Vor 10 Jahren hatte die FH Hildesheim die Frauenquote vorbildlich umgesetzt. Was daraufhin passierte, ist nur ein Fall unter vielen.
Von Günter Buchholz
Der folgende, hier vollständig zitierte Artikel erschien am 6. Juni 2003 auf Seite 9 der Hildesheimer Allgemeine Zeitung, der Autor war der Chefredakteur Dr. Reichardt (-dt).
Professor Leitmann kritisiert konsequente Quote
Während Präsident Kolb die Frauenquote an der Fachhochschule Hildesheim lobt, leidet der Dekan Leitmann unter ihrer konsequenten Anwendung. Der Streit hat Geschichte.
Noch am Montag stellte Professor Dr. Johannes Kolb seiner Fachhochschule Hildesheim gute Noten aus. Besonders bei der Frauenquote erfülle man hoch gesteckte Anforderungen, sagte der Präsident aus Anlass der 25. Jahrestagung des bundesweiten Arbeitskreises Steuern und Wirtschaftsprüfung, zu dessen Eröffnung Finanzminister Hartmut Möllring referierte.
Jetzt beleuchte Professor Dr. Dieter Leitmann eine Kehrseite dieser glanzvollen Medaille. Der HAZ sagte Leitmann, stures Festhalten an der Quote könnte den Erfolg der Fachhochschule gefährden.
Leitmann, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft, freut sich auch über Erfolge. Der hohe Anteil weiblicher Studenten sei ebenso lobenswert wie die paritätische Besetzung der Fachhochschulleitung je zur Hälfte mit Männern und Frauen. Selbst das Ziel, die Hochschule als familienfreundlich zertifizieren zu lassen, trage er voll mit.
Nur warnt er davor, das gute Prinzip auch gegen manchmal andere Wirklichkeit durchsetzen zu sollen. So geschehen bei der Neubesetzung einer Stelle für Internationales Management, Internationale Betriebswirtschaftslehre.
Wegen des großen Erfolgs des BWL-Studiengangs habe die Hochschule die Stelle neu einrichten können. Zum letzten Semester hatten sich bundesweit 500 Bewerber um die in Hildesheim angebotenen 60 Plätze beworben. „Das ist die höchste Bewerberzahl, ein absoluter Spitzenplatz“, so Leitmann.
Doch auf die Ausschreibung hatten sich vorrangig Männer beworben, darunter zwei „sehr qualifizierte“, wie Leitmann sich ausdrückte. Diese beiden sollten in die engste Wahl kommen. Selbst die Frauenbeauftragte der Hochschule wollte sich nicht für eine der Mitbewerberinnen entscheiden, so Leitmann.
Doch die Hochschulleitung stoppte das Verfahren, die Stelle musste neu ausgeschrieben werden. „Ich kann mir trotz aller Bemühungen die Frauen doch nicht aus den Rippen schneiden“, beklagt Leitmann die Entscheidung.
Jetzt werde das Verfahren von vorn aufgerollt. „Am Ende steht doch wieder ein Mann“, vermutet Leitmann. Der einzige Effekt sei ein unnötiger Zeitverzug von drei Semestern.
Den guten Stand des Hildesheimer Studiengangs Wirtschaft begründet Dieter Leitmann auch mit der guten Verbindung der Fachhochschule zur regionalen Wirtschaft. Leitmann: „Bei allen aktuellen Bewertungen deutscher Fachhochschulen landen wir unter den ersten zehn.“
Was in der Folge weiter geschah, nämlich die Schließung der Fakultät Wirtschaft in Hildesheim, ist unter der Überschrift: „Kritik des Niedersächsischen Hochschulgesetzes (Teil 2) – Geschichte der Fakultät Wirtschaft Hildesheim – eine Fallstudie“ hier publiziert worden: http://www.odww.de/index.php?navID=1&uid=354
Die Darstellung der Geschichte der Fakultät Wirtschaft Hildesheim wird von den Teilen 1, 3 und 4 ergänzt. Teil 4 behandelt die rechtlichen Grundlagen der Frauen- und Gleichstellungspolitik im Niedersächsischen Hochschulgesetz (NHG) in der Fassung vom 24. Juni 2002; vgl.: http://www.odww.de/index.php?navID=1
Sicherlich ist dieser Vorgang heute – im Jahre 2013 – historisiert. Die aktuelle Bedeutung dieses zehn Jahre alten Artikels liegt jedoch darin, an einem Einzelfall die außerordentliche Schädlichkeit des Einflusses der feministischen Ideologie und der aus ihr ableiteten Gleichstellungspolitik innerhalb der Hochschulpolitik empirisch zu demonstrieren.
Die auch grundgesetzlich vorgegebene Verpflichtung einer strikten Orientierung an Qualifikation und Leistung ist das Prinzip der (diskriminierungsfreien) Bestenauslese, und es kann offensichtlich nicht ohne schweren Schaden durch das Proporzprinzip (hier zufällig nach dem Merkmal Geschlecht) verdrängt werden. Dennoch ist die stark feministisch beeinflusste Politik, die zu ihrem Schaden selbst stark vom Proporzprinzip beeinflusst ist, diesen Weg weitergegangen. Der in fast allen Parteien erfolgreiche feministische Entrismus hat dazu entscheidend beigetragen. Auf politscher Ebene stellt er deshalb ein zentrales Problem dar.
Nicht historisiert sondern weiter entfaltet worden ist deshalb die Politik der privilegierenden Frauenförderung, die der ehemalige Hochschulpräsident Johannes Kolb durchsetzen wollte, und die seit der Weltfrauenkonferenz von Beijing (1995) beschönigend als „Gleichstellungspolitik“ bezeichnet wurde und wird. Sie hat im Programm der wegen Entzugs ihres Doktortitels durch die Universität Düsseldorf inzwischen zurückgetretenen Bundesforschungsministerin Annette Schavan „ProProfessur“ ihren klarsten Ausdruck gefunden.
Dieser geschichtliche Hintergrund macht noch besser verständlich, weshalb eine Initiative zur Kritik der Gleichstellungspolitik überfällig ist.
Links zum Thema:
http://cuncti.net/haltbar/353-master-of-funds-oder-eine-hand-waescht-die-andere#comment-756
Um Unterstützung durch Mitzeichnung wird hiermit gebeten: http://www.frankfurter-erklärung.de/
Die subtilste Form der Diskreminierung ist die Frauenquote.
Mein Resümee nach fast zwei Jahrzehnten als Hochschullehrer an verschiedenen Hochschulen ist: Die Professorenschaft ist durchsetzt mit rückgratlosen Opportunisten, deren Verhalten zutreffend mit „vorauseilendem Gehorsam“ gekennzeichnet werden kann. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.
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Sie haben die Idee der Wissenschaft, der Wahrheit und dem Erkenntnisfortschritt im allgemeinen gesellschaftlichen Interesse zu dienen, verraten und agieren gemäß der liberalen Marktlogik als „Selbstvermarkter“ mit dem Ziel, ihren eigenen privaten Erfolg zu optimieren. Nach dem marktwirtschaftlichen Märchen soll der Egoismus der Einzelnen durch die invisible Hand des Marktes zu Wohle aller führen. Tatsächlich führt diese Logik zur Wissenschaftszerstörung, weil wissenschaftsferne Gründe und Kriterien handlungsleitend werden.
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Es ist zur Normalität geworden, dass Berufungen auf Professuren von wissenschaftsfernen Kriterien bestimmt werden und dies wird meist ohne Widerstand oder Protest und ohne schlechtes Gewissen hingenommen.
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Die Berufung aufgrund der Bevorzugung des weiblichen Geschlechts ist hier nur ein Aspekt. Andere Kriterien sind die politische Positionierung oder man glaubt, dass der Bewerber oder die Bewerberin „nett“ ist und gut ins Kollegium passt. Wissenschaftlich hoch- oder höchstqualifizierte Bewerber haben nicht selten schlechte Karten, weil vermieden werden soll, dass man von diesen später „in den Schatten gestellt“ wird. Eine wichtiges Kriterien sind auch wirtschaftliche Aspekte. Denn die Hochschulen haben sich bereitwillig abhängig gemacht vom Sponsoring von Wirtschaftsunternehmen. Der daraus resultierende Einfluss der Sponsoren auf die Hochschulen ist politisch gewollt. Die geforderte „Bestenauslese“ bei Berufungsverfahren steht häufig nur auf dem Papier.
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Den Einfluss von feministischen Wahnvorstellungen habe ich selbst erlebt.
Ich war Mitte der 90-er Jahre zu einem Probevortrag eingeladen gewesen. Als ich in den Hörsaal ging, war keine einzige StudentIn dort. Die ganz überwiegend weibliche Studentenschaft hatte sich darauf festgelegt, dass nur eine Frau berufen werden sollte und sie boykottierten deshalb die Probevorträge der Männer, wobei deren wissenschaftliche Qualifikationen völlig irrelevant waren. Und die dortigen Professoren akzeptierten diesen Boykott und führten das Bewerbungsverfahren unter diesen irregulären Bedingungen fort. Nicht überraschend ist, dass dann die Frau berufen wurde.
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Inzwischen – so mein Eindruck – ist der feministische Wahn auf Studentenseite weitgehend abgeebbt. Bevorzugungen von Frauen bei Berufungen sind heute weniger von feministischen Vorstellungen als vom politischen Opportunismus der ProfessorInnen bestimmt.
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Aber die Gleichstellungspolitik ist nur ein Teilaspekt beim Prozess der Wissenschaftszerstörung. Der Einfluss von wirtschaftlichen Interessen ist viel entscheidender.
an: HAM
Ich kann das zwar nicht bestätigen, aber es mag teilweise so sein…
Bei der Bestenauslese als Ausdruck von Leistung und Leitungspotenzial geht es um ein P r i n z i p. Dieses kann sicherlich in der Praxis mehr oder minder verletzt werden. Aber d a d u r c h wird es n i c h t zu einem schlechten handlungsleitenden Prinzip – ganz im Gegenteil. Das Proporzprinzip, das in der Politik in Verbindung mit machtpolitischen Seilschaften verbreitet ist, ist aber ein prinzipieller Bruch und das hat eine andere Qualität als eine bloß mehr oder weniger unvollkommene Praxis.
Werden Stellen nach Proporz, z. B. nach Geschlecht, oder nach Partei- oder nach Religionszuhörigkeit oder nach beliebigen anderen Merkmalen vergeben, dann ist das Qualifikations- und Leistungskriterium ein für allemal beseitigt. Man könnte die öffentlichen Ämter dann auch verkaufen. Oder sie werden für bestimmte Personenkreise reserviert, z. B. in dem Sinn, dass nur Adlige Offizier werden können. Solche Zeiten hat es ja geschichtlich gesehen schon gegeben.
Auch wenn die Praxis also unvollkommen ist (das ist sie sowieso immer) gibt es doch einen triftigen Grund, strikt an dem in sich begründeten und vernünftigen Prinzip der Bestenauslese und damit der Qualifikation festzuhalten, und deshalb steht diese Prinzip auch im Grundgesetz. Vgl. hierzu weiter:
http://frankfurter-erklaerung.de/2013/03/qualifikation-statt-gleichstellung/
sowie zur kritischen Analyse der Entwicklung der Hochschulen:
https://le-bohemien.net/2012/12/12/die-zukunft-der-hochschulen/
http://opus.bsz-bw.de/fhhv/frontdoor.php?source_opus=386&la=de
http://opus.bsz-bw.de/fhhv/frontdoor.php?source_opus=100&la=de
@ Günter Buchholz
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Die Frauenquote bei der Besetzung von Professuren – da stimme ich den Kritikern völlig zu – ist grundgesetzwidrig, leistungsfeindlich und wissenschaftsfeindlich.
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Aber es gibt nirgendwo einen gesetzlichen Zwang, eine wissenschaftlich schlechter qualifizierte Frau auf den Platz 1 auf der Berufungsliste zu setzen, obgleich besser qualifizierte männliche Bewerber vorhanden sind.
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Nachdem die feministische Hype ab der Jahrtausendwende abgeflautet ist, geht es – – so meine Erfahrungen – seitdem den Studierenden bei den Berufungen vor allem um die Qualität in der Lehre, und zwar unabhängig vom Geschlecht.
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Wenn also die Positionierung auf der Berufungsliste „nach Quote“ erfolgt, so geschieht dies freiwillig von Seiten der ProfessorInnen. Niemand zwingt sie und aufgrund ihres Beamtenstatus ist ihnen ihr Job und ihr Gehalt bis zur Pensionierung sicher.
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Warum unterwirft sich die Professorenschaft der politisch erwünschten Quotierung? Warum verteidigen sie nicht die grundgesetzlich garantierte „Freiheit der Wissenschaft“?
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Wie erklären Sie die professorale Unterwerfungsbereitschaft?
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Mit freundlichen kollegialen Grüßen
HAM
@ HAM
“Aber es gibt nirgendwo einen gesetzlichen Zwang, eine wissenschaftlich schlechter qualifizierte Frau auf den Platz 1 auf der Berufungsliste zu setzen, obgleich besser qualifizierte männliche Bewerber vorhanden sind.”
Das stimmt glücklicherweise noch. Und dieser Handlungsspielraum wurde in den Berufungskommissionen, die ich erlebt habe, tatsächlich beachtet und genutzt. Aber es gab auch andere Fälle. Beliebt ist, die BK mit Anreizen zu ködern, und die Kollegen denken dabei leider nicht an das Sprichwort, wonach man mit Speck Mäuse fängt. Ich versuche, ihnen das zu verklickern…
Was vorkommen kann, das ist ein “deal”, wonach eine Frauenbeauftragte aushandelt, dass eine bestimmte Frau auf Platz 3 der Liste kommt. Danach hat sie alles in der Hand, denn sie kann danach das Verfahren verzögern, bis der Erst- und Zweitplatzierte woanders ein Angebot annimmt, und dann ist es nur noch ein Schritt zur Berufung der (außer der Reihe) drittplatzierten Frau. Das einzige Gegenmittel ist dann eine Neuausschreibung der Stelle. Und das Spiel kann von vorn beginnen.
“Nachdem die feministische Hype ab der Jahrtausendwende abgeflautet ist…”
Diese Einschätzung kann ich nicht teilen. Was ist denn das Nur-für-Frauen- Programm ProProfessor (150 Mio. €) unserer fabelhaften Annette Schavan?
“Wenn also die Positionierung auf der Berufungsliste „nach Quote“ erfolgt, so geschieht dies freiwillig von Seiten der ProfessorInnen.”
Jein. Vor allem wirken Anreize und informelle Drohungen, außerdem wirkt die Fehlentschätzung der Kollegen selbst, und zwar im Sinne einer Unterschätzung dessen, was da auch durch sie selbst durchgesetzt werden soll; hier mag Aufklärung etwas bewirken können. Und dann erst, oder danach, wirkt ihr freier Wille im Sinne eines zustimmenden Abstimmungsverhaltens.
“Warum unterwirft sich die Professorenschaft der politisch erwünschten Quotierung?”
Weil sie als Beamte meinen, sich an das geltende Recht halten zu müssen, auch wenn sich – wie ich meine – über dieses streiten läßt. Und weil sie nicht sonderlich mutig sind.
“Warum verteidigen sie nicht die grundgesetzlich garantierte „Freiheit der Wissenschaft“?”
Ich vermute: erstens aus den beiden oben schon genannten Gründen. Zweitens, weil wir mittlerweile eine Einheitspartei mit vier Flügeln haben (nach Oskar Lafontaine). Die wahrgenommene Alternativlosigkeit aufgrund der Vereinheitlichung der Politik spielt m. E. eine sehr große Rolle. Gäbe es eine effektive Opposition, sähe das alles möglicherweise anders aus.
Allerdings ist DIE LINKE in Sachen Gleichstellungspolitik selbst Teil der Einheitspartei, während die FDP hierbei draußen ist; bei der Wirtschafts- und Sozialpolitik und der Außenpolitik z. B. ist es umgekehrt.
“Wie erklären Sie die professorale Unterwerfungsbereitschaft?”
Gute Frage, ausgerechnet an mich. Vielleicht mit Heinrich Manns Roman “Der Untertan”? Vielleicht mit der W-Besoldung? Vielleicht mit der Beeinflussung durch eine allgemeine gesellschaftliche Resignation angesichts einer sich immer deutlicher herausbildenden neoliberal-autoritären Regierungspraxis innerhalb der EU?
Mit freundlichen, kollegialen Grüßen!
@Leonard
“Nachdem die feministische Hype ab der Jahrtausendwende abgeflautet ist…”
Diese Einschätzung kann ich nicht teilen. Was ist denn das Nur-für-Frauen- Programm ProProfessor (150 Mio. €) unserer fabelhaften Annette Schavan?
Mein Eindruck bezieht sich auf die Studierenden an meiner Hochschule. Von Seiten der Politik und medialen Propaganda ist dies anders. Die Forcierung der Geschlechterkonkurrenz von oben sehe ich als „divide et impera“-Strategie.
@ HAM
Die – tendenziell totalitäre – staatsfeministische Strategie verfolgt einen strikten Top-down-Kurs, wobei keinerlei Aufklärung über Ziele und Mittel erfolgt, sondern eine systematische und umfassende Desinformation. Insbesondere geschieht das durch die Medien, bis hinein in die sprachpolizeiliche Regulierung der Alltagsssprache.
“Die Forcierung der Geschlechterkonkurrenz von oben sehe ich als „divide et impera“-Strategie.”
Ich denke zwar nicht, dass das so intendiert war, aber wenn es so wirkt – und das tut es wohl – dann ist es sicherlich willkommen.
An den heutigen Studenten geht das m. E. alles weitestgehend vorbei. Sie haben ganz andere Probleme. Und Studentinnen wollen sich nicht als Quotenfrau abgewertet sehen, ganz zu Recht. Das immerhin ist erfreulich.
@Günter Buchholz 20. März 2013 um 18:50
Bei der Bestenauslese als Ausdruck von Leistung und Leitungspotenzial geht es um ein P r i n z i p. Dieses kann sicherlich in der Praxis mehr oder minder verletzt werden. Aber d a d u r c h wird es n i c h t zu einem schlechten handlungsleitenden Prinzip – ganz im Gegenteil.
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Wenn die „Bestenauslese“ nicht nur ein abstraktes Postulat sein soll, dann muss ein rationales und objektives Verfahren vorhanden sein, welches im Ergebnis zur objektiven und nachprüfbaren die Bestimmung des bzw. der besten BewerberIn führt.
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In deiner plutokatischen und antagonistischen Klassengesellschaft stellt sich die Frage: Wer ist der/die beste BewerberIn für wen?
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Und hier liegt ganz eindeutig die Definitionsmacht für die Auswahlkriterien bei denjenigen, welche über entsprechende gesellschaftliche Macht verfügen.
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Der Wissenschaftsbereich ist kein gesellschaftlicher Freiraum, auch wenn die „Freiheit der Wissenschaft“ durchs Grundgesetz garantiert wird. Denn auch die beste Verfassung ist unwirksam, wenn sich die Professorenschaft in ihrem Opportunismus und ihrer Feigheit freiwillig den herrschenden Machtstrukturen unterwirft.
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Die in der „Bestenauslese“ auszuwählenden Besten sind aus Sicht der Mächtigen und Herrschenden jene, welche als Systemapologeten fungieren, während Systemkritiker von einflussreichen Positionen im Wissenschaftsbetrieb ferngehalten werden sollen, ggf. sogar mit dem Mittel von Berufsverboten bekämpft werden.
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Herr Buchholz, Sie schreiben:
Auch wenn die Praxis also unvollkommen ist (das ist sie sowieso immer) gibt es doch einen triftigen Grund, strikt an dem in sich begründeten und vernünftigen Prinzip der Bestenauslese und damit der Qualifikation festzuhalten, und deshalb steht diese Prinzip auch im Grundgesetz.
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Hier ist anzumerken, dass die Praxis nicht „unvollkommen“ ist, sondern in der gesellschaftlichen Realität völlig anders funktioniert, als es das idealistische Verständnis von „Bestenauslese“ suggeriert.
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Der wissenschaftliche Schein, mit dem sich das das Wissenschaftssystem umgibt, ist das eine, die Realität das andere. Es ist sind nicht die kritischen Geister mit exzellenten Denk- und Forschungsleistungen und die mutigen und unbestechlichen Kämpfer für die Wahrheit, welche auf Professuren berufen werden.
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Jeder, der es wissen will, weiss, dass Wissenschaft käuflich ist und dass korrupte Wissenschaftler keine Ausnahme sind. Ständig berichten Medien darüber. Keine Hochschulleitung interveniert, wenn Professoren bezahlte Werbeauftritte für Versicherungen, Finanzvertriebsgesellschaften, Pharmaunternehmen etc. wahrnehmen. Das gehört längst zur Normalität und wird auch gar nicht mehr verborgen. Kein kritischer Arzt vertraut heute noch wissenschaftlichen Pharmastudien, weil er weiß, wie diese zustandekommen. Kein kritischer Bürger nimmt die Aussagen von Wirtschaftswissenschaftlern ernst, weil er um den Opportunismus und die Käuflichkeit von Wissenschaftlern weiß. Etc.
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Ludwig Feuerbach schrieb 1843:
Wo die Wissenschaft zur Wahrheit kommt, Wahrheit wird, da hört sie auf, Wissenschaft zu sein, da wird sie ein Objekt der Polizei – die Polizei ist die Grenze zwischen der Wahrheit und Wissenschaft.
Das war zu Zeiten des autoritären Obrigkeitsstaates.
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170 Jahre später reguliert nicht mehr die Polizei den wissenschaftlichen Output, sondern Wissenschaft hat sich marktförmig organisiert, wissenschaftliche Meinungen und Produkte sind zu Waren geworden. Man kann alles in Auftrag geben und alles kaufen. Es ist nur eine Frage des Geldes. Der „marktkonforme Wissenschaftler“ ist ein bezahlter Verkäufer von wissenschaftlich verbrämten Meinungen und Informationen, welcher im Interesse seiner zahlenden Auftragsgeber produziert und propagiert.
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Zudem haben sich die Strukturen des akademischen Ausbildungsbetriebes grundlegend geändert und sind insbesondere mit der Bologna-Reform den Schulstrukturen immer ähnlicher geworden. Die Studiengänge sind modularisiert, die Inhalte der Module werden durch „Modulhandbücher“ vorgegeben. In der Schule werden den Lehrpersonen die Lehr- und Lernziele sowie die Lehr- und Lernmaterialien vorgeschrieben. Lehrpersonen werden zu Programmanwendern und –ausführern. Je mehr dieser Prozess einer Programmierung der Ausbildungsstrukturen voranschreitet, umso weniger kommt es auf die konkrete Lehrperson an, denn dann wird sie ähnlich wie der industrielle Arbeiter auswechselbar. Kritische Wissenschaftler wie Max Horkheimer oder Werner Hofmann haben diese Entwicklungstendenzen schon in den 60-er Jahren erkannt.
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Weil es in einem derartigen, programmierten Ausbildungssystemen immer weniger auf die individuelle Qualifikation, das Wissen und Können der konkreten Lehrperson ankommt, kann man den Zugang zu Lehrfunktionen an Hochschulen nach wissenschaftsfremden Kriterien quotieren, ohne dass dies einen wesentlichen Einfluss auf den akademischen Ausbildungsbetrieb hat.
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Der Niedergang von Wissenschaft ist so weit vorangeschritten, dass sich die Frage stellt, ob es sich bei der „Frauenquote“ nicht eher um einen gesellschaftlich irrelevanten „Nebenkriegsschauplatz“ handelt und ob der Kampf dagegen nicht eine Symbolpolitik darstellt, welche eher ein Verdrängungsphänomen darstellt, weil der Prozess der Korruption und Zerstörung von Wissenschaft dabei ausgeblendet wird?
Bitte korrigieren:
In einer plutokatischen und antagonistischen Klassengesellschaft …
@ HAM
Sie könnten mit Ihrer pessimistischen Einschätzung richtig liegen – also zugleich realistisch urteilen. Aber wenn die Berufungspraxis aus den von Ihnen angegebenen Gründen tendenziell so sein sollte, wie Sie das darstellen, folgt dann daraus, eine in Ihrem Sinne schlechte Praxis hier und jetzt einfach passieren zu lassen? Das scheint mir Ihre Ansicht zu sein.
Der Verzicht auf Widerstand führte dann zur Abwendung vom Leistungsprinzip und zum Übergang zum Proporzprinzip (gemäß Geschlecht, Partei, Clique, oder …) , zur Vettern- und Basenwirtschaft, zum Ämterkauf? Das würde die Verfallstendenz immerhin beschleunigen.
@Leonard
Aber wenn die Berufungspraxis aus den von Ihnen angegebenen Gründen tendenziell so sein sollte, wie Sie das darstellen, folgt dann daraus, eine in Ihrem Sinne schlechte Praxis hier und jetzt einfach passieren zu lassen? Das scheint mir Ihre Ansicht zu sein.
Der Verzicht auf Widerstand führte dann zur Abwendung vom Leistungsprinzip und zum Übergang zum Proporzprinzip (gemäß Geschlecht, Partei, Clique, oder …) , zur Vettern- und Basenwirtschaft, zum Ämterkauf? Das würde die Verfallstendenz immerhin beschleunigen.
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Nein, das ist nicht meine Ansicht. Im Gegenteil.
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Aber ich sehe die Frauenquote nicht als zentrale Bedrohung der Wissenschaft. Und würde deshalb auch nicht so viel Wind um die Sache machen, vor allem nicht um das Prinzip der Bestenauslese.
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Wenn man sieht, in welchem Umfang sich Professoren für politische und wirtschaftliche Interessen instrumentalisieren oder kaufen lassen bzw. wie wenig Widerstand sie dagegen leisten, dann denke ich, dass man sich mit der Rede von der „Bestenauslese“ eher unglaubwürdig macht.
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Wie überall in der Gesellschaft läuft auch an den Hochschulen viel Günstlingswirtschaft und Korruption. Man muss sich nur anschauen, wer einen Ehrendoktortitel oder Honorarprofessorentitel bekommen hat und wie dies zustande gekommen ist.
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Natürlich stellt die Frauenquote einen Affront dar. Die Politik zeigt wieder einmal, wie wenig ernst sie den Wissenschaftsprozess nimmt. Der Umgang mit den Promotionsbetrügern war kennzeichnend.
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Dass sich Männer gegen die Frauenquote und die damit verbundene Bevorzugung von Frauen wehren, ist verständlich. Aber dabei sollte aus meiner Sicht nicht so viel Tam-Tam gemacht werden, als handele es sich um eine relevante Bedrohung von Wissenschaft.
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Denn viel entscheidender ist der Einfluss von Geldmacht.
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In der modernen Universität geht es nur noch am Rande um Erkenntnis.
meint der Ökonomieprofessor Mathias Binswanger.
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Beispielhaft für das Engagement um Wissenschaftlichkeit an Hochschulen ist der „Internationale Appell für die Wahrung der wissenschaftlichen Unabhängigkeit“, der Zürcher Appell. Deshalb erhält dieser auch meine Unterstützung.
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Anlass war ein 100-Millionen-Franken-Sponsoring der UBS an die Universität Zürich, wobei der Vertrag der Geheimhaltung unterliegt.
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In der ZEIT wurde darüber in einem Artikel mit dem Titel „Geist gehorcht Geld“ berichtet.
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Vgl. dazu auch den Bericht im SRF.
@ HAM
Danke für die Info. Den ZA kannte ich noch nicht! –
Selbstverständlich ist die Unterordnung der Hochschulen unter die Interessen der privaten Ökonomie im Vergleich zur Gleichstellungspolitik das wichtigere Phänomen. Es besteht da jedoch kein Gegensatz. Beides ist schädlich. –
Allerdings denke ich, dass empirische Fehlentwicklungen (die es selbstverständlich gibt; ich kenne auch solche Fälle) die Gültigkeit eines sinnvollen Prinzips (bzw. einer gut begründeten Norm) nicht angreifen können, sondern dass sie es sogar stärken. Woran sonst sollte sich Widerstand orientieren? Auch eine Strafrechtsnorm z. B. wird nicht deshalb obsolet, weil aus wirtschaftlichen Gründen häufig gegen sie verstoßen wird. Die Existenz der Mafia ist kein Argument gegen die Normen und ihre Anwendung: ganz im Gegenteil!
@HAM
“… Und würde deshalb auch nicht so viel Wind um die Sache machen…” Warum denn das? Die Gleichstellungspolitik an den Universitäten stellt eine massive Einmischung der Politik in das akademische Leben dar und sie verletzt die Autonomie der Universität. Außerdem verstößt sie gegen die genannten Prinzipien der Wissenschaft, wie z.B. gegen ein Gerechtigkeitsprinzip, nach dem Bewerber nicht nach ihren kollektiven Merkmalen, sondern als Individuen und nach ihren individuellen Fähigkeiten beurteilt werden sollten, darüber hinaus gegen das Leistungsprinzip, die Bestenauslese, Neutralität usw.
Jegliche Kritik an der Frauenquote an den Universitäten wird tabuisiert. Dadurch wird die Meinungsfreiheit stark eingeschränkt – ein Grund mehr, um viel Wind um die Sache zu machen.
Über die Angst und das Schweigen der Wissenschaftler habe ich hier etwas geschrieben:
http://www.streitbar.eu/aufsatz_ulfig.html
@Leonard
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Aus meiner Sicht wäre es vor allem wichtig, den Stellenwert von Wissenschaft für moderne Gesellschaften bewusst zu machen: Ohne ein objektives, wahres und richtiges Wissen sind moderne Gesellschaften orientierungslos, sie erleiden einen Rationalitätsverlust und werden zu einem “Irrenhaus”, wo sich Individuen und Gruppen subjektive Realitäten konstruieren. Wissenschaft ist zudem entscheidend für den Wohlstand und die Gesundheit einer Bevölkerung usf.
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Dann kann man nicht nur ein formales, sondern vor allem inhaltlich(!) begründetes Verständnis davon entwickeln, warum es so wichtig ist, bestimmte Prinzipien aufrechtzuerhalten.
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Denn Wissenschaft darf nicht beeinträchtigt werden oder sich abhängig machen von wissenschaftsfeindlichen Interessen. Die Frauenquote ist eindeutig wissenschaftsfeindlich, weil sie Grundprinzipien von Wissenschaft widerspricht, nämlich Lehr- und Forschungsposition an jene zu vergeben, welche die höchste fachliche Kompetenz aufweisen.
Zudem widerspricht es elementaren Anforderungen an menschliche Rationalität. Wenn man eine Flugreise macht, dann möchte man – zumindest ich – von einem möglichst guten Piloten gesteuert werden. Selbst bei einer fanatischen Feministin kann ich mir nicht vorstellen, dass sie ein Flugzeug wählt, weil dort eine Frau pilotiert, obwohl sie die Alternative besitzt, ein Flugzeug mit einem besseren Piloten zu benutzen. Man könnte diese Beispiele z. B. ausweiten auf: Chirurg – Chirurgin, Anlageberater – Anlageberaterin. Da wird jeder versuchen, die fachliche beste Person zu bekommen.
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Es ist doch völlig irrational, in der Wissenschaft anders zu verfahren. Offensichtlich handelt es sich bei den BefürworterInnen der Frauenquote um Individuen – darunter auch Professoren/innen, welche nicht begriffen haben, welche Bedeutung Wissenschaft für die Gesellschaft hat.
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Und was den Einfluss privater Geldgeber auf Hochschulen und Forschungsinstitutionen betrifft, so sind wir uns vermutlich darüber einig, dass es heute dabei in erster Linie um die Aufrechterhaltung plutokratischer Klassenherrschaft geht und dass das Interesse an privater Profitmaximierung eher sekundär ist. Letzteres existiert selbstverständlich auch, beispielsweise beim finanziellen Engagement von KMUs an Fachhochschulen.
“Wenn man eine Flugreise macht, dann möchte man – zumindest ich – von einem möglichst guten Piloten gesteuert werden. Selbst bei einer fanatischen Feministin kann ich mir nicht vorstellen, dass sie ein Flugzeug wählt, weil dort eine Frau pilotiert, obwohl sie die Alternative besitzt, ein Flugzeug mit einem besseren Piloten zu benutzen. Man könnte diese Beispiele z. B. ausweiten auf: Chirurg – Chirurgin, Anlageberater – Anlageberaterin. Da wird jeder versuchen, die fachliche beste Person zu bekommen.”
Ganz genau! Stimme auch sonst zu.
Wenn Sie wüssten, dass Ihr Pilot vor allem deshalb ausgewählt wurde, weil er der Saufkumpan der anderen Piloten ist und weil er wie die anderen Boeing-Flugzeuge aus ideologischen Gründen ablehnt, wäre es Ihnen dann noch wichtig, ob er männlich oder weiblich ist?
@Jaheira
Ihre Frage verfehlt das Problem! Denn es ist aus inhaltlichen Gründen i m m e r schlecht, wenn n i c h t die bestqualifizierte
P e r s o n ausgewählt wird. Deshalb ist es wichtig, darauf zu achten, dass dieses P r i n z i p möglichst überall eingehalten wird. Allein das kann sichern, dass überall die am besten befähigten Personen in die jeweiligen Funktionen und Ämter kommen. Und genau das ist Teil eines gesellschaftlich wünschenswerten Zustands, ebenso wie z. B. die Abwesenheit von Korruption.
@Alexander Ulfig 4. April 2013 um 20:53
“… Und würde deshalb auch nicht so viel Wind um die Sache machen…” Warum denn das?
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Gründe habe ich bereits zuvor genannt, aber ich werde noch einige Aspekte ergänzen.
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Ihren Aufsatz „Qualifikation statt Gleichstellung. Schritte zu einer gerechteren Praxis der Stellenvergabe“ habe ich gelesen und kann diesen allen Interessierten weiterempfehlen.
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Zugleich möchte ich meine Kritik nicht verschweigen. Der Aufsatz verbleibt in der Deskription, denn er nimmt keine Analyse des WARUM vor. Welche Interessen, welche Strategien stehen hinter der Politik des „Staatsfeminismus“? Wie ist die Beziehung von neoliberaler Politik und „Staatsfeminismus“? Zeigen sich hier Entwicklungstendenzen im Sinne gesellschaftlicher Wandlungsprozesse, welche die Psychostrukturen der Individuen verändern?
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Da ich fast anderthalb Jahrzehnte älter bin als Sie, habe ich als Student den Entstehungsprozess des Feminismus in Deutschland unmittelbar erleben können.
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Insgesamt gab es – im historischen Rückblick – in der Nachkriegsära zwei Entwicklungstendenzen auf Seiten der Frauen, eine progressive und eine regressive.
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Die 68-er-Frauen waren progressiv, die 70-er Frauen waren regressiv.
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Letztere zogen sich in einem Prozess der gesellschaftlichen Selbstexklusion zurück, so in „Frauengruppen“, „Frauen-Cafés“, „Frauenbuchläden“ etc.
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Zugleich wurden viele Männer immer femininer. Das sind die „Softies“ und „Frauenversteher“, die dann in den 70-er Jahren mit Strickzeug in die Uni kamen und während der Lehrveranstaltungen strickten. Ähnlich wie viele der damaligen Studentinnen kritisierten sie die „Verkopfung“ der Wissenschaft, lehnten wissenschaftliche Theoriearbeit ab und wollten lieber subjektiv „aus dem Bauch“ argumentierten. Sie negierten die Existenz einer objektiven Wahrheit, indem sie – gemäß der Ideologie des Radikalen Konstruktivismus – alles zu subjektiven Konstrukten deklarierten.
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Bei den Männern ging die soziokulturelle Regression so weit, dass sie Mitte/Ende der 70-er Jahre in Latzhosen herumliefen. Wie Kleinkinder. Nur die Pampers fehlten. Man sprach von der „Latzhosengeneration“.
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In Ihrem Aufsatz beschreiben Sie das feministische Menschen– und Weltbild:
Frauen sind die besseren Menschen. Wenn Frauen in Führungspositionen kommen, gibt es eine Wende und wir erhalten eine bessere Welt. Deshalb muss die „Männerherrschaft“ aka „Patriarchat“ überwunden werden.
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Das ist der Kern der feministischen Weltanschauung.
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Dort gibt es keinen Kapitalismus, keine Klassenherrschaft und keinen Klassenkampf, keine Ausbeutung über Lohnarbeit, sondern nur noch die „Männerherrschaft“, die am Zustand dieser Welt schuld ist. Ein Weltbild, was an Idiotie und Wahn jenem rassistisch-biologistischen Nazi-Weltbild einer angeblichen „Judenherrschaft“ entspricht. Damals wie heute ist es eine reaktionäre und zugleich pseudo-fortschrittliche Ideologie, welche sich vor allem gegen den “Marxismus” wendet.
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Gebildete, kritisch-intellektuelle Frauen, wie z. B. Rosa Luxemburg oder Esther Vilar, waren keine Vor- und Leitbilder des Feminismus. Auch nicht für die damalige Männergeneration, welche immer mehr auf die äußere Erscheinung Wert legte. So waren damals Frauen wie Verona Feldbusch ein Männerideal. Übertrieben ausgedrückt, konnten Frauen den Intellekt einer Qietschente besitzen, nur mussten sie „sexy“ im Sinne eines pornographischen Frauenbildes sein.
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Insgesamt haben wir es – so die These – mit einem Prozess der Feminisierung der Gesellschaft zu tun.
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Entscheidenden Einfluss hat dabei die „Verlohnarbeiterung“ der Männer, wie von Alexander Mitscherlich in „Die vaterlose Gesellschaft“ beschrieben. Immer mehr Männer werden zu Angestellten und leisten Lohnarbeit als fremdbestimmte, repetitive Teilarbeit. Der selbstständige, unternehmerische Mann, der Risiken und Eigenverantwortung in einem eigenen Betrieb eingeht und langfristig denken und planen muss, verschwindet und mit ihm der Mann als „Selbstdenker“.
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Die Folge ist, dass die Geschlechter sich angleichen und die Männer in vielen Dingen, insbesondere in ihren Verhaltensstrategien, den Frauen immer ähnlicher werden.
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Auf die Frage, warum ich nicht so viel Wind um die Sache machen würde, kann ich mich weitgehend nur wiederholen.
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Wird eine Frauenquote realisiert, so hat dies auf den Wissenschaftsprozess, so wie er gegenwärtig abläuft, nur wenig Einfluss. Denn größtenteils wird heute dort nur Müll produziert. Da werden mit immensem Aufwand und Kosten riesige Datenfriedhöfe geschaffen. Schon lange herrschen Günstlingswirtschaft und Korruption. Kritische Wissenschaft gibt es kaum. Der heutige Beitrag der etablierten Wissenschaft für den gesellschaftlichen Fortschritt geht immer mehr gegen Null.
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Sorry, denn ich weiß, dass dies eine schmerzhafte Kritik für alle ist, die den Wissenschaftsprozess libidinös besetzt haben.
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Die Kritik an der Frauenquote baut aus meiner Sicht einen Popanz auf, wenn sie behauptet, die Qualität der Wissenschaft werde durch die Frauenquote gefährdet. Das ist der Wind, denn ich angesichts der Realität der heutigen Wissenschaft nicht machen würde.
Die Kritik am Feminismus bleibt davon unberührt. Zweifelsohne ist in Deutschland, wie in vielen anderen spätkapitalistischen Gesellschaften, der Feminismus dominant. Und er bringt auch entsprechende Frauentypen als dominierenden „Sozialcharakter“ (Fromm) hervor. Allein dies wäre für mich Grund genug, als junger Mann aus Deutschland auszuwandern.
Denn dies ist für mich nicht (mehr) der Frauentyp, mit dem ein glückliches Leben gelingen kann, weil sich unter den Bedingungen von Geschlechtermisstrauen und Geschlechterkampf keine liebevollen Beziehungen entwickeln können.
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Der Kapitalismus hat in seinem Endstadium die Beziehungen der Geschlechter deformiert und weitgehend zerstört. Neue, liebevolle Beziehungen zwischen den Geschlechtern werden – so meine These – erst in einer postkapitalistischen Gesellschaft möglich sein oder im gemeinsamen Kampf dafür.
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Auch wenn die antifeministische Kritik am Feminismus auf der Erscheinungsebene zutreffend ist, so weist sie dennoch einen grundlegenden Mangel auf, weil sie von der Struktur nur ein Abklatsch des Feminismus ist. Das Feindbild des Feminismus sind die Männer, das des Antifeminismus sind die Feministinnen. Der Antifeminismus eröffnet keine Perspektive, wo beide Geschlechter Gewinner sind. Der Antifeminismus kann eine derartige Win-Win-Konstellation nicht anbieten, weil er systemimmanent bleibt und im Erfolgsfall nur Männer profitieren.
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Gesellschaftsprogressiv wäre der Antifeminismus nur, wenn er Forderungen wie bezahlte Elternarbeit für die Pflege und Erziehung ihrer Kinder oder die Forderung nach drastischer Reduzierung stellen würde. Das wären echte gesellschaftsprogressive Forderungen, weil sie beide Geschlechter von dem Zwang zu unbezahlter Reproduktionsarbeit sowie von der Auspowerung durch Lohnarbeit befreien würde und damit eine Chance auf ein besseres Leben eröffnen würde. Von der Realisierung würden beide Geschlechter profitieren. Und dies ermöglichte eine Basis für einen solidarischen Kampf beider Geschlechter für eine bessere Gesellschaft.
1. Sie schreiben vom “Prozess der Feminisierung”. Das ist m.E. gefährlich, weil essentialistisch; es gibt demnach ein Wesen des Weiblichen und ein Wesen des Männlichen. Das lehne ich ab, ohne ein Radikaler Konstruktivist zu sein. Ein Mann kann “weibliche” Eigenschaften annehmen und umgekehrt. Darin sehe ich kein Problem. Wir leben in einer individualistischen Gesellschaft; das Individuum bastelt sich seine eigene Identität (Ulrich Beck).
2. Meine Kritik an der Frauenquote bezieht sich in erster Linie auf Folgendes: Die Frauenquote verstößt gegen ein bestimmtes Gerechtigkeitsprinzip, nach dem Menschen nicht als Repräsentanten eines Kollektivs, sondern als Individuen und nach ihren individuellen Fähigkeiten beurteilt werden sollten (so steht es paraphrasiert im Grundgesetz, Artikel 3, Absatz 3) und die bestqualifizierte Person die entsprechende Stelle erhalten sollte. Durch die Frauenquote wird dieses Gerechtigkeitsprinzip außer Kraft gesetzt: Die Folge davon ist: Es gibt männliche Wissenschaftler, die keine Stelle an der Universität erhalten, weil ihnen schlechter qualifizierte weibliche Wissenschftlerinnen vorgezogen werden. Über die traurigen Schicksale dieser Männer (Umschulung oder Hartz IV) werde ich hier nicht weiter berichten. Das ist ungerecht und man sollte viel Wind darüber machen.
3. Auf den letzten Punkt sind Sie gar nicht eingegangen: Warum stellt jegliche Kritik an der universitären Frauenquote ein Tabu dar? Wie z. B. hier berichtet wird:
http://www.streitbar.eu/aufsatz_jentzsch.html
Warum trauen sich die Wissenschaftler nicht, die Frauenquote zu kritisieren? Ich sehe den Grund dafür in Schuldgefühlen, die man Männern eingeredet hat (“Männer unterdrücken Frauen seit 10 Tausend Jahren” usw., was ja nicht stimmt, weil Unterdrückung und Diskriminierung in erster Linie schichtspezifisch ist). Ein anderer Feminismus-Kritiker, Eckhard Kuhla, sieht den Grund für das Schweigen der Männer in der traditionellen Männerrolle (Beschützerinstinkt + Ritterlichkeit):
http://www.theeuropean.de/eckhard-kuhla/5528-frauenfoerderung-in-der-wissenschaft
Der Blogger Michael Klein sieht den Grund in der Verbreitung einer autoritären Persönlichkeit an deutschen Universitäten:
http://sciencefiles.org/2012/12/03/gleichberechtigung-durch-bevorzugung-das-professorinnenprogramm-ist-ein-eklatanter-bruch-mit-dem-grundgesetz/
Was denken Sie?
@HAM
1. Sie schreiben vom “Prozess der Feminisierung”. Das ist m.E. essentialistisch formuliert; es gibt demnach ein Wesen des Weiblichen und ein Wesen des Männlichen. Das lehne ich ab, ohne ein Radikaler Konstruktivist zu sein. Ein Mann kann “weibliche” Eigenschaften annehmen und umgekehrt. Darin sehe ich kein Problem. Wir leben in einer individualistischen Gesellschaft; das Individuum bastelt sich seine eigene Identität (Ulrich Beck).
2. Meine Kritik an der Frauenquote bezieht sich in erster Linie auf Folgendes: Die Frauenquote verstößt gegen ein bestimmtes Gerechtigkeitsprinzip, nach dem Menschen nicht als Repräsentanten eines Kollektivs, sondern als Individuen und nach ihren individuellen Fähigkeiten beurteilt werden sollten (so steht es paraphrasiert im Grundgesetz, Artikel 3, Absatz 3) und die bestqualifizierte Person die entsprechende Stelle erhalten sollte. Durch die Frauenquote wird dieses Gerechtigkeitsprinzip außer Kraft gesetzt: Die Folge davon ist: Es gibt männliche Wissenschaftler, die keine Stelle an der Universität erhalten, weil ihnen schlechter qualifizierte weibliche Wissenschftlerinnen vorgezogen werden. Über die traurigen Schicksale dieser Männer (Umschulung oder Hartz IV) werde ich hier nicht weiter berichten. Das ist ungerecht und man sollte viel Wind darüber machen.
3. Auf den letzten Punkt sind Sie gar nicht eingegangen: Warum stellt jegliche Kritik an der universitären Frauenquote ein Tabu dar? Wie z. B. hier berichtet wird:
http://www.streitbar.eu/aufsatz_jentzsch.html
Warum trauen sich die Wissenschaftler nicht, die Frauenquote zu kritisieren? Ich sehe den Grund dafür in Schuldgefühlen, die man Männern eingeredet hat (“Männer unterdrücken Frauen seit 10 Tausend Jahren” usw., was ja nicht stimmt, weil Unterdrückung und Diskriminierung in erster Linie schichtspezifisch ist). Ein anderer Feminismus-Kritiker, Eckhard Kuhla, sieht den Grund für das Schweigen der Männer in der traditionellen Männerrolle (Beschützerinstinkt + Ritterlichkeit):
http://www.theeuropean.de/eckhard-kuhla/5528-frauenfoerderung-in-der-wissenschaft
Der Blogger Michael Klein sieht den Grund in der Verbreitung einer autoritären Persönlichkeit an deutschen Universitäten:
http://sciencefiles.org/2012/12/03/gleichberechtigung-durch-bevorzugung-das-professorinnenprogramm-ist-ein-eklatanter-bruch-mit-dem-grundgesetz/
Was denken Sie?
@Alexander Ulfig
1. Selbstverständlich kann ein Mann „weibliche” Eigenschaften annehmen und umgekehrt. Das psychosoziale Verhalten von Menschen ist weitgehend erlernt und nicht biologisch determiniert. „Feminisierung“ betrifft das Sozialverhalten, wobei das Verhalten der Männer dem traditionellen Verhalten von Frauen ähnlicher wird. Ich erwähnte deshalb explizit Alexander Mitscherlich. Die Männer verändern sich und daraus resultiert eine „vaterlose Gesellschaft“.
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2. Meine Position zur Frauenquote ist, wie ich bereits ausführte, dass die Kritik daran sich nicht nur auf abstrakte Prinzipien gründen, sondern inhaltlich geführt werden sollte. Auch um dem Argument zu begegnen, hier betreiben Männer Prinzipienreiterei, um Frauen Chancen nehmen.
Warum fordern linke Parteien, die sich selbst als „Parteien der sozialen Gerechtigkeit“ sehen, die Frauenquote?
Und wenn die Frauenquote als verfassungswidrig angesehen wird, dann sollte man die Angelegenheit beim BVerfG zur Entscheidung bringen.
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3. Sie schreiben:
Auf den letzten Punkt sind Sie gar nicht eingegangen: Warum stellt jegliche Kritik an der universitären Frauenquote ein Tabu dar?
Tabu ist ein zu starkes Wort, eine derartige Kritik ist unerwünscht, wenn sie gegen die hochschulpolitischen Ziele der jeweiligen Landesregierung gerichtet ist.
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Weiter fragen Sie:
Warum trauen sich die Wissenschaftler nicht, die Frauenquote zu kritisieren?
Gegenfrage:
Gibt es irgendwelche Beispiele, wo sich deutsche Wissenschaftsbeamte trauten, etwas gegen die Obrigkeit zu kritisieren?
Die mucken noch nicht einmal auf, so meine Erfahrung, wenn ihnen ihre Pensionen massiv gekürzt werden.
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Eine Begründung findet sich in einem vorangestellten Kommentar.
Dem sogenannten linksalternativen Milieu sind viele kontroverse Blüten entsprungen, soweit einig.
Wenn da aber einer sich vornehmlich und ständig nur derjenigen kritisch-abwehrend widmet, die man vielleicht mit “Frauen und Schwuchteln” umschreiben könnte, dann hat das vielleicht mehr mit ihm selbst zu tun als er jemals zugeben würde.
Mit anderen Worten: Sie verlieren sehr viele Worte über Auswüchse und was als solcher zu begreifen ist, aber kaum welche darüber wann Weib und Schwuchtel sich denn legitim in den öffentlichen Raum begeben. Womöglich weil Sie das ganze Thema für illegitim halten?
Manchmal, ganz manchmal wäre allen mehr geholfen wenn alte Männer einfach zugeben dass sie sowas nicht sehen wollen, egal wie viele es betrifft, was diese vielen erleben und weil sie eben einfach besser beurteilen können was relevant ist. In jedem Falle wäre es ehrlicher und nicht so wortverschleiert. Aber natürlich auch nicht mehr so überlegen, sondern nur die Meinung eines Menschen (m/w). Angst vor Gefühlen?
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