Griechenland im Ausverkauf

Wie die Wiege Europas und der Demokratie von Großbanken verramscht wird

Ein Gastkommentar von Jacob Jung

Griechenland geht es schlecht. Der Staat steht kurz vor dem Bankrott, die politische Führung ist zerstritten, die Regierung in der Auflösung begriffen und immer mehr Menschen wehren sich auf Straßen und Plätzen massiv gegen Kürzungen, Sozialabbau und Privatisierung.

Gleichzeitig beraten die EU-Kommission, der IWF, die Vorstände der Großbanken und die Chefs der vermögenden europäischen Regierungen darüber, unter welchen neuen Bedingungen sie bereit sind, weitere Hilfen an das verschuldete Land zu leisten.

Tatsächlich kommen diese Hilfen aber weder in der griechischen Wirtschaft noch bei den Menschen an. Sie dienen alleine den europäischen Großbanken, die sich so auf Kosten der Steuerzahler selber hohe Renditen und Sicherheiten bewilligen.

Alte und neue Mythen über Griechenland

Die Tochter des phönizischen Königs Agenor spielte einst am Strand von Sidon, als sich Zeus in sie verliebte. Um dem Zorn seiner Gattin Hera zu entgehen, verwandelte sich der Göttervater in einen Stier und ließ sich von Hermes zum Strand von Sidon führen, um dort das Vertrauen der Königstochter zu gewinnen.

Als sie ihre erste Furcht überwunden hatte, ihn streichelte und seine Hörner mit Blumen umkränzte, da nahm er sie auf seinen Rücken und schwamm mit ihr nach Matala auf der griechischen Insel Kreta.

Der damals noch fremde Erdteil wurde nach der phönizischen Prinzessin benannt. Bis heute nennen wir ihn Europa.

Ein anderer Mythos ist neueren Datums: Hierbei handelt es sich um das Märchen vom immer fröhlichen faulen Griechen, der die Renten seiner verstorbenen Verwandten kassiert, umgeben von anstrengungslos erworbenem Luxus in einem Ferienparadies residiert und sein ausschweifendes Leben aus den hart erarbeiteten Euros der europäischen Steuerzahler finanziert.

Dieses Bild ist nicht erst in Umlauf, nachdem Angela Merkel die Südeuropäer zu mehr Anstrengung und weniger Urlaub aufgerufen hat. Allerdings hat die polemische Äußerung der Kanzlerin den schlechten Eindruck vertieft, den viele Europäer von ihren hellenischen Nachbarn haben.

Wie leben die Menschen in Griechenland wirklich?

Die Lebensumstände in Griechenland sind einfach und bescheiden. Man ernährt sich hier oft aus eigenem Anbau, unterstützt sich gegenseitig solidarisch, verzichtet auf jede Form von Luxus und gibt sich mit einer rudimentären medizinischen Versorgung zufrieden. Wer auf staatliche Unterstützung angewiesen ist, der kommt ohne die Hilfe von Freunden und Angehörigen nicht über die Runden. Wer im Alter oder als Kranker alleine ist, der hat keine Chance auf ein würdiges Überleben.

Wer in Griechenland einer selbständigen Beschäftigung nachgeht, der führt meist ein kleines Geschäft oder einen kleinen gastronomischen Betrieb und ist vom Tourismus abhängig. Die Urlaubssaison beginnt im Mai und endet im Oktober. Die ohnehin geringen Einnahmen müssen ausreichen, um die Zeit von November bis April zu überstehen.

Die einfachen Menschen in Griechenland, die schlecht bezahlten Angestellten, die vielen touristischen Saisonarbeiter, die annähernd nicht unterstützten Arbeitslosen und die Rentner, die meist auf finanzielle Hilfe ihrer Verwandtschaft angewiesen sind, haben in der Vergangenheit ebenso wenig über ihre Verhältnisse gelebt, wie sie jetzt von den Rettungspaketen profitieren.

Seit der Verabschiedung des ersten Rettungspakets stieg die Arbeitslosigkeit in Griechenland von 11 auf mehr als 16 Prozent, während das Bruttosozialprodukt um 4,8 Prozent geschrumpft ist. Die Menschen vor Ort leiden nicht nur unter den sozialen Kürzungen und dem Verlust ihrer Arbeitsplätze. Sie sind auch drastischen Preissteigerungen für Produkte des täglichen Lebens ausgesetzt.

Ein Pfund Butter kostet mittlerweile fünf Euro, die Mehrwertsteuer wurde auf 23 Prozent erhöht. Die bislang reduzierte Mehrwertsteuer für viele Produkte der Grundversorgung wurde inzwischen auf den Höchstsatz angepasst. Der Steuerfreibetrag soll nun von jährlich 12.000 Euro auf 6.000 Euro reduziert. Bereits bei einem Einkommen ab 500 Euro im Monat werden dadurch jetzt Steuern fällig. Geringverdiener sind dann nicht mehr in Lage, für ihren ohnehin bescheidenen Lebensunterhalt aufzukommen.

Wohin fließen die Milliarden aus den Rettungspaketen?

Aufgrund der negativen Bewertungen durch die internationalen Rating-Agenturen ist Griechenland nicht mehr in der Lage, sich am Kapitalmarkt Geld zu beschaffen. Hier springen nun stattdessen die europäischen Rettungspakete ein und gewähren den Griechen Kredite in Milliardenhöhe.

Allerdings hat die Barmherzigkeit ihren Preis: So stiegen die Zinsen für griechische Staatsanleihen von Januar bis April 2010 von ursprünglich 2,2 Prozent auf 4,85 Prozent. Ab September 2010 musste der griechische Staat die Anleihen bereits mit 8,5 Prozent verzinsen, um noch Abnehmer hierfür zu finden.

Seit 2011 hat die Verzinsung nun eine zweistellige Höhe erreicht und nähert sich der 25-Prozent Marke.

Die Milliarden aus den Rettungspaketen dienen insofern vor allem den immensen Zinszahlungen, die der griechische Staat leisten muss und fließen umgehend an europäische Großbanken zurück. Gleichzeitig haben sich diese Banken innerhalb des letzten Jahres konsequent von ihren Griechenlandpapieren getrennt, obwohl sie sich 2010 auf freiwilliger Basis bereit erklärt hatten, die Papiere zu halten. Als Käufer ist die EZB eingesprungen, die über die exakte Höhe der derzeit gehaltenen griechischen Staatsanleihen allerdings Stillschweigen bewahrt.

Insgesamt beträgt die griechische Staatsverschuldung mittlerweile über 300 Milliarden Euro und führt zu jährlichen Zinszahlungen in Höhe von rund 18 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu: Deutschland ist mit 1,7 Billionen Euro verschuldet und zahlt hierfür rund 36,7 Milliarden Zinsen pro Jahr.

Die europäischen Rettungspakete kommen also weder der griechischen Wirtschaft noch der griechischen Bevölkerung zugute. Stattdessen werden mit den Milliardenbeträgen die Großbanken gefüttert, die durch ihre Spekulationen und Geschäftspraktiken einen erheblichen Anteil an den Ursachen der griechischen Schuldenkrise tragen, und die sich bereits jetzt auf die lukrativen Schuldenkrisen der nächsten Euroländer vorbereiten.

Zorn, Empörung und Solidarität

An die Bewilligung der bereits gewährten und künftigen Finanzhilfen an Griechenland werden harte Bedingungen geknüpft. Die griechische Regierung ist aufgefordert, einen extremen Sparkurs durchzusetzen. Löhne und Gehälter sollen weiter gekürzt, Renten eingefroren und soziale Leistungen noch drastischer reduziert werden.

Gleichzeitig müssen, dem neoliberalen Kurs der EU und der Vorgaben des IWF folgend, Unternehmen der Daseinsfürsorge, also vor allem Wasser-, Strom- und Kommunikationsunternehmen, privatisiert werden. Häfen, Flughäfen und auch historischer Kulturbesitz sollen an private Konzerne verhökert werden. Selbst über den Verkauf griechischer Inseln an Investoren aus dem Ausland wird bereits diskutiert.

Alle geforderten Maßnahmen gehen eindeutig zu Lasten der einfachen Bevölkerung. Die Menschen wissen, dass sie die aktuelle Misere internationalen Spekulanten, europäischen Großbanken und nicht zuletzt ihrer eigenen, korrupten Regierung zu verdanken haben und gehen seit Monaten zu Tausenden auf die Straße, um gegen Kürzungen und Sozialabbau zu demonstrieren.

Während die kürzlich in Spanien entstandene Protestbewegung sich in ganz Europa großer Solidarität erfreut, wird der Kampf der griechischen Bevölkerung weitgehend ignoriert. Eine breite Solidarität mit den notleidenden Griechen scheitert am zuvor fest verankerten Bild vom faulen Volk, das sich seinen Wohlstand weiterhin auf Kosten der europäischen Steuerzahler sichern will.

Die maßgeblichen Akteure des europäischen Finanzzirkus verfolgen hierbei nur ein einziges Ziel: Griechenland wirtschaftlich so lange am Leben zu erhalten wie Hilfsprogramme und Rettungspakete missbraucht werden können, um immense Renditen zu finanzieren und hochverzinste Staatsanleihen zu besichern.

Sobald diese Option ausgeschöpft ist, dürften die EU, der IWF, die europäischen Großbanken und die Chefs der vermögenden europäischen Staaten Griechenland fallen lassen und sich von der ursprünglichen Wiege Europas und der Heimat der Demokratie abwenden.

Eines sollte dabei allerdings nicht außer Acht gelassen werden: Die griechische Bevölkerung ist nicht nur empört, zornig und aufgebracht. Wie sich zeigt, ist sie auch mutig, solidarisch und wehrhaft.

Während sich andere europäische Protestbewegungen mit friedlichen Kundgebungen, Sitzblockaden und zaghaften Forderungen zufrieden geben, bricht in Griechenland eine massive Revolution der Unterdrückten und Notleidenden gegen die Mächtigen und Korrupten aus. Schon jetzt gehören Straßenschlachten, Brandsätze und offene Kämpfe zwischen Polizei und Bürgern zum Straßenbild in Athen und anderen Städten.

Diese Bewegung verdient Aufmerksamkeit und Solidarität. Denn in Griechenland kämpfen Menschen entschieden für europäische Ideale: Für Freiheit, für Gerechtigkeit, für Solidarität und für Demokratie.


Zum Thema:

– Den Euro retten? Als gäbe es keine dringenderen Probleme…

– Ein Pakt gegen den Pakt – Neoliberaler Affront der EU bringt Spanier erneut auf die Barrikaden

– Empört euch!

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38 Kommentare zu "Griechenland im Ausverkauf"

  1. Mal wieder ein grandioser Beitrag aus deiner Feder, Jacob….was die Finanzlogik angeht unterliegst du allerdings einem kleinen, aber feinen Trugschluss: Die Gelder der “Hilfs”-Pakete decken nicht die Zinszahlungen ab sondern sie werden zur Tilgung alter Anleihen verwendet. Das ganze ist als zirkulierendes Kreislaufsystem zu verstehen. Es ist nicht so, dass Staaten ständig neue Schulden auftürmen und an den Zinsen ersticken, es ist vielmehr so, dass Staaten ständig mit neuen Krediten alte ablösen. Auch hierfür (sowie für andere Ausgaben) werden natürlich auch neue Anleihen herausgegeben. Den Zins müssen die Volkswirtschaften letztendlich allerdings selbst aufbringen, sprich dem eigenen Haushalt entziehen. Genau dies sehen wir hier. Griechenland ist hoffnungslos überschuldet, die Bevölkerung hat dies erkannt und verweigert sich der weiteren Teilnahme an diesem Schneeballsystem. Die Spanier ebenfalls. Das System als solches ist damit erledigt.

  2. Maritta Efthimiadis sagt:

    Hallo, Jacob Jung,
    ich freue mich, dass Sie die Dinge als das benennen, was sie wirklich sind.
    Als Deutsche, die seit nun fast 12 Jahren in Griechenland lebt – anfangs auf dem Peloponnes, seit fast 2 Jahren in Nordgriechenland – habe ich quasi in erster Reihe miterleben dürfen, wie dieses Land mitsamt seinen Bewohnern systematisch ruiniert wurde. Das natürlich nicht erst in den vergangenen Jahren, aber seit den verheerenden Bränden im Jahr 2007 nahmen die verbalen, politischen und wirtschaftlichen Hiobsbotschaften kein Ende mehr.
    Faule Menschen gibt es hier nicht mehr und nicht weniger als überall auf dem Planeten, doch kaum jemand hier ist das für längere Zeit, da das Arbeitslosengeld minimal ist und nur für 12 Monate bewilligt wird.
    Mietzuschüsse existieren hier nicht, wer nicht mehr zahlen kann, kann einfach nicht mehr zahlen – Ende.
    Arbeitsvermittlungen? Ein echtes Fremdwort, das meines Wissens auf griechisch gar nicht übersetzbar ist, weil es sowas schlicht nicht gibt.
    Und wer noch den Mut hat, sich selbstständig zu machen, der muss teure Kredite dabei in Kauf nehmen und beten, denn zum Einkaufen haben wir nicht mehr genug Geld. Dann ist da noch die Krankenkasse für Gewerbetreibende, die zwar sündhaft teuer ist, jedoch kaum Leistungen erbringt. Dazu kommt noch, dass es kaum Ärzte gibt, die mit ihr zusammenarbeiten.
    Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass man sich hier bald schon keinen gebrochenen Fuß mehr leisten kann, denn das meiste der Behandlung zahlt man aus der eigenen Tasche – zumindest als Selbstständiger.
    Dennoch lebe ich lieber hier als in Deutschland, auch wenn sich das schizophren anhören muss.
    Ich liebe die Menschen, das Land, das Gemeinsame – ich habe heute Tomaten aus meinem Garten gepflückt und bringe meinen Nachbarn was davon, weil es für uns zu viele sind. Ja, und sie haben Feta oder Obst für uns, die ihnen zu viel sind.
    DAS ist es, was ich hier liebe.
    Und ich sage “Hut ab” vor den Menschen hier, die erkannt zu haben scheinen, dass sie seit Jahren zum Narren gehalten werden und nun als fast schon homogene Gruppe dabei bleiben, dass sie als Volk NICHT für die Korruption, Veruntreuungen und den allgemeinen Schlenderian aufzukommen gedenken.
    Schließlich muss es ja auch nicht unbedingt sein, dass weiterhin Kriegsgeräte bestellt werden von einem Staat, der so verschuldet ist, dass man schon daran denkt, den Bürgern ihr Land unter dem Hintern weg zu verhökern.

    Mit Grüßen aus dem noch immer wunderschönen Griechenland und Dank für Ihren offenichtlich gut recherchierten Bericht,

    Maritta Efthimiadis

    • Jacob Jung sagt:

      Liebe Maritta,
      danke für den freundlichen Kommentar. Ich habe selber auch für einige Jahre in Griechenland gelebt und kann das, was Sie sagen, nur bestätigen. Meine Verbundenheit mit Land und Leuten ist der Motor meiner Wut darüber, wie in ganz Europa das Märchen vom faulen Griechen gepflegt wird, der auf Kosten der europäischen Steuerzahler in anstrengungslosem Wohlstand lebt.

      Hier werden Gruppen, die unter identischen Umständen leiden, gegeneinander ausgespielt, mit dem Ergebnis, dass den Menschen in Griechenland die Solidarität entzogen wird. Spekulationen, Misswirtschaft und Korruption werden der breiten Bevölkerung in die Schuhe geschoben. Zahlungsströme, die an den Menschen vorbei direkt in die verursachenden Banken, Investmentgesellschaften und vermögenden Regierungen geleitet werden, stellen sich als gönnerhafte Hilfe dar, für die im Gegenzug Sozialabbau, Privatisierung und Entdemokratisierung gefordert wird.

      Als “Kennerin” vor Ort wissen Sie, was ich mit Mut, Solidarität und Wehrhaftigkeit der Griechen meine. Wir sehen dort einem heißen Sommer entgegen.

      Jacob Jung

  3. Steuerzahler sagt:

    Heir geht es aber extrem einseitig zu. Griechenlandf hat seit vielen Jahren weniger erwirtschaftet als es verbraucht hat. Jetzt ist eben Schluss. Griechenland sollte kein Geld mehr zugeführt bekommen und aus dem Euro ausgeschlossen werden. Natürlich kann jeder in Grienchenland bleiben und leben oder sein Glück woanders suchen, aber nicht auf Kosten von Subventionen. Viele Griechen haben dies ja auch inzwischen erkannt. Wer glaubt, die Demonstarnten seinen im Recht, kann wohl erwirtschften und konsumieren nicht unterscheiden. Griechenland selbst betrügt sich doch permanent selbst Das korrupte System Griechenland hat ausgedient und muss notfalls zu einer Grunderneuerung durch Verweigerung weiterer finanzieller Hilfen gezwungen werden.
    Butterpreise.

    Sollte die Butter tatsächlich so teuer sein, empfehle ich dem Schreiber, einen LKW Butter aus Deutschalnd nach Griechenland zu überführen und die Butter für 2,50 € zu verkaufen. Herr Jung macht sich lächerlich

    • Jacob Jung sagt:

      @Steuerzahler

      An der unterstellten Einseitigkeit hat sich durch Ihren Beitrag allerdings nichts geändert, da Sie hier nichts anderes tun, als die bereits genannten Vorurteile und Beschuldigungen gegenüber den Menschen in Griechenland zu wiederholen und damit zeigen, dass Sie dem Märchenkonstrukt der Finanzwirtschaft selber auf den Leim gegangen sind.

      Statt das Beispiel des Butterpreises (Hier handelt es sich um das Ergebnis einer Recherche des TV-Magazins Monitor) herauszugreifen und der Lächerlichkeit preiszugeben, sollten Sie sich lieber einmal mit dem Sinken von ohnehin niedrigen Löhnen und Renten in Griechenland, mit der Anhebung der Mehrwertsteuer auf 23 Prozent, auf die Senkung des Steuerfreibetrages um 50 Prozent, auf den allgemeinen Sozialabbau und auf die steigenden Lebenshaltungskosten in Griechenland konzentrieren. So würde sich auch für Sie der Blick darauf eröffnen, dass hier Menschen für eine Struktur bestraft werden, die sie weder verursacht haben noch deren Nutznießer sie sind.

      Jacob Jung

    • Katerina Zafeiri sagt:

      Sehr geehrter Steuerzahler,

      und Sie sind genau die Art von Typ Mensch, die nicht über den Tellerrand schauen will und schauen kann. Seit wann lassen sich Menschen im deutschen Staat Meinungen vorfertigen. Ich will ihr “extrem einseitig” aufgreifen. Das was seit über einem Jahr in unseren Medien passiert ist extrem einseitig, dagegen wirkt dieser Kommentar schon fast exotisch. Aber man muss auch sagen, dass unsere derzeitige Regierung das wirklich geschickt macht, der Lobbyismus lebe hoch. Schüren wir doch den Hass und die Wut gegen den kleinen Mann in Griechenland, sodass wir hinter den Kulissen unsere Strippen ziehen können.
      Wir befinden uns in einer Schmierenkomödie und spielen einfach unsere Rolle. Die Menschen in Griechenland demonstrieren, was man von uns ja nicht behaupten kann. Wir nörgeln nur und können nur mit dem Finger auf andere zeigen.
      Ich kann aber auch verstehen, dass man sagt, dass das was die Banken und die korrupte Regierung verursacht haben, nicht vom Steuerzahler getragen werden soll. Ich frage mich, wo ist das ganze Geld geblieben ist?
      Die Verantwortlichen sollen endlich zur Rechenschaft gezogen werden und genau das ist es was auch die Griechen wollen und DESWEGEN nur deswegen demonstrieren sie.
      Dennoch, was auch wir in dieser Demokratie beweisen sollten ist Solidarität- nicht mit der Regierung- nein mit dem kleinen Mann der sich in Athen hinstellt und protestiert, der protestiert, dass das Geld was aufgenommen wird in Form von Rettungspaketen direkt wieder in unsere Banken zurückfließt. Im Prinzip also finanzieren wir unsere eigenen Banken.
      Und dann lieber Steuerzahler, frage ich Sie, ist wirklich immer alles so wie es scheint? Ziel dieser Antwort ist nicht Sie zu überzeugen, aber ihnen zumindest einmal aufzuzeigen, dass diese Art von Ansichten über das griechische Volk sehr verletzend sind vorallem weil sie nicht der Wahrheit entsprechen.

      Mit freundlichem Gruß

      Katerina ein Mensch der Diaspora

  4. Tobias sagt:

    Die “Grossbanken”, denen die Zinseszahlungen jetzt zu Gute kommen, nehmen dafuer aber auch die Gefahr in Kauf, das geliehene Geld zu verlieren, wenn Griechenland den Staatsbankrokrott erleidet. Ist das nicht etwa fair? Dass Griechenland diese hohen Schulden ueberhaupt aufgenommen hat, kann man wohl kaum den Banken vorwerfen.

  5. Ja…? Ist das denn so? Schau doch mal wo die Kredite mittlerweile genau liegen…Diese Frage kannst du dir selbst beantworten, wenn du dir anschaust wer mittlerweile die griechischen Anleihen zu einem Großteil hält. Axel Weiperts Artikel ist hierfür ein guter Einstieg: http://www.dasdossier.de/magazin/wirtschaft/industrie-handel/wege-aus-der-europaeischen-krise

    …und dann einfach mal selbst weiterforschen ;-)

  6. Eric B. sagt:

    Gute Analyse. Man kann nur hoffen, dass sie auch einige Besserwisser lesen, die in der Griechenland-Krise die Chance auf eine neue, bessere EU erkennen wollen. In Brüssel und Berlin gibt es einfach nicht genügend gewichtige (und weitsichtige) Akteure, die eine neue Politik formulieren und durchsetzen könnten. Bleibt allenfalls die Hoffnung, dass sich Merkel & Co. unter dem Druck der Krise (und der Märkte) in die „richtige“ Richtung bewegen…. mehr auf lostineurope.posterous.com

  7. C.S. - Staatsfeind Nr.1 sagt:

    Es ist sehr interessant wie sich doch die Meinungen hier splitten..
    Das was die Menschen in Griechenland erleben könnte Deutschland ebenso ereilen. Allgemein war es eine riesen – große Dummheit den Euro einzuführen und das bis dato stabile Wirtschaftssystem Deutschlands zu schwächen.
    Weiß Gott ich bin eigentlich garnicht politisch versiert denn die Verstrickungen des Systems würden mich womoglich zur Weißglut bringen oder in den Wahnsinn treiben oder beides.
    Sicher, von einigen ‘Standards’ und der ‘Grundversorgung’ her betrachtet geht es uns in Deutschland weitaus besser als den Griechen, doch ist es nicht dringlich an der Zeit das auch die Bevölkerung Deutschlands ihre Augen öffnet um zu begreifen wie abhängig jeder einzelne vom System ist, wie sehr wir alle manipuliert, verarscht und ausgebeutet werden, teilweise ‘klein’ gehalten werden damit wir auch schön artig ‘Systemprofitabel’ funktionieren ( das dank den Pharmakonzernen möglichst lange) um bis zum ‘zarten’ Alter von 67 Jahren unserer ‘Systempflicht’ nachzugehen & falls wir uns nicht schon vorher kaputt gearbeitet haben, dürfen wir, ohne eine vernünftige Rente, unseren Lebensabend in vollen Zügen geniessen. Der im Interesse unseres lieben Wirtschaftssystems dann aber auch bitte nicht mehr allzulang andauern dürfte.
    In diesem Sinne : Leute werdet wach! Befreit euch aus der Abhängigkeit! Wir können doch nicht einfach immer alles mit uns machen lassen! Ich will die D-Mark zurück! Ich will ein Mitbestimmungsrecht der Bevölkerung! Ich will das die Deutschen Bürger aufstehen, dem Staat mit einem Schlachtruf in gewaltigem Ausmaß den Kampf ansagen! Wer nicht kämpft hat schon verloren!
    BEAT THE SYSTEM!! & wir werden zum STAATSFEIND NR.1!

  8. Joe sagt:

    @Tobias: Das Gegenteil ist der Fall. Natürlich haben die Banken ein Risiko das ihre Leistungen ausfallen. Deshalb verlangen sie ja auch höhere Zinsen. De facto ist die Ausfallwahscheinlichkeit dank der EU Hilfen aber gleich Null. Die Zinsen steigen aber trotzdem weiter. Was meinen sie warum sich die Banken so vehement für weitere Griechenland Hilfen einsetzen? Das ganze ist ein perfides Spiel um die Banken zu bereichern und gleichzeitig eine knallharte neoliberale Linie zu fahren, wie oben ihm Artikel bereits angesprochen. Und wenn die Banken dann doch kalte Füße bekommen(weil sich jetzt doch ein teilweise Zahlungsaufall abzeichnet) stoßen sie ihre Anleihen fast zum Nennwert(weit höher als der “reale” Wert) einfach an die EZB ab. Die EZB gilt mittlerweile als größe Bad Bank Europas, das Risiko wird so also einmal mehr auf den Steuerzahler übertragen.

    Desweiteren muss ich aber auf einen kleinen inhaltlichen Fehler hinweisen: Die derzeitig hohen Zinsen spielen für Giechenland nur eine untergeordnete Rolle, da es seit Mai 2010 keine Schulden am Kapitalmarkt mehr aufnimmt. Das ganze Spielchen dreht sich nur um die Staatsanleihen welche vor dem Mai 2010 aufgenommen worden sind, danach kamen die EU Hilfen.

  9. Michael Ortmann sagt:

    Danke fuer einen leidenschaftlichen und guten Beitrag, leider gibt es viel zuwenige davon. Wenn man (als halber Grieche) jahrelang die berechtigte Kritik an den politischen Zustaenden dort geteilt und vehement verteidigt hat, ist man doppelt so angewidert von der Kampagne die gegen ein Land losgetreten wird, das ohnehin am Boden liegt.

    Wenn man dann auch, so wie ich, die Auswirkungen in der eigenen Familie vorgefuehrt bekommt dann steigt der Zorn und die Verzweiflung ins unermessliche – fast woechentlich hoere ich von einem anderen Freund oder Verwandten der seine Arbeit verloren hat, in unbezahlten Urlaub geschickt wird, seine Wohnung verliert etc.; und fragen sie nicht wie meine Eltern (trotz deutscher Rente!) ueber die Runden kommen wuerden wenn ich nicht Geld schicken und meine restliche Familie ihnen aushelfen wuerde wo es nur geht (obwohl sie selber fast nichts mehr haben).

    @ Steuerzahler: Lesen Sie mal das hier: http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/110619_RLS_Pleite-Griechen%202011.pdf
    Aber ich fuerchte, das Ihre vorgefasste Meinung nichts erschuettern wird – ist ja auch viel zu bequem sich im Recht und ueberlegen zu fuehlen und dann mit fest verschlossenen Augen im Dunkeln zu sitzen und zu hoffen das der sich zusammenbrauende Sturm einen verschont, gelle?

  10. Maritta Efthimiadis sagt:

    Wenn ich die Kommentare hier lese, dann empfinde ich ein angenehmes Gefühl der Hoffnung, ich freue mich ehrlich darüber, dass ihr alle – zumindest die meisten von euch (und ich erlaube mir nun einfach das vertrauliche “du”) – nicht einfach das bereits vorgekaute und vorverdaute politische Essen runterschluckt. Es zeigt, dass nicht alle Menschen ihren Kopf nur dafür haben, dass sie einen Hut tragen können, sondern das benutzen, was sich darinnen befindet.

    Liebe/r Herr/Frau Steuerzahler, wir sitzen über kurz oder lang alle in ein und demselben Boot, wobei wir uns hier in Hellas das Recht nehmen, dieses Boot als Sklavengaleere zu bezeichnen. Wenn Sie wünschen, kann ich Ihnen ja schon mal einen Platz freihalten, wenn auch in mir die große Hoffnung lebt, dass sich die VÖLKER (und ich spreche hier in erster Linie von MENSCHEN, also weder von Wählern noch von Steuerzahlern) endlich darauf besinnen, wer sie sind und wofür sie eigentlich durch dieses Erdental latschen.
    Ich für meinen Teil lebe NICHT dafür, zu arbeiten um immer mehr konsumieren zu können und immer mehr Steuern zahlen zu müssen. Ich lebe NICHT dafür, mich von diversen Medien gegen meine Mitmenschen auf der ganzen Welt aufwiegeln zu lassen. “Einigkeit macht stark”, sagt man – was denken Sie, warum so sehr auf dem Ausdruck “faule Griechen” herumgeritten wird?
    Es ist weder der kleine Grieche, der diese Situation hier geschaffen hat, nur weil er ein paar Drachmen am Finanzamt vorbeigeschleust hat (auch in Good Old Germany nutzte und nutzt man jede Möglichkeit, ein paar Steuern einzusparen, oder etwa nicht?!), noch derjenige, der nach einem mehr oder weniger arbeitsreichen Leben meint, mit unter 60 in Rente gehen zu können. Und ebenso wenig bezahlt der deutsche Steuerzahler für die sogenannten Griechenland-Hilfen, die uns hier komplett in den Abgrund führen werden.
    Aber den MENSCHEN das alles zu suggerieren, schafft ein für allemal ein schlechtes Klima zwischen den MENSCHEN dieser sogenannten Europäischen Union, von der weder ihr in Deutschland noch wir in Hellas etwas hatten oder je haben werden – es sind nur wenige, die von diesem Wahnsinnsprojekt und der “gemeinsamen Währung” profitiert haben, und das sind mit Sicherheit dieselben, die jetzt auch von der sogenannten “Krise” profitieren.

    WENN wir schon eine Union haben, dann sollte es nicht nur eine Wirtschaftsunion sein, was ohnehin nur ein irreführendes Wort für “Ein paar stoßen sich gesund dabei” ist, sondern eine Union von MENSCHEN!

    Ob Griechen, Deutsche, Briten, Spanier, ….. , wir sollten uns alle bewusst werden, dass wir keine Wähler, Steuerzahler, Konsumenten, Bankkunden, Verbraucher, usw. sind, sondern MENSCHEN, die einfach nur verschiedene Sprachen sprechen.
    Unter unseren Klamotten sind wir alle gleich und kämpfen alle mit denselben Problemen.
    Schade, dass sich darauf nur diejenigen zu besinnen scheinen, die gerade jetzt absahnen – auf unser ALLER Kosten.

    Mit Grüßen aus Ellada,
    Maritta

  11. Pewi sagt:

    Dieser Artikel sollte eine breite Öffentlichkeit finden. Es kann doch nicht angehen, dass die Menschen sich wieder darauf besinnen, dass sie irgendwo ein kleines Feld haben. Es kann nicht sein, dass sie es zum Überleben brauchen.

  12. Bettyabo sagt:

    Hallo Jakob, und alle Anderen.
    Die Beiträge und Kommentare sind sehr treffend, soweit ich beurteilen kann, in kultureller Hinsicht (bei der Fianzpolitik verstehe ich nur Bahnhof). Leider haben wir hier in Griechenland die Übersicht völlig verloren. Man stellt die Nachrichten möglichst ab, denn es ist einfach zu viel was man nicht mehr versteht in diesem News-Tsunami. Die vorigen Kommentare hier erklären wie es in den Haushalten aussieht. Die Analogie stimmt schon lange nicht mehr zwischen Einkommen und notwendigen Ausgaben. Im Jahr 2005 habe ich den Buchhalter gefragt, was denn eine dipl. Kosmetikerin nach EU-Gesetz verdienen soll. € 940,00, hieß es, nachdem er auf einer Liste nachgeschaut hatte. Nach über zehn Anfragen bei SPA Zentren und Salons, war der Fall klar: Der Arbeitgeber zahlt nicht mehr als € 600,00.
    Ich lasse mal weg, was eine Wohnungsmiete, Essen, Strom, Wasser, Versicherungen etc. kosten. Soll einer mal einfach versuchen, mit sechs Monaten Einkommen von € 600,00, ein Jahr lang in Deutschland durchhalten. Dann reden wir mit den Besserwissern weiter. Staatsangestellte haben einen ganz anderen Status hier, und ein Gehalt, was normalerweise jeder mindestens verdienen müsste. RUND UMS JAHR! Wer schuld ist weiß ich immer noch nicht, aber so geht es nicht weiter. Die Kluft zwischen Reichen, Staatsangestellten, und normalen Leutchen ist immernoch zu groß.
    Ich habe das Glück, im Winter in der Schweiz arbeiten zu können. Hoffentlich gingen die paar hundert Euro Arbeitslosengeld an jemanden der tiefer in der Kacke sitzt.

    Lieben Gruss von einer Schweizerin aus Rhodos.

  13. mauzipauzi sagt:

    Toller Artikel!!
    Der Spiegel schreibt Online von “Griechenhilfe”, feiert aber zeitgleich schon die Beerdigung des Euro auf dem Print-Titel. Ist zwar nur ein kleiner Beitrag, aber vielleicht dennoch interessant: http://mauzipauzi.wordpress.com/2011/06/20/griechenhilf/

  14. M.Gatzke sagt:

    Hier wird die Realität beschrieben, wenigstens einige erkennen, was da gespielt wird.
    Fast möchte man sagen:Bürger Europas vereinigt euch gegen die Brüsseler Machenschaften.
    Griechenland, kann man nicht retten, gerettet werden nur die Banken. wenn die ihren Reibach gemacht haben, dann ist Sense.
    -Das Volk -die Bürger Europas -wir sitzen doch letzlich alle in einem Boot. ein Boot, das für alle zu sinken beginnt, es ist voller Löcher, das Wasser steigt unaufhaltsam.
    Wer hat uns alle ruiniert?
    Heute sind es nur die Piggs, morgen ist es der Rest, auch Deutschland. Wir kommen alle noch dran.
    Die Regenten des Euro- der Finanzwelt, haben den Hals noch nicht voll, sie kassieren uns alle, einen nach dem anderen.
    Deshalb wird der Euro nicht mehr lange bestehen. Er geht unter. Die Schulden sind niemals bezahlbar- und zwar von allen, auch die von Deutschland nicht .
    Machen wir uns auf das Unvermeidliche gefasst, sorgen wir vor, rette sich wer kann.
    Es wird kommen- die geldvernichtung- egal in welcher Form- ob Schuldenschnitt oder sonst was, kommt alles auf das Gleiche raus- wir werden alle geschoren. Die Banken , der Staat, die Konzerne , die Regierungen , alle sind unersättlich.
    Der Dumme ist der Normalbürger. Er zahlt die Zeche .Er wird um seine Ersparnisse betrogen, wenn er sie noch nicht umgewandelt hat in sichere Werte.
    Jede Generation wurde bis heute immer abkassiert durch Währungsfeformen und um ihr Erspartes betrogen. Unsere Eltern und Großeltern können davon berichten. Uns blüht es ebenfalls.

  15. Ich les diese Diskussion hier mit wachsender Fassungslosigkeit.
    Also es interessiert ausserhalb Griechenlands niemanden, ob sich irgendwelche griechischen Machos (inklusive ihres Anhangs) von Deutschland “beleidigt” fühlen. Es geht darum, dass es sich die deutsche Gesellschaft schlichtweg nicht leisten kann, so ein System zu finanzieren:

    Denn das künstliche griechische Wirtschaftswunder bestand darin, auf Pump einen verfetteten Staatssektor zu finanzieren, ohne das Steuerparadies für die Begüterten abzuschaffen.

    (Nachdenkzeiten zitiert nach taz)
    Würde Deutschland da weiter Lokalrunden schmeissen, verliert Deutschland selbst seine günstigen Kredit-Ratings und wird wesentlich höhere Zinsen für neue Staatsanleihen bezahlen müssen.

  16. Maritta Efthimiadis sagt:

    Guten Morgen,
    und Grüße an Bettyabo – halt durch, wir packen das schon und es kommen sicher wieder bessere Zeiten :-)

    Ich möchte allen hier das von Michael Ortmann empfohlene PDF empfehlen (Post vom 20. Juni 2011 um 15:03).
    Vielen Dank, Michael, dass Sie das hier reingestellt haben, ich habe mich mit den Verfassern in Verbindung gesetzt und erfahren, dass gerade an der griechischen Übersetzung gearbeitet wird. Daran bin ich deshalb interessiert, weil ich es hier verbreiten kann und vielleicht endlich der griechische Irrglauben beendet werden kann, die BILD-.Zeitung sei ein ernst zu nehmendes und für die Meinung der Deutschen repräsentatives Medium. Da nämlich dieses Blättchen überall verkauft wird, wo es ausländische Zeitungen gibt, sind die Griechen genau davon überzeugt.

    Lieber Jacob Jung, mit Ihrem Satz
    “… Hier werden Gruppen, die unter identischen Umständen leiden, gegeneinander ausgespielt, mit dem Ergebnis, dass den Menschen in Griechenland die Solidarität entzogen wird. …”
    sprechen Sie mir aus dem Herzen, und dieses gegeneinander Aufhetzen der Menschen, die in den verschiedenen Ländern der EU leben, sollte von uns allen als ganz bösartiges Mittel zum Zweck derjenigen erkannt werden, denen es zum Vorteil gereichen wird. Danke Ihnen nochmal für Ihren Artikel.

    In dem Artikel in le bohémien “10 Strategien der Manipulation” wird Noam Chomskys Theorie über die Manipulation der Massen zitiert. Wer den 6. und den 7. Punkt genau und aufmerksam liest, MUSS Parallelen zu dem erkennen, was gerade geschieht und mit Griechenland nicht zu Ende sein wird. Wir hier sind nur der Anfang …

  17. Michael Ortmann sagt:

    @ Lemmy Caution

    Wo kommen denn jetzt die angeblichen griechischen Machos her? Und darum geht es ja gar nicht. Lesen Sie bitte dieses Dokument (lassen Sie sich vom Herausgeber nicht abschrecken, jenseits aller Ideologien sind die Zahlen korrekt und leicht ueberpruefbar). http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/110619_RLS_Pleite-Griechen%202011.pdf

    Niemandem in Griechenland (ausser den ueblichen Parasiten der angeblichen “Leistungselite” die es hier auch gibt) ist an Almosen oder “Lokalrunden” interessiert. Aber Fakt ist nunmal, das in der jetzigen Weltwirtschaft Staaten nur zwei moeglichkeiten bleiben “im Spiel” zu bleiben:

    1: Sozialabbau und dauernde “Leistungssteigerung” und “Verbesserung der Konkurrenzfaehigkeit” auf kosten der eigenen Buerger, der Binnenwirtschaft und des gesellschaftlichen Gleichgewichts, um ueber den Export gigantische Leistungsbilanzdefizite aufzubauen, die nur einer kleinen “Elite” dauerhaft nutzen – so wie Deutschland, China, Suedkorea und Japan es tun.

    oder

    2. Schuldenaufnahme um diese Gueter abzunehmen, da die einheimische Wirtschaft nicht mit diesen Nationen mithalten kann – sei es da man nicht so weit entwickelt ist, zu klein um im eigenen Markt eine Groesse zu erreichen um mit den Haifischen ohne staatlichen Schutz mitzuschwimmen oder schlichtweg von vornherein zu arm war (und nicht von den Amerikanern aufgepaeppelt wurde). Das gilt fuer fast die gesamte restliche Welt, inklusive den USA.

    Insofern bleibt vielen Laendern eben gar nichts anderes uebrig als den Staatssektor kuenstlich aufzublaehen, denn die Alternative sind soziale Unruhen, Massenarbeitslosigkeit, Ueberlastung der sozialen Sicherungssysteme (soweit ueberhaupt vorhanden).

    Nein, der deutsche Buerger kann es sich nicht wirklich leisten andere Staaten aufzupaeppeln. Aber die deutsche (und franzoesische und Niederlaendische etc.) Wirtschaft, und hier besonders die Finanzwirtschaft, die sehr gut profitiert hat, kann es. Stattdessen wird sie allerdings subventionier und das in einer Hoehe gegen die alle “Hilfspakete” und “Rettungsschirme” fuer die europaeischen Nachbarn nur ein Fliegenschiss sind.

    DARUEBER sollte der deutsche Buerger sich berechtigter Weise empoeren! Aber das das nicht passiert, dafuer sorgen die Verantwortlichen und Ihre Erfuellungsgehilfen bei den Medien.

    Wie das funktioniert koennen Sie sogar leicht nachlesen ohne dieses Blog zu verlassen:

    https://le-bohemien.net/2011/02/12/der-mythos-der-freien-presse/

    https://le-bohemien.net/2011/06/16/10-strategien-die-gesellschaft-zu-manipulieren/

    • Lieber Michael,

      ein Land muss genau dann default gehen, wenn es seinen Schuldendienst (Zinszahlungen + Rückzahlung der Kredite zu den vereinbarten Terminen). Deutschland, Italien und Japan können das (noch) leisten. Griechenland ist dafür dagegen auf staatlich subventionierte Kredite von Deutschland, Frankreich, der Slowakei, etc. angewiesen.
      Griechenland besitzt nun 2 Möglichkeiten:
      a) Griechenland akzeptiert die Bedingungen der Geber subventionierter Kredite oder
      b) Griechenland zahlt wie etwa Argentinien ab 2003 einfach nicht mehr die vollen Beträge.
      Mit der Lösung b) würden die Spekulanten auf den ach so diabolischen “Finanzmärkten” bestraft.

      Griechenland könnte die Krise nutzen, um die Staatsfinanzen wieder auf gesunde Füße zu stellen. Dies ist möglich mit geringeren Ausgaben ODER höheren Einnahmen. Warum führt Griechenland keine Sonderabgaben für die Reichen ein, zu denen auch viele Staatsbedienstete gehöhren? Warum soll der deutsche Steuerzahler dafür zahlen?

      Auch in anderen nicht-europäischen Staaten kam es in den letzten 20 Jahren immer wieder zu Verschuldungskrisen. Diesen südamerikanischen, afrikanischen und asiatischen Ländern wurde nicht mit deutschen Steuergeldern geholfen. Sie konnten selbst ihren Staatshaushalt wieder in Ordnung bringen. Beispiele solcher Länder sind neben Chile auch lange von linken Regierungen geleiteten Staaten wie Brasilien und Argentinien.

      Völlig demagogisch wird das pdf auf Seite 6 von 24. Die Renditen sind gestiegen, weil die KURSE der Schuldpapiere drastisch gefallen sind. Die Halter der Schuldenpapiere bevor der Zustand der griechischen Staatsfinanzen bekannt wurde, haben also massiv verloren.

      Niemand sagt, dass die Griechen “faul” sind. Das Problem ist, dass ein paar sehr reicher Griechen kaum Steuern zahlen und die Kredite nicht für Investitionen nutzen, sondern sie konsumieren. Der große Rest muss natürlich kräftig arbeiten, ohne dafür entsprechend bezahlt zu werden. Niemand behauptet das mit dem “faul”.
      Lehrer verdienen in Griechenland deshalb 40% weniger, weil man in diesem System keine gut ausgebildeten Leute benötigt. Ein paar Reiche konsumieren die Kredite von Investoren ein, in moderne Fertigung wird nicht investiert. Der Rest muss sich mit einfachen Arbeiten irgendwie durchschlagen. Warum soll ein solches System weiter von uns finanziert werden?

      Auf die Dauer KÖNNEN REGIERUNGEN NICHT STÄNDIG MEHR AUSGEBEN ALS SIE EINNEHMEN. Ab einem gewissen Punkt kann der Staat den Schuldendienst dann nicht mehr leisten. Lateinamerikanische Staaten mußten dies in den 80ern und 90ern lernen. Und viele haben das gelernt. Wenn Deutschland nun Griechenland großzügig aus der Patsche hilft, verschiebt sich die Verschuldungskrise nur nach Deutschland. Selbstverständlich hat eine Stiftung der SED-Nachfolgepartei Interesse an wirtschaftlichen Chaos in Deutschland. Sie hoffen, dass sie so an den Wahlurnen auch in produktiven deutschen Bundesländern genug Verzweifelte Wähler finden können, um wieder an die “guten, alten Zeiten” ihrer Diktatur anknüpfen zu können.

      Völlig abwegig ist der Verweis auf Irland auf Seite 10 von 24. Irland ähnelt ein wenig Chile unter Pin8 in der lateinamerikanischen Verschuldungskrise. Beide Länder hatten einen ausgeglichenen Haushalt in den Jahren vor der Krise. Das Problem war ein völlig unterregulierter Bankensektor, der massiv gestützt werden musste, um das Ausgreifen der Krise auf den Produktivsektor ein wenig einzudämmen.

      Und so weiter und so weiter.

      Fazit: Die Rosa Luxemburg Stiftung sollte sich auf Felder konzentrieren, von denen sie etwas versteht. Also nicht über aktuelle Wirtschaftspolitische Themen schreiben, sondern vielleicht eher über die vielgestaltige Entwicklung der marxistischen Theorien ;-)

  18. hatzis oana sagt:

    @ Steuerzahler, bitte mehr denken als heulen, den gibt es nicht schlimmeres über Menschen zu beurteilen die man nicht kennt. Ich bin selber seit 13 Jahren mit ein Griechen verheiratet, einer der hier seine Steuern zahlt, vielleicht mehr als Andere. Seine Familie hat und das seit über 20Jahren, hier in Deutschland eine Firma und beschäftigt mehr als 40 Arbeiter, er arbeitet selber mehr als 12 Stunde am Tag und ich kann nicht bei uns über Reichtum reden, den das was wir an den deutschen Staat zahlen last uns nicht reich werden. Ich selbst bin Rumänin und lebe hier seit 20 Jahren, möchte ihnen aber nicht erzählen was Korruption ist, den ich kenne nicht korruptes als die rumänischen Beamten. Aber das, Herrn Steuerzahler hat mit dem Volk die dort lebt und ausgebeutet wird nichts am Hut. Die Griechen sind ein fleißiges Volk und waren mal das Wahrzeichen Europas, sie haben uns Politik und Demokratie beigebracht. Wollen wir nicht drüber reden wer überhaupt die Griechen in einen solche Situation gebracht hat, sind die wirklich allein schuld an ihre eigene Misere oder haben “Anderen” auch mit geholfen. Ich will nicht weiter Polemisieren, den nach dem ich ein Paar Beiträge las, habe ein bitteren Geschmack gekriegt.

    • Deutsche Steuerzahler heulen nicht. Sie wollen halt nur nicht, dass ihr Geld für die Finanzierung eines ziemlich korrupten, unproduktiven und sozial ungerechten Geld verwendet wird.
      Die Probleme der Korruption und Ungerechtigkeit in Griechenland oderRumänien kann und soll nicht von Deutschland gelöst werden, sondern von den entsprechenden Gesellschaften selbst. Auch wenn auf dem Gebiet des heutigen Griechenlands vor 2500 Jahre mal ein paar Philosophen rumgelaufen sind, enthebt das nicht von der Aufgabe, eine Ordnung in ihr Staatswesen zu bringen, die verhindert, dass man plötzlich mit unbezahlbaren Schulden darstellt. Nicht besonders zielführend, sich in der Ehre verletzt zu fühlen, wenn die Deutschen, Slowaken, Niederländer, Belgier, Franzosen, etc. die Bereitstellung von subventionierten Krediten an gewisse Bedingungen knüpfen. Griechenland muss das Angebot nicht annehmen. Man könnte auch einfach die Schulden nicht mehr bezahlen…
      Du, hatsis, machst mit deinem Beitrag nur deutlich, dass ein sozial progressives System eigentlich nicht deinen Vorstellung der Organisation einer Gesellschaft entspricht. Oder wie sonst soll ich die Aussage “ich kann nicht bei uns über Reichtum reden, den das was wir an den deutschen Staat zahlen last uns nicht reich werden” verstehen?

  19. hatzis oana sagt:

    @ Lemmy Caution,

    zunächst möchte ich mal festhalten das ich an “Steuerzahler” geschrieben habe. Wenn Sie sich dann angesprochen fühlen soll es mir recht sein.
    Das Problem der Korruption betrifft ja nicht nur diese Länder sie ist leider auf der ganzen Welt ein leidiges Übel (auch in Deutschland). Das Problem Ihrer Kommentare ist ganz klar, Polemik auf schönstem Bild Niveau, das wollte ich Ihnen Sagen, denn mit solchen Leute will und möchte ich NICHT “Diskutieren”, da ist mir meine Freizeit viel zu Schade für.
    Leider sieht man an Leuten wie Ihnen das manche vergessen wie gut es uns allen eigentlich geht und vor allem was es heißt EUROPÄER zu sein. Sie sind auf jeden Fall noch nicht “Reif” dafür.
    Wenn ich so Denke wie sie, müsste ich mir eigentlich die Frage stellen WIESO soll ich Ostdeutschland immer noch finanziel unterstützen????????
    Was ich natürlich gerne mache und es das “Europäische Problem” eigentlich sehr gut beschreibt, die Europäer müssen ein Vereintes Europa werden und vor allem sollten wir Europäer aus der Krise doch Lernen, das man GESCHLOSSEN gegen Spekulanten des Euro vorgehen muss und eben NICHT wie es bei dieser Krise Passiert, eigentlich hätte man es ja wissen sollen, siehe damals denn Pfund, das war ja auch mit ein Grund zur Einführung des Euro sich vor Spekulanten zu Schützen

    Gruß Oana

    P.S.: Bitte unterrichten Sie sich Umfangreich über eine Thematik, wenn Sie schon der Meinung sind Ihre “Kompetenz” unter Beweis stellen zu müssen.
    P.P.S.: zu Ihrer etwas Provokanten Frage am Schluss, erstens war das NICHT damit gemeint und zweitens habe ich nichts gegen eine kalte Progression, nur sollten Sie auch nicht vergessen wie sie Funktioniert, wenn Sie schon von denn “Reichen” mehr Steuereinnahmen einfordern. Was ist Gerecht, was ist Sozial, darüber kann man wirklich lange Diskutieren

    • Mein Europäer-Status ist ein wenig fragwürdig, da ich seit kurzen als deutscher Staatsbürger in Chile lebe. Der aktuell letzte Artikel auf diesem blog ist von mir. Möglicherweise bin ich zu sehr sudaca, um ausreichend “Reife” zu besitzen, um noch als Mitglied der europäischen Kultur zu gelten ;-)
      Aus meiner Sicht sind die Spekulanten nicht Ursache sondern vielmehr Symptom des Problems. Die erhöhten Renditen der festverzinslichen Wertpapieren bedeuten ja nichts anderes als fallende Kurse. Die Halter der Schuldpapiere vor der Krise haben auf jeden Fall verloren. Und Griechenland nimmt keine neuen Kredite zu den hohen Renditen auf, da sie subventionierte Kredite aus Deutschland, der Slowakei und anderen Euro-Ländern erhalten.
      Im Gegensatz zu anderen Regionalen Integrationen wie NAFTA, ASEAN oder Mercosur enthält die EU bereits eine Menge Mechanismen, mit denen infrastrukturelle Defizite in weniger entwickelten Mitgliedsstaaten finanziert werden. Auch Ihnen dürften Schilder wie “Diese Straße wird aus Geldern der EU finanziert” aufgefallen sein, falls Sie sich mal in Griechenland aufgehalten haben. Es gibt in der EU keine gemeinsame Wirtschaftsregierung und in den Jahren vor der Krise wurd in allen jetzigen Krisenländern einfach zu viel Schindluder getrieben. Die griechische Gesellschaft hat das einfach nicht ausreichend überwacht. Man hielt es für eine Art griechische Eigenart, dass es mehr Korruption und Betrügereien als anderswo in Europa gibt. Wie soll sich diese Mentalität je ändern, wenn Deutschland, die Slowakei oder andere Euro-Länder dafür die Zeche zahlen? Hier in Chile richtet sich die Wut gegen widerwärtige Betrugsskandale am kleinen Mann gegen die Elite der Gesellschaft. In Griechenland nutzt diese Elite aus meiner Sicht Deutschland oder “die Spekulanten” als Blitzableiter.
      Ich habe in Deutschland übrigens den Höchststeuersatz bezahlt. Dinge wie Gerechtigkeit und Soziales sind aus meiner Sicht keinesfalls Dinge, über die ewig diskutiert werden muss. Ich präferiere eine Gesellschaft mit dem Ziel, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Schichten nicht allzuweit auseinanderfallen zu lassen. PUNKT AUS. Das gelingt in Deutschland deutlich besser als in Griechenland und in Chile.
      Statt sich über Deutschland zu ärgern sollten sich die Griechen vielleicht hinsetzen und sich überlegen, wie man in Zukunft den Staatshaushalt auf gesündere Füße stellt.
      Korruption ist zwar sehr menschlich, aber die Ausprägungen in den unterschiedlichen Gesellschaften ist halt sehr verschieden. Hier in Chile etwa würd ein Polizist von mir bei einem möglicherweise angeblichen Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung nie mit einer Schwarzzahlung kommen. Auf der anderen Seite der Grenze, in Argentinien, wäre das jederzeit möglich. Dafür wurden hier sage und schreibe über 400.000 säumige Konsumenten-Kredite ohne Einverständnis des Schuldners, gegen das Gesetz und zu dessem erheblichen Schaden “repaktiert”. Das wäre wiederum in Argentinien undenkbar. In Griechenland hat sich in der Euro-Phase ein nicht nachhaltiges System gebildet, das dringendst und gründlichst reformiert gehört, bevor da noch weiter gutes Geld dem schlechten Geld hinterhergeworfen wird. Ich find allerdings auch, dass die Europäer proaktiver nach Lösungen suchen sollten, die über ein reines Ausgabensenkungsprogramm hinausgehen. Das würde allerdings ein noch tieferes Hineinregieren von EU-Technokraten nach Griechenland erfordern. Joschka Fischer hat einen solchen Vorschlag gemacht. Es ist aber unerträglich naiv zu glauben, dass die Spekulanten schuld wären. Für mich ist das eine blinde Sündenbockhaltung, die die Probleme nicht hinreichend analysiert und dann bei allem Respekt zu Zuständen wie in Rumänien und Griechenland führt, auch wenn Sie solche Aussagen für polemisch halten. Ein korrupter Beamte hat nämlich immer “gute” Gründe für sein die Gemeinschaft schädigendes Fehlverhalten. Ich hab meine hohen Steuern in Deutschland immer als Ausgleich für die guten Möglichkeiten gesehen, die die deutsche Gesellschaft mir bietet, um Geld zu verdienen.

  20. Maritta Efthimiadis sagt:

    ” … Statt sich über Deutschland zu ärgern sollten sich die Griechen vielleicht hinsetzen und sich überlegen, wie man in Zukunft den Staatshaushalt auf gesündere Füße stellt. … ”

    Ich glaube, Lemmy Caution, dass Sie hier einem Irrtum aufliegen.
    Die Griechen (als Volk!) ärgern sich meines Wissens keineswegs über die Deutschen, außer, dass sie sich über den “Stinkefinger-Beitrag” des Focus und den Vorschlag, die dem griechischen Volk gehörenden Inseln zu verhökern nicht gerade gefreut hatten. Verständlich in meinen Augen, ich hatte mich zunächst auch tierisch aufgeregt über diese polemisch und sarkastisch anmutenden Unsachlichkeiten, bis ich für mich definiert habe, dass hier nur der Versuch gemacht wird, Zwistigkeiten zwischen europäischen Völkern zu schüren – und die Meisten sind ja auch brav in diese Egofalle reingetappt.

    “Die Griechen” ärgern sich, wenn Sie sich bitte erinnern mögen, über den IWF, über die Bankenrettungen auf ihre Kosten, über die Fehlwirtschaft ihrer eigenen Regierungen, über deren Korruption und darüber, dass ihnen im Interesse Weniger die Luft zum Atmen abgedrückt wird.
    Sie ärgern sich darüber, dass der Siemens-Skandal wie Fußspuren am Strand einfach von sanften Wellen weggespült worden ist, während sie selbst immer mehr zur Kasse gebeten werden.
    Sie ärgern sich darüber, dass es ohnehin keine Rolle mehr spielt, wen sie ins Parlament wählen, da sich jeder Volksvertreter über kurz oder lang nur seine eigenen Taschen füllen möchte.
    Sie ärgern sich darüber, dass im Piräus Jachten parken, für die die reichen Eigentümer kaum Steuern bezahlen müssen, da sie ausländische Fahnen gehisst haben, um sich die hohen, griechischen Steuern zu sparen und die niedrigeren Steuersätze z.B. nach England abführen.
    Sie ärgern sich darüber, dass es tausende von Villen gibt, die hübsche Plantschbecken im Garten haben, deren Eigentümer jedoch so gute politische Beziehungen haben, dass sie nur mit den Steuersätzen für alte Steinhäuser belegt werden.
    UND SIE ÄRGERN SICH DARÜBER, DASS SIE NICHTS, ABER AUCH GAR NICHT GEGEN DAS UND NOCH MEHR TUN KÖNNEN, AUSSER TAG UND NACHT DAGEGEN ZU DEMONSTRIEREN, WÄHREND DIE STEUERN FÜR DEN NORMALBÜRGER IMMER MEHR ERHÖHT, UND DIE LEBENSMITTEL- UND BENZINPREISE IN SCHWINDELNDE HÖHEN GETRIEBEN WERDEN, WÄHREND DIE OHNEHIN NIEDRIGEN EINKOMMEN SINKEN.

    Ich sehe einen großen Unterschied zwischen denjenigen, die uns regieren und dabei ausschließlich ihre eigenen Ziele verfolgen, die mit Sicherheit nichts mit dem “Wohle der Bürger” zu tun haben:

    Die sind sich offensichtlich immer einig und schützen sich gegenseitig – oder hat ihr schon mal jemand davon gehört, dass ein Politiker TATSÄCHLICH und ANGEMESSEN für seine Fehlentscheidungen aus den eigenen Reihen zur Verantwortung gezogen worden wäre?
    Wir aber, die Menschen, die deren horrende und in meinen Augen völlig unangemessene Gehälter finanzieren sollen, kriegen uns in die Haare, streiten uns bei Diskussionen in diversen Blogs und Foren, kurz:
    Wir zeigen genau die Uneinigkeit, die es denjenigen, die sich einig sind, immer einfacher macht, uns zu “regieren”, zu dominieren, zu melken, zu ruinieren.

    Es wäre die Einigkeit unter den VÖLKERN, die aus der Europäischen Union einen echten, sinnvollen Bund machen würde, der eben diesen Völkern zum Vorteil gereichen würde.
    Auch wenn das naiv klingen mag, so wäre es eine kleine Überlegung wert, denn es stellt sich sicher auch die Frage, in wie weit die Psychologie der Massen eine Rolle spielt bei der Möglichkeit der Entwicklung und der Durchsetzung politischer und wirtschaftlicher Ziele einiger Weniger – auf Kosten Vieler.

    Anmerkung:
    Mir fällt auf, dass die meisten Kommentatoren unter einem Pseudonym schreiben. Nun, kein Politiker würde seine Überzeugungen anonym zum Ausdruck bringen, und wären sie auch noch so offensichtlich korrupt und Bürger feindlich. Viele aber scheinen schon so weit gekommen zu sein, dass sie Angst davor haben, ihre Meinungen, die ja ohnehin kaum einen Einfluss auf das Geschehen haben werden, unter ihrem richtigen Namen Kund zu tun. Warum eigentlich?
    Auch DAS wäre mal eine Überlegung wert …

    Ich bitte die Fehler, die ich beim Schreiben gemacht habe, zu entschuldigen – ich hatte mich so richtig in meine persönlichen Überzeugungen „hineingeschrieben“ und kaum auf die Richtigkeit geachtet.

    • Maritta, der IWF ist letztlich so ein Ding, in das Bürger von Staaten mit stabilen Finanzsystemen einzahlen und das Kredite an Länder mit vor-die-Wand-gefahrene Länder vergibt. Die sind Schuld daran, dass griechische Politik offenbar von einer korrupten Machtclique ursupiert ist?
      Und dieser Machtclique kommt der IWF und deutsche Stinkefinger sehr gelegen. So können sie nämlich die Wut ablenken. Solange sich in dieser Situation in Griechenland keine Wahl-Alternative bildet, die einen radikalen Kurswechsel in der Politik durchführt, werden aus der z.T. richtigen Analyse keine Taten folgen. Ansonsten werden sie ihr Bereicherungs-Spiel noch mit Millionen an nicht-griechischen europäischen und aussereuropäischen (IWF) Steuerzahlern fortführen. Der Ball liegt klar auf der griechischen Seite des Spielfelds.

  21. Maritta Efthimiadis sagt:

    Ich glaube, Lemmy Caution, wir reden aneinander vorbei.
    Mir ist die Rolle des IWF ebenso klar wie wohl den meisten Menschen, die hier leben. Und gerade deshalb existiert diese Wut der Griechen, denn die mit der Auszahlung der Kredite zwangsweise verbundenen Sparmaßnahmen treffen wie immer nur Otto-Normalverbraucher, der langsam nicht mal mehr genug hat, um seine Miete zu bezahlen und seine Einkäufe zu tätigen.

    Die Mehrzahl der Griechen scheint wohl der Menung zu sein, dass die ausgezahlten Milliardenkredite in irgendwelchen “schwarzen Löchern” verschwinden, wie es ihrer Erfahrung nach auch mit den meisten EU-Geldern zum Aufbau Griechenlands geschehen ist. Man muss sich nur die vielen Schilder hier zu Lande ansehen, auf denen horrende Eurobeträge als Unterstützung der EU zu lesen sind, die zum Straßenbau gedacht gewesen wären. Ein Blick auf die von Schlaglöchern durchzogenen Straßen zeigt, dass die Gelder irgendwo, aber sicher nicht am dafür gedachten Ort verteilt worden sind.
    Das, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen.

    Die Frage der Menschen hier ist auch, warum seitens einer EU-Kommission nie den Politikern des Landes auf die Finger gesehen worden ist, womit viel des heutigen Unheils sicherlich hätte verhindert werden können.
    Nun aber, wo der Karren von der von Ihnen genannten “Macht-Clique” gründlich in den Dreck gefahren worden ist, nun ist eine “Troika” im Lande, die jedoch offensichtlich wieder nicht überprüft, wohin die Kredite fließen, ihre Aufgabe jedoch darin sieht, zu kontrollieren, ob der Bürger genug gemolken wird. Gemolken, um eine wahnwitzig hohe Verschuldung aufzufangen, die kein Volk der Welt mit keinen Steuern der Welt würde auffangen können.
    Daher der Wunsch der Griechen: IWF RAUS AUS GRIECHENLAND, sie haben kein Vertrauen darin, dass auch endlich mal den Politikern auf die Finger gesehen werden könnte.

    Die Menschen hier sehen diese “Rettungspakete” als weiteren Schritt auf den Abgrund hin, denn bei der hohen Arbeitslosigkeit und der Schrumpfung in der Wirtschaft kann kein Kredit das noch aufhalten, was bereits seit vielen Jahren abläuft.
    Für die Menschen hier ist das keine Lösung – und das geforderte Verhökern von griechischem Boden schon gar nicht!
    Interessant wäre es zu wissen, was man in Deutschland sagen würde, wenn der Vorschlag käme, die Zugspitze, diverse Schigebiete und dann noch sämtliche Gebiete mit Heilbädern zum Verkauf freizugeben … Egal, wie hoch Deutschland verschuldet sein mag, bei solch einem Vorschlag würde auch der deutsche Bürger auf die Barrikaden gehen.

    Falls Sie Interesse an einer weit verbreiteten Meinung der Menschen hier haben:
    Am liebsten wäre es wohl den meisten Griechen, wenn man zur Drachme zurückkehren könnte (wie auch immer), auch wenn damit sehr tiefe Einbußen und Opfer verbunden sind. Denn man denkt hier, dass die Phrase GAME OVER so oder so seit Jahren bereits zutrifft, dann aber wenigstens mit der Chance einer Chance, wieder auf die Beine zu kommen – und die bietet der Euro dem schon immer wirtschaftlich schwachen Griechenland sicher nicht.

    Eine abschließende Bemerkung:
    Ich persönlich habe nie ganz verstehen können, wie Wirtschaft, Politik und Geldsystem eigentlich wirklich funktionieren oder eine Chance hätten, zu funktionieren. Die Geschichte hat gezeigt – und die wird ja von der Politik geschrieben – dass es immer nur um eins gegangen ist und geht: Dass sich einige wenige auf Kosten der Völker bereichern, und wenn diese Wenigen dann mehr haben als sie jemals benötigen werden, dann erwacht ihr Hunger nach Macht und danach, die Völker zu dominieren und zu beherrschen.
    Ich räume ein, dass ich vielleicht zu dumm oder zu naiv bin, um das Alles besser zu verstehen, doch ich sehe mich als MENSCH und nicht als Konsument oder Wähler, und als Mensch kann ich das miese Monopoly-Spiel unserer Politiker nicht verstehen – denn ihr Spielfeld sind die Länder, in denen wir leben, die Kredite, die sie aufnehmen um die Schlossallee zu kaufen, bezahlen wir mit den uns auferlegten Steuern, und müssen wir auch noch Miete bezahlen, wenn wir auf den von unseren Geldern bezahlten Straßen landen. Es sei denn, wir haben gute Beziehungen …

    • Bettyabo sagt:

      Das war deutlich, ganz aus meiner Sicht gesprochen, und hat meine Verständnislücken gestopft! Vielen Dank für den Beitrag.
      Leider kann ich zeitlich nicht allen links hier folgen.

  22. Michael Ortmann sagt:

    Ohjemine, gerne würde ich hier ne Ganze Menge schreiben, ganz besonders zu Lemmys letzten Kommentaren (IWF ist nicht dazu da um Völkern zu helfen sondern einzig und allein um die geltende Ordoliberale Geldpolitik international zu stützen und durchzusetzen – jedesmal wenn der IWF irgendwo eingreift wird das Gemeinwohl hinter die Finanz- und Halndelsinteressen angestellt . siehe Lateinamerika in den 90ern, Afrika und das Baltikum vor einigen Jahren).

    Leider habe ich z.Z. meine Eltern hier, nachdem ein Krankenhausaufenthalt in Griechenland mehr oder weniger unbezahlbar geworden ist, entsprechend kurz meine Antwort hier,

    EIn paar Links:

    IWF:

    http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4050118,00.html
    http://www.km21.org/capital/stiglitz-buch_0502.htm

    (Deutsche Welle und ein ehemaliger Chefökonom des IWF selber sollten ideologisch unverdächtig genug sein um nicht die Kritik einseitig “Linker” Argumente hervorzurufen)

    Für Maritta: Du hast wahrscheinlich schon Jens Bergers guten Beitrag hier gesehen: https://le-bohemien.net/2011/06/22/euro-krise/
    Ausserdem ein guter (und leicht verständlicher) Einstieg in das heutige Geldsystem: http://www.youtube.com/watch?annotation_id=annotation_627286&v=H3DGEG3lOPk&feature=iv

    Wünsche Euch allen einen angenehmeren Tag als ich ihn haben werde. Jia sas!

  23. Heinz Pütter sagt:

    Was wir dringend brauchen ist ein ganz neues Denken, eine neue Weltordnung, auch in der Wirtschaft.
    In einer Gesellschaft, die ihre Ziele verloren hat, ist Geld zum Selbstzweck verkommen: Es ist eine Droge, der die ganze Gesellschaft verfallen ist. Und es ist zur Ware geworden. Die Geldverkäufer liefern Power pur, wenn sie Geldpakete kaufen und verkaufen. Natürlich immer mit Gewinn: Denn die Geldreligion kennt nur ein Ziel: Geldvermehrung. Das Geschäftsmodell der Zocker ist ansteckend, auch die Politik wechselt ins Lager der Geldverbrenner.
    Zwei Billionen Dollar fließen täglich zwischen den Währungen hin und her. Nur 2% davon dienen ihrem natürlichen Zweck, der Bezahlung von Waren und Dienstleistungen. Die restlichen 98% sind Spekulationsgelder, die immer bedrohlichere Krisen auslösen.
    http://die-welt-der-reichen.over-blog.de/

  24. Die griechische Regierung ist vom griechischen Volk gewählt und dessen Vertreter. Die Griechen haben also unverantwortlich gehandelt, als sie diesen Leuten erlaubt haben, sich das Geld für Infrastrukturprojekte in die eigene Tasche zu stecken. Die griechische Bevölkerung MUSS ihre eigenen Politiker kontrollieren. Sie können das viel besser als brüsseler Technokraten. So ist das leider. Do your own due diligence.
    Sicher sollte es für solche Gesellschaften wie der griechischen eine bessere Kontrolle für die Verwendung der Gelder geben. Nun ist es dafür aber zu spät. Der IWF hat überhaupt nicht die Kapazitäten, um tief in die Länder hineinzuregieren. Er gibt nur Kredite, wenn keiner das mehr tut. Er stellt aber Bedingungen, damit sich in dem Land etwas ändern. Dabei ist es einfacher die Ausgaben zu senken, als eine effektive Steuerbehörde oder sozial gerechtere Steuern zu erheben. Durch IWF Bashing protestiert man gegen die Symptome, nicht gegen die Ursachen. Die Griechen müssen selbst Pläne entwickeln, mit denen man das Land nachhaltig und sozial gerechter wieder auf die Beine stellt. Mit diesem Rumjammern über die Symptome vermitteln sie den Eindruck, dass sowas den meisten Griechen viel zu langweilig, zu Nerd ist. Zu viel Zahlen.
    Die akutesten Schuldenprobleme Lateinamerikas gabs mit Ausnahme Argentiniens übrigens in den 80ern. In Argentiniern Anfang der 00er. Und sehr viele diese Länder haben heute ihre Schulden besser im Griff als Deutschland.

  25. Maritta Efthimiadis sagt:

    Hallo Michael Ortmann,
    dass Griechen sich in Deutschland stationär behandeln lassen, da dort das komplette Selbstbezahlen günstiger kommt als die Eigenbeteiligung hier, ist leider kein Einzelfall, das hat meine Nachbarin auch gerade hinter sich und viele andere planen es. Ich wünsche deinen Eltern περαστικά (gute Besserung) und dir selbst καλό κουράγιο (viel Kraft), danke für die Links.

    Zitat von Lemmy Caution:
    ” … Die griechische Regierung ist vom griechischen Volk gewählt und dessen Vertreter. Die Griechen haben also unverantwortlich gehandelt, als sie diesen Leuten erlaubt haben, sich das Geld für Infrastrukturprojekte in die eigene Tasche zu stecken. Die griechische Bevölkerung MUSS ihre eigenen Politiker kontrollieren. … ”
    Hierzu kann ich nur mit einem betretenen Schweigen reagieren …..

    Gestern war ich – für deutsche Verhältnisse spät abends – auf der Plateia unseres Ortes.
    Man kennt mich zwischenzeitlich, und so wurde ich von vielen Leuten, die an den Tischen der am besten besuchten Cafeteria saßen, gegrüßt. Ich liebe das, mit einer Umarmung begrüßt zu werden, da und dort ein bisschen zu reden, mich auch für einige Zeit zu Leuten dazuzusetzen, ohne dass gleich die Bedienung angerannt kommt, um entweder meine Bestellung anzunehmen oder mich zum Gehen zu bitten, falls ich nichts konsumieren möchte.
    Und überall, wo über die Situation in Hellas geredet wurde, hörte ich die Traurigkeit über die ausweglose Lage hier (und sie IST ausweglos!!!), die Frustration der Jungen ohne Arbeit (und es gibt eben KEINE Arbeitsplätze, die hocken nicht aus Faulheit auf den Schößen ihrer Eltern!!!), die Angst der Jüngeren vor der Zukunft (und deren Zukunft wird gerade meistbietend versteigert, sie haben WIRKLICH kaum Perspektiven!!!).
    Und immer wieder dasselbe Loblied auf Deutschland, wo ja alles so perfekt und geordnet liefe, so meinen die Meisten hier, wo es keine Korruption gebe und die Politiker für das Volk arbeiteten.
    Daneben das “Wir Griechen sind halt leider nicht so gut wie die Deutschen”, “Wir Griechen sind nicht gut genug”, ” … “, …..

    Es hat mich viel Zeit gekostet, diesen Opfern einer bösartigen Propaganda auf der einen Seite zuzustimmen, was die Korruption in Hellas angeht, auf der anderen Seite jedoch klarzumachen zu versuchen, dass das überall dasselbe ist – auch in Deutschland!
    Ich habe in Deutschland einmal für wenige Jahre in einem regionalen Anzeigenblatt gearbeitet, sowohl im Anzeigenverkauf als auch im kommunalpolitischen Bereich, was heißt, dass ich Berichte über Beschlüsse in den Gemeindehäusern schrieb, kleine Interwievs mit Kommunalpolitikern machte, usw. Was ich DA schon mit bekommen habe, ließ mich alle Hoffnungen auf die Menschlichkeit und das Interesse der Politiker an dem Vertreten des Wohles der Bürger verlieren.
    Und die Logik ließ nur einen einzigen Rückschluss zu:
    Wenn es schon in der Kommunalpolitik so zugeht, wenn da schon Korruption, Käuflichkeit, Vetternwirtschaft, Geld- und Machtgier etc. so richtungsbestimmend sind, wie mag es dann erst in der “großen” Politik zugehen.

    Ich habe für mich persönlich die Erfahrung gemacht, dass es lediglich einen bedeutsamen Unterschied gibt zwischen den Politikern in Griechenland und denen anderswo:

    1. Hier reicht es, eine wichtige (und “hilfreiche”) Persönlichkeit als Verwandten oder sehr gute Freund an der entsprechenden Stelle sitzen zu haben, dann kann man auch ein bisschen absahnen oder sich seine Vorteile “erarbeiten lassen”, während man in Deutschland dafür einen bestimmten gesellschaftlichen oder sozialen Status innehaben muss.
    Einfacher ausgedrückt: In Hellas bist du Straßenkehrer, aber dein Cousin sitzt an der richtigen Stelle, also wird er dir irgendwie schon helfen können. In Deutschland musst du du Arzt, Steuerberater o.ä. sein, ansonsten hilft dir auch dein Cousin nicht.

    2. Hier in Hellas weiß oftmals die ganze Gemeinde, wer wann welche Gelder wohin hat verschwinden lassen, niemand kann es aber an Hand von entsprechenden Papieren beweisen, und würde es wohl auch nicht tun, wenn er es könnte. Man weiß es eben (hier spricht sich ALLES rum), aber man schweigt. In Deutschland läuft (zumindest gemäß meiner Zeit bei dem Anzeigenblatt) genau dasselbe ab, aber es wird eine blickdichte Decke darübergelegt, möglichst Wenige werden involviert, und es wird abgesahnt nach dem Motto “Der Kavalier genießt und schweigt”.

    So kann ich meiner Erfahrung nach sagen:
    ÜBERALL DER GLEICHE MIST, WEIL ÜBERALL NUR DIEJENIGEN AN MACHTPOSITIONEN KOMMEN, DIE IN DIESE SOZIALE KLASSE GUT REINPASSEN.
    UND HAST DU IDEALE, DANN GIBT ES NUR EINE PHILOSOPHIE: ENTWEDER DU PASST DICH AN ODER DU WIRST ANGEPASST.
    Diesen Satz hatte mein Chef vom Bürgermeister gehört, kurz bevor sein Anzeigenblatt dann in den Konkurs gerutscht ist (sprich: getrieben wurde) – er hatte sich NICHT angepasst ….

    Ein schönes Wochenende an alle – ich werde es auf ganz griechische Art genießen:
    FAUL SEIN (!!!), abends mit netten Leuten in der Cafeteria sitzen, vielleicht auf dem Bürgersteig einen Sembéikiko tanzen, einen Ouzo trinken, … und ich werde nicht damit aufhören, meinen griechischen Mitmenschen den Rücken zu stärken und ihnen zu sagen, dass ich die griechische Art zu leben liebe, und dass sie nicht besser und nicht schlechter sind als jedes andere Volk auf unserem Planeten.

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