zu Ihren abstrusen Behauptungen kommen, dass es mir darum ginge, Männer abzuschaffen, bzw.auf die Samenspenderrolle zu reduzieren hat bei mir zwar einen Lachanfall bewirkt, wiewohl mich Ihre Abneigung und Furcht vor Feministinnen doch auch etwas besorgt macht, da diese schon fast so etwas wie
    phobische Züge aufweisen.

    Ihre Einlassungen hinsichtlich der Aussagen von Kindern u. Jugendlichen über ihre homosexuellen/lesbischen Eltern zeugen wenig von fundierter Sachkenntnis, dafür umso mehr von Vorurteilen und Pseudoanalysen.

    Eine Ihrer bevorzugten ‘Diagnosen’ ist der Narzissmus-Vorwurf, den Sie in diesem Gesprächsforum großzügig an diejenigen verteilen, die sich nicht Ihrer Auffassung von der Schädlichkeit homosexueller Eltern für die kindliche
    Entwicklung anschließen wollen.

    “Aus Sicht der Expert(inn)en ergeben sich bei Fragen der Partnerschaft, des Zusammenlebens oder den Eltern-Kind-Beziehungen keine grundlegenden Unterschiede zwischen gleichgeschlechtlichen und heterosexuellen Familien, wohl aber in der erhöhten Bemühtheit und Fürsorglichkeit der gleichgeschlechtlichen Eltern, den Kindern Nachteile zu ersparen. Vorteile des Aufwachsens in Regenbogenfamilien sehen die Expert(inn)en in
    der größeren Bandbreite und Offenheit gegenüber anderen Lebens- und Familienformen, die den Kindern Toleranz vermitteln”.
    http://www.bmjv.de/SharedDocs/Downloads/DE/pdfs/Forschungsbericht_Die_Lebenssituation_von_Kindern_in_gleichgeschlechtlichen_Lebenspartnerschaften.pdf?__blob=publicationFile

    Empfehle Ihnen, sich bezüglich psychoanalytischer/sozialpsychologischer Forschung auf den neuesten Stand zu bringen.

    Es grüßt sie eine vielfache Mutter und Großmutter.

    • Günter Buchholz sagt:

      “Wie Sie zu Ihren abstrusen Behauptungen kommen, dass es mir darum ginge, Männer abzuschaffen, bzw.auf die Samenspenderrolle zu reduzieren hat bei mir zwar einen Lachanfall bewirkt, wiewohl mich Ihre Abneigung und Furcht vor Feministinnen doch auch etwas besorgt macht, da diese schon fast so etwas wie phobische Züge aufweisen.”

      Lesen Sie doch was Antje Schrupp geschrieben hat. Von der stammt das nämlich sinngemäß. Sie selbst haben sich in ihrer Mail darauf bezogen. Desahlb müssen Sie sich derartige Vorstelllungen auch zurechnen lassen oder aber ihre Referenzen sorgfältiger auswählen.

      Es gibt im übrigen sehr wohl ernsthafte psychoanalytische Bedenken gegen die Konstellation der sogenannten Regenbogenfamilien. Diese sind mitnichten unproblematisch wie heutzutage ständig suggeriert wird.

  15. Thomas sagt:

    @ Prof. Buchholz

    Ich gebe es auf! Mit solch sturen Sichtweisen komme ich nicht klar. So viele Verweigerungen, auf fremde Argumente einzugehen! So viele mittelalterliche Vorurteile. Nur ein paar Bspe:

    Ich habe nirgendwo gesagt, das irgend jemand “ein Reht auf Kinder” hätte, das haben Sie sich hinzu geträumt. Dass in D die Bevölkerung zurückgeht, ist kein Problem, die Gesamtbevölkerung der Erde steigt immer weiter, da wird das bisschen D/Japan/Europa mehr als ausgeglichen. Und wenn wir in 200 Jahren nicht mehr 7 sondern nur noch 3 Milliarden wären, wäre das sicher kein Problem, jedenfalls nicht für den Planeten. Das kann man nur schrecklich finden, wenn man Europäer für irgendwie wichtiger oder toller als Afrikaner oder Südamerikaner hält.
    Dieses Gelärme über “Männerfeindlichkeit” und “Samenspender” ist einfach lächerlich. Geschlechtergleichstellung ist ein Jahrhunderte alter Kampf um Menschenrechte, genauso wie es die Sklavenbefreiung war. Wir sind aber mit beidem noch lange nicht durch. Dass die konservativen “Eliten” sich dagegen wehren, ist naheliegend. Es geht ja gegen ihre Privilegien.

    Und was das “Kinder brauchen ihre biologischen Eltern” angeht, da wiederholen Sie einfach stur, was vor 100 Jahren mal gängige Vorstellung war. Was Kinder brauchen, sind Freiräume, um sich individuell zu entwickeln. Aber auch das ist etwas, was eurozentrisches, elitäres, homophobes Denken nie akzeptieren wird. Kinder haben so zu sein, wie “biologische Eltern” sich das vorstellen. Oje.

    • Günter Buchholz sagt:

      Ach so, n i c h t stur bin ich nur dann, wenn ich ihren Vorstellungen zustimme, oder?

      “Dieses Gelärme über „Männerfeindlichkeit“ und „Samenspender“ ist einfach lächerlich.”

      Das finde ich angesichts des oben verlinkten Textes von Antje Schrupp, auf den ich als Belegstelle hingewiesen worden bin, nun gar nicht. Ganz im Gegenteil. Am besten sie lesen ihn mal. Aber aufmerksam.

      Wenn Homosexuelle das Adoptionsrecht für Kinder einfordern, dann impliziert das das “Recht auf Kinder”, denn es macht sonst keinen Sinn. Das Adoptionsrecht ist m. E. aber für Kinder da, nicht für Erwachsene, die etwas haben wollen, was sie selbst nicht haben können. Sehen Sie das anders?

      “Dass in D die Bevölkerung zurückgeht, ist kein Problem..” – ach nein? Sie befürworten also das Ziel der Bevölkerungsschrumpfung für Europa? Weil in anderen Kontinenten die Bevölkerungen noch zunehmen? Die europäische Bevölkerung soll schrumpfen, damit für die zunehmenden Bevölkerungen woanders Platz geschaffen wird? Meinen Sie das? Im Ernst?

      “Und was das „Kinder brauchen ihre biologischen Eltern“ angeht, da wiederholen Sie einfach stur, was vor 100 Jahren mal gängige Vorstellung war. ” Ach wissen Sie, Thomas, es mag ja sein, dass Sie ihre Eltern nicht kennen oder schätzen, und dass sie keine Verwandtschaft haben. Aber die allermeisten Menschen leben immer schon in Familien. Was paßt Ihnen daran denn nicht?

      “Geschlechtergleichstellung ist ein Jahrhunderte alter Kampf um Menschenrechte, genauso wie es die Sklavenbefreiung war.”
      Geht es nicht etwas weniger pathetisch? Welche Rechte stehen Homosexuellen denn nicht zu? Die Diskriminierungsbehauptungen werden doch immer absurder, auch wenn es triftige Gründe dafür gibt, Unterscheidungen vorzunehmen, etwas beim Blutspenden.

      Ich habe grundsätzlich nichts gegen eine Gleichstellung vor dem Recht einzuwenden. Gleichheit ist aber etwas anderes als Identität. Was heute betrieben wird, das ist eine Politik, die Unterschiede identisch machen will. Und das kann nur scheitern, aber mit Kosten. –

      Offen gesagt habe ich jetzt keine Motivation mehr, mich länger mit diesen queeren Ideen auseinanderzusetzen.

      Sie werden weiter Ihren Vorstellungen folgen, und ich habe eben meine Gründe, anderer Auffassung zu sein.

      We agree that we disagree.

  16. Ute Plass sagt:

    @Thomas u.@Jakob Koppler haben bereits das Wesentlich gesagt. Danke :-)

    Was noch die Sorge von @Prof. Buchholz bezüglich der von ihm interpretierten “Dekadenz” betrifft, so zeugt seine folgende Aussage
    von einer mehr als fragwürdigen “Blut-Ideologie”:

    “Es geht hierbei ja auch um das intergenerationelle Gefüge, zum Beispiel um die Beziehungen zwischen Großeltern und Enkeln, die Beziehungen zu Onkeln, Tanten, Neffen und Nichten. Dass alles, dieser natürliche biologische Zusammenhang würde aufgelöst, und genau das ist Dekadenz.”

  17. Günter Buchholz sagt:

    Wer diese Kontroverse anhand von Quellen weiterverfolgen möchte, der sei verwiesen auf:

    http://frankfurter-erklaerung.de/2015/06/ehe-muss-bleiben-was-sie-immer-war/

  18. Ute Plass sagt:

    @Prof. Buchholz –

    “Ehe muss bleiben, was sie immer war”.

    Klingt nach Realsatire! :-D

    • Günter Buchholz sagt:

      Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie etwas gelesen hätten. Der Titel, den Sie – warum eigentlich – albern finden, ist vom Autor zu vertreten. Es sind dort weitergehend von mir eine Reihe von Pro und Contra – Beiträgen versammelt. Finden Sie das schädlich? –

      Und woher nehmen Sie eigentlich die Berechtigung, gegen eine Lebensform zu stänkern, die erstens mehrheitlich gelebt wird, und die zweitens sehr gut erklärt und begründet werden kann und die – ohne perfekt zu sein – keinerlei grundsätzliche Legitimationsprobleme hat?

      Sie scheinen der Auffassung zu sein, dass alle nur möglichen Bruch-, Rest-, Reparatur-, Wrack- und Scheinfamilien die “eigentlichen” Familien seien. Diese mögen in Summe maximal 25% erreichen. Das sind dann wohl die Zukunftsmodelle, die Sie befürworten?

  19. Ute Plass sagt:

    @Herr Prof. Buchholz,

    Was mich an der Behauptung “Ehe muss bleiben, was sie immer war”,
    so erheitert, ist die Tatsache, dass nichts bleibt, wie es ist und es daher auch
    kein “immer war” geben kann. Das hat mir erst kürzlich wieder mein Enkel in
    Erinnerung gebracht mit seiner weisen Frage: “Wann hat es eigentlich angefangen mit dem “ es war schon immer so”? :-)

    Ich sage Ihnen ja nichts Neues mit meinem Verweis, dass “Ehe” eine kulturhistorisch gewachsene Einrichtung ist, die u.a. der Sicherung und Mehrung vermögender Gesellschaftsschichten dient-e und bis heute eine Versorgungseinrichtung von heterosexuellen Paaren darstellt, deren
    Privilegien nun auch von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften reklamiert werden.
    Wenn mir, im Gegensatz zu Ihnen, gleichgeschlechtliche Partnerschaften/Ehen keine Ängste und Bedenken bezüglich der gedeihlichen Entwicklung von Kindern bereitet, heißt das doch nicht gleichzeitig, dass ich gegen Mann-Frau-Beziehungen “stänkere”. Ich plädiere für Vielfalt und die beginnt bekanntlich beim Denken.

    Mich erschrecken Ihre Äußerungen, bezogen auf Menschen, die nicht in ihr Bild von “eigentlichen Familien” passen und die Sie abwertend und wenig menschenfreundlich als “Bruch-, Rest-, Reparatur-,Wrack- und Scheinfamilien” titulieren.

    Die von Ihnen so geschmähte Antje Schrupp diskutiert in ihrem Blog das Thema “Lebenspartnerschaften” wesentlich differenzierter und weiterführender als Sie das hier tun.

    http://antjeschrupp.com/2011/08/01/lebenspartnerschaft-fur-alle/

    Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass in diesem Blog zwar auch kritisch diskutiert wird, jedoch in respektvoller und mehr wertschätzender Haltung. Das vermisse ich bei Ihnen, und daher verabschiede ich mich aus dieser Diskussion.

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