Wie eine konsequent betriebene Politik des lockeren Geldes den Geist der Veränderung in sich tragen könnte.
Von Jens Gregersen
Die quantitative Lockerung der EZB, die Geldschöpfung im Rahmen von 1080 Milliarden Euro durch Offenmarktgeschäfte, also den Aufkauf von frei gehandelten Staatsanleihen, ist als Instrument der Geldpolitik nichts Ungewöhnliches, wenn sie auch seltener angewandt wird als der Versuch der Geldmengensteuerung über den Leitzins. Führt ein anhaltend niedriger Leitzins nicht zum gewünschten Effekt, der stärkeren Ausweitung der Geldmenge, und bekämpft so nicht wie beabsichtigt mögliche Gefahren einer Deflation, ist die quantitative Lockerung eine weitere Möglichkeit, den Geschäftsbanken zusätzliches Zentralbankgeld zur Verfügung zu stellen.
Problematisch ist, dass dieses Geld nicht unbedingt wie beabsichtigt die Nachfrage erhöhnen und so einen korrigierenden inflationären Effekt haben muss. Dafür werden Kreditnehmer benötigt, die sich bei den Geschäftsbanken für Investitionen oder den Konsum Geld erstens beschaffen möchten und es zweitens aufgrund ihrer Kreditwürdigkeit von den Banken auch erhalten.
Hat ein Unternehmen durch geringe Nachfrage jedoch wenig Aussicht, zusätzlichen Absatz realisieren zu können, oder leidet es sogar an Umsatzrückgang, so wird es wenig Interesse an Investitionen haben und dafür erforderliche Kredite auch nicht von den Banken erhalten. Auch die privaten Konsumenten, die aus Geldmangel unbefriedigte Bedürfnisse haben und daher am zuverlässigsten zusatzliches Geld auch wirklich ausgeben würden, erhalten von Geschäftsbanken keine Kredite.
Es droht also eine Situation, in der sich nur die Geschäftsbanken selbst billiges Geld besorgen können und dafür Anlagemöglichkeiten suchen, die neue Finazkrisen befeuern, aber nichts zur tatsächlichen gesamtwirtschaftlichen Aktivität beitragen.
Es ist daher heilsam, dass in einem offenen Brief an die EZB vom 27. März 2015 neunzehn unterzeichende Ökonomen, darunter Steve Keen und Joseph Huber, der Zentralbank die direkte Zahlung des neugeschaffenen Zentralbankgeldes an die Bürger vorschlagen. Konkret sollten entweder dringende Infrastrukturinvestitionen darüber finanziert werden oder aber allen Bürgern eine bestimmte Summe pro Monat über einen begrenzen Zeitraum ausgezahlt werden. Dies ist so nah an der Idee des bedingunslosen Gruneinkommen, dass es nicht überrascht, dass einer der Unterzeichner, Guy Standing, Mitbegründer des Basic Income Earth Network BIEN ist. Im aktuellen Zusammenhang jedoch verwenden die Unterzeichner das von Keen geprägte Schlagwort Quantitative Easing for the People, quantitative Lockerung für die Menschen, was uns an das eigentliche Ziel jeder Wirtschaftspolitik, die diesen Namen verdient, erinnern sollte.
Der von den Unterzeichnern vorgeschlagene Betrag, 175 Euro monatlich über 19 Monate hinweg, ist von einem existenzsichernden Grundeinkommen weit entfernt. Als Experiment jedoch, das die Möglichkeit einer breiten Auszahlung von neugeschaffenem Geld beweisen könnte, wäre es fast noch wertvoller als der unmittelbar nachfragesteigernde Effekt. Es wäre dann leichter zu vermitteln, dass ein höheres und dauerhaftes Grundeinkommen die heute zahlenmäßig bedeutsamste Quelle der Geldschöpfung, die Kreditvergabe durch private Geschhäftsbanken, zunehmend ersetzen könnte. Wir könnten den Vollbeschäftigungswahn in einer automatisierten Welt mit industrialisierter Landwirtschaft überwinden – und mit ihm den calvinistischen Götzen Arbeit, den kapitalistisch-kommunistischen Ameisenstaat, der unser aller Denken immer noch dominiert.
Wie kann etwas nicht Existentes, wie eben Geld, Probleme lösen, die es selbst erst verursacht?
Das Interesse des Menschen liegt in seinem AUSKOMMEN und nicht in einem EINKOMMEN. Das ist ein kleiner, aber sehr feiner Unterschied. Ein Geldfetischist wird es eher nicht begreifen.
Es sind wirklich seltsame Blüten, die dem Menschen suggerieren, es gäbe zuwenig von etwas, das tatsächlich NICHT existiert…daher kann, unter anderem, auch keine Bildung und Forschung betrieben werden, da es immer zuwenig von Nicht-Existentem gibt…
…Heil Dir Geld, gepreiset seist du in Ewigkeit, AMEN.
Wie haben Sie Ihr Auskommen ohne Einkommen? Woher kommt Ihr Essen? Bauen Sie es selbst an? Fertigen Sie Ihre Stoffe und Ihre Kleidung selbst an? Bewegen Sie sich nur zu Fuß? Oder wollen Sie nur eine reine Tauschwirtschaft? Auch ich finde, Naturvölker leben am artgerechtesten, aber dahin finden wir wohl nicht mehr zurück…
Geld gibt es durchaus – so wie Eintrittskarten für Theater. Die Eintrittskarten sind nicht das Theater. Sie sind nicht einmal die einzelnen Sitzplätze. Aber sie sind ein Verteilungsinstrument dafür (wenn man voraussetzt, dass es Menschen geben soll, die vom Theater leben). Wenn es weniger Eintrittskarten gibt als Sitzplätze, dann gibt es zu wenig Eintrittskarten. Mehr Eintrittskarten als Sitzplätze dagegen entwerten die einzelne Eintrittskarte (Inflation).
An Geld an sich ist nichts Verdammungswürdiges. Unsere Welt kann es potentiell ermöglichen, dass jeder Mensch genug zu essen, menschenwürdige Kleidung und Wohnung hat- und dafür braucht es nicht die Mitarbeit jedes Menschen, was eine Tauschwirtschaft ungeeignet macht. Die genannten Grundbedürfnisse vieler Menschen werden nicht befriedigt, weil sie kein Geld haben. Dieses Problem wäre leicht zu lösen; Geld lässt sich soviel in Umlauf bringen wie potentiell an Gegenwert produziert werden kann, und oft würde erst dieses Geld in der Hand von Bedürftigen dafür sorgen, dass jemand den Gegenwert auf den Markt bringt. Der Satz “Man kann nur verteilen, was vorher erwirtschaftet wurde” gilt für e i n e n Haushalt oder e i n Unternehmen, aber in der Wirtschaft als Gesamtheit ist das Gegenteil richtig: Nur wenn kaufkräftige Nachfrage vorhanden ist, entsteht der Produktionsanreiz.
Dass Geld für tonangebende Akteure in der Wirtschaft in der Tat ein Fetisch und ein Renditeerzielungsinstrument ohne Bezug zum Güterverkehr ist, steht auf einem anderen Blatt. Das kann man durch Gesetze regulieren, wenn eine Massenbasis dies als Notwendigkeit begreift. Auch Weizen oder Reis sind Spekulationsobjekte und werden als Futures an Börsen gehandelt – deshalb werden Sie aber nicht Weizen oder Reis abschaffen wollen.
Eine super Idee.
Eventuell kann man daraus ja eine europäische Bürgerinitiative wie bei TTIP machen.
Ich denke es wäre sehr attraktiv, da es um Geld geht was man selbst bekommt und eigentlich steht ja jeder auf Geld.
Bitte setzt euch weiter dafür ein.