Linksparteien
Alarmstufe Rot

Viele, die bei der AfD ihr Kreuzchen gemacht haben, sind Teil einer im Entstehen begriffenen Klasse, die das Pendant zu den erfolgreichen Globalisten ist. Bis auf Schmähungen hat Die Linke zurzeit keine Antwort darauf.

Man könnte mit der Feststellung beginnen, dass wir Zeuge eines Kulturkampfes sind. Ein Kampf, der viel mit Belehrung, Ignoranz, Standesdünkel und Gegensätzen zu tun hat. Ein Kampf, der auch die sozialen Risse des Landes vertieft. Ein Kampf, der letztlich Ausdruck einer gespaltenen Gesellschaft ist. Und mittendrin – nun auch im Parlament – die AfD.

In hysterischer Schnappatmung und aufgebrachter Selbstgerechtigkeit fragen sich nach der Bundestagswahl linksliberale Deutungseliten und gut betuchte Hobbypolitologen in den Medien und sozialen Netzwerken, wie es nur so weit kommen konnte. Menschen, die sich sonst um Politik einen feuchten Kehricht scheren, fühlen sich seit Monaten dazu berufen, ihrem digitalen Profil durch Anti-AfD-Posts den Anstrich von Zivilcourage zu geben. Gegen die AfD zu twittern, vor Parteitagen zu demonstrieren, AfD-Politiker tätlich anzugreifen oder mit Trillerpfeifen AfD-Wahlkampfhelfer zu verjagen, das war bis zum 24. September oberste Staatsbürgerpflicht wackerer Demokraten und geradezu „in“.

Ja, es ist schön, wenn man plötzlich wieder mitreden kann, weil es klare Feindbilder gibt. Ganz egal ob nun Flüchtlinge und Migranten auf der einen – oder eben die AfD und ihre Wählerschaft auf der anderen Seite. Es ist, wie Jens Berger treffend kommentiert, die „gemeinsame Herausforderung für alle Demokraten“, der Kampf gegen die AfD das verbindende Schulterklopfen und gemeinsame „Glaubensbekenntnis“.

Doch außer sich selbst in die moralistische Selbstvergewisserung der vermeintlich guten Menschen einzureihen, wird man mit diesem „Aufstand der Anständigen“ kaum irgendwas in den Köpfen der AfD-Wähler ausrichten.

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10 Kommentare zu "Linksparteien
Alarmstufe Rot"

  1. Bernhard Meyer sagt:

    UND (das heißt grundsätzliche Zustimmung, aber Ergänzung nötig):

    Das von Ihnen beschriebene Verhalten zeigt deutlich, dass die AfD ein perfekter Popanz ist, oder das Krokodil im Kasperltheater: hier ist das BÖSE! Davon distanzieren wir uns. Daraus folgt: Alle anderen sind die GUTEN, also ich auch, auch die CDU/CSU und die Grünen und die SPD.
    Durch diesen Zaubertrick verschwinden all die rechtsradikalen Taten und Haltungen (“Der Grieche hat genug genervt!”), die völkerrechtswidrigen Angriffskriege, in die uns zum ersten Mals Rot-Grün geführt haben (mittels Kriegslügen), den radikalen Sozialabbau, der in seiner Bosheit gegenüber Leiharbeitern, Zeitarbeitern, “Praktikanten” in nichts nachsteht den Bosheiten von Rassisten gegenüber ihrer Zielgruppe. Nicht auf der “freiheitlichen Grundordnung stehen”, war früher das Kainsmal für Radikalinskis. In den letzten Jahrzehnten haben die Mächtigen selbst in Salamitaktik die Freiheitsrechte im GG stückweise kastriert. D.h. Gesetze, die den Bürger vor Übergriffen des Staates schützen sollten, wurden zum Schutz des Staates vor den Bürgern durch Zusätze abgeschliffen. Das ist RECHTS! Der Reichtum des kleinen Mannes besteht in einer gut funktionierenden öffentlichen Infrastruktur; und genau die wird ihm in den letzten Jahren entwendet und in den Rachen einer winzigen Bevölkerungsgruppe, den Rentiers geworfen. Wenn das nicht radikal und rechts ist!

    Das alles läuft seit Jahren, mal von Rot-Grün, mal von Schwarz-Rot, das ist egal, es ist jedenfalls EXTREM und es nützt ausschließlich den Reichen, es ist also RECHTS! Das ganze Hallali auf die AfD ist ein grandioses Täuschungsmanöver.

  2. Constantin sagt:

    DIE LINKE weiss dass es eine neoliberale Lobbypartei ist. AfD ist dazu da um den Wähler in die Wahle zwischen Merkel und der “oppositionellen” AfD zu treiben. Die Alternative wird so ausgeklammert, und das ist die Linkspartei.

  3. Constantin sagt:

    DIE LINKE weiss dass es eine neoliberale Lobbypartei ist. AfD wurde installiert um den Wähler in die Wahle zwischen Merkel und der “oppositionellen” AfD zu treiben. Die Alternative wird so ausgeklammert, und das ist die Linkspartei.

  4. Denken statt Handeln sagt:

    Die Linke hat bis auf Schmähungen zurzeit keine Antwort auf den herbei gedichteten “Rechtsruck” in der Gesellschaft, weil sie schon lange Teil des neokonservativen Projekts Globalisierung ist. Die Linke (oder jene die sich dafür halten) hat schlicht und einfach nicht begriffen, dass ihr Internationalismus und der Globalismus der Neoliberalen Hand in Hand gehen. Die Linke arbeitet sozusagen fleißig mit an deren Umsetzung, anstatt sich auf ihr Kernklientel zu fokussieren – den Arbeiter und kleinen Mann, eingebunden in die regionalen und nationalen Versorgungsstrukturen. Stattdessen möchte man wie anno 1847 das Weltproletariat befreien und versteht nicht, dass es dieses länderübergreifende Proletariat nicht gibt, sondern nur verschiedene ethnische Gruppen, die in sich wiederum überaus heterogen sind.

    Und es sind eben nicht nur die verzweifelten Menschen mit keinen oder schlechten Jobs und ihrer hilflosen Wut aus den strukturschwachen Regionen und verlorenen Orten, mit ihrem seltsam anmutenden Bedürfnis nach regionaler und kultureller Beheimatung, die AFD wählen, es sind vielfach Akademiker, die schlicht und ergreifend verstehen, welch Wahnsinn sich auf systemischer Ebene breitmacht, wie sich der Faschismus frei nach Mussolini in der Vorstandsetagen von Konzernen, Gewerkschaften, Medien und Politik einnistet, protegiert von ehemaligen Stasi-IM’s (Kahane), die aktiv bei der Bekämpfung jeder aufkeimenden geistigen Gegenbewegung an vorderster Front mitkämpfen. Das Maas’sche Zensurgesetz spricht Bände. Wär die Antifa nur einmal konsequent, dann würde sie auf jene losgehen, die sie finanzieren und instrumentalisieren und nicht auf Menschen, die noch nach jedem Strohhalm greifen, diesem Wahnsinn der Globalisierer und der Konzerne Einhalt zu gebieten. Und es ist in der Tat ein Armutszeugnis und Hohn, dass mittlerweile selbst die CSU antifaschistische Vereine finanziert…wenn das F.J. Strauß wüsste…ich lach mit tot! Als Antifaschist sage ich: Schxxx auf die Antifa und “Das große Hitler-Spiel” (Robert Kurz, 2003: Weltordnungskrieg: Das Ende der Souveränität und die Wandlungen des Imperialismus im Zeitalter der Globalisierung. S.392). Sie haben nichts begriffen und sind zu reinen Systemlingen verkommen.

    Im Übrigen galt mal “Regional statt Global” in “links-grünen” Kreisen. Darin zeigt sich der eigentliche Wahn, der viele Teile der Linken bereits befallen hat. Bio vom Bauernhof von nebenan, ja bitte, aber dann zum Urlaub nach Australien fliegen, Kleider aus Italien made in Bangladesch kaufen und zum Salsa-Tanz mit Jorge ins nächste südamerikanische Kulturzentrum fahren. Und die mexikanische Avocado aus dem Bio-Supermarkt? Ja die muss sein, weil Guacamole so gut schmeckt. Das Regional eben auch Heimat und Kultur (von lateinisch cultura ‚Bearbeitung’, ‚Pflege’, ‚Ackerbau’) bedeutet, haben viele von den Bohème Bourgeois (Kurzform: Bobos) in den globalisierten Innenstädten dieser Welt, im Dauerhagel der Moden und in ihrer Individualismus-Blase längst vergessen. Selbstverwirklichung über alles! Familie, Sippe, Gemeinschaft, die ein notwendiges Konglomerat aus Kultur, Werte und Historie bilden und damit konstituierend für die gesamtgesellschaftliche Solidarität sind? – unter dem Jubel der Allgemeinheit erodiert.

    Und nun beklagt man ernsthaft, dass es die AFD tatsächlich zustande gebracht hat, in Anbetracht der Herausforderung der von Linken und Grünen bejubelten Massenimmigration, mit der primär Menschen aus Tribalgesellschaften ihren Weg in das letzte real bestehende Kollektiv (die Nation) suchen, die ihre ganz eigenen Vorstellungen von Kollektiven haben (u.a. die Umma), Gemeinschaft respektive die deutsche Nation oder das deutsche Volk, die das deutsche Staatswesen bisher abbildete, wieder an die erste Stelle zu setzen? Ich bin gespannt, was dem (u.a. von den Linken) entgegengesetzt werden soll. Wie sagte Rolf-Peter Sieferle so schön?: Viele hier “wissen […] nicht, daß ihre Existenz als Individuen keineswegs selbstverständlich ist, sondern auf exklusiven und historisch als auch global sehr unwahrscheinlichen Leistung des Nationalstaats als Sozialstaat beruht. Daher meinen sie, auf diesen ebenfalls verzichten zu können, indem sie ihn universalistisch auflösen. Was sie vor allen Dingen nicht mehr wissen, ist die Tatsache, daß jenseits des Rechtsstaats nicht etwa das anarchisch-universalistische Reich der emanzipierten Individuen liegt, sondern die Ordnungen des Behemoth, also die Herrschaft der Clans.” (Rolf-Peter Sieferle 2017: Das Migrationsproblem. Über die Unvereinbarkeit von Sozialstaat und Masseneinwanderung. S. 112).

    Ich glaube ich weiß, was dem entgegengesetzt wird: die Europäische Union, als neues innovatives “nationales” Konstrukt. Einziges Problem: auch dieses Projekt ist durch und durch neoliberal! Machen wir uns also nichts vor! Als Warren Buffet noch vom Krieg arm gegen reich schwadronierte (”There’s class warfare, all right, but it’s my class, the rich class, that’s making war, and we’re winning.” – im Interview mit Ben Stein in New York Times, 26. November 2006) war der Kampf um die kapitalistische Weltherrschaft unter dem Dach der Pax Americana längst entschieden. Schön dazu auch die Bücher von Thomas P.M. Barnett der die ideologische Blaupause für die Weltordungskriege des 21. Jahrhunderts lieferte: Der Weg in die Weltdiktatur – Krieg und Frieden im 21. Jahrhundert. Die Strategie des Pentagon (Übersetzung von The Pentagon’s New Map. War and Peace in the Twenty-first Century. 2004) J-K-Fischer-Verlag, 2016 und Drehbuch für den 3. Weltkrieg – Die zukünftige neue Weltordnung (Übersetzung von Blueprint for Action: A Future Worth Creating. 2005) J-K-Fischer-Verlag, 2016. Darauf wird die Linke nie Antworten finden. Dazu müsste sie erst einmal die Realität erkennen.

    Eine Realität ist ihr Umgang mit dem Islam. Pegida ist 2014 als religionskritisches Projekt gestartet, mit Thesen über die man durchaus hätte diskutieren können (https://www.menschen-in-dresden.de/wp-content/uploads/2014/12/pegida-positionspapier.pdf). Zitat Wikipedia: “Lutz Bachmann gründete am 11. Oktober 2014 eine geschlossene Facebookgruppe unter dem Namen Friedliche Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes. Damit protestierte er gegen eine Solidaritätskundgebung vom 10. Oktober in der Dresdner Innenstadt für die in Deutschland verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und deren bewaffneten Kampf gegen den Islamischen Staat (IS). Ab dem 16. Oktober 2014 beteiligte sich Siegfried Däbritz, ein ehemaliger FDP-Stadtratskandidat aus Meißen, an Bachmanns Facebookgruppe. Er forderte Demonstrationen gegen „die fortschreitende Islamisierung unseres Landes“ und „Glaubenskriege auf unseren Straßen“ durch „terroristische, islamistische Kräfte“, zu denen er IS, PKK und al-Qaida zählte. […] Als weiteren Gründungsanlass Pegidas nannte Bachmann „die schrecklichen Ereignisse in Hamburg und Celle“: zwei Straßenschlachten zwischen Kurden und verschiedenen Islamisten am 7. (Celle) und 8. Oktober 2014 (Hamburg). Als Vorbild des Namens nannte er Wahlplakate der CDU aus den 1960er Jahren mit dem Motto „Rettet die abendländische Kultur“.” Daraus “verkappte Sozialproteste” zu machen…ohne Worte! Wovor hatte man Angst, als man Pegida öffentlich in den Dreck trat? Vor unangenehmen Wahrheiten?

    Wie sagte erst vor kurzem der deutsche Autor und Filmemacher Samuel Schirmbeck: “Der Islam ist rechter als die ganze AfD.”

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article169309909/Der-Islam-ist-rechter-als-die-ganze-AfD.html
    http://www.epochtimes.de/politik/deutschland/autor-schirmbeck-wirft-linken-skandaloese-islamverharmlosung-vor-der-islam-ist-rechter-ist-als-die-ganze-afd-a2232717.html

    !!!Glückwunsch!!! an die Linke für soviel Weitsicht bei ihren Entscheidungen, den Feind ihres vermeintlichen Feindes zu ihrem Freund zu machen, anstatt sich selbst vernünftig zu positionieren und beide Gruppe gezielt gegeneinander auszuspielen. Wenn die “europäische Linke” mitsamt ihren queren bürgerlichen Lagern so weiter macht, prognostiziere ich ihr eine ähnliche Entwicklung, wie den iranischen Sozialisten, die an der Seite von Khomeini den Schah stürzten.

  5. Mips sagt:

    Danke Herr Müller,
    ihr Artikel trifft voll ins Schwarze
    Einer der es offensichtlich immer noch nicht verstanden hat oder verstehen will ist Roland Pauli.
    Ich hoffe, Sie geben auf seinen Artikel (https://makroskop.eu/2017/10/alarm-wovor/) die diesem gebührende Antwort.

  6. Das stimmt natürlich: Der Erfolg der AFD hat auch etwas mit der Arroganz des linksgrünen Bürgertums zu tun. Aber: Populismus ist tatsächlich ein wachsendes Problem. Und man kann ihn nicht mit Armut erklären. Es gibt nämlich keineswegs einen Automatismus, durch den eine wirtschaftliche Mangelsituation zu einer fremdenfeindlichen Einstellung führen würde. Stichwort “Globalisierungsverlierer” So stellt sich die Frage nach dem „missing link“: Was genau muss in einem Menschen vor sich gehen, damit seine sozioökonomische Lage ihn für Rassismus und Intoleranz anfällig macht? Ich habe das Ganze mal versucht, psychologisch zu durchleuchten: https://rotherbaron.com/2017/10/09/gelangweilte-krieger/

  7. Imago sagt:

    Man sollte die AfD und ihre Sympathisanten ganz gewiß gut im Auge behalten, aber im Übrigen wohl eher viel mehr auf die Tatsache achten, daß dieses so oft von den Medien so hochdramatisch inszenierte Thema den anderen Mainstreamparteien ein gewiß recht willkommenes Ablenkungsmanöver ist, um ihre herkömmliche Politik im Schatten dieses “Großthemas” relativ ungestört bzw. unhinterfragt weiter fortzusetzen.

  8. U. Klein sagt:

    “Globalisten” ist ein inhaltsleerer rechter Kampfbegriff, unter dem sich alles subsumieren lässt, was mensch (bzw. AfDler) irgendwie ablehnt. Heute so, morgen so, wie es gerade passt – auf die Frage, was darunter zu verstehen sei, habe ich schon die absurdesten Antworten gehört, die wenig bis nichts gemeinsam hatten.

    Angesichts dessen würde ich dringend davor warnen, den Begriff zu benutzen und damit rechte Diskurse ungewollt zu reproduzieren.

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