Frauen und Politik
An der „Zielgruppe“ vorbei

Stereotype und Klischees: Warum es manchen Frauen so schwer gemacht wird, sich politisch zu engagieren.

© Dennis Kornejew Photography (www.dk-photo.eu) — mit Anabel Schunke

Von Anabel Schunke

Es ist schon so eine Sache mit den Schubladen in unserem Kopf. Wenige von uns beherrschen es, nicht dauernd dem Zwang zu unterliegen, alles und jeden in bestimmte Raster einzuordnen. Denn das gibt uns Sicherheit. Das gibt uns Orientierung in einer Welt, in der wir nur allzu oft nicht mal mehr genau wissen, wer wir selbst eigentlich sind.

Ich höre oft, dass widersprüchlich sei, was ich „mache“. Wenn die Kritik differenzierter ist, manifestiert sie sich anhand der Kluft zwischen meinem Modeljob einerseits– als naturgemäßes Sinnbild des Kapitalismus (Die Frau als Objekt, Kleiderständer, Werbetafel) und meinem politischen Engagement andererseits. Zumeist wird die Kritik jedoch heruntergebrochen auf den vermeintlichen Gegensatz zwischen meinem Aussehen und meinem Einsatz für das Politische.

Das offenbart nicht nur tiefstes Klischeedenken, was gesellschaftlich betrachtet durchaus als schade anzusehen ist, es ist darüber hinaus auch im ganz persönlichen Sinne verletzend. Doch bevor ich darauf eingehe, möchte ich noch kurz etwas zur erstgenannten Kritik sagen.

Der ein oder andere mag es durchaus für kleinlich halten, dass es Menschen gibt, die sich daran stören, dass ich als Model arbeite und politisch engagiert bin. Dennoch kann ich die Kritik bis zu einem gewissen Grad verstehen, weshalb ich noch einmal ganz grundsätzlich darauf eingehen möchte, in der Hoffnung, mich in Zukunft vielleicht weniger oft erklären zu müssen.

Ich wollte nie modeln bzw. war es nie mein Ziel, als Model zu arbeiten. Ich bin da wie viele mehr oder weniger hereingerutscht. Dabei habe ich schon früh bemerkt, dass das, was mich am Modeln reizt, was mir Spaß macht, nicht die klassischen Modeljobs sind, also das, woran sich für manch einen der widersprüchliche Charakter meiner Aktivitäten festmachen lässt. Ich war, bin und werde nie bloß ein Kleiderständer sein. Bis heute weigere ich mich oft, mich überhaupt als Model bezeichnen zu lassen. Den Großteil meines „Model-Daseins“ verbringe ich mit kreativen Zusammenarbeiten mit befreundeten Fotografen. Shootings, in denen ich meine eigenen Ideen umsetzen kann. Darunter meine politischen „Statement-Shootings“. Ich gewinne immer wieder wirklich gute Fotografen für ihre Umsetzung.

Aber das funktioniert eben zumeist nicht mit einer netten Anfrage. Das funktioniert, weil ich auch andere, „normale“ Modelfotos von mir machen lasse, weil ich im eigentlichen Sinne als Model arbeite. Damit generiere ich Jobs, Jobs bringen mir Kontakte, Kontakte bringen mir Fotografen, die meine eigenen Ideen in freien Arbeiten mit mir zusammen umsetzen. Bilder, die dann wiederum die Verbreitung meiner Texte vorantreiben oder auch nur ein wenig Aufmerksamkeit auf die politischen Themen lenken, die mir als wichtig erscheinen.

Ich arbeite in diesem System, gegen dieses System. Das mag nicht jedem gefallen, aber es ist deutlich effektiver als die Ablehnung all seiner Mechanismen, die es erst so erfolgreich gemacht haben.

Die andere Unterstellung ist schwerer aus der Welt zu räumen. Nicht, weil sie wahrer ist, sondern weil das Schubladendenken derer, die sie formulieren, tiefer begründet liegt. Das hat zum einen mit gängigen Verhaltensmustern zu tun, die unmittelbarer Ausdruck unseres Systems im Hier und Jetzt sind und zum anderen mit noch tiefer verankerten gesellschaftlichen Normen, die nur allzu oft drohen, vorschnell als Emanzen-Gender-Gelaber abgetan zu werden.

Wer mich kennt, weiß, dass ich keine Gender-Emanze bin, dass ich zu Männern in der Regel sogar ein deutlich besseres Verhältnis besitze als zu Frauen. Es geht an dieser Stelle auch nicht darum wie wir Frauen von Männern behandelt, sondern zu was wir von der Gesellschaft und unseren Eltern nur allzu oft erzogen werden und welche Auswirkungen das auf jene Frauen hat, die sich nicht in dieses Korsett pressen lassen.

Denn es ist nicht nur die Tatsache, dass ich vielleicht optisch nicht ganz in das Bild vieler passe, was sie von einem politisch engagierten Menschen haben. Es ist schon die Tatsache, dass ich mich überhaupt als Frau für diese Themen interessiere und einsetze. Dass es nicht mal klassisch frauenpolitische Themen sind, sondern vor allem die Brutalen, die Schonungslosen, die eher Männer dominierten. Und dass ich es darüber hinaus nicht zaghaft und leise tue, sondern energisch und laut, denn das ist unweiblich.

Warum stört das politische Engagement das Bild von der Weiblichkeit?

Bis heute werden Frauen schon als kleine Mädchen dazu erzogen, lieb und nett zu sein. Wenn nicht von den Eltern, dann zumindest von der Schule. Wenn wir nicht lieb und nett, sondern meinungsstark und selbstbewusst auftreten, sind wir schnell anstrengend, zickig. Dass, was bei kleinen Jungen und später bei Männern als sehr positiv wahrgenommen wird, wird bei uns zumeist negativ aufgefasst. Wo das männliche Arschlochverhalten als sexy wahrgenommen wird, sind wir bei schon bei schlicht selbstbewusstem Verhalten die überdrehten Zicken.

Auch ich war nie das liebe, kleine Mädchen. Ich war nie wie meine lieben kleinen Mitschülerinnen, die schon gute Noten dafür bekamen, dass sie brav aussahen. Ich war immer irgendwie anders. Ich war das, was ich sein dürfte, durch Eltern, die mir eine freie Entfaltung ermöglichten, die mich immer (noch heute) darin bestärkt haben, eine Meinung zu haben und die es lobten, wenn ich sie vertrat. Und ja, ich bin stolz darauf, aber einfacher wäre es anders gewesen.

Was ich sagen will, ist Folgendes: Der gesellschaftliche Druck ist enorm. Wir glauben, wir leben in emanzipierten Zeiten, aber das ist ein Trugschluss. Es mag sein, dass wir Frauen heute offiziell sein und werden können, was auch immer wir wollen. Aber ist das wirklich so? Ist es nicht immer noch so, dass die Karrierefrau, die selbstbewusste, meinungsstarke, die erfolgreiche Frau (egal in welchen Bereichen) es nicht immer noch schwerer hat als das männliche Äquivalent?

Denn während für Männer in der Wahrnehmung vieler Frauen gilt: Je erfolgreicher und selbstbewusster, desto attraktiver – gilt dies keinesfalls für Frauen. Im Gegenteil. Erfolgreiche, selbstbewusste Frauen gelten nur allzu oft als schwierig, unnahbar oder man hat schlicht Angst vor ihnen oder kann es nicht ertragen, wenn die Frau vielleicht sogar erfolgreicher oder intelligenter ist. Erfolg, Selbstbewusstsein, das ist immer noch etwas für Männer, wenn man als Frau auch als Frau wahrgenommen, wenn man gemocht werden will.

Schon hier wird deutlich wie viele Steine der Frau in ihrer Entwicklung in den Weg gelegt werden. Natürlich kann und sollte jeder für sich selbst entscheiden, welchen Weg er einschlägt, wofür er eintritt, aber es kann schon eine sehr große Hürde darstellen, wenn man als Frau droht, seine weibliche Ausstrahlung, Sympathien und Attraktivität zu verlieren, weil man sich mit etwas Bestimmten befasst, was nicht ins Klischeebild einer Frau passt. Und so zieht sie es nur allzu oft vor, politisch ohne Standpunkt zu bleiben, nicht anzuecken. Und womit könnte man mehr anecken als mit politischen Positionen?

Eine besondere Rolle spielt dieser Umstand für eine optisch attraktive Frau*. Denn ihr werden bei der Entfaltung hin zu einer politisch-selbstbewusst denkenden Frau noch mehr Steine in den Weg gelegt als es bei Frauen ohnehin schon der Fall ist. Niemandem wird es so leicht gemacht, für simple, leistungslose Dinge Anerkennung zu bekommen wie der hübschen Frau. Zugleich droht sie durch (fast) nichts so sehr an Attraktivität einzubüßen wie durch politisches Interesse und dessen offene und selbstbewusste Vertretung. Denn sie arbeitet an ihrer typischen „Zielgruppe“ vorbei. Dies ist es schließlich, was zur Wahrnehmung eines “Widerspruches” führt.

Denn ja, es ist wesentlich einfacher, wenn man die Schublade bedient, der man zugeordnet wird. Mein ganzes Leben wäre um einiges leichter gewesen, wenn ich diese einfache Regel befolgt hätte, wenn ich nicht den Anspruch gehabt hätte, mehr zu sein als das, für die Dinge einzustehen, von denen ich überzeugt bin und gegen jene zu kämpfen, die ich als ungerecht empfinde.

Wenn es mir um Bekanntheit gegangen wäre (heutzutage geht es ja vielen darum), dann wäre ich sicherlich bekannter, wenn ich meine neuesten Outfits bei Instagram fotografieren oder nachts im P1 auf Promijagd gehen als wenn ich politische Texte schreiben und politische Fotografie betreiben würde. Meine „normalen“ Fotos – egal ob Schnappschüsse oder Shootingbilder – bekommen im Schnitt das 4-5-fache an Likes gegenüber meinen politischen Posts. Und auch wenn mir Likes für was auch immer im Prinzip vollkommen egal sind, lassen sie deutlich erkennen, was die Mehrzahl der Leute eigentlich bei mir sehen will.

„Ich dachte immer, Politik sei etwas für hässliche Menschen.“ – Warum es verletzend sein kann, für seine Intelligenz gelobt zu werden

Tatsächlich habe ich diesen Satz genau so und in etlichen anderen verschiedenen Ausführungen schon öfter gehört. Darunter auch immer wieder die Feststellung, dass es unfassbar sei, dass ich nicht nur hübsch, sondern auch noch intelligent sein würde – als handele es sich hierbei um etwas, was sich sonst naturgemäß ausschließen würde. Als müsse man das Intelligente an mir mehr als bei anderen Menschen hervorheben.

Auch hier liegt der Grund zuvorderst darin, dass es einer hübschen Frau leicht gemacht wird, für weniger gemocht zu werden als durch das Zeigen ihrer Intelligenz. Denn sie wird im Durchschnitt nicht weniger intelligent sein als andere Frauen. Auch unter hübschen Frauen wird es genauso viele intelligente wie weniger intelligente Frauen geben. Dazu kommt, dass jemand, der sich politisch einigermaßen geistreich äußert, in der Regel noch einmal für besonders intelligent gehalten wird. Es kommt also auch auf die Themen an, zu denen sich geäußert wird. Mit hübschen Frauen assoziiert man diese Themen zumeist nicht, weshalb es nicht selten ein unübliches Bild abgibt, wenn sie sich zu ihnen äußern.

Was aber, wenn man nicht anders kann? Wenn man einfach so ist? Dann öffnet sich die Kluft und der Widerspruch auf allen Seiten tritt hervor. Da sind dann die einen, die dich anstrengend finden, weil du nicht einfach nur gut aussehen kannst, sondern auch noch von Politik redest und da sind die anderen, die dir den Vorwurf machen, widersprüchlich zu handeln, weil du modelst und politisch bist, weil du gut aussiehst und politisch bist, weil du als Frau wahrgenommen werden und politisch sein willst.

Sind wir tatsächlich so einfach? Muss man als Frau unattraktiv oder unweiblich sein, um politisch ernst genommen zu werden? Muss man umgekehrt auf sein politisches Engagement verzichten, um als Frau wahrgenommen werden zu dürfen? Muss man so sein wie alle anderen, damit andere ruhig schlafen können?

Ich glaube, dass das Problem darin liegt, dass wir Politik überhaupt nur als eine von vielen Schubladen betrachten, in die wir Menschen einordnen. Als sei Politik nur etwas, womit sich ein bestimmter Typ Mensch befassen sollte, der so und so ist und so und so aussieht.

Es ist bezeichnet für unser gegenwärtiges Verständnis von Demokratie, dass wir Politik nicht mehr als etwas zu betrachten scheinen, womit sich die Gesellschaft per se auseinandersetzen sollte. Dass wir es zum Teil als komisches Hobby betrachten – auf einer Stufe mit Minigolf oder Briefmarkensammeln. Dass es in unserer teils gestörten Gesellschaft attraktiver ist, Bilder von der x-ten Partynacht zu posten als eine politische Meinung. Dass man als Frau mehr Anerkennung für einen guten Körper und Fotos bekommt, in denen man seine dicken Brüste in die Kamera streckt als für einen intelligenten Satz. Ja, es ist wirklich so viel einfacher nichts zu können, nichts zu wollen, nichts zu wissen als sich auch noch dafür kritisieren zu lassen, dass einem das nicht genug ist.

Und so müssen wir einsehen, dass wenn wir ein breites Bewusstsein erzielen wollen, wir aufhören müssen, in Schubladen zu denken. Für uns selber und unsere eigene Entwicklung genauso wie in Bezug auf andere. Wenn wir die normalen Leute, dich und mich, Menschen jeder Art im politischen Aktivismus vereinigen wollen, wenn wir es satt haben, dass im Bundestag Menschen sitzen, die wir nie wählen würden, dann müssen wir aufhören, Leuten das Leben schwer zu machen, die diese Stereotypen aufbrechen wollen. Ja, es ist vielleicht nett gemeint, wenn man dafür gelobt wird, politisch zu sein. Aber es ist auch verletzend, weil es zeigt, wie wenig man dem gegenüber ursprünglich zugetraut hat.

Das ist im wahrsten Sinne des Wortes destruktiv. Und Destruktivität sollten und können wir uns nicht erlauben, wenn wir Veränderung im Ganzen erreichen wollen.

Anabel Schunke ist Polit-Aktivistin und ruft unter anderem gemeinsam mit Pedram Shahyar zu einer Bildboykott – Demo vor dem Axel Springer Haus auf. Ihr Artikel erschien auf Shahyars Seite Rebellunion.

*natürlich ist optische Attraktivität immer auch eine sehr subjektive Angelegenheit, weshalb ich deutlich machen möchte, dass ich mich, wenn ich mich hier auf optische Attraktivität beziehe, jene Merkmale meine, die Frauen heutzutage in der Regel als allgemein optisch attraktiv klassifizieren

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6 Kommentare zu "Frauen und Politik
An der „Zielgruppe“ vorbei"

  1. Inge Tietz sagt:

    Man stelle sich vor, da hat ihr geiles Aussehen doch tatsächlich auch mal einene Nachteil !!!
    Wie kann man dieser armen, armen Frau das nur zumuten?

    Das ist Jammern auf sehr hohem Niveau …
    ODER
    Wer keine Probleme hat, sucht sich welche …

    • louise sagt:

      ach inge… du scheinst dieses problem wirklich nicht zu haben, geschweige denn nachvollziehen zu können.
      deinem post nach weder mit der intelligenz, noch (bei dem herausquellenden neid) mit dem “geilen aussehen”.
      veröffentliche doch bitte deine “meinung” in zukunft ausschließlich in der blöd-zeitung.

      • Inge Tietz sagt:

        Für 99% der Menscheit ist Gegenwind im Alltag absolut normal und Tagesgeschäft. Und dieses Model beklagt sich öffentlich darüber, weil sie wohl noch nie welchen abgekriegt hat. – Das ist Jammern auf sehr hohem Niveau! Dafür gibt es keinen passenderen Ausdruck.

        Und: Können Sie, louise, mir mal erklären, was an dieser Erkenntnis dumm sein soll?

        Und sie erhält für ihre Beschwerden auch noch eine prominente Plattform. Die anderen 99% werden mit ihren (bedeutend größeren) Sorgen i.d.R. von den Medien ignoriert.

        Ach ja und:
        Sie “vermuten” in der Öffentlichkeit, dass ich dumm bin, stehen aber nicht mal mit Ihrem Namen dafür ein.
        Sind Sie etwa ein typischer Internet-Aufreger, der für nix persönlich einsteht? Dann ist selbst die Autorin des Artikels Ihnen moralisch um Längen voraus. Von der kennen wir nämlich nicht nur den Namen, sondern auch das Gesicht …

        • louise sagt:

          welchen nutzen hat ihr name für mich?
          “inge tietz” existiert hundertfach…
          mein name? auch nicht einmalig. wollen sie google fragen und dann hundert sites absuchen? und wozu?

          davon ab-natürlich bläst jedem, der seine/ihre meinung vertritt gegenwind ins gesicht-sofern nicht die macht dahintersteht, diese meinung einfach durchzusetzen.

          aber hier ist von politischer arbeit die rede, sprich, es geht um gesellschaftliche zusammenhänge und nicht um die durchsetzung rein privater absichten.
          es geht nicht an, dass die auseinandersetzung mit sachlichen argumenten durch reine reduzierung der person auf ihr äußeres quasi umgangen wird.

          hier fiel mir sofort sarah wagenknecht ein: keine runde, in der nicht intensivst auf ihr äußeres abgehoben wurde; eine wirkliche diskussion ihrer ansichten kaum stattfand, meist nur als kurze, stichpunktartige “zugabe”.

          wie gesagt, das betrifft auf anderen gesellschaftl. feldern mit sicherheit vielen menschen. und wenn sie z.b. als pflegerin auf missstände aufmerksam machen, bekommen sie meist “nur” eine abmahnung, weil man nicht an änderungen interessiert ist-unabhängig von ihrem äußeren.
          gehen sie aber in die öffentlichkeit und entsprechen nicht den “erwartungen”, sei es, dass sie klein und hässlich sind, warzen haben oder eben “zu gut” aussehen wird das häufig genutzt, um von ihrem anliegen inhaltl. abzulenken (meist, weil ihre argumente zutreffend, also nicht zu leugnen/widerlegen sind) und es rein auf ihre person zu reduzieren. es wird ihnen damit auch der gesellschaftl. anspruch stillschweigend abgesprochen. das ist degradierung!

          und natürlich hat jede/r das recht, dies öffentlich zu machen.

          eine frage zum schluss: wieso eigentlich “jammern auf hohem niveau”?
          weil sie gut aussieht? hätte sie (ihrer ansicht nach) mehr recht sich zu beklagen, wäre sie etwas entstellt?
          es ist immer entwürdigend, wenn die meinung nach dem äußeren bewertet wird!

          und ich gebe der autorin darin recht: egal, wie man aussieht-man hat sich an die damit verknüpften erwartungen zu halten, sonst ist man “raus”, als frau!

          es sei denn, man ist angela merkel ;-)

        • Inge Tietz sagt:

          “es geht nicht an, dass die auseinandersetzung mit sachlichen argumenten durch reine reduzierung der person auf ihr äußeres quasi umgangen wird.”
          .
          “eine frage zum schluss: wieso eigentlich “jammern auf hohem niveau”?”
          .
          Das ist fast niedlich … und auch fast beneidenswert, weil Sie offensichtlich das hier nicht wissen:
          Diskriminierung aufgrund von Aussehen passiert jeden Tag und überall. Und in den ALLER-ALLERmeisten Fällen ZU GUNSTEN der Gutaussehenden. Sie kriegen schneller einen Job, sie werden schneller befördert, sie kriegen mehr Geld, sie werden selbst von wildfremden Menschen in jeder Situation besser behandelt.
          .
          Deswegen ist es ja so lachhaft, wenn die Autorin sich über das eine Mal beschwert, bei dem das Aussehen gegen sie arbeitet. Sie hat Tausende Male in ihrem Leben die Vorteile abgekriegt und jetzt mal einen Nachteil. – Wie tragisch …
          Deswegen kann ich ihr nur sagen: “Willkommen in der Realität. freuen Sie sich darüber, dass das so lange an Ihnen vorbeigegangen ist. So viel Glück hat der Rest der Menscheit nicht gehabt.”

          Und wenn sie hässlich wäre, hätte sie sich nicht darüber beschwert, weil sie längst um die Diskriminierung wüsste und gelernt hätte damit umzugehen.

          “mein name? auch nicht einmalig. wollen sie google fragen und dann hundert sites absuchen? und wozu?”
          .
          Vielleicht erkennt Sie ja mal jemand hier, der sie von woanders kennt … oder wollen Sie das nicht und verschweigen ihren Namen deswegen? Sagen Sie etwa im Alltag andere Dinge als hier? Wenn Sie keine Angst vor Entdeckung haben: Warum dann nicht mit dem Namen hier dafür einstehen?

  2. Ich bin ambivalent, was ihre Ausführungen betrifft – aber sie hat ja noch nicht so viel an politischer Erfahrung, da kann das eine oder andere etwas oberflächlich sein (wenn ich meine eigenen älteren Texte ansehe, kann ich vieles, aber nicht alles nachvollziehen, weil manches verallgemeinernd war). Sie hat aber recht, dass sich Frauen vielfach dadurch unbeliebt machen, dass sie eigene Positionen vertreten, sich nicht einfach dem anschliessen, was Männer sagen oder sich auf bestimmte Themen reduzieren lassen.

    Einer neuen Untersuchung in Österreich zufolge sehen Frauen andere Frauen in “typischen” Bereichen als kompetent an: Frauen- und Sozialpolitik; es werden noch ein paar Bereiche genant und am unteren Ende der Skala sind Verteidigung und Technologie (Sicherheitspolitik ist mein Schwerpunkt, also bin ich “ungewohnt” unterwegs auch für andere Frauen).

    Dass Frauen, die sich einmischen, andere Reaktionen hervorrufen als die Frauen, die bloss Mitläuferinnen sind, hat natürlich etwas mit Klischees zu tun. Und da weicht eine Frau, die als Model arbeitet (auch wenn sie es nicht so nennen will) natürlich weiter davon ab als eine Frau mit einem anderen Beruf. Es hat aber immer etwas von “du als Frau musst doch nicht”, was stets etwas von “das behalten wir uns vor” hat. Natürlich nimmt es Frau Schunke aus ihrer Perspektive wahr; ich beziehe mich in meinen Aussagen auf das, was ich selbst erlebe, aber auch auf das, was Frauen berichten oder bei Diskussionen sagen.

    Ich beobachte auch sowas wie “Unterwerfungsgesten” von Politikerinnen gegenüber Parteichefs, die so ein Verhalten in keiner Weise einfordern; es sind Frauen (nicht Männer) die in Statements Schmeicheleien für Parteichefs einflechten, die mir niemals einfallen würden.

    Aktive Einmischung und der Verzicht auf solche Gesten bedeutet, mit allen auf Augenhöhe zu interagieren; wer damit nicht klarkommt, braucht Bewunderer (beiderlei Geschlechts) oder, auch das kommt vor, eine jüngere Freundin, die er beeindrucken kann. Gleichberechtigung kann man nicht nur einfordern, man muss sie auch leben, und sich eben nicht für Mitläuferinnentum und Männer umschmeicheln hergeben.

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