Inselträume

Über die Romantisierung eines gescheiterten Systems

Spyridon Natsikos, "Oldtimer". Some rights reserved. Quelle: www.pigs.deEs gibt ein Land, das häufig und gerne als Beispiel dafür herangezogen wird, um zu belegen, dass der “real existierende Sozialismus” durchaus funktionieren oder zumindest in einigen Bereichen erfolgreich sein kann.

Von Hanjo Henker

Wer kennt sie nicht, die Argumentationen dreadgelockter Weltverbesserer entlang eines vorbildlichen Bildungssystems und eines die gesamte Gesellschaft umsorgendes Gesundheitswesens? Neben Che und gutem Rum handelt es sich bei diesen Aussagen um die wohl bekanntesten Klischees über Kuba.

Beginnt dann die Diskussion, folgen fast reflexartig die Argumente „Auf Kuba gibt es zumindest weniger Kriminalität als in Ländern wie der dominikanischen Republik“ und „Kuba leidet eben enorm unter dem US-Embargo“. Das mag stimmen, ändert aber nichts an der Tatsache, dass auf der Karibikinsel seit über 50 Jahren ein System herrscht, das den dort lebenden Menschen zweifellos mehr schadet als nutzt. „Ja, aber so ist das in kapitalistischen Systemen doch auch“, heißt es dann, was leider oft genug genauso wahr ist. Das Grundproblem geht aber etwas tiefer:

Von den Verteidigern des Kuba-Mythos wird oft nicht beachtet, unter welch erbärmlichen und gar menschenunwürdigen Bedingungen auf der Insel teils gelebt wird. Anders als der Verfasser dieses Artikels, kennen viele Teilnehmer der Debatte die Lebensrealität dort oft nur aus zweiter Hand und suchen sich so Versatzstücke zusammen, um eine sympathisch erscheinende Ideologie empirisch zu legitimieren. Die Fidel-Verteidiger sehen und wissen nicht, dass die kubanische Gesellschaft über einen äußerst ausgeprägten kapitalistischen Habitus verfügt, denn es herrscht Mangel auf der Insel – und wo Mangel herrscht wird um die knappen Ressourcen gekämpft – mit allen Mitteln! Die wohl verbreiteten Strategien dabei: Prostitution, Korruption, Familienmitglieder im Ausland.

Alle drei Wege sind – in Bezug darauf, Cuba libre zumindest einmal schlürfen zu können – durchaus erfolgversprechend und dienen weiter unten zur Veranschaulichung dreier tiefgreifender, gesellschaftszersetzender Prozesse, die ihren Ursprung in der Permanenz einer korrupten, von der Bevölkerung abgekapselten diktatorischen Regierung haben.

Seit Anfang des Jahres implodieren die Diktaturen im Nahen Osten. Die informierte Weltöffentlichkeit bekommt vor Augen geführt, wie diese Regime mit Hilfe einer kleinen Kaste von Nutznießern ihre Machtpositionen Jahrzehnte lang zementierten. Es gibt auch keine linken Dogmatiker die diese Regime verteidigen. Warum werden die Verhältnisse auf Kuba aber weiter verklärt und falsch dargestellt, anstatt dass sie angeprangert werden?

Die Antwort lautet wahrscheinlich: Um eine Grundsatzdiskussion zu vermeiden. Solange behauptet werden kann, dass das kubanische Modell weitestgehend funktioniert, muss nicht die Frage gestellt werden, ob die Grundlagen des dortigen sozialistischen Gesellschaftsmodells vielleicht in besonderem Maße die Ausbeutung des Menschen durch seine eigene Art befördern. Mangelnde Kontrolle der Herrschenden und die paranoide geheimdienstliche Überwachung der Bevölkerung durch den Herrschaftsapparat sind eine gefährliche Mischung. Beansprucht ein solches Machtsystem dann auch noch die moralische Hoheit für sich, wie es im “real existierenden Sozialismus” letztendlich der Fall ist, beginnt der Weg in die Tyrannei. In der kubanischen Gesellschaft führt dies zu einer regelrechten sozialen Schizophrenie. Da der Nachbar auch immer ein Geheimdienstspitzel sein kann, und man nicht einmal weiß, ob dem besten Freund kritische Gedanken anvertraut werden können, ist Politik zu einem gesellschaftlichen Tabuthema geworden.

Man kämpft sich durch den Alltag, beklagt sich nicht und sobald man das Gefühl hat, es könne so wirken, als wäre man mit den Verhältnissen im Land nicht einverstanden, werden alle Vermutungen mit einem breiten kubanischen Lächeln überspielt. „Ob wir hier glücklich sind? Wir sollten es besser sein!“, platzte es einmal aus einem einheimischen Gesprächspartner heraus.

Viele Fragen und Probleme können hier nur angeschnitten werden, denn Kuba versinkt regelrecht im Morast. Wie oben erwähnt kann jedoch einem Bündel von drei sehr akuten Problemen ein besonderer Stellenwert zugesprochen werden. Was diese Lebensrealität mit sozialistischen Idealen zu tun hat? Sicher wenig. Was diese Lebensrealität mit der Umsetzung der sozialistischen Idee zu tun hat? Wahrscheinlich viel. In jedem Falle sollte Kuba uns immer dann mahnen, wenn für ein Gesellschaftsmodell plädiert wird, das zu sehr auf den „guten Menschen“ vertraut.

Als die drei großen Krankheiten der kubanischen Gesellschaft können schließlich genannt werden:

Prostitution

Auf Kuba ist Prostitution an der Tagesordnung, Prostitution im westlichen Sinne, aber eben auch als Urlaubsflirt getarnte Formen der Sexualdienstleistung. Hier ist es oft nur ein schmaler Grad zur regelrecht allgegenwärtigen „Sozialprostitution“. Kubaner sind Meister darin, sich mit westlichen Urlaubern „anzufreunden“, um dann schnell Einladungen oder das Bezahlen der Rechnungen einzufordern. All dies mag nichts ungewöhnliches sein in einem armen Land, jedoch wird oft deutlich, dass sich die sozial prostituierenden Personen auf Kuba regelrecht ihrer Würde entledigen. Wer nach Kuba reist, trifft nicht auf ein armes aber stolzes Volk wie beispielsweise in Pakistan. Wer nach Kuba reist, trifft auf ein Volk, das nach Jahrzehnten der Sparkost jegliche Scham verloren hat, wenn es darum geht, mit allen (halb-)legalen Mitteln irgendwie ein paar CUC zu verdienen. Kuba ist ein Paradebeispiel dafür, was Armut, latenter Mangel und der Verlust der Hoffnung aus dem Menschen machen können. Dieses Ergebnis ist mit Sicherheit nicht das Menschenbild, das der sozialistischen oder gar kommunistischen Ideologie entspricht. Im Gegenteil: Kuba zeigt uns das kapitalistisches Denken offenbar tief in der menschlichen Natur verankert ist.

Korruption

„Alle Menschen sind gleich – aber einige sind gleicher“ – viel mehr muss man nicht sagen, um die sozialstrukturellen Verhältnisse auf der Karibikinsel zu beschreiben. Es gibt Klassen auf Kuba. Es gibt sie, die Reichen-Viertel und es gibt schreiende soziale Ungerechtigkeit. Ein sich über Jahrzehnte etabliertes politisches System – gleichwohl welcher Ideologie – ist der natürliche Nährboden für Korruption und für Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen, die der Mehrheit der Menschen eher schaden. Kuba ist ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn in einem Gesellschaftssystem die Mechanismen fehlen, die verhindern sollen, dass wenige Starke viele Schwache ausbeuten. Offenbar ist auch der Hang zu dieser Form der Ausbeutung tief in der menschlichen Natur verankert.

Familienmitglieder im Ausland

Wenn man auf Kuba leben will, braucht man „fe“, sagen die Kubaner. „Fe“ ist spanisch und heißt „Glaube“. Fe ist aber auch die Abkürzung für familia extranjera – Familie im Ausland.

Da das kubanische Bildungssystem in der Tat recht vorbildlich ist, sind Kubaner gefragt auf dem Weltmarkt der jungen, gut ausgebildeten Arbeitskräfte. Darüber hinaus sind sie aus sehr nachvollziehbaren Gründen willig, ihr Land zu verlassen. Junge Kubaner auf Kuba sind größtenteils desillusioniert, und nach der ewig anmutenden Lebensdauer des Castro-Regimes völlig entpolitisiert. Erfolgreicher als andere Diktaturen hat die kubanische Regierung jedwedes Interesse an politischer Beteiligung – und damit jede Grundlage für eine Veränderung – im Keim erstickt oder die Kritiker subtil des Landes verwiesen. Zurück bleiben zerrissene Familien. Und dies ist mit Sicherheit nicht in der menschlichen Natur verankert.

Insgesamt kann gesagt werden, dass es den kubanischen Machthabern gelungen ist, ein System zu etablieren, das auf grandiose Weise die Interessen der eigenen Bevölkerung missachtet, ja sogar ihr würdevolles Leben in einer menschlichen Gemeinschaft unmöglich macht. Welchen Beitrag hierfür der sozialistischen Idee zugesprochen werden sollte, muss diskutiert werden. Klar ist aber: Kuba ist alles andere als ein auch nur ansatzweise gelungenes Sozialismusexperiment. Und das trotz Bildungs- und Gesundheitssystem.

Zur Vertiefung bezüglich der kubanischen Lebensverhältnisse ist der preisgekrönte Blog von Yoani Sánchez – http://www.desdecuba.com/generationy_de/ – zu empfehlen, oder die Lektüre ihres Buches „Cuba libre – Von der Kunst, Fidel Castro zu überleben“.

Artikelbild: Spyridon Natsikos, “Oldtimer”. Some rights reserved. Quelle: www.pigs.de

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– Sind Blogger Idioten? Über Truther, Infokrieger und deren fehlgeleitete Leserschaft


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77 Kommentare zu "Inselträume"

  1. olsson sagt:

    Der Autor spricht von Kuba, meint aber wahrscheinlich Havanna. Am Land macht man ganz andere Erfahrungen, Havanna ist kontaminiert und sollte nicht mit Kuba verwechselt werden. Leider muss man das Land mit den Nachbarländern vergleichen, nicht mit Europa und in Lateinamerika sieht es überall sehr beschissen aus. Was der Autor lapidar vom Tisch wischt als Geschwafel unverbesserlicher Dreadlock-Weltverbesserer ist die niedrigste Kindersterblichkeit Lateinamerikas, kostenlose Medizin und Bildung trotz eines unmenschlichen barbarischen Embargos gegen die kleine Insel.

    Es ist sehr einfach, von Würde in der Ersten Welt zu sprechen und Prostitution oder Touri-Abzocken als Zeichen eines Morastes zu erkennen, aber zwischen einem Menschen der Dritten und der Ersten Welt wird immer das Geld stehen. Wioe könnte das anders sein bei Kubanern mit einem Monatsgehalt von 30 Dollar, was für einen Deutschen einen schönen Abend in ner Bar bedeutet?

    Nur um das vorab zu schicken: Ich war bereits auch fünf mal auf Kuba und gehöre bestimmt nicht zu denen, die dieses System nicht auch reformieren wollen (im April wird übrigens einer der größten Parteitage seit den siebzigern auf Kuba stattfuinden und vermutlich wird es viele neue Weichenstellungen geben), aber die Frage muss doch in die Richtung gestellt sein, wo Alternativen zu diesem System liegen. Liegen sie in den Müllhalden von Rio, wo Kinder unter Pappkartons vom Weggeworfenen leben oder in Mexiko Stadt, wo man bei Dunkelheitseinbruch besser zu Hause sein sollte? Ich fürchte nicht.

    Ich teile die Kritik, man ist als Westler oft angepisst auf Kuba. Geheuchelte Freundlichkeit, Prostitution oder geheuchelte Liebe, Abzocke, Abzocke, Abzocke. Leider ist dieser Eindruck aber sehr subjektiv und man muss nachj den Maßstäben fragen, die man dort anlegt: Die Ehrlichkeit und Geradlinigkeit von Deutschen, die nie hungrig ins Bett gingen, jeder einen Computer zu Hause hat und die meisten ein eigenes Auto?

  2. olsson sagt:

    Den Eindruck, dass Kubaner nicht politisiert sind oder Interesse an Politik hätten, hatte ich bei meinen Kubabesuchen nicht. Kuba ist ein völlig politisiertes Land, sowohl Einheimische wie Ausländer, Politik ist überall dort. Allein die Kolumbianer, die ich dort traf, und die zu Hause Angst um ihr Leben hatten, und jetzt auf Kuba studieren, dankten Gott, dass man sie dort aufnahm (ähnliches gilt für Chilenen in den siebzigern, die dort seßhaft wurden). Dieser Kontinent ist unheimlich brutal, aber er ist leider der Maßstab für dieses Land. Ich kann die Ansicht nicht teilen, dass das System dem Menschen ein würdevolles Leben in einer Gemeinschaft verbietet, sorry. Jeder Kubaner hat noch alle Zähne im Mund, in Mexiko wird der Zahn bei Armen mit simpelsten Mitteln gezogen und nicht ersetzt. Da der Autor kein gutes Haar an Kuba lässt, tut es mir leid, um hier das Bild zu vervollständigen, so extrem mit dem Pendel in die andere Richtung auszuschlagen, aber zum Mosaik Kuba gehören nicht nur Armut, Korruption, Demokratiedefizit und Abzocke, beziehungsweise kann man diese Faktoren nicht allein stehen lassen ohne Handelsembargo, Medizin und Bildung, niedrigste Kindersterblichkeit und Kriminalitätsrate oder diese als Gewäsch von verkifften Weltverbesserern abtun, sorry.

    Mehrfach klang an, dass der Mensch eben Mensch bleibt und kapitalistisch denkt, natürlich tut er das! Welcher Trottel würde das bestreiten? Aber gerade hierfür braucht es ein System oder einen Staat, der nicht die Rahmenbedingungen vorgibt, dass ein Mensch zehn Autos in der Garage haben kann und ein anderer Kaffefilter auf einer Müllhalde aussaugt. Und hier bietet Kuba sehr gute Ansätze, vorbildliche für den Kontinent Lateinamerika. Es ist auch völlig klar, dass auf Kuba ein gigantischer Schwarzmarkt besteht. Wer wollte das bestreiten? Solche Argumentationen tauchen oft bei verträumten Kubareisenden auf, die voller Enthusiasmus auf die Insel kommen und desillusioniert feststellen, dass dort auch nur mit Wasser gekocht wird. Dass man derlei selektive Wahrnehmungen als Kriterium eines Scheiterns eines Sozialismus oder eines Staates heranziehen kann, glaube ich nicht.

  3. Hanjo Henker sagt:

    Dass einige wenige Dinge in Kuba auch erfolgreich umgesetzt wurden wird ja gar nicht bestritten. Es war auch nicht das Ziel diese Punkte „lapidar vom Tisch“ zu wischen. Es ist einfach nur so, dass diese Diskussion hinlänglich bekannt ist und es das Anliegen des Artikels ist diese Ebene zu verlassen auf der man natürlich auch ewig bleiben kann.

    Statt wiederholt diese Themen durchzukauen sollte einmal der Fokus auf die dargestellten Probleme gelegt werden. Auch die Problematik des die Bevölkerung terrorisierendes Geheimdienstes klingt dabei an und wird von Kuba-Enthusiasten stets völlig ignoriert. Polemisch zusammengefasst sag ich jetzt einfach mal: Würde in Kuba wirklich mehr funktionieren als nicht funktionieren, würde nicht (fast) jeder der kann die Insel verlassen. Ich bezweifele, dass die paar zugezogenen Kolumbianer das ausgleichen.

  4. Sina Baumgardt sagt:

    Sehr geehrter Herr Henker,

    schade, dass ich keine Zeit habe mich mit ihnen ausgiebig über Ihren Artikel auszutauschen. Habe den ganzen Tag damit zu tun, den eigenen von Ihnen benannten und kritisierten Müll vor meiner deutschen Tür zu kehren. Und…ich bin davon überzeugt, auch wenn die Kubaner noch viel zu lösen haben, die wissen wenigstens noch wie es sich anfühlt herzlich über sich selbst zu lachen. Schönen Tag noch !

  5. olsson sagt:

    Wenn wir die Ebene ewig durchgekauter Punkte verlassen wollen, würde ich aber auch gern mal ein paar neue Punkte sehen, über die wir diskutieren wollen. Natürlich dreht sich diese Debatte ewig und drei Tage im Kreis. Kuba führt Krieg um seine Souveränität und den Sozialismus mit der mächtigsten Militär- und Geheimdienstmaschinerie, die diese Erde jemals gesehen hat. Was würde passieren, dort Springer und Bertelsmann zu erlauben, Redaktionen zu errichten und Zeitungen zu drucken? Mehr unabhängige Information? Nein! Ein mitreisender Bekannter meinte einmal betrunken zu mir, er hasse Diktaturen und pinkelte vor der Uni an die Statue eines Volkshelden. Ja kann man denn in Deutschland überall hin pinkeln? Mach das doch mal am Holocaust-Mahnmal und erklär dort, dass Dir Diktaturen nicht gefallen. In der Situation, in der sich Kuba befindet (mehrere Anschläge auf zivile Einrichtungen, Staatspräsidenten, zivile Flugzeuge) kann es nicht auf einen starken Geheimdienst verzichten.
    Ich weiß, dass eine Form der Abzocke von Kubanern ist, ihr Land völlig schlecht zu reden, Dich in Ecken zu ziehen, sich voller Furcht umzugucken um Dir dann DIE STORY von der totalen Diktatur zu drücken, um Dich, Du und ich wissen, wie es da läuft, zu einem Almosen-Dollar oder Bier zu bewegen mit dem armen geplagten Wesen, was da vor Dir sein Herz ausschüttet. Ich konnte diese Geheimdienstnummern nie so extrem wahrnehmen in der Realität und hab eigentlich mit Professoren, kubanischen Studenten und Leuten auf der Straße, die nicht mein Geld wollten, immer sehr normal und offen über das Land sprechen können.

    Dass Kubaner ausreisen wollen in die USA ist völlig klar und die “überaus nachvollziehbaren Gründe” halte ich auch für überaus nachvollziehbar: Das dreißigfache Gehalt. Keine Armut und die Möglichkeit, der zurückbleibenden Familie auf Kuba zu helfen, was für Lationos ja einen viel höheren Stellenwert hat als für uns Mitteleuropäer. Aber Mexikaner wollen auch in die USA flüchten aus genau denselben Gründen. Auf sie wird an der Grenze geschossen, sie versuchen es trotzdem, sie graben Tunnel, sie überwinden Stacheldraht und in einem Jahr sterben mehr Mexikaner dort als in 40 Jahren innerdeutscher Teilung und Mauer in Deutschland. Vom Kontinent Afrika versuchen jedes Jahr tausende Menschen zu uns zu gelangen, Du musst nur den Fernseher anschalten, um zu sehen, wie wir damit umgehen und was wir von Menschen aus der Dritten Welt halten. Warum wird hier selektiv Kuba herausgegriffen, um festzustellen, wie Scheisse das System dort ist? Was kann Kuba dafür?

    Ich habe auf Kuba auch schreckliche Erfahrungen gemacht. Man wird bestohlen, abgezockt, verarscht ohne Ende. Vornerum angelächelt, hintenrum Brieftasche rausgezogen.
    Damit wir uns nicht falsch verstehen: Wir hatten beide Glück im Leben, hier und nicht auf Kuba geboren worden zu sein. Ich möchte auch nicht mit einem Kubaner tauschen. Aber diese Feststellung kann nicht der Maßstab zur Beurteilung eines Systems Kuba sein.

  6. Hanjo Henker sagt:

    Interessante Punkte, die uns ja auch mehr und mehr zu der im Artikel aufgeworfenen Fragestellung bringen. Ich will meinen Beitrag aber schon ausdrücklich nicht als eine Art Enttäsuchende-Reise-Bericht wahrgenommen wissen. Natürlich existiert Kuba nicht deshalb um westlichen Touristen zu gefallen, das Problem mit der so genannten „Sozialprostitution“ ist auch nicht, dass sie die Touris nervt, sondern eben dass die Leute dort sich überhaupt zu so etwas herablassen müssen. Trotz Embargo muss man da einfach sagen, dass diese Mechanismen ihren Ursprung in der Tatsache haben, dass eine kleine gut organisierte Clique das Land als ihr Eigentum ansieht, weshalb die Mehrheit nun mal Mangel leidet. Das ist einfach ein Grundproblem in Systemen in denen alle gesellschaftlichen Eliten zu einer einzigen verschmolzen sind und diese Superelite sich seit Jahrzehnten an der Macht hält. Im Endeffekt ist das Orwells Farm der Tiere in Reinstform weswegen ja auch die Systemfrage in dem Artikel mitschwingt. Es soll hier ja nicht zum Selbstzweck auf Kuba eingedroschen werden, sondern es wird ja auch die These in den Raum gestellt, dass der Mensch überhaupt nicht fähig ist in einem System nach sozialistischem Muster zu leben, bzw. dieses erst einmal erfolgreich zu errichten. Die kritische Masse, die ein solches System unter ihre Kontrolle bringt und Ausbeutungsstrukturen errichtet ist einfach immer da. Deshalb wurde Kuba als Fall herangezogen und nicht etwa Mexiko weil es im Kern hier schon um die Systemfrage gehen soll.

    Ich kann auch nur noch mal auf Yoani Sánchez verweisen und denke, dass man aus dieser Quelle einen ziemlich guten Einblick in die kubanische Realität bekommt, ohne die Ich-will-nen-CUC-also-erzähl-ich-krude-Storys-Geschäftsidee.

    Zum Thema Geheimdienst noch: Die kubanische Regierung hat es geschafft um den G-2 einen regelrechten Mythos zu schaffen. Keiner weiß wie weit die Durchsetzung der Gesellschaft mit dem Geheimdienst wirklich reicht, befürchtet aber sie könnte allgegenwärtig sein. Dies führt dann zu dem vorauseilenden Gehorsam, der oft zu beobachten ist und zu der erwähnten sozialen Schizophrenie. All das sind sehr subtile Formen der Kontrolle und sie reichen bis in die privatesten Bereiche des Lebens. Im Iran kann man übrigens eine ganz ähnliche Sozialschizophrenie beobachten. Im Ergebnis führt dies dazu, dass die Mehrheit mit den gegebenen Verhältnissen nicht einverstanden ist, sich vor Angst vor Repressalien in andere Bereiche wie Tanz, Musik und Kunst (Kuba) oder Drogen (Iran) flüchtet. Ab diesem Punkt ist geheimdienstliche Arbeit auch nicht mehr mit Gefahrenabwehr von außen zu legitimieren. Letztendlich zeigt diese Problematik ein weiteres Mal was das Ergebnis ist wenn in einem System jegliche gesellschaftlichen und politischen Kontrollmechanismen abgeschafft wurden. Wie gesagt, letztendlich geht es hier um die Systemfrage.

  7. Aurel sagt:

    Es ist die Frage, wie man es hätte besser machen können. Kuba ist wie alle Länder der Dritten Welt eine postkoloniale Gesellschaft, in der die Ressourcen von den Eroberern und ihren Nachkommen monopolisiert wurden und die große Masse der Bevölkerung in die Rechtlosigkeit gepreßt wurde. Im Falle Kubas handelte es sich um eine mit Sklaven betriebene Plantagenwirtschaft. Daß in einer solchen Gesellschaft, die einem nur Demütigungen und mit Hungerlöhnen bezahlte Arbeit zu bieten hat, keine besondere Gesetzestreue und Ehrlichkeit aufkommen konnte, sollte eigentlich klar sein. Auch die Korruption findet hier ihren Ursprung: das Handeln zugunsten des Gemeinwohls und nicht des Partikularinteresses kann sich in einer kolonialen Ökonomie nicht entwickeln, in der es nur darum geht, durch den Staat die Ressourcen des Landes auszuplündern, um schnell reich zu werden. Daran änderte auch die formale Unabhängigkeit Kubas zu Beginn des 20. Jahrhunderts nichts: die alten kreolischen Plantagenesitzer blieben an der Macht, und an die Stelle des formellen spanischen Kolonialismus trat der informelle US-amerikanische Imperialismus. Diese mafiosen Strukturen breiteten sich noch weiter aus, als Kuba zum Markt für Drogen, Prostitution und Spiel für US-amerikanische Touristen wurde. Hätte Castro diese Mafia von der Insel vertreiben und die nationale Souveränität erringen können, wenn er nicht seinen Geheimdienst gehabt hätte? Hätte er die nationale Souveränität aufrechterhalten können, wenn er die kubanische Bürokratie nicht gekauft hätte, als der revolutionäre Eifer erlosch? Wie hätte er die Wirtschaft technologisch entwickeln und damit für mehr Wohlstand sorgen können, wenn die Russen, die er als Verbündete im Kampf gegen den Imperialismus unbedingt brauchte, darauf bestanden, daß Kuba weiterhin reiner Lieferant für Zucker, Zigarren und Kaffee blieb, diesmal für den Ostblock? Unter diesen Umständen sind doch die Entwicklung der kubanischen Medizin und das Bildungssystem besonders beeindruckend, finde ich.

  8. olsson sagt:

    Um genau diese Systemfrage geht es auch mir, wenn Du die Theorie aufstellst, dass es “ohne die vollgefressene Machtclique dem Land besser gehen” würde, genau das stelle ich in Frage. Erstens wäre es mir neu, wenn Fidel und Raoul auf Yachten mit Champagner Parties feiern würden (übrigens: Die beiden möglichen Nachfolger von Raoul, Lache und Roque, wurden vor etwa zwei Jahren genau deshalb aller Ämter enthoben; die beiden wurden gefilmt beim Hummeressen und anprosten, es war ein derartiger Skandal und zog Korruptionsvorwürfe nach sich, dass beide jetzt wieder einfache Parteimitglieder sind.) und zweitens verdienen selbst Minister auf Kuba nicht mehr als das doppelte oder dreifache eines normalen Arbeiters, was -verglichen mit anderen Staaten- doch nicht wirklich zu dieser Annahme führen kann. Mit der Korruption sprichst Du auch ein typisch lateinamerikanisches Problem an. Leider ist es in lateinamerikanischen Ländern üblich, einen Polizisten bei Problemen jedwelcher Art ein paar Dollar in die Hand zu drücken. Ich glaube auch hier nicht, dass da Kuba vor Mexiko, Haiti oder Kolumbien liegt. Und ich glaube, dass das System die Menschen noch vor den schlimmsten Auswirkungen der Globalisierung schützt.

    Es gibt auf Kuba ein Demokratiedefizit und niemand kann so etwas gut finden, aber es steht in Relation zu anderen Errungenschaften des Staates,um es auf den Punkt zu bringen: Es gibt genug Menschen, die mit Wahlrecht geboren werden und aufgrund von Hunger oder medizinischer Unterversorgung ihre ersten drei Lebenstage nicht überstehen.

    Ich will, um unsere Pyretten um uns und das Thema etwas in neue Bahnen zu lenken, Dir sagen, wo es für mich bei Kuba mangelt:

    Das Land hat mehr Demokratie und Pressefreiheit verdient, aber wer das fordert, muss auch eine Anerkennung der USA souveräner Rechte anderer Staaten fordern, ohne die ein solcher Weg nicht eingeschlagen werden kann. Aufhebung des Embargos, Nicht-Aggressions-Pakt, Einstellung der Feindseligkeiten im wirtschaftlichen Bereich (die USA üben auf jeden Händler mit Kuba Druck aus: Die Preise steigen, das kann niemand wollen, dem es wirklich um das Wohlergehen von Menschen geht. All diese Attacken gegen Kuba haben die Annahme zur Grundlage, dass dort das System früher oder später kippen muss, da wir schon auf Arabien kamen: Auf Kuba ist ein solcher Umsturz nicht erkennbar und das nicht wegen einer korrupten Machtclique, die das Volk unterdrückt, sondern weil zu viele Menschen dieses System unterstützen, wo nicht aus einer marxistisch-leninistischen Ideologie heraus, da wegen Patriotismus und Souveränität von den USA, die aus diesem Land einen Puff und ein Spielcasino gemacht hatten, als sie dort noch schalten und walten durften. Nichts anderes, steht zu befürchten, würden sie auch erneut mit dem Land machen. Es muss einfach verstanden werden, dass die kubanische Revolution nicht rückgängig gemacht werden kann und die kubanische Revolution das Land voranbringen muss. Je früher diese Einsicht auch in der USamerikanischen Regierung durchsickert, anstatt Schattenkasbinette aufzustellen und bei allen Gelegenheiten das Land zu destabilisieren, umso besser für die Menschen dort. Die Revolution hat gesiegt, sie hat den Zusammenbruch der Sowjetunion überlebt und sie wird auch nach den Castros die Verantwortung auf der Insel tragen, je mehr Spielraum sie bekommt, um so mehr wird sie Reformen vorantreiben.

    Es ist schrecklich, in ein Land zu kommen, in dem Taxifahrer und Nutten die Oberschicht darstellen und Ärzte und Professoren sich noch von ebendiesen Geld leihen müssen. Eine solche Gesellschaft krankt, da gebe ich Dir völlig Recht! Aber wir müssen zu einer konstruktiven Kritik finden und zu einer Anerkennung der Realität.

  9. Mir ist heute Mittag die folgende Frage durch den Kopf gegeistert: Will ich lieber in einem Dritte Welt-Land leben, mit einem untragbaren Arm- und Reichtumsgefälle, in dem ich zwar formal demokratische Rechte habe, diese aber nicht wahrnehmen kann, weil mir einfach die materiellen und sozialen Basisgrundlagen fehlen um überhaupt partizipieren zu können – oder aber in einem System, in dem ich keine demokratischen Rechte habe, ich aber weiß, dass ich alle Zähne im Mund behalte, über die Runden komme, und nicht an jeder Krankheit gleich verrecken muss? Ich fürchte ich würde mich für zweiteres entscheiden…

    Es ist dies genau der Punkt, den die liberalen Demokratietheoretiker nicht begreifen: Auch die Demokratie kann nicht funktionieren, wenn nicht für eine halbwegs egalitäre Gesellschaft (bzgl. ausreichender materieller und sozialer Grundversorgung) gesorgt ist. Nicht die liberale, sondern nur die soziale Demokratie kann auf Dauer funktionieren – und genau das verstehe ich unter Sozialismus! Wobei ich jetzt ein wenig vom Thema abgekommen bin… oder auch nicht… denn was ich sagen will: eine kopflose Liberalisierung Kubas wird das Land nicht zwangsläufig demokratisieren.

  10. olsson sagt:

    Wenn wichtige Entscheidungen in Konzernchefetagen fallen und nicht auf Stimmzetteln, ist es ohnehin egal, ob wir uns Demokratie oder Diktatur schimpfen. Wirkliche Demokratie heisst, dass bei Wahlen auch wirkliche Entscheidungen getroffen werden können und eine Regierung handlungsfähig ist.

  11. olsson sagt:

    Täglich die Meinung von Bertelsmann und Springer vorgekaut zu bekommen und MC Donalds müssen nicht zwangsläufig Demokratie bedeuten.

  12. Ok, jetzt reden wir momentan natürlich von positiven Freiheitsrechten. Es gibt natürlich auch die negativen Freiheitsrechte, die enbenso wichtig sind, in Kuba aber ebenso zu kurz kommen: Rechtssicherheit, Recht auf freie Meinungsäußerung, Recht auf Eigentum etc.

  13. Hanjo Henker sagt:

    …das behauptet auch keiner. Zu dem Schluss zu kommen, dass der Versuch ein sozialistisches Gesellschaftssystem zu schaffen AUCH auf Kuba gescheitert ist, heisst ja nicht im Umkehrschluss dass andere Systeme nicht auch bedeutende Demokratiedefizite haben. Sebastian, was du ansprichst ist in der Tat die alte Gegenüberstellung von Freiheit vs. Sicherheit und das darin enthaltene Dilemma. Da muss ich aber ganz selbstkritisch sagen: Als Grundlage für eine solch weit reichende Debatte reicht der Artikel alleine natürlich nicht aus. Vielleicht wird diese Frage aber ja in einem neuen Artikel aufgegriffen.

    @Olsson: Ich respektiere deine Meinung und sie zeichnet sich ja auch durchaus durch Abgewogenheit aus. Auch deine Punkte in Bezug auf die Frage wie die Welt, vor allem die USA, mit Kuba umgehen sollte, teile ich. Wenn man aber schaut was gerade in Bezug auf die Tourismusbranche und deren Ausgestaltung auf der Insel das Castro-Regime aus Cuba gemacht hat, ist das vielleicht nicht ein Casino mit Puff – dafür aber ein All-Inclusive-Hotel mit Puff. Das geht soweit, dass ich dort sogar professionell organisierte Kinderprostitution beobachten konnte. Über den CUC-Umrechnungskurs gibts dann noch eine 20%ige Sondersteuer auf alle Tourismuseinnahmen und wo der Großteil dieses direkt eingezogenen Geldes landet, kann man natürlich nur vermuten. Es müssten da aber schon ziemliche Gutmenschen am Werk sein, wenn diese Millionen am Ende wirklich in erster Linie dem Volk zu Gute kommen.

    Aber wir wollen ja hier nicht nur über Korruption reden. Weitere zentrale Punkte waren eben auch die nun noch mal erwähnte Prostitution und auch das planmäßige Zerstören der Familien. Ein Kubaner der mehr als 12 Monate ohne “Heimaturlaub” die Insel verlässt, darf nie wieder dort leben. Eine ganz besonders subtile Form der Kontrolle. Dennoch werden in Folge der misslungenen Wirtschaftspolitik zahllose Familien auseinander gerissen. All diese Punkte werden regelmäßig in solchen Diskussionen mit der ewig selben Embargo- und Gesundheits/Bildungs-Argumentation zugeschüttet….wie ja auch hier wieder ansatzweise geschehen. Auch Sebastian, du bist bei deiner Gegenüberstellung nicht wirklich auf diese Punkte eingegangen. Schön, ich hab alle Zähne im Mund, aber macht mich das glücklich wenn meine Tochter sich jedem daher gelaufenen Touri verkauft oder ich meinen Sohn nicht mehr sehen kann, weil er ins Ausland geflüchtet ist?

    Das Problem am kubanischen Modell ist wie gesagt, dass es eine regelrecht gesellschaftszersetzende Wirkung entfaltet. Ich gebe allen Argumentationen recht, die sagen dass sich Kuba wohlüberlegt wandeln muss und ich bin sicher kein Befürworter einer schlichten Wirtschaftsliberalisierung. Ich teile aber nicht den Optimismus von Olsson, in dem mitschwingt, dass dieses System dann doch noch irgendwie zu retten ist. Hauptargument dafür von Anfang an: Die Umsetzung der sozialistischen Idee wird mit der Spezies Mensch nie funktionieren.

  14. olsson sagt:

    Ich glaube auch, dass sich Sozialismus/Kommunismus in Reinform nicht durchsetzen lässt, Du brauchst einen “kapitalistischen” Mittelstand mit Steuersystem. Genau das, was Kuba derzeit einführt und weswegen es meiner Einschätzung nach sich halten wird. Warten wirs ab :)
    Das ändert aber nichts an der sinnvollen Verstaatlichung von Großindustrie und Großbanken, die in Venezuela in Form der Erdölindustrie wunderbar funktioniert und viele Menschen am Reichtum des Landes beteiligt. Nickelindustrie und Tourismus gehören in die Hand des Staates um Kubaner partizipieren lassen zu können, definitiv gehören Würstchenbuden und Kioske, Handwerksbetriebe und Friseure privatisiert und sollten selbstverständlich bei guter Arbeit auch ordentlich Gewinne einstreichen. Einen faulen Sack genauso zu entlohnen wie eine schwitzende 12 Stunden-Arbeitskraft führt zu nichts. Erinnern wir uns: Bei uns war die Post und die Bahn auch mal verstaatlicht und haben wunderbar funktioniert. Wie wir das nun im Endeffekt nennen, “Sozialismus”, “soziale Marktwirtschaft” etc pp. ist wohl ein Fall für Politikwissenschaftler.

    Dass der Großteil des Geldes in schwarzen Kanälen versickert glaube ich in der Form nicht, das sind Klischees, die ich in der Form einfach nicht beobachten konnte, wie gesagt, Lague und Roque mussten ihre Posten räumen nachdem sie beim Hummer-Brunch gefilmt wurden. Bestimmt fließt auch Geld in schwarze Kanäle, damit aber den Wirtschaftsstandart der kubanischen Volksmasse zu erklären, halte ich für zu einfach. Und im Vergleich zu Kolumbien oder Brasilien darf man auch mal Josef Ackermann zitieren mit seinen “peanuts!”

    Es gibt neben dem Embargo einen zweiten verantwortlichen Faktor für die Mangelwirtschaft: die Annahme, man könne jeden Menschen planmäßig erfassen und befriedigen und die Unfähigkeit des Staates, jeden Grashalm kontrollieren, planen und zuteilen zu können für jeden Kubaner. Die Milchversorgung (wo in Lateinamerika haben Kleinkinder eigentlich das Recht auf einen Liter Milch in der Woche für starken Knochenbau) zum Beispiel mag so funktionieren, in anderen Bereichen kriegt nie jemand das, was er will und dem Schwarzmarkt ist mit Tausch und Tricks jede Tür geöffnet. Aber das ist durch Reformen lösbar und Regierungen, die ein brutales Wirtschaftsembargo verhängen, sollten sich nicht im Umkehrschluss noch heuchlerisch um das Wohlergehen von Menschen sorgen und ” das System Kommunismus” anprangern für Ineffizienz.
    Darüber hinaus steht Kuba in Wirtschaftskontakten mit anderen Ländern immer auf Augenhöhe, nie in einseitiger Abhängigkeit mit anderen Dritte-Welt-Staaten. Auf den Punkt gebracht: Wenn ich ein Land wie den Irak überfalle, mag ich billiges Benzin bei mir jederzeit anbieten können. Aber es muss kein Minuspunkt sein, in Ländern festzustellen, dass billiges Benzin nicht immer verfügbar ist :)

    Die Prostitution auf Kuba ist ein Thema, über dass man einen Roman verfassen könnte. Einen sehr spannenden und heißen Roman. Ich glaube, ich bin mit sehr wenigen Ausnahmen keiner Kubanerin begegnet, die in mir nicht immer auch die Geldbörse gesehen hat. Schockiert war ich eigentlich nur in meinem ersten Besuch dort, wo nach einvernehmlichen Sex plötzlich morgens ganz direkt Geld eingefordert wurde oder man mit mir shoppen gehen wollte. Wie man mit diesem Phänomen umgeht, dafür gibt es wohl keinen Königsweg, fest steht aber auch, dass kubanische Frauen sich nicht für Geld
    prostituieren müssen. Das mussten sie in der Perioda Especial in den neunzigern, als dank des Handelsembargos (!) und dem Ausfall der sowjetischen Handelspartner die gesamte Wirtschaft in sich zusammen fiel und Kubaner aus Mangel an Fleischlieferungen Hunde und Katzen von der Straße fingen. Es gibt genug zu Essen, die Dollar aus dem Sexgeschäft werden in Westprodukte, i-pods, mp-3, Laptops investiert, nicht in Reis und Wasser zum Überleben. Und wie sieht es in anderen armen Ländern aus? Tut mir leid, ständig daran zu erinnern, aber wir kommen mit dem Maßstab Deutschland vs. Kuba einfach nicht weiter. Selbst in Deutschland gibt es Prostitution, in Tschechien werden Frauen systematisch weich geprügelt von Zuhältern, auf Kuba will sich eine Frau neue Klamotten kaufen oder nen i-pod und geht deshalb zu einem Touristen und bietet ihren Körper an. Nicht schön. Aber eben leider auch in Relationen zu setzen zu unserer sehr ungerechten Welt.
    Ja, das ist sehr hässlich, aber ich habe dort genauso wie in den vergangenen Jahren eine Erfahrung gemacht, dass es immer die gleichen Mädchen sind, die sich anbieten in den gleichen Bars. Genauso wie man ganz oft von den gleichen “Bettlern” und Schnorrern angesprochen wird, wenn man sich dort monatelang bewegt. Es zu diesem gesamtgesellschaftlichen Problem zu stilisieren halte ich für etwas übertrieben, sehr viele Kubanerinnen haben einen extremen Stolz.

    • Lemmy Caution sagt:

      wo in Lateinamerika haben Kleinkinder eigentlich das Recht auf einen Liter Milch in der Woche für starken Knochenbau

      Sicher in einigen Ländern. Bestimmt in Chile. Die zielgerichtete Versorgung der untersten 2/5 ist schon länger ziemlich gut. Beispielsweise gibts ein immer weiter ausgeklügeltes System von Schulspeisungen und auch direkte Hilfen an Eltern mit Kleinkindern. Der hohe Gini Koeffizient kommt in Chile nicht dadurch zustande, dass die Armen sooo unglaublich elend wären, sondern eher das die Reichen im Vergleich zur Mittelschicht und insbesondere zur euphemistisch sogenannten unteren Mittelschicht so unverschämt reich sind. Das unterste Fünftel hat zu Essen, lebt nur z.T. in Bretterbuden (ranchos) und hat kein Internet, Fernsehen, Handy. Das zweitunterste Fünftel lebt in kleinen Stein-Bungalows, hat Fernsehen, z.T. sogar Internet und oft leeres Prepaid Handy, kann sich aber sonst nix leisten. Das dritte Fünftel besitzt Kabelfernsehen, Internet, Handy, Steinhaus, kann sich aber sonst nicht viel leisten. Ich hab den Eindruck, dass der Aufschwung der letzten 28 Jahre eher am 2. und 3. Fünftel vorbeiging. Die haben aber keine Probleme wie Mangelernährung oder kein vernünftiges Dach überm Kopf.

  15. olsson sagt:

    Es tut mir übrigens leid, immer die gleichen Antworten zu geben, die Du alle schon gehört hast. Ich hoffe, es kommt beidseitig trotzdem zu einem Erkenntnisgewinn. Das verwerflichste an der Diskussion finde ich aber, dass wir in der Ersten Welt Mitschuld tragen am Elend der Dritten. Es sind unsere Großkonzerne, die Länder zu Monokulturen verwandeln, Preise drücken und Länder erpressen. Ganz am Ende dieser Vorgänge packt Dir dann mal eine Kubanerin am Malecon plötzlich zwischen die Beine und säuselt, Du sollst mit ihr nach Hause kommen…

  16. Hanjo Henker sagt:

    …auch diesen Zusammenhang bestreite ich nicht. Natürlich leidet die Welt, und damit auch Kuba, unter der generellen Problematik der immer extremeren Ungleichverteilung. Mit dieser ganzen Thematik werde ich mich wohl bald mal in einem weiteren Artikel beschäftigen. Ich persönlich fand die Diskussion bisher sehr interessant. Was auch immer am Ende dabei rauskommt, ich denke eines hat der Artikel erreicht: Wer vorher noch an den “Mythos Kuba” glaubte und bis hierher gelesen hat, hat sicher so etwas wie eine Entzauberung erfahren und einiges dazugelernt.

  17. olsson sagt:

    Ich kann mich ganz konkret an einen italienischen Kommunisten und eine englische Globalisierungskritikerin erinnern, die völligenthuasiastisch dorthin kamen und nach einem Monat total resigniert “Das kanns doch alles nicht sein!” murmelten. Ein türkisches Mädchen leistete dort einen Monat freiwillige soziale Arbeit am Feld (Wir können an derf Stelle auch gern über die Unsinnigkeit diskutieren, einem Dritte-Welt-Staat Feldarbeit anzubieten als Solidarität, sowas hat wohl eher religiöse Anmutungen als rationale) und die Behörden konnten ihr Visum nicht verlängern, weswegen sie ausreisen musste und am Ende nur noch fluchte über Bürokratie, Unfähigkeiten und Ignoranz. Bei einem dänischen Fidel-Fan warte ich noch auf eine e-mail, er traf zwei Wochen vor meiner Abreise fasziniert ein und ich denke, es wird sich ähnlich verhalten.

  18. olsson sagt:

    Kuba scheint in allen Menschen sofort Reflexe hervor zu rufen und ich mute mir nicht zu, alle Mosaiksteinchen zu diesem Land stimmig präsentieren zu können. Aber die Hölle auf Erden ist es nicht, da käme ich nicht lieber 200 kilometer weiter in Mexiko auf die Welt (oder das dort dann bitte als Großgrundbesitzer in nem Privatvillenbereich mit privatem Sicherheitsdienst)

  19. Michi sagt:

    Ich bin ebenfalls auf Kuba gewesen und habe einen ersten Einblick in Land und Leute gewinnen können. Ich kann vieles bestätigen, was in dem Artikel steht.

    Allerdings glaube ich nicht, dass die hier beschriebenen Probleme Kubas direkt etwas mit dem Regime zu tun haben und die Folge des Sozialismus sind. Im Gegenteil. Die Castros sind erwiesenermassen unkorrupt und wissen, dass ihr Regime mit ihrer Glaubwürdigkeit steht und fällt. Das Schicksal der geschassten Minister Roque und Lage, die wiederum erwiesenermassen korrupt sind, wurde bereits erwähnt. Von gewöhnlicher Korruption der Staatsbediensten habe ich nichts mitbekommen.

    Die Einführung des Dollars und später des CUC hat ganz klar zu immensen sozialen Ungleichheiten geführt und stellen die kubanische Gesellschaft vor eine Zerreissprobe. Dennoch ist dies etwas, was aus schierer ökonomischer Notwendigkeit eingeführt wurde und nicht in der Logik des Systems begründet ist, sondern ihm im Grunde fremd ist. Immer noch stellt der Staat den Menschen soziale Dienstleistungen zur Verfügung, die der marktwirtschaftlichen Logik widersprechen. Es ist offensichtlich, dass die Ungleichheit und die gesellschaftlichen Verwerfungen mit einer nicht-sozialistischen Regierung noch viel grösser wären!

    Ich bin ohne grosse Illusionen nach Kuba gereist, bin dort aber zur Erkenntnis gekommen, dass das Castro-Regime die beste aller möglichen Alternativen für Kuba ist.
    Dazu beigetragen hat meine Begegnung mit einer Kritikerin des Regimes, die aus der alten kubanischen Bourgeoisie stammte. Sie legte einen ziemlich ausgeprägten Rassismus an den Tag. Interessanterweise beklagte Sie sich auch nie über einen Mangel an Demokratie oder Meinungsfreiheit, sondern mehr darüber, dass Leute ihres Standes auf Kuba nicht automatisch die Stellung hätten, die ihnen eigentlich normalerweise zustünden. Und das denkt jemand der auf Kuba lebt. Ich kann nur ahnen, was in den Köpfen der Exilkubanern in Miami vorgeht.

  20. Lemmy Caution sagt:

    Ich finde es mutig, dass das Thema hier so offen diskutiert wird.
    Es gibt wohl auch angesichts des anstehenden Kongresses der Sozialistischen Partei dort keine andere Möglichkeit.
    Während der 80er fuhr Kuba mit seiner Anbindung an die Sowjetunion noch vergleichsweise gut. In Festland-Lateinamerika wütete die Verschuldungskrise, der einfache Kubaner konnte dagegegen bescheiden aber abgesichert leben.
    Heute gilt das ganz sicher nicht mehr. Kuba hat sich im Zuge der Teil-Dollarisierung und des zwangs zum Tourismus wegen fehlender ausländischer Geldgeber wie Rußland und später Venezuela verändert. Nun werden immer mehr Güter von der Zuteilung über Marken entfernt und nicht wenige Kubaner aus ihren unproduktiven Staatsjobs verjagt. Es läßt sich sonst nicht mehr finanzieren. Chávez hat selbst kein Geld mehr und Kredite im Westen hat Kuba ohnehin schon zu viele.
    Das wirtschaftliche Grundproblem ist schon ziemlich real: Es wird einfach zu wenig produziert. Weite Teile des landwirtschaftlich nutzbaren Landes sind von Unkraut überwuchert. Das läßt sich nicht einfach mit den US-Handelssanktionen erklären. Für Landwirtschaftliche Gerätschaften gibts nun wirklich andere Anbieter.

    Natürlich gibts in ganz Lateinamerika Armutsprobleme, aber halt in unterschiedlichen Ausmassen.
    Argentinien, Chile, Uruguay, Brasilien und Mexiko steuern trotz aller Probleme glaubwürdig darauf zu, in den nächsten 10 Jahren so etwas wie “entwickelte Länder” zu werden. Sozialprogramme sind selbst unter der konservativen Pinera-Regierung auf dem Vormarsch. In Chile arbeiten übrig nicht wenige kubanische Ärzte. Es existieren dort überall erhältliche Presseorgane, die einem regierungs-kritischen Ansatz vertreten. Ungerechtigkeiten werden breit in der Öffentlichkeit diskutiert. Als Pinera bei seinem Deutschland-Besuch einen seiner effusiv-provinziellen Ausfälle litt und in ein Gästebuch “Deutschland, Deutschland über alles” schrieb, lachte der intelligentere Teil der chilenischen Gesellschaft und überall strahlte einen der Pinera in Wehrmachtsuniform auf dem Titelblatt der Pinera-kritischen Wochenzeitung “The Clinic” entgegen.
    Natürlich gibts eine abgehobene Oberschicht, die meint, mit praktisch allen durchzukommen. Neulich wurde etwa bekannt, dass während des Erdbebens in einem Supermarkt in Concepcion Arbeiter eingesperrt waren und schliesslich von Plünderern gerettet wurden. Der verantwortliche Konzern sah das im Einklang mit der chilenischen Arbeitsgesetzgebung. Das ist echt nur die Spitze des Eisbergs. Ich kenn zahllose Geschichten von Arbeitgeger-Verarsche gegenüber rechtschaffende Freunden und Bekannten. Trotzdem gewinnt man den Eindruck, dass sich die Dinge im Zuge des in den letzten 28 Jahren stetigen und oft hohen Wachstums und der Re-Demokratisierung langsam in Richtung Zivilisation wie ich sie verstehe ordnen. Gleichzetig sind Lebensstandard UND Zweifel, obs zum echten Wohlstand für die meisten reicht, gestiegen.
    Die Demokratie hat in Festland-Lateinamerika inzwischen sehr verschiedenartige Typen von Regierungen an die Macht gespült. In Brasilien und Uruguay regieren sozialdemokratisierte Ex-Guerrilleros, in Argentinien eine Tussi mit sozialem Herz und in Chile halt Pinera. Das inzwischen völlig geriatrische, sich nie führungsmässig erneuernde und unproduktive Kuba besitzt dort keinerlei Ausstrahlungskraft als positives Gegenmodell und jetzt, wo die verzweifelt versuchen werden auf China zu machen, noch weniger.
    Ich fühle mich nicht als Bestandteil der europäischen Linken. Nichts desto trotz liesse sich auch für die europäische mit einer sensibleren und nuanzierteren Betrachtungen der höchst spannenden Entwicklungen auf meinem Lieblings-Kontinent einiges herausziehen. Jenseits des Revolutionskitsches. Wenn Latinos über die Lage ihrer Gesellschaften verzweifelt sind, sagen sie immer, dass hier nie was vernünftiges entstehen könnte, weil das halt im Ansatz aus dem Zusammentreffen des delinquenten Bodensatzes und ausserhalb der europäischen Vorstellungen lebenden Indianern entstanden ist. Das ist eine etwas präzisere Beschreibung der kolonialen legacy. Nur sind die eben nicht immer verzweifelt und ich denke auch, dass es insbesondere in den letzten 5 Jahren viele Zeichen der Hoffnung gibt.
    Ich verachte insbesondere die FARC-Bilder in diesem Video. Es geht um die Musik. Sie ging nie unter und wird heute sogar wieder mehr von z.T. großartigen jungen Musikern live in gewissen Lokalitäten gespielt. Sie begleiteten in den letzten 2 Jahren 3 sehr glückliche Besäufnisse. El grán Victor Jara.

    Mit der Hoffnung der Europäischen Linken als Zentrum der Weltrevolution waren Kuba und Lateinamerika sicher überfordert, nur gibt es in diesen vielfältig pervertierten sozialrevolutionären Ansätze viel brauchbares für eine dringend benötigte bessere Gegenwart und Zukunft.

  21. Lemmy Caution sagt:

    KORREkTUR
    Wenn Latinos über die Lage ihrer Gesellschaften verzweifelt sind, sagen sie immer, dass hier nie was vernünftiges entstehen könnte, weil das halt im Ansatz aus dem Zusammentreffen des delinquenten Bodensatzes der spanischen Gesellschaft des 16. Jhdts und ausserhalb der europäischen Vorstellungen lebenden Indianern entstanden ist.

  22. Michi sagt:

    Viele, die die kubanische Mängelwirtschaft bemängeln, vergessen dass Kuba laut der UNO das Land in der Welt ist, das in der Kombination aus sozialer Lebensqualität und dafür benötigten Ressourcenverbrauch her am nachhaltigsten lebt. Wenn wir es mit der “Nachhaltigkeit” ernst meine, müssten wir uns auf kubanische Verhältnisse einstellen! Kakuko Nagatani, die ehemalige Leiterin der UNO-Umweltbehörde für Lateinamerika und die Karibik sagte dazu: »Kuba beweist der Welt, nicht nur Lateinamerika und der Karibik, dass es trotz ökonomischer Schwierigkeiten möglich ist, sich zu entwickeln, ohne die Umwelt zu strapazieren, vor allem gibt es hier eine Vision für die Zukunft.«

    • Lemmy Caution sagt:

      Michi
      Kuba lebt nicht unerheblich von europäischen Touristen.
      Diese müssen erst mit einem Düsenjet 5000 km hin und 5000 km zurücktransportiert werden.
      Von diesem Geld kauft man dann Lebensmittel in den USA und anderen Ländern, die sicher nicht im Ökolandbau angebaut werden. Ausserdem müssen diese Nahrungsmittel erstmal auf Dieselschiffen angekarrt werden. Im eigenen Land liegt ja über 70% der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche brach.
      Weitere wichtige Einnahmequellen sind Subventionen aus Venezuela, das vom Erdöl lebt, und Überweisungen von in den USA ihren Lebensunterhalt verdienende Exilanten. Benzin ist auf Kuba subventioniert, deshalb fahren die Spritschlucker aus den 50ern z.T. immer noch.
      Nein. Nachhaltig geht anders. Und die Entwicklungen in regenerativen Energien und neuen extrem spritsparenden Autos finden in Europa und Ostasien statt.

  23. olsson sagt:

    ich erwarte von kuba auch nicht, vorreiter in nachhaltiger umweltpolitik zu werden :)

    mit chile kenne ich mich leider sehr schlecht aus. ich weiss aber, dass boliviens evo morales dauergast auf kuba ist, über chavez und gemeinsame militärparaden muss ich niemandem hier etwas erzählen, aber auch der linkssozialdemokratische lula besuchte kuba mit den worten “ihr alle wisst, wie sehr ich die kubanische revolution liebe!”, was im vergleich zu früher, zur ausgrenzung und der diplomatischen isolation kubas dimensionssprünge sind. brasilien steht im verdacht, demnächst eine atombombe zünden zu wollen, damit wären militärische auseinandersetzungen in der region erst einmal vom tisch, was für kuba endlich abrüstung bedeuten könnte (soldaten könnte man dann wie in den neuunzigern zu zehntausenden aufs feld schicken, land urbar machen, die zustände sind wirklich erschreckend)

    es wird sich zeigen, welches land in der lage sein wird mit welchen mitteln möglichst vielen menschen ein gesundes und menschenwürdiges leben zu ermöglichen, wenn das in chile so stattfindet, hut ab. hierfür braucht es tatsächlich keinen mythos kuba. aber schlecht aufgestellt ist die kleine insel bestimmt nicht.

    • Lemmy Caution sagt:

      Olson,
      die kubanische Armee ist bereits heftig in der Wirtschaft präsent, etwa im Tourismus. Ist ok. Aus meiner Sicht die vielleicht einzige Organisation, die z.Zt. noch halbwegs funktionieren kann. Wäre es so einfach, mit der Armee die kubanische Landwirtschaft zu entwickeln, hätte man es bereits vorher getan. Würde die USA einen Sinn darin sehen, auf Kuba militärisch einzugreifen, wär die Sache in kurzer Zeit gegessen. Nur weiss die USA, dass sie es sich einfach nicht leisten kann. Dafür braucht es keine brasilianische Atombombe, an der meines Wissens übrig nicht gebaut wird. Brasilien baut ein drittes Kernkraftwerk und kauft französische Technik für Atom-Uboote zum Schutz der offshore Ölvorkommen.

      Begeistern tun mich die Entwicklungen in Chile nicht. Mehr wäre möglich, insbesondere für die untere Mittelschicht. Entwicklung sollte mehr sein als ein BIP, das – wie es nun aussieht – in 4 bis 6 Jahren 20.000 $ Kaufkraftparität pro Einwohner ausmacht verbunden mit effizienten Sozialprogrammen für die Ärmsten. Und das ist die Pinera-Linie. Aber selbst das stößt unter der Wählerschaft auf eher wenig Begeisterung. Trotz etwa 5,5% Wachstum seit dem Erdbeben vor über 1 Jahr. Eine stärkere finanzielle Besteuerung der 5% Reichen und der weiteren 25% obere Mittelschicht an der Finanzierung des rascheren Ausbaus des Sozialwesens wird in der nächsten Wahl 2014 auf der Agenda stehen. Hoffentlich kriegt eine erneuerte Concertación Koalition bis dahin ihren Scheiss zusammen.
      Entwicklung vollzieht sich im Kleingedruckten: Besseres Gesundheitwesen, mehr Programme zur sozialen Umverteilung, eine effektivere kritische Presse, besserer Verbraucher- und Arbeitnehmerschutz, bessere Schulen, eine aktivere Industriepolitik… nicht in den Verlautbarungen eines bald 90-jährigen mit Bart.

  24. Michi sagt:

    Lemmy, Du hast Deine Privatmeinung abgegeben, ich gebe nur wieder, was die UNO und was die Statistiken sagen! ;)

    Nach Deiner Definition wäre wirkliche Nachhaltigkeit also noch grössere Armut als auf Kuba?
    Oder nachhaltig wäre es nur wenn deutsche Umwelttechnologie eingesetzt wird?
    Sicher sind die alten amerikanischen Karossen aus den 50ern Spritschlucker (die übrigens auf Kubas Strassen nicht in der Mehrheit sind!) – doch in der Umweltbilanz wird das durch das weitgehende Nichtvorhandensein von Industrie auf Kuba bei weitem kompensiert! Und dass 70% der kubanischen Ackerflächen brachliegen wirkt sich zynischerweise auch positiv auf die Umweltbilanz aus!

    Daher können wir uns gerne über das Konzept der Nachhaltigkeit streiten, jedenfalls wirst Du nicht bestreiten können, dass der kubanische Lebensstil nachhaltiger ist als der europäische oder gar der amerikanische!

    Beim Autor dieses Blogbeitrags ist ganz deutlich zu sehen, dass die kubanische Realität aus der Perspektive eines Europäers beurteilt wird. Da auch die meisten Kubaner ihr Land lieber mit Europa als mit ihren Lateinamerikanischen Nachbarn vergleichen, wird diese Perspektive dort leider auch bestätigt. Viel eher sollte man sich fragen, ob unsere Gesellschaft wirklich so sehr als Vorbild taugt!

    • Lemmy Caution sagt:

      Wenn jemand von der UNO etwas sagt, dann ist das die Wahrheit? Leicht nachvollziehbare Gegenargumente werden als Privatmeinung abgetan. Auf diesem Weg wird “die Linke” immer im Abseits rumlaufen.
      Umweltschutz durch Armut sollte wirklich nicht das Ziel sein. Da könnte ja der Arbeitgeberverband mit dem Argument kommen, dass eine Entlohnung der deutschen Arbeiter und Angestellten gemäss den Ideen der kubanischen Libreta (Essensmarken) die umweltpolitische Lösung aller Probleme darstellen würde. Als jemand der in seinem Leben Armut auf Kuba und Chile gesehen hat, dreht sich mir da der Magen um.
      Jedes Land strebt nun einmal unseren Wohlstand an. Die Kubaner selbst. Da kannst du, der du auch auf Kuba-Reisen im Wohlstand lebt, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger ankommen und darauf hinweisen, dass sich die Kubaner ja bitteschön mit anderen karibischen Staaten zu vergleichen haben – was historisch falsch ist, weil Kuba 1958 deutlich fortgeschrittener als jeder karibische Staat inklusive Venezuelas war – und sie ja eigentlich die Aufgabe haben, ein besseres Gesellschaftsmodell als das unsere – von dem auch du profitierst – zu suchen. Die Abstimmung mit den Füßen ist eine klare Willensbekundung in einer Gesellschaft ohne wirklich freie Wahlen.

  25. Lemmy Caution sagt:

    Und bitte: Was bedeutet wirtschaftliche Souveränität Kubas?
    Kuba ist massiv im Westen verschuldet, während Länder etwa Chile heute unter Einbeziehung des Kupferausgleichsfonds sogar Geld AUF DER HOHEN KANTE HAT. Und mittlerweile bei Finanzierungsbedarf Bonds in EIGENER WÄHRUNG zu vernünftigen Konditionen verkaufen kann.
    Der Handel mit Asien ist für Chile, Brasilien, Argentinien, Peru und Uruguay inzwischen größer und dynamischer als der mit EU-Ländern oder der USA.
    Was hat der kubanische Krankenpfleger in Venezuela von dieser “wirtschaftlichen Souveränität”, wenn er in seiner Barrio Adentro Station eingesperrt ist und sich draussen nur begleietet von Geheimdienstleuten bewegen kann? Wenn er einen Großteil seines Lohnes an die Bonzen der kubanischen Staatsführung abdrücken muss?
    Nein. Dieses Kuba wird von der dynamischen und immer sozialverträglicheren Entwicklung in vielen lateinamerikanischen Ländern einfach überrollt.
    Und was bedeutet Souveränität in einem Land, in dem der Souverän das Volk nicht mal wirklich wählen darf?

  26. Michi sagt:

    Deine “leicht nachvollziehbaren Gegenargumente” werden von den UNO-Statistiken widerlegt. Kannst Du mir sagen weshalb man ihnen keinen Glauben schenken sollte?

    Und die “Abstimmung mit den Füssen” gibt es natürlich nur in Kuba und nicht etwa am Rio Grande, wo jedes Jahr rund eine Million Armutsflüchtlinge aus Lateinamerika versuchen in die USA einzureisen oder im Mittelmeer, das jedes Jahr von Hunderttausenden Boat-People überquert wird. Mir ist nicht bekannt, dass es ein derartiges Massenphänomen in der Florida-Strasse gäbe, alleine schon deshalb, weil die USA aus politischen Gründen gerne jährlich 20.000 Kubaner bei sich aufnehmen (entsprechend einem Auswanderungsabkommen mit der kubanischen Regierung), wodurch die “Abstimmung mit den Füssen” doch erheblich erleichtert wird. Übrigens ist Kuba bereits seit 1929 ein Auswanderungsland und nicht erst seit 1959, und das obwohl es als Puff und Spielcasino der Amerikaner so “fortschrittlich” war. Denn vom Reichtum in Havanna bekam man im Rest des Landes wenig mit.

    Übrigens verfügten die Kubaner verfügten noch vor 20 Jahren über einen hohen Lebensstandard. Was willst Du uns also sagen? Dass es allein die Schuld der kubanischen Regierung ist, dass dieser seitdem eingebrochen ist? 1913 verfügte auch Argentinien über das zehnthöchste Pro-Kopf-Einkommen der Welt, wovon es heute weit entfernt ist.

    • Lemmy Caution sagt:

      Lieber Michi. Deine großartige Nachhaltigkeit bezieht sich wohl auf die Informationen aus diesem Artikel.
      http://www.umweltdebatte.de/kuba-2007.htm
      Abgesehen davon, dass hier dezentrale und kleine Dieselgeneratoren als umweltschonende abgefeiert werden, muss ich dir leider mitteilen, dass Kuba 2010 aus dem HDI Index der UNO gekickt wurde, weil die Datenbasis über die ganzen Jahre völlig verfälscht war. Das in diesen Index einfliessende BIP pro Einwohner Kubas wurde auf Basis der Kubaner berechnet, die mit Dollars oder Pesos Convertibles bezahlt wurden. Die überwiegende Mehrzahl der Kubaner erhält aber inkonvertible Pesos als Lohn.
      Guckst du hier: http://hdr.undp.org/en/statistics/faq/ : Why is Cuba not in the HDI, for example?

      Data availability determines HDI country coverage. Where reliable data are unavailable and there is significant uncertainty about the validity of existing data estimates, countries are excluded to ensure the credibility of the Human Development Report and the family of human development indices. There are four countries that have information on the other three HDI components but not on GNI: Cuba, Iraq, the Marshall Islands and Palau. In the past, GDP per capita (PPP US$) was estimated by the Center for International Comparisons of Production, Income and Prices (CICPIP) at the University of Pennsylvania to calculate the HDI for Cuba. These estimates rely on data from the salaries of international civil servants converted using the official exchange rate. However, because the markets in which foreigners purchase goods and services tend to be separated from the rest of the economy, such data can be an insufficient guide to prices faced by people in practice. The CICPIP recognizes this limitation and has graded the estimate of Cuba’s GDP as a “D”—the lowest grade. This is why Cuba is not in this year’s HDI.

  27. Michi sagt:

    …wodurch sich jetzt plötzlich die Errungenschaften Kubas bei Bildung und Gesundheit, wie z.B. die niedrigen Analphabeten- und Kindersterblichkeitsraten, sowie die hohe Lebenserwartung und die lange Ausbildungszeit in Luft auflösen oder wie soll ich das jetzt verstehen?

    Und zu deinem Verständnis von Nachhaltigkeit gehört offenbar deutsche Umwelttechnologie zwangsläufig dazu, wie ich es schon ahnte. Doch die können sich arme Länder wie Kuba eben oftmals einfach nicht leisten!

    • Lemmy Caution sagt:

      Naja. Vieles beruht in diesen Bereichen ja auf Self-Assesment.
      Von der Seite kannst du dir den HDI runterladen und dir die von Kuba gemeldeten Zahlen einmal genauer anschauen.
      http://hdr.undp.org/en/reports/global/hdr2010/chapters/
      Unter Beschäftigung geben die mit 83,1% einen vergleichsweise hohen Wert an. Und du wirst wohl auch wissen, dass in Kuba Millionen aus den Staatsdienst in eine unsichere Selbstbeschäftigung gekickt werden.
      Bei Mean Years of Schooling steht man auch nicht bedeutend besser als etwa Chile da (9 Jahre). Kuba punktet mit den Rekordwert in “Excpected Years of Schooling” von 17 Jahren ;-)
      Sehr gut schneidet man bei Perceived Happiness ab. Das konterkariert natürlich mit dem hohen Anteil der Kubaner, die im Ausland ihr Glück versuchen und den zu anderen Schlüssen Anlass gebenden Berichten deutscher Urlauber auf der Insel. Insbesondere diejenigen mit brauchbaren Kenntnissen in der kastilischen Sprache.
      Du kannst ja mal in diesem Report ein wenig stöbern und der Allgemeinheit berichten, was da eigentlich so sehr für Kuba spricht?
      Hmm. Health Care Quality 60. Affordable Housing 14.
      Vergleich Chile: Health Care: 47, Affordable Housing 46.
      Und worauf beruhen diese Health Care Werte? Auf Self Assesment?
      Fragen über Fragen.

      • Michi sagt:

        Also, auf Kuba geht die Analphabetenquote gegen Null (0,02%), Kindersterblichkeit liegt bei 4,9 pro 1000 (zum Vergleich: USA 6,6, Durchschnitt EU: 5,6), Lebenserwartung: 77,7 Jahre (zum Vergleich: USA: 78,37, Durchschnitt EU: 78,82 Jahre). Mit den 9 Jahren Mean Years of Schooling ist die Schulpflicht gemeint. Die 17 Jahre (laut CIA Factbook 18 Jahre) sind der Durchschnittswert der Ausbildungszeit (auch hier zum Vergleich: USA 16 Jahre, Deutschland ebenfalls 16 Jahre).

        Und das alles trotz eines sehr niedrigen Lebensstandards…

      • Lemmy Caution sagt:

        Michi, das ist ja alles schön und gut. In Chile liegt die Kindersterblichkeit etwa bei 7,34 auf Tausend, Lebenserwartung bei 77,7 Jahren. Bei einem Gesundheitssystem, das ich angesichts des erreichten Entwicklungsniveaus für unterfinanziert und in Teilen unterreguliert halte. So schlimm ists dann aber auch nicht. Sämtliche besser entwickelte lateinamerikanischen Gesellschaften haben heute eine ähnliche Alphabetisierungsrate wie Deutschland. Ich hab da oft den Eindruck, dass z.T. dazu geneigt wird, die wahren Lebensverhältnisse in Lateinamerika als zu schwarz zu zeichnen, um dann die durchaus erreichten Errungenschaften Kubas in sehr grundlegenden Dingen zur tollsten Erfindung seit geschnitten Brot zu erklären.
        Die zT eben auch beeindruckenden Leistungen von Mitte-Rechts oder Mitte-Links Regierungen in der Sozialpolitik wird dagegen nicht erwähnt. Und das verfälscht halt das Bild. In Chile sind das etwa die inzwischen wirklich üppigen Zuschüsse zum Wohnungsbau, ein sehr schwacher Punkt auf Kuba (und in Venezuela). Gesunde Schulspeisungen für Arme hat es auch in Ländern wie Venezuela, Chile, Argentinien und Uruguay spätestens seit den 70ern immer gegeben.
        Und so ein Leben besteht nicht nur aus Gesundheits- und Schulsystem. Berufliche Chancen, Nutzung der eigenen Ressourcen, eine politisch breit-gefächerte Presse, das Recht die eigene Regierung zu beleidigen, Zugang zu Internet, eigene Computer und Handies, realistischer Zugang zu guten Restaurants, anderen Ausgeh-Möglichkeiten und Klamotten-Shopping, Möglichkeiten ein Auto zu finanzieren, Zustand der Häuser und Straßen, Arbeitnehmerrechte, produktive und moderne Arbeitsplätze, Möglichkeitkeiten im Urlaub wegzufahren.
        Wütend macht mich, wenn halt auch Errungenschaften des modernen Lebens für die kubanischen Naturburschen einfach zum unnötigen Luxus erklärt werden, während man sich selber von einem Airbus 5000 Meter durch die Luft fliegen läßt.

        Die Kubanische “Revolution” steht angesichts des Parteitags der Sozialistischen Partei vor einer Wegkreuzung. Selbst wenn man mit dieser “Revolution” sympathisiert, tut man ihr keinen Gefallen, wenn man die vielen problematischen Aspekte mit Hinweisen auf das Gesundheitssystem, dem Schulsystem oder den Handelsrestriktionen der USA vom Tisch wischt und man gegenüber den Entwicklungen in anderen lateinamerikanischen Gesellschaften ganz fest die Augen zudrückt.

  28. Hanjo Henker sagt:

    Warum sagt eigentlich keiner mal was zu den Punkten bezüglich der Natur des Menschens? Im Artikel schwingt ja mit, dass sich bei nicht ausreichend vorhandenen Kontrollsystemen immer eine Clique zusammenfindet die dann als Minderheit die Mehrheit ausbeutet. Das ist auch das Hauptargument für mich, wenn ich von einem gescheiterten System spreche. Denn im Fall Kuba soll diese Kontrolle ja sagen wir mal die “sozialistische Moral” wahrnehmen. Tut sie aber nicht.

    Gut, diese Problematik der die Mehrheit ausbeutenden Minderheit haben wir im neoliberalen System ja bekanntlich genauso. Wobei es da ehrlich gesagt eine Technologie gibt, die mir Hoffnung macht: Das Internet. Auch wenn ja gerne auf “die Medien” eingedroschen wird, muss man sagen dass es wohl noch niemals in der Geschichte eine Gesellschaft gab in der der Einzelne so hervorragende Möglichkeiten hatte sich umfangreich zu informieren, wie in der heutigen. Wikipedia bietet das Wissen der Welt kostenfrei und für jeden verfügbar, in zahlreichen Blogs – wie auch diesem – werden sehr komplexe Themen hinterfragt und es gibt sogar schon den Begriff der Facebook-Revolution.

    Bietet die Vernetzung der Masse per Internet also so etwas wie einen Ansatzpunkt bei der Frage wie Herrschaft effektiv kontrolliert werden kann? Wird diese Thematik ausreichend beachtet wenn man versucht der schwierigen Frage näher zu kommen wie so etwas wie ein gerechtes Gesellschaftssystem errichtet werden kann?

    • Lemmy Caution sagt:

      Natürlich bilden sich diese Macht-kliquen. Und ja: Die chilenische Demokratie beschränkt die Macht der Paulmanns, Errázuriz und Lukcics dieser Welt zu wenig. Machtbeschränkungen sind aber auf den Gesellschaften dieses Planeten graduell sehr unterschiedlich gestaltet. Das ist einfach kein schwarz/weiß Ding. Und die Castro-Brüder sind nun wirklich sehr wenig beschränkt in ihrer Gestaltungsmacht auf der Insel.
      Internet kann ein Ding sein. Allerdings bilden in Chile die sich im Internet wirklich informierenden Leute die Minderheit. Es gibt hervorragende Linke Blogs wie etwa el ciudadano und mit Ariel Zúñiga ein sprachgewaltiges radikales Polemik-Talent, mit dessen Meinung ich allerdings selten übereinstimme, den ich mir aber trotzdem gerne reinziehe. In Argentinien gibts mit El blog de Abel eine Seite, die mich lehrte, dass Peronismus auch intelligent sein kann. Nur sind in Lateinamerika Fernsehen und Radio nach wie vor effektiver. Und die leisten sich halt auch Kritik, etwa von Radio BioBio, einige glaubwürdige Diskussions-Sendungen und der Skandal-Aufdecker “Esto no tiene nombre”. In Peru hat der liberale aber gerade in seinem ganzen Wahnsinn eben auch glaubwürdige Fernsehjournalist und Autor Jaime Bayly die Bürgermeisterwahl in Lima entschieden, indem er zeigte, dass die konservative Sauberfrau sich eben deshalb jahrelang aus den schmutzigen Partei-Kämpfen heraushalten konnte, weil sie halt vom größten Drogenschmugglers des Landes finanziert wurde.
      Es gibt verschiedene Fronten für effektivere Beschränkungen derjenigen, die meinen, mit allem durchzukommen. Dazu gehören neben dem Internet halt auch Schulbildung und Radio. Z.T. auch Printmedien. Oder Romane. Les grad Las Viudas del Jueves, eine großartige Abrechnung mit der Menem-Zeit in Argentinien.

  29. Cubano sagt:

    Zitat olson: “Das ändert aber nichts an der sinnvollen Verstaatlichung von Großindustrie und Großbanken, die in Venezuela in Form der Erdölindustrie wunderbar funktioniert und viele Menschen am Reichtum des Landes beteiligt.”

    Allein dieser Satz entlarvt den Autor und seine ideologisch geprägten Ansichten.
    Wer sich nur ein wenig mit Venezuela und dessen wirtschaftlicher Entwicklung in den letzten Jahren beschäftigt hat,
    weiß wie negativ sich die Verstaatlichunen der Großindustrie ausgewirkt haben.
    Insbesondere die Ölindustrie geht am Stock seitdem Chavez sie verstaatlicht hat.
    Siehe dazu auch:

    “Venezuela: Ölförderung fällt unter das Niveau von 2003
    Ausblick für 2011 eher verhalten

    Jüngst veröffentlichte Zahlen der Banco Central de Venezuela (BCV) zur wirtschaftlichen Entwicklung im Jahre 2010 erwecken immer mehr Zweifel hinsichtlich der Förderkapazitäten der nationalen Erdölgesellschaft PDVSA, deren Produktion im letzen Jahr auf den niedrigsten Wert seit sieben Jahren zurückfiel.
    ……
    Mangelnde Investitionen in den Erdöl- und Gassektor behindern jedoch das zukünftige Wirtschaftswachstum und in Folge schwindet die Chance, auch ausreichend qualifizierte Arbeitsplätze für die heranwachsende Jugend schaffen zu können.

    Investitionen runterfahren und nur Geld aus den Betrieben abschöpfen, das funktioniert nur am Anfang. MIt jedem Jahr
    verschlechtert sich die Lage. So wurden auch schon Kuba heruntergewirtschaftet und zu einem 3. Welt Land gemacht.
    Aber mit der passenden Ideologie und der passenden Brille sieht das alles rosig aus..

    • Lemmy Caution sagt:

      Wie Otto Rock vom etwas anderen Rohstoffbörsen-Brief (http://www.incakolanews.blogspot.com/) immer sagt: being contrarian and all that…
      Den staatlichen venezoelanischen Ölkonzern PVDSA gibts bereits seit den 70ern mit starken Wurzeln in den 60ern. Das mit den staatlichen Konzernen in Bodenschätzen ist in Lateinamerika keine Erfindung von Hugo Chávez. Selbst der in weiten Teilen durchgeknallte chilenische Diktator Pin8 machte die Verstaatlichungen des Kupfers nicht rückgängig. Im Gegenteil, er faßte die verstaatlichten Minen in der staatlichen CODELCO zusammen. Es existieren gute Argumente für die Verstaatlichung von Bodenschätzen und ein paar Argumente dagegen. Lula da Silva liess privates Kapital in der brasilianischen Ölgesellschaft zu. Danach wurden die großen Funde der offshore Lagerstädten weit draussen vor Rio de Janeiro gemacht. Die nationalistisch-emotional wohl überfrachtete mexikanische Erdölgesellschaft wurde auch unter dem aktuellen Mitte-Rechts Präsidenten nicht mal teilweise privatisiert. Die finden aber seit Jahren keine neuen Ölquellen und tragen immer weniger zu den mexikanischen Staatseinnahmen bei.

      In Chile trägt bei den aktuell extrem hohen Kupferpreisen CODELCO viel für den chilenischen Staatshaushalt bei. Die in- und ausländischen Minengesellschaften behaupten, sie könnten produktiver arbeiten. Aber über CODELCO wird die Kanalisierung des aus dem Kupfer gewonnenen Reichtum für die Entwicklung des Landes vielleicht einfachter. Im übrigen lieferten CODELCO Experten in der Rettungsaktion der Minenarbeiter letztes Jahr einen wohl unverzichtbaren Beitrag. Sie waren emotional bei der Sache und weltklasse ausgebildet. Auf der anderen Seite senkt der Beitrag CODELCOs am Staatshaushalt den Druck für ein progressiveres Steuersystem.

      Die ganze Sache ist viel komplizierter als das sie auf ein einfaches staatlich vs. privatwirtschaftlich organisiert reduziert werden könnte.

  30. interessanter Einblick:

    Acht Fragen an: Yoani Sánchez

    Frau Sánchez, die kubanische Revolution wird 50 Jahre alt. Ein Grund zum Feiern?

    Nein, es ist der Jahrestag von etwas Totem. Es gibt keine Bewegung mehr, keine Veränderungen. Die Diskussionen sind erschöpft; es fehlen Ideen und Träume. Schauen Sie nur auf die wirtschaftliche Katastrophe.

    Gibt es die Revolution noch in fünf Jahren, wie wird sie sein?

    Möglich, dass es noch fünf Jahre dauert. Die Regierung besteht aus Achtzigjährigen, die dem Rest der Bevölkerung vorschreiben, was sie tun soll – ein mumifiziertes System.

    Acht von elf Millionen Kubanern haben den 1. Januar 1959 nicht erlebt. Was bedeutet die Revolution für diese Menschen?

    Ich kann nicht für meine ganze Generation sprechen. Aber meine Freunde, Studienkollegen und Altersgenossen hegen Skepsis oder Desinteresse gegenüber allem, was mit der Revolution zu tun hat. Unsere Regierenden sind für uns keine Erlöser.

    Auf die Einträge in ihrem Blog (http://desdecuba.com/generaciony) gibt es bis zu 4000 Kommentare . . .

    Mein Blog ist ein öffentlicher Platz. Hier kann man Themen ansprechen, die sonst tabu sind. Hier können Menschen, die an Kuba Interesse haben, ohne Zensur debattieren.

    Was sind die spürbarsten Veränderungen, seit Raúl Castro führt?

    Die langen Reden und die Aufrufe zu Demonstrationen fehlen. Die Telenovela fängt jetzt pünktlich an, weil Fidel das Programm mit seinen Reden nicht mehr aufhält. Es ist eine Veränderung des Stils, aber unser Leben hat das nicht beeinflusst.

    Aber es gibt doch Wirtschaftsreformen . . .

    Die internationale Presse macht diese größer, als sie sind. Wir dürfen jetzt Mobiltelefone kaufen, das ging früher nur auf dem Schwarzmarkt. Und nach 15 Jahren können wir nun in unseren Hotels schlafen. Aber es ist nur eine Farce. Denn die Mobiltelefone und die Hotels sind überteuert und für einen Kubaner mit einem normalen Einkommen nicht zu bezahlen.

    Was fehlt denn dann vor allem?

    Die Aufhebung der Reisebeschränkungen, die Abschaffung des doppelten Währungssystems, die Möglichkeit Häuser und Autos zu kaufen und verkaufen, kleine und mittlere Unternehmen zu gründen – und natürlich das Recht auf freie Meinungsäußerung.

    Braucht Kuba einen Systemwechsel, oder genügen Veränderungen innerhalb des Systems?

    Wir brauchen keinen Systemwechsel. In Kuba gibt es keinen Sozialismus. Hier gibt es einen Staatskapitalismus mit dem großen und einzigen Wettbewerber namens Staat.

    …Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/system-castro-kaempft-gegen-den-tod/3079932.html?p3079932=all

  31. Michi sagt:

    Es ist hilfreich, sich ein wenig den Background von Yoani Sanchez anzusehen:

    Laut eigenem Bekunden ist sie in ihrem eigenen Land schlicht unbekannt, obwohl ihr Blog in Kuba frei zugänglich ist…

    http://www.jungewelt.de/2011/02-23/025.php

    …wurde aber dennoch von “El Pais” in die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten aufgenommen!

    http://www.neues-deutschland.de/artikel/168892.bloggen-gegen-kuba.html

    Ihr Blog wird in 17 Sprachen übersetzt, was natürlich die Frage der Finanzierung ihres Blogs aufwirft!

    http://www.fg-brd-kuba.de/cl/cltxt/cl2009301-kuba-internet.html

    “In diesem Zusammenhang muss auch der kometenhafte Aufstieg der Bloggerin Yoani Sanchez erwähnt werden. Bei ihr treffen alle Voraussetzungen zusammen. Das Design ihres Blogs basiert auf diversen Fälschungen. Der Name der Webseite http://www.desdecuba.com suggeriert, dass die Internetverbindung in Cuba ist. Der Server ist jedoch in Deutschland unter jemandem mit dem Namen Josef Biechele registriert. Der Provider ist die Cronos AG Regensburg, die auch Seiten der Ultrarechten und Neonazis beherbergt. Gesponsort wird diese Seite von der IGFM. Warum erwähnt die Bloggerin nie ihren großzügigen Wohltäter? Die Webseite selbst verfügt über Möglichkeiten, die dem normalen Blogger verwehrt bleiben und einem cubanischen Blogger allemal. Dieser würde noch nicht einmal die Tools haben, um einen Blog zu “hosten” und wäre im dauernden Kampf mit einem extrem langsamen Netzwerk, wenn er versuchen würde, mit den internationalen Seiten Kontakt aufzunehmen.
    Der Blog von Yoani Sanchez verfügt über technische Unterstützung, die ausschließlich ihrem Blog zu Gute kommt und Hunderttausende von Dollars kostet. Auch die Marketingstrategie über Google und andere digitale und traditionelle Medien ist Spitzenklasse.
    (…)
    Mit der Ankündigung der Obama Regierung hat es eine neue Steigerung erreicht. Er hat von der Bush Regierung die Idee übernommen, Fonds für subversive Aktionen gegen Cuba auf dem Feld der Telekommunikation zur Verfügung zu stellen. Dass das nichts Neues ist, geht bereits aus dem Artikel hervor, den Paul Richter 2008 in der Los Angeles Times veröffentlichte.
    Die U.S. Agentur für Internationale Entwicklung, die das Programm überblickt, versucht mitteleuropäische und lateinamerikanische Nichtregierungsorganisationen dazu zu bringen, sich um ihre Unterstützung zu bewerben. “Ein Hauptziel”, so heißt es von offizieller Seite, ist es, “das meiste des 45 Millionen Dollar Budgets für Kommunikationsausstattung zu verwenden, wie z.B. Handy und Internet Ausrüstung, welche möglicherweise nach Cuba geschmuggelt werden können, um das Ausgesetzt sein der Menschen zur Außenwelt hin zu vergrößern.”
    Sind Teile des Geldes benutzt worden, um jegliche Maßstäbe sprengende Kampagne der cubanischen Cyber Dissidenz zu finanzieren? Kamen die 15.000 Dollar, die die spanische Mediengruppe Prisa Yoani Sanchez gegeben hat, von dort? Ist es ein Zufall, dass Yoanis wichtigste Marketing Agentur in Europa auch Noticias 24 besitzt, einer der aggressivsten anti-Chávez Blogs in Venezuela?
    Sicher ist, dass in Zukunft mehr und mehr Geld der jährlichen Gelder zur Vernichtung der cubanischen Revolution auf dem Gebiet der Telekommunikation eingesetzt werden wird. Genau so sicher ist, dass Cuba nicht die finanziellen Möglichkeiten hat, dieser Kampagne entgegenzuwirken. Es hat außerdem nicht die Macht, die Suchmaschinen wie z.B. Google zu beinflussen, da Google Cuba boykottiert. Cuba kann nur zusehen, wie weltweit mit immer mehr Geld und Technik versucht wird, seine Revolution anzugreifen.”

    An Yoani Sanchez ist vieles widersprüchlich:

    http://www.fgbrdkuba-berlin.de/txt/20091205-yoani-sanchez.html

  32. http://de.wikipedia.org/wiki/Yoani_S%C3%A1nchez …sollte die meisten deiner Fragen beantworten und auch ein paar Missverständnisse in deinen Aussagen (wie etwa zur Cronos AG) klären.

    Des Weiteren sollte beachetet werden, dass ein normalsterblicher Kubaner gar keinen Zugang zum Internet hat, ganz einfach weil die Infrastruktur fehlt. Natürlich können Kubaner den blog zu großen Teilen also nicht kennen. Mit dem Abtrifften in Verschwörungstheorien zu einer sehr anerkannten und vielfach ausgezeichneten Persönlichkeit tust du dir jedenfalls keinen großen Gefallen.

  33. olsson sagt:

    Natürlich finanziert der CIA einen Haufen verdeckter (Medien)operationen gegen Kuba und natürlich landen auch blogger auf Gehaltslisten von denen. Das als Verschwörungstheorie abtun zu wollen, zeigt, dass Du Dich mit der Geschichte Kubas mal eben null auseinander gesetzt hast. Bestimmt gibt es auch in jedem slum um Carracas oder Rio ein funktionierendes Internet, mit dem man blogs betreiben kann, hoffentlich ist dieses Schweinesystem bald weg, damit es dort endlich Internet für alle gibt. Ich werde mir an der Stelle weitere Argumente, die Du zu Kuba alle schon gehört hast, sparen.

  34. Michi sagt:

    Sehr interessant, es ist also eine “Verschwörungstheorie” zu behaupten, dass die US-Regierung Kubaner unterstützt, die gegen die kubanische Regierung wettern? Damit hast Du Dir selber keinen Gefallen getan, denn die USA sind ja so transparent, dass man auch das sofort überprüfen kann!

    “Die US-Regierung hat allein für das Jahr 2006 15 Mio. US$ im Haushalt für die Unterstützung von kubanischen Oppositionsgruppen und exilkubanischen Organisationen in Miami vorgesehen (Quelle: USAID Kuba-Programm [1]), die z.T. unmittelbar von der US-amerikanischen Interessenvertretung in Havanna an die Zielorganisationen ausgezahlt werden oder über die Exilorganisationen in Miami verteilt werden. Eine 2005 eigens geschaffene US-Behörde im Weißen Haus, die Commission on Assistance to a Free Cuba (Unterstützungskommission für ein freies Kuba) soll die Arbeit der verschiedenen Ministerien gegen die kubanische Regierung koordinieren.
    (…)
    Die von WikiLeaks 2010 veröffentlichten US-Botschaftsdepechen werfen kein besonders positives Licht auf die kubanische Opposition. Sie sei untereinander zerstritten und stattdessen vielmehr darauf aus, durch Unterstützungszahlungen aus den USA den eigenen Lebensstandard zu sichern.”

    http://de.wikipedia.org/wiki/Kubanische_Opposition_ab_1959

  35. Cubano sagt:

    @Michi.
    Oh ja diese “Quellen” haben hier noch gefehlt. Die gesammelten Altkommunisten von JungeWelt, FGBRDKuba
    und Neues Deutschland.
    Wer sich auf Artikel von ehemaligen Stasimitarbeitern, siehe Redaktion der JungeWelt beruft offenbart deutlich
    wessen Geistes Kind er ist.
    Stasimitarbeiter welche noch Heute den Schießbefehl an der Mauer rechtfertigen und gleichzeitig die Stasimethoden des kubanischen Minit beklatschen. Kein Wunder wenn deren Autoren teilweise vom kubanischen Regime bezahlt werden. Siehe Harald Neuber als Korrespondent der Prensa Latina.

    Also herzlichen Glückwunsch zur ideologischen Weiterverbreitung der Diskreditierung von Dissidenten.
    Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, aber für Regime wie in Kuba gefährlich. Also auf zu den ideologischen Waffen.

    • @ cubano,

      Deine Kritik am Neuen Deutschland und der Jungen Welt finde ich doch hier sehr polemisch! Fakt ist, dass beide Zeitungen immer wieder mit interessanten und qualitativen Artikeln aus dem Meinungs- und Informationsmainstream der Leitmedien herausstechen! Nur weil die Blätter weitestgehend sozialistisch sind, heißt das noch lange nicht, dass dort eine Stasiredaktion wieder die DDR herbeischreiben will! Diese plumpe Kritik erhärtet eher den Verdacht, dass auch Du gerne vom “washington-consensus” abweichende Meinungen am liebsten unterdrücken oder zumindest denunzieren würdest.

      • Cubano sagt:

        (KOMMENTAR VON RED. GEKÜRZT…für detailierte jW-Diskussionen bitte eigenes Thema aufmachen. F.H.)

        […]Qualitativ über Kuba kommt von der JungeWelt nichts. Das ist eine rein ideologisch getriebene Verherrlichung eines Regimes.

        “Sozialistische Staaten, insbesondere Kuba, werden verherrlichend
        dargestellt. Ein Redaktionsmitglied beschrieb die „Kubanische Revolution“
        als „moralisch integer“; Kuba sei „über Jahrzehnte roter
        Leuchtturm der Hoffnung für Lateinamerika“ gewesen”
        http://www.verfassungsschutz.de/download/SHOW/vsbericht_2009.pdf

        Wenn man qualitativ hochwertige Artikel über Kuba lesen wil sollte man sich eher mit Artikeln von Knut Henkel beschäftigen, der einen ideologischfreien Blick auf Kuba wirft.

  36. Michi sagt:

    Ganz toll, Cubano! Ich habe die junge Welt und das Neue Deutschland als Quelle herangezogen für Fakten, die auch Florian nicht bestreitet! Ich hätte dafür auch andere Medien heranziehen können. Muss denn etwas automatisch falsch sein, weil es von Altkommunisten kommt?

    Oder bestreitest Du, dass das Betreiben eines Blogs, der in 17 Sprachen übersetzt wird, unheimlich aufwendig ist und sehr viel Geld kostet mit dem die Website, die Administratoren und Übersetzer bezahlt werden müssen? Woher kommt denn das Geld? Willst Du bestreiten, dass die US-Regierung deutlich mehr Geld für die Bezahlung ihrer Propagandisten zur Verfügung hat als die Kubanische?

    Das Bild einer einsamen kämpferischen Bloggerin aus Kuba ist einfach falsch!

    “Der Antikommunismus ist die Grundtorheit unserer Epoche!” (Thomas Mann)

  37. olsson sagt:

    So? Wieviel soll Harald Neuber denn vom kubanischen Regime bekommen?

  38. Cubano sagt:

    Oh ja,, die Wahrheit der Altkommunisten und Revolutionsrommantiker besteht aus der Diskreditierung und Diffamierung von Andersdenkenden.
    Es kann ja nicht sein, dass jemand sein grundlegendes allgemeines Menschenrecht der Meinungsfreiheit ausüben will. Da muss doch schnell gegen vorgegangen werden.
    Feinde der eigenen Ideologie müssen schnellstmöglich diskreditiert werden. Gefährden sie doch das Meinungsmonopol des Regimes.
    Wer eine andere Meinung als diese vertritt muss schlussendlich ein Propagandist sein. Am
    Besten gleich noch “antikubanisch” wie es die Revolutionsrommantiker von FGBRDKuba einem Glauben machen wollen. Kubaner die “antikubanisch” sind.. LOL… Als ob ein Altkommunist beurteilen könnte was
    ein Kubaner von seinem Land und den fehlenden Menschenrechten denkt.
    Soll dieser Revolutionsrommantiker doch mal für ein paar Jahre nach Kuba gehen und von 15$ und der Libretta leben. Nach den paar Jahren kann er ja gern immer noch das Systems preisen, wenn er dann immer noch davon überzeugt ist.
    Von hier aus, mit vollem Magen und warmen Wohnzimmer, lässt sich gut etwas verteidigen was man nicht wahrhaftigt erlebt hat. Träumer par excellence.
    Allein der Aufbau und der Betrieb des gesamten Überwachungsaparates in Kubaverschlingt weitmehr als lächerliche 15 Mio $ jährlich.
    Verbreite ruhig weiter den Rufmord an einer Kubanerin, welche nur ihr Recht der freien Meinungsäußerung ausüben will und diskreditier ruhig gleich damit auch die Übersetzer, die übrigens unentgeldlich für dem Blog arbeiten.
    Arbeite somit weiter für das, von der Stasi ausgebildete, kubanische Minit.

    • Michi sagt:

      Wenn man Deinen Beitrag liest, bekommt man den Eindruck, als ob es die Stasi immer noch gibt!

      Soweit ich weiss, ist in der Redaktion der jungen Welt nur Rainer Rupp für das MfS tätig gewesen („Topas“). Seine Aufgabe war auch nicht die Bevölkerung auszuspionieren, sondern das NATO-Hauptquartier in Brüssel. Also das übliche Auslandsspionageschäft, wie es auch BND, MI6 oder CIA betreiben.

      Und bei der jungen Welt ist wenigstens völlig offen und transparent, wie sie sich finanziert – was man vom Blog “generacion y” nicht behaupten kann!

  39. olsson sagt:

    Das Wiederkauen antikommunistischer Klischees hat hier eine derartige Flachheit erreicht. Konsumiert ihr eigentlich in Eurer abgeschlossenen Gedankenwelt noch irgendwelche alternativen Medienhäuser außer Bertelsmann und Springer?

    • Lemmy Caution sagt:

      desdeCuba war über lange, lange Jahre auf Kuba blockiert.
      Erst Ende Januar oder Anfang Februar hob die kubanische Diktatur die Blockade auf. Hier der Blogeintrag von Yoani Sanchez vom 3.2.2011 oder genauer die deutsche Übersetzung.
      http://www.desdecuba.com/generationy_de/?p=2703

      Hier Frau Sanchez selbst (bzw. die deutsche Übersetzung) über die Reaktionen vieler Kubaner, als ihr Blog dank einem den Blog heftig kritisierende Fernsehprogramms.
      http://www.desdecuba.com/generationy_de/?p=2876

      Den Apologeten wünsche ich für die nächsten 4 Wochen viel Spaß. Die Insel wird sich nach dem Parteitag verändern.

    • Cubano sagt:

      “Das Wiederkauen antikommunistischer Klischees hat hier eine derartige Flachheit erreicht. Konsumiert ihr eigentlich in Eurer abgeschlossenen Gedankenwelt noch irgendwelche alternativen Medienhäuser außer Bertelsmann und Springer?”

      Oh,, nun geht es auf das Niveau. Da werden also die Schubladen geöffnet in die man diejenigen mit einer
      anderen Meinung stecken kann. Da sie eine andere Meinung vertreten müssen sie sich ja ausschließlich über Medien wie Bertelsmann oder Springer informieren.

      WIe gut, dass es in diesem Land noch eine breite Medienwelt gibt und man sich breit informieren kann.
      Ganz im Gegensatz zu Kuba, mit seinen Staatsmedien oder direkt von der Kommunistischen Partei betriebenen
      Organen wie die Granman.
      Da ist die Prensa Latina des kubanischen Regimes als Informationsquelle der Revolutionsromantiker das “heilige Blatt”. WIe gut, dass Herr Neuber als deren Korrespondent die Botschaft hier verbreitet.
      Soll er sich ruhig weiter als Marionette des Regimes verkaufen. Als Kämpfer für die Meinungsfreiheit oder
      Demokratie tritt er nur im Falle Honduras auf. Hoch lebe die Doppelmoral der Marionette und Stasibefürworter der JungeWelt. Eine freie Presse ist der Dorn im Auge der kommunistischen Meinungsmonopolisten…
      “Die Partei, die Partei, die hat immer Recht!
      Und, Genossen, es bleibe dabei;
      Denn wer kämpft für das Recht,
      Der hat immer recht.
      Gegen Lüge und Ausbeuterei.
      Wer das Leben beleidigt,
      Ist dumm oder schlecht.
      Wer die Menschheit verteidigt,
      Hat immer recht.
      So, aus Leninschem Geist,
      Wächst, von Stalin geschweißt,
      Die Partei – die Partei – die Partei. “

  40. Michi sagt:

    Florian hat übrigens Recht, wenn er sagt, dass der Internetzugang für normale Kubaner unerschwinglich ist. Ausserdem ist es wegen der Blockade und dem deshalb fehlenden Zugang zum internationalen Glasfasernetz auch sehr langsam (derzeit wird versucht es über Venezuela daran anzuschliessen). Daher noch einmal: Woher kommt das Geld? Wie könnte Frau Sanchez mit dem langsamen kubanischen Internet ihren Blog ohne tatkräftige Unterstützung im Ausland betreiben?

    Und sorry, der Blog wird aktuell sogar in 19 Sprachen übersetzt!
    Woher hast Du die Info, dass ihre Übersetzer ehrenamtlich arbeiten?
    Warum werden sie für ihren Einsatz z.B. nirgendwo auf ihrer Homepage gewürdigt?

    Ich finde einfach erschreckend, wie unkritisch und unhinterfragt mit solchen virtuellen Oppositionellen hier umgegangen wird. Als würden alle Kubaner auf ihre “Befreiung” warten, wie es Yoani Sanchez versucht darzustellen.

  41. “Als würden alle Kubaner auf ihre „Befreiung“ warten, wie es Yoani Sanchez versucht darzustellen.” Das tut sie aber gar nicht Michi. Hast du dich denn mal überhaupt mit den Texten von Y.S. beschäftigt? Konzept ihres blogs ist es einfach auf Alttagserlebnisse in Kuba einzugehen. Y.S. äußert sich sehr selten direkt zu politischen Fragen. Im Zentrum ihrer Arbeit steht das tägliche Leben auf Kuba darzustellen. Sowohl das Schöne wie eben auch das Schlechte. Sie stellt sich auch gar nicht als einsame Kämpferin dar wie du vermutest und geht in ihren Texten auch sehr auf all diese Themen ein – beschäftigt sich auch sehr damit wie sich ihr Leben geändert hat seitdem sie breite internationale Unterstützung erfährt. Auch auf die von dir zusammenkopierten Vorwürfe antwortet Y.S. mehr als eindeutig. Vielleicht solltest du einfach mal lesen was IN der Quelle steht als ewig darüber zu schwadronieren was ÜBER die Quelle geschrieben wird. Soviel von mir zu diesem Thema.

  42. Michi sagt:

    Es stimmt Florian, grösstenteils ist ihr Blog eine (zumeist bedrückende) Schilderung des kubanischen Alltags.
    Allerdings findet man auch so was hier:

    “Die kurze Nacht der langen Messer

    Leute mit einem Schlagstock oder einem Klappmesser unter dem Bett, die nur darauf warten, diese benutzen zu können. Aufgestaute Hassgefühle gegen denjenigen, der sie anzeigte, sie daran hinderte, eine bessere Anstellung zu bekommen oder veranlasste, dass ihr jüngster Sohn nicht an der Universität studieren konnte. Es gibt so viele, die auf ein mögliches Chaos warten, das ihnen die Möglichkeit zur Rache gibt, dass ich mir wünschte, ich wäre nicht in dieser Epoche geboren, in der man nur Opfer oder Täter sein kann, in der so viele die Nacht der langen Messer herbeisehnen.”

    http://www.desdecuba.com/generationy_de/?p=508

    Und Cubano, im Blog wird auf einen kommerziellen Übersetzungsdienst verwiesen.
    Es ist also nicht davon auszugehen, dass die Übersetzer ehrenamtlich tätig sind.

    • Cubano sagt:

      “Und Cubano, im Blog wird auf einen kommerziellen Übersetzungsdienst verwiesen.
      Es ist also nicht davon auszugehen, dass die Übersetzer ehrenamtlich tätig sind.”

      Die Logik ist umwerfend.. weil jemand für seine Dienste Werbung macht, muss die Übersetzung
      auch kostenpflichtig sein. Die Erkenntnis, dass sie mit der Werbung noch neue Kunden gewinnen will und
      so durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit Profit gewinnen möchte ist Dir noch nicht gekommen.
      Aber zur Erkenntnisbildung außerhalb der regimetreuen Presse empfehle ich Dir.
      Frag doch einfach mal Frau Wissmüller, vor nicht allzug langer Zeit
      hat sie noch nach weiteren ehrenamtlichen Übersetzern für den Blog gesucht.
      Oder trag Dich einfach als ehrenamtlicher Helfer dort ein: http://hemosoido.com/
      Dies sind die Übersetzer der kubanischen Blogs..

  43. Franco sagt:

    Michi, warum setzt du dich nicht mal mit den Inhalten des Blogs von Yoani Sanchez auseinander als die Form der Finanzierung zum Thema zu machen. Was ist so ungewöhnlich an ehrenamtlicher Arbeit, ist das nicht sogar eine tendenziell “linke”, bzw. sozialisitsche Erscheinung? Ihre Internetzugänge und Telefonkosten finanziert sie auch aus Spenden wie man ihrer Seite entnehmen kann, was angesichts der mageren Einkommensmöglichkeiten notwendig ist. Ich behaupte eine Yoani Sanchez würde viel lieber ohne Spenden auskommen und von einer Redaktion einer freien Presse für ihre lesenswerten Einträge bezahlt werden.

    Zuletzt war der “Zeit” Journalist Christian Schmidt Häuer bei ihr um sie zu interviewen, Obama antwortete ihr auf ihre Fragen, Carter war nach dem Besuch bei Raul Castro auch bei Yoani Sanchez, das sind nur einige wenige Beispiele um ihrer angeblichen Bedeutungslosigkeit zu widersprechen. Sie selbst übrigens bezeichnet sich nicht als Oppositionelle sondern als Kubanerin die abseits von der staatlichen Einheitspropaganda ihre Meinung äussert, nicht mehr und nicht weniger. Ich lese bei ihr nicht, dass sie den sofortigen und radikalen Wechsel des Systems fordert, viel mehr Analysen über die Gesellschaft des Kubanischen Systems – über die Macht und Kontrolle des Regimes über die Kubaner, Kuriosiäten des realsozialistischen Alltages und Ängste und Hoffnungen ihrer Generation. Dabei geht sie ein gehöriges Risiko ein, wird 24 Stunden überwacht, gedemütigt und erfuhr auch Gewalt seitens der Staatssicherheit. Einem ernst zu nehmenden Kritiker des Kubanischen Systems kann es nicht um die blosse Zerstörung des sozialistischen Machtapparats gehen. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen hard facts tatsächlich einmal zu benennen und auch noch das Empfinden eines Kubaners zu hören, das macht den Blog so erfolgreich. Der hohe Preis den die Kubaner für Bildung und “alle Zähne im Mund” bezahlen mussten/müssen wird zu oft ignoriert und von Systemfans (Nicht Kubafans) geflissentlich ausgespart – deswegen macht Yoani Sanchez dem Staat Angst und seine Anhänger wütend.

  44. Michi sagt:

    Bitte Leute, hört endlich auf mir ein X für ein U vorzumachen!
    Dieser Blog ist einfach zu professionnell gemacht, nicht nur weit über den technischen Möglichkeiten eines Kubaners, sondern auch weit über denen eines hiesigen Durchschnittsbloggers!
    Die Übersetzer sind nur ein Punkt (Cubano: Die Websites der Übersetzungsbüros sind mit den Namen des Übersetzers der einzelnen Posts verlinkt! D.h. es ist keine Werbung, der gute Mensch arbeitet dort!)
    Der Betrieb einer Website mit 14 Millionen Zugriffen kostet auch viel Geld, ebenso die Administratoren.

    Das heisst, sie wird gesponsert.
    Ich frage halt nur, weshalb.
    Weshalb wird denn wohl jemand dafür gesponsert, den kubanischen Alltag in ein möglichst schlechtes Licht zu rücken? Warum ist es so wichtig, diese Posts in so vielen Sprachen zu übersetzen?

    Und ich habe nie behauptet, dass die Frau für westliche Medien und Politiker bedeutungslos ist!
    Schon kurz nach Gründung ihres Blogs bekam sie viel Publicity und wurde mit Preisen überhäuft!
    Nur dass ihre Bedeutung im Ausland ihre Bedeutungslosigkeit innerhalb Kubas gegenübersteht!

    • Lemmy Caution sagt:

      Technisch gesehen hat sie vermutlich irgendwelche Leute. Die Webseite ist zwar schlicht aber die Skripte sind von jemanden, der weiss was er tut. Kann man sicher nicht von allen Blogs sagen. Nur erzeugt das halt auch nicht wirklich viel Arbeit. Serverseitig beruht das auf wordpress. Fürs Eingangsportal bittet sie um Mithilfe.Ich hab weite Teile meines Wochenendes damit verbracht, die in teils Excel und teils über html angebotenen Daten des chilenischen Schultests simce zu parsen, agregieren und daraus ein paar nette Balkengrafiken für eine handvoll chilenische Lehrerinnen erzeugt. Ich werd über die Datenbasis weitere statistische Funktionen laufen lassen. Zum Teil als Fingerübung. Wenn mich die von Yoani Sanchez interessieren würde, täte ich es anbieten.
      Das ist auch keine Raketenwissenschaft. Da brauchts keinen CIA für, Michi.
      Technisch ist übrigens amerika21 sehr ähnlich.

  45. Franco sagt:

    Michi, Nimand macht dir ein X für ein U vor, nur ich bin Kubafreund und Kritiker des Kubanischen Regimes, mit deinen Anfeindungen gegenüber Y.S. enttarnst du dich als Regimefreund und Feind Kubas.

    Welches Problem hast du eigentlich mit dieser Frau? Du behauptest ja nicht dass sie lügt. Hast du ein Problem damit, dass jemand die Wahrheit anders beschreibt als das Regime und du es gerne lesen möchtest, oder bist du ein bezahlter Verteidiger des kubanischen staatlichen Meinungsmonopols? Wie passen eigentlich die Preise und Ehrungen von verschiedenen Medien und Universitäten, die Deutsche Welle war auch dabei, dort gibt es nicht mal Werbung zu sehen, in deine Verschwörungstheorie?
    Bei Romantiker gilt ja stets: Die Erfolge der Revolution sind der revolutionären Machtsippe zu verdanken und die Defizite sind dem Ausland zu schulden, oder auch mal Naturereignisse. Dabei ist sind die Militärmachthaber viel pragmatischer und haben bereits Fehler eingestanden, wie zB wirtschaftliceh Versäumnisse oder auch gesellschaftliche Verfehlungen wie den Verbot der Kirche (bis heute ist ein “frohes Weihnachten” verpönt, immherhin darf seit dem Papstbesuch wieder ein Weihanchtsbaum aufgestellt werden ohne mit Repressalien rechnen zu müssen- was hat das mit Sozialismus zu tun?) oder der Schwulen Verfolgung und Internierung (Schwule wurden ins Arbeitslager zum gesunden gesteckt – was hat das mit Sozialismus zu tun?) Natürlich lassen sich solch autoritäte Volksunterdrückungsmassnahmen nur mit einer monopolistischen Staatspresse realisieren bei der die Unterdrückten kein Recht auf Unrechtsäusserungen und abweichenden Meinungen haben. Die fehlende Presse -und Meinungsfreiheit ist viel mehr als ein dahergesagtes Menschenrecht, sie erlaubt es erst Unterdrückungsmanschienerien und Ungerechtigkeiten gegen die Bevölkerung zu etablieren und aufrecht zu erhalten. Die Worte von Yoani Sanchez, bedeuten für das Regime nicht mehr als ein sofortiger Angriff auf die Machtstrukturen und die Gefährdung der etablierten Machtverhältnisse, dabei handelt es sich objektiv betrachtet um banale Texte wie Michi richtig geschrieben hat.
    Abschliessend zum Thema Finanzierung. Übrigens keine Verschwörungstheorie ist, dass die Staatliche Propaganda wie staatliche Presse, Granma, Juventud Rebelde, Staatsfernsehen, die 1. Mai Märsche und Militärparaden auch fremd finanziert werden, namentlich von Venezuela und dem unterdrücktem Kubanischen Volk selbst.

  46. Michi sagt:

    Stellen wir uns vor, es gäbe einen Blog, in dem das Alltagsleben in Deutschland schlecht geredet wird.
    Würde das irgend jemanden interessieren?
    Das Interesse der meisten Leser für die Situation der Kubaner dürfte geheuchelt sein. Das kubanische Elend ist nur so lange interessant, wie das Land von Kommunisten regiert wird.
    Wenn es zum Regime change kommen sollte, wird sich nicht mal ein Viertel dieser Leser noch für Elend auf Kuba interessieren.
    So ist es ja auch in den ehemaligen Staaten des Ostblocks passiert. Die dramatisch gesunkene Lebenserwartung in Russland in den 90er Jahren interessierte uns genauso wenig wie Hungerunruhen in der Slowakei vor ein paar Jahren nach dortigem Herumexperimentieren mit neoliberalen Rezepten.

    Zur Unterdrückung der Homosexuellen:
    Der Film: Fresa y chocolate wurde von Kuba mitproduziert, dort auch ausgestrahlt und diskutiert. Man kann also nicht sagen, dass sich das Regime seiner eigenen Fehler nicht stellen würde.
    Aber gab’s nicht auch in Deutschland mal den Paragraphen 175? War nicht bis vor wenigen Jahren Analverkehr in etlichen Bundesstaaten der USA gesetzlich verboten?
    Was hat also Homophobie mit Kommunismus zu tun?

    • Franco sagt:

      Stimmt, bei der Jungen Welt schaut ja auch keiner rein.
      Das mit dem Bekanntheitsgrad von Yoani Sanchez in Kuba stimmt aber nicht mehr ganz. Immerhin wurde sie neulich im Kubanischen Staats TV demontiert und wie sie schreibt wird sie seitdem von fremden Menschen auf der Strasse nett gegrüsst und bekommt ein ermuntertes Lächeln zugeworfen. Ihre Bloggerakademie in der sie Kubanern PC Basiskenntnisse sowie Bloggerkurse vermittelt läuft wie geschmiert wie sie schreibt.

      Natürlich hat das Regime in der Vergangenheit Zugeständnisse gemacht, aber immer auf Druck von Aussen oder wenn der Kessel so stark brodelte dass mal Portionsweise Dampf abgelassen werden musste. Das sind genauso wie die jetzigen “Reformen” Selbsterhaltungsmassnahmen die nur in grösster Not geschehen und längst überfällig waren. In freien Ländern kann die Gesellschaft Gott sei Dank extreme Veränderungen einleiten wenn sie dazu willig und bereit ist. Der jüngste extreme Ideologiechange in Sachen Atomenergie nach Japans Katastrohe hat sich im Wahlerfolg der Grünen gezeigt und löste einen neuen bundesweiten Diskurs zu dem Thema aus. Wenn die Gsellschaft heute das Heil im Sozialismus suchen würde, würde sie vllt die PDS wählen, tut sie aber nicht. Entscheidender Unterschied also zu dem was in den USA und Deutschland passierte waren der Wille des Volkes und nicht die Willkür eines autoriäten Staates.

      • “In freien Ländern kann die Gesellschaft Gott sei Dank extreme Veränderungen einleiten wenn sie dazu willig und bereit ist. Der jüngste extreme Ideologiechange in Sachen Atomenergie nach Japans Katastrohe hat sich im Wahlerfolg der Grünen gezeigt und löste einen neuen bundesweiten Diskurs zu dem Thema aus. Wenn die Gsellschaft heute das Heil im Sozialismus suchen würde, würde sie vllt die PDS wählen, tut sie aber nicht. Entscheidender Unterschied also zu dem was in den USA und Deutschland passierte waren der Wille des Volkes und nicht die Willkür eines autoriäten Staates.”
        Berechtigte Kritik an Kuba sollte im Gegensatz nicht zu einer unkritischen schönfärberei des Westens führen:-) Der “Wille des Volkes” ist dort ebenso nur eine normative Idee, jedoch keine faktische Wirklichkeit. Ich empfehle diesbzgl. die Artikel zu dem einschlägigen Begriff “Postdemokratie” auf diesem Blog, der von dem Politologen Colin Crouch geprägt wurde. Willkür ist leider auch in den zunehmend lobbyistisch und oligarchsich geprägten Strukturen des Westens aufzufinden.

  47. Franco sagt:

    Danke für den Literaturhinweis den ich gerne nachgehen werde. Noch können wir auf diverse demokratische Instrumente zurückgreifen welche Machtmissbrauch und Willkür anklagen und einschränken. Als jemand der in Kuba lebt sehe ich Lobbyismus zwar durchaus kritisch und in Teilen vlt auch gefährlich, aber ich würde ihn als, mal flach ausgedrückt ,negatives Beiprodukt einer liberalen Gesellschaft eher akzeptieren als Unterdrückung als Teils eines Systemes wie in Kuba. OK das Thema verlangt mehr Tiefgang, aber mein Punkt ist einfach, dass man ein komplettes System wie den Sozialismus (in meinen Augen gesellschafftschädigend und menschenfeindlich) nicht mit einer pathologischen Erscheinung eines anderes Systems (welches grundsätzlich auf demokratische und liberale Werte basiert) vergleichen kann. Die Demokratie ist noch eine relativ junge Erscheinung welche geschliffen werden sollte, aber Postdemokratie klingt irgendwie nach scheitern, sehe ich nicht so.

  48. olsson sagt:

    Yoani Sanchez hat eine halbe Million Dollar Preisgelder aus den USA erhalten. Obama hat ganz offiziell angekündigt, auch regierungsuntreue Internetaktivisten zu unterstützen, soviel zu “Verschwörungstheorie”. Die einzige “Verschwörungstheorie” die hier erkennbar ist, ist die der Opfer derartiger Medienkampagnen. Dass die Frau auf Kuba weiterhin bloggt und Preise einheimst, sollte genug aussagen über die schlimmen Zustände in dem stalinistischen Land. Und natürlich schreibt Sanchez von jetzt freundlich grüßenden Menschen, die sie ansprechen und ihr Mut geben,denn Kuba braucht ja den regime change, um den es ihr und den USA geht. Wie naiv seid ihr eigentlich?

  49. olsson sagt:

    “Michi, Nimand macht dir ein X für ein U vor, nur ich bin Kubafreund und Kritiker des Kubanischen Regimes, mit deinen Anfeindungen gegenüber Y.S. enttarnst du dich als Regimefreund und Feind Kubas.”

    Nein tut er nicht. Die USA und ihre bezahlten Internetblogger repräsentieren nicht Kuba. Und Du bist bestimmt alles aber kein Freund Kubas.

    • Cubano sagt:

      Oh ja… ein “Freund Kubas” kann man nur sein wenn man das Regime unterstützt.
      Mal schaun wo diese “Freunde Kubas” sind wenn das Regime Geschichte ist und nicht mehr als
      “Leuchtfeuer” des Sozialismus dienen kann.
      Die wahren Freunde Kubas sind die Menschen, die sich für die Kubaner einsetzen und dies unabhängig von den dortigen Machtverhältnissen. Alles Andere sind Opportunisten des Regimes.
      Kuba gab es vor Castro und seinem Regime und Kuba wird es auch nach Castro und seinem Regime geben.

  50. Heinz R. sagt:

    Ich frage mich, aus welcher moralischen Position der Autor über Kuba urteilt? Korruption,die Herrschaft weniger?Sind die Verhältnisse im Westen anders?Erleben wir nicht täglich, wie Demokratie und Menschenrechte vom Westen mit Füssen getreten werden?Wer prostituiert sich nicht alles im Westen.An erster Stelle doch unsere politische Klasse, die sich für ein Pöstchen im Aufsichtsrat jeden Skrupel abkaufen läßt.Wer foltert eigentlich in Guantanamo?Die westliche Heuchelei ist nicht mehr zu ertragen.Mit einer völkerrechtswidrigen Embargopolitik wurde Kuba über jahrzehnte vom Welthandel abgeschnitten.Man stelle sich einmal vor der kubanische Geheimdienst würde ein Attentat auf den amerikanischen Präsidenten durchführen.Es würde keine 24 Stunden dauern und Amerika stünde in einem weiteren Krieg.Belegt sind zahlreiche Attentatsversuche auf Fidel Castro.In weiten Teilen Südamerikas findet sich ein anderes Bild Kubas.Einen Mann wie Castro, der sich seiner privilegierten Lage durchaus bewußt ist, in die Nähe persönlicher Bereicherung zu bringen ist angesichts der Lebensgeschichte nahezu absurd.Natürlich ist dem amerikanischen Kapital, die Existenz eines anderen Gesellschaftmodells, quasi vor der Haustüre ein Dorn im Auge.

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