Ein Existenzminimum ergibt sich als Gebot aus der deutschen Verfassung. Doch warum sollte man auf der anderen Seite nicht auch ein Existenzmaximum bestimmen können?
Ein Existenzminimum zu sichern, ergibt sich als Gebot aus der deutschen Verfassung. Dessen Höhe liegt derzeit bei 8.472 Euro im Jahr. Zwar wurde es nach der Hartz IV-Reform durch zu niedrige Regelsätze und die Sanktionspraxis der Jobcenter unterlaufen, die Rechtsprechung und das öffentliche Engagement der Sozialverbände drängen diese Aushöhlungsversuche aber Schritt für Schritt wieder zurück [1,2]. Offensichtlich hat die sozialstaatliche Tradition der letzten 66 Jahre hierzulande zu einem gewachsenen Konsens in Bevölkerung, Justiz und Politik geführt, der das Existenzminimum trotz offensiver Stimmungsmache gegen das „Schmarotzertum“ betrügerischer Hartz IV-Bezieher grundsätzlich nicht in Frage stellt.
Wenn sich also nach wie vor ein Existenzminimum festlegen lässt, sollte man auf der anderen Seite nicht auch ein Existenzmaximum bestimmen können?
Wer dieser simplen Frage nachgeht, wird feststellen, dass sie nicht nur moralisch-philosophische , sondern auch rechtliche und ökonomische Aspekte birgt. Und dass sie wesentlich mehr mit sozialer Marktwirtschaft als mit Kommunismus zu tun hat, denn sie stellt nicht das grundsätzliche Recht auf Privateigentum an Geld, Boden oder Produktionsmitteln, sondern nur das unbeschränkte Recht auf grenzenlosen Reichtum zur Disposition.
Gab es diese Idee schon einmal?
Die Einsicht, dass sich eine Zivilisation, die nur über begrenzte Ressourcen verfügt, zur Wahrung ihres inneren Friedens letztlich auf klare Obergrenzen bei deren Aufteilung zu einigen hat, ist in der Geschichte der Menschheit nicht neu. Das wussten schon die alten Griechen: So sollten zwischen 650 und 550 v. Chr. im Stadtstaat Sparta erlassene Sozialgesetze, die der griechische Philosoph Plutarch dem einer Sage entstammenden Königsohn Lykurg zugeschrieben hatte, durch eine gleichmäßige Landverlosung für wirtschaftlichen Ausgleich unter seinen Bürgern sorgen:
„Es herrschte nämlich damals in Sparta eine außerordentliche Ungleichheit; eine Menge dürftiger und unbegüterter Leute fiel dem Staat zur Last, dagegen strömten die Reichtümer in einige wenige Familien zusammen, woraus nichts als Übermut, Neid, Betrug und Schwelgerei entstand. Um diese und die noch weit größeren und wichtigeren Gebrechen des Staats, Reichtum und Armut, gänzlich zu verbannen, überredete er die Bürger, alle ihre Ländereien herzugeben, sie aufs neue verteilen zu lassen und in völliger Gleichheit und Gemeinschaft der Güter miteinander zu leben, …“ [3]
Plutarchs Interesse an den Lykurgischen Reformen folgte der Tradition seines Vorgängers Plato, der seinen Zeitgenossen sowohl die Einhaltung eines Existenzminimums wie auch eines Existenzmaximums als Teil seines Staatsideals nahelegte:
„Es empfiehlt sich aus verschiedenen Gründen, da ja auch die Gelegenheit zum Emporkommen bei der geschilderten Ordnung der Dinge für alle gleich ist, vier verschiedene Vermögensklassen zu bilden als Grundlage für abgestufte staatliche Pflichten und Rechte. Die Grenze des Reichtums für die oberste Klasse, welche nicht überschritten werden darf, soll der vierfache Wert des Landanteils eines Bürgers sein; die Grenze der Armut nach unten bildet eben dessen Wert selbst, der ja nicht verringert werden darf. Wer auf irgendwelche Weise mehr erwirbt, als innerhalb der bezeichneten Grenzen liegt, hat das Übermaß dem Staat zu übergeben.“ [4]
Eine ähnliche Idee hatten auch die alten Römer. Im Jahr 367 v. Chr. entstand darum ein Agrargesetz des römischen Volkstribunen Gaius Licinius Stolo, von dem der Geschichtsschreiber Titus Livius berichtete. Es schränkte das Höchstmaß der Menge, die ein römischer Bürger am Gemeindeland („ager publius“) besitzen durfte, auf 500 Morgen ein. So konnte auch das einfache römische Volk, das nicht dem alten Adel angehörte, seinen Anteil an den Staatsländereien erhalten. [5]
Das sind nur zwei überlieferte Beispiele dafür, mit welchen Vorschriften man die einseitige Konzentration von Besitz bereits im Altertum zu regulieren versuchte. In den agrarisch geprägten Gesellschaften der Antike betraf dies vor allem die Aufteilung des zu Verfügung stehenden Ackerlandes.
Und heute?
Obwohl die Schere zwischen Arm und Reich heute nicht weniger dramatisch auseinander klafft, als von Plutarch oder Livius beschrieben, spielt der Gedanke an gesetzliche Obergrenzen für privaten Reichtum in aktuellen Diskussionen um die Refeudalisierung der Gesellschaft erstaunlicherweise keine nennenswerte Rolle. Begibt man sich danach im deutschsprachigen Raum auf die Suche, stößt man nur auf drei Beiträge, die nicht nur eine stärkere Besteuerung, sondern eine klare Deckelung riesiger Privatvermögen fordern: So sprach der Soziologe Hans-Jürgen Krysmanski, Autor des Buches 0,1 Prozent – Das Imperium der Milliardäre, im Oktober 2012 in einem Interview in der Onlineausgabe des manager magazins davon, welche Debatte er sich wünschen würde, um die Gefahren einer gesellschaftlichen Machtübergabe an die Finanzoligarchie im öffentlichen Bewusstsein zu verankern :
„Viel interessanter wäre eine öffentliche Diskussion über eine Deckelung des Superreichtums: Wo ist die obere Grenze für Vermögen, bevor die Sache unsozial, zerstörerisch, gesellschaftlich sinnlos, gefährlich für alle Beteiligten wird – auch für die Superreichen selbst?“ [6]
„Gleiches Startkapital bedeutet höhere Chancengleichheit.“ Christian Felber
Während Krysmanski das Thema Reichtumsdeckelung grundsätzlich enttabuisieren möchte, geht der österreichische Attac-Mitbegründer und Initiator des Projektes „Bank für Gemeinwohl“, Christian Felber, bereits einen Schritt weiter und versucht, handfeste Zahlen in diesen Diskurs einzubringen. In seiner alternativen Vision einer „Gemeinwohl-Ökonomie“ stellt die Begrenzung von Privat- und Erbvermögen einen Teil von 20 Eckpunkten dar, die einen besseren Chancenausgleich unter den nachfolgenden Generationen ermöglichen sollen.
Obwohl diese Eckpunkte allgemein relativ vage formuliert wurden, sind seine Vorstellungen über die Höchstgrenzen des Besitzes sehr konkret: Für privates Vermögen schlägt Felber 10 Millionen Euro vor. Diese ließen sich aber nicht als Hinterlassenschaft komplett an die eigenen Nachkommen weitergeben. Den höchsten vererbbaren Betrag möchte Felber auf resolute 500.000 Euro pro Person festsetzen und das darüber hinaus gehende Vermögen als „Demokratische Mitgift“ gleichmäßig unter der ganzen Folgegeneration verteilen. Wie er genau auf diese Beträge gekommen ist, hat er bisher allerdings nicht weiter ausgeführt. Die Ermittlung des Limits solle sich laut Felber aber nicht unbedingt an seinen Beispielzahlen orientieren, sondern durch einen nicht näher erläuterten demokratischen „Wirtschaftskonvent“ erfolgen. [7]
Über den Nil in die Schlossallee: Die anschaulichen Thesen des „Dr. Wo“
Intensive Gedanken zur Auswirkung der Vermögensschere hat sich auch der Karlsruher Rechtsanwalt „Dr. Wo“ alias Harald Wozniewski gemacht und die „Begrenzung von gewinnbringendem inländischen Vermögen natürlicher Personen“ auf seine Fahne geschrieben. Auf seiner Website sammelt und präsentiert der überzeugte Marktwirtschaftler bereits seit 1999 mit hoher Ausdauer und Akribie Statistiken und Exceltabellen über die ungleiche Verteilung der Geldmenge in Deutschland („Meudalismus“ nennt Wozniewski die moderne Form des Feudalismus‘).
Es ist bezeichnend für die Engstirnigkeit der etablierten Volkswirtschaftler, dass ausgerechnet ein Jurist schon über 15 Jahre vor Thomas Piketty und dessen erfolgreichem Buch Capital in the Twenty-First Century das ökonomische Argument für die Einführung eines Existenzmaximums liefern muss: Die Reichen haben einfach zu viel Geld, um es ausgeben zu können – und die Armen haben dafür zu wenig. In diesem Zusammenhang verweist Wozniewski auf die stetige Abnahme der Geldumlaufgeschwindigkeit. Dabei nimmt er den Begriff des „Geldflusses“ wörtlich und überträgt die von ihm herangezogenen statistischen Daten auf das Bild vom „Nil in der Wüste“: Fruchtbar werde das Land vor allem dort, wo der Fluss breit über die Ufer tritt.
Eine OECD-Studie vom Mai 2015 bestätigte bereits die verheerende Auswirkung einer steigenden Vermögensungleichheit auf Wirtschaft und Wachstum.[8] Während die Autoren der Studie ihren Blick bei der Suche nach Lösungen vor allem auf die Armen richten, denen sie durch bessere Bildungszugänge zum wirtschaftlichen Aufstieg zu verhelfen hoffen, blickt Wozniewski genau in die andere Richtung und veranschaulicht seine These anhand eines einfachen Beispiels: Des Monopoly-Spiels. Die Annahme, ein unbegrenzter wirtschaftlicher Aufstieg sei für jedermann möglich, erweist sich dort als illusorisch. Denn der Vorsprung des Spielers, der bereits den Opernplatz, die Parkstrasse und die Schlossallee besitzt, wird automatisch zum Hemmschuh für alle anderen Mitspieler. Am Ende kann es nur einen Gewinner geben.
Kaufkraft für alle – frei nach Ludwig Erhard
Der extremen Geldhortung der Superreichen, die dem Wirtschaftskreislauf die für ihn lebensnotwendige Massenkaufkraft entzieht und hierdurch kontinuierlich Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit vorantreibt, sei so nur durch eine aktive Umverteilung von der oberen Spitze in die breite Basis beizukommen. Wozniewski beruft sich hierbei auf die Worte Ludwig Erhards und zitiert ihn aus seinem Buch „Wohlstand für alle“:
„So wollte ich jeden Zweifel beseitigt wissen, dass ich die Verwirklichung einer Wirtschaftsverfassung anstrebe, die immer weitere und breitere Schichten unseres Volkes zu Wohlstand zu führen vermag. Am Ausgangspunkt stand der Wunsch, über eine breitgeschichtete Massenkaufkraft die alte konservative soziale Struktur endgültig zu überwinden. Diese überkommene Hierarchie war auf der einen Seite durch eine dünne Oberschicht, welche sich jeden Konsum leisten konnte, wie andererseits durch eine quantitativ sehr breite Unterschicht mit unzureichender Kaufkraft gekennzeichnet. Die Neugestaltung unserer Wirtschaftsordnung musste also die Voraussetzung dafür schaffen, dass dieser einer fortschrittlichen Entwicklung entgegenstehende Zustand und damit zugleich auch endlich das Ressentiment zwischen „arm“ und „reich“ überwunden werden konnten.“ [9]
Widersprüche auf dem Weg zum Ziel
Was seine maximale Höhe angeht, so ist der Deckelungsvorschlag Wozniewskis sehr viel freizügiger als die Vorstellungen Christian Felbers. Er gesteht den Superreichen fünf Mal mehr zu und nennt als Zahlenbeispiel eine Summe von 50 Millionen Euro.[10]
Trotz seiner nachvollziehbaren Analyse der ökonomischen Notwendigkeit eines Existenzmaximums fängt er leider dort an, sich in Widersprüche zu verstricken, wo es um die konsequente Durchsetzung dieser Obergrenze geht. Als Rechtsanwalt weiß er um die Eigentumsgarantie des deutschen Grundgesetzes. Enteignungen – z.B. bekannt aus dem Immobilienbereich – sind nach Art. 14 GG nur gegen Entschädigung möglich und allein die Frage einer angemessenen Vermögensbesteuerung hat zu langwierigen verfassungsrechtlichen Auseinandersetzungen geführt, die unter Rechtsexperten weiterhin strittig sind.
Möglicherweise darum schlägt er vor, reiche Menschen, deren Vermögen die von ihm angepeilte Obergrenze überschreitet, für die Abtretung ihres überzähligen Kapitalstocks und Grundbesitzes mit barem Geld zu entschädigen:
„Würde der Gesetzgeber z. B. (gewinnbringendes) inländisches Vermögen von über 50 Mio. Euro Wert so besteuern, dass der Eigentümer es lieber verkauft, als dass er es weiter behält, dann würde sich dieses Vermögen wieder stärker unter der Bevölkerung verteilen. Eine andere Möglichkeit: Der Staat könnte auf Grund Gesetzes auch selbst das überschießende Vermögen am Markt veräußern und den betroffenen Superreichen den Erlös in Geld als Entschädigung geben.“
Da Wozniewski ein gesellschaftsgefährdendes Feudalherrentum nur dort ausmacht, wo regelmäßige Einnahmen aus Miete, Pacht und Aktien entstehen (Zinsen und Zinskritik spielen für ihn in diesem Zusammenhang nur eine untergeordnete Rolle), empfindet er das Brachliegen ungebundenen Finanzkapitals in den Geldspeichern der Reichen nicht als Problem:
„Der Erlös in Geld kann den Superreichen ohne weiteres wieder zufließen. Geld (Bargeld oder Giralgeld) bewirkt für sich keinen Feudalismus. Erst wenn dieses Geld des Superreichen im Inland wieder zum Kauf neuer Aktien, Unternehmensanteile oder Mietshäuser verwendet würde, entstünde wieder eine feudalistische Situation.“ [11]
Seine Lösung hat allerdings einen Haken: Wer soll den Superreichen ihre großen Mietshäuser und Unternehmensanteile bei einem verlustfreien Zwangsverkauf abkaufen? Als potentielle Käufer, die diese überhaupt erwerben könnten, kämen am Ende nur die wohlhabenden Bevölkerungsschichten in Frage, die sich ohnehin beinahe in denselben finanziellen Gefilden befinden, wie die Verkäufer. Den weniger gut Betuchten stünden für dieses Angebot als Nachfrager nicht automatisch mehr liquide Mittel zu Verfügung. Insoweit steht Wozniewskis Entschädigungsvorschlag im Widerspruch zu seiner Kernaussage über die nötige Angleichung der Kaufkraft und die wichtige Rolle des Geldes als Schlüsselinstrument der Realwirtschaft.
Der Verzicht auf fiskalische Umverteilungen führt Ökonomen in monetaristische Irrgärten
Der auf diese Weise entstehende Abfluss der Liquidität in die Tresore der Superreichen würde es zudem erforderlich machen, dass die Zentralbanken noch emsiger als heute neues Geld schöpfen und in Umlauf bringen müssten, um die verfügbare Geldmenge auf ein entsprechend höheres Niveau zu inflationieren. Über das Wie und das Ob einer blasenfreien Geldmengensteuerung der Zentralbanken diskutieren sich die Monetaristen seit Anfang der 1970er Jahre hartnäckig die Köpfe heiß.
Doch ist es wirklich sinnvoll, sich angesichts der Geldhortungsproblematik in neu entflammte akademische Diskussionen über „Helikoptergeld“[12] oder „Negativzinsen“ zu verstricken, wenn sich in einem einfachen gesellschaftlichen Kompromiss ein klarer Strich ziehen ließe? Betrachtet man die fiskalische Schonung der modernen „Feudalherren“ nicht als unumstößlich, könnten entsprechende Begrenzungsmöglichkeiten auch auf juristischem Feld offensiver und souveräner ausgelotet werden.
Der Rechtsweg ist nicht ausgeschlossen
Einen Ansatzpunkt für die rechtliche Untermauerung eines Existenzmaximums böte neben der grundgesetzlichen Sozialpflichtigkeit des Eigentums [13] vielleicht auch der Hinweis auf einen Beschluss des Bundesverfassungsgerichts über die Obergrenzen steuerlicher Belastungen:
„Aus dem Eigentumsgrundrecht lässt sich keine allgemein verbindliche, absolute Belastungsobergrenze in der Nähe einer hälftigen Teilung („Halbteilungsgrundsatz“) ableiten. Der Wortlaut des Art. 14 Abs. 2 Satz 2 GG kann nicht als ein striktes, grundsätzlich unabhängig von Zeit und Situation geltendes Gebot hälftiger Teilung zwischen Eigentümer und Staat gedeutet werden. Vielmehr wird die Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers auch bei der Schrankenbestimmung durch Auferlegung von Steuerlasten durch die allgemeinen Grundsätze der Verhältnismäßigkeit begrenzt“. [14]
Vielleicht wäre das Deckelungsziel also auch durch eine Kombination vermögensbezogener Steuern erreichbar, ähnlich dem Wealth Tax Act, mit dem der US-Präsident Franklin D. Roosevelt im Rahmen des „New Deal“ Mitte der 1930er Jahre als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise eine deutliche fiskalische Umverteilung in der amerikanischen Gesellschaft einleitete („Great Compression“)[15]. Dieser führte zu einem Spitzensteuersatz von 79 Prozent und einer Erbschaftsteuer von 77 Prozent.
Spannende Diskussionen würde eine juristische Überprüfung des Existenzmaximums in jedem Fall versprechen. Käme an deren Ende heraus, dass das Setzen einer rechtlichen Vermögensschranke unbedingt einer Verfassungsänderung bedarf, wäre auch das letztlich nur eine Frage des politischen Willens. Schließlich ist es in der Geschichte der Bundesrepublik bereits zu 16 Grundrechtsänderungen durch den Gesetzgeber gekommen. Stoppen könnte das Verfassungsgericht eine solche Initiative nur, wenn eine Verletzung der Ewigkeitsklausel des Art. 79 Abs. 3 GG vorläge – diese schützt unmittelbar nur den Artikel 1. Damit müsste das Verfassungsgericht beschließen, dass ein Leben unterhalb des Existenzmaximums gegen die Menschenwürde verstößt.
Existenzmaximum = ? Zur Gretchenfrage: Wie groß sollte das Existenzmaximum bemessen sein?
Eine Studie des schottischen Ökonomen und Wirtschaftsnobelpreistragers Angus Deaton unter US-Bürgern ergab, dass sich mit Geld verbundenes persönliches Glücksempfinden offensichtlich nur bis zu einem Jahreseinkommen von 60.000,- Euro steigern lässt. Darüber hinaus nehme die Zufriedenheit nicht mehr weiter zu. Trotzdem würden wohl die wenigsten wirtschaftlichen Aufsteiger hier aufhören wollen. Der Mensch kriegt den Hals eben sprichwörtlich nie voll.
Einen objektiven Maßstab für die Deckelungsgrenze könnte also weder das persönliche Empfinden der einzelnen Reichen selbst liefern, noch das Gerechtigkeitsgefühl im Rest der Öffentlichkeit, die sich zumeist nur über die zur Schau gestellten luxuriösen Exzesse der Oberschicht empört. Sieht man das Ziel des Existenzmaximums vor allem darin, die Entstehung ökonomischer Dominanz durch eine kleine Minderheit zu verhindern, erscheint es nicht sinnvoll, den einzelnen Superreichen individuell, sondern vielmehr das relative Verhältnis seiner ganzen Gesellschaftsgruppe zum Rest der Vermögensbesitzer zu betrachten.
Hierzu ein rechnerisches Experiment – es dürfte zwar zum anstrengendsten Teil dieses Textes gehören, ist aber für ein tieferes Verständnis notwendig und führt am Ende zu einem für manche Leser vielleicht sogar verblüffenden Ergebnis: Als Berechnungsbasis müsste zunächst die Größe der „superreichen“ Klasse selbst bestimmt werden. Die bundesweit tatsächlich einzige verfügbare Grundlage auf breiter Datenbasis bietet hierfür derzeit nur eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die versucht, der Vermögensverteilung durch die regelmäßige Befragung von 12.000 Privathaushalten näherzukommen.
Da Milliardäre und Multimillionäre an solchen Befragungen naturgemäß nur ungern teilnehmen, haben die Forscher sich nun bemüht, diese Lücke erstmals durch den Einbezug der mehr oder weniger seriösen Zahlen aus der Milliardärsliste des manager magazins zu schließen. Auf den ersten Blick fällt sofort auf, dass in Deutschland die obersten 10 Prozent der Bevölkerung demnach heute über 60 Prozent aller Vermögenswerte besitzen. Diese Gruppe kann man zweifellos zu den „Reichen“ zählen. Dem reichsten 1 Prozent aller Vermögensbesitzer gehört etwa 30 Prozent des gesamten Vermögens. Innerhalb der „Reichen“ wäre das also die Gruppe der „sehr Reichen“. Die reichsten 0,1 Prozent wiederum besitzen rund 15 Prozent allen Vermögens. Nennen wir sie in unserem Gedankenspiel die „Superreichen“.
Die Aufnahme in diese Vermögenselite betrachten wir nun gesellschaftspolitisch als das obere „Ende der Fahnenstange“ und legen fest, dass innerhalb dieser Gruppe niemand mehr
besitzen soll, als ein anderer Superreicher. Das individuelle Existenzmaximum ergäbe sich in diesem Fall dadurch, dass man 15 Prozent des gesamten Vermögens durch 0,1 Prozent aller Vermögensbesitzer teilt.
In konkreten Zahlen ausgedrückt ergäbe sich für deren Anzahl in Deutschland folgende Rechnung: Die Bevölkerung der Bundesrepublik umfasst rund 80 Millionen Menschen. Davon sind 16 Prozent minderjährig und können für die Berechnung direkt abgezogen werden. Es bleiben 67,2 Millionen Einwohner. Davon besitzen knapp 28 Prozent gar kein Vermögen oder sind verschuldet. Nach deren Abzug verbleiben also noch 48,4 Millionen Vermögensbesitzer. Das oberste Promille davon wären nach unserer Einteilung 48.400 „superreiche“ Menschen.
Die Höhe des deutschen Gesamtvermögens ist statistisch deutlich schwieriger zu erfassen – die Vermögenssteuer wurde seit 1997 ausgesetzt und Kapitaleinkommen seit der Einführung der Abgeltungssteuer anonym besteuert. Die neuen DIW-Schätzungen schwanken dadurch je nach Methode sogar zwischen 7 und 9 Billionen Euro (!). Runden wir den ganzen Kuchen also auf 8 Billionen. 15 Prozent davon wären 1,2 Billionen Euro. Das Existenzmaximum läge demnach bei 1,2 Billionen Euro geteilt durch 48.400 Besitzer. Das ergibt knapp 25 Millionen Euro. Nur 25 Millionen Euro als Existenzmaximum? Dabei beträgt das Vermögen des reichsten Deutschen allein doch schon geschätzte 21 Milliarden Euro. Und er ist nur einer von 135 Milliardären in diesem Land. Seit das Wirtschaftsmagazin Forbes im Jahr 1987 seine Weltrangliste der Milliardäre einführte und das manager magazin im Jahr 2000 mit den „300 reichsten Deutschen“ nachzog, haben wir uns an immer höhere Superlative im Bereich der „High Society“ gewöhnt. Vielleicht liegt der größte Zündstoff einer Diskussion über das Existenzmaximum darin, dass sie verdeutlicht, wie sehr uns der Blick für die wahre Verhältnismäßigkeit verloren gegangen ist.
———————-
Ab dem Zeitpunkt wo behauptet wird, dass diese Zwangsmassnahme nicht das Recht auf Eigentum in Frage stellt, sondern nur Reichtum, lohnt es sich nicht mehr zu lesen. Reichtum ist angesammeltes Eigentum, wenn man jemandem das was er ansammelt wegnimmt oder verbietet etwas zu erwerben, respektiert man sein Eigentum grundsätzlich nicht. Wenn jemand einem Milliardär 1€ gegen seinen Willen wegnimmt, ist es immer noch Diebstahl. Und ja, die Konsequenz dessen was ich eben gesagt habe ist, dass Existenzminima und Steuern auch auf Raub basieren bzw. Raub sind, völlig egal was in der Verfassung steht oder wie viele Leute glauben, sie hätten das Recht mit ihrer Entscheidung auch für andere sprechen zu dürfen. Solange es keine Möglichkeit gibt sich ohne aufgezwungene Nachteile vom System zu lösen, d.h. individuell zu entscheiden ob man da mitmacht, bleibt es unmoralisch. Momentan geht es nicht, da die einzige Möglichkeit da raus zu kommen die Auswanderung ist (aufgezwungener Nachteil, da man sein Inlandseigentum nicht mehr als Wohnsitz verwenden darf).
@ rote_pille
Im Grunde möchte ich Ihnen zustimmen, daß es immer falsch ist, Zwangsmaßnahmen einzuführen, um irgendwas zu regeln. Andererseits ist dieser super Reichtum ja selten verdient, oder gesammelt. Diese Besitzverhältnisse basieren ja leider selbst zum größtem Teil auf Eroberungen, was ja nichts anderes als Raub ist.
Letztendlich entstehen diese immensen Differenzen ja erst durch Zwangsmaßnahmen. Es also den Einen erlauben, und es den Anderen verbieten, wo soll da Wahrheit drin liegen? Aber genau so wird es gemacht und erzeugt.
Um ein viel mehr als Andere haben können zu begründen, haben Menschen dazu ja erst das Kriegsrecht, dann das Besitzrecht, und noch später das Handelsrecht gegründet. Denn aus dem eigenen TUN entsteht solch ein Reichtum wie es ihn derzeit teilweise gibt, nicht.
Also erst hat man sich das Recht genommen es in Form von Eroberungen zu rauben, dann hat man den Raub per Besitzrecht zu sichern gesucht, sodaß man ihnen das Geraubte, nicht wieder weg rauben konnte, und noch später hat man dann mittels des Handelsrechts die Basis geschaffen, den Besitz noch auszudehnen. So entstanden dann erst diese immens großen Unterschiede.
Um diese Unterschiede durch die Zeiten hinweg zu sichern, hat man dann weitere sogenannten Rechte eingeführt, die letztendlich nichts anderes bewirken, als den Gewinn zu privatisieren und eventuelle Verluste zu sozialisieren.
Normalerweise würden, in einem Lebendigen Dasein die fetten und mageren Jahre bei jedem Individuum wechseln, aber durch das konstruieren und anpassen von diesen Rechten wird diesem natürlich Wechsel entgegengewirkt.
Schauen Sie sich derzeit die Umverteilung der Schulden an. Man schafft neue Rechte, die die Verluste der Superreichen auf die Allgemeinheit sozialisieren, denn ohne diese Neuregelungen, die man als Mensch immer einfach so schlucken soll, gäbe es diese immensen Unterschiede spätestens seit der Lehmann Pleite nicht mehr, und es wäre wieder näher zusammengerückt worden. Lehmann hätte ohne das konstruieren von neuen sogenannten Rechten, einen Zusammenbruch zur Folge gehabt, bei dem diese Riesenvermögen geschrumpft wären. Was hat man getan? Man betrügt mittels ESM, QE, und vielen Anderen Dingen.
Auch das man das Geld vom Gut trennte, war so eine betrügerische Regelung, sonst hätte dieses System schon Mitte der 1970er Jahre fertig gehabt, und es wäre wieder näher zusammengerückt worden. Ein ums andere Male wird Raub und Betrug genutzt um diese Differenz zu halten oder gar zu vergrößern
Wenn diese Schere von arm und reich zu groß wird, ist das immer ein Zeichen von schlechter Rechtsverteilung. Wo holen Sie es jetzt bitte schön her, daß die Einen es zwar den Anderen immer weg nehmen dürfen, Sie es aber umgekehrt als Betrug und Raub bezeichnen?
Schauen Sie sich die Menschen doch mal in ihrer Physis an.
Ihr Energiepotential beläuft sich auf etwa 0,3-1,0 Kilowatt die Stunde. Ihre Masse auf 40-150 Kilo. Ihre sich daraus ergebende phsyische Leistung liegt ebenfalls dicht beieinander, sodaß man sagen kann die Schnellsten, oder Stärksten übertrumpfen die Langsamsten oder Schwächsten auch maximal nicht um das 4-5 Fache. Der IQ des Menschen rangiert so zwischen 50-150. Wo um aller Welt sollen daraus gerechtfertigte Reichtumsunterschiede von dem Millionstfachem entstehen? Sie können sich nur auf Raub und Betrug, Begünstigung, und ähnlichem gründen.
Eine Obergrenze halte ich allerdings auch für nicht geeignet, denn wenn man die Unterschiede begrenzen wollte, dann müßte man eben auch die Differenz zueinander begrenzen, aber wie gesagt, ich halte dieses direkte Eingreifen auch für falsch. Allerdings sollte man, wenn sich die Schere zu weit auseinander bewegt durchaus mal die Rechtslage betrachten, ob es da nicht Regelungen wie die oben angesprochenen gibt, die das Begünstigen.
Es würde also genügen, wenn man den Räubern nach dem Raub nicht das Recht zusprechen würde, das Geraubte als Besitz anzusehen, und durch das Verleihen des Geraubten, dann in Form dessen, was man Handel nennt, das Recht zusprechen würde, daraus weitere Profite zu schlagen, sondern es durchaus auch akzeptabel ist, wenn sie das Verliehene eben nicht wieder bekommen. Über die sogenannten Rechte werden nämlich Privilegien verteilt, die es so eigentlich nicht gibt. Aber wenn alle dran glauben, daß es ok ist erst was zu Rauben, und beim Verleihen aber erwartet, daß es mit Zinsen zurückgegeben wird, dann funktioniert der Wahnsinn auch.
Wenn man das Recht hingegen zum Beispiel an das TUN knüpfen würde, dann entständen solche Differenzen auch nicht, weil es die eben eigentlich nicht gibt. So unterschiedlich ist der Mensch nicht, daß er solche Unterschiede wirklich erschaffen könnte. Sie sind selbst erstohlen, betrogen, übervorteilt, abgezwungen, oder wie man das auch immer nennen will.
Der Mensch hat durchaus einen Formbereich welche die Schöpfung, oder wie auch immer Sie das nennen wollen, was den Menschen hervorbringt, einhält. Alle größeren Differenzen, sind Anzeichen dafür, daß mittels Rechtssetzung Privilegien geschaffen wurden, welche eigentlich geringe Unterschiede unverhältnismäßig hoch übervorteilen, denn in der Natur des Menschen liegen zwar Differenzen, aber diese großen Differenzen von Milliardär und 1Euro Jobbern liegen definitiv nicht in seinem Sein begründet, sondern sind durch Rechtsverteilung herbeigeführte Illusion, jemand sei wirklich so viel mehr Wert oder hätte so viel mehr geleistet, als ein Anderer.
Erst mal vorab: gerechtfertigt sind Eigentumsunterschiede, wenn sie auf freiwilligem Tausch basieren, auch wenn sie es nicht mit den IQ-Unterschieden, physischen Unterschieden oder persönlicher Arbeit erklären können. Da muss nichts geklaut worden sein: wenn ich ein Auto für 10000 kaufe und für 20000 verkaufe, habe ich 10000 Gewinn gemacht. Wenn ich das mit 1000 Autos mache, sind es schon 10 Mio. Ich muss dazu niemanden bestehlen. Das Vermögen zeigt auch nicht den Wert eines Menschen an, nicht einmal den Wert seiner Arbeit (die 10 Mio. kriege ich weil die Autos so gefragt sind, nicht weil ich bei einem anderen Autohändler 10 Mio. Arbeitseinkommen hätte). Es zeigt nur an, wieviel jemand durch Tausch erwerben konnte. Eine andere Welt ist gar nicht denkbar, denn niemand kann den Wert von irgendwas, wenn es keinen freien Tausch gibt (falls Sie der Beweis davon interessiert: siehe Mises, Die Gemeinwirtschaft). Und der freie Tausch ermöglicht auch große Vermögensunterschiede.
Warum man EIgentum immer anerkennen sollte:Wir wissen, dass die gesamte Landfläche mal von Fürsten mit Gewalt angeeignet worden ist. Man hat das irgendwann als Eigentum anerkannt und daraufhin wurden unzählige Tauschakte vorgenommen, sodass die Zurückführung vollkommen unmöglich ist. Die rechtmäßigen Eigentümer sind die Nachfahren der Leute, die das Land als 1. bearbeitet haben bzw. die Leute, denen das Land freiwillig verkauft wurde. Das ist leider nicht mehr festzustellen. Die großen wirtschaftlichen Unterschiede stammen übrigens sowieso nicht aus diesen Zeiten, vor 50 Jahren z.B. war die Situation noch ganz anders.
Wenn Sie das alles rückgängig machen wollen, beginnt wieder der Krieg alle gegen alle. Und alles geht wieder von vorne los. Die Räuber werden vielleicht keine Schwerter und Gewehre mehr verwenden, aber dafür Gesetze und Propaganda. Es gibt keinerlei Garantie, dass die Zustände dadurch gerechter werden (es ist sogar höchst unwahrscheinlich, wenn man sich mal die Ergebnisse der durch die Kommunisten durchgeführten Umverteilungen ansieht), denn durch die jahrhundertelange Existenz des Eigentums ist die Verteilung schon so, dass das Eigentum eher in den Händen der Leute ist, die damit umgehen können. Und außerdem ist das meiste Eigentum sowieso erst danach geschaffen worden. Die heutigen Fabriken, Immobilien, Konsumgüter etc. kamen erst nachdem (und gerade weil) man sich entschlossen hat, das Eigentum zu respektieren.
Und selbstverständlich wird auch der großen Umverteilung das Eigentum wieder zu den Leuten fließen, die damit umgehen können, und die Unterschiede werden wiederkommen. Da Sie einen Präzendenzfall geschaffen haben, wird dann wieder der Ruf nach einer neuen Umverteilung lauter, mit der Begründung, dass die letzte ungerecht oder nicht weitreichend genug war. So geht das dann weiter, bis alle gleich arm sind. Nein danke, Umverteilung von Eigentum zu verlangen kommt einer Kriegserklärung gleich. Der einzige Fall, wo es gerechtfertigt ist, ist wenn man Täter und Opfer genau feststellen kann, dann ist das aber nur die Rückgabe von gestohlenem Eigentum und das Opfer muss 100% davon erhalten.
Sie könnten jetzt sagen, ok, verlangen wir das Geld von den Bankstern zurück, denen die Regierung es gegeben hat, das können wir noch zurückverfolgen. Die Idee, das Prinzip was dahintersteht wäre gerecht, denn es ist nur eine Rückgabe von Eigentum. Nur, sobald jemand von der Idee Wind bekommt, dass die Bank verstaatlicht wird, um das Geld wieder einzutreiben, werden die Investoren ihre Anteile sofort verkaufen. Und wahrscheinlich erfahren davon die als Erste, die die Staatshilfen an die Bank veranlasst haben. Zahlen werden die Unwissenden und Unschuldigen. Genauere Untersuchungen zur Feststellung, wer wan welche Gelder abgezogen hat könnte man in Erwägung ziehen, aber ich glaube nicht, dass das jemals Erfolg verspricht, da die das Geld wahrscheinlich schon was weiß ich wohin über weloche Strukturen transferiert haben. Überhaupt wird die Regierung das niemals machen, denn wenn sie darauf scharf wäre, dann hätte sie denen das Geld gar nicht erst gegeben.
Genauso ist es mit allen anderen Diebstählen durch die Regierung. Machen Sie sich keine Illusionen, dass die Verantwortlichen oder die Profiteure jemals bestraft werden. Alles was Sie bekommen können ist eine Millionärssteuer, oder irgendwelche Maßnahmen die sich gegen alle Reichen richten und die am härtesten treffen, die die schlechtesten Kontakte in der Regierung haben, also an der Situation nicht schuld sind.
Der einzige Weg um sicherzustellen, dass nicht mehr geklaut wird ist also der Regierung jede Möglichkeit zu nehmen jemanden zu begünstigen. Der Idealfall ist, dass es gar keine Regierung gibt.
Hallo rote_pille,
auch, wenn sich das Weiterlesen eines Artikels Ihrer Ansicht nach nicht lohnt, sobald der Freiheit des Eigentums darin Grenzen gesetzt werden, hoffe ich dennoch, dass Sie meinen trotzdem zu Ende gelesen haben.
Ihre Kritik lehnt jeglichen Zwang zum Teilen des Besitzes innerhalb einer Gemeinschaft als unmoralischen Eingriff ab. Damit folgen Sie der libertären Ideologie und Tradition Murray Rothbards, der selbst wiederum durch seine Interpretation des naturrechtlichen Eigentumsbegriffs John Lockes geprägt wurde. Daher sei an dieser Stelle erwähnt, dass Locke als philosophischer „Vater des Liberalismus“ z.B. auch selbst die Erhebung von Steuern vorsah, wenn sie denn durch die Mehrheit der Bürger beschlossen wurden. Ihre Argumentation, die sowohl die gesellschaftliche Gewährung einer Überlebenshilfe, als auch den steuerlichen Beitrag zur Gemeinschaftskasse als puren Raub betrachtet, entspricht einem radikalen libertären Credo, das im Grunde die Zivilisation selbst in Frage stellt („dass Existenzminima und Steuern auch auf Raub basieren bzw. Raub sind, völlig egal was in der Verfassung steht oder wie viele Leute glauben, sie hätten das Recht mit ihrer Entscheidung auch für andere sprechen zu dürfen.“).
Eine überlebensfähige Gemeinschaft kann nur existieren, wenn sich ihre Individuen auf gemeinsame Regeln einigen und deren Einhaltung gewährleisten. Darum wäre es dem Vertragstheoretiker Locke auch nicht egal gewesen, was in der Verfassung steht, denn gerade dieses gemeinschaftliche Regelwerk schützt auch Ihr Eigentum davor, dass kein anderer es sich mittels Faustrecht einfach komplett aneignet.
Wer innerhalb einer Gemeinschaft allerdings zu überhaupt keinen Kompromissen bereit ist, wird diese am Ende wohl oder übel wirklich verlassen müssen. Die größten Kritiker staatlicher Strukturen erweisen sich in der Not interessanterweise aber nur zu oft als deren größte Nutznießer. Wenn Sie von „Auswanderung“ schreiben, wollen Sie ja sicherlich nicht in die einsame Wüste ziehen, sondern in ein Land, in dem die Polizei Ihren Besitz vor ärmeren Einwohnern oder neidischen Nachbarn verteidigt.
Dass die weitere Diskussion im Forum einen moralisierenden eigentumstheoretischen Verlauf nehmen würde, der sich vor allem auf die individuelle Perspektive des „geschröpften“ Reichen konzentriert, entspricht weniger der ursprünglichen Intention meines Artikels. Mir ging es eher um die Frage, wie – jenseits kommunistischer Vorstellungen – eine allgemeine gemeinschafts- und wirtschaftsverträgliche Regelung aussehen könnte, die den heutigen Refeudalisierungstendenzen Einhalt gebietet.
Dass sich John Locke vor allem als liberaler Vordenker und Verfechter bürgerlicher Freiheit gegen den Feudalismus seiner Zeit verstand, wird von den modernen Vertretern des Anarcho-Kapitalismus völlig übersehen. Eigentlich sollte die Rückkehr zu feudalen Strukturen durch die ungebremste Anhäufung von Macht und Besitz in den Händen weniger Familiendynastien doch auch Ihrer besonders liberalen Einstellung widersprechen, rote_pille. Wie sähe denn Ihre Lösung für dieses Problem aus?
Sehr geehrter Herr Hanke,
erstmal vielen Dank für den meiner Meinung nach hervorragend geschriebenen und informativen Artikel!
In Ihrem Kommentar treffen Sie, glaube ich, den Nagel auf den Kopf:
“Dass die weitere Diskussion im Forum einen moralisierenden eigentumstheoretischen Verlauf nehmen würde, der sich vor allem auf die individuelle Perspektive des „geschröpften“ Reichen konzentriert, entspricht weniger der ursprünglichen Intention meines Artikels.”
Urban Priol hat dazu in seinem neusten Jahresrückblick (von mir zusammengefasst) gesagt:
“letztlich verhindert die Krankenschwester, die um ihre Steuervorteile durch Nachtarbeit kämpft, dass die Steuersparmodelle der Superreichen abgebaut werden, durch alternative politische Modelle wie beispielsweise von der Linken vertreten”
Leider findet sich, sobald es um das Thema geht, sofort (hier auch, sofort, als erstes), jemand, der sagt, dass das alles nicht geht und das man den Reichen auf keinen Fall etwas wegnehmen darf.
Es gibt ja dieses Experiment, in dem die meisten Menschen lieber heute 10€ nehmen, statt 100€ in einem Jahr. Diese Diskussion ist ähnlich:
Den Reichen nichts wegnehmen, auch wenn das für alle besser wäre …
Herr Rote Pille mag seine Begründungen wohl formuliert haben. Ich bin gespannt, ob er Ihnen auf Ihre Frage antwortet. Die Verabschiedung aus dem System klingt dann doch auch schnell nach Verschwörung.
Wir sollten alle mal daran denken, dass erstmal gar keine Theorien, Gesetze usw. statisch und für immer und allgemein gültig sind. Das die Würde aller Menschen unantastbar ist und durch die Ewigkeitsklausel geschützt ist denke ich eine ohne zweifel sinnvolle “Ausnahme”.
Der Grundgedanke der Gemeinschaft ist “Gemeinsam sind wir stärker als alleine”. Superreichtum ist eine Perversion der Gemeinschaft von der anderen Seite.
An Herrn Rote Pille möchte ich mich noch wenden und sagen, dass hier ja keinesfalls eine komplette Enteignung sondern lediglich ein moderater Weg der Mitte als möglicher Weg beschrieben wird, und das es sich des Weiteren um einen wichtigen und unbedingt notwendigen Denkanstoß handelt.
Zwischen “Krieg, alle gegen alle” und “Krieg, arm gegen reich” steht die Umverteilung.
…
Der realistischste Weg wäre meiner Meinung nach, wenn der Staat das gesamte Mieteigentum käuflich erwirbt und dann die Eigentumsrechte allen bislang zur Miete wohnenden überträgt. Eine Enteignung mit Ausgleich, eine Sicherheit stiftende Umverteilung, von der praktisch alle Bürger profitieren – übrigens im Prinzip auch eine relativ moderne Umsetzung des Reformprojekts, durch dass die Kommunisten in Kerala (Indien) diesen Bundesstaat heute zum bestentwickelten Staat in Indien gemacht haben.
An dieser Stelle nochmal vielen Dank für die guten Informationen, Quellen usw.!
Beste Grüße
KM.
Zitat ‘rote_pille’
Reichtum ist angesammeltes Eigentum, wenn man jemandem das was er ansammelt wegnimmt oder verbietet etwas zu erwerben, respektiert man sein Eigentum grundsätzlich nicht.
Dass es sich tatsaechlich vollumfaenglich um Eigentum handelt bezweifel ich.
All der Reichtum wurde ergaunert und ist folglich nur noch ‘in Besitz genommen’.
Am Anfang stand die Wertschoepfung.
Doch der Unternehmer sowie Baenker haben sich auf dreiste und gierige Weise am Wertschoepfungs-Kuchen bedient und dem Arbeiter (Auch Manager, Ingenieure usw. sind Arbeiter) nur die Kruemel auf dem Teller uebrig gelassen.
Nun, der Unternehmer und Baenker begruenden ihren ‘Mehranspruch’ sicherlich mit dem von ihnen groesseren eingegangenen Risiko und dass andere Projekte, die in die Hose gehen, monetaer aufgefangen werden muessen.
Das ist auch schoen und gut, solange die sich bedienenden Unternehmer und Baenker wieder nichtbenoetigte Risikoruecklagen an die Arbeiterschaft rueckfuehren.
(Was so gut wie nie passiert ist!!!)
Das hat Aehnlichkeit mit Wucher.
Der Reichtum der also umzuverteilen ist, hat KEINEN Eigentumsstatus sondern ist Raubgut.
Ich freue mich auf den Tag, an dem einem Soros, einem Albrecht und einem Rothschildt und all dem Gesindel ihr Ergaunertes wieder abgenommen wird.
Sie sollen froh sein, dass sie nicht auch noch im Zuchthaus landen, verdient haetten sie es.
Vielen Dank, für ihren Kommentar, es zeigt mir, daß ich nicht der Einzige bin, der so denkt.
Schönen Gruß
Sehr gern geschehen :)
Vielen Dank auch fuer das Feedback.
Ich darf auch gerne geduzt werden, (besondere) Hoeflichkeit finde ich, ist nur im Kontext ‘Streit’ wirklich sinnvoll. Der Codex der Hoefflichkeit erlaubt es, ‘nett’ miteinander zu sprechen, obwohl man sich eigentlich lieber gegenseitig den Kopf abreissen wuerde, und das ist GUT. Im normalen Kontext denke ich, ist es ein ‘trennender Faktor’ (divide et impera). Man erhebt sein Gegenueber quasi ueber sich selbst, um dann im Gegenzug vom Gegenueber ueber sich selbst erhoben zu werden. Leider steht man dadurch nur ganz kurz (unendlich kurz) auf der selben Ebene, und leider ist man in diesem kleinen Moment damit beschaeftigt sein Gegenueber ueber sich selbst zu heben.
Fuer mich sieht das (in normalem Kontext) aus, als sei so methodisch der Fokus nur seltenst (Nullpunkt) auf das Thema gerichtet, stattdessen wandert der Fokus von einer Person zur naechsten. Die Unschaerfe scheint so ihr Maximum zu erfahren.
Seit grob 15 Jahren trainiere ich meinen Verstand darin, quer zu denken, alle moeglichen Perspektiven einzunehmen und auch die gesamte (Teil)prozesskette zu betrachten und es ist mir inzwischen in Fleisch und Blut uebergegangen.
Ein Verkaufsprodukt z.B. waechst auch nicht im Ladenregal, sondern wurde von vielen Menschen unter zum Teil unwuerdigsten sklavenartigen Bedingungen aus der Erde geschoepft, weiterverarbeitet, transportiert, veredelt, transportiert, gelagert und verkauft.
Nach der Nutzung wird dann irgendwann Muell daraus, den auch wieder die Aermsten der Armen bekommen (Herausloesen von Restwerten, z.B. Kupfer aus alten PCB). Unser Muell wird dann deren ‘Existenzgrundlage’. Schande ueber uns. Das Tafelsystem ist uebrigens genau das selbe, nur dass diesmal WIR den Industriemuell fressen sollen. Die ‘dritte Welt’ ist in Europa eingezogen, hoffentlich erkennen WIR darin auch den Spiegel, der uns vor Augen gefuehrt wird und aendern unser Denken und Handeln fuer eine gemeinsame, nachhaltige und faire Gesellschaft.
Solche Zusammenhaenge scheinen uebrigens viele Menschen nicht mehr herstellen zu koennen (besonders bei Konsumartikeln), dank Konsumgehirnwaesche, ihre Denkmuster (neuronale Schaltkreise) lassen es quasi gar nicht mehr zu.
Daher ist die Aufklärung so wichtig, welche eine Reinitiierung des ‘kritischen Denkens’ ermoeglichen kann. Und genau das kommuniziere ich sooft wie moeglich in der Hoffnung bei meinen Mitmenschen wieder ‘gesunde’ Denkmuster zu etablieren.
Wenn ich 10000 investiere (als Lohn bezahle), und ein hohes Risiko eingehe, Erfolg habe und 20000 zurückbekomme, warum hätte ich die moralische Verpflichtung den Lohn zu verdoppeln? Ich habe niemandem die Waffe an den Kopf gedrückt und gesagt “ihr arbeitet jetzt für 10000”. Die Arbeiter hätten zu einem anderen Unternehmer gehen und mehr verdienen können, wenn sie mit meinem Lohn nicht zufrieden sind.
Eben das ist Ausbeutung und darum geht es: Die private Aneignung von gesellschaftlich erzeugtem Reichtum.
@ rote_pille
Im Grunde möchte ich Ihnen zustimmen, daß es immer falsch ist, Zwangsmaßnahmen einzuführen, um irgendwas zu regeln. Andererseits ist dieser super Reichtum ja selten verdient, oder gesammelt. Diese Besitzverhältnisse basieren ja leider selbst zum größtem Teil auf Eroberungen, was ja nichts anderes als Raub ist.
Letztendlich entstehen diese immensen Differenzen ja erst durch Zwangsmaßnahmen. Es also den Einen erlauben, und es den Anderen verbieten, wo soll da Wahrheit drin liegen? Aber genau so wird es gemacht und erzeugt.
Um ein viel mehr als Andere haben können zu begründen, haben Menschen dazu ja erst das Kriegsrecht, dann das Besitzrecht, und noch später das Handelsrecht gegründet. Denn aus dem eigenen TUN entsteht solch ein Reichtum wie es ihn derzeit teilweise gibt, nicht.
Also erst hat man sich das Recht genommen es in Form von Eroberungen zu rauben, dann hat man den Raub per Besitzrecht zu sichern gesucht, sodaß man ihnen das Geraubte, nicht wieder weg rauben konnte, und noch später hat man dann mittels des Handelsrechts die Basis geschaffen, den Besitz noch auszudehnen. So entstanden dann erst diese immens großen Unterschiede.
Um diese Unterschiede durch die Zeiten hinweg zu sichern, hat man dann weitere sogenannten Rechte eingeführt, die letztendlich nichts anderes bewirken, als den Gewinn zu privatisieren und eventuelle Verluste zu sozialisieren.
Normalerweise würden, in einem Lebendigen Dasein die fetten und mageren Jahre bei jedem Individuum wechseln, aber durch das konstruieren und anpassen von diesen Rechten wird diesem natürlich Wechsel entgegengewirkt.
Schauen Sie sich derzeit die Umverteilung der Schulden an. Man schafft neue Rechte, die die Verluste der Superreichen auf die Allgemeinheit sozialisieren, denn ohne diese Neuregelungen, die man als Mensch immer einfach so schlucken soll, gäbe es diese immensen Unterschiede spätestens seit der Lehmann Pleite nicht mehr, und es wäre wieder näher zusammengerückt worden. Lehmann hätte ohne das konstruieren von neuen sogenannten Rechten, einen Zusammenbruch zur Folge gehabt, bei dem diese Riesenvermögen geschrumpft wären. Was hat man getan? Man betrügt mittels ESM, QE, und vielen Anderen Dingen.
Auch das man das Geld vom Gut trennte, war so eine betrügerische Regelung, sonst hätte dieses System schon Mitte der 1970er Jahre fertig gehabt, und es wäre wieder näher zusammengerückt worden. Ein ums andere Male wird Raub und Betrug genutzt um diese Differenz zu halten oder gar zu vergrößern
Wenn diese Schere von arm und reich zu groß wird, ist das immer ein Zeichen von schlechter Rechtsverteilung. Wo holen Sie es jetzt bitte schön her, daß die Einen es zwar den Anderen immer weg nehmen dürfen, Sie es aber umgekehrt als Betrug und Raub bezeichnen?
Schauen Sie sich die Menschen doch mal in ihrer Physis an.
Ihr Energiepotential beläuft sich auf etwa 0,3-1,0 Kilowatt die Stunde. Ihre Masse auf 40-150 Kilo. Ihre sich daraus ergebende phsyische Leistung liegt ebenfalls dicht beieinander, sodaß man sagen kann die Schnellsten, oder Stärksten übertrumpfen die Langsamsten oder Schwächsten auch maximal nicht um das 4-5 Fache. Der IQ des Menschen rangiert so zwischen 50-150. Wo um aller Welt sollen daraus gerechtfertigte Reichtumsunterschiede von dem Millionstfachem entstehen? Sie können sich nur auf Raub und Betrug, Begünstigung, und ähnlichem gründen.
Eine Obergrenze halte ich allerdings auch für nicht geeignet, denn wenn man die Unterschiede begrenzen wollte, dann müßte man eben auch die Differenz zueinander begrenzen, aber wie gesagt, ich halte dieses direkte Eingreifen auch für falsch. Allerdings sollte man, wenn sich die Schere zu weit auseinander bewegt durchaus mal die Rechtslage betrachten, ob es da nicht Regelungen wie die oben angesprochenen gibt, die das Begünstigen.
Es würde also genügen, wenn man den Räubern nach dem Raub nicht das Recht zusprechen würde, das Geraubte als Besitz anzusehen, und durch das Verleihen des Geraubten, dann in Form dessen, was man Handel nennt, das Recht zusprechen würde, daraus weitere Profite zu schlagen, sondern es durchaus auch akzeptabel ist, wenn sie das Verliehene eben nicht wieder bekommen. Über die sogenannten Rechte werden nämlich Privilegien verteilt, die es so eigentlich nicht gibt. Aber wenn alle dran glauben, daß es ok ist erst was zu Rauben, und beim Verleihen aber erwartet, daß es mit Zinsen zurückgegeben wird, dann funktioniert der Wahnsinn auch.
Wenn man das Recht hingegen zum Beispiel an das TUN knüpfen würde, dann entständen solche Differenzen auch nicht, weil es die eben eigentlich nicht gibt. So unterschiedlich ist der Mensch nicht, daß er solche Unterschiede wirklich erschaffen könnte. Sie sind selbst erstohlen, betrogen, übervorteilt, abgezwungen, oder wie man das auch immer nennen will.
Der Mensch hat durchaus einen Formbereich welche die Schöpfung, oder wie auch immer Sie das nennen wollen, was den Menschen hervorbringt, einhält. Alle größeren Differenzen, sind Anzeichen dafür, daß mittels Rechtssetzung Privilegien geschaffen wurden, welche eigentlich geringe Unterschiede unverhältnismäßig hoch übervorteilen, denn in der Natur des Menschen liegen zwar Differenzen, aber diese großen Differenzen von Milliardär und 1Euro Jobbern liegen definitiv nicht in seinem Sein begründet, sondern sind durch Rechtsverteilung herbeigeführte Illusion, jemand sei wirklich so viel mehr Wert oder hätte so viel mehr geleistet, gesammelt, oder was auch immer, als ein Anderer.
Zitat Argonautiker:
Wenn man das Recht hingegen zum Beispiel an das TUN knüpfen würde, dann entständen solche Differenzen auch nicht, weil es die eben eigentlich nicht gibt.
—
Ist wahrscheinlich die einzige Moeglichkeit.
Geld ist gespeicherte Arbeitsleistung. Jede Stunde jedes Menschen ist GANZ GENAU gleich wertvoll.
Warum bekommt also eine Reinigungskraft nicht GENAU den selben Stundenlohn wie ein Manager?
Der Manager wuerde sagen, seine Arbeit sei viel produktiver und somit wertvoller. Und das kann er, weil er hochmuetig ist und kurzsichtig. Er erkennt nicht, dass wir alle am selben Strang ziehen, wir also alle im selben Boot sitzen. Die Reinigung dient der Erhaltung der Gesundheit auch des Managers. Wie wertvoll ist Gesundheit? Unendlich! Also muesste die Reinigungskraft 10000 EURO am Tag verdienen und der Manager nur 1000 EURO im Monat. (was natuerlich auch unfair ist!!!)
Der Wert wird also am falschen Ende der Prozesskette zur Entstehung gebracht. Die einzig richtige Position waere am Anfang einer jeden Wertschoepfungs-Teilprozesskette.
Oft hoert man auch vom empathielosen Manager “Ich koennte auch den Job der Reinigungskraft erfuellen, die Reinigungskraft aber nicht den meinen”. Doch das stimmt nicht! Nie im Leben koennte der feine Herr 8 Stunden am Tag, 6 Tage die Woche Klos putzen und den Muell von anderen wegraeumen. Schon den ersten Arbeitsauftrag wuerde der ‘Feine’ nach kurzer Zeit vor Ekel und empfundener Erniedrigung wutschaeumend abbrechen.
Utopie>
Jedes mal, wenn ein Mensch durch Arbeit ein Produkt herstellt oder veredelt erhoeht sich der Preis des Produktes ausschliesslich aufgrund der tatsaechlichen Arbeitsleistung (in Stunden). Es gibt dann keine Spekulation (wieviel wuerde der Kunde wohl zahlen?) mehr zur Preisfindung, sondern nur Reales. Jeder verdient genau soviel, wie er bereit ist Lebenszeit zu ‘opfern’ (Investition). Derjenige, der 60 Stunden/Woche investiert, bekommt 60 * Fix-Stundenlohn ausbezahlt und wer nur 40 Stunden investiert, bekommt auch nur 40 * Fix-Stundenlohn. Das dann gepaart mit einem Grundeinkommen fuer diejenigen, die keine Zeit investieren koennen aufgrund von z.B. einer Behinderung/Krankheit sowie Haushaltsfuehrung/Kinder fuer die Zukunft fit machen… koennte durchaus funktionieren fuer alle.
Der Spruch, der gerne auch beim Thema ‘Bedingungsloses Grundeinkommen’ als Conterargument dient “Dann wuerde gar keiner mehr Arbeiten”, hat auch hier keinerlei Relevanz. Es ist lediglich ein interessanter Einblick in die Psyche (Wertesystem etc.) des ‘Menschenfeindes’, der den Conter verwendet. Ja, dieses ‘Pack’ wuerde wirklich auf der faulen Haut liegen, denn sie sehen keinen Wert in realer Schoepfung, sie haben keine Liebe fuer das Produkt und keine Liebe fuer den Menschen (und all seine Schoenheit) sondern nur die Liebe zum Geld. Und aus dieser ‘Gelddifferenz’ (im Vergleich zu Anderen) gruendet der gemeine Psychopat in Managerposition seinen Selbstwert.
Sogut wie jeder normale Mensch wuerde nie und nimmer den ganzen Tag, jeden Tag, auf der faulen Haut liegen. Die schoepferische Kraft in uns allen verbietet es, sofern wir nicht total entmenschlicht wurden in Richtung (hoffnungslosem) Robotermensch/Konsummaschine.
Ganz egal, welchen Loesungsversuch die Menschheit durchfuehren wird, das Problem wird sein zu klaeren, wie wir uns auf den Weg machen dahin und wie der Weg genau auszusehen hat und wo wir ueberhaupt hin wollen. Wir stehen also vor einer Kommunikations- und Definitionsproblematik aktuell.
Klar sein muss uns:
Es wird nicht 100%ig funktionieren, wenn Zwang mit im Spiel ist. Es kann nur aus gemeinsamer Ueberzeugung heraus geschehen. Nur wie bringt man die Protagonisten des aktuellen Systems dazu, dieses anzuzweifeln, ihnen geht es ja oberflaechlich betrachtet sehr gut damit. Sie sind also noch ueberzeugt von der Rechtmaessigkeit und Richtigkeit ihres Tuns. Und leider kommt man nur sehr schwer an diese Leute heran, quasi ueberhaupt nicht, sie leben in ihrer titanbewaehrten ‘Schoenen neuen Welt’-Blase, die sie abschottet vor informeller, wie auch physischer Ausseneinwirkung. Und von alleine kommen sie doch nie darauf, dass das gesamte System auf den falschen Beinen steht.
Ich fuerchte sehr, dass nur der Zwang bleiben wird, wenn man sich nicht auf den Zufall verlassen moechte. Und ich fuerchte sehr, dass aus diesem Zwang wieder genau der selbe Misthaufen entsteht, auf dem wir gerade sitzen.
Tut mir Leid Sie enttäuschen zu müssen, aber Wert ist nicht objektiv messbar. Alles was zählt ist: wieviel sind die anderen bereit für die Arbeit zu bezahlen? Bei den Putzhilfen entsprechend wenig, weil es sehr viel Angebot gibt. Bei guten Managern ist es offensichtlich viel, wenn Sie der Meinung sind, Sie könnten deren Job übernehmen, dann rate ich Ihnen es zu versuchen. Ich rate es jedem. Allein die Erhöhung des Angebots durch Ihren Wettbewerb würde die Löhne zurückgehen lassen.
Das heißt letztendlich, dass in deinem Weltbild rote_pille die Zeit und somit das Leben einer Putzhilfe weniger Wert ist, als das eines Managers.
Zitat: “…Alles was zählt ist: wieviel sind die anderen bereit für die Arbeit zu bezahlen? Bei den Putzhilfen entsprechend wenig, weil es sehr viel Angebot gibt. Bei guten Managern ist es offensichtlich viel…”
Dieses “offensichtlich”, diese Annahme vom Wert von Menschen und Arbeit, die ist hier zu hinterfragen. Ansonsten landet man unweigerlich wieder bei meinem ersten Satz.
Die Unsichtbare Hand, welche den Markt mit Angebot und Nachfrage zu einen Preis, zu Ausgleich und allgemeinem Wohlstand, regelt, ist eine Fata Morgana, eine Lüge, es gibt sie nicht. Und so lange sich Menschen von dieser Lüge einlullen lassen und nicht wahrnehmen, dass wenige reiche Menschen auf Kosten der Mehrheit in Luxus schwelgen, nicht weil sie es verdienen, sondern weil die Mehrheit es zulässt, wird sich nichts ändern, bis sich Hunger, Not, allgemeiner Unmut in Wut und Hass und Gewalt umwandelt. Und selbst danach ist der Weg in den alten Trott leichter als die Erkenntnis, dass alle Menschen gleich Wert sind.
Art 1 GG ist eben nur eine wohlklingende Phrase, eine Utopie und weit weg von der gelebten Wirklichkeit.
@Argonautiker und Andro: Sehr gute Argumentation. Was fehlt ist die Darstellung, warum einzig und allein die eingesetzte Zeit wirklich relevant sein kann.
Die Idee, die Verteilungsspannbreite des gesellschaftlichen Reichtums an der natürlichen Spannbreite der menschlichen Leistungsfähigkeit festzumachen finde ich sehr einleuchtend. Sie suggeriert aber erst einmal einen Ansatz über die eingesetzte Energie und hier schlägt dann doch der unterschiedliche Charakter der verschiedenen Arbeiten durch.
Körperlich schwere Arbeiten haben einen hohen Energieverbrauch, so dass “der Malocher” tendenziell mehr verdienen müsste als der Kopfarbeiter. das gab es schon einmal in der DDR.
Vieldenker schaffen vielleicht Faktor 1.5 des Grundumsatzes wenn das Gehirn raucht und argumentieren deshalb gerne, dass ihre Denkleistung mehr Wert sei, als physische Arbeit und nicht zu vergessen, dass diese ja prinzipiell nicht meß- und vergleichbar ist.
Insofern erscheint mir das Postulat des gleichen Zeitwertes als einzig möglicher Weg zwischen der Übervorteilung der physisch Arbeitenden und der Übervorteilung der Kopfarbeiter.
Wir sind doch gleicher, als die meisten wahrhaben wollen.
In dem Buch “Leben retten: Wie sich Armut abschaffen lässt – und warum wir es nicht tun” des Philosophen Peter Singer von 2010 sind wissenschaftliche Studien beschrieben, die ausgerechnet haben, was es kostet, mit einem Hilfsprojekt einen Menschen vor dem Tod zu retten. Mit einer Spende in Höhe von ca. 800 US-Dollar kann man durchschnittlich einen extrem armen Menschen in Afrika oder Asien vor dem Tod retten. Wer z.B. ein Ferienhaus besitzt und sich dagegen entscheidet, das Ferienhaus zu verkaufen und den Erlös an eine Hilfsorganisation zu spenden, lässt daher bewusst viele Menschen sterben. Ihm oder ihr ist der Besitz des Ferienhauses wichtiger als das Retten von Menschenleben. Das bewusste Sterben lassen von Menschen ist Mord. Deshalb ist Reichtum gegenwärtig Mord. Klingt krass, scheint mir aber dennoch genau so zu sein. Dies ist auch ein Argument für ein Existenzmaximum, solange es die extreme Armut gibt.
Danke für die Zitierung.
Spätestens im Buch “Geld. Die neuen Spielregeln” (2014) gebe ich klare Gründe für die vorgeschlagene Vermögensobergrenze von 10 bis 30 Millionen Euro an:
(…) “Der »Deckel« könnte beispielsweise bei zehn,
zwanzig, dreißig oder hundert Millionen Euro aufgesetzt werden –
die Obergrenze sollte eine direktdemokratische Entscheidung sein.
Damit kann sich ein Mensch noch vielerlei Luxus leisten, aber eben
weder einen Fußballclub noch einen Fernsehsender und vor al-
lem keine politische Partei mit Parlamentsclub. Frank Stronach
gab für den Wahlkampf 2013 stolze 10,7 Millionen Euro aus, mehr
Geld als jede andere Partei, die teils seit 130 Jahren existieren und
ausschließlich durch Wahl im Parlament vertreten sind. 33 Läge die
Obergrenze für Privateigentum bei zehn Millionen Euro, könnte er
das nicht tun; wäre die Grenze beim Eintritt in den Club der Ultra
High Net Worth Individuals, auch nicht: Wer dreißig Millionen hat,
gibt kaum zehn davon auf einen Schlag aus. Macht hingegen das
Beispiel Schule, steht in wenigen Jahren hinter jeder zweiten Parla-
mentspartei ein geltungsbedürftiger Milliardär.” (…)
http://www.christian-felber.at/buecher.php
Thomas Hanke schreibt, dass die von mir vorgeschlagenen Obergrenzen für Einkommen, Vermögen, Erbschaften und Unternehmensgrößen in einem “nicht näher erläuterten demokratischen „Wirtschaftskonvent” beschrieben sind.
Zuerst rätselte ich, weil das Buch “Gemeinwohl-Ökonomie” ebenso detailliert auf den “demokratischen Wirtschaftskonvent” eingeht wie das Buch “Geld. Die neuen Spielregeln”. Dann sah ich die Quelle von Hanke:
http://www.christian-felber.at/schaetze/gemeinwohl.pdf
Das ist nur eine 4-seitige Zusammenfassung des Buches. Im Buch selbst (unten verwiesen) ist der Konvent wie gesagt detailliert beschrieben.
Ebenso hier:
https://www.ecogood.org/download/file/fid/178
(entwickelt von der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung)
Hallo Herr Felber,
danke für den Hinweis und den Link zum Dokument auf Ecogood.org.
Viele Grüße
Thomas Hanke
Ein herzliches Dankeschön an den Autor, der sich so umfassend mit meiner Meudalismuskritik und meinem Lösungsvorschlag auseinandergesetzt hat!
Ich möchte darauf hinweisen, dass das Buch zum Thema kostenlos als PDF unter http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/pdf20072009.htm erhältlich ist. Darin (1. Buch, S. 173 ff.) ist auch der Schwerpunkt der Lösunge ein wenig anders angelegt als in der knappen, ursprünglichen Formulierung http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/meudalismus.htm#4.7.2 von 1999.
Ich möchte zu dem Widerspruch Stellung nehmen, den Hanke meint entdeckt zu haben. Der Kern der Kritik Hankes ist wohl dieser:
“Seine Lösung hat allerdings einen Haken: Wer soll den Superreichen ihre großen Mietshäuser und Unternehmensanteile bei einem verlustfreien Zwangsverkauf abkaufen? Als potentielle Käufer, die diese überhaupt erwerben könnten, kämen am Ende nur die wohlhabenden Bevölkerungsschichten in Frage, die sich ohnehin beinahe in denselben finanziellen Gefilden befinden, wie die Verkäufer. Den weniger gut Betuchten stünden für dieses Angebot als Nachfrager nicht automatisch mehr liquide Mittel zu Verfügung. Insoweit steht Wozniewskis Entschädigungsvorschlag im Widerspruch zu seiner Kernaussage über die nötige Angleichung der Kaufkraft und die wichtige Rolle des Geldes als Schlüsselinstrument der Realwirtschaft.”
Hierbei beruht der vermeintliche Widerspruch aber einzig einer unrichtig Unterstellung, die Hanke unterläuft:
An keiner Stelle vertrete ich die Ansicht, den betroffenen müsse das überschießende gewinnbringende inländische Vermögen “verlustfrei” abgekauft werden! Im Gegenteil: Es muss nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen verkauft werden. Findet sich kein Käufer, ist der Verkäufer gezwungen, mit dem Preis runter zu gehen. Entsprechendes gilt für den Verkauf über die Börse. Der Meudalherr hat nur Anspruch auf den besten, gebotenen Preis.
“Verlustfrei” wäre der Verkauf im Übrigen auch dann nicht, wenn ein aktuell hoher Preis bezahlt würde. Denn mit dem Verkauf verliert der Meudalherr seine künftigen Einnahmen aus dem Vermögen, was in Wahrheit niemand entschädigen könnte. Wie gesagt, von verlustfrei verkaufen ist keine Rede.
Wie sich die Vermögens- und Geldverteilung durch eine Vermögensbeschränkung ändern würden, habe ich in http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/nil2.htm skizziert. Eine Verbesserung für die ärmsten im Land tritt nicht sofort, aber sehr bald ein. Es wäre Sache des Gesetzgebers, die Höhe der Grenze festzusetzen, so dass damit auch die Vermögensverteilung insgesamt beeinflusst wird.
Ohne die Vermögensbegrenzung geht die Verarmung immer weiter: http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/reichtum.htm
Hallo Herr Wozniewski,
grundsätzlich haben Sie natürlich Recht damit, dass der Verzicht auf zukünftige Gewinne in jedem Fall einen Verlust bedeuten würde. Ob der Verkauf des gewinnbringenden Vermögens für den “Meudalherren” völlig verlustfrei ist oder nicht, erscheint mir allerdings nicht als der entscheidende Punkt.
Ihre Annahme geht davon aus, dass der freie Markt mit der Hilfe des Staates als bloßer Zwangsvollstrecker und Auktionator am extremen oberen Rand automatisch für eine gleichmäßigere Vermögensverteilung in der gesamten Gesellschaft sorgen würde. Leider ist der Umbau unserer sozialen Marktwirtschaft bereits so weit fortgeschritten, dass es einem immer größer werdenden Teil der nachwachsenden Gesellschaft mittlerweile unmöglich geworden ist, aus eigener Kraft überhaupt noch ein angespartes Vermögen aufzubauen (https://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=1&artid=2014204019). Dieser Trend wird sich zementieren und deutlich verstärken, wenn die kleineren Erbschaften der Elterngeneration aufgezehrt sind. Selbst der Konsum wird dann auch für viele Deutsche nur noch über Verschuldung möglich sein (https://www.cashper.de/blog/immer-mehr-konsum-auf-kredit , schauen Sie auch in die USA). Und bei wem wird sich diese große Gesellschaftsschicht dann ihr Geld für die reine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wohl borgen müssen? Da liegt das Potential für modernen Feudalismus nicht nur im Mietverhältnis.
Die Zwangsversteigerung von totem Kapital (Betongold und spekulative Aktien) hätte auch keine automatische Auswirkung auf die produktiven Märkte, die die Konjunktur beleben würde. Hier erscheint mir ein Staat, der das brachliegende Vermögen steuerlich abschöpfen und direkt in die marode Infrastruktur sowie die Bildung und die Kinder- und Altenbetreuung investieren würde, ohne dabei auf den Shareholder Value schielen zu müssen, im Moment die einzige verbliebene Alternative am Markt. Aber in all diesen Bereichen wird wohl auch weiterhin auf Privatisierung und die Übereignung an die modernen Feudalherren gesetzt werden.
Hallo zusammen,
ich bin erst heute auf diesen Artikel mitsamt seiner teils sehr wortreichen Kommentare gestoßen und kann nicht anders, als dieser langen Liste eine weitere Einlassung anzufügen – obwohl der letzte Eintrag doch schon eine Zeit lang her ist.
Ich hege großes Verständnis für die Motive, die zu diesen teilweise sehr unterschiedlichen Positionen geführt haben mögen, gleichwohl ich mit den sehr absoluten Aussagen nicht immer einverstanden bin. Ich bin ganz und gar nicht der Meinung, dass jedes große Vermögen auf Raub und unmoralischem Verhalten basiert – aber natürlich ist es eine Frage der persönlichen Definition, was genau “Raub” denn ist. Schon die wirtschaftliche Erzielung von “Vorteilen” kann hier Stein des Abstoßes sein. Für den einen ist es geschicktes unternehmerisches Handeln, für den anderen ist das Erzielen von “Vorteilen” bereits ein Akt des “Übervorteilens” und als solcher moralisch verwerflich.
Ich denke, der hier teilweise zu spürende Hass auf Supervermögen gleich welcher Höhe ist zwar menschlich nachvollziehbar, aber irrational. Auch die uralte Idee der Umverteilung von Vermögen ist ein nachvollziehbarer Ansatz, jedoch gleichwohl irrational. Ich möchte diese Sichtweise begründen.
Ich glaube, dass “Besitz” (gleich welcher Größenordnung) per se kein Unrecht darstellt und “Bedarf” per se kein Recht begründet. Bedarfsmoral ist Bigotterie. Jegliche Umverteilungsidee ist meiner persönlichen Auffassung nach ethisch absurd. Unabhängig von der romantischen Robin-Hood Prägung dieses Gedankenguts können diese Modelle auch rein praktisch nicht funktionieren und zwar alle miteinander nicht.
Ich lese seit vielen Jahren die wirtschaftstheoretischen Einlassungen vielerlei Autoren und hege durchaus Sympathie für gewisse Aspekte in den Ausführungen aus allen Lagern. Und doch begehen alle denselben Fehler, und dies schon seit Jahrhunderten: sie vernachlässigen allesamt den Faktor Mensch in ihren Theorien.
Menschen sind verschieden und sie zeichnen sich durch ein höchst unterschiedliches Maß an persönlichem Antrieb aus. Dieser Grundunterschied zwischen allen Menschen auf der Erde ist es, was unsere Welt erst zu einem lebenswerten Ort macht, denn diese unterschiedlichen Antriebe bescheren uns all diese bemerkenswerten Entwicklungen in Kunst, Unterhaltung, Sport, Technologie, Medizin, Wirtschaft, Kultur und dergleichen.
Menschen mit hohem persönlichem Antrieb zeichnen sich durch eine Gemeinsamkeit aus: sie akzeptieren keine Grenzen – und zwar gar keine Grenzen. Weder juristisch, physisch, natürlich, wirtschaftlich oder sonstiger Art, noch nicht einmal den Tod, weder den eigenen, noch den anderer. Es liegt in der Natur dieser Menschen, jegliche Grenzen zu überwinden. Deswegen verlassen sie unseren Planeten, durchschwimmen Weltmeere, laufen schneller als je ein Mensch vor ihnen, komponieren Sinfonien, gründen Weltfirmen. Die Idee einer Vermögensobergrenze ist allein deswegen schon infantil – sie wäre höchstens weiterer Ansporn diese Grenze zu überwinden, durch ausgeklügelte juristische Konstruktion oder schlichtes Verlassen dieses Rechtsraumes.
Und diese Idee ist auch nicht hilfreich. Mit jedem Euro, die dem “Superreichen” genommen würde, stellte sich die Frage danach, wem dieser Euro “gegeben” werden sollte – denn neben jenen Menschen die in sich einen Antrieb zum Erreichen von “Leistungszielen” besitzen, gibt es leider (auch wenn Sozialromantiker dies nicht wahr haben wollen oder gerne hören) auch Menschen, deren Ziel nicht das “Leisten” ist, sondern die ihr gesamtes Streben darauf ausrichten, mit möglichst wenig persönlicher Anstrengung trotzdem gerade noch in akzeptablem Maße am Konsum teilhaben zu können.
Langer Rede kurzer Sinn: Leistende Menschen würden in ihrem Leistungstrieb durch Vermögensobergrenzen entweder gehemmt oder vertrieben, nichtleistende Menschen durch soziale Umverteilung in ihrer Nichtleistung ermutigt.
Umverteilung kann also nicht der Lösungsweg sein. In der Tat sehe ich gar keine realistische Lösung außer einer utopischen: der radikalen Abwendung von all dem, was gegenwärtig “state of the art” der Wirtschaftslehre und -Politik ist.
Menschen müssen die Möglichkeit haben, gemäß ihres Antriebes erfolgreich zu sein. Eine Deckelung des (monetären) Erfolges ist nicht sinnvoll und zur Herstellung sozialer Gerechtigkeit auch nicht erforderlich. Gründet jemand ein Milliardenunternehmen, so ist es nicht weniger als legitim, dass er dadurch auch zum Milliardär wird – warum denn schließlich nicht? Allerdings muss jemand, der seine Arbeitskraft diesem Milliardenkonzern zur Verfügung stellt, auch davon leben können – und zwar so, dass er nicht nur angemessen am gesellschaftlichen Leben und Konsum teilhaben kann, sondern auch selbst angemessen Vermögen bilden kann.
Die Rede ist von einem modernen Mindestlohn – nicht auf der Höhe eines Almosens. Jedoch wissen wir als aufmerksame Beobachter aller Marktwirtschaften, dass steigende (Nominal-)Löhne hinsichtlich der Vermögensverteilung bislang wirkungslos geblieben sind: Menschen gelingt es vielfach nicht, trotz Arbeit Vermögen im Sinne von angemessenen Rücklagen zu bilden, weil die Konsumentenpreise jegliche Lohnsteigerung abschöpfen. Steigt der Mindestlohn, so steigen auch die Preise – am Ende springt die Katze auf die gleichen Füße.
Um diese Spirale zu durchbrechen müsste man sie daher von beiden Seiten in die Zange nehmen: einerseits müssten gesetzliche Mindestlöhne auf einem “gerechten” Niveau etabliert werden, andererseits müssten die Verbraucherpreise in den Grundbedürfnissen Wohnen, Mobilität, Energie, Kommunikation und Lebensunterhalt (Lebensmittel, Kleidung, etc.) zumindest in einer Grundqualität gedeckelt sein. Ja, das ist utopisch, kein Zweifel. Wirklich daran glauben kann ich selbst nicht.
Diese Deckelung der Verbraucherpreise, gekoppelt mit Mindestlöhnen würde wahrscheinlich auch das Entstehen von Supervermögen wirksam bremsen, da damit unbegrenzte Gewinnsteigerungen der Unternehmen in Schach gehalten würden. Jedoch nur, wenn das Schlupfloch der “Globalisierung” geschlossen würde – und wo landen wir dann? Ja, korrekt, beim Protektionismus. Alles, was im Ausland produziert und eingeführt wird, müsste mit einem Zoll belegt werden, der die Produkte bis zum “Inlandsäquivalent” inklusive entgangener Sozialabgaben, etc. verteuert. Und ja, selbstverständlich müsste der Spekulation ein Riegel vorgeschoben werden.
Utopisch, wahrhaftig, doch unrealistisch? Immerhin sind alle heutigen Industrienationen auf diese Weise groß geworden. Allein deren heutiges Streben nach unermesslichem Reichtum hat alle Schranken nieder gerissen.