Kindergeburtstag mit Freddy Quinn
Blockupy und das bürgerliche Subjekt

… oder was kann es bedeuten, wenn Bürger vermeintlichen Bürgern ihr Bürgertum vorwerfen? Eine Replik.

Foto: Montecruz / flickr / CC BY-SA 2.0

Vom DWR-Autorenkollektiv

Leider macht es oft am meisten Spaß, Erwiderungen auf Texte zu schreiben, die solcher überhaupt nicht bedürfen. Wie ein Furz in der Konferenz rufen sie bei jedem sensiblen Rezipienten das gleiche Urteil hervor, ohne dass man sich darüber auszutauschen hätte. Sie sind sozusagen die Prämisse eines Standardschlusses, das Negativ ihrer Widerlegung. Ein solcher Glücksfall von Text ist der kleine Artikel eines hoffnungsvollen Jungökonomen mit russischem Migrationshintergrund, der kürzlich im Onlineangebot der WELT erschienen ist.

“Meine Eltern hatten 200 D-Mark in der Tasche, als wir nach Deutschland kamen. Nach einer Nacht im erstbesten Hotel waren die weg. Dann kamen Sozialhilfe, Kleidung und Spielsachen vom Roten Kreuz, Spenden und sehr viel harte Arbeit.”

So beginnt das Textchen und setzt damit eine erste Ideologiemarke: es gibt zwei Arten von armen Schweinen – die einen arbeiten hart, die anderen bleiben arm. Also ist jeder, der arm bleibt, nicht nur ein armes, sondern vor allem ein faules Schwein.

“In den Urlaub fahren stand nicht zur Debatte, neue Möbel gab es nicht, an Restaurantbesuche wurde nicht einmal gedacht”

schreibt der telepathisch begabte Junge. Aber…

“Aber wir waren zufrieden, sehr sogar. Immerhin hatte ein Land uns aufgenommen, in dem die Supermarktregale gefüllt waren, die Züge fuhren und die Straßen sauber waren. Mehr noch, meine Eltern bekamen die Chance, für ihr Geld zu arbeiten und ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen.”

‘Immerhin!’ sagt der Taubstumme zum Tauben. Immerhin Fototapete im Folterkeller. Mit Trotteln, die ‘immerhin!‘ sagen, ist der Weg zur Hölle gepflastert. Die Tatsachen, dass irgendwo Supermarktregale gefüllt sind und Züge fahren, geben nicht den geringsten Grund zur Hoffnung, dass die Menschen dort zufrieden sein müssten – zumal die „Chance“, für Geld zu arbeiten, impliziert, dass man sein Leben eben nicht „in die eigenen Hände“ nehmen kann, da man das Geld ja nicht sich selbst ausbezahlt.

Aber die Marschrichtung (Denkrichtung möchte ich’s nicht nennen) des Autors ist klar. Die moralische arme Sau ist dankbar, dass man sie nicht absticht, statt sich zu beklagen, dass sie arm ist. Deshalb und nur deshalb steht Moral so hoch im Kurs bei allen denen, die nicht hoch im Kurs stehen: mit Moral kann man sich denen, die keine haben, weil sie keine brauchen, zum Benutztwerden anempfehlen. Moral und Tugend, also alles zwischen Bescheidenheit und Gewaltfreiheit bis zum Respekt vor Traditionen, ist in der Gesellschaft, in der wir leben, die wertlose Aufwertung der Anpassung, ein joviales Schulterklopfen der Herrschaft für den zahmen Knecht. Und damit natürlich auch der Stoff, aus dem bürgerliche Zeitungen sind:

“Jetzt haben sie [die Eltern des Autors] ein Haus, ein Auto, fahren in den Urlaub, ihre Kinder machen das Abitur und studieren. Während irgendwelche gutbürgerlichen “Aktivisten” nach Frankfurt fahren und die halbe Stadt in Brand setzen, um für Gerechtigkeit zu demonstrieren.”

Es ist gerade sehr trendy bei bürgerlichen Interpreten, die statistisch nicht erfassten Teilnehmer der „Blockupy-Krawalle“ (Bild) als „gutbürgerlich“, „Bürgerkinder“ oder „gelangweilte Bürgersöhne“ (die Töchter spielen wohl Geige und langweilen sich nicht) zu titulieren, wohl weil der Bürger denkt, dass der antikapitalistische Unternehmerssohn sich böse ertappt fühlt, wenn jemand merkt, dass er sich gar nicht aus dem Lumpentum emporrandaliert hat, sondern nur deshalb Zeit zum Nachdenken hatte, weil er nicht am Fließband stehen musste. Wollten die Kritiker etwa ausdrücken, dass sie randalierenden Fließbandarbeitern eher zuhören würden, weil deren Wut authentischer wäre? Oder was sonst kann es bedeuten, wenn Bürger vermeintlichen Bürgern ihr Bürgertum vorwerfen?

Insbesondere bedeutet das, dass die Interpretationselite der Marktwirtschaft sich selbst und ihre Klientel beruhigen möchte. Jeder neue Aufruhr in einer dichter werdenden Reihe von sozialen Unruhen in Europa wird reflexhaft als politisch irrelevant eingestuft, entweder weil den Akteuren jedes politische Motiv abgesprochen wird oder weil sie als Gruppe ohnehin marginalisiert seien. „Es gibt kein revolutionäres Subjekt mehr“, beginnt der Blockupy-Kommentar des stellvertretenden WELT-Chefredakteurs. ‘Es wird keine Revolution geben, da es niemanden gibt, der eine Revolution trägt. Die Leute wollen keine Revolution.’ Das will er sagen. Und diesen Befund möchte man stützen, indem man diejenigen, die vielleicht doch eine wollen (und von deren Zahmheit der WELT-Redakteur nichts weiß, da er den Schwarzen Block und Blockupy für bedrohlich hält), wenigstens sprachlich von der Mehrheit scheidet und unbesehen als „Kriminelle“, „randalierender Mob“ oder eben „Bürgersöhne“ einer Minderheit zuschlägt, von der die Funktionsträger des Kapitalsmus nichts zu befürchten haben.

Der Bevölkerungsmehrheit wiederum signalisiert man damit, dass es sich bei den „Aktivisten“ lediglich um lichtscheues Gesindel, um eine ganz unzuverlässige Mischpoke handele, wenn es darum geht, einen Fußball- oder Exportweltmeisterstaat zu schmieden. Implizit geben sie zwar damit zu, dass die meisten Söhne dieses Landes keine „Bürgersöhne“ sind und trotz harter Arbeit nicht ihren angestammten „Platz im Establishment einzunehmen“ imstande sein werden. Dennoch ist damit die Frage, was politisch oder ökonomisch zu verändern wäre, damit es nicht mehr zu solchen Unruhen käme, nicht nur vom Tisch, sondern gar nicht erst auf den Tisch gekommen: man braucht einfach mehr Polizei. Unser Jungökonom dazu:

“Es sind Zöglinge einer Wohlstandsgesellschaft, die nichts zu deren Erfolg beigetragen haben. Die eine kostenlose Bildung, saubere Straßen, eine funktionierende Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung vorgefunden und genossen haben, ohne sie jemals wertgeschätzt zu haben. Es sind Menschen, die selbst nicht in der Lage wären, das aufzubauen, was sie mutwillig zerstören.”

Der klingt ganz, als sei er selbst dabei gewesen und habe sich wochenlang die Lebensbeichten der Krawallmacher angehört. Trotzdem bringt er nur Argumente von Bauklötzchenformat zustande: junge Leute sollen erstmal was aufbauen, bevor sie was kaputtmachen. Als ob man sie dann wirklich kaputtmachen ließe was sie selbst aufgebaut haben, den in Bad Cannstatt zusammengeschraubten Neuwagen zum Beispiel. Außerdem, sagt er, sollte man saubere Straßen auch wertschätzen – und nicht nur genießen. Ein interessanter Aspekt, den man nutzbringend in den mündlichen Teil des Einbürgerungstests aufnehmen könnte:

  • Haben Sie bei uns in Deutschland saubere Straßen vorgefunden?
  • Oh ja. Wunderbare Straßen.
  • Schön. Und genießen Sie unsere sauberen Straßen?
  • Genießen?
  • Ganz recht. Genießen Sie sie?
  • Ähm. Ich denke schon. Ja.
  • Gut. Sehr gut. Aber wertschätzen Sie unsere Straßen auch? usw.

Eine „funktionierende Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung“ finden heute noch ausschließlich Ökonomen vor. Und auch nur, weil sie jahrelang im Finden solch leicht übersehbarer wirtschaftlicher Zusammenhänge ausgebildet worden sind. Ökonomische Laien wie Rentner, Arbeitslose, Armutsgefährdete, 70 % der Arbeitnehmer und 60 % der gesamten Bevölkerung, die glauben, dass die Wähler gar nicht wirklich das Sagen in Deutschland hätten, können die subtilen Beweise für die beste aller Welten einfach nicht wertschätzen – und oft nicht einmal genießen…

Aus Benennungen wie „gutbürgerlich“ oder „dumme Zöglinge einer Wohlstandsgesellschaft“ spricht übrigens auch der konkurrenzgequälte Widerwille gegen die Bessergestellten, die weniger oder sogar überhaupt nicht fleißig sein mussten, um in dieser funktionierenden Gesellschaftsordnung durchzukommen. Aber der sei dem Autor verziehen. Auf die Dauer muss es enorm frustrierend sein, als Karriereemigrant auf dem Weg zur Traumhochzeit mit einer blonden Zahnärztin das geforderte Normalmaß an Heuchelei auch noch überbieten zu müssen.

Er macht sich trotzdem nicht schlecht dabei:

“Demonstrationen dienen der freien Meinungsäußerung. Doch was wir in Frankfurt gesehen haben, war das komplette Unverständnis für unsere Gesellschaftsordnung. Die Ablehnung von Arbeit, Eigentum und Leistung. Indem die Vandalen unsere Polizei angriffen, unsere Fahrzeuge anzündeten und unsere Straßen und Häuser beschädigten, unsere Freiheit beschränkten, negierten sie alles, wofür wir arbeiten.”

Zwei Mal „wir“, und fünf Mal „unser“. Wen meint der Russe?

“Wir, das sind wir Unternehmer, wir Journalisten, wir Studenten und wir Arbeiter. Wir, die wir versuchen, eine gesellschaftliche Ordnung aufzubauen, die auf Diskurs statt auf Gewalt beruht.”

So viele Wirs erinnern mich an Freddy Quinn (der übrigens auch Migrant war) und seinen gleichnamigen Hit aus den Sechzigern, mit dem der WELT-Artikel viel gemeinsam hat (was kein gutes Licht auf den Artikel, die WELT und den historischen Augenblick wirft, in dem „wir“ uns gerade befinden). Bezeichnend ist, dass jemand, der in Russland geboren ist, so gerne „wir“ sagt, wenn er in einer deutschen Zeitung über seine gelungene Deutschwerdung schreibt. Die ganze Gesprächssituation erinnert an einen Kindergeburtstag bei der gesitteten Kleinfamilie, zu dem diverse Schulfreunde eingeladen sind. Während der eigene verzogene Sohn nebst anderen Bürgerssöhnchen im Wettrülpsen bei Tisch brilliert, lechzt das vernachlässigte Migrantenkind mit frühreifer Zurückhaltung nach der Anerkennung der fremden Eltern. „Der Filipp ist ja so ein netter Junge“, heißt es dann später gerechterweise. So einfach ist das. Warum also „für Gerechtigkeit demonstrieren“? Gerechtigkeit durch Anpassung heißt die Devise. Und wer sich nicht anpasst ist selber schuld.

Ist man dem Kindergeburtstag entwachsen, bieten sich immer weitere Autoritäten zur Darmerkundung an: am besten kriecht man dem Chef in den Arsch. Der mag das. Wenn man, wie unser Autor, noch studiert, kann man auch dem ganzen deutschen Staat in den Arsch kriechen, indem man sich ihm in der WELT als Musteruntertan empfiehlt. Das wäre die abstrakte Variante: Deutschland als eine Art ideelles Arschlochsurrogat. Dem provinziellen Misstrauen, das man nicht nur in Deutschland, sondern in nahezu jeder europäischen Nation nahezu jedem Migranten entgegenbringt, tritt der integrationsgeile Einwanderer respektive Rektalimmigrant nie durch Vernunft, eigennützige Schläue, Selbstorganisation oder einen (manchmal leider nur gefälschten) Mittelfinger entgegen, sondern durch übersteigertes Imitieren landesüblicher Neurosen und Hyperventilieren staatstreuer Bekenntnisfloskeln. (Und bevor man mir nun unterstellt, ich würde mit djihadistischen Parallelgesellschaften liebäugeln, souffliere ich den weniger Abstraktionstüchtigen beziehungsweise Antideutschen unter meinen Lesern: dass es bequem denkbar ist, als Migrant weder ein Djihadist noch ein Arschkriecher zu sein.) Freddy Quinn kann nachgerade als Urahn bundesrepublikanischer Rektalimmigration gelten und unser WELT-Ökonom als sein Enkel.

Zum Inhalt der zitierten Sätze ist wenig zu sagen was nicht schon gesagt wäre. Dass man in der Politik inzwischen nur noch dann „wir“ sagt, wenn man es besser weiß oder ein Nazi ist, hat sich herumgesprochen. Chefs sagen gerne „wir“, wenn sie mit ihrem Humankapital reden. Oder Präsidenten, wenn sie „unser“ Land „ein gutes Land“ nennen, damit keiner auf die Idee kommt, es ginge ihm schlecht. Im großen phantastischen Wir gibt es nichts, was nicht rein diskursiv verhandelbar wäre: man kann über alles reden. Aber man kann nicht alle überzeugen. Polizisten nicht, Soldaten nicht, Kapitalisten nicht: für die sind die öffentliche Ordnung, der Befehl oder der Mehrwert gänzlich unverhandelbar. Und damit müssen ‘wir’ uns abfinden. Sonst sind ‘wir’ Diskursfeinde. Wer darauf beharrt, dass seine Meinung wahrer sei als eine andere, ist ein Gegner der freien Meinungsäußerung. Diese Grenze ist gewissermaßen diskursextern.

Auch was verhandelbar ist, ist es oft nur scheinbar: Gehälter zum Beispiel vor allem nach unten. Entscheidet man sich etwa im demokratischen Diskurs für die doch gar nicht abwegige Position, dass es klasse wäre, wenn ein paar ausgebrannte Alleinerziehende einmal einen zwanzigfach erhöhten Lohn erhalten sollten, um sich damit ein Jahr zu erholen – also selbst schon eine billige sozial-demokratische Anbiederung – wird man erleben, wie offen die bürgerliche Diskurswelt und wie permeabel die angrenzende demokratische Realität dafür ist. Dass die „gutbürgerlichen“ „Vandalen“ „alles“ „negierten“ „wofür wir arbeiten“, was auf Einzelne in Frankfurt sogar zutreffen könnte, wäre da doch endlich eine gute Nachricht. Das wird man ja wohl noch negieren dürfen im Diskurs!

Nein, darf man nicht. „Die Ablehnung von Arbeit, Eigentum und Leistung“ gehört ebenso in die Diskursquarantäne wie jenes finstere Hirngespenst, das noch immer in manchen Vandalenköpfen umgeht – der Kommunismus. Denn:

“Meine Eltern, die in der Sowjetunion geboren wurden und dort aufwuchsen […] kommen aus einem Land, das sich dem Antifaschismus verschrieben hatte und das seine Bürger maßregelte, unterdrückte und sie in ihrer Freiheit einschränkte wie kein anderes. Das war und ist Kommunismus.”

Treffen sich zwei Staatsmänner und reden über Freiheit. Sagt der eine: „Ich höre, es sieht schlimm in eurem Land aus. Viele Menschen sitzen jahrelang in Gefängnissen oder werden gefoltert.“ „Ja, das stimmt“, erwidert der andere, „alle Verbrecher haben wir eingesperrt, damit das Volk in Ruhe leben kann. Ich höre aber, dass es bei euch viel finsterer zugeht. Ihr hört Millionen von unbescholtenen Bürgern ab und überwacht sie und bringt täglich Menschen ohne Gerichtsverhandlung um.“ „Das könnte sein“, antwortet der erste darauf, „aber das sind alles Terroristen. Wir sorgen nur für die Sicherheit der Unschuldigen.“

Es stimmt, dass die Sowjetunion ein Land war, in dem auch nicht mehr Menschen ihre Individualität entwickeln und genießen konnten als in der westlichen Demokratie, was nun einmal das Programm des Kommunismus bleibt. Den sehr richtigen Hinweis, dass die Sowjetunion nicht der Kommunismus „war und ist“, den schenken wir an dieser Stelle all jenen, die sich von der bürgerlichen Demokratie Selbstbestimmung und Genuss erhoffen… Denn eine Herrschaftsform, die bei den Beherrschten nicht einmal die alleruntersten Stufen der Bedürfnishierarchie wie Nahrung, Wohnen, Wärme, Schlaf, Sicherheit und soziale Akzeptanz abzudecken vermag, von der sollte man kaum erwarten, dass sie dafür garantiert, dass man ein gutes Leben hat. Stattdessen fördert und verlangt sie einfach von Staats, Schule und Medien wegen all jene Illusionen, die sich gerade auch Migranten über ihre Chancen auf Erfolg und Zufriedenheit machen. Die beliebteste und falscheste dieser Illusionen lautet etwa: wer fleißig und brav ist, der bekommt, was er will.

Das ist fast immer falsch.

Richtig ist dagegen genauso oft: wer fleißig und brav ist, der bekommt, was er verdient. – Wie heißt es doch auf Evangelischen Kirchentagen immer so schön:

Danke für meine Arbeitsstelle. Danke für jedes kleine Glück.

Der Artikel erschien zuerst auf Dead Wall Reveries

Artikelbild: Montecruz / flickr / CC BY-SA 2.0

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9 Kommentare zu "Kindergeburtstag mit Freddy Quinn
Blockupy und das bürgerliche Subjekt"

  1. Ralf Dahrendorf sagt:

    “Den sehr richtigen Hinweis, dass die Sowjetunion nicht der Kommunismus „war und ist……”

    Überall in der Welt haben sämtliche kommunistischen Regime »den Massenmord zum echten Regierungssystem erhoben«. Es wäre logisch, daraus zu folgern, daß der Kommunismus nicht im Widerspruch zu seinen Grundsätzen getötet hat, sondern in Übereinstimmung mit ihnen – mit anderen Worten, daß der Kommunismus nicht nur ein System gewesen ist, das Verbrechen begangen hat, sondern auch ein System, dessen Wesen selbst kriminell war.

    Es sei bemerkt, daß Marx als erster die Moral der Intention nicht anerkannte und daß der Kommunismus immer behauptet hat, vor allem eine neue Praxis verwirklichen zu wollen. Die Reinheit der ursprünglichen Absichten anzuführen ist für einen Kommunisten daher nichts anderes, als in »so etwas wie jenes von Marx so sehr verunglimpfte bürgerliche Pharisäertum« zurückzufallen.

    Wenn ein Idealist seit achtzig Jahren Verbrechen verübt und sich aufgrund seiner ursprünglichen Absicht dagegen verwahrt, ein Krimineller genannt zu werden, dann hat die Absicht einen breiten Rücken.

    Die modernen Ideologien sind profane Religionen. Sie stützen sich auf verweltlichte theologische Begriffe.Zu den eindeutigsten »religiösen« Merkmalen der totalitären Systeme gehören die dualistische Weltanschauung, das messianische Warten auf eine neue Epoche und der grenzenlose Wille, eine noch nie dagewesene Gesellschaft zu errichten.

    Die dualistische Auffassung besteht darin, die Welt in Form einer radikalen Teilung zu denken: wir und die anderen, die Kräfte des Guten und die Kräfte des Bösen. Die Welt wird nun ausschließlich in Freunde und Feinde eingeteilt, ohne daß irgendein dritter Standpunkt möglich ist.

    Teile und herrsche! Hinter ALLEN Ideologien das gleiche Prinzip! Aus der Geisel des Christentums wurden nach der Aufklärung die säkularen Geiseln Kommunismus, Nationalsozialismus, Sozialismus, Massendemokratie und Liberalismus.

    Wer hat es erfunden? Wer hat ein Interesse daran, die Menschen weltweit gegeneinander zu hetzen? Das heraus zu finden ist gar nicht so schwer, wenn man der Spur des Geldes folgt!

    „In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, dann kann man sicher sein, dass es auf diese Weise geplant war.“

    F.D. Roosevelt

  2. DWR sagt:

    “Zu den eindeutigsten »religiösen« Merkmalen der totalitären Systeme gehören die dualistische Weltanschauung, das messianische Warten auf eine neue Epoche und der grenzenlose Wille, eine noch nie dagewesene Gesellschaft zu errichten.”

    Die Geschichte errichtet ganz von alleine, könnte man meinen, eine ganze endlose Reihe von noch nie dagewesenen Gesellschaften. Das ist eine rein materielle, völlig irreligiöse Tatsache. Eine neue Epoche löst die andere ab. Warum sollte da nicht einmal eine bessere als die vorigen dabeisein?

    Sie behaupten wohl, dass, “wenn man der Spur des Geldes folgt”, man einen kleinen Zirkel (jüdischer?) Verschwörer entdeckt, die sich das Christentum und den Nationalsozialismus ausgedacht und Marx seine Bücher diktiert haben, um über die so geteilte Menschheit zu herrschen…
    Das ist absurd, unhistorisch und ein ideologisches Denkmuster finsterster Art – ganz abgesehen davon, dass auch Sie Freund und Feind sehr gut zu kennen scheinen und sich mit dem Vorwurf des Dualismus ins eigene Fleisch schneiden.
    Nicht jeder, der teilt, tut es, um zu herrschen. Da muss man schon genauer hinschauen, wer was warum tut.

    Aber sowohl mit der Genauigkeit – ihre Resultate legen Sie nur nahe, benennen Sie aber wohlweislich nicht – als auch mit dem Hinschauen haben Sie ihre Probleme: ihr Wissen über Marxismus und Kommunismus ist doch reichlich ungeodnet und bruchstückhaft und mündet immer ins vorher schon gewusste Fazit, dass Kommunisten eben Massenmörder (und Volksfeinde?) sind.

    Marx – und nicht nur er – hat das Geld hinreichend analysiert, um über solche Irrtümer und mythischen Personalisierungen eines abstrakten Faktums aufzuklären. Mit Menschen, die allerdings genau wissen, was sie NICHT wissen möchten, kann und will ich auch nicht diskutieren. Das führt zu nichts. Eine Diskussion ist nur auf einer gemeinsamen rationalen, nicht auf einer irrationalen Grundlage möglich.

  3. Matthias Gerhardt sagt:

    Liebes Autorenkollektiv,
    es macht mich sprachlos, wie man sehenden Auges solchen Unsinn von sich geben kann. Alexander Wendt hat eine Analyse vorgelegt, der ich nichts hinzufügen muss:
    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_stigmata_der_quarterlife_kinder

    Leben Sie nur weiter Ihre Autoaggression aus. Solange es noch Menschen wie Filipp, Polina und Jelena gibt, ist die Welt noch nicht verloren.

    Irgendwie ist es natürlich nachdenkenswert, wenn es Osteuropäer und Ostdeutsche wie ich sind, die sehr selten vom Himmelreich des richtigen Kommunismus träumen.

    In diesem Sinne viele Grüße
    Matthias Gerhardt (männlich, mittelalt, leicht übergewichtig und dazu noch weiss)

  4. L. sagt:

    Der Autor schreibt:
    “Die Tatsachen, dass irgendwo Supermarktregale gefüllt sind und Züge fahren, geben nicht den geringsten Grund zur Hoffnung, dass die Menschen dort zufrieden sein müssten”
    Aber es ist immerhin ein guter Anfang in einer Welt in deren Geschichte die meisten Menschen immer mal wieder hungern mußten. Und in Venezuela – ursprünglich ein Einwanderungsland – mangelt es ja nicht nur an Nahrungsmitteln und Klopapier sondern es sind seit dem Antritt der faschistoiden Militärjunta auch ca. 1 Million Menschen aus dem Land vertrieben worden.

    Dem Autor ist in erster Linie vorzuwerfen, daß er dem von ihm kritisierten Migranten – und damit allen Migranten – gar keine Alternative zu bieten hat. Die von ihm vermutlich angebotenen Alternativen sind entweder völlig ungetestet oder haben bereits versagt.

    Und wenn wir uns die unsägliche Flüchtlingsdebatte ansehen, dann fliehen diese Menschen ja nicht nach Venezuela oder Nordkorea sondern das Ziel sind die erfolgreichen marktwirtschaftlichen Länder des Westens. Es mag sein das Millionen Fliegen Scheiße fressen (auch nur wenn es nichts besseres gibt!) aber Flüchtlinge sind eben Menschen. Und Menschen haben nun mal alle möglichen Mängel aber sie sind nun mal nicht generell dumm.

    Dem Autor oder den Autoren dieses Artikels ist ein völliger Mangel an Moral und Ethik vorzuwerfen. Sie wollen nicht das Menschen so leben wie sie es nun mal wollen.
    Und das – um es mal ganz klar zu sagen – ist die Sichtweise eines KZ-Wärters.

    • Matthias Gerhardt sagt:

      Also beim KZ-Wärter bin ich zunächst zusammengezuckt. Aber doch, denn Humanismus und individuelle Entfaltung sind für das “Autorenkollektiv” Fremdwörter. Sie verachten die Menschen und ganz besonders die, die sich nicht kollektivieren lasssen wollen

  5. Frank Müller sagt:

    “Der Russe” hat einen sehr guten, logischen und nachvollziehbaren Text geschrieben. Die Antwort der Linken auf logische Argumentation ist immer die Gleiche. Diffamieren, persönlich angreifen, sich über die Sache und den Autor lustig machen und laut rumgrölen, so das der andere keine Möglichkeit mehr hat zu äußeren. Im Internet macht man das indem man über eine Seite Text, 10 Seiten Textmüll kippt. Oder kurz zusammengefasst. Dieser Artikel ist ein unglaublich realitätsfernes Geschwafel. Man muss schon schwerst indoktriniert sein um solchen Unsinn zu veröffentlichen.

    • L. sagt:

      “Die Antwort der Linken auf logische Argumentation ist immer die Gleiche. Diffamieren”
      Stimmt meist aber im vorliegenden Fall gibt es ja (mindestens) ein Argument. Dieses läuft darauf hinaus, daß dem “Russen” und damit überhaupt allen die erfolgreich in einem marktwirtschaftlich orientiertem System arbeiten, Arschkriecherei vorgeworfen wird.

      Der Vorwurf läuft letztlich darauf hinaus das alle die mit Vorgesetzten und Kunden nett, umgänglich und effizient zusammenarbeiten sich deshalb verbiegen müßten. Die Autoren haben offenbar doch eine Gesellschaftsordnung vor Augen in der man nicht nett zueinander sein soll oder zumindest das nicht braucht. Entsprechend machen sich die Autoren auch über die Moral – jegliche Moral – lustig.

      Fragt sich wer in so einer Ordnung überhaupt leben will – ganz abgesehen davon das sie auch aus anderen Gründen die Hölle sein wird. Das sieht man ja auch exemplarisch an dieser tollen Anekdote mit dem beiden Staatsmännern in der klargemacht wird, daß der NichtRechtsStaat(!) “Viele Menschen sitzen jahrelang in Gefängnissen oder werden gefoltert.” gegenüber dem Rechtstaat bevorzugt wird, “damit das Volk in Ruhe leben kann”.

      Haben die Autoren sich mit dieser Anekdote schon hinreichend verraten werden sie (für die Nixmerker) im nächsten Satz so deutlich wie nur möglich in dem sie ohne jeden Zweifel die Sowjetunion mit den westlichen Demokratien auf eine Stufe stellen.

      Ich mag Menschen die ehrlich sind und ehrlich verkünden was sie denn wirklich wollen. Ich mag sie um der Ehrlichkeit willen denn im übrigen verkünden auch diese Autoren ohne jede Umschweife, daß sie geneigt sind Millionen Menschen zu ermorden oder in Lager zu stecken – wenn man sie ließe und sie die Macht dazu bekämen.

  6. milton friedman sagt:

    Selten habe ich so einen Stuss gelesen. Dieser Text liefert den Beweis für den Zusammenhang zwischen der um sich greifenden Volksverdummung und der Einführung des Privatfernsehens.

  7. pirat sagt:

    “im übrigen verkünden auch diese Autoren ohne jede Umschweife, daß sie geneigt sind Millionen Menschen zu ermorden oder in Lager zu stecken”

    hab den text jetzt drei mal gelesen. wo steht das???

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