Ideologie
Abschied von der Linken

Links sein ist nicht mehr das, was es einmal war. Das zeigt nicht nur die Konzept- und Hilflosigkeit der europäischen Sozialdemokratien. Auch die linken Ideale der Jugend verwässern.

Bemerkenswert ist das Interview, das der Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel dem Campus Magazin der Zeit am 22. Juni gegeben hatte. Und zwar deshalb, weil es eine kurzweilige aber dennoch messerscharfe Analyse einer Transformation liefert.

Merkel, selbst parteiloses Vollmitglied der Grundwertekommission der SPD, kennt sich aus mit Transformationstheorien. Diese handelt davon, was große Teile der jungen, studentischen Generation heute unter dem Label „Links“ versteht, und dem sich eine Mehrheit dieses Milieus immerhin zugehörig fühlt. Um vorweg zu greifen – was Merkel da skizziert, ist denkwürdig.

Denkwürdig, weil man Zeuge eines Zeitgeistes wird, in dem das Label den Inhalt ersetzt ‒ oder aber der Inhalt bis zur Unkenntlichkeit verwässert wurde. „Links“ ist in diesem Kontext etwa so wie „Bio“ oder „Grün“: Was darauf steht, muss noch lange nicht drinstecken. Vielmehr ist es beliebig, dialektisch begrenzt, im Habitus entgrenzt, Hauptsache politisch korrekt und im Trend. Es ist soft, zahm, aber ohne erzählerische, empirische oder intellektuelle Wucht. Es ist ein Offenbarungseid. Und es ist der Abschied von einer Denkrichtung, die ein Jahrhundert der Garant für sozialen Fortschritt und damit gesellschaftlicher Prosperität war.

Bruch mit der sozialdemokratischen Tradition

Was das konkret heißt, offenbart Merkels Holzschnitt der neuen jungen „Linken“, der sich anhand eines Abschiedes von „Großorganisationen“ wie Gewerkschaften und Parteien auszeichnet. Fast folgerichtig geht diese Entwicklung einher mit der Aufgabe des Ziels einer gerechten Verteilungspolitik des gesellschaftlichen Wohlstandes. Die Verlagerung von einer Makro- auf die Mikroperspektive kommt durch die nun „unbedingte“ Priorisierung der „Gleichstellung von Minderheiten“ zum Ausdruck.

Dieser Prozess paart sich mit einer kosmopolitischen Orientierung auf Kosten von Gerechtigkeitsfragen im nationalen Kontext wie „sozial- oder lohnpolitischen Auseinandersetzungen“, die auch popularisiert im Slogan „no borders, no nations“ zum Ausdruck kommt. Der Nationalstaat, einst Garant von demokratischen und sozialen Rechten, wird von denen, die das neue „Links sein“ prägen, als „überholt und gestrig“ betrachtet.

„Auch dies ist ein Bruch mit einer klassisch linken, sozialdemokratischen Tradition, in der Solidarität und Gemeinschaft etwas ganz Konkretes, Nachbarschaftliches war und Wirtschaftspolitik als Nationalökonomie verstanden wurde.“ (Merkel)

Die Diagnose deckt sich mit der Beobachtung, dass sich für Themen der sozialen Gerechtigkeit im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern nur noch geschwächte Gewerkschaften mobilisieren lassen. Das ist umso bemerkenswerter, als dass genau jene junge Generation, die sich von diesen entscheidenden Themen abwendet, am meisten davon betroffen ist: Befristet Beschäftigte sind in der Regel jünger und überdurchschnittlich häufig junge Akademiker. Laut Statistischen Bundesamt waren 2014 knapp über 17 Prozent der abhängig Beschäftigten zwischen 25 und 34 Jahren mit einem befristeten Arbeitsvertrag ausgestattet.

Streng genommen hat der Transformationsprozess innerhalb der Linken, den Merkel skizziert, nur noch wenig mit „Links“ zu tun. Er ist schlicht Ausdruck eines (neo)liberalen Mainstreams, garniert mit einer Prise grünen Lifestyles. Er ist das Ergebnis einer neoliberalen Durchdringung kultureller, individueller und gesellschaftlicher Lebenswelten und Realitäten, die auch die „Linke“ seit einem knappen halben Jahrhundert erfasst hat. Heraus gekommen ist eine Generation, der nicht nur das Bewusstsein für diesen Prozess fehlt, sondern auch dafür, dass sie selbst, ganz im Sinne „Mirowskis“, neoliberal ist und denkt.

„Das ideale neoliberale Selbst braucht gar nicht zu wissen, dass es neoliberal ist.“ (Mirowski, Untote leben länger: 112)

Diese junge „Linke“ hat den Blick für das große Ganze verloren, das, was die intellektuelle Linke seit Marx und später Keynes immer ausgezeichnet hatte: eine profunde Kritik der politischen Ökonomie und der Blick für gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge samt ihrer gesellschaftlichen Bedeutung.

Doch Marx‘ Revolution des Proletariats blieb aus. Was kam, war eine Konterrevolution, die auch die keynesianischen Ökonomen weitestgehend isolierte. Selbst von den „Linken“ werden sie im Großen und Ganzen mit Skepsis betrachtet. Zu Wachstumsfreundlich. Die heterodoxe Wirtschaftswissenschaft kann sich gegen die Dominanz der Neoklassik nicht behaupten. Was daher den „Neuen Linken Bewegungen“ mehr denn je fehlt, ist ein wirtschaftstheoretischer Unterbau, der dem Neoliberalismus ein alternatives und progressives Konzept entgegenhält.

Prekär, aber selbstbestimmt

Obwohl die Jungen, Intellektuellen und Gebildeten, aus dem sich das Milieu dieser neuen „Linken“ vornehmlich rekrutiert, selbst zunehmend unter prekären Lebensbedingungen zu leiden hat, sich von Praktika zu Praktika hangelt, die Aussicht auf eine Festanstellung dennoch oft in weiter Ferne, hat sie „den Bezug zu der Unterklasse im eigenen Land fast gänzlich verloren.“ Vielmehr besteht die Tendenz, sich von dieser zunehmend mit Unbehagen betrachteten Unterschicht abzugrenzen. Die eigenen Lebensunsicherheiten interpretiert man dagegen als Ausdruck eines leistungsorientierten, flexiblen, freien, weltoffenen und selbstbestimmten beruflichen Selbstoptimierungsprozesses.

Während die Unterschicht in den Augen dieser „Linken“ einen bedrohlichen Hang zum Chauvinismus und Rechtspopulismus hat und, fast schlimmer noch, keinen Wert auf Veganismus und ethischen Konsum legt, zeichnet sich der neue linke Lifestyle auch hier mit einem Auge fürs Detail aus: Bioprodukte, gesunde Ernährung und Fair Trade sind die Maßstäbe für den eigenen ethischen Kontostand, der eine grundlegende Kritik liberalisierter Märkte obsolet werden lässt. Statt dem kommunistischen Manifest wird heute das konsumistische Manifest gepredigt. Das ist die linke Version der Marktgläubigkeit.

„Diese Denkweise ist der traurige Rest, der übrigbleibt, wenn die Möglichkeit des kollektiven politischen Handelns aus dem Blick gerät; es bleibt nur das atomisierte Individuum, dass durch unzählige moralische Mikroentscheidungen an seinem ethischen Kontostand arbeitet.“ (Johannes Simon)

Die Individualisierung und die Fokussierung auf den eigenen kulturellen Lifestyle sind nicht irgendeinem Zufall geschuldet, sondern Ergebnis eines gesellschaftlichen Partikularisierungsprozesses. Sie ist Folge der Verlustwerdung eines solidarischen, gemeinschaftlichen Bewusstseins, der durch die Zentrifugalkräfte des freien Marktes seit Jahrzehnten vorangetrieben wird. Doch mit dem Bruch mit der sozialdemokratischen Tradition zementiert diese „Linke“ die sich verfestigten Klassenstrukturen nur noch weiter.

Dabei resultiert die Empfänglichkeit für neoliberale Ideologeme und Deutungsmuster nicht nur aus einem intellektuellen Versagen. Sie hat auch strukturelle Ursachen, wie etwa die Auflösung der traditionellen Arbeiterbewegung, die vielerorts mit einem voranschreitenden Deindustrialisierungsprozess zusammenhängt. Die globale Wirtschaft befindet sich in einem tiefgreifenden technologischen und arbeitsorganisatorischen Veränderungsprozess, dessen soziale und gesellschaftliche Umwälzungen mit denen der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts vergleichbar sind.

Keine Antworten

Doch das macht die Sache nicht besser. So oder so hat die Linke keine Antworten auf diese Umwälzungen. Vielleicht hat Hayeks „Entthronung der Politik“ auch der Linken den Glauben an eine politische Gestaltung der Welt geraubt. Doch eine postdemokratische „Agenda“, die sich nur auf einen politisch korrekten Lifestyle und moralische Mikroentscheidungen beschränkt, wird erst recht keine Antworten finden. Das ist umso tragischer, da in einer Welt der Hyperglobalisierung, in der die Ungleichheit wieder extreme Ausmaße annimmt und demokratische sowie soziale Rechte erschreckend offen zur Disposition gestellt werden, eine neue progressive Konzeption des Ökonomischen und Sozialen geradezu dringlich wäre.

Eine Dialektik der Hyperglobalisierung aber bleibt ausgerechnet von Seiten der jungen „Linken“ nicht nur aus, sondern man scheint diesem Phänomen bisweilen auch positiv zu begegnen. Das ist erhellend, bietet dieser Umstand doch eine weitere wunderbare Erklärung für den intellektuellen und parteipolitischen Niedergang der „Linken“. Es ist dann auch nicht verwunderlich, das ‒ wie im Interview angerissen – die Entfremdung dieser „Linken“ von der „Unterschicht“ und den Modernisierungs- sowie Globalisierungsverlierern zwangsläufig beidseitiger Natur ist.

Wer die entscheidenden Fragen nicht stellt und damit auch keine adäquaten Antworten zu formulieren weiß, muss sich nicht wundern, wenn die „einfachen Leute“ diese andernorts suchen.

„Schließlich konnte sich der Hilfsarbeiter vermutlich noch nie sonderlich für geschlechtergerechte Sprache begeistern, und der Nationalstaat erscheint doch gerade in Zeiten beschleunigter Modernisierung als letztes Ordnungsprinzip in einer zunehmend unübersichtlichen Welt.“ (Merkel)

Stattdessen wird den Ängsten jener prekär Beschäftigten, Arbeitslosen, kleinen Angestellten oder unteren Mittelschicht, die sich täglich um ihr Auskommen sorgen, von einer kosmopolitischen Linken mit einer Konzeption eines noch intensiveren marktorientierten Integrationsprozesses der EU, offenen Grenzen und der Absage an das staatliche, regulatorische Gewaltmonopol begegnet. Wer die Flüchtlingsströme, die letztlich das Äquivalent freier Kapitalströme bilden, als Bedrohung der eigenen Lebenswelt wahrnimmt, wird in der linksliberalen Öffentlichkeit schnell als Nazi stigmatisiert.

Aufstieg des Rechtspopulismus

Wenn gleichzeitig jene sozialstaatliche Programmatik, die von den Sozialisten in Frankreich ähnlich wie zuvor von der SPD verraten wurde, vom Front National aufgegriffen wird, dann ist es kein Wunder, dass den Rechtspopulisten nun die Wähler, die einstmals die Sozialisten gewählt hatten, in die Arme laufen. Oder wenn in Deutschland ein Milieu, das wie in Mannheim-Schönau immer sozialdemokratisch gewählt hatte und das noch einen nationalen, sozialstaatlich geprägten Bezugsrahmen hat, der AfD zu einem Wahlsieg verhilft.

Es gibt nicht wenige, die sich zu Recht als kulturelle und soziale Verlierer fühlen müssen. Es ist kaum auszudenken, was passieren würde, wenn die AfD ein wirtschaftspolitisches Programm wie das der Front National in Deutschland vorlegen würde.

Letzterer hat jenseits aller fremdenfeindlichen Rhetorik einen wirtschaftspolitischen Maßnahmenkatalog auf den Tisch geknallt, der, einmal abgesehen von einem geforderten Euro-Ausstieg, an die besten Zeiten der europäischen Sozialdemokratie erinnert: Nicht nur will der FN die politische Kontrolle über die Notenpresse zurückerlangen, was in der herrschenden ökonomischen Lehre genauso ein Affront ist, wie das Ziel der monetären Staatsfinanzierung ein Tabuthema. Flankiert werden soll das Ganze zudem von einer keynesianischen Konjunkturpolitik. Der Austerität wird eine Absage erteilt. Doch das ist an ehemals linken Konzepten noch längst nicht alles: Das Monopol der Finanzmärkte und Banken soll zerschlagen, Geschäftsbanken teilverstaatlicht und wieder Kapitalverkehrskontrollen eingeführt werden.

Damit ist der FN wirtschaftspolitisch progressiver als jede der auf den „Dritten Weg“ abgekommen ehemaligen sozialdemokratischen Altparteien Europas und inhaltlich konkreter und mutiger als jede der neuen Linksparteien von der deutschen Die Linke über Syriza bis Podemos.

Wasserträger einer neoliberalen Leitkultur

Es ist der eingangs erwähnte Offenbarungseid, dass während eine rechtspopulistische Partei mit einem stringenten linken Wirtschaftsprogramm aufwartet, die „Linke“ eine durch Medien und unzählige Werbespots transportierte neoliberale Leitkultur weitestgehend mitträgt, die die Ablehnung der von vielen Menschen gewünschten „bekannten Strukturen und klar geordneten Lebenswelten“ mehr als nur subtil suggeriert. Den „subjektiv wie objektiv abgedrängten Gruppen“ kann so die Linke, „tief im kulturellen Kosmos der Mittelschichten verankert“, wie es Merkel sagt, bisher wenig anbieten.

„Dieser Verlust der Kommunikation zwischen den Klassen (…) ist massiv und ein Problem für die soziale Gerechtigkeit.“ (Merkel)

Die Generation der „Neuen Linken“ samt ihrer „Privatisierung“ der Gerechtigkeitsfrage, ihrer wachsenden Gleichgültigkeit gegenüber sozialer Desintegration, ihrer Ablehnung von Grenzen und ihrem Misstrauen gegenüber dem Staat als politischen Bezugsrahmen ist nicht nur kompatibel mit dem kosmopolitischen, transnationalen Neoliberalismus. Sie ist ein Teil von ihm.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Makroskop

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18 Kommentare zu "Ideologie
Abschied von der Linken"

  1. rote_pille sagt:

    Bye bye, ich werde sie nicht vermissen. Nehmt bitte alle eure Relikte mit, also staatliche Renten, staatliche Bildungssysteme, staatlichen Rundfunk, staatliche Existenzsicherung, Flüchtlingshilfen, staatliche Versicherungen, Zentralbanken, Arbeitsrecht und alles andere, was die aktuellen 45% an Staatsanteil so ausmacht. Das zieht uns momentan doch sehr runter. Der demokratische Nationalstaat mit seinen Steuern gehört ebenso in die Mülltonne wie alle internationalen Organisationen und das Völkerrecht. Es sollte nur das übrig bleiben, was freiwillig finanziert wird. Privatisiert alles.

    • Juergen Klinger sagt:

      Dass die Privatisierung des Individuums wohl als Schlussakkord der Endlösung der Humankapitalkostenfrage sein wird, halte ich zwar für plausibel, wenn ich menschliches Denken auf die Kategorien und Dimensionen der Investitions- und Finanzspekulationskapitalplanwirtschaftskriminalität reduziere.

      Die 5000 Jahre menschlicher Kulturgeschichte lehrt allerdings, dass solche Slogans wie “Du bist nichts, Dein Investor ist alles” nur ein Weilchen tragen, bis “Hamann” dann eines Tages beim Privatisierungsgläubigen vorbei kommt, natürlich mit seinem Hackebeilchen und Fleischwurst aus dem Gläubigen macht, weil ja der privatisierte Mensch nur Nahrungsmittelsubstrat ist.

  2. Wanderer sagt:

    Diese Einsicht kommt spät und ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein aber jede noch so minimale Einsicht ist besser, als gar keine. Wenn jetzt noch die Erkenntnis wächst, dass das System der eigentliche Fehler ist, könnte an Lösungswegen gearbeitet werden, statt weiterhin einen, von Hofnarren geführten Staat zu simulieren.

  3. Ede Oderso sagt:

    Naja, Leute die vom “Abschied von der Linken” waren in der allergrößten Regel niemals Links. Der Artikel greift eine sinnvolle Kritik auf, nämlich zum einen das Problem, dass gerade keine Großentwürfe bereit liegen, zum anderen, dass die Linke weniger gebildete Schichten kaum anspricht, und vermischt es das mit slotterdijkschen Bildern (heißt: aufgeblasen und hohl) und gröbsten Pauschalisierungen. ihm fällt dann nichts besseres als ein “zurück” ein, zu einem Zustand, den es nie gab.

    • Hase sagt:

      Die Frage ist doch: Was heißt heute “links”? Wenn sich Grüne, SPDler, Antideutsche, … [hier beliebiges weiteres Pack einsetzen] als “links” labeln, fällt es schwer unter dem gleichen Label für eine politische Alternative zu werben.

      Die Frage, ob man den Begriff nicht einfach fallen lassen sollte finde ich zumindest diskutabel. Podemos hatte das anfangs versucht und damit immerhin weit mehr Menschen mobilisiert, als die UI das vermocht hätte. Namen sind doch Schall und Rauch, es kommt auf die Inhalte an.

      PS: Ich bin Mitglied einer Partei, die sich “die Linke” nennt.

  4. Grilleau sagt:

    Punktlandung will ich mal meinen!

    Nach über 50 Jahre überzeugt davon, dass die repräsentative Demokratie und die damit verbundenen Tröge, aus denen gefressen wird – ein Schauspiel sondergleichen ist. Ich erinnere nur mal an die Partei die Grünen, die sich von einer Friedenspartei zu einer Kriegspartei haben zersetzen lassen. Nun jubeln die linken Anhänger das endlich ein Ministerpräsident mit namens Bodo Ramelow, es endlich in eine Schlüsselposition geschafft hat.

    Doch wisst ihr eigentlich, was er einst der “Welt” zum Besten gab? Dass er es bedauere, dass die US-Armee damals aus Vietnam geflohen sei und so was in Afghanistan nie passieren dürfe. Bodo Ramelow Interview in der Welt

    Das ist nur ein Beispiel von dem inneren Zersetzungsprozess der Partei “Die Linke” macht Euch bitte keine Hoffnungen – denn so dämlich kann keiner sein, um zu glauben, dass Schlüsselpositionen besetzt werden – die dem herrschenden Establishment nicht genehm sind – vergesst es einfach.

    Und im Übrigen: In Zeiten, in denen z.B. mehr um das Thema Homo-Ehe, Ampelmännchen, Unisextoiletten, Sexualaufklärung bei 3 bis 5-jährigen usw. gestritten wird ein Hauptthema der Grünen und der Linken; und im selben Atemzug ein Großteil der Bevölkerung es befürwortet, dass Kinder unter 5 Jahre die im SGB II Bezug stehen für Frühstück, Mittag- und Abendessen 2,57 € um ihr täglich bisschen Leben mit dieser durchgereichten Todesration zu erhalten versuchen – solange kann ich diese Gesellschaft mit ihren Wehwehchen nicht mehr ernst nehmen und im ganz besonderen die Kaffeehauslinken: sie trinken feine Weine, haben ein erotisches Verhältnis zu Buttercremetorte und lassen es sich an den schönsten Plätzen der Welt gut gehen – Plätze, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie für den Normalbürger nicht erreichbar sind.

    • Hase sagt:

      “macht Euch bitte keine Hoffnungen – denn so dämlich kann keiner sein, um zu glauben, dass Schlüsselpositionen besetzt werden – die dem herrschenden Establishment nicht genehm sind – vergesst es einfach.”

      Wenn die Linke unterwandert wird, meine Fresse, dann MACH halt was dagegen. Diese ewige, nörgelnde Besserwisserei ist ein wesentlicher Grund für eine gelähmte Linke.

  5. hauke sagt:

    Na ja
    das problem fängt schon damit an, dass der abschied von der linken sehr stark auf den niedergang der sozialdemokraten und ihres gescheiterten sozialstaatsmodells fokussiert ist. Ignoriert wird hierbei u.a., dass von der linken so und so seit jahrzehnten nicht die rede sein kann, siehe die breite aber heterogene bewegung in den 70 er jahren in der antiakwbewegung oder die autonome in den 80 er jahren oder die antiglobalisierungsbewegung in den 90 er jahren. Im gegensatz zur herrn merkel finde es einen grossen fortschritt, dass die heutigen bewegungen z.b. in sachen klimawandel sehr international denken und handeln. Und was ist mit den über 2000 zumeist sehr jungen menschen, die vor 2 jahren auf dem leipziger degrowth-kongress diskutierten und ein jahr später mit fast 500 die garzweiler braunkohlegruben mitbesetzten? Sind das auch alles fehlgeleitete, neoliberal denkende, individualisierende junge linke?
    Die haben nichts mehr mit der spd und der partei die linke zu tun und stehen den grünen auch skeptisch gegenüber – weil sie bei denen auf die drängenden probleme des klimawandels oder der weltweiten fluchtbewegungen keine antworten finden. Und das ist doch wohl eher ein armutszeugnis für solche herrn aus der grundwertekommission der spd!

  6. Karl K sagt:

    Der Beitrag zeigt sehr schön, wie das was einmal Links und Grün war, durch den Kapitalismus auf ein völlig ungefährliches Maß absorbiert wurde.
    Tatsächlich fehlen linke Positionsversuche nicht – Wagenknecht, Zizek, etwa. Sie werden nur sofort von der bequemen und denkfaulen Bobo-Elite niedergeknüppelt. Ganz im Interesse der neoliberalen Machthaber.

  7. ernte23 sagt:

    Es ist nicht so, als wären Teilen der gesellschaftlichen Linken hierzulande nicht schon aufgefallen, dass sie trotz der Finanzkrise 2007/8 keinen spürbaren Zulauf erhielten. Selbst die Überlegung, dass sie mit der Überbetonung der Minderheitengleichstellung und politisch korrekten Konsumierens (Stichwort: Veganismus etc.) letztlich sogar zu willkommenen Trendsettern für neue Märkte werden, ist nicht allen fremd. Macht man jedoch Vorschläge, wie man daran etwas ändern könnte, erhält man meist eine für das neoliberale Zeitalter typische Antwort, dass einen niemand daran hindere, dies allein voranzutreiben.

    Mir scheint, als hätten diese Reaktionen etwas mit einem zu weit gefassten Politikbegriff zu tun, der es nicht mehr zuzulassen scheint, Prioritäten zu setzen. Wenn die eigene Ernährungsweise schon als politischer Akt angesehen wird, geraten die größeren Zusammenhänge offenbar zunehmend aus dem Blickfeld. Man versichert sich derweil, dass alle Kämpfe zusammen irgendwie zu irgendeiner positiven Veränderung führen würden. Von außen wird die Linke dadurch aber als eine lose Gruppierung von Moralaposteln ohne Ziel wahrgenommen.

  8. Günter Buchholz sagt:

    Die Linke i. w. S. hat sich als intellektueller Akteur durch Übernahme der postmodernen Philosophie zersetzt, und der Feminismus hat hierin einen wesentlichen Anteil.
    Wer noch theoretische Ansprüche im Sinne einer materialistischen Theoriebildung hat, der wendet sich Grausen ab von dem linksgrünen Quark, der in Reden und Artikelchen überall breitgetreten wird. Argumentation ist weitgehend durch ideologische Rhetorik ersetzt worden. Daher finden Dialoge nicht mehr statt.
    Hierzu:
    Alexander Ulfig:
    http://cuncti.net/wissenschaft/950-das-elend-der-postmoderne

    • G.S. Hart sagt:

      Herr Buchholz,
      nach meiner Erfahrung war die historische Kausalität eine andere.
      Es gab in der 68er-Zeit einen revolutionären Voluntarismus, aber die Gesellschaft war noch nicht reif für eine Transformation.
      Der revolutionären Linken gelang es daher nicht, gesellschaftsverändernd wirksam zu sein, sondern wurde zum Objekt von politischer Repression und Exklusion (z.B. Berufsverbote).
      Chile 1973 zeigte, was der revolutionären Bewegung drohte.
      Angesichts der Realität der gesellschaftlichen Machtverhältnisse resignierten die revoltierenden Individuen, gaben die systemtransformative Zielsetzung auf und fokussierten sich auf ihre mikrosoziale Lebenswirklichkeit. Konkret: auf Konsum, Karriere, Beziehungsgestaltung, Sexualität, Ernährung etc.
      Es entwickelten sich hedonistische. feministische, radikalkonstruktivistische, postmodernistische, etc. Einstellungen
      Das eigene psychische Wohlbefinden wurde zum Mittelpunkt. Christopher Lasch nannte diese Entwicklung „Zeitalter des Narzissmus“.
      Im Grunde handelte es gesellschaftliche Anpassungs- und Dekadenzerscheinungen. Diese waren stark geprägt von einem kleinbürgerlichen Anarchismus a la Stirner, welche Hans G Helms als eine typische Ideologie der Mittelklasse identifiziert. Helms hat darauf hingewiesen, dass„dass Hitler eine spezifisch mittelständische Ideologie artikuliert hat und dass Stirnerianismus und Nationalsozialismus Variationsformen desselben faschistischen Ungeists sind.“
      Der sich entwickelnde Feminismus war kleinbürgerlich und pseudo-emanzipatorisch. Eine gute Analyse hierzu findet sich z. B. bei Meinhard Creydt: Zur Kritik feministischer Wirklichkeitskonstruktionen.

      • G.S. Hart sagt:

        Noch ergänzend:
        Günter Buchholz schreibt: „Die Linke i. w. S. hat sich als intellektueller Akteur durch Übernahme der postmodernen Philosophie zersetzt, und der Feminismus hat hierin einen wesentlichen Anteil.“

        Meine These ist, dass die Linke an der gesellschaftlichen Wirklichkeit gescheitert ist und resigniert hat und danach sich der postmodernen Ideologie zugewendet hat. Sie konnte sie dies als „Erkenntnisfortschritt“ darstellen, was tatsächlich einen Prozess der Anpassung und Unterwerfung war.

        In der Psychologie wird dies als „Rationalisierung“ bezeichnet.

  9. G.S. Hart sagt:

    Herr Müller, ein sehr guter Artikel, auch wenn bereits der erste Satz zum Widerspruch reizt.

    Denn seit über 100 Jahren betreibt der linke Mainstream nichts anderes als rechte Politik in linker Verkleidung, angefangen mit der Bewilligung der Kriegskredite 1914 für einen imperialistischen Krieg.

    „Das Aufkommen der Unterscheidung „links“ – „rechts“ im Sinne politischer Richtungsbegriffe wird auf den Ursprung der Französischen Nationalversammlung in der verfassunggebenden Nationalversammlung von 1789 zurückgeführt.“ (Wikipedia)

    Die Beschreibung „links“ erfasst die Vertreter der Interessen der Arbeiterschaft.

    Aber bereits 1911 veröffentlichte der Soziologe Michels sein Hauptwerk „Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie. Untersuchungen über die oligarchischen Tendenzen des Gruppenlebens.“, in dem er ausführt, dass die Führungsgruppen in Organisationen ihre Politik an ihren eigenen Interessen und ihrem persönlichem Nutzen ausrichten.

    Linke Organisationen – Parteien und Gewerkschaften – werden daher regelmäßig von den Interessen ihrer Führungen nach eigenem sozialem Aufstieg dominiert. Deshalb vernachlässigen und verraten diese Führer zum eigenen Nutzen die Interessen ihrer Klientel.

    Typisch die Konstellation beim rot-grünen Regierungswechsel 1998. Leute wie Schröder, Fischer, Scharping etc. kamen von „ganz unten“.
    Sie zogen Deutschland in einen verfassungs- und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg hinein. Und mit ihrer neoliberalen „Reform“politik überholten sie die die CDU/CSU rechts und verrieten ihre Wähler und Parteimitglieder.

    Wenn Prof. Merkel schreibt:
    „Auch dies ist ein Bruch mit einer klassisch linken, sozialdemokratischen Tradition, in der Solidarität und Gemeinschaft etwas ganz Konkretes, Nachbarschaftliches war und Wirtschaftspolitik als Nationalökonomie verstanden wurde.“.
    dann stellt sich die Frage, warum er sich selbst für diese „Arbeiterverräterpartei“ zur Verfügung stellt.

    Die heutigen neoliberalen (Pseudo-)Linken machen doch nichts anderes als das, was ihre „linken“ Vorgänger seit über 100 Jahren machen: Sie verfolgen ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse.

    Ir Handlungsrahmen sind die linken Organisationen, also Parteien und Gewerkschaften, und ihre Praxisfelder sind zum einen der Parlamentarismus und zum anderen die Unternehmen.
    Dort machen sie als BerufspolitikerInnen oder GewerkschaftsfunktionärInnen eine Partei- und/oder Gewerkschaftskarriere.

    Wenn sie nach ganz oben wollen, dann müssen sie von „links“ nach „rechts“ wechseln. Schröder, Fischer, Kretschmann und viele andere waren beim Karrierestart auf Linksaußenposition und konvertierten dann zum „rechten“ bzw. „Realo“flügel.

    Die typische Karriere im linken Milieu verläuft von „links unten“ nach „rechts oben“.

    Wenn man es in den Bundestag schafft, befindet man sich schon einkommensmäßig bei den oberen 2%. Am Fall von Petra Hinz wird gegenwärtig über die Medien informiert, was ein Bundestagsmandat an Einkommen und Pension bringt. Und lässt man sich zudem noch als Lobbyist oder „Berater“ vereinnahmen, so kann man mit „Nebeneinkünften“ sein Einkommen vervielfachen.
    Man erinnere sich an die Haupt- und Nebeneinkünfte eines Peer Steinbrück.

    Der Aufstieg von Gewerkschaftsfunktionären zum Arbeitsdirektor und damit ins Management wird eröffnet durch das Mitbestimmungsgesetz.

    Ein Peter Hartz machte Karriere als Gewerkschafter.
    Die Geschichte vom Aufstieg des SPD-Mitglieds und ehemaligen TRANSNET-Vorsitzenden Norbert Hansen dürfte noch in Erinnerung sein.

    Man könnte hier nun auch die Karrieren von BerufspolitikerInnen wie Gysi, Kipping, Wagenknecht etc. betrachten, die allesamt „oben rechts“ gelandet sind.

    Die linken Organisationen weise frappierende Ähnlichkeit zu jener von Kirchen auf. Auf der einen Seite gibt es die bezahlten Funktionäre und auf der anderen Seite die zahlenden und unbezahlte Arbeit leisteten Mitglieder. Ganz oben sind die linken SpitzenpolitikerInnen, vergleichbar mit den Bischöfen.

    Die Funktion der linken Berufspolitikerinnen ist es, Illusionen, falsche Hoffnungen und Lügen bezüglich eines gesellschaftlichen Wandels zu Gunsten der lohnarbeitenden Bevölkerung zu verbreiten, analog den Versprechungen der Pfaffen aufs Himmelreich.

    Die Massen haben inzwischen das falsche Spiel der Linken durchschaut.

    Daher der „Abschied von der Linken“.

  10. G.S. Hart sagt:

    Das alte Links-Rechts-Schema ist von der gesellschaftlichen Entwicklung überholt, wie überhaupt das marxistische Klassenkampfkonzept. Die traditionelle Arbeiterbewegung wurde getragen von der Industriearbeiterschaft und diese Arbeiterbewegung ist untergegangen bzw. bewegt nichts mehr.

    Die Industriearbeiter – das zeigt die Geschichte – sind und waren keine potentiell revolutionäre Klasse. Damit hat sich die marxistische Revolutionstheorie erledigt.

    Die Industriearbeiterschaft macht heute nur noch einen kleinen Teil der Arbeitsbevölkerung aus und sie schrumpft kontinuierlich durch Automatisierungs- und Roboterisierungsprozesse.

    Vom Aspekt der Gesellschaftsentwicklung betrachtet, war und ist die Lohnarbeiterklasse keine gesellschaftsprogressive Klasse. Seit 40 Jahren geht es nur darum, errungene Besitzstände systemimmanent zu verteidigen, jedoch stellt die „Arbeiterklasse“ nirgends die Systemfrage.

    Die Linken – an der Spitze Sahra Wagenknecht – propagieren einen Umverteilungskampf, der völlig realitätsfern und chancenlos ist.

    Vor allem: völlig wissenschaftsfern.

    Am deutlichsten wird es, wenn man die Positionen der linken Berufspolitikerin Wagenknecht mit jener des soziologischen Spitzenwissenschaftlers Wolfgang Streeck vergleicht.

    Streeck zeigt auf, dass die kapitalistische Gesellschaft nie mehr zurückkehren kann zu den Zeiten einer sozialen Demokratie und sozialen Marktwirtschaft. Das kapitalistische System befindet sich in der Finalphase. No way back.

    Wagenknecht hingegen propagiert Illusionen zu einer Rückkehr zu einer Demokratie mit Verteilungskompromissen zwischen den Klassen und sozialer Marktwirtschaft.

    Völlig unmöglich sagt Streeck, die gesellschaftliche Realität ist vom Gegenteil gekennzeichnet, nämlich durch Oligarchisierung, zunehmende Vermögens- und Machtkonzentration und einer „Postdemokratie“, also einer Diktatur in formaldemokratischer Verkleidung.

    Zur Systemtransformation gibt es – so Streeck – keine Alternative. Sie wird so oder so kommen müssen.

    Die progressiven Kräfte versuchen auf den Systemwandel so einzuwirken, dass daraus die Chance auf einen gesellschaftlichen Fortschritt entwickelt und eine Zivilisationskatastrophe verhindert werden kann.

    Die konservativen und reaktionären Kräfte sind hingegen gekennzeichnet durch Realitätsverleugnung, Wissenschaftsferne und das Propagieren von Illusionen.

    Genau das ist das Problem:
    Die Linken glauben und schreiben es sich zu, dass sie Träger des fortgeschrittensten gesellschaftlichen Bewusstseins sein.

    Das ist jedoch – anders als zu Zeiten von Marx, Engels, Luxemburg et al. – nicht (mehr) so. Letztmalig war dies in der systemoppositionellen 68-er-Bewegung der Fall.

    Die Positionen von Sahra Wagenknecht, der Wortführerin der Linken, mit dem ordoliberalen Votum für Marktwirtschaft, systemimmanenten Verteilungskampf und Systemerhalt sind nicht gesellschaftlich progressiv, sondern im Gegenteil gesellschaftlich reaktionär und könnten auch von Mitgliedern neoliberaler Systemparteien vertreten werden.

    Es hat sich eine neue gesellschaftliche Konstellation ergeben und diese verläuft nicht mehr im traditionellen Link-Rechts-Schema, sondern quer durch die Gesellschaft und zwar zwischen gesellschaftsprogressiven und –reaktionären Kräften. Zu letzteren gehört der Mainstream der Linken.

    Gesellschaftsprogressiv oder –reaktionär entscheidet sich an der Systemfrage.

  11. G.S. Hart sagt:

    Das Thema halte ich für höchst relevant und spannend. Aber ich möchte hier keine Selbstgespräche führen.

    Daher noch ein Versuch, eine Diskussion zu initiieren.

    M.E. ist die entscheidende Frage: Gibt es gesellschaftsfortschrittliche Kräfte?

    Dass die Sozialdemokratie und auch die Linkspartei wie überhaupt der heutige linke Mainstream nicht dazu gehören, ist evident.

    Wo gibt es gesellschaftsfortschrittliche Theoretiker und Theorien, wo vorwärtstreibende praktische Ansätze?

    Als ein Beispiel habe ich bereits Wolfgang Streeck genannt. Man sollte kurze Hinweise zu seinen Publikationen schreiben, um zu verdeutlichen:
    Dort ist ein soziologischer Spitzenwissenschaftler und der spricht Wahrheiten aus, die in der Öffentlichkeit tabu sind, einschließlich bei den Linken.

    Herbert Marcuse meinte bereits vor 30 Jahren, dass es heute falsch sei von „Utopien“ zu sprechen. Alle Menschen satt zu bekommen oder die Arbeitszeit drastisch zu reduzieren, sei keine Utopie mehr, denn die wissenschaftlich-technischen Voraussetzungen sind dazu vorhanden. Man muss diese nur umsetzen.

    Wichtig wäre, dass viel mehr über diese längst vorhandenen Möglichkeiten diskutiert wird. Möglichst konkret, damit man sich dies unmittelbar vorstellen kann.

    Nur so mit dem Aufzeigen von den vorhandenen Möglichkeiten zu einem besseren und menschenfreundlicheren Leben kann man das herrschende Menschen- und Gesellschaftsbild überwinden, welches das Denken der Individuen gefangen hält.

    Die Herrschaft mit psychologischer Manipulation ist heute das entscheidende Machtmittel, mit welchem das Denken und Handeln der Individuen im System gefangen gehalten wird. Sehr wichtig sind hier zum Beispiel die aufklärerischen Beiträge des Psychologieprofessors Rainer Mausfeld auf YT oder bei den NDS.

    Das sind zwei Beispiele. Aber es gibt noch viel mehr, auch praktische Ansätze, welche z.B. lokale Autarkie in der Energie- und Wasserversorgung erreichen.

    Es braucht Autoren, Kommentatoren und Medien, welche ein Bewusstsein für die vorhandenen Möglichkeiten und Notwendigkeiten vermitteln.
    So können wir die fortschrittlichen Kräfte stärken gegen den reaktionären Populismus von links und rechts.

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