Jenseits der Knechtschaft

Nach dem Neoliberalismus

Von Roberto J. De Lapuente

Die Welt nimmt sich an Deutschland ein Beispiel, liest man nun oft. Neidisch sei sie auf dieses Land im Herzen Europas, an dem die Krise unverrichteter Dinge vorbeizog. Vielleicht werden wir uns schon bald, nach Jahrzehnten neoliberaler Unterjochung, ein Beispiel an einer Weltgegend nehmen müssen, die man derzeit kaum auf dem Notizzettel hat. An einer Region, die das Experimentierfeld neoliberaler Ideologen war und sich endgültig dieser Knechtung entledigt hat.

Lula, Kirchner, Morales, Chávez

Südamerika war das Opfer des Washington Consensus, einem Reformpaket wirtschaftsliberaler Radikalität, wie es jahrzehntelang von Weltbank und Währungsfond propagiert und gefördert wurde – wenn nötig mit geheimdienstlichem Feuerschutz oder politischem Druck höriger Regierungen. Die Spielwiese der USA nannte man Südamerika damals und manches Regime, man denke nur an das des Pinochet als berühmtestes Beispiel, wurde unterstützt oder gar in den Sattel gehoben. Die Ausbeutung der Ressourcen der südamerikanischen Länder, die Begrenzung der kontinentalen Wirtschaft auf Extraktivismus, das Unterwandern linker und liberaler Konzepte und die indirekte Lenkung der Staatsinteressen durch Konzerne, haben Lateinamerika zu einem traurigen, zu einem ausgemergelten Kontinent verkommen lassen.

Aber die Geschichte lehrt uns, dass Unterdrückung abgelegt werden kann. Und so war die Neoliberalisierung des Kontinents gleichsam der Aufstieg einer neuen selbstbewussten, autarken Politik, die sich als linke Politik bezeichnen lassen kann – in jedem Land auf seine Weise, hier mehr sozialdemokratisch, wie Brasilien unter Lula, dort linksliberal wie Argentinien unter Kirchner. Zudem lösten sich die auch von den ansässigen Eliten unterjochte Schicht der Mestizen und Indigenen von ihrer Rolle als ausgebeutete Unterschicht – ein neues “bolivarisches Selbstverständnis” trat auf. Ein Kniff nur, denn Simón Bolivar war weder der Förderer der Eingeborenen, noch in irgendeiner Weise links oder liberal.

Unter Morales kommt das neue Selbstbewusstsein der Indigenen zur Entfaltung – und Chávez rührt mit ordentlichem Machismo, dem Naturell südamerikanischer Protzerei, die Trommel gegen die Gringos und stärkt damit die Selbstachtung der Venezolaner. Intellektuelle geben unumwunden zu, dass in manchen Staaten noch immer der Caudillismo herrsche, gerade Chávez praktiziere das mit Hingabe – aber es sei ein linker Caudillismo, der rhetorisch oft brachial wirkt, in der Realität aber wesentlich weniger rückständige Ausformungen nimmt.

Aus der Einsamkeit

Gabriel García Márquez beschrieb in seinem Roman “Hundert Jahre Einsamkeit” einen fiktiven südamerikanischen Ort, der als Parabel für die Geschichte des Kontinents stehen sollte. Diese war geprägt vom Erbe des Kolonialismus und des Feudalismus, die Unabhängigkeit Lateinamerikas bestand darin, die Spanier und Portugiesen vertrieben zu haben, um den ansässigen, sich nun herausbildenden Eliten dieselben Befugnisse zu erteilen, wie den alten Machthabern. Die neoliberale Wirtschaftspolitik traf auf einen Kontinent, der leicht zu erobern war, weil die Ausbeutung, die Armut und die fehlende soziale Sicherheit – von der Solidarität innerhalb indigener Stämme, die es noch gegeben haben mag, mal abgesehen -, boten die besten klimatischen Bedingungen für eine Wirtschaftslehre, die im Menschen nur Produktivkraft oder Kunde, nur Kostenfaktor oder Renditenbringer sieht.

Wahrscheinlich war der Neoliberalismus das Moment, das Südamerika endgültig aufwachen ließ – das Unrecht der Kolonialherren, das Unrecht der Eliten vor Ort: man erwartete nie mehr von ihnen. Und dann kamen Kolonialherren mit Verträgen, Leute die Gerechtigkeit und Wohlstand versprachen, die sich aber letztlich nicht besser aufführten, wie die Eliten, die man einst hatte. Letztere sprachen nie mit Engelszungen – aber diese Lehre, die fromm predigt und sich teuflisch bedient, die hat den Gerechtigkeitssinn Lateinamerikas angefacht; was die islamische Welt dem Westen vorwirft, die Doppelmoral, die Differenz zwischen verkündeten Anspruch und tatsächlicher Wirklichkeit, das hat Südamerika schon seit geraumer Zeit als Anreiz genommen, sich zu emanzipieren.

Metalle im Boden zu haben, über Rohstoffe zu laufen, so lautet ein Credo dort, bedeute nie Reichtum, sondern Verarmung. In knapperen Worten kann man die Freihandelspraxis der herrschenden Wirtschaftslehre kaum umschreiben – diese Diskrepanz schafft die Unglaubwürdigkeit, mit der der Westen über den Globus hetzt.

Umdenken zu einer Wirtschaft für die Menschen

Genau das ist der Ansatzpunkt, den so gut wie alle südamerikanischen Nationen mittlerweile vertreten. Morales und Chávez besonders aggressiv und selbstbewusst, indem sie die Erträge des Rohstoffverkaufs verstaatlicht haben. Das hat beispielsweise auch Brasilien unter Lula getan – dort aber wesentlich konzilianter. Natürlich ist zu betonen, dass die neue linke Politik Südamerikas, die die Marktwirtschaft nicht verdammt, sondern sie nach sozialen Gesichtspunkten ausstattet, um einen gewissen Wohlstand für alle zugänglich zu machen, keine Wohlfahrtsstaaten hat entstehen lassen. Aber es sind Anfänge. Sozialprogramme sichern Teilhabe und lösen die Diskrepanz zwischen üppigen Ressourcen, die zur Armut führen, langsam aber sicher auf.

Wesentlich ist insofern eigentlich, dass es dieser Kontinent nach Jahren der Vereinsamung durch westliche Ausbeutung und zuletzt neoliberale Beeinflussung, doch geschafft hat, ein kollektives Umdenken zu erzeugen. Ein Umdenken, das den Menschen ins Zentrum stellt, nicht die Renditen großer Konzerne – oder realpolitischer formuliert: Ein Umdenken, das meint, Renditen großer Konzerne gehören nur zu kleinen Teilen den Konzernen selbst – sie haben den Menschen zu dienen. Das kann in geraumer Zeit, wenn sich der Neoliberalismus ausgetobt hat, auch für Europa ein Beispiel sein.

Die westlichen Medien berichten nicht immer sehr umsichtig. Morales gilt als Hardliner, was er bedingt ist. Der südamerikanische Machsimo wird manchmal zu ernst genommen – ein Mentalitätsmissverständnis. Gerade Chávez betreibt das exzessiv. Aber beide, auch wenn manches in ihren Staaten autoritär wirkt, sind Reaktionen auf Zustände, die sie beseitigten. Fortentwicklungen und Verbesserungen. Es gehört auch zur Arroganz des Westens, “lupenreine Demokraten” westlicher Prägung einzufordern, obgleich die Strukturen für solche nicht gegeben waren – nicht gegeben waren, weil es die Wirtschaftslehre der westlichen Welt war, der neoliberale Kolonialismus, der jegliche Strukturierung in diese Richtung unterdrückte und wegputschte.

Der Artikel erschien ursprünglich auf Ad Sinistram

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21 Kommentare zu "Jenseits der Knechtschaft"

  1. Solveigh Calderin sagt:

    Vielen Dank!
    Auch ich hatte schon des öfteren hoffnungsvoll zum südamerikanischen Kontinent geschaut…

    Aber: An Deutschland ist die Krise nicht vorüber gegangen, wenn Du Dir den radikalen Sozialabbau seit 1990 und vor allem seit der Hartz-Agenda vor Augen führst. Die Auswirkungen sind lediglich besser versteckt… Nichts weiter…

    “lupenreine Demokraten” westlicher Prägung

    Das sind die schlimmsten Diktatoren!

  2. Marie sagt:

    Ich bin da ziemlich skeptisch und glaube eher nicht, dass die neoliberale Unterjochung über kurz oder lang zu einem Umdenken führen oder gar, dass man sich ihrer entledigen wird. Von einem Umdenken auf breiter gesellschaftlicher Basis sind wir meilenweit entfernt und die Entwicklung ist so, dass sich der Rest Europas mittlerweile am neoliberalen Vorreiter Deutschland ein Beispiel nimmt bzw. gezwungen wird, sich ein Beispiel zu nehmen. Die Bevölkerung stimmt in großen Teilen in die neoliberalen Gesänge ein, regt sich über die angeblich faulen Griechen und die angeblich faulen Arbeitslosen, Migranten etceterapp. auf. In unzähligen TV-Talks schwadronieren sogenannte “Wirtschaftsexperten” von der Alternativlosigkeit des Totsparens und erklären dem big-brother-wetten-dass-superstar-BILD-DIR-EINE-MEINUNG-OBI-vernebelten Publikum, ein Lohn von sagen wir mal 1200 Euro brutto sei leider nicht machbar, man würde ihn ja sooooo gerne zahlen, dann gingen aber leider leider Millionen von Arbeitsplätzen verloren. Zwecks maximaler geistiger Vernebelung präsentiert man sodann eine(n) demütigen Hungerlöhner(In), die/der erklärt, wie froh und dankbar, geradezu überaus glücklich er/sie doch sei, nicht (mehr) faul dem Steuerzahler auf der Tasche zu liegen und dass er/sie doch wahnsinnig gerne unzählige unbezahlte Überstunden bei einem Stundenlohn von dreifünfzig erledigen würde. Das einzige, was ihn/sie richtig aufregt, wären die Sozialschmarotzer, die auf der faulen Haut liegen würden und dafür auch noch mehr Cash erhalten würden. Bei soviel Demut klatscht das big-brother-wetten-dass-superstar-BILD-DIR-EINE-MEINUNG-OBI-Henkel-Sinn-vernebelte Publikum sodann frenetischen Beifall und der “Wirtschaftsexperte” erklärt, wie toll er das doch fände, dass der/die Hungerlöhnerin für die dreieurofünfzig nicht nur Übrstunden schrubbt, sondern auch noch einen Arbeitsweg von sagen wir mal 60 km klaglos und demütig in Kauf nimmt. Erneuter frenetischer Beifall – der Vorhang fällt. Ne, ich glaube das wird nix mit südamerikanischen Verhältnissen in Deutschland – die von der Finanz- und Wirtschaftslobby gesteuerten medialen Volksverblödungskampagnen, nicht zuletzt der öffentlich-rechtlichen Informationsverhinderungsanstalten haben ganze Arbeit geleistet – die geistige Vernebelung der Big-brother-Superstar-Dieter-Bohlen-Bild-dir-eine-Meinung-Jauch-Maischberger-Katzenberger-Nation hat mittlerweile ihr Allzeithoch erreicht und Zeichen der Besserung sind nicht zu erblicken. Das ist auch daran mühelos erkennbar, dass eine Partei, die zu nix ne Meinung hat und irgendwie gegen irgendwas protestiert aber nicht so recht weiß, wogegen eigentlich, begeisterten Zuspruch erhält.

  3. Was nützt mir eine lupenreine Demokratie, wie sie sich hier bei uns inzwischen darstellt, die eine Politikerkaste machen lässt, was die Eliten von ihnen will. Egal wen das Volk wähnt, der Poliitker ist schon längst in den Fänger der Eliten, direkt oder indirekt durch die Parteilinie. Das ist dann Demokratur. Die Macht geht in unseren Demokratien schon lange nicht mehr vom Volk aus. Nur ist das Dröhnen der gleichgeschalteten Medien so laut, dass das tumbe Volk noch immer meint, durch ihre Beteiligung an Wahlen hätten sie noch Einflussmöglichkeiten.
    Es feht an direkter Beteiligung, wie es im Grundgesetz Artikel 20.2 mit dem kleinen Wörtchen “Abstimmung” eingebaut ist. Nur umgesetzt wurde es nicht. Da lob ich mir den Ansatz der Piraten, die die Umsetzungen dieses Punktes endlich einfordert. Sobald Büergerbegehren auf Bundesebenen möglich sind, sollte so Manche Korruption in der Politik der Vergangenheit angehören. Und da gehört der zweite Punkt der Piraten dazu, der mir persönlich wichtig ist. Unsere Politiker sind unsere Angestellten, daher haben wir zu wissen, was passiert: Transparenz nennt man das.
    Allein mit diesen beiden Maßnahmen, Bürgerbegehren und Transparenz wir der Hebel wird groß genug, dass es beginnen kann, die Macht wieder von Volk ausgehen zu lassen, oder?

  4. Karin Dorr sagt:

    Ich warte auf einen Militäputsch!
    Die Bundeswehr ist lauf Grundgesetzt verpflichtet Schaden von den Einwohnern der BRD abzuwenden.
    Also frage ich, wann will die Admiralität und Generalität zu Tat schreiten?

    • Solveigh Calderin sagt:

      Also frage ich, wann will die Admiralität und Generalität zu Tat schreiten?
      Gar nicht, denn sie dienen den selben Herren wie die Regierung.
      Und sie sind ein Instrument, um die Macht zu erhalten, nicht sie zu zerstören…

      Auch die Regierung verpflichtet sich in ihrem Amtseid “zum Wohle des deutschen Volkes…” und “…Schaden von ihm abwenden…” Dabei ist dieser so genannte “Eid” zur leeren Worthülse verkommen und nicht den Atem wert, der zum Aussprechen verbraucht wird, weil die diese leeren Worthülsen ablassen für den Bruch des Eides (also Meineid, zieht bis zu 15 Jahre Gefängnis für jeden normalen Bürger nach sich) nicht gerichtlich zur Verantwortung gezogen werden können.

      Alles nur bla-bla-bla, um den dummen Pleb ruhig zu halten!

  5. Pistepirkko sagt:

    Und dann kommt es wie im korrupten Wiesbaden.
    Eine Bürgerinitiative wird éinfach weggeklagt weil ein Paar A…öcher im Stadtparlament köstlich am Verkauf der Kliniken verdienen.
    Diese Karin Dorr hat doch schon geschrieben das wir kämpfen sollen.
    Wird Zeit das der Michel mal wieder die Dachlatten rausholt.

  6. Solveigh Calderin sagt:

    Wird Zeit das der Michel mal wieder die Dachlatten rausholt.

    Und in der Zwischenzeit wird bestimmt schon wieder so ein “Erlöser” wie 1933 vorbereitet und pünktlich, wenn die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit am größten ist, aus dem Hut gezaubert! Sind “Die Piraten” mal schon der Probelauf? Oder kommt gar aus deren Reihen “der Retter” hervorgesprungen?

    Die ewig alte Zielrichtung ist bereits wieder formuliert.
    “Die Deutschen” werden wieder von denen benutzt, die wirklich an der Macht sind. Und die Regierung spielt das dreckige Spiel für einen Judaslohn mit und verrät das eigene Volk…
    Wer die “wirklich Mächtigen” sind, erfahrt Ihr, wenn Ihr auf google nach den “Fortune 500” sucht.

    http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58318

  7. Pistepirkko sagt:

    @Solveigh
    Nö… da kommt kein Erlöser. Dies würde voraussetzen das das Präkariat wieder Proletariat wird. Geht aber nicht da man seit den 1990igern diese Leute hat verblöden lassen damit nichtmal rechte Phrasendresser verstanden werden. Schlechte Schulen, Fernsehen usw.
    Google mal nach Tititainment.

  8. Marie sagt:

    Klüger waren sie sicherlich nicht- aber in den 30er Jahren lief zumindest die Vernebelungsmaschinerie auf allen Kanälen noch nicht so perfekt. Wenns ans Eingemachte geht, wird wieder ein “Erlöser” aus der Gruft steigen, weshalb sollte es dieses Mal anders sein? Vor allem aufgrund der Tatsache, dass die BLÖD-DIR-EINE-MEINUNG Desinformationsmaschinerie auf allen Kanälen viel perfekter funktioniert und die Menschen in einer beispiellosen, nie dagewesenen Art manipuliert und desinformiert werden. In dieser Perfektion und Dichte gab es das in den Dreißiger Jahren noch nicht. Die Leute, die sich in nicht über diese allgegenwärtige und alles dominierende Verblödungs- und Manipulationsindustrie informieren, sind eine relativ kleine Minderheit. Meines Erachtens ist der Weg für einen neuen Erlöser schon vorbereitet und die gesamte Entwicklung läuft darauf hinaus.

  9. Pistepirkko sagt:

    Guten Morgen,
    klüger waren die nicht. Gebildeter waren sie.
    Ich unterhielt mich über “H4-Faullenzer” mal mit einem Gärtner, seiner Zeit Aufstocker. Er beackerte die Grünflächen um unser Bürogebäude.
    “Was willste den wähle gehe, am End doch eh die Mekkel. Sonst habbe mer doch widder so ville Faulenzer”, waren seine Worte. Man liest, ich bin Hesse :-)
    Und nun kommt der springende Punkt. Er sagte auch das wer nicht arbeitet auch nicht essen soll. Darauf erwiderte ich das er August Bebel bitte vollständig zitieren sollte und den kannte er nicht mal.
    Hier hat die Verblödungsmaschine der Medien volle Arbeit geleistet, wie in den 1930igern auch. Aber auch und vor allem die Schulen.
    Ich bin überzeugt das die Leute in den 1930igern gebildeter waren als heute.
    Man hat die Unterschicht verblödet damit sie genau auf so etwas keine Antworten hat und auch keine sucht. Früher haben die Leute wenigstens gesucht. Sie kannten Bebel, aber er wurde von den Medien verteufelt als Kommunist.
    Wohin sie dann gingen ist eine andere Geschichte.

    • Solveigh Calderin sagt:

      Und das ist heute nicht anders und war auch in den 30iger Jahren nicht anders.
      Früher war nicht “alles” besser.
      Es war der selbe Quark auf anderem Niveau. Statt Fernsehen und Internet gab es Zeitung und “Volksempfänger”, die Menschen waren genau so manipuliert, wie die Menschen heute.
      Eine ältere Dame aus dem so genannten “Kleinbürgertum” erzählte mir heute noch stolz, ihre Eltern deutsch-national (Hindenburg), aber nicht Hitler gewählt hätten!
      Dabei wurde bereits damals gerufen: “Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler. Wer Hitler wählt, wählt Krieg.”
      Die Propaganda = Manipulation für Hitler war stärker:
      http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Hugenberg

      Auch Kurt Tucholsky konnte mit seinem Bühnenstückchen nichts daran ändern:

      Schlimm ist, dass die Völker Europas heute in den selben Dreck geschoben werden. Und wieder merkt keiner was. Und warum?
      Weil die Kinder die Geschichte nicht lernen. Weil die Geschichte vergessen gemacht wird! Damit können Zusammenhänge nicht hergestellt und die ewig selben Muster der Herrschaft nicht erkannt. Damit hat jeder Protest weder Ziel noch Richtung.

      Ach ja, Kommunismus ist ja auch schlimmer als Faschismus, ne?
      Warum wohl? Weil es eine Alternative zu diesem korrupten, unmenschlichen, kriminellen menschenverachtenden System darstellt!

      Die Propagandamaschinerie hat vollkommene Arbeit geleistet.

      Und dann hat wieder keine was gewusst!
      Un

  10. Karin Dorr sagt:

    Zitat: Schlimm ist, dass die Völker Europas heute in den selben Dreck geschoben werden. Und wieder merkt keiner was. Und warum?
    Weil die Kinder die Geschichte nicht lernen. Weil die Geschichte vergessen gemacht wird! Damit können Zusammenhänge nicht hergestellt und die ewig selben Muster der Herrschaft nicht erkannt. Damit hat jeder Protest weder Ziel noch Richtung.

    Ja das sager doch! Die werden verblödet!

  11. Nebb Star sagt:

    Keiner merkt was … ist nicht ganz richtig!

    Heutzutage wissen wir alles. Wir kennen jeden Kindersoldaten-Führer in Afrika, wir wissen wo die Chicken-Mc-Nuggets herkommen, wir wissen wie und unter welchen Bedingungen unsere Jeans hergestellt werden …. usw. usw.

    Wir wissen alles !!! —-> Wir machen nur nichts damit! — Information um Ihrer selbst willen … kann nicht funktionieren!

    Warum wir mit den Informationen nichts machen, hat verschiedene Gründe, Massenverblödungswaffen, sicherlich … dann aber auch Stress, zunemender Leistungsdruck auf Arbeit, sodass die Menschen grad noch so Zeit haben sich darüber zu informieren, wenn überhaupt. Dann sicherlich auch die vorherrschende unterschwellige Grundresignation … “Klar weiß ich dass es den Kindern in Afrkia mies geht, aber was soll man schon dagegen machen, da können wir doch eh nichts dran ändern” – Mentalität … Egoismus: “Mir gehts doch gut was kümmern mich die anderen” ….

    In einer globalisierten Welt, in der jeder mit jedem vernetzt ist, vernetzen sich auch die Gründe und Ursachen für eine Fehlentwicklung in immer stärkerem Maße!

    Die Menschen in den 30er Jahren waren sicherlich nicht klüger, auch nicht gebildeter, das kann ich einfach nicht glauben!
    Vielmehr war es doch so, das die Menschen von der gesamten Welt viel zu wenig wussten und es somit einfacher war Massenverblödung auf eine bestimmte Gruppe anzuwenden. Es reichten die Tageszeitungen und “Volksempfänger” vollkommen aus.
    Heute ist dem nicht mehr so … 10 Minuten nachdem am anderen Ende der Welt ein Sack Reis umgefallen ist, wissen wir hier jedes Detail darüber, haben sogar schon Fotos! Eigentlich ist Massenverblödung viel schwerer geworden, da die Anzahl der Medien massiv gestiegen ist. Zu ergründen gilt es demnach, warum sie trotzdem immer noch genau so gut funktioniert, vielleicht sogar besser denn je!

    • Solveigh Calderin sagt:

      Ich denke, die Gründ dafür sind ganz einfach. Du hast einen davon genannt. Die Menschen, die Arbeit haben, sind so gestresst, dass sie einfach keine Kraft mehr haben, über irgendwelche Missstände nachzudenken. Sie wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden – darum auch die immer weitere Ausdehnung der Arteitszeit! Die Menschen sollen alle und fertig sein und keine Kraft und Zeit mehr haben, sich Gedanken über die sie umgebende Welt und die Ursachen ihres jämmerlichen Daseins zu machen. Ihnen wird gar noch suggeriert, dass sie glücklich zu sein haben! “Sei froh, dass Du überhaupt noch Arbeit hast.” Und sie fühlen sich so viel größer als die anderen, die bereits von dieser Gesellschaft ausgestoßen wurden. Diese Ausgestoßenen schließlich werden von “dem Staat” und seinen Machtinstrumenten so in Atem gehalten, so ständig unter Generalverdacht der Kriminalität gestellt, dass sie auch keine Kraft zum Nachdenken haben. Es ist alles fein ausgeklügelt!

      Und schließlich ist der überwiegende Teil der Menschen so gestrickt – und das ist völlig natürlich und überhaupt nicht verdammenswürdig! -, dass sie nichts weiter wollen, als in Ruhe gelassen werden, ihr Auskommen (Essen, Trinken, Kleidung, Dach über’m Kopf, vielleicht noch ein bißchen mehr) haben, lieben, schwatzen, Kinder bekommen und großziehen, mit ihren Freunden eine schöne Zeit verbringen. Es interessiert sie schlicht nicht, was “die da oben” machen, solange sie in ihrem täglichen Leben nicht empfindlich gestört werden.
      Darum fanden Revolutionen auch immer nur dann statt, wenn es einfach anders nicht mehr ging, wenn die Menschen einfach nicht mehr konnten!
      Mir hat mal einer beigebracht: Revolution ist, wenn die oben nicht mehr können und die unten nicht mehr wollen.
      Der Punkt scheint zumindest in Deutschland noch nicht erreicht. Jedoch fürchten die wirklich Herrschenden, nein, sie wissen, dass dieser Punkt sehr schnell erreicht ist. Darum haben sie sich mit ihrer diktatorischen Gesetzgebung bereits vorbereitet. Sie müssen nur noch jede Demonstration illegalisieren – wie sie das jetzt in Frankfurt tun, und sie haben jeden Grund, “gesetzlich geschützt” gegen diese “Kriminellen, Terroristen, Randalierer, Chaoten”, die “unsere die freiheitlich-demokratische Grundordnung”, die weder freiheitlich noch demokratisch ist oder je wahr, mit aller Gewalt vorzugehen, sie festzunehmen und festzuhalten. Sie können sogar den “Notstand” ausrufen und dann ist jeder Willkür Tür und Tor geöffnet.
      Es wird ihnen dennoch nichts helfen. Sie können die Entwicklung nicht mehr aufhalten, die ihren Untergang bedeutet.

      Es ist in der Geschichte aus dieser o.g. Logik heraus immer nur ein kleiner Teil der Menschen, der anfängt, über die Ursachen und mögliche Lösungen nachzudenenken und dann schließlich die “Massen in Bewegung bringt”.

      Wenn ich weiß, dass 5 % aller Menschen genügen, damit eine “Idee die Massen ergreift”, wenn ich weiter weiß, dass rund 10 % (geschwindelte Statistik, um den Pleb ruhig zu halten, tatsächlich sind es um die 20 %, im Osten allerhöchstwahrscheinlich wesentlich mehr, denn der Osten ist radikal de-industrialisiert worden!!) arbeitslos sind, so braucht sich nur die Hälfte der offiziell Arbeitslosen aufraffen und sagen: Schluss! Es reicht! Und ich bin sicher, ‘ne Menge derer, die (noch) arbeiten, würden sich anschließen, sie haben längst bemerkt, dass sie morgen auch in diesem Dilemma stecken könnten.
      Darum auch sind die Demonstrationen gegen Hartz IV von SPD und damals noch PDS abgwürgt worden. Sie waren wirklich gefährlich geworden!

  12. Nebb Star sagt:

    Das ist auch der Grund warum sich in Hamburg grade 40 Vermögensmillionäre zu einem Verein zusammen geschlossen haben, der eine Vermögenssteuer fordert.

    Und warum? Etwa weil die auf einmal so ein schlechtes Gewissen bekommen haben und jede Nacht wegen der hungernden Kinder in Uganda nicht mehr schlafen können ? …. (mag es ja auch ne handvoll geben, aber) NEIN, die haben einfach erkannt dass es an ihre eigene Existenz geht.

    Und unsere angeblich “konservative” Bundesregierung ist nich mal klug genug DAS zu verstehen:

    “Mit einer Vermögenssteuer würden sie das System sogar retten, das sie so lieben!”

  13. Hurga sagt:

    Leute!
    Pistepirkko ist der einzige der Recht hat.
    Die sozialen Zusammenhänge der 1930 sind sehr schön von Alice Miller beschrieben. Ich erinnere mich da nur an das Buch “Das Drama des begabten Kindes”.
    Die Bildung hat schlussendlich dazu beigetragen das der abgedrehte Ösi an die Macht kam, denn immerhin haben die Leute nachgedacht.
    Die wurden nicht verblödet durch die Medien damals, sondern aufgrund der in diesen Büchern zusammenhängebden Mechanismen gelenkt.
    Das es dann stramm Rechts wahr liegt wie schon gesagt an anderen Dingen und am damaligen Zeitgeist.

  14. Sebastian sagt:

    Hallo Pistepirkko, Karin und Hurga genau so ist es!
    Heute würden die Leute aus Blödheit den Zwockel nicht wählen und würden niemals manipulierbar sein via Volksempfänger.
    Ich kommen aus einem Brennpunkt meiner Heimatstadt und muss mit erschrecken feststellen das die Leute dort immer ungebildeter sind.
    Ich habe auch das Gefühl das 90% keine Ahnung haben was wählen bedeutet, weil man sie verblödet hat.
    Ich will nicht auf Details eingehen, aber, liebe Solveigh, von einem gewissen sozialen Standpunkt aus ist es immer einfacher zu urteilen.

    Ihr seid hier alle viel zu abgehoben.
    Geht mal in die Brennpunkte und redet mit den Leuten dort. Es würde euch erschrecken. So ungebildet waren die früher nicht!

    • Solveigh Calderin sagt:

      Ich weiß das – und ich habe an meinen Kindern diese systematische Verblödung, die in der Schule beginnt hautnah miterleben dürfen.
      Veränderungen in der Gesellschaft sind auch noch nie von den Menschen “in den Brennpunkten” herbeigeführt worden.

      Darum auch mein Hinweis auf die 5 %. :-)
      Die Ideen, die Richtung und Ziele, die Aufklärung kann nicht von diesen Menschen kommen. Das ist ihnen angesichts der Umstände auch nicht anzulasten.

      Und “abgehoben” würde ich diese Diskussionen hier nun nicht nennen.
      Und jammern: “Die da” (wer immer, die oben oder die unten) hilft niemandem.

  15. Karin Dorr sagt:

    @Solveigh Calderin
    die Leute im Brennpunkt werden es auch nicht sein, die auf die Barikaden gehen. Die hatten noch nie etwas zu verlieren. Es wird die Mittelschicht werden, die die nur etwas zu verlieren haben und genau deswegen wird die Masse dumm gehalten. Damit es nicht soweit kommt.
    Tititainment… nehmt sie and die Brust des Mammastates und trinke dessen Milch. Esse nicht vom Baum de Erkenntnis, damit Du nicht erkennst was ich Dir antue.

    Ich werde mir mal diese Alice Mille zur Gemüte führen. Was ich im Netz gefunden hábe klingt gut.

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