Für eine andere Sicht auf Krisen
Wir streben eine Nullrisiko-Gesellschaft an. Doch dabei verlernt der Mensch, adäquat mit Unglücksfällen umzugehen.
Von Florian Sander
Der amerikanische Soziologe Charles Perrow hat in den 80er Jahren einen risikosoziologischen Ansatz entwickelt, den er mit der Formulierung der „normal accidents“ umschrieb. Er schuf damit eine Katastrophensoziologie, die zur sozialen Systematisierung insbesondere von technischen Unfällen beitrug und zugleich die in Opposition etwa zu Ulrich Beck stehende These vermittelte, dass Unfälle und Katastrophen nicht grundsätzlich vermeidbar und daher ein Stück weit Normalzustand sind.
Ich meine: Angesichts der heute wieder ständig diskutierten „Krisen“ rund um Euro, Finanzen, Staatsschulden, Terrorismus und Atomkraft wird es Zeit, sich diese These wieder einmal ins Gedächtnis zu rufen und zu fragen, inwieweit sie etwa auch außerhalb von techniksoziologischen Fragestellungen zur Anwendung kommen kann und sollte.
In Zeiten wie diesen, in denen über die neue Hegemonie des linksgrünen Zeitgeistes auch eine Art neuer politischer Utopismus Einzug gehalten hat (Vision: ein ökosozialistischer, quotierter und multikultureller Superstaat EU), ist auch der Umgang mit Krisen und Risiken ein anderer geworden – wie es immer der Fall ist, wenn semitotalitärer Utopismus zum Mainstream wird.
Hier kommt eine andere Größe der Risikosoziologie ins Spiel: Die Anthropologin Mary Douglas umschrieb diese Art der politischen Kultur in ihrer „Cultural Theory“ mit dem Begriff der egalitären „Sektierer“. Eine Form der politischen und sozialen Herangehensweise, die zum „Nullrisiko“ tendiert: Risiken sollen komplett vermieden werden, Krisen und „Unglück“ mittels vor allem natürlich staatlicher Intervention eliminiert werden. Am Ende steht die Vision eines moralisch reinen, sicheren, glücklich machenden Utopia.
Dieser politischen Kultur stellt Douglas in ihrer Typologie außerdem die Kulturen der Hierarchie (Konservatismus), des Fatalismus (Politikverdrossene) und des Marktindividualismus (Liberalismus) gegenüber. Erster will die Dinge zwar staatlich regeln, kennt dabei aber keine Utopien oder Visionen. Fatalisten ist es einfach egal. Der Individualist wiederum verfolgt das Trial-and-Error-Prinzip: Fortschritt wird als Chance begriffen, absolute Sicherheit als unrealistisch abgetan, Freiheit als höchster Wert angesehen.
Nun hatten es gerade soziologische Typologien stets an sich, dass sie analytische Kategorien schaffen, die Reinformen von etwas darstellen, die in der Empirie eher als Mischmodelle vorkommen. Mit der neuen Dominanz des grünen Mainstreams jedoch ist ernsthaft die Frage zu stellen, ob wir nicht immer mehr auf eine Reinform des moralistisch-egalitären Sektierer-Typus hinsteuern – und ob hier nicht mit Elementen anderer politischer Kulturen gegen gesteuert werden sollte.
Die Kultur des Marktindividualismus bietet hier einen erfrischenden Ansatzpunkt. Ein Gedanke übrigens, der keineswegs bestreitet, dass keine politische Kultur ohne Hierarchien auskommen kann, wenn sie funktionsfähig bleiben will. Es geht also in der Zielsetzung nicht um neue „Reinformen“, sondern um besser dosierte Mischverhältnisse. Dies sei insbesondere den Lesern vorausschickend erklärt, die jetzt gerade schon dabei waren, in den üblichen anti-liberalen Beißreflex zu verfallen.
Aufmerksame Beobachter politischer Vorgänge konnten in den letzten Jahren immer wieder erkennen, wie echte oder vermeintliche Krisen gezielt genutzt wurden, um dadurch politische Veränderungen zu bewirken. Im Falle von Terrorismus (Al Qaida oder NSU) und Sicherheitsgesetz-Verschärfungen ist dies besonders sichtbar, ebenso aber bei der Eurokrise, die genutzt wird, um durch die Hintertür die Voraussetzungen für einen neuen Super-Staat und eine leistungsfeindliche Wirtschaftsordnung zu schaffen.
Das Resultat besteht in zunehmender Gewalt in griechischen Städten, Deutschenfeindlichkeit dort und in Italien sowie Massenprotesten in Spanien. Die Fukushima-Katastrophe wiederum, die in ihren Auswirkungen hinsichtlich Verstrahlungen eigentlich längst nicht so dramatisch ausfiel, wie von dutzenden von deutschen Journalisten prophezeit wurde, machte eine ganze politische Klasse zum hysterischen Hühnerhaufen, der ein ganzes nationales Politikfeld (Umwelt & Energie) binnen weniger Tage komplett auf den Kopf stellte. Die Rechnung dafür bekommen wir nun auf den Tisch.
Der angestrengte Versuch der Krisenvermeidung führt zum Gegenteil. Die Nicht-Akzeptanz der „normalen Katastrophen“ verschärft eben diese und macht sie zu „unnormalen Katastrophen“. Entweder durch Hysterie (Energiewende) oder aber durch undemokratische Hektik und die gezielte, eigenverantwortungsfeindliche Verhinderung von Lerneffekten (krampfhaftes Verhindern von Euro-Austritten, metaphorisches „Alkohol-Liefern an Alkoholiker“).
Die Parallelen der Makro-Ebene mit der Mikro-Ebene des Alltags werden hier deutlich. Indem man krampfhaft versucht, Krisen und die daraus entstehenden harten Aufpralle „abzufedern“, werden Lerneffekte konsequent verhindert und die Krisen noch mehr in die Länge gezogen als eigentlich nötig. Ähnlich nun in der Bildungspolitik: Sitzenbleiben soll abgeschafft werden. Bloß kein Unglück. Bloß keine negativen Folgen. Schaffen wir lieber das Paradies auf Erden.
Doch Leute, die nie Schatten gesehen haben, können sich nicht am Licht erfreuen. Wer nie die Krise erlebt hat, wem eigene Fehler nie bewusst geworden sind, der kann aus ihnen auch nicht lernen. Kinder, denen nie Grenzen gezeigt wurden, Jugendliche, deren Fehler – sei es Gewalt, Drogen oder auch nur Faulheit – nie sanktioniert worden sind, werden am Leben mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern.
Erst das Erleben und Akzeptieren einer Krise schafft das Glück im Nachhinein. Fehler, Krisen, Katastrophen und Unfälle sind Teile des Lebens und der Gesellschaft. Politisches Ziel muss es daher sein, diese nicht als Schreckgespenster zur Panikmache und für totalitären Utopismus zu missbrauchen, sondern sie zwar als Fehlerquellen kenntlich zu machen, aber aus ihnen zu lernen und in der gebotenen Gelassenheit zu akzeptieren.
Ein altes Sprichwort, das einem in diesem Zusammenhang nicht sofort einfällt, aber diese Erkenntnis dennoch treffend zusammenfasst, lautet: „Not macht erfinderisch“. Es sind die Krisen, die Notlagen, die Probleme, die das Beste aus uns herausholen, sei mit „uns“ nun die Gesellschaft als Ganzes gemeint oder wir als Einzelpersonen.
So schwer es uns und einem selber – der Autor nimmt sich davon nicht aus – manchmal auch fallen mag: Wir sollten einen gelasseneren und nachdenklicheren Umgang mit Krisen wagen. Oft genug haben wir dies auch selbst in der Hand: Nicht, wenn es um unmittelbare Gefahr für Leib und Leben geht; durchaus jedoch dann, wenn besonders psychologische Faktoren im Spiel sind – sei es in Form des Finanzsystems und seiner Krisen, sei es in Form persönlicher Krisen.
Auch Krisen sind sozial konstruiert und entfalten daher ihre Panik- oder zumindest angsterzeugende Macht über Wahrnehmungen, Interpretationen, Reflexe und Assoziationen, die jedoch dekonstruiert werden können. Sicher – es wird nicht immer funktionieren. Gesünder und effektiver als in vorauseilender Panik und krampfhaft zu versuchen, jede Krise, jedes Unwohlsein, jedes Unglücklich-Sein von Vornherein zu verhindern (und dadurch alles nur noch schlimmer zu machen), ist dies jedoch allemal.
Lieber Florian Sander!
Dass Sie es mir diesmal so leicht – und trotzdem wiederum so schwer – machen würden, überrascht mich wirklich! Aber vielleicht ahnten Sie ja, dass Sie mir im Moment gerade recht vor den Eimer der faulen Eier laufen, die ich werfen muss, wenn ich mich mit Ihrem – sich in meinen Augen übrigens progredient zynisch entwickelndem – Weltbild (Ihre Artikel) auseinander setze. Dass ich extra die Vokabel “progredient” benutze wird Ihrem wachen Auge sicher nicht entgangen sein.
Dieser neue Artikel ist für mich in der Tat nur noch der blanke Zynismus in seiner intellektuell verbrämten, knallhart ideologisch manipulierenden Argumentationslinie und seiner richtig ärgerlichen bis bewusst deformierenden und letztlich in keiner Weise zu akzeptierenden Botschaft. Ich hatte mich ja schon einmal damit beschäftigt, wie Sie wissen, und hatte dabei meine Argumente kontra diese Weltsicht vorgebracht. Und wirklich: Ich empfinde Ihr vorliegendes Elaborat als das bisher krasseste und deshalb besonders abzulehnende Ausrufezeichen Ihres defizitären, eindimensional konservativ-libertären Weltbildes, seit dem ich Ihre hier veröffentlichten Artikel lese und kommentiere. Damit mögen Sie bei Ihren Parteifreunden und anderen wandelnden Ich-AGs vielleicht Eindruck machen, ich bin’s jedenfalls wirklich mehr als müde, solcherart triefend ideologische, figurativ geradezu olfaktorisch unzumutbaren Leibeswinde zu kommentieren – selbst unter Aufbietung des letzten verfügbaren Galgenhumors und der letzten eilig zusammengekehrten Toleranzfragmente. Das hat mit einem “üblichen anti-liberalen Beißreflex” doch nichts zu tun, oh Mann! Soweit kommt’s noch, mir noch meinen Ärger ideologisieren und vorformulieren lassen zu müssen!
Dass ich sonst keiner Diskussion mit Ihnen aus dem Weg gehe, habe ich immer wieder gezeigt, aber diesmal ist der Cocktail doch so sauer, abgestanden und damit ungenießbar, den Sie Ihren Lesern hier kredenzen, als dass ich davon auch nur nippen wollte.
Ihre immer wieder bemüht-knarzenden Versuche, sich Ihr Weltbild wissenschaftlich abzusegnen, Ihr wiederholter Trick (Konklusions-Artikel), von der Gesamtschau zur persönlichen Ebene des Individuums und zurück zu wechseln, wo sich doch andererseits Sie selbst und Ihre ideologischen Mitstreiter stets lauthals darüber empören, das Gesamte und das Individuelle bloß nicht zu vermengen und Ihre damit bewusst manipulierende Irreführung, der Umgang mit kollektiven und individuellen Risiken ließe sich auch nur annähernd vergleichen (analog “Schwäbische-Hausfrau-Syndrom”), ging mir tierisch auf den, äh, tja, wohin geht’s bei einer Frau? Ach ja, richtig: den Geist. Ja, das ging mir ganz doll auf den Geist, lieber Florian Sander! Pardòn. Brrr! Schüttel!
Es tut mir wirklich leid, dass in diesem Kommentar meine bekannt große Sympathie für Sie so klein werden und sich verstecken musste (hinter dem zweiten ‘r’ von ‘Brrr!’ übrigens, können Sie sie sehen?), aber – sie lebt natürlich und ist da!
Liebe Reyes Carrillo,
da ist er ja, der anti-liberale Beißreflex! Ich habe darauf gewartet (und ihn zugegebenermaßen mit dem Text auch bewusst stimuliert).
Einen gewissen, wiederkehrenden Zynismus angesichts mancher sozialer Beobachtungen will ich gar nicht abstreiten. Dennoch habe ich den Eindruck, dass Sie mich missverstehen. Nicht unbedingt absichtlich, sondern weil Sie sich nicht vorstellen können, dass es Leute gibt, die glauben, dass solche Vorschläge tatsächlich etwas in ihren Augen Gutes nach sich ziehen würden.
Auch muss ich ausdrücklich bestreiten, ein libertäres Weltbild zu haben. Glauben Sie mir: Wenn Sie meine konservativ-liberale Weltsicht für libertär halten, dann hatten Sie noch nicht mit echten Libertären zu tun. Ein Libertärer hätte an dieser Stelle für die Reinform des Marktindividualismus plädiert. Ich hingegen sehe Hierarchie (Staat) weiterhin als unverzichtbar an. “Konservativ-libertär” ist somit ein Widerspruch in sich.
Ihr Argument gegen die Verbindung von Makro- und Mikro-Ebene ist undifferenziert. Dass eine solche Verbindung oder gar Gleichsetzung oft genug falsch ist, bedeutet doch nicht, dass dies immer so ist. Und dies ist eben einer der Fälle, in denen dies nicht zutrifft, aus den im Artikel genannten Gründen.
Trotz Beißreflex: Die Sympathie habe ich für eine Millisekunde entdecken können!
Das meiner Ansicht nach Brisante an dem Artikel ist nicht nur der zu Recht diagnostizierte Zynismus, sondern dass man ihn – wenn man so will – als eine Legitimation für die Abschaffung des Wohlfahrts- bzw. Sozialstaates lesen kann, und im weiteren Sinne als Delegitimierung jeder staatlichen Regulierung.
Man kann darin andererseits – wenn man so will – eine legitime Kritik an übertriebenen bürokratischen Sicherheitsrichtlinien und Verordnungen oder auch am Überwachungsstaat schlechthin erkennen.
Allerdings lässt die (vermutliche) Präferenz des Autors wenn nicht für eine konservative, dann doch für eine “marktindividualistische Kultur”, vor allem auf Ersteres schließen.
Der Text ist besonders in Hinblick auf die Euro-Krise und die deutsche Energiepolitik zu verstehen, auch die Bildungspolitik wird ja angesprochen. Einen Sozialabbau fordere ich ganz ausdrücklich nicht. Das sollte dieser Teil deutlich machen:
“Ein Gedanke übrigens, der keineswegs bestreitet, dass keine politische Kultur ohne Hierarchien auskommen kann, wenn sie funktionsfähig bleiben will. Es geht also in der Zielsetzung nicht um neue „Reinformen“, sondern um besser dosierte Mischverhältnisse. Dies sei insbesondere den Lesern vorausschickend erklärt, die jetzt gerade schon dabei waren, in den üblichen anti-liberalen Beißreflex zu verfallen.”
Ich habe also keine klare Präferenz für eine der Kulturen, sondern möchte eine ausgewogenere Mischung, um ein derzeit bestehendes Missverhältnis zu korrigieren.
Ach, Herr Sander, es ist schon auch zusätzlich ärgerlich, wie Sie nun plötzlich Kreide fressen und mit wirklich seltsam konstruierter Argumentation Zweifel an Ihrer sozialen Unterkühlung zerstreuen wollen. Zum Beweis zitieren Sie sich selbst mit einem völlig amorphen, überhaupt nichts aussagenden Geschwurbel über “Hierarchien” usw., was Sie plötzlich als Aussage pro Sozialstaat “ganz ausdrücklich” verstanden wissen möchten – wenn auch in umgekehrter Weise. Wie bitte? Sie wussten doch, wo Sie Ihren Artikel einstellen – und brachten es nicht fertig, sich etwas eindeutiger auszudrücken in dieser vor allem in diesem Blog besonders kritisch reflektierten Frage? Statt dessen erzählen Sie irgendwelche Geschichten von kalkulierten Beißreflexen, die Sie bewusst provozierend in Ihren Text eingebaut haben. Was soll dieser Kinderkram? Mit Verlaub: Ich glaube Ihnen das alles nicht. Ihr Text ist einfach zu eindeutig in seiner Botschaft. Und wie gesagt: hätten Sie tatsächlich den Umgang mit dem Sozialen “ganz eindeutig”, wie Sie sich ausdrücken, anders gemeint als die übrige klare Linie Ihres gesamten Aufsatzes, dann hätten Sie dies auch kenntlich gemacht. Meine Meinung. Sebastian Müller mag das anders sehen. Täusche ich mich, so will ich mich selbstverständlich bei Ihnen entschuldigen.
Ach Frau Carrillo, nun wird’s aber seltsam. Dieser gerade bei öffentlichen Skandalen auftauchende, Arme-verschränkende, gesinnungsjournalistische Habitus à la “So, der Herr, nun erklären Sie sich mal vor dem medialen Tribunal”, der so anmutet, als hätte ich in dem Text irgendeine Skandaläußerung zum Empören gemacht, die nun von der “couragierten Zivilgesellschaft” zerpflückt werden muss, passt hier so gar nicht. Und er steht Ihnen auch nicht.
Die Aussagen im Text sind hier nun wirklich völlig klar. Es ist doch nun nicht so, als würde er die ganze Zeit ausschließlich auf abstraktem Niveau gehalten. Es werden genügend konkrete Beispiele aus der aktuellen Politik genannt, auf die ich mich beziehe, wie gesagt: Euro-Krise, Energiewende, Bildungspolitik, teilweise auch Sicherheitsgesetze (wobei ich da Einschränkungen machen würde). Sie werden von mir weder hier noch sonst in meinen Texten Sätze finden, die einen großangelegten Sozialabbau oder gar das Eliminieren von Sozialstaatlichkeit im libertären Sinne fordern würden. Hören Sie auf, im Zuge Ihrer Freund-Feind-Logik Dinge hinein zu interpretieren, die nicht da sind.
Zumal man übrigens auch hier wieder etwas weniger Schwarz-Weiß und mehr Grautöne verlangen könnte: Denn selbst wenn ich dergleichen fordern würde, wäre das noch nicht libertär. Die Hartz-Reform etwa war – egal, wie man nun zu ihr stehen mag – keine libertäre Reform bzw. Eliminierung von Wohlfahrtsstaatlichkeit, sondern eine neoliberale, die ihn zurückgefahren, aber längst nicht ausgelöscht hat. Die politische Kultur Deutschlands im arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Feld erhielt damit bereits eine höhere Dosis Marktindividualismus. Fazit: Darum geht es mir hier nicht. Sondern um die oben genannten Themen. Denn da fehlt diese Dosis und zwar gewaltig.
Nun haben Sie sich, lieber Herr Sander, ja auch etwas Erleichterung verschafft und ich darf als Ihre Sympathisantin hoffen, dass es Ihnen jetzt besser geht! Dass ich mich auf Ihre – emotionalen – Vorwürfe und Unterstellungen nicht einlasse, werden Sie mir sicher nachsehen. Aber schauen Sie: Ich könnte ja jetzt auch behaupten, Sie kalkuliert provoziert zu haben, um Ihnen endlich einmal Emotionen zu entlocken. Könnte ich, mache ich aber nicht. Weil’s nämlich nicht der Wahrheit entspräche. Und weil’s ganz doll doof klänge, finden sie nicht? Wahr dagegen ist, dass mich dieser Artikel wirklich äußerst ärgert und ich Ihnen das einfach zu kommunizieren hatte. Um mehr geht es überhaupt nicht – und alle Ihre aufgeblasenen Verortungen und Kontexte zu meiner Kritik, die Sie nun auf mich projizieren und in denen verstrickt Sie mich wähnen sind deshalb Quatsch, aber letztlich natürlich vollkommen ok. Mich regt Ihr Artikel auf, nicht Ihre Meinung über mich. Abgesehen davon blase ich mich ja mindestens genau so auf – und wer austeilt, muss auch einstecken können. Deshalb: Geschenkt. Ehrlich.
Mit meiner Formulierung “konservativ-libertär” hatte ich mich schlicht und einfach verschrieben, ich wollte freilich konservativ-liberal schreiben, um dabei Ihre Selbsteinschätzung wiederzugeben. Nein, nein, ich halte Sie für keinen Libertären, keine Sorge, sonst wären unsere bisherigen Dialoge auch nicht so weit gediehen.
Nein, Ihr Artikel sägt einfach in seiner gesamten Botschaft ganz schrecklich an meinem politischen Nervenkostüm! Und Sie können hier nun behaupten, was Sie wollen: Die hinreichend bekannte Herangehensweise Ihrer Weltanschauungsapologeten an die “Privatisierung” der menschlichen Lebensrisiken, die meist in euphemistische Appelle an die so genannte Eigenverantwortung mündet, treiben Sie hier auf die Spitze, indem Sie – einmal mehr – Ihre Thesen zu verwissenschaftlichen suchen und Sie sich auch nicht zu schade sind, in Ihrer manipulierenden Argumentation auch noch schamlos beispielgebende Anleihen an der Kinder- und Jugenderziehung nehmen! Das ist ein ganz starkes Stück, lieber Florian Sander, lassen Sie sich das auch aus meinem beruflichen Hintergrund heraus klar sagen! Ihr feiges oder überhebliches Wegducken vor der Tatsache, dass wir in einer progressiv ungerechten kapitalistisch-elitären Gesellschaft mit den entsprechenden in der Regel determinierten Aufstiegs- und Abstiegshierarchien bzw. -chancen leben, das sich in Ihrem Artikel manifestiert, muss einfach eine glasklare Zurückweisung erfahren. Natürlich hätten Sie es gern, dass man Ihren Text nur auf exakt das reduzierte, was Sie Ihrer Ansicht nach eindeutig ausformuliert haben (Euro, Energiewende usw.), aber leider, ich lasse mich auf dieses Spiel (?) mitnichten ein. Warum? Weil ich Sie ernst nehme und nicht glaube, dass Sie so “naiv” sind, Ihren eigenen Artikel und seine Argumentationslinie misszuverstehen. Ihre überraschte Pose schließlich: “Hilfe, was wollt ihr denn alle von mir, ich hab’ doch nur das und das geschrieben…?!” finde ich Ihrer unwürdig. Gerade diese Unschuldspose ist nun wirklich besonders unangenehm, da Sie natürlich wissen, welche Brisanz in Ihrer Argumentation steckt. Und ich wiederhole mich gern nochmal: Die von Ihnen vorgenommene Analogie zwischen der Makro- und Mikroebene, zwischen staatlichem Handeln also und dem Individuum ist selbst ohne kapitalistischen Brandbeschleuniger einfach nur blanker Unfug! Das sage ich ausdrücklich vor allem aus meinem beruflichen Hintergrund heraus.
Sie denken – wieder einmal – zu absolut. Ich will nicht die Privatisierung “der” menschlichen Lebensrisiken. Es ist doch vollkommen klar, dass ein funktionsfähiger Sozialstaat den Gefahren des Lebens begegnen und diese Fälle adäquat abfedern muss. Was er aber nicht muss, ist, absolut jedes Risiko beseitigen, das besteht, denn das würde bedeuten, dass er sich auch um alle kümmern muss, die durch eigene Fehler in eine schlechte Lage gekommen sind (etwa durch fehlende Leistung in der Schule). Ein solches Vorgehen ist bei sonstigen gravierenden Konsequenzen für Leib und Leben noch zu rechtfertigen (z. B. bei der Versorgung nach einem selbst verschuldeten schweren Unfall), aber sicher nicht grundsätzlich. Das würde das Prinzip des mündigen, eigenverantwortlichen Bürgers mit Füßen treten.
Sie wollen mir doch nun nicht ernsthaft auftischen, dass ein psychisches System sich gesund entwickeln kann, wenn es niemals negative Konsequenzen für falsches Handeln spürt? Ich glaube kaum, dass Sie mit einer derartigen Position unter Ihren Kollegen eine Mehrheit fänden. Und politisch gilt dies eben genauso: Wer nicht richtig haushaltet bzw. schlecht wirtschaftet, muss dies irgendwann zu spüren bekommen. Sonst gibt es keine Lerneffekte. Dies gilt für Staaten genauso wie für Banken. Nicht zwingend durch existenzielle Konsequenzen – hier kann und sollte man ggf. abfedern – aber bitte spürbar.
Entschuldigung, ich hatte Ihre letzte Replik noch nicht gelesen, als ich meinen Diskussionsausstieg abgeschickt habe. Deshalb noch kurz dazu: Auch wenn ich Ihnen innerhalb Ihrer aufgezählten Beispiele hie und da selbstverständlich Recht gebe, so sehr – und das ist ja nicht neu – unterscheiden sich dabei unsere jeweiligen Menschenbilder immens. Abgesehen davon lasse ich mich natürlich auch an dieser Stelle nicht auf Ihre Makro-Mikro-Spiele ein, die ich bereits als blanken Unfug bewertet habe. Ihre, verzeihen Sie bitte, geradezu armselig schlicht anmutende Gleichung “Böses Kind ist wie böser Staat und muss Konsequenzen spüren” ist nachgerade lächerlich und sollte Ihnen eigentlich die Schamesröte in die Denkerstirn treiben. Sie haben’s doch an und für sich und sind oft ein hervorragender Analytiker! Aber wie so oft bei Liberalen: Was (hier: Wirtschaft) nicht in die Wirklichkeit passt, wird dem Weltbild angepasst. Das hat sie nun davon, die Realität. Vorzüglich demonstriert natürlich von Ihrer (inkl. Partei) katastrophalen Europa-/Euro-Politik! Wirklich schade, dass aufgrund des Hauptfokus auf die Argumentationsführung Ihres Artikels die Themen Europa und Energiewende nicht die besondere Würdigung erfahren, die sie eigentlich verdient hätten, wenn man schon einen Liberalen “vor sich hat”.
Übrigens bedeutete und bedeutet mein beruflicher Umgang mit Kindern und Jugendlichen sogar besonders ausgeprägt die Ebene der Konsequenzen aus “fehlerhaftem” Handeln. Allerdings immer im Gruppenbezug, also im Kontext sanktioniertem, egoistischen Handelns gegenüber den Gruppenbedürfnissen. Ein gesunder Egoismus zur Durchsetzung persönlicher Lebensziele entwickelt sich dementsprechend wahrscheinlich ganz anders als in Ihrem Welt- und Menschenbild vorgesehen. Und jetzt bin ich raus.
Lieber Florian Sander,
ich habe mich gerade entschieden, aus diesem Thema auszusteigen, da wirklich Sinnvolles nicht zu erwarten ist. In tiefe Trauer dürfte Sie dieser Umstand aber nicht zwingend stürzen, was mich natürlich beruhigt.
Sie fühlen sich von mir geradezu brutal missverstanden und – ebenso ideologisch – verfolgt. Reflexhaft verfolgt, pardòn! Mir hingegen will es nicht gelingen, mich auf Ihre abwiegelnde Rhetorik einzulassen. Dieser Artikel in seinem Zynismus hat innerhalb meiner politischen und anderen schon genannten Kontexte wahrhaft tief eingeschlagen. Ich bin in der von mir nicht lösbaren ambivalenten Situation, Ihnen als der Person, der ich bisher zwischen den Zeilen begegnet bin einfach zu glauben, was sie mir erzählt, und kann es auf einer anderen Ebene wiederum nicht. In mir läuten einfach alle verfügbaren Warnglocken, wenn ich Ihren Text lese und es kommt hinzu, dass wir natürlich alle hier wissen, wie trickreich (natürlich lagerübergreifend) politische brisante Herzensthemen dem jeweiligen Gegner serviert werden. Es wäre mir deshalb neu, dass ein politischer Vorstoß (und sei es auch nur ein Denkansatz wie in Ihrem Artikel), der beachtliche Veränderungen bezweckt, nicht erst via harmlosen Versuchsballons, die drastische Beschränkung in der Beschreibung der umfassenden Auswirkungen des Vorstoßes oder Denkansatzes, durch Euphemismen aller Art und durch die Herunterbrechung auf eine kalkuliert breit akzeptierte Logik vonstatten ginge. Das ist schlicht das Klappern, das nunmal zum Geschäft gehört. Wenn ich Ihnen Unrecht getan habe und tue, dann tut mir das leid. Keine Floskel! Aber ich kann Ihren Artikel beim besten Willen einfach nicht anders als im Kontext seiner möglichen verheerenden Auswirkungen rezipieren, so sehr Sie sich auch bemühen, diese herunterzuspielen und von sich zu weisen. Vor allem aber auch, weil Sie es bisher nicht einmal für nötig empfunden haben, in einem Halbsatz zumindest hypothetisch anzuerkennen, dass innerhalb der Logik Ihrer Argumentation ein gewaltiges Potenzial zur weiteren Auflösung des Sozialstaats besteht. Völlig abgesehen davon, ob Sie dies persönlich beabsichtigen oder nicht. Aus diesem Grund muss ich davon ausgehen, dass Ihnen diese Dimension entweder gleichgültig oder nicht bewusst ist. Da hilft mir auch kein “Differenziert doch mal ein wenig nach einzelnen Baustellen, anstatt immer alles so zu generalisieren!”.
Nein, ich halte das absolut nicht für auch nur ansatzweise lächerlich. Dass dieses Prinzip des “charakterlichen Wachsens durch Konsequenzen” und des “Lernens aus Fehlern” für die Sozialisation von Personen gilt, ist hinreichend bekannt. Und wenn wir hier nun schon das “Auf die eigenen Professionen berufen zwecks argumentativer Autorität”-Tennis spielen, dann sage ich Ihnen als soziologisch ausgebildeter Politikwissenschaftler, dass es mit der Politik nicht viel anders aussieht. Regierungen wechseln. Parteien und Regime und Personen wechseln sich an der Macht ab. Jede(s) von ihnen muss sich immer wieder neu einfinden: Grenzen austesten, erleben, wie weit man gehen kann, was man sich gegenüber Volk und Ausland alles so erlauben kann. Und genau diese Situation schafft die Parallelen. Eine Regierung, deren Fehler nicht sanktioniert werden, indem ihre Macht gefährdet wird, macht weiter wie bisher. Folge ist ein Schrecken ohne Ende anstatt eines (m. E. weniger problematischen) Endes mit Schrecken. Das würde ich fast sogar als eine Art soziales Gesetz bezeichnen.
Was die Europa- und Finanzpolitik meiner Partei angeht, so sollten Sie es doch bei mir eigentlich besser wissen: Ich stütze den Kurs unserer Bundesregierung dahingehend nicht (obwohl ich die rot-grünen Schuldenvergemeinschaftsvorschläge für nochmal weitaus katastrophaler halte). Mein FDP-Bezirksvorsitzender ist Frank Schäffler. Das sollte eigentlich genug aussagen, zumal Sie auch diesbezügliche Artikel von mir hier und auf meinem Blog vorfinden können. Auch zur Energiewende habe ich in meinem Blog schon mehrere Statements veröffentlicht.
Ich muss doch nochmal. Sie haben Recht, der Schäffler-Kurs ist schon noch einmal was ganz anderes als der FDP-Parteikurs! Das muss man konstatieren. Und wissen Sie, das genau ist das Erschreckende an Ihnen: So wie Sie hier abenteuerliche, wirklich extrem lächerliche Analogien auf Kindergartenniveau betreiben und so wie Sie andernorts in einer grandiosen Wahrnehmungserblindung hinsichtlich Ursache, Wirkung und Ist-Zustand Griechenland aus dem Euro werfen wollten und wollen, verklärt Ihre vornehmlich in wissenschaftlichem Duktus gehaltene Sprache stets den hanebüchenen, wiewohl konsequenten Ego-Spuk, der hinter den meisten Ihrer – mir bekannten – politischen Positionen steht. Das muss man (ich) alles – bis auf den gestrigen Artikel – erst mindestens zweimal lesen, bis man merkt, welchen knallharten, grundlegend antisolidarischen Kurs Sie stets in Ihrer überwiegend emotionsfreien und sachlichen Sprache verfolgen.
Ich gebe zu, dass mich das überfordert und mich als Hobbykommentatorin an derart fruchtlose Grenzen führt, an die ich natürlich nicht ständig stoßen will. Mit meinem letzten Kommentar im Rahmen Ihres Peronismus-Artikels hoffte ich, Sie zumindest kurzzeitig auf eine Ebene entführen zu können, die wir beide als Spielfeld für einen, natürlich temporär begrenzten gesellschaftspolitischen Austausch jenseits unserer etablierten Weltbilder hätten nutzen können. Aber diese Ebene ist nicht Ihr Terrain, das habe ich natürlich zu respektieren.
Ich konstatiere deshalb in aller Nüchternheit: Lieber Florian Sander, unsere gemeinsame Zeit ist um und ich steige jetzt endgültig aus unserer netten, kleinen sozialen Konstruktion aus! Oder einfacher, umgangssprachlicher: Ich halte einfach Ihr Welt- und Menschenbild nicht mehr aus! Ihre Ihnen ganz offenbar in Fleisch und Blut übergegangene, oft zynische, letztlich immer antisolidarische, die Individualisierung und das Ego feiernde Grundhaltung dem Leben gegenüber mit einem stets bei Fuß nebenher laufenden wissenschaftlichen Testimonial für Ihre Überzeugungen strengt mich einfach nur noch tierisch an. Das darf ich hoffentlich so sagen. Ihnen wird’s umgekehrt ja sicher nicht viel anders gehen. Aber Sie sind halt jünger als ich und deswegen vielleicht etwas ausdauernder. Seien Sie also nachsichtig. Machen Sie’s gut – und nehmen Sie’s bitte nicht persönlich.
Liebe Reyes Carrillo,
auch Sie sind ein Individuum. Das bedeutet, Sie haben sowohl die Freiheit, meine Artikel zu kommentieren, als auch die Freiheit, sie nicht zu kommentieren. Es ist Ihre Entscheidung, für die Sie sich nicht rechtfertigen müssen – genauso wenig, wie ich mich für mein Welt- und Menschenbild rechtfertigen muss. Machen auch Sie es gut.
Eine höhere Dosis “Marktindivualismus” im Bildungsbereich? Ich weiß nicht genau, wie das gemeint ist. Wenn es aber so gemeint ist, wie es wohl die Meisten auffassen würden, dann verstehe ich in diesem Kontext diesen Artikel von Florian Sander nicht: https://le-bohemien.net/2010/12/15/die-okonomisierung-der-bildung-ist-unliberal/
Das widerspricht sich keineswegs, Sebastian. Hier gilt: Im Hochschulbereich gibt es m. E. zuviel davon (Bologna). Wer jedoch das Sitzenbleiben in der Schule abschaffen will, wer negative Folgen für fehlende Leistungen streichen will, der verhindert die Entstehung von Eigenverantwortungsbewusstsein. Und genau das ist ein Punkt, an dem es durchaus ein Mehr an individualistischer Politik-Kultur braucht. Differenziert doch mal ein wenig nach einzelnen Baustellen, anstatt immer alles so zu generalisieren!
“Marktindivualismus”, sowas muss man sich eigentlich vorstellen koennen, wie etwa die neoliberalen es gerne praediegen. Das Bildungswesen ist dafuer bereit, einfach nur durch den Kopf gehen lassen:
“Wer jedoch das Sitzenbleiben in der Schule abschaffen will, wer negative Folgen für fehlende Leistungen streichen will, der verhindert die Entstehung von Eigenverantwortungsbewusstsein. Und genau das ist ein Punkt, an dem es durchaus ein Mehr an individualistischer Politik-Kultur braucht.”
Nun, das kann ich wiederum nachvollziehen. Wenn du allerdings Wert auf Differenzierung legst, dann ist m.e. die Begrifflichkeit “Marktindivualismus” etwas unglücklich gewählt bzw. irreführend. Dann würde auch die Rede von “Indivualismus” oder “Eigenverantwortung” (mittlerweile leider auch neoliberal konnotiert) völlig ausreichen. Das Attribut “Markt” impliziert in diesem Zusammenhang nämlich etwas ganz anderes.
Gut, der Begriff Marktindividualismus ist irreführend, da magst du recht haben. Ich muss aber natürlich dazu sagen: Er stammt ja nicht von mir, sondern ist Bestandteil der im Artikel kurz beschriebenen risikosoziologischen Kulturtheorie. Möglicherweise wäre aber auch statt des Begriffes “Bildungspolitik” hier der Begriff “Schulpolitik” etwas präziser gewesen. Die Kritik nehme ich gerne an.
Lieber Herr Sander,
Ich muss Frau Carrillo schon sehr bewundern, wieviel Zeit sie darauf verwendet,
Ihnen einen nicht vorhandenen Spiegel vorzuhalten.
Soviel abstruses und wortgeklaubere ist mir schon lange nicht mehr vor meine Linse gekommen.
“Wer jedoch das Sitzenbleiben in der Schule abschaffen will, wer negative Folgen für fehlende Leistungen streichen will, der verhindert die Entstehung von Eigenverantwortungsbewusstsein.”
“Dass dieses Prinzip des “charakterlichen Wachsens durch Konsequenzen” und des “Lernens aus Fehlern” für die Sozialisation von Personen gilt, ist hinreichend bekannt.”
Wer sowas denkt und schreibt, der muss sich nicht wundern, wenn er das Etikett libertärer Schwätzer aufgedrückt bekommt.
Diese oben genannten Statements bedeuten in der “Erziehung” der Menschen,
oder auch das Lernen durch Konsequenz, hiess früher Strafe.
Und Lernen durch Bestrafung, Angst, Druck, aber auch durch Liebe Einfordern etc
führ NIE zu freiem Lernen( im Gegensatz zu libertärem d.h. marktkonformem Lernen)
Im Gegensatz dazu ist das Das Lernen aus Fehlern ein ganz natürlicher Vorgang und dient der Entwicklung des einzelnen und des Ganzen.
Dies nur in aller Kürze und wiewohl wahrscheinlich Perlen vor die Politikwissenschaftler geworfen
meine Empfehlung als Geschenk Sacred Economies von Charles Eisenstein
Liebe Grüße auch an Sebastian
von Ralf
Na, das war ja wieder mal eine glänzende Selbstinszenierung eines Opfermentalitärers wie er – hier: sie – im http://www.dialogbuch.de steht.
Wenn ich den Autor richtig verstanden habe – und ich habe ihn richtig verstanden, was im Übrigen Persönlichkeiten, die wirklich (d. h. nicht-egoistisch) denken können auch nicht schwer fällt – dann wollte er uns diese Lebensweisheit mitteilen: “Der angestrengte Versuch der Krisenvermeidung führt zum Gegenteil. Die Nicht-Akzeptanz der „normalen Katastrophen“ verschärft eben diese und macht sie zu „unnormalen Katastrophen“.”
Was hier thematisiert wird ist das das uralte Wechselspiel von persönlicher Sicherheit durch (persönliche bzw. staatliche) Ordnung einerseits und persönlicher Freiheit andererseits: wer sich gegen alle möglichen Risiken versichert bzw. anderswie absichert, der verliert die Fähigkeit, am Widerspruch bzw. am Widerstand – für den das “Risko” hier als Metapher fungiert – nicht nur zu zerschellen, sondern auch zu wachsen. Oder noch schlimmer: er entwickelt sie gar nicht erst.
Das ist es, was uns der Autor mitteilen wollte und auch mitgeteilt hat – und dies nicht zu verstehen, bzw. es mutwillig falsch zu verstehen und ihn dafür persönlich zu entwerten, das ist das Risiko, das ein Mann eingeht, der sich auf diesem BLOG zu Wort meldet!
Uiui, da isser ja wieder, mein geschätzter wiewohl so schrecklich anstrengender Freund Weghorn mit seinen immer messerscharfen, finalen Analysen! Grüß’ Sie! Warum wundert mich eigentlich so gar nicht, dass Sie Herrn Sanders Thesen genau so übernehmen, wie er sie uns hier verkaufen wollte? Hm… Jetzt weiß ich’s wieder: Weil Sanders Thesen sicher genau so unwiderlegbar sind wie Ihre eigenen, stimmt’s? Obwohl…, dann hätten Sie ja Konkurrenz, kann also doch nicht stimmen. Na ja, Hauptsache, Sie haben den Link aufs eigene Elaborat hinterlassen können, gell? Meine Empfehlung jedenfalls – und Tschüß.
Wenn man so die Kommentare liest, kommt man nicht darum herum zu sehen, dass sich zwei Seiten Gegenseitig missverstehen wollen.
Persönlich ist mir die “Vollkasko-Mentalität” der ersten westlichen Welt auch zuwieder und ich gebe dem Autor recht wenn er sagt, dass dies laufend noch grössere Probleme schafft.
Auch die von ihm beschriebene Dominanz des grünen Mainstreams finde ich zutreffend. Den moralistisch-egalitären Sektierer-Typus, sprich “Gutmensch” könnte man tatsächlich zu unserem allen Gewinn abschaffen. Dazu gehört sicher die Bildungspolitik, die Gendermainstreamings-programme und die Bodenlose Sozialstaatlichkeit, die in der Zwischenzeit sogar nach einem bedingungslosen Grundeinkommen jammert.
Dass man mich nicht falsch versteht, jede Gemeinschaft braucht Regeln. Dazu gehört zum Beispiel eine gut ausgebaute Soziale Infrastruktur die für alle egal woher, frei zugänglich ist.
http://www.dragaonordestino.net/Drachenwut_Blog_DragaoNordestino/Freies-Konsensforum/soziale-Infrastruktur.php
Genau so wie das Bankster-Karrussel wieder angeleint gehört.
Verfehlt finde ich jedoch das “Fukushima-Katastrophen-Beispiel”. Als normale Katastrophe kann man diese ja nun wirklich nicht bezeichnen. Atomkraft ist gefährlich und der Mensch weiss seit Jahrzehnten, dass er mit dem Atom auf eine finale Ausrottung zugeht.