Ursachen von Extremismus
Stereotype des Terrorismus

Alles, was einem politisch gerade nicht genehm ist, wird gerne als Ursache von Extremismus herangezogen: der Staat, der Westen, der Islam oder die Armut. Ein Plädoyer gegen Simplifizierungen.

Terrorismus1

Foto: Christian Spannagel / flickr / CC BY-SA 2.0

Von Florian Sander

Wenn es um die Frage nach den Ursachen von Extremismus und Terrorismus geht, bietet sich allzu häufig eine breite Spielwiese für Leute, die mittels scheinwissenschaftlicher Erklärungen ihre politische Meinung zu artikulieren versuchen und sich dadurch seriöser geben, als sie es eigentlich sind. Alles, was einem politisch gerade nicht genehm ist, kann dann als Ursache von Extremismus herangezogen werden: Für Libertäre ist es der „Staat“, für Islamisten „der Westen“, für NeoCons „der Islam“ und für Linke „die Armut“. Das, was man selber sozial als Risiko konstruiert, wird der ausschlaggebende Faktor, dem fast jede Schieflage der Welt (Extremismus und Terrorismus bilden in dieser Weltsicht dann zumeist nur einen Ausschnitt der Schieflage) entspringt. Die politische Weltanschauung wird zur theoretischen Rahmung der Sicht auf alles, was beobachtbar ist.

Letztlich dient dieses Herstellen trivialer und trivialisierender, unterkomplexer und einseitiger Kausalketten einem ur-menschlichen Bedürfnis: Dem nach Komplexitätsreduktion. Wir können die Weltgesellschaft und das, was in ihr geschieht, niemals in ihrer gesamten Komplexität wahrnehmen, da uns dies, sowohl als psychische als auch als soziale Systeme, heillos überfrachten würde. Dieser Informationsüberflutung müssen wir Herr werden, indem wir nur bestimmte Ausschnitte beobachten und erklären. Die Verneinung sozialer Komplexität und die Rückführung sozialer Ereignisse und Zustände auf einfache Ursachen und Kausalitäten liefert uns Verständnis und dadurch Sicherheit. Vor dem, was wir verstehen, haben wir keine Angst. Komplexität und Ungewissheit verunsichern uns, weil sie fremd sind. Diese simple sozialpsychologische Erkenntnis erklärt bereits, warum es in Laiendiskussionen über das Thema mehr oder weniger üblich und auch kaum vermeidbar ist, allzu simplifizierende Gesetzmäßigkeiten darüber aufzustellen, „woher das alles kommt“.

Sogar die Politik muss nach diesem Muster operieren, da es ihrer Codierung entspricht: Soziale Entwicklungen müssen in politisch-ideologische oder wenigstens programmatische Rahmen gepresst werden, damit man als Politiker oder politische Organisation recht behalten und dadurch im harten politischen Geschäft bestehen kann. Soweit also nichts Neues. Problematisch wird es jedoch, wenn selbst Wissenschaftler diese Simplifizierungen übernehmen – sei es aus dem Bedürfnis nach Komplexitätsreduktion heraus oder aber um zu politisieren. Beides ist schlicht unwissenschaftlich und daher unseriös.

So tendiert beispielsweise auch manch links angehauchter „Friedensforscher“ dazu, selbst noch heute, im Jahre 2015, Botschaften wie „Es geht um Armut, nicht um Religion“ zu verbreiten und damit wider jegliche wissenschaftliche Erkenntnislage gesetzmäßige Ausschlussbotschaften zu artikulieren, die nur dem Drang zu politisieren entsprungen sein können. Anders lässt sich eine so grobe Ignoranz gegenüber dem Forschungsstand kaum erklären.

Achtung: Damit soll an dieser Stelle übrigens genauso wenig erklärt werden, dass das Gegenteil wahr sei, dass es also immer um Religion und nicht um Armut ginge. Dies wäre eine genauso falsche Simplifizierung, nur von der anderen (politischen) Seite. Es geht vielmehr darum zu erkennen, dass es bei der Frage nach den Ursachen von Extremismus und Terrorismus dringend notwendig ist, eine wissenschaftliche Beobachterebene einzunehmen, die sowohl die Makro-, die Meso- und die Mikro-Ebene in ihre Analysen mit einbezieht (vgl. Della Porta 2006) als auch eine interdisziplinäre Perspektive einnimmt, die tunlichst jede Form von wissenschaftlichem „Fachidiotentum“ vermeidet.

Zieht man die reichhaltige soziologische und sozialpsychologische Forschung zu Rate, die sich insbesondere auf den Kontext des linksextremen Terrorismus der 70er und 80er Jahre und des Rechtsextremismus seit den 90er Jahren bezieht, so stößt man auf eine Fülle von Faktoren, die die Entwicklung zur Radikalisierung bis hin zur politischen Gewalt entscheidend geprägt haben. Diese Faktoren finden sich sowohl auf der gesellschaftlichen Ebene als auch auf der Ebene von Organisationen und Gruppen sowie auf der kleinsten Ebene, also der individueller Biografien und Sozialisation.

Auf der gesellschaftlichen Makro-Ebene nehmen nicht zuletzt auch Entwicklungen, wie sie die sog. Friedensforschung und auch die Politikwissenschaft ausmachen, eine wichtige Rolle ein: Hier gehen Armut und sozioökonomische Missstände mitunter eher Hand in Hand mit kulturellen und / oder religiösen Aspekten, als dass beide sich gegenseitig ausschließen würden, da politisch- bzw. religiös-radikale Ideen, soviel ist ja allgemein bekannt, auf einem Nährboden gesellschaftlicher Perspektivlosigkeit mitunter sehr viel schneller wachsen können als dort, wo allgemeiner Wohlstand herrscht. Dies minimiert aber eben nicht die Rolle der Ideologien, deren Vertreter sich fragen lassen müssen, wie es sein kann, dass sie überhaupt auf diese verhängnisvolle Weise interpretierbar ist.

Dies ist jedoch längst nicht der einzige Aspekt. So hatte man es etwa im Falle der Radikalisierung von Teilen der Studentenbewegung Ende der 60er / Anfang der 70er Jahre in Europa eben kaum mit breiten gesellschaftlichen sozioökonomischen Einflüssen zu tun. Hier spielte auf der Makro-Ebene vor allem die Wahrnehmung einer politischen Doppelmoral (z. B.: Vietnam-Krieg) und eines repressiven Staates (Konfrontationen mit der Polizei, Attentat auf Dutschke, staatliche Reaktionen auf die RAF etc.) mit hinein, die auf dieser Ebene die Radikalisierung beschleunigten (vgl. Horn 1982).

Im Falle des modernen deutschen Rechtsextremismus wiederum, der besonders in den neuen Bundesländern ausgeprägt ist, müsste man wiederum wieder mehr sozioökonomische Ursachen in den Blick nehmen. Aber: Auch nicht als einzige! So ist hier nicht zuletzt auch die Frage nach der politischen Sozialisation von Relevanz, die in der DDR von Kollektivismus und nicht von Meinungspluralismus geprägt war, was die Entwicklung einer „Suche nach dem starken Mann“, nach politischen Führerfiguren stark begünstigt.

Dies ist wahrlich keine neue Erkenntnis: Schon sehr früh hat Theodor Adorno seine Theorie von der „autoritären Persönlichkeit“ (vgl. Adorno et al. 1950) entwickelt, welche zwar in Teilen von der modernen Sozialpsychologie kritisch beurteilt wird, die aber dennoch Komponenten enthält, die nach wie vor plausibel erscheinen und die durch die moderne Forschung unterfüttert wurden. So ist die Sozialisation im Rahmen einer autoritären familiären Erziehung ein Faktor, der auf eine etwaige spätere Entwicklung hin zum Extremismus begünstigend wirken kann, da hier die Suche nach einer strengen Vaterfigur mitunter auf das Politische übertragen wird, etwa um deren Wegfall auszugleichen, um persönliches Unglück und Kontrollverlust zu kompensieren (vgl. Fritsche / Deppe / Decker 2013: 167 ff.) oder um eine Quelle komplexitätsreduzierter Erklärungen zu erhalten, die einem die eigene, aufwändige und vor allem ungewisse Suche nach Erklärungen für gesellschaftliche Missstände erspart.

Teile der psychologischen Forschung wiederum vertiefen diese Mikro-Ebene noch weiter, indem sie psychoanalytische Erklärungsmodelle für die besagten Entwicklungen auf individueller Ebene heranziehen und etwa im Falle von islamistischen Terroristen die These einer gestörten frühkindlichen Sozialisation aufstellen, die – vom Verhältnis zur Mutter projizierend hin zur religiös-gesellschaftspolitischen Sicht auf die Frau als solche – zu einer massiven Frauenfeindlichkeit und zu dem Drang führt, eigene, schon frühkindlich empfundene Machtlosigkeit in Form von massiven Gewalttaten zu kompensieren (vgl. Piven 2003).

Abseits dessen, was hier nun zur Makro- und zur Mikro-Ebene gesagt wurde, gilt es auch, gerade im Zuge einer soziologischen Perspektive, entscheidende Gruppendynamiken im Auge zu behalten, welche besonders im Falle der RAF durch nachträgliche qualitative Interviews gut erforscht sind. Hier lässt sich etwa ausmachen, wie die zunehmende Abschottung von Gruppen nach außen – erst „nur“ politisch, dann vor allem durch den Gang in den Untergrund – zu einer Radikalisierung in ihrem Innern (vgl. Della Porta 2006) und zu einer Stärkung des Freund-Feind-Denkens führte, das alle Extremismen auszeichnet. Zeitgleich steigt die Konformität im Innern, da die Abhängigkeitsverhältnisse zu den Autoritätspersonen massiv zunehmen: Man ist auf die Führer der Gruppe angewiesen, kann ja nirgendwo anders mehr hin. Ist dieser Weg einmal eingeschlagen, ist eine Entwicklung hin zu sich immer weiter verstärkender politischer Gewalt und immer weiter verschwindenden Scheuklappen hierbei wahrscheinlich.

Zugleich müssen sich die extremen Gruppierungen auf einem eigenen „Markt“ profilieren, was Donatella della Porta mit der Metapher der „Unternehmer der Gewalt“ umschrieben hat (vgl. ebd.): Man muss sich immer radikaler geben und sich dadurch profilieren, um aufzufallen und bei all der fundamentalistischen Konkurrenz nicht unterzugehen. In den 70er Jahren war dieses Phänomen der Meso-Ebene insbesondere bei den linksextremen Gruppierungen in Europa zu beobachten, heute besonders bei den islamistischen Organisationen des Nahen Ostens.

Im Falle des europäischen Rechts- und Linksextremismus kann ferner auch eine Politisierung der Milieus der Betroffenen ausgemacht werden. So kommunizierte ein politisch radikaler Aktivist der Studentenbewegung Anfang der 70er Jahre selten nur dann politisch, wenn er etwa an einem Treffen seiner politischen Gruppe teilnahm. Auch im Hörsaal herrschte zu jener Zeit eine mitunter – je nach Fach, besonders aber in den Sozialwissenschaften – durch und durch politische und manchmal politisch aufgeheizte Stimmung. Wenn man dann noch mit zwei politischen Gesinnungsgenossen, die zugleich Kommilitonen sind, in einer WG wohnte, war ein beträchtlicher Anteil des Lebensumfeldes dementsprechend politisiert, was natürlich nicht ohne Einfluss auf den Einzelnen blieb (vgl. Horn 1982). Das oben beschriebene Phänomen der Gruppenabschottung schlägt hier auf ähnliche Weise zu und begünstigt Radikalisierung, da der Austausch mit Andersdenkenden und damit die (Selbst-)Reflexion leidet.

Richtet man nun nochmal den Blick nach Nahost, so treten gesellschaftliche und politische Entwicklungen der Makro-Ebene gerade auch da mit der tiefenpsychologisch beobachteten Mikro-Ebene in Zusammenhang, wo in der Soziologie von „Konfliktsystemen“ (vgl. Japp 2006) oder, in der Alltagssprache, von einer „Spirale der Gewalt“ die Rede ist. Diese schaffen Teufelskreise, indem Betroffene durch selbst erlebte Gewalt radikalisiert werden, die sich nicht nur in einer familiär und (!) politisch autoritären Erziehung manifestiert, sondern eben auch durch ganz konkrete Kriegserfahrungen und daraus resultierende Traumata. Diese begünstigen über vielfältige Teilaspekte – Empfindungen wie Hass oder auch der Drang zur Kompensation von Ohnmachtsgefühlen und Kontrollverlust – ihrerseits wieder die Gewalt von morgen, zumal oftmals auch keine Strukturen psychosozialer Dienstleistungen bestehen, die helfen könnten, diese Gewalterlebnisse und Traumata zu verarbeiten. Sie werden somit gewissermaßen mitgeschleppt und wachsen oft unerkannt zu inneren Dämonen heran, die irgendwann erbarmungslos zuschlagen können.

Im Rahmen dieses kurzen Artikels konnten die zahlreichen Einflussfaktoren bei der Entstehung von Extremismus und Terrorismus nur schlaglichtartig beleuchtet werden. All die genannten spielen je nach Fall, je nach Person, je nach Gruppe, je nach Ideologie, je nach Weltregion in völlig unterschiedlicher Form und Gewichtung in die Entwicklung mit rein – manche mehr hier, manche mehr dort; manche weniger hier, manche weniger dort. Klar ist auch: Jeder Extremist, jeder Terrorist ist ein Produkt eines Zusammenspiels (!) mehrerer der genannten Faktoren und so gut wie niemals nur das Produkt eines einzigen. Diese Verschiedenartigkeit von Biografien, Entwicklungen und Ereignissen anzuerkennen, bedeutet, soziale Komplexität zur Kenntnis zu nehmen.

Zugleich existiert zu jedem dieser angesprochenen Punkte eine Fülle von sozialwissenschaftlicher Literatur (von der medizinisch-neurologischen, die etwa die biochemischen Bedingungen von Aggression in unseren Körpern beleuchtet, einmal ganz abgesehen). Wer wirklich ernsthaft – d. h., ohne die Intention einer lebenserleichternden Komplexitätsreduktion und ohne den Drang, eigentlich nur seiner politischen Meinung Ausdruck zu verleihen – über diese Fragen diskutieren möchte, sollte sich einen sorgfältigen Überblick über den entsprechenden Forschungsstand verschaffen – und sich danach zu Wort melden. Mit den bisher leider ständig zu beobachtenden politischen Reflexen jedoch ist der Sache ganz sicher nicht gedient.

Florian Sander ist Doktorand an der Bielefeld Graduate School in History and Sociology und lehrt im Polizei-Studiengang der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW “Sozialpsychologie des Extremismus”.

Literatur

Adorno, Theodor W. / Frenkel-Brunswik, Else /  Levinson, Daniel J. / Sanford, R. Nevitt (1950): The Authoritarian Personality. Harper and Brothers, New York.

Auchter, Thomas (2003): Angst, Hass und Gewalt. Psychoanalytische Überlegungen zu den Ursachen und Folgen des Terrors. In: Auchter, Thomas / Büttner, Christian / Wirth, Hans-Jürgen (Hrsg.): Der 11. September. Psychoanalytische, psychosoziale und psychohistorische Analysen von Terror und Trauma. Psychosozial-Verlag, Gießen.

Böllinger, Lorenz (1981): Die Entwicklung zu terroristischem Handeln als psychosozialer Prozeß. In: Jäger, Herbert / Schmidtchen, Gerhard / Süllwold, Lieselotte (Hrsg.): Lebenslaufanalysen. Westdeutscher Verlag, Opladen.

Decker, Oliver / Kiess, Johannes / Brähler, Elmar (2013): Bedrohungserleben und Kontakthypothese. In: Decker, Oliver / Kiess, Johannes / Brähler, Elmar (Hrsg.): Rechtsextremismus der Mitte. Eine sozialpsychologische Gegenwartsdiagnose. Psychosozial-Verlag, Gießen. Kap. 5.4 (S. 185 bis 195).

Della Porta, Donatella (2006): Politische Gewalt und Terrorismus: Eine vergleichende und soziologische Perspektive. In: Weinhauer, Klaus / Requate, Jörg / Haupt, Heinz-Gerhard (Hrsg.): Terrorismus in der Bundesrepublik. Medien, Staat und Subkulturen in den 1970er Jahren. Campus Verlag, Frankfurt a.M.

Diewald-Kerkmann, Gisela (2006): „Verführt“ – „abhängig“ – „fanatisch“: Erklärungsmuster von Strafverfolgungsbehörden und Gerichten für den Weg in die Illegalität – Das Beispiel der RAF und der Bewegung 2. Juni (1971 – 1973). In: In: Weinhauer, Klaus / Requate, Jörg / Haupt, Heinz-Gerhard (Hrsg.): Terrorismus in der Bundesrepublik. Medien, Staat und Subkulturen in den 1970er Jahren. Campus Verlag, Frankfurt a.M.

Fritsche, Immo / Deppe, Janine / Decker, Oliver (2013): Außer Kontrolle? Ethnozentrische Reaktionen und gruppenbasierte Kontrolle. In: Decker, Oliver / Kiess, Johannes / Brähler, Elmar (Hrsg.): Rechtsextremismus der Mitte. Eine sozialpsychologische Gegenwartsdiagnose. Psychosozial-Verlag, Gießen. Kap. 5.2 (S. 161 bis 174).

Horn, Michael (1982): Sozialpsychologie des Terrorismus. Campus, Frankfurt a. M. / New York.

Jäger, Herbert (1981): Die Sozialisation von Terroristen als Weg in abweichende Konformität. In: Jäger, Herbert / Schmidtchen, Gerhard / Süllwold, Lieselotte (Hrsg.): Lebenslaufanalysen. Westdeutscher Verlag, Opladen.

Japp, Klaus Peter (2006): Terrorismus als Konfliktsystem. In: Soziale Systeme. Zeitschrift für Soziologische Theorie 12, 6 – 32.

Piven, Jerry S. (2003): Terrorismus als Religionsersatz. In: Auchter, Thomas / Büttner, Christian / Wirth, Hans-Jürgen (Hrsg.): Der 11. September. Psychoanalytische, psychosoziale und psychohistorische Analysen von Terror und Trauma. Psychosozial-Verlag, Gießen.

Von Baeyer-Katte, Wanda / Claessens, Dieter / Feger, Hubert / Neidhardt, Friedhelm (1982): Gruppenprozesse. Westdeutscher Verlag, Opladen.

Wahl, Klaus / Wahl, Melanie R. (2013): Biotische, psychische und soziale Bedingungen für Aggression und Gewalt. In: Enzmann, Birgit (Hrsg.): Handbuch Politische Gewalt. Formen – Ursachen – Legitimation – Begrenzung. Springer VS, Wiesbaden.

Zick, Andreas (2004): Psychologie des Rechtsextremismus. In: Sommer, G. / Fuchs, A. (Hrsg.): Krieg und Frieden: Handbuch der Konflikt- und Friedenspsychologie. Psychologie Verlags Union, Weinheim.

Artikelbild: Christian Spannagel / flickr / CC BY-SA 2.0

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6 Kommentare zu "Ursachen von Extremismus
Stereotype des Terrorismus"

  1. chomskyy sagt:

    Ich würde das Modell von Mikro-, Meso- und Makroebene noch ein bisschen erweitern:
    Ich würde mal noch die Repräsentationsebene dazu nehmen (also Diskurse oder die gesamte symbolische Welt) sowie personale Ebene: hier haben wir dann vor allem Individualpsychologie und Entwicklungspsychologie – also insbesondere auch die Ontogenese. Abgesehen davon, dass die Phylogenese ev. auch noch mitberücksichtigt werden müsste (Evolutionspsychologie).

  2. Carl Hauser sagt:

    Wichtige Aussage.

    Ich halte super-amplifiziert dagegen: Wo Ohnmacht, wo Wut ist die Ausprägungen und Häufung einer Wahnsinns Tat realistischer.

    Wer sich anmasst die Verantwortung der Macht tragen zu wollen wird daran gemessen wie Sie im Team mit friedlichen Mitteln die Massen kontrollieren und sich dabei an den Ausnahmen und Schwachen messen.

    Es geht um Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und gegen Sozialkontrolle, Gleichschaltung und Egoismus; und daraus kann man Potential, Aktion und Verirrungen ableiten.

  3. Idahoe sagt:

    Bereits ein sehr guter Ansatz.

    Was mir fehlt ist die Individualisierung, die zeitgeistlich vorgegeben und betrieben wird, mit der Vorgabe einer eigenen Identität. Diese Identität, ein unveränderliches Selbst, wäre mit einem sinnlosen Leben verbunden, denn egal was das Selbst auch unternimmt, es hätte keine Konsequenzen für dieses Selbst.

    Ich finde es naheliegend, daß diese nicht realisierbare Identität auf die Identifikation einer Gruppe mit einem Regelwerk ausgedehnt wird, da einem Verlierer die Ego-Vorstellung abhanden kommen muß. Er sucht die Unterordnung und wartet auf Regeln, die die vermeintlich richtigen Anweisungen vorgeben. Ein Gruppenmitglied unterliegt eher altruistischem Verhalten, was beispielsweise auch bei Soldaten der Fall ist. Egoistische Psycho- oder Soziopathen sind eher Einzelgänger, die sich über Materielles identifizieren.

  4. Planewalker sagt:

    Es gibt Simplifizierungen und es gibt einfach darstellbare Sachverhalte. Man muss die Gesellschaft nicht in ihrer vollen Komplexität begreifen können, denn auch wenn alles irgendwo zusammen hängen mag, ist es einfach eine Frage der Relevanz eines Faktors zu einem bestimmten Sachverhalt. Auch in der Wissenschaft ist Komplexitätsreduktion – dort durch Ockhams Rasiermesser bezeichnet – durchaus üblich, notwendig und keinesfalls “unwissenschaftlich” oder “unseriös”.

    Ansonsten ist jede Auffasssung subjektiv geprägt, insofern erübrigt es sich von einer “Rahmung” durch “politische Weltanschauung” zu sprechen. Es gibt keinen Menschen, der dem nicht unterliegt und obiger Artikel bildet da keine Ausnahme.

    Ich hätte es begrüsst, wenn ein solcher Artikel zunächst einmal eine Definition von Terrorismus und eine tiefere Analyse dazu geliefert hätte, denn davon gibt es zahlreiche, sehr unterschiedliche Formen. Genau hier wird die politische Färbung erst richtig deutlich, denn der Terrorist wird realpolitisch zu diesem, indem er zunächst einmal dazu erklärt wird. Die Unterscheidung zwischen “Terrorist” oder “Freiheitskämpfer” ist tatsächlich eine Frage der politischen Absichten, während bei distanzierter Betrachtung der eigentliche Terrorist eine Regierung sein mag, die die öffentliche Meinung manipuliert, um Angst zu schaffen, mittels derer sich geplante Massnahmen durchsetzen lassen. Man kann es auch durchaus als Terrorismus ansehen, wenn eine Nation eine andere unter Vorwand falscher Tatsachen (z.B. “Terrorismus”) einen profitablen Invasionskrieg führt. Wo lägen denn bitte da die vielseitigen Faktoren, die eine Person (Soldat) zum Terroristen machen, ausser dass diese einer Berufsarmee angehört?

    Leider wird meist sehr einseitig in eine Richtung geblickt, um Terrorismus auszumachen. Obiger Artikel bildet da keine Ausnahme.

    NATÜRLICH sind Terrorismus und Extremismus eine Frage der Perspektive, genauso wie die Faktoren, die nach subjektiver Bewertung dazu führen. Das kann man komplex begründen oder einfach, was jedoch beiderseits kein qualitatives Merkmal der Richtigkeit einer Einschätzung darstellt. Mehr als das sind Terrorismus und Extremismus aber politische Kampfbegriffe.

    • ReAnder sagt:

      Ich stimmen Ihnen teilweise zu: Wissenschaftliche Arbeiten besitzen immer eine gewisse Subjektivität (wobei mir der Begriff der Perspektive passender erscheint) Aber im Gegensatz zum politischen-öffentlichen Diskurs, auf den Sie sich größtenteils beziehen, macht eine gute wissenschaftliche Arbeit dies kenntlich, indem sie diverse Defintionen sowie ihre Methodik und disziplinäre Stoßrichtung vorstellt. Die Defintionen müssen dabei möglichst wertfrei und eindeutig formuliert sein, ansonsten lässt sich mt ihnen nicht arbeiten. Daher ist “Freiheitskämpfer” in wissenschaftlichen Diskursen i.d.R. kein anwendbarer Begriff, weil allein der Bestandteil der”Freiheit” eine normative Bestimmung verlangt. “Terrorismus” ist zwar ebenfalls häufig durch die öffentlichen Diskurse negativ belastet, lässt sich aber auf grundlegende, beobachtbare Eigenschaften reduzieren und ist dadruch präziser. Diese Eigenschaften finden sich – quasi als Grundkonsens – in fast allen wissenschaftlichen Defintionen wieder. Natürlich gibt es darüberhinaus unterschiedliche Gewichtungen und weitere Ergänzungen, die aber, streng genommen, begründet werden müssen. Abgesehen davon führt eine zu große Öffnung des Begriffs zu Verlust an Trennschärfe bis dahin, dass jeder Interventionskrieg auch Terrorismus sei, was auf wissenschaftlicher Ebene niemanden helfen dürfte.

      • Planewalker sagt:

        Wobei diese “wissenschaftliche Trennschärfe” aber auch nur eine Perspektive darstellt, geboren aus einer Geisteshaltung die das Umfeld reflektiert. Alleine wo und wie man trennt (“das ist Terrorismus und das nicht”), beinhaltet schon eine politische Sicht.

        Auch wenn mancher der scheinbaren Seriösität halber es gerne anders darstellen möchte, Wissenschaft und Politik sind untrennbar verwoben. Wissenschaftliche Arbeiten besitzen nicht nur eine “gewisse Subjektivität”, sie sind subjektiv schlechthin und oft sogar ideologisch. Der Mensch kann Wissenschaft nur im Rahmen seines Denkens betreiben und die Art seines Denkens wird durch seine Erziehung und Bildung im weitesten Sinne geprägt. Und jeder Mensch ist und denkt natürlich auch politisch. Man kann sich selbst nicht einfach ausklammern. I.d.R. ist ja nicht mal der Umfang des Selbst bewusst.

        Man sollte auch nicht vergessen, dass es sich bei Wissenschaft um beschreibende Modelle handelt, mit der man versucht, einer erlebten Realität habhaft zu werden, Zusammenhänge zu schaffen (ich sage bewusst “schaffen” und nicht “erkennen”) und Prognosen zu treffen. Eine objektive Welt liegt nicht in unserer Reichweite, nicht mal annähernd. Jede Wahrnehmung, jeder Kontext, jede Ursache, jede Wirkung ist eine Interpretation.

        Unabhängige Wissenschaft – nicht im finanziellen Sinne – ist schlicht illusorisch. Und unabhängige Wissenschaft im finanziellen Sinne meist sowieso. Im Prinzip gilt das für alle Wissenschaften, aber ganz besonders für sog. “Geisteswissenschaften”.

        Allein wenn Sie von “grundlegende[n], beobachtbare[n] Eigenschaften” und “Gewichtungen” sprechen, impliziert das subjektive Wahrnehmung (beobachten) und selektive Interpretation (grundlegend, gewichtend).

        Und zu guter Letzt: Welchen Wert hat ein Artikel, wenn er sich nur auf einen Teilaspekt bezieht und relevante Faktoren vernachlässigt? Natürlich kann auch von Regierungen Terrorismus ausgehen. Und m.M.n. war und ist genau das der Fall und der grösste Auslöser für das, was unsere Politiker und Medien gemeinhin als Terrorismus bezeichnen.

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