Einem Wandel wird Rechnung getragen
Zum ersten Mal hat mit Pro Publica ein Online-Medium den seit 1917 vergebenen Pulitzer-Preis der Columbia University für investigativen Journalismus erhalten.
Zum einem könnte man dies als eine Zäsur der Medienlandschaft betrachten, in der das Internet endgültig auch als Quelle von Qualitätsjournalismus anerkannt, gleichzeitig aber ein Qualitätsverlust der konventionellen Printmedien offenkundig wird. Zum anderen ist es aber genauso Offenkundig, dass es für kritischen, und investigativen Journalismus redaktioneller und wirtschaftlicher Unabhängigkeit bedarf. Diese Unabhängigkeit aber, kann man bei vielen Verlagshäusern und deren Zeitungen in Frage stellen.
Pro Publica aber ist eine Non-Profit-Organisation, die vor zwei Jahren in den USA von den Immobilienmilliardären Herbert und Marion Sandler gegründet wurde und sich aus Spenden finanziert. Allerdings haben die Spender keinen Einfluss auf- und keinen Einblick in die Recherche der Journalisten. Der Online-Dienst entstand vor genau dem Hintergrund, dass vielen kommerziellen Zeitungen in den USA (und nicht nur dort) die Mittel für investigative Recherchen fehlen. Die Leitung der Veranstaltung obliegt Paul E. Steiger, einst Chefredakteur des Wall Street Journal. Er hat gut 30 feste Redakteure unter sich. Das Einzigartige ist, dass die Artikel den etablierten Medien honorarfrei angeboten werden.
Der Pulitzer-Preis für Pro Publica ist zwar erfreulich, zeigt aber auch die Krise des etablierten Journalismus auf. Es wäre alarmierend, wenn die Zukunft des investigativen Journalismus von “Wohltätigkeitsveranstaltungen” abhängig ist. Relativ spärlich fielen bis jetzt die Reaktionen in den deutschen Zeitungen aus.