"Antinationale" Okkupierung

Wie Antideutsche die Finanzmarktkritiker unterwandern wollen

Von Sebastian Müller

Im Gegensatz zu seinen britischen und amerikanischen Pendants ist Occupy-Germany noch nicht aus seinen Winterschlaf erwacht. Während in den letzten Wochen Camps der Bankenkritiker in London, Washington und auch Spanien mit zum Teil derber Polizeigewalt geräumt wurden, schlagen sich die deutschen Aktivisten mit gänzlich anderen Problemen herum.

Abgesehen vom medialen Abgesang – viele Beobachter haben im Sinne Joachim Gaucks den Bankenprotesten schon eine kurze Lebensdauer und ihr abebben attestiert – ist derweil in den Netzdebatten der deutschen Occupy-Aktivisten ein Kampf um die Deutungshoheit innerhalb der Bewegung entbrannt. Angesichts der Heterogenität der Aktivisten ist ein solches Phänomen kaum verwunderlich, und nicht zuletzt die taz warnte im Oktober des vergangenen Jahres unter der Überschrift „Die dunkle Seite des Bankenprotests“ vor einer „Unterwanderung“ der Occupy-Bewegung durch die obskure US-Vereinigung namens Zeitgeist-Bewegung.

Dass sich der ehemalige Sprecher von Occupy-Frankfurt – Wolfram Siener – ebenfalls auf zwei Filme des Zeitgeist-Gurus Peter Joseph berief, befeuerte das kritische Medienecho nur. Die einzige Reaktion war daraufhin von der Frankfurter Occupy-Initiative zu vernehmen, die immerhin einen kritischen Podcast zur ZeitgeistBewegung veröffentlichte.

Kaum scheint dieses Problem der Außendarstellung in den Hintergrund getreten zu sein, droht der Occupy-Bewegung nun erneut ein Unterwanderungsversuch – allerdings aus einer ganz anderen Richtung. Ausgerechnet die schärfsten und unerbittlichsten Gegner der deutschen Finanzmarktkritiker, das neokonservative Spektrum der sogenannten “Antideutschen”, soll sich zwischenzeitlich Einfluss in den Online-Beratungsgremien und Diskussionsrunden verschafft haben.

Noch im vergangenen Jahr versuchten die “Antideutschen”, – initiiert durch deren Guru Henryk M. Broder – die Teilnehmer der Bankenproteste kollektiv mit diversen Verschwörungstheorien und Antisemitismus gleichzusetzen. So konnten sich die fälschlicherweise oft dem linken Spektrum zugeordneten “Antideutschen” gar nicht deutlich genug von einem solchen Sammelsurium verkürzter Kapitalismuskritik – als das sie die Bankenproteste immer wieder bezeichnen – distanzieren.

Die “antideutsche” Szene ist eine ursprünglich aus verschiedenen Teilen der radikalen Linken hervorgegangene Strömung. Charekteristisch für sie ist die Fundamentalkritik an einem spezifisch deutschen Nationalismus, der im Zuge der deutschen Wiedervereinigung erstarkt sei. Weitere typisch “antideutsche” Positionen sind die – dem zur Schau getragenen antinationalen Habitus widersprechende – bedingungslose Solidarität mit Israel und die erbitterte Gegnerschaft zum Antizionismus, Antiamerikanismus und Antiimperialismus. Daher werfen sie den in den vergangen Jahren vermehrt auftretenden Zinskritikern und sogenannten “Truthern”, – zum Teil sicher nicht zu Unrecht -, einen unreflektierten Umgang mit antisemitischen und antiamerikanischen Stereotypen vor.

Die an sich lobenswerte kritische Distanz zu dubiosen verschwörungstheoretischen Gruppierungen entartet bei den Antideutschen jedoch zu einer grundsätzlichen Paranoia gegenüber genereller Obrigkeitsskepsis. Nicht umsonst steht diese Szene Protest-, Bürger- und Friedensbewegungen traditionell äußerst misstrauisch gegenüber. Wie so oft, und insbesondere im Umgang mit dem Antisemitismus-Begriff, schießen die “Antideutschen” auch hier weit über das Ziel hinaus, was nicht zuletzt die extremistischen und faschistoiden Tendenzen innerhalb der antideutschen Strömung verdeutlicht.

Da der offensichtliche Versuch der “Antideutschen”, die gesamte Occupy-Bewegung als Ganzes in den Augen der Öffentlichkeit zu diffamieren, vorerst gescheitert sein dürfte, orientiert man sich anscheinend an anderen Strategien der Einfußnahme. Die “Antideutschen”, im Internet ohnehin sehr gut vernetzt und organisiert, versuchten laut Angaben von diversen Occupy-Aktivisten in deren Online-Debatten einzugreifen und diese in ihrem Sinne einzugrenzen. So konstatierte der Berliner Regisseur und Aktivist Matthias Merkle ernüchtert:

Macht man dieser Tage Facebook auf, so schlägt einem das nackte Grauen entgegen. Das wird gestritten und gezankt, da wird bessergewusst, gehasst, gedisst, geblockt und verleumdet. Wenn man das ganze eine Weile verfolgt, dann kommt man kaum umhin, nicht mehr zu glauben, dass da bewußt und manipulatorisch eine werdende Gesprächskultur zerstört werden soll.

Die Strategie, durch gezielte Diffamierungen und Verleumdungen ideologische Gegner mundtot zu machen, ist auch innerhalb der Linkspartei zu beobachten, wo der “antideutsche” Bundesarbeitskreis Shalom den Antisemitismus-Vorwurf an bestimmte Parteimitglieder bis in die Leitmedien getragen hatte.

Dass die deutsche Occupy-Bewegung nun zur Zielscheibe wird, darf im oben beschriebenen Kontext ebenso wenig überraschen wie die oft erwähnte professionelle Energie der Unterwanderer. Anhand einer immer nach ähnlichen Mustern ablaufenden Vorgehensweise in solchen Foren ist erkennbar, dass es sich hier vornehmlich nicht um verirrte Störenfriede handelt. Das “antideutsche” Spektrum ist geübt in manipulativer Agitation, teils aggressiven Drohungen und gezielter Instrumentalisierung des Antisemitismus-Vorwurfs. Die Quellen und Verweise, derer sie sich dabei bedienen, fallen Kennern der Szene indes sofort auf: Einschlägige Blogs wie esowatch, Lizas Welt oder reflexion, als auch Zeitschriften wie Jungle World, Konkret und Bahamas sind die publizistischen Organe dieser kleinen aber bundesweit äußerst präsenten Bewegung.

Die Strategie wurde von den Aktvisten wie folgt beschrieben: Meist soll ein identischer Personenkreis von vier bis fünf Leuten immer wieder gemeinsam in den Occupy-Foren aufgetaucht sein, sich in all ihren Äußerungen gegenseitig bestätigt und sich gemeinsam auf eine Zielperson eingeschossen haben. Dabei werden gezielt Suggestivfragen gestellt, die die Gesinnung des Gegenüber abklopfen sollen. Jede unbedachte Äußerung wird gesammelt und immer wieder als Vorwurf gegenüber der betreffenden Person geäußert – auch in späteren Diskussionen. Einige Occupy-Aktivisten vermuten daher auch, dass die Unterwanderer an einer gemeinsamen Datenbank mit Zitaten von Diskussionsteilnehmern gearbeitet haben.

Der Verdacht, dass hierbei versucht wird, weiteren Stoff für eine negative Berichterstattung über die Occupy-Bewegung künstlich zu erschaffen, dürfte dabei nicht allzu fern sein. Wie das Wirken des BAK Shaloms innerhalb der Partei die Linke zeigt, ist ein solches oder ähnliches Vorgehen der “antideutschen” Szene hinlänglich bekannt und berüchtigt. Auffällig ist immer wieder, dass Vorwürfe und Unterstellungen sehr schnell zur Hand sind. Eine besonders fragwürdigere Methode ist allerdings die Tatsache, dass die selbst ernannten antifaschistischen Sittenwächter mit Screenshots und persönlichen Daten schon des häufigeren versuchten, Karriere und Integrität von politisch aktiven Menschen zu zerstören – ein fader Beigeschmack dieser Debattenmanipulation:

Auch Antisemitismusvorwürfe werden da unvermittelt gemacht, und fast jede Debatte läuft somit ins Leere, bzw. in eine ganz andere Richtung. Irgendwann heisst es dann immer: EDJ (Anm. d. A.: Echte Demokratie Jetzt!) ist von Rechten und Infokriegern unterwandert. Freundeslisten werden gecheckt, jeder Link wird so lang untersucht, bis sich irgendwann der selbe Link auch auf irgendeiner nicht ganz koscheren Seite wiederfindet. Und wenn über eine Person nicht wirklich was Negatives im Netz zu finden ist, dann macht es sie umso verdächtiger…“ (Matthias Merkle)

Ein weiterer Aktivist, der namentlich nicht genannt werden möchte, ergänzte:

Es war zu beobachten, dass die Störer die Strategie verfolgen, bestimmte Inhalte einer foreninternen Zensur zu unterziehen. Was als „antisemitisch“ oder „rechts“ gebranntmarkt wurde – das Spektrum war aufgrund des Missbrauchs dieser Etiketten sehr groß – wurde stets mit wüsten Löschforderungen seitens der Infiltranten kommentiert. Neben der gezielten Diffamierung einzelner Menschen wurde so auch eine Art Meinungsregime in den Gruppen etabliert.

Die Vermutung, dass hierbei Occupy in der öffentlichen Wahrnehmung in Misskredit geraten soll, teilt auch der ebenfalls aus Berlin kommende Florian Raffel, der jüngst als Talkshow-Gast zum Thema Finanzkrise geladen war. Raffel, in der Aktivsten-Szene folglich kein Unbekannter, plädierte auf seiner Facebook-Seite dafür, „in allen Internetforen unmissverständlich klar zu machen“, dass Leute, die die „konsensorientierte Arbeit“ von Occupy „ablehnen oder gar bekämpfen“, nichts in der Bewegung verloren hätten.

Nachdem sich nun – wie Raffel – bundesweit Occupy-Aktivisten diesen Missständen angenommen haben, sollen die Störaccounts aus vielen Foren der Bewegung verbannt worden sein. Die Gesprächskultur habe sich seitdem merklich verbessert, berichten viele Aktivisten. „Endlich können wir uns nun mal mit der wichtigsten Frage beschäftigen: In was für einer Welt wollen wir leben?“, so ein Diskussionsteilnehmer.

Zum Thema:

– Irrungen und Wirrungen

– Antifa heißt Luftangriff

– Der Maulwurf

– Sind Blogger Idioten?

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23 Kommentare zu ""Antinationale" Okkupierung"

  1. xXx sagt:

    Ja, kann ich nur bestätigen. Der Artikel entspricht meiner Wahrnehmung von den Dynamiken in den Diskussionsrunden

  2. Bilbo Bolschewik sagt:

    Für den Autor scheint der “Antideutsche” – ein pathologisches Problem scheinbar – die größte Gefahr für eine Einheitsfront zu sein. Mit diesen überdramatisierten Darstellungen wird die Bedeutung dieser Splittergruppe nicht nur erhöht, es zeigt auch die Unfähigkeit des Autors sich mit Kritik rational auseinanderzusetzen. Wer es wagt den Bankenprotest oder die Form der Analyse und Kritik zu kritisieren, kann nur Spalter oder Agent der Finanzkapitals bzw. Israels sein. Dem Autor und diesem gesamten Blog würde es besser stehen, wenn er aufhören würde sich ständig mit dem antideutschen Gespenst auseinanderzusetzen, sondern selber aktiv zu werden mit Ebiträgen zum Diskurs und mit Aufrufen zu Aktionen. Den so bleibt nur ein Motzblog über die bösen Antideutschen, in dem diese noch unnötig Aufmerksamkeit bekommen. Meiner Meinung sollte sich der Autor mal der Realität zu wenden, statt seine Zeit mit Facebook zu verschwenden.

  3. Marga Schmidt sagt:

    Möchte doch daran erinnern, dass Einzelpersonen dieser EDJ-Gruppierungen eine “Abschussliste” für jene erstellten, die sie als “Störer”, “Anti-Demokraten”, “Faschisten” usw. diffamierten.

    Hinweisen möchte ich auch darauf, dass jene die sich so vermeintlich stark für “demokratische Werte” einsetzen hohe Defizite hinsichtlich dieses Landes und der einsetzbaren Mittel haben.

    Was aber feststellbar ist, dass Links zu “Selbstverwaltung, Deutschland als GmbH” fleißig verteidigt wurden, wie auch das Alpenparlament.

    Damit in die Öffentlichkeit zu gehen ist mehr als bedenklich. Allerdings wird damit auch die “Geisteshaltung” der EDJ- und Occupy-Bewegung klar.

    Wer sich mit diesen Menschen auf die Straße oder anders in die Öffentlichkeit begibt steht nicht für Demokratie, für Menschenachtung, für Solidarität – der steht für Nationalismus, Ausgrenzung und Stigmatisierung.

  4. Pete sagt:

    Fakt ist die Bewegung wurde von einem Haufen Esoteriker okkupiert, diese wollen ihre Thema mit allermacht durchsetzen und missbrauchen die Bewegung dafür. Mit Chemtrails, Germanische Medizin, Freie Energie und weiterem Humbug wird Occupy/99/EDJ wie im Internet so auch auf den Assambleas von immer den gleichen Leuten belagert. Politische und wirtschaftliche Themen scheinen sie neben Ihren VT nur aus obiösen Quellen zu beziehen mit zig Überschneidungen zu der neuen Rechten, falls sie diese Themen überhaupt ansprechen

    Der Autor verteidigt Menschen, die im Namen “Der Linken” Gruppen bei Facebook eröffneten, um ihren unfundierten Misst zu verbreiten, teilweise sogar mit antisemitschen Inhalten.

    • Hannes W. sagt:

      Die Kommentare von Bilbo, Marga und Pete sind genau das was diese Leute immer wieder in der Endlosschleife behaupten um sich dann als die Bewegungspolizei aufspielen zu können. Das ist genau diese Masche.

      Es gibt weder überwiegend viele “Verschwörungstheoretiker” (was auch immer das sein soll) oder Esoteriker in der Bewegung und schon gar keine Nazis. Es gab im anfänglichen chaotischen Zusammenkommen nur einfach alles was das Internet so hergibt. Aber diese Paranoia darüber war von Anfang an bewusst konstruiert worden und entspricht genau der Strategie wie sie oben im Artikel beschrieben ist.

      Leider sind viele gutgläubige Menschen selbst darauf reingefallen und dachten sie kämpfen wirklich gegen eine Invasion von irgendwelchen dunklen Kräften…an und für sich ist das eigentlich eine Verschwörungstheorie, der diese Leute da aufgesessen sind.

  5. Marius G. sagt:

    Wachsamkeit bezüglich Faschismus und Neonazismus ist immer und überall angeraten und falsche Toleranz hier nicht angebracht. Aber einige Protagonisten schießen hier ständig und ununterbrochen über ihr Ziel hinaus und diffamieren absichtlich oder unabsichtlich Menschen und ganze Bewegungen (die eher aus dem linken Spektrum entstanden sind und fast nur Gemeinsamkeiten aufweisen). Es wird als konstruktiv erachtet, jeden als Nazi zu beschimpfen, manchmal scheint es als sei der ganze Lebensinhalt dieser Gesinnungspolizisten, Zusammenhänge so zu konstruieren dass man am Ende immer als “rechter” da steht und sich nur wundert wie das kommt, hat man sich doch sein ganzes Leben selbst gegen Rechtsextremismus, Neonazis und Faschos engagiert. Hier kannibalisieren sich mehrere Szenen, die eigentlich konstruktiv am Erstellen eines lebenswerten Gegenentwurfs zu unserem derzeitigen missglückten Gesellschaftsmodell arbeiten sollten – am besten gemeinsam.

    Stattdessen und wie hier (Deutschland, Internet) üblich beschimpft man sich gegenseitig und prügelt wahllos mit der Nazikeule rum, pauschalisiert, diffamiert und provoziert. Das führt dann wieder zu ich sage mal heiklen Aktionen wie dem “Frühjahrsputz”, dessen Konzept ich schon ein wenig bedenklich halte und die bisherigen Stellungnahmen haben mich auch nur so semi überzeugt (der Bogen von ‘Übername’ und ‘Befriedung’ zu ‘Basisdemokratie’ und ‘offener Diskussion’ ist schon etwas weit..).

    Aber das was ich von gewissen Leuten täglich lese (dabei überfliege ich das Forum nur, wie muss das für Aktive sein bzw. gewesen sein?) bestärkt mich in der Ansicht, dass gewisse Menschen einfach (noch?) nicht fähig sind konstruktiv zu diskutieren bzw. es auch gar nicht darauf anlegen, und das jede Diskussion, ob über EDJ oder über die Frage wer den Müll raus trägt, mit diesen Personen eine unerträgliche Qual wird. Auswendig gelernte Scheinargumente und akribisch konstuierte Feindbilder kombiniert mit dem Antisemitismus-Hammer führen doch zu nichts, außer dass diese Akteure ihr Selbstwertgefühl als erfolgreiche Nazijäger in ihrer Scheinwelt aufwerten können, in der nur sie die einzigen echten, ja was, Linken? Anarchisten? Demokraten? oder überhaupt die einzig Engagierten sind.

    Wobei eigentlich, wenn wir ernsthaft die 99% vertreten wollen und in deren Namen und Interesse angeben zu handeln und diese zum Mitmachen einladen, können wir eigentlich schwer irgendwen ausschließen, das würde letztlich ja bedeuten, diesen Menschen aus dem Aushandeln und dem Entstehungsprozess einer neuen Gesellschaft auszugrenzen und ihn für nicht fähig und legitimiert zu erachten, über seine eigene Zukunft mitzuentscheiden. Was natürlich die Idee von Occupy/EDJ ad absurdum führt.

    Wir sollten daher erst gar nicht mit Mitgliederausweisen und -listen und einer internen Gesinnungspolizei anfangen sondern jeden willkommen heißen, natürlich abgesehen von Gewaltbereiten und Antidemokraten. Jedoch ist ein Diskussionsforum eben keine Asamblea und sehr anfällig für “Trolle”, Selbstdarsteller, Störenfriede und vielleicht tatsächlich den einen oder anderen “Unterwanderer”. Hier wurde meiner Meinung nach ein Punkt erreicht, an dem offensichtlich keine andere Maßnahme etwas geholfen hätte.

    Das Problem, also diese Kannibalisierung der sozial und politisch engagierten Szenen und Gruppen in Deutschland ist damit aber nicht vom Tisch sondern hat sich wahrscheinlich eher verschärft. Daher denke ich müssen wir alle an unserer Streit- und Diskussionskultur arbeiten, Gemeinsamkeiten herausstellen statt Unterschiede suchen und eher Richtung systemisches Konsensieren hinarbeiten, so als Vorschlag.

    Denkanstoß: Democracia Real Ya/Movimiento 15 de Mayo hat in nur wenigen Wochen Millionen Spanier mobilisiert, ich kann mir nicht vorstellen dass die alle vorher gecheckt wurden ob sie auch zu 100% auf Linie sind….

    “Die Bewegung” in Deutschland ist noch keine große Bewegung. Wenn wir jetzt schon solche Probleme mit Vorwürfen der Unterwanderung, des Nazismus und “falscher Kritik” oder Zensur haben, wie soll es dann weitergehen ohne noch mehr Trolling, Mobbing, Spaltung, Distanzierungen, Strafanzeigen und Sektierertum??

    Wir müssen doch nicht alle der gleichen Meinung sein, lasst uns doch erstmal freuen dass immer mehr Menschen in diesem Land überhaupt eine Meinung haben oder sich dafür interessieren sich eine anzulegen!

    Ich sähe liebend gern ein breites Bündnis auf Deutschlands Straßen, wo die Transparente der Occupy-Bewegung (was wieder das Gleiche sein sollte wie EDJ) in einem Heer von Rentnern, Arbeitslosen, Leiharbeitern, Sozialarbeitern, Lehrern, Schülern, Handwerkern, Kleinunternehmern und Frisörinnen hochgehalten werden, flankiert von den Fahnen aller möglichen Organisationen, von Greenpeace und BUND über attac und INWO bis hin zu denen der Piraten, PdV, ödp, Linken und der CDUCSUDFPSPDGRÜNE-Partei und die der Antifa, wenns sein muss mobilisiert über BILD und BUNTE….

    Es geht doch ums große Ganze!

  6. WalterBenjamin sagt:

    Das ist ja alles schön und gut, aber der Vorwurf der stark “verkürzten Kapitalismuskritik” ist auf intellektueller Ebene absolut gerechtfertigt. Was in Richtung “Geldsystemdebatte” a la Silvio Gesell geht, das halte ich tatsächlich für eine Stoßrichtung der Occupy-Bewegung auf dem Niveau von Youtube-Verschwörungsvideos (und sollte man sich nicht die Frage stellen, ob diese Gruppierung nicht die eigentliche Unterwanderung darstellt, oder ist das authentisch 100% Occupy, dieses Geldsystempalaver?). Ob das nur die Kinderkrankheit der moralisch argumentierenden Hippie-Wohlstandskinder ist, oder ob die Bewegung selbst Ausdruck der Krankheit ist?

    Dietmar Dath (kein Antideutscher!) hat das sehr zutreffend beschrieben: “Man kann an so einem Ort hier [Occupy-Camp Frankfurt] so viel über den Stand unserer Gesellschaft rauskriegen, wie im Geschichtsunterricht, wenn jemand fragt, warum haben die Nazis das nicht bleiben lassen, die Schweinerei? Das heißt irgendjemand stellt ein paar Fragen, die sind naiv oder nicht, ich kann den Leuten keine Noten geben.”

    • Hallo WalterBenjamin,

      ein guter, konstruktiver Kommentar…und sie haben recht: Natürlich ist eine umfassende Systemkritik notwendig. Dazu gehört mehr als das Geldsystem zu kritisieren, aber das Geldsystem zu kritisieren gehört nun mal dazu. Und genau das wollen dogmatische Marxisten einfach nicht wahrhaben weshalb diese eigentlich eine verkützte Kapitalismuskritik vertreten. Ein völlig antiquiertes Bild des Arbeitsbegriffes wäre da auch so eine Sache. Der Schlüssel liegt mit Sicherheit darin die Eigentumsverhältnisse UND das bestehende Geldsystem (und einiges mehr) gemeinsam in Frage zu stellen. Beides schließt sich auch überhaupt nicht aus.

      Ich gebe ihnen auch recht, dass die Bewegung natürlich immer auch ein Schmelztiegel aller möglichen Ansichten ist. Ich sage immer: Was man auf solchen Treffen, in Camps in den Foren etc. sieht ist kein Indikator für die “Bewegung” sondern dafür zu was das bestehende System die Menschen gemacht hat.

      Aber: wenn man mal die kollektiv verfassten Erklärungen der Bewegung genauer anschaut fällt auf, dass in diesen weder verkürtzte Kapitalismuskritik noch “Verschwörungstheorie” zum Tragen kommt.

      Als Beispiel verweise ich mal auf den Demoaufruf für den 15. Januar, wie sie sehen wird da schon sehr deutlich die Vielfalt der gesellschaftlichen Probleme angesprochen: https://www.alex11.org/2012/01/15j-global-change-eine-mogliche-welt-ist-anders/

      Es ist eben nicht so, dass “Verschwörungstheoretiker” das Sagen haben. Es ist aber sehr wohl so, wie oben im Artikel beschrieben, dass eine Vielzahl engagagierter Bewegungsaktivisten von den nun rausgeschmissenen gezielt beleidigt, diffamiert und angegriffen wurden, irgendwelche gepostete links wurden bewusst aufgebauscht – damit wurde auch die ganze Bewegung in Misskredit gebracht. Vor Mobbing und persönlichkeitsverletzendem Verhalten wurde ebenfalls nicht zurückgeschreckt.

      Das hat man offenbar billigend in Kauf genommen um die eigene Dogmatik durchzuprügeln. Ein ganz und gar peinliches Schauspiel, mit Diskurs oder gar Kritik hat das rein gar nichts zu tun was diese Leute abgezogen haben!

  7. gato sagt:

    zu der frage ob geldsystempalaver “100% occupy” ist: die ows bewegung beschäftigt sich auch mit dem geldsystem, bzw sehr viele der protestler ist das nun 100% occupy? Was ist occupy, was sind “wir” und wer bist du? ;) ist doch nichts dabei, wenn man sich damit auseinanderzusetzt, ist es schlimm, sich wissen anzueignen und sich über einen wohl wichtigen sachverhalt auszutauschen? Wer hat das überhaupt als DIE kapitalismuskritik hochgehalten? Und wenn man es besser weiß, wo bleibt eurerseits die konstruktive kritik, die teil-nahme? ich sehe schon die 100ste rechtfertigung vom babyshambler was das angeht. ouu man…

    Bevor die ägyptische revolution angefangen hat durfte man nicht einmal “kapitalismus” sagen, das war den realitätsfremden altlinken reserviert. jetzt wo normalmensch es endlich sagen darf, überschüttet man die auseinandersetzung mit einer reihe weiterer denkverbote.

    hier fängt das ganze an. nach monaten diskussion mit menschen, die die bewegung in deutschland diffamieren anstatt mitzumachen, glaub ich dass sie die selben sind, die auch nur missgunst für die tunesischen und ägyptischen revolution empfiinden. eigentlich ein gutes zeichen: http://www.versobooks.com/blogs/394

  8. Schwarze Katze sagt:

    Jede/Jeder, die oder der nur ein bisschen Hirn hat, braucht sich doch nur über die Pinwande der angesprochenen Foren zu scrollen, und kann deutlich sehen, was da unter dem Label Occupy und Echte Demokratie Jetzt läuft. Dort wird unzensiert das gesamte Spektrum an obskuren Verschwörungstheorien verbreitet. Von KOPP bis Popp, von Icke bis Jones. Es gibt antisemitische Verschwörungstheorien zu finden, es werden Links gesetzt zu Seiten, die eindeutig auf rechtsextreme Seiten verlinken, eine Gruppe betreibt antisemitische Israel-Kritik, getarnt als Antizionismus, es werden der Scharlatan Hamer und seine Neue Germanische Medizin verteidigt, andere wollen MMS, also quasi Chlorreiniger, als Wundermedizin unter die Leute bringen, und verbreiten ihre Werbung dafür, Chemtrails und Klimalügen Verschwörungstheorien werden gestützt und verteidigt, zwischendurch wird dann mal eben der Holocaust geleugnet oder relativiert, die EU-Fahne wird von einem User mit einem Hakenkreuz in der Mitte eingestellt, andere werben um Verständnis für die Protokolle der Weisen von Zion oder verbreiten sozialdarwinistische Thesen und hetzten gegen Erwerbslose oder Punx, Menschen werden von solchen Leuten in Kommentaren offen bedroht, und es wurden Menschen verleumdet und auf einer Liste geführt, weil sie sich dagegen wehren, weil sie keine Lust darauf hatten, durch ihre Unterstützung für die Proteste der Empörten vom Regen in die Traufe zu geraten, weil sie antidemokratische und menschenverachtende Propaganda kritisieren und als das benennen, was sie ist. Und nun werden diese Kritiker/innen, die man in einem zutiefst antidemokratischen Akt aus diesen Foren ausgeschlossen hat, als Antideutsche und Störer verleumdet und diffamiert, um das antidemokratische Verhalten dort zu rechtfertigen und gleichzeitig die zahlreichen antisemitischen und rechtsextremen Inhalte dort salonfähig zu machen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich jetzt genau Jene dieser undemokratischen Mittel bedienen, die zuvor am lautesten Zensur gerufen und die Meinungsfreiheit sogar für das Leugnen des Holocaust eingefordert haben. Mit einer echten Demokratie haben jedenfalls weder die diktatorischen Übernahmen verschiedener Foren einschließlich der darauf folgenden „Säuberungsaktionen“, die dann noch perfide als „Frühjahrsputz“ verkauft werden sollen, noch dieser verleumderische Artikel etwas zu tun. Argumente scheinen die Verantwortlichen jedenfalls offenbar keine mehr gehabt zu haben, denn sonst hätten sie keine Menschen aus diesen Foren werfen müssen, die sich seit Wochen ihrerseits für die konsequente Umsetzung einer Netiquette und die Einführung und Einhaltung der Vorgaben des Hamburger Manifestes eingesetzt haben. Auf diese Art werden sie jedenfalls über kurz oder lang dieser Bewegung garantiert den Garaus machen.

  9. Marga Schmidt sagt:

    Schließe mich dem Vorredner an. In allen Punkten. Und absolut fremd wirken dann die Beschwörungen doch nett zu einander zu sein. Alle lieben wird propagiert das klingt wie Hohn.

    Es geht nicht um Inhalte, um Differenzierungen, um klare Ansichten.

    Diese Bewegung ist keine. Sie hat sich festgebissen an Oberflächlichkeiten, an abstrusen Ideen. Einige mit “Namen” stecken fest in Endlosschleifen von Beschwörungen, die über das “lieb sein” miteinander nicht hinausgehen.

    Und klar doch auch eine Schleife, dass Wegsehen wenn es menschenverachtende Äußerungen gibt, Geschichtsrelativierungen und so weiter . .

  10. Alf Sommer sagt:

    Beim überfliegen dieses Berichtes dachte ich sofort an einen “Getriebenen” mit schweren pathologischen Störungen. Allein die andauernde Wiederholung des “Antideutschen” ließ mich, auch aus beruflichem Interessse, reagieren.
    Getrieben ist dieser Mensch nicht allein aus reiner Rechthaberei – nein, er versucht auch jeden Widerspruch
    in seinen Äußerungen zu vertuschen. Dies ist wohl auch der Tatsache geschuldet, daß er unter schweren Druck anderer steht.
    Meine Nachforschungen ergaben zudem folgendes Bild:
    1. War ist, daß in besagter EDJ-Gruppe tatsächlich auf Holocaustleugnungen, Relativierungen desselben,
    einstellen ungeprüfter Links vom Kopp-Verlag, Der Honigmann, Dt. Reich, Frühwald/Staseve, Popp, M. Vogt
    usw. eingegangen wurde.
    2. Die jetzigen sogenannten Führer der Gruppe verteidigten dies allerdings vehement; Der Schuldige war also
    derjenige, der auf den Schmutz hinwies – und nicht derjenige, der in verursachtet. (Tucholsky)
    3. Da hatten sich also die richtigen “Unterwanderer” gefunden. Sie sorgten mit vielen neuen (Fake)-Mitglieder
    für ein gewisses Übergewicht und übernahmen “ohne Wahl/Abstimmung” die Adminposten.
    4. Nun bekann die “Säuberungsaktion” der neuen Diktatoren (oder ist sowas sonst zu benennen) – es wurden
    Listen angefertigt und danach ausgeschlossen.
    5. Geht jemand heute auf die Seite, liest er zuhauf viele der oben genannten Links. Sieht aber auch voller
    Erstaunen Jo conrad, S. Gsell, Hamer sowie Querfront und Zeitgeist. Die hohlen Personen, die an eine
    hohle Erde, Haarp, Chemtrail glauben, erwähne ich schon gar nicht mehr. Auch nicht die Verwirrten, die
    unabläßig von Zinseszins, Machtmißbrauchern und dem großen Demokraten Assad posten.
    6…Warum nun dies alles: Diese selbsternannten Führer (nennen sich selbstgefällig: Revolutionsrat) haben
    Angst und wollen vorbauen. Angst davor, daß die meisten aufgeklärten Menschen diesen “Verbannten”
    glauben werden. Da diese sicher auch genug an Beweisen vorlegen können. Dann Angst davor, wie
    erklär ich glaubwürdig, daß es diktatorische Züge bei EDJ/Occupy geben muß und ein paar unbekannte,
    zweifehafte Personen über Gedeih und Verderb von Gruppe und Personen urteilen. Und vorbauen wollen
    sie unter anderem durch solche Berichte wie oben – der Versuch, andere unglaubwürdig wirken zu lassen.

    Wer das alles als Ziel von Occupy sieht, dem ist sicher nicht mehr zu helfen. Diverse kleine Möchtegern –
    Führern zerstören eine Bewegung (meinen sie zumindest).
    Hier ist wieder ein grundlegender Fehler dieser Möchtegerne – die das Internet wohl mit dem realen Leben
    vergleichen und nicht merken, daß dem nicht so ist. Das liegt vielleicht daran, daß sie im realen Leben
    versagen – bzw keinen realen Bezug mehr haben.

    Die nächsten Wochen werden sicher zeigen, wo der weitere Weg Occupy hinführt. Sicher nicht in die jetzt
    eingelegte Richtung dieser kleinen Gruppe – denn irgentwann sind selbst diese Personen von dem ganzen
    VT-geposte genervt, oder sitzen selbst mit “Alukäppchen” auf dem Kopf 24 Std. vorm PC.

  11. Anonym sagt:

    Eigentlich sollte mensch in Angesicht der sich länderübergreifend entwickelnden Bewegung, grob gesagt von Nordafrika über Spanien, USA nach Deutschland, meinen, dass Antinationalismus ein begrüßenswerter Nenner und Möglichkeit wäre, zueinander zu finden, anstatt sich im ausgrenzenden, konkurrenzbefeuernden Nationalismus zu ergießen. Nicht jedoch im hiesigen Artikel. In diesem konstruiert der Autor vom Antinationalismus eine Linie zu seiner populistischen, diffus angerissenen Auffassung von “den” Antideutschen. Diese geschaffene Gruppe verfolge eine übertriebene Kritik, welche in ihrer Art gar “faschistoide Tendenzen” aufweisen würde. Teile dieser Gruppe hätten sich nun die Occupy/EDj-Bewegung vorgenommen. Im Artikel wird nachfolgend versucht, die Bewegung als Opfer darzustellen, welches gegen die angeblich “antideutschen Angreifer_innen” zu verteidigen sei. Der Autor schreibt über die Geschehnisse auf Facebook-Seiten der Bewegung und kritisiert die von ihm als antideutsch zugeordneten Kritiker_innen. Diese hätten es darauf abgesehen, Aktivist_innen zu “diffamieren” und die Bewegung zu “unterwandern”. Hierbei wird sich einseitig auf die Berichte der vermeintlichen Opfer berufen. Dabei bleibt Wesentliches in der Darstellung unerwähnt, so dass eine Umkehrdeutung der Abläufe und Beteiligten vollzogen wird. Wie z.B. dass Viele der als vom Autor “antideutsch” bezeichneten andersdenkenden Kritiker_innen in diesem Forum seit der Gründung aktiv diskutierten. Im letzten Herbst wurden von Einzelnen mehrere hundert Profile hinzugefügt, so dass die Forumsgröße von 150 auf 1000 anwuchs. Als Gemeinsamkeit haben diese größtenteils esoterische bzw. verschwörungstheoretische Auffassungen. Entsprechend änderte sich das Themenspektrum. Unter Kritik gerieten nachfolgend Beiträge, welche u.a. antisemitischen, nationalistischen, geschichtsrevisionistischen Gehalt hatten. Diese Kritik wurde jedoch von den Kritisierten als persönlicher Angriff und die Empörung über die menschenfeindlichen Aussagen und das Streiten für eine gleichheitswahrende Basis als Angriff auf die Meinungsfreiheit gewertet. Die vermeintlichen Opfer warfen dann die Kritiker_innen hinaus. In Gänze folgt also obiger Artikel der Propaganda jener Occupy/EDj-Aktivist_innen, die sich der Andersdenkenden entledigten und nun versuchen, ihre undemokratische Tat durch das Ergebnis, der angeblich “verbesserten Gesprächskultur”, zu rechtfertigen und sich gar als “demokratische Heilsbringer_innen” zu inszenieren. Als Feindbild dient hier die verzerrte Darstellung der politischen Strömung “antideutsch”.

    Ein Hinweis zur Transparenz: Weiter oben kommentierender “thebabyshambler” war einer der Akteur_innen in der Forumsübernahme. Dieser hat auch auf hiesigem Blog bereits als Florian Hauschild veröffentlicht.

  12. WalterBenjamin sagt:

    @thebabyshambler, @gato

    Wenn ich von Geldsystempalaver spreche, dann ist damit vor allem der vulgärökonomische Beitrag von Margrit Kennedy gemeint, die dem Fetisch des zinstragenden Kapitals unterliegt, oder mit anderen Worten, ohne Formbestimmungsanalyse des zinstragenden Kapitals, das heißt, ohne Hosen dasteht. Leider findet diese “unsäglich alberne” Geldsystemkritik viel Gehör innerhalb der deutschen Occupy-Bewegung, weil sie für das Alltagsbewusstein scheinbar plausible Antworten liefert. Es sprengt den Rahmen dieses Kommentarfelds, die oben angewendeten Begriffe zu erläutern. Ich verweise daher auf Kapitel 8.1 und 8.2 in Michael Heinrichs “Kritik der politischen Ökonomie”. Den Zusammenhang zwischen Zins und Kapital auszublenden ist ein verhängnisvoller Rückschritt, der einer gemeinsamen Praxis im Wege steht, die auf eine gesellschaftliche Veränderung zielt. Vorausgesetzt, es besteht ein Interesse an einer gemeinsamen Praxis, aber auch das erscheint mir zweifelhaft, sowohl von Seiten der Occupy-Bewegung, als auch von Seiten einer sehr breit gefassten “Linken”, die schon innerhalb dieser Begrenzung mit eigenen Problemen konfrontiert ist (auch wenn die Zinskritik dort keine Rolle spielen sollte). Ich kann nur beiden “Seiten” raten sich mehr der Sache zu widmen und weniger der eigenen Identitätsbildung.

    Im Übrigen ist auch die Unterscheidung zwischen einem “schlechten Finanzmarktkapitalismus” und einem “guten Kapitalismus” der sogenannten Realwirtschaft ein populärer Irrtum, den in der aktuellen Debatte u.a. Leute wie Sarkozy popularisiert haben. Dieses Geschwätz beruht entweder auf einer vollständigen Unwissenheit über die Sache, oder einer bewussten Verschleierung. Insofern, kann ich mit Begriffen wie “Finanzmarktkritik” ebenso wenig anfangen wie mit “Geldsystemkritik”. Es läuft letztendlich darauf hinaus, dass man sich im Kreis dreht und den eigentlichen Gegenstand der Kritik nie zu fassen bekommt.

    • gato sagt:

      “Es sprengt den Rahmen dieses Kommentarfelds, die oben angewendeten Begriffe zu erläutern. Ich verweise daher auf Kapitel 8.1 und 8.2 in Michael Heinrichs “Kritik der politischen Ökonomie”. ”

      Ich würd dir und alle anderen raten, sich unter den entsprechenden artikeln drüber zu äußern und eben nicht einfach auf bücher zu verweisen, sondern eben begriffe erläutern und dort auf die fehler hinzuweisen, wo sie gemacht werden. Ansonsten kommt das vor als ob euch nur darum geht euer stellung als “echte” revolutionäre und intellektuelle zu verteidiegen. Diese art eifersucht ist ziemlich strange. Zum beispiel: Da treffen sich ganz unterschiedliche leute in frankfurt am main und freuen sich, frei miteinander sprechen zu können. Sie sind zum ersten mal ein größerer haufen und da kommt eine alte frau, die man vorher nie gesehen hat, setzt sich nebendran nur um zu bemerken, dass wir “verkürzte” kapitalimsukritik machen und geht wieder… was ist das denn? Würdest du das als kritik bezeichnen?

      Du sprichst davon sich mehr der sache zu widmen. Erinnern wir uns daran, dass es in der occupy bewegung nicht nur linkseingestellte oder intellektuelle systemkritische menschen zusammenkommen. Leute wie du haben die pflicht andere aufzuklären. Und aufklären heißt nicht, sich nebendran zu stellen und “falschentwicklungen” mit dem finger aufzuzeigen, sondern teilzuhaben und kritik für alle verständlich formulieren, OHNE arrogante bezeichnungen und verallgemeinungen zu gebrauchen. Die occupy bewegung ist im werden. Wem was nicht passt soll sich einbringen. Es bringt absolut nichts, wenn man es von “außen” betrachtet und eine generelle kritik äußert und den drang der leute, systeme zu verstehen als ““unsäglich albern” bezeichnet. Ich selbst habe versucht die geldsystemkritik hier zu kritisieren und das obwohl ich mich kaum mit dem thema auskenne. Vom gefühl herraus kann ich auch sagen, dass da ein teil ausgeklammert wird. Andererseits ist es so, dass man simpel anfangen muss. Der babyshambler wurde dafür kritisiert, alles allzu kompliziert beschrieben zu haben. Es ist erstmal das thema selbst, was überall ausgeblendet wird, also darf man sich wohl erstmal rein technisch damit auseinandersetzen? Ich sehe, obwohl ich mich seit relativ kurzem mit politik beschäftige, dass es auch im linken spektrum krasse tabus gibt. Egal von welcher seite sie kommen, die occupy bewegung steht nicht für anpassung an den dogmas anderer. Noch weniger an derer, die von “außen” “kritik” reinballern. Vielleicht sollten einige nochmal das spanische manifest lesen.

      Klar können solche debatten von menschen missbraucht werden, die andere ziele verfolgen, aber da seid ihr dran. Nicht als nörgelnde, außenstehende beobachter, sondern als produktiver teil. Macht euch doch nicht zum minus und werdet plus, “vorruasgesetzt es besteht interesse an einer gemeinsamen praxis, die auf eine gesellschaftliche veränderung zielt”

      Generell sehe ich, dass hier eine junge bewegung nicht kritisiert, sondern noch bevor sie groß werden darf auseinandergenommen und kaputtzeredet wird. Versucht wird das zumindest, von allen seiten. Ich frag mich, wenn es in der bewegung nur nichtsnutze gibt, die eh nie zusammenkommen werden es nie zu etwas bringen werden, dann woher die hysterie dagegen zu reden und zu steuern?

      Bringt euch an den entsprechenden orten ein und nehmt bitte teil um die kritik umfassender zu gestallten. Mit “euch” meine ich nicht die üblichen, die überall nazis sehen, denn sie haben schon alle leute satt. Von mir aus als reine aufklärer, ohne anderswo zu helfen. Aber dieses mimimi kann ich wirklich nicht mehr hören.

  13. RudyFehren sagt:

    Kaum zu glauben das so eine kleine Facebook Gruppe derartige Wellen verursacht. Nun ich bin Mitglied dieser Facebook Gruppe und an den Kommentaren hier kann ich erkennen das einige die hier kommentieren es ebenso sind. Zu meiner Person nun ich gehöre keinen der beiden hier gescholtenen Lager an und ich stand schon mehrmals auf den sogenannten Abschusslisten, das machte mir aber net viel aus denn ich sage immer was ich denke und mir ist es Bums! Ob da oder das andere Lager sich auf den Schlips getreten fühlt. Zu den Vorfällen, die fingen schon weit vor Weihnachten an und es kristallisierte sich auch heraus das es hier schlicht um die Meinungshoheit ging, sei es nun das eine oder das andere Lager darauf folgten dann oftmals geradezu Abstimmungsorgien! los getreten wieder von beiden Seiten und es ging auch um diese Konsensdiktatur, das schreib ich mal so weil die Befürworter hier immer von Mehrheitsdiktatur sprechen deshalb nehme ich mir das Recht heraus es als Konsensdiktatur zu bezeichnen. Später personalisierte sich das Ganze die Fronten wurden auch an den einzelnen Accounts ersichtlich ebenso die Rudel die dann Angriffen, also mann/frau wusste definitiv wer wo stand und dessen Gang. Daraus entwickelte sich auch das Personen wie Elsässer oder nun der Jo Conrad Ihre jeweiligen Fanclubs in der Gruppe hatten mir geht dieser Personenkult sorry auf meine Bulls. Es wurde auch persönlich manche entwickelten sich zu Meistern der “InfoFloodInformation” und schwemmten den ganzen Stream mit Ihren Threads zu, so das andere Positionen untergingen und der gab es viele und auch heute ist das so das unterschiedliche Haltungen gibt aber dazu später mehr. Es entwickelten sich diese Scheiss Sandkastenspiele wobei es nur noch um Personen ging und einer wurde sogar wegen seiner Sexuellen Ausrichtung angegangen und auch zu Behinderten war man nicht sonderlich freundlich ob das nu Frauen oder Männer waren. Darauf verliesen einige mit Behinderung die Gruppe na, schon vergessen? ( Täglich grüsst das Murmeltier ) So andere Threads soffen ab im Stream aber irgendwann kam es dann zu einer Besserung des Klimas ich kann nicht mehr genau spezifizieren wann das war aber es zeichnete sich deutlich ab und dann kam es zu der Übernahme von der die Meisten kalt erwischt wurden so wie ich. Es übernahm ein Revolutionrat das Forum der überhaupt nicht legitimiert durch die Mehrzahl der Mitglieder war und es folgten Kicks von etwa 30 bis 50 Mitgliedern ohne Begründung und Transparenz gegenüber der Gruppe aber die Doppel Dreifach oder 4 Fach Fakeaccounts die lies man schön in Ruhe gell. So bei den Gekickten waren viele dabei die keimen der gescholtenen Lager angehörten oder anders es wurde so richtig Bullshit veranstaltet vielleicht hatten die nur Pech zu den Facebookfreunden zu gehören? Überhaupt war das Scannen der Profile über alle Masen beliebt im vergangenen Jahr in der Gruppe. So dann wurde vom Rat eine neue Administratorengruppe eingesetzt wieder ohne Wahlen also wieder keine Legitimation tja und die finden das auch noch gut die Admins man schaue sich mal deren Statement an. So ich kam als Utopist hier zu dieser Bewegung schon als das in Spanien und vorher in London losging getrieben von den Utopischen Ansatz der Bewegung, heute bin ich nur noch Frustiert zum Glück bin ich ja nicht nur in dieser Gruppe zwar net in so vielen wie die Workaholics aber es langt und zum Glück bin ich gleich rein in die Infrastruktur und mach da meinen Job und da funktioniert Occupy aber in dieser Gruppe nun die Hoffnung stirbt zuletrzt.

  14. G.A. sagt:

    @ Anonym.6.März, 4.14 Uhr

    Heute morgen schien der Vollmond aufs Bett und ließ Dich nicht mehr schlafen? Hast du lange für die Verteidigungsrede gebraucht. 30min schätz ich mal. Aber was meinst du damit:
    “Angesicht der sich länderübergreifend entwickelnden Bewegung, grob gesagt von Nordafrika über Spanien, USA nach Deutschland, [sollte mensch] meinen, dass Antinationalismus ein begrüßenswerter Nenner und Möglichkeit wäre, zueinander zu finden”
    Glaubst du diese Bewegungen sind antinational motiviert bzw. zielen auf die Auflösung der Nationalstaaten ab? Da könntest du auf einen spannenden Aspekt hingewiesen haben, wenn du die imperialen Mächte als Strippenzieher meintest.

    Anti-national(staatlich) hin oder, es geht um Demokratie. Solange auf supra- bzw. überstaatlicher Ebene keine demokratische Strukturen existieren und keine Transparenz und Kontrolle der Exekutive gewährleistet ist, ist das politische System des jeweiligen Nationalstaates der Adressat unserer Kritik und unseres Handelns.

    DAS überhaupt immer wieder vorbeten zu müssen – dann noch für Euch superschlauen, modernen Linken Theoretikern, das macht mich stutzig. Das glaube ich nicht, dass ihr – mit Verlaub gesagt – so blöd sein wollt.

  15. André sagt:

    Die Behauptung, diejenigen, die nun ausgeschlossen wurden, seien die wahren Unterwander, ist absoluter Humbug. Der Artikel ist entweder schlecht recherchiert oder verdreht absichtlich die Tatsachen.
    Genau das, was den Ausgeschlossenen angelastet wird, haben sich die jetztigen “Anführer” zu schulden kommen lassen. Nur unter umgekehrten Vorzeichen.

    Das spanische Manifest interessiert übrigens gerade die Leute am allerwenigsten, die es immer und immer wieder erwähnen. Sie tun dies ohnehin nur, um Kritik niederzubügeln, die bezüglich unkommentierter Links zu Kopp & Co, Videos von der rechten Clows Union (youtube) und Artikeln über Chemtrails & Co geäußert wird. Das merkt man spätestens dann, wenn man zur internationalen Vernetzung aufruft. Dann heißt es von denen nur “Weltrevolution, ha ha!”

    Es geht hier nicht darum, dass mensch Dinge nicht hinterfragen soll. Sonst könnten wir ja weitermachen wie bisher und bräuchten EDJ nicht. Aber Fakt ist: Für Esoterik sind oft eher selbstunsichere Charaktäre empfänglich. Wer an VT glaubt, ist dann auch empfänglicher für rechtes Gedankengut.

    Die Übernahme des Forums durch den “Revolutionsrat” war genauso undemokratisch wie die jetztige Admistration, die es nicht mal für nötig hält, sich nachträglich legitimieren zu lassen. Es geht denen nicht um Meinungsfreiheit, sondern nur darum, dass sie ungestört Dinge wie “Überfremdung”, “inklusiven Nationalismus” und sonstige rechte Steckenpferde zu schwadronieren.

    Leute, die sich der Weißen Rose 2.0 verbunden fühlen, lesen sicher auch ab und an die Blaue Narzisse, das intellektuelle Sprachrohr der Neuen Rechten. In der EDJ-Bewegung ist kein Platz für Neue Rechte. Wir sind für Toleranz und Weltoffenheit. Wer in der heutigen Zeit neue Grenzen hochziehen und sich abschotten will, ist zum Scheitern verurteilt.

  16. Rosa Schuster sagt:

    Werden jetzt alle, die nicht 100% Pro Occupy sind von den Foren verbannt als “Störaccounts” tituliert? Prima. Woran erinnert uns das? Genau.

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