Flucht und Integration
“Das ökonomische System ist ein blinder Fleck”

Nicht der Islamismus ist für Flüchtlingskrisen und Probleme der Integration verantwortlich, sondern das Wirtschaftssystem, meint der Soziologe Rainer Schreiber

Flüchtlinge-Integration

Bild: Photo Unit / flickr / CC BY-NC 2.0

Herr Rainer Schreiber, auch wenn Sie schon mehrmals auf le Bohémien publiziert haben, sollten die Leser vielleicht wissen, mit wem ich hier spreche.

Ich bin Soziologe, habe Soziologie, VWL, Politik und Pädagogik studiert und arbeite seit 34 Jahren in der beruflichen Bildung und Berufsbildungsforschung; zudem habe ich neben Lehraufträgen und Vorträgen zu Themen aus Politik und Sozialmanagement zum „Management Sozialer Organisationen“, zum „demographischen Wandel“ und zu „regionalen Netzwerken“ publiziert. In meinem letzten, für mich wichtigsten Buch zu „Religion, Volk, Identität? Das Judentum in der Sackgasse des modernen Nationalismus“ ging es mir darum, am Beispiel von Antisemitismus und Zionismus eine systematische Kritik des völkischen Nationalismus und rassistisch-identitärer Denkmodelle zu liefern.

Damit hätten wir schon einen Anknüpfungspunkt für das Thema, um das es hier geht: um soziologische bzw. sozioökonomische Hintergründe der Fremdenfeindlichkeit, die ja mit der Flüchtlingskrise deutlich zu Tage tritt.

Diese Frage wird ja von manchen Soziologen gerne mit historischen Gemeinplätzen zur menschlichen Kulturentwicklung beantwortet, gemäß der Menschen, die zehntausende von Jahren in kleinen Gruppen von Jägern und Sammlern umherzogen, sich auch damals von anderen Gruppen abgegrenzt hätten, was man also schon in der Frühgeschichte der Menschheit beobachten könne…

Sie holen weit aus. Die These ist Ihrer Meinung nach fragwürdig?

Davon abgesehen, dass auch die werten Soziologen nicht wissen, was damals genau passiert ist, in welchem Verhältnis zum Beispiel Kooperationsbeziehungen und sexueller Austausch zu Konkurrenz und Verteilungskämpfen standen – damit ist weder erklärbar, warum etwa die angeblich so natürlichen Vorbehalte gegenüber Fremden heutzutage mit Blick auf die Flüchtlinge nur auf bestimmte Leute zutreffen – andere haben ja die neu angekommenen Asylbewerber mit Blumensträußen willkommen geheißen! – und warum von diesen gerade bestimmte Ausländer als fremd und bedrohlich wahrgenommen werden. Mit solchen inhaltsleeren Verallgemeinerungen kommt man also hier nicht weiter.

Wie würden Sie denn dieses Phänomen erklären?

Sieht man sich etwa die Abgrenzungen gegenüber Flüchtlingen aus dem arabisch-afrikanischen Raum an, so stößt man auf naturalisierte Merkmalszuschreibungen, die die Elementarform des modernen Rassismus darstellen: Der Migrant aus dieser und jener Region wird als von Natur aus ganz andersartig imaginiert, was mit beliebigen Merkmalen bebildert werden kann: Mal ist es die dunklere Hautfarbe, mal sind es religiöse oder alltagskulturelle Besonderheiten, die historisch genauso zufällig sind wie unsere eigenen – damit aber auch wandelbar, wie man spätestens in der zweiten Generation bei vielen Zuwanderern bemerken kann.

Welche Ursachen hat Ihrer Meinung nach Fremdenfeindlichkeit?

Fremdenfeindlichkeit heute beruht auf nationalen Abgrenzungen, auf dem modernen Nationalismus, der derzeit wieder eine völkische Interpretation erfährt: Die Fremden, die da als Kriegsflüchtlinge bei uns Sicherheit suchen, sind nicht nur fremd, sondern andersartig, d.h. gehören von Natur aus nicht zu „uns“. Die eigentlich interessanten praktischen Fragen nach den wirklichen Integrationsbedingungen wie Wohnraum und Lebensunterhalt sind da außen vor, da es völkischen Nationalisten um das Grundsätzliche geht: Die gehören einfach nicht hierher, weil sie nicht wie wir sind, basta! Da werden einerseits ebenso zufällige wie nebensächliche äußerliche und kulturelle Eigenheiten zu Grundsatzfragen aufgeblasen – wie wenn wegen der Araber der Christstollen aussterben würde! Andererseits wird bei wesentlichen Auffassungsunterschieden wie bezüglich der Gleichstellung der Frauen kein offener und kritischer Dialog geführt, sondern allen Muslimen pauschal unterstellt, dass sie in diesem Punkt dieselben unpassenden Ansichten aufweisen würden, die zudem auch nicht beeinflussbar wären. Was sich wiederum tautologisch daraus ergibt, dass sie Muslime oder Araber, jedenfalls von Natur aus Fremde, besonders fremdartige Fremde sind.

Mit anderen Worten, es gibt Ihrer Ansicht nach keine natürlichen, fest verwurzelten kulturelle Identitäten, sondern nur Stereotype?

Freilich gibt es unterschiedliche „Identitäten“ – zumindest in dem allgemeinen Sinne, dass Menschen sich als Personen über ihre Eigenschaften, Eigenheiten, Werte und Überzeugungen definieren. Problematisch wird es aber dann, wenn dabei übersehen wird, dass diese Persönlichkeitselemente nicht qua Herkunftsregion fest verwachsen in einer Person stecken, sondern selbst Resultat zufälliger Entwicklungen sind, die von Ort und Zeit der Geburt bis zu besonderen familiären Einflüssen reichen. Dass man ohne Identität nicht leben kann, heißt eben nicht, dass dafür genau jenes – und deshalb nur dieses! – spezielle Sammelsurium an Ansichten, Symbolen und Überzeugungen unabdingbar ist, das einem aus seiner zufälligen biographischen Situation, den Gewohnheiten seiner Herkunftsregion heraus gerade anhaftet. Und noch weniger bedeutet es, dass man seine Auffassungen und Überzeugungen nicht zur Diskussion stellen oder ändern könnte. Ob jemand dies allerdings überhaupt will, hängt auch von der Art und Weise ab, wie man ihm begegnet und welche Argumente man dabei zu bieten hat. Erfahrungsgemäß sind nur ein kleiner Teil so radikale religiöse Fundamentalisten, dass sie nicht mit sich reden lassen – egal um welche Religion oder Region es sich dabei handelt: Oder sind evangelikale Abtreibungsgegner Argumenten gegenüber aufgeschlossener als etwa islamische Fundamentalisten?

Schwer anzunehmen…

Wenn man all das weiß, schaut man auf die eigene wie fremde Identität nicht mehr mit der abgrenzenden Absolutheit, die religiösen und nationalistischen Fanatikern eigen ist. Vor allem die Zugehörigkeit zu nationalen Kollektiven ist eine von der politischen Herrschaft, den Staaten selbst vorgenommene Etikettierung. Nichts an der permanent bemühten religiösen, nationalen, kulturellen oder sozialen Identität ist einfach gott- oder naturgegeben und deshalb kritiklos vorauszusetzen. Darum geht es.

Oder andersherum: Unabhängig von ihrer Zahl geraten die Fremden zur Projektionsfläche aller politischen Verunsicherungen und ökonomischen Benachteiligungen, die Nationalisten, die die wirklichen ökonomischen Triebkräfte und Gegensätze in „ihrem“ Land ignorieren, als Ausfluss äußerer Mächte und Bedrohungen vorkommen. Die Verteilung von Armut und Reichtum ist aber Resultat der Formen der Produktion des Reichtums, der Eigentums- und Machtverhältnisse, der daran geknüpften Verteilungsprinzipien und von sonst gar nichts.

In vielen Tageszeitungen häufen sich die Berichte über Integrationsprobleme. Ist die Angst wirklich so unbegründet? Oder scheint der Staat mit der Flüchtlingskrise und der Dringlichkeit einer Integrationspolitik nicht heillos überfordert zu sein?

Da muss man erst einmal genauer hinsehen und dann differenzieren: Ein Teil der gemeldeten Ereignisse sind schlicht gezielte Fehlinformationen oder Übertreibungen. In Niederbayern kursierte fast in jedem Dorf die immer gleiche Geschichte vom Flüchtling, der in einem Kaufhaus eine Lederjacke kaufen will und, da sein Geld dafür nicht reicht, von einem Mitarbeiter des Sozialamts, der extra zu diesem Zweck vorbeikommt, den Restbetrag zugeschossen bekommt. Und das wird auch geglaubt! Andere Informationen sind ungenau und übertrieben, so dass man sich schwer tut, die wirklichen Fakten zu erkennen: Anfang März wurde z.B. vermeldet, dass Vorfälle mit sexuellen Übergriffen in Kiel nun doch nicht in der zuerst dargestellten Form vorgefallen seien usw. usf..

Das führt zur nächsten Variante: Die strafrechtlichen Delikte einzelner Personen werden zu Gruppenmerkmalen aufgeblasen, sobald es sich um Migranten handelt: “Typisch Araber”, heißt es dann zum Beispiel.

Andererseits wurden nach den Vorfällen von Köln seitens der Behörden offenbar gezielt die Herkunft der Täter zurückgehalten. Als ob man die Probleme, welche die Zuwanderung mit sich bringt, unter den Tisch kehren wollte…

Natürlich werden sich in großen Gruppen von Zuwanderern wohl auch potentielle Straftäter befinden, diverse aggressive und unfreundliche Menschen – die ganze Palette eben. Daraus folgt weder, dass dieser „Menschenschlag“ per se zur Kriminalität neigt, noch gibt es einen sachlichen Grund, die jeweiligen fremdländischen Regelverletzer anders zu behandeln als die „hiesigen“. Nebenbei bemerkt: Gemäß Angaben des BKA unterscheidet sich die Flüchtlingskriminalität quantitativ nicht wesentlich von der der Einheimischen. Auch wenn dies angesichts der oft traumatischen Erfahrungen mit extrem gewalttätigen Verhältnissen der Entronnenen nicht verwunderlich wäre.

Ein Konstanzer Soziologe hat schon vor Jahren die höhere Jugendkriminalität von ausländischen Jugendlichen genauer untersucht mit dem Ergebnis, dass bei gebildeten Jugendlichen die Unterschiede zwischen In- und Ausländern tendenziell verschwinden; in anderen Worten: Kriminalität ist in erster Linie ein soziales Phänomen. Ausländische Jugendliche mit einem höheren Schulabschluss sind deshalb nicht krimineller als gebildetere Deutschstämmige.

Bildung ist zugleich Voraussetzung und Resultat von gelungener Integration, um es mal ein wenig dialektisch zu formulieren. Eine rationale Diskussion zu diesem Thema befasst sich daher mit den Ursachen des geringen Bildungsniveaus und der Armut in der migrantischen Unterschicht, also auch und vor allem mit unserem Wirtschaftssystem, dessen Kritik inzwischen eines der hartnäckigsten politischen Tabus darstellt; nur noch vergleichbar mit der Tabuisierung der Sklaverei in der Antike.

Zumdem werden Sachverhalte wie an Sylvester in Köln berichtet, die bezüglich der Täterstruktur tatsächlich regionsspezifische Besonderheiten aufweisen: In diesem Fall den „Antanztrick“ kleinkrimineller Gruppen von scheinbar überwiegend jungen nordafrikanischen Migranten, die nicht wie Syrer und Iraker als Kriegsflüchtlinge hier angekommen sind, sondern als arbeitslose junge Burschen auf der Suche nach einem irgendwie tragfähigen Lebensunterhalt meist eine Odyssee hinter sich haben, die sie vom Maghreb über Italien oder Spanien und Frankreich nach Deutschland geführt hat – ohne jede Perspektive auf Asyl, also oft schon über Monate, manchmal Jahre hinweg gewohnt, in der Illegalität zu leben und sich durch Diebstahl und ähnliche Delikte durchzuschlagen. Da hat dann oft eine soziale und moralische Verwahrlosung stattgefunden, die aber, wie kürzlich ein Sozialarbeiter marokkanischer Herkunft in einem Interview betonte, in vielen Fällen korrigierbar wäre, wenn man den entsprechenden Leuten eine Perspektive bieten würde. Womit wir eigentlich schon wieder beim Wirtschaftssystem gelandet wären.

Zuletzt mag z.B. das traditionalistische islamische Frauenbild die Integration mancher Zuwanderer erschweren und in bestimmten Fällen sexuell motivierter Straftaten begünstigen. Was bedeutet das? Da müsste man sich halt dann mit diesen Leuten rationell und offensiv auseinandersetzen. Folgt man Umfragen unter den Flüchtlingen (wie z.B. um die Jahreswende im STERN), sind eine Mehrzahl von ihnen nach eigenem Bekunden bereit, den erreichten Stand an westlicher Frauenemanzipation zu akzeptieren, zumindest zu respektieren. Der kleinen, zumeist religiös radikalisierten Gruppe, die partout Frauen nicht als Partner akzeptieren oder z.B. Schwule nicht tolerieren will, muss man klar machen, dass sie ihre anti-aufklärerischen Positionen im familiären, sozialen oder beruflichen Alltag hierzulande nicht praktizieren kann.

Wie aber soll das in zum Teil abgeschotteten Familienstrukturen und kulturell homogenen Parallelgesellschaften zu erreichen sein?

Die Problematik der Emanzipation der Frauen in islamischen Ländern muss man hinsichtlich ihrer kulturellen, historischen und politischen Bedingungen untersuchen und sachlich, aber in konsequent aufklärerischer Absicht diskutieren, weil sonst das Thema durch die extreme Rechte vereinnahmt und mit deren rassistischen Unterstellungen unterlegt wird.

Und wer soll diese Diskussionen führen? Brauchen wir mehr Sozialarbeiter?

Genau das ist doch das Problem: Die meisten politischen Akteure wollen sich weder mit den rassistischen Vorurteilen und emotionalen Vorbehalten bzw. Ängsten der eigenen Bevölkerung, noch mit den diversen Auffassungen und Lebensmodellen der Migranten kritisch und argumentativ auseinandersetzen. Stattdessen bemühen sie sich, als Akt symbolischer Politik und des Anbiederns an die immer fremdenfeindlichere Stimmung das Asylrecht zu verschärfen, ohne die Ursachen der Massenflucht dadurch auch nur ansatzweise zu tangieren. Oder ein Integrationsgesetz auf den Weg zu bringen, das die Unwilligkeit der Adressaten gleich voraussetzt. Damit gießen sie Wasser auf die Mühlen derjenigen, die ihre Angst um ihren sozialen und ökonomischen Status auf den angeblich fremdländischen Charakter der Flüchtlinge projizieren. Das fördert nicht die Integration, sondern provoziert eher weitere Übergriffe. Die Regierung zeigt offensichtlich Verständnis für das nationalistische Bedürfnis der Leute, das Motto „Deutsche zuerst“ umgesetzt zu sehen, mag bloß dessen Extremvarianten nicht leiden.

Sie weisen in einem anderen Interview darauf hin, dass in Sachsen nur 0,4 % der Bevölkerung Muslime sind. Ferner gehen Sie davon aus, dass vor allem die syrischen Flüchtlinge in der Regel eher westlich orientierte, gut qualifizierte Leute seien, was von den Einwanderungsbehörden aber in Frage gestellt wird. Die „Bedrohung“ durch radikale Gruppierungen betrachten sie als eine reine Fiktion.

Diese Äußerungen betreffen meine Erfahrungen Monate vor der eigentlichen Massenflucht nach Deutschland, die erst ab August 2015 so richtig in Fahrt kam. Über die Million an Leuten, die seither gekommen sind, habe ich genauso wenig belastbare Daten und detaillierte Informationen wie alle anderen.

Die Flüchtlinge kommen ja nicht deswegen, um die Qualifikationsprobleme und Arbeitskräftenachfrage der deutschen Wirtschaft zu befriedigen; sie werden als von Leib und Leben bedrohte Asylbewerber definiert und aufgenommen. Inwieweit dann Integration möglich und erwünscht ist, hängt vor allem von der herrschenden Ökonomie und der diese als Sachzwang voraussetzenden Politik ab. Man sollte nicht so tun, wie wenn die Entscheidungen darüber ein Gemeinschaftsprojekt wären, bei dem der „Normalbürger“ was zu sagen hätte; die Flüchtlinge werden ja sowieso nicht gefragt. Man muss also analysieren, zu welchem Zweck und unter welchen Bedingungen Flüchtlinge in eine kapitalistische Hochleistungsökonomie wie die deutsche integriert werden können und sollen. Noch einmal: Die nationalistischen Debatten, die so tun, wie wenn „wir“ über die Flüchtlingsintegration zu befinden hätten, gehen an den wirklichen Machtverhältnissen und Rahmenbedingungen völlig vorbei.

Und was die Bedrohung durch radikale Gruppierungen angeht: Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die islamistischen Feinde des Westens zumeist selbst ein zwar ungeplantes, aber leider folgerichtiges Produkt seiner Politik sind – sei es durch die desolate Lage, die seine geostrategische Machtpolitik in den islamischen Ländern angerichtet hat, sei es durch die offensive Förderung von anti-sowjetischen, später anti-russischen Fanatikern nach dem Motto „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“. Die säkularen Staaten des arabischen Raums positionierten sich im Ost-West-Gegensatz auf der Seite der Sowjetunion und nahmen auf dieser Grundlage eine ebenso anti-israelische wie anti-amerikanische Haltung ein, was ihnen die USA nie verziehen hatten. Deshalb förderten die US-Geheimdienste und Militärs lieber ein Gruselkabinett an reaktionären Islam-Kriegern, nur um ihren alten Feinden zu schaden und die regionale Machtstellung der UdSSR zu untergraben. Soweit zur Genese, Vorgeschichte des radikalen Islamismus, der insofern eine moderne Entwicklung und Alternative darstellt.

Eine extremistische Alternative, die für eine wachsende Zahl von Muslimen attraktiv zu werden scheint und moderate und säkulare Kräfte zurückdrängt. Auch deswegen halten viele Kritiker des Islams, darunter auch arabische, diesen nicht mit Europa für kompatibel.

Der Einwand, der Islam gehöre ganz generell nicht zu Europa, ist ebenfalls unsinnig: Der Islam ist nicht mehr oder weniger „fremd“ als das Christentum. Judentum, Christentum und Islam kommen als die drei abrahamitischen Religionen gleichermaßen aus dem Nahen Osten, was aber kein Grund für gar nichts ist – die keltischen oder germanischen Naturgötter sind uns nicht deswegen schon nahe, weil dieser vorwissenschaftliche Unsinn zufällig in Europa ausgedacht wurde. Schließlich sind seither ein paar Jährchen ins Land gegangen; die Verhältnisse einer modernen kapitalistischen Industriegesellschaft haben mit den Gepflogenheiten germanischer Bauern und Krieger nichts mehr gemein – außer man legt sich ein einigendes Band in einer eingebildeten „Volksnatur“ zurecht, die schon allein durch die permanente Wanderungsbewegung in den letzten 2000 Jahren Lügen gestraft wird.

Relativieren Sie da nicht ein wenig? Schließlich ist weniger die Religion an sich das Problem, sondern deren Auslegung als absolute Handlungsrichtlinie.

Grundsätzlich gilt wohl: Bei allen Religionen kommt es in der Praxis ganz darauf an, wie die Anhänger ihre Religion auslegen. Radikale religiöse Fundamentalisten sind immer gefährlich; die Anderen kann und muss man aushalten, egal ob Christen, Buddhisten, Moslems oder was auch immer.…

Derzeit macht aber von diesen dreien Religionen nur der islamistische motivierte Terror Probleme. Vom Buddhismus hat man diesbezüglich noch nichts gehört. Vielleicht gibt einfach gewisse Religionen, die mehr zum Fundamentalismus taugen?

Wie gesagt, man muss wissen, worum es beim anti-westlichen, religiös aufgeladenen Terror eigentlich geht: Er reflektiert die Unzufriedenheit der dem globalen Kapitalismus amerikanischer Prägung unterworfenen Bevölkerungen mit den Resultaten, die ihnen diese Unter- und Einordnung eingebracht hat: Zwar werden ihre korrupten politischen und ökonomischen Eliten für ihre geo- und rohstoffpolitischen Dienstleistungen als Vasallen der kapitalistischen Industriestaaten bestens genährt. Aber für die Masse der ansässigen Menschen springen nur wenige arbeitsintensive und oft auch noch ruinöse Arbeitsplätze heraus, wie z.B. die Auslagerung der amerikanischen Jeans-Fertigung in die Türkei, nach Tunesien und Ägypten zeigt.

Daher ist es kein Zufall, dass gerade die gut qualifizierte, aber völlig unterbeschäftigte tunesische und ägyptische Jugend gegen die dortigen Machtverhältnisse aufbegehrte, wenn auch konzeptionslos, spontan, ohne strategisches Konzept und letztlich leider umsonst. Da die realsozialistische Alternative mit dem Niedergang der UdSSR aus dem praktischen Blickfeld der arabischen Bevölkerungen verschwunden ist, demokratisch-bürgerliche Strukturen westlichen Zuschnitts aber auch nicht durchzusetzen, weil vom Ausgangspunkt her gar nicht für diese Region gedacht sind…

Vorhin haben Sie gesagt, der Islam wäre nicht fremd. Widersprechen Sie sich an dieser Stelle nicht gerade selbst?

…setzt man in seinem Unmut auf die Revitalisierung einer zum romantisierten Ideal aufgeblasenen islamischen Vergangenheit, die so nie existiert hat, aber nun das reaktionäre Gegenbild zum materialistischen, unsozialen, profitorientierten Westen abgibt. Das ist der eigentliche Nährboden des modernen terroristischen Dschihadismus, weswegen er sich weiterhin aus den ausbeuterischen Verhältnissen und hegemonialer Rücksichtslosigkeit speisen wird. Tahir Chaudhry erläutert, dass nach US-Angaben sich bald 66 Staaten im und um den Syrien-Krieg herum tummeln. Und diese weltumspannende Auseinandersetzung soll man durch ein regionales Grenzregime aussperren können? Ein absurder Gedanke!

Der Dschihadismus ist eine zutiefst moderne Bewegung und kein mittelalterliches, fremdartiges Hinterwäldlertum. Der Dschihadismus ist die aktuelle, religiös-rückwärtsgewandte Version der arabischen Kritik an der westlichen Herrschaft, der absichtsvoll wiederbelebte Traum vom idealen islamischen Staat, in dem nur noch die Prinzipien Gottes gelten, der sich den Arabern durch Mohammed offenbart hat und dem sie deshalb verpflichtet sind. Indem sie ihm gehorchen, wähnen sie sich frei, vor allem von westlichen Einflüssen, die als Ursache jedweden Übels gedeutet werden – egal ob es sich dabei um banale Bekleidungssitten oder reale ökonomische Ausbeutungsverhältnisse handelt.

Eine Auffassung, für die auch einige im Westen ansässige Moslems empfänglich sind. Zudem entstehen regelrechte Parallelgesellschaften und Ghettos. Die Welt hat in einem Artikel aufgezeigt, wie die Flüchtlingsrouten auch zum Einfallstor für Schläfer werden. Viele Flüchtlinge sind nicht einmal registriert. Ich frage Sie daher nochmal: Ist das Bedrohungsszenario für die öffentliche Ordnung wirklich nicht vorhanden?

Was die Massenfluchtbewegung selbst angeht: Glaubt tatsächlich wer, dass angesichts der Herkunft der meisten bisher in Europa aktiven Attentäter auf die nach Europa fliehenden Massen angewiesen sind, um dort Attentate zu verüben? Ich will nicht ausschließen, dass auch der eine oder andere potentielle Attentäter sich unter die Masse der Kriegsflüchtlinge, die zumeist gerade vor dem Terror der islamistischen Milizen, Assads Militär oder dem Bürgerkrieg davonlaufen, mischen könnte. Dennoch geht die medienwirksame Fokussierung darauf am eigentlichen Problem vorbei und unterstellt, dass man den islamischen Terrorismus durch Zäune und Zuwanderungsbeschränkungen sozusagen einfach aussperren könnte.

Wenn Sie von der Gefahr von „Parallelgesellschaften“ und „Ghettos“ sprechen, thematisieren Sie damit eine zentrale Frage der Integration: Unter welchen ökonomischen Bedingungen und zu welchem Zweck können die Flüchtlinge in Deutschland integriert werden?

Allein die Begeisterung der Arbeitgeberverbände über die neuen Arbeitskräfte, die den demographischen Wandel auffangen sollen, könnte einem zu denken geben: Wenn der Chefvolkswirt der Deutschen Bank davon träumt, dass er seinen Rasen sogar öfter mähen lassen würde, wenn sich die entsprechenden Lohnbedingungen dank Zustroms von Menschen einpendeln würden, weiß man, was die Flüchtlinge überwiegend erwartet: Die Konkurrenz um die Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor, die geringe formale Qualifikationen voraussetzen, da die Zuwanderer qua Sprachbarrieren sich wohl nicht so schnell „aufrüsten“ können, um den Fachkräftemarkt zu beleben, andererseits auch nicht Jahre warten können, bis sie Geld verdienen.

Daher ist die notgedrungene Devise der derzeitigen Förderpolitik auch, die Leute so schnell wie möglich irgendwie in Arbeit zu bringen. Damit gibt das Wirtschaftssystem und sein Interesse an der rentablen Verwertung von Arbeitskraft vor, ob und in welchem Umfang die Asylbewerber integriert werden können; ob und welche Wohnungen sie finden, hängt vom angespannten kapitalistischen Wohnungsmarkt, also den dort verlangten Mietpreisen im Verhältnissen zu den verfügbaren Einkommen ab. Daraus ergibt sich dann, ob billige Sozialghettos entstehen oder ob besser verdienende Zuwanderer den Absprung in eine bürgerliche Wohngegend schaffen. Wie gesagt: Das ökonomische System ist in der ganzen Debatte ein blinder Fleck, wird wie eine Naturbedingung vorausgesetzt, obwohl gerade in ihm die Interessen verkörpert sind, die über Wohl und Wehe der Flüchtlinge, ihren ökonomischen Status wie über ihre räumliche Fokussierung wesentlich mitentscheiden.

Die Vorbehalte von Gruppierungen wie Pegida oder der AfD scheinen sich tatsächlich vor allem auf Muslime zu konzentrieren, eine Religionsgemeinschaft also. Gegen Einwanderung aus europäischen Ländern wie Spanien oder Portugal scheint es hingegen kaum Vorbehalte zu geben. Was meinen Sie, woran das liegen könnte?

Es mag ja in den muslimischen Ländern eine ganze Reihe Gepflogenheiten und politische Verhältnisse geben, die vom Prinzip der Trennung von Staat und Religion – das übrigens gerade in Deutschland auch nicht verwirklicht ist – , der rechtlichen und politischen Gleichstellung der Frauen, der gleichberechtigten Akzeptanz der Lesben und Schwulen etc. deutlich abweichen.

Was aber darauf hinweisen könnte, dass die Religion mitunter doch ein Integrationshindernis ist…

Aber: Gilt das einfach bruchlos für alle Einwanderer aus muslimischen Ländern? Kommen nicht gerade aus Syrien, Libyen und dem Irak, die autoritäre, aber moderne Herrschaftsprinzipien pflegten, nicht auch eine ganze Reihe Religionsfreie?

Eine Minderheit

Ich jedenfalls treffe öfter auf solche Leute aus der arabischen Region, deren Religiosität bestenfalls noch in einem Bündel an Familienfesten und Feiertagen und ein paar Respektsbezeugungen vor der Heimatreligion besteht.

In Damaskus trug noch in den 1980er Jahren nur eine Minderheit der Frauen das Kopftuch, mittlerweile trägt es die Mehrheit. In anderen arabischen Ländern ist ein ähnlicher Trend zu beobachten.

Ob das an der erläuterten Wiederbelebung des islamischen Staatsideals als anti-westliche Alternative liegt oder eine vorsichtige Anpassung an die militanten Kräfte vor Ort ist, ist von außen schwer zu erkennen. Zudem existieren zumindest hierzulande immer mehrere, manchmal auch widersprüchliche Identitäten nebeneinander: Der als „Muslim“ einsortierte Mitbürger wird vielleicht z.B. Mitglied eines Fußballvereins, Gewerkschaftler, tritt einem Verband bei oder was auch immer. Wie er seine Religion interpretiert und lebt, hängt auch von seinen anderen Identitäten, seinen politischen Ansichten, seiner beruflichen Situation, dem Grad seiner sozialen Integration in die sogenannte „Mehrheitsgesellschaft“, seinen persönlichen Erfahrungen und vielem mehr ab. Es mag einen vermehrten Diskussionsaufwand bedeuten, sich mit Zuwanderern aus anderen kulturellen Verhältnissen auseinanderzusetzen, aber daraus kann man keine dauerhaften Gegensätze ableiten.

Wie erklären Sie sich dann die Parallelgesellschaften?

Es hängt viel von der ökonomischen Integration ab: Wer seinen Lebensunterhalt verdienen kann, ein vernünftiges Dach über dem Kopf hat und dessen Kinder in der Schule klar kommen, hat keinen Grund, sich aus einer frustrierenden Erfahrung der Ablehnung heraus pointiert von seiner Umgebung abzugrenzen nach dem Motto: „Wenn die mich nicht wollen, dann will ich mit denen auch nichts mehr zu tun haben“.

Damit wird die Diskussion aber wieder auf den Knackpunkt der ökonomischen Verhältnisse zurückgeworfen: Was der moderne Kapitalismus in Deutschland vor dem Hintergrund von Euro-Krise, diversen Rationalisierungswellen und einem expandierenden Billiglohnsektor, in dem man ohne sogenannte „Aufstockerei“ kaum mehr überleben kann, der Masse der Zuwanderer zu bieten hat, ist eine eigene Diskussion wert, die aber niemand so führen will – da ist das aufgeblasene Geschrei über die Fremdartigkeit der Flüchtlinge schon einfacher, aber auch dümmer.

Die Fragen stellte Sebastian Müller

Artikelbild: Photo Unit / flickr / CC BY-NC 2.0

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16 Kommentare zu "Flucht und Integration
“Das ökonomische System ist ein blinder Fleck”"

  1. Grilleau sagt:

    Viele bemerken die Schieflage der Dialektik hier nicht. Das “keine Obergrenzen” ist auf der anderen Seite wiederum die Grenzenlosigkeit des Imperialismus und der Globalisierung, die grenzenlose Freiheit, ganze Länder für geopolitische Interessen regelrecht zu entvölkern und einen Dummen zu haben, der das ganze mitspielt. Für die USA und jene, die gerne weiter an Syrien “knabbern” wollen, ist Europa quasi ein überdimensionales Lager für jene, die sie zZ. aus Syrien systematisch zu vertreiben versuchen. Es ist wichtig, die Grenzen in der Kapazität zu erkennen, um endlich zu einer friedlicheren Außenpolitik und zur Überwindung des Kapitalismus/Imperialismus und der Ausbeutung zu gelangen und eine Welt aufzubauen, in der die Menschen ein gutes Leben in ihren eigenen Ländern führen können.

    Noch nie aufgefallen, dass uns die Medien die Migration bzw. die Völkerwanderung als etwas schon immer dagewesenes, vermeintlich natürliches verkaufen wollen? Sie tun dies, damit die Menschen den Imperialismus als eine Art Naturgesetz empfinden und ihn stillschweigend akzeptieren. Dabei gibt es einen fundamentalen Unterschied, ob jemand die Migration als Symptom und Folge der gegenwärtigen Außenpolitik kritisiert oder ob sich es gegen die Migranten selbst richtet. Das wird leider nur allzu gerne verwischt, um die Debatte immer in einer Schiene zu halten und die Ursachenbekämpfung unmöglich zu machen, indem jeder diskreditiert und in einen Topf mit den Rechten geschmissen wird, der abweicht. Erst wenn diese Gründe, die zur Flucht führen, ausgemerzt sind, erfährt die Nationalstaatlichkeit als solche ihre ethische/moralische Legitimation, also erst wenn auch die Nationalstaatlichkeit der ausgebeuteten Völker und destabilisierten Länder respektiert wird. Der Nationalstaat ist heute die letzte natürliche Barriere, die sich der kapitalistischen Globalisierung in den Weg stellt, das sollte nicht vergessen werden. Er ist nicht per se schlecht, sondern wird es erst dann, wenn doppelte Maßstäbe angewandt werden. Die Grenzen werden erst dann zu welchen bzw. zu schlechten, wenn jene vor ihnen stehen, deren eigene Grenzen durch uns nicht respektiert wurden.

    Die wahre Stärke der Menschheit liegt in der Pluralität innerhalb der Singularität und umgekehrt, und zwar in einer de-zentralisierten Struktur, einer multipolaren Welt, in der die Migration als Folge des Imperialismus überwunden wurde. Reißen wir alle Grenzen ein, im Glauben, dass die maximale Pluralität auf einem einzigen Fleck das zu erreichende Ziel sei, so schwächen wir uns selbst und alle anderen gleich mit. Die Globalisierung bzw. der totale Kapitalismus hat sich diesem Ideal angenommen, es sich zu eigen gemacht und pervertiert, um seine Ziele zu erreichen. Wir sollten Grenzen so nutzen, dass sie dem wuchernden Kapitalismus, dem Imperialismus usw. entgegen stehen und den Menschen, anderen Kulturen und Völkern somit Freiheiten schaffen; nämlich die Freiheit, nicht in die Fremde und auf einen einzigen Fleck getrieben werden zu müssen. Denn je mehr wir sie einreißen, desto höher werden die Grenzen im inneren zwischen Arm und Reich werden, desto gespaltener wird unsere Gesellschaft sein. Das sind negative Spaltungen. Doch es kann positive geben und zwar in Form einer dezentralen Aufteilung, die den Völkern Freiheit bieten kann, indem sie sie vor den kapitalistischen Auswüchsen schützt.

    Bevor wir alle in einem “gemeinsamen Haus” leben können, müssen wir erst einmal lernen, in einer guten Nachbarschaft zu leben und uns gegenseitig zu stützen. Andernfalls wird uns dieses System irgendwann alle auf einen Fleck pferchen, wie Vieh, denn im Kapitalismus wird Multikulturalismus nur dazu missbraucht, um einen maximal manipulierten, leicht auszubeutenden und ent-solidarisierten Einheitsbrei zu kreieren. Ein echter Multikulturalismus erfährt auch erst dann seine richtige Wertschätzung, wenn erkannt wird, dass er nur de-zentral zur vollen Entfaltung kommt. Das missachtet unser System jedoch und daher kommt es auch im inneren wiederum zu Spannungen. Wir machen sozusagen die “Häuser” unserer Nachbarn kaputt, nehmen sie aber bei uns auf und weigern uns zugleich jedoch, ihre Häuser wieder aufzubauen mit dem Argument, dass sie bei uns sowieso besser leben würden und doch kein eigenes mehr bräuchten, während wir noch die übrig gebliebenen Wertgegenstände aus ihren zerstörten Heimen entwenden. Und dann wundern wir uns über innere Spannungen durch Rechte und integrations-unwillige Ausländer? Das Problem sind zum Teil auch wir selbst und nicht nur jene, an denen unser Denken scheitert. Das erkennen viele Linke immer noch nicht und machen sich damit zum unwissentlichen Komplizen des Systems….
    von Fabio Marazzina

  2. VULGATA sagt:

    Wie funktioniert Integration? Der Türke heiratet eine Deutsche, die Deutsche konvertiert, der Linke freut sich.
    Wer herrscht in einem Staat? Immer eine Minderheit, der eigenen Nation zugeneigt oder abgeneigt.
    Was will der Deutsche, typisch? Die Welt retten. Über Zuständigkeitsprobleme und Machtlosigkeit müssen wir nicht reden, Hauptsache mehr Gerechtigkeit auf der Welt.
    Die Peinlichkeiten der Internationalisten basieren in erster Linie auf einer anerzogenen Schwäche, diese die stärkeren Nationen ausnutzen werden.
    Immerhin Klartext; darüber auch zukünftige Historiker noch ein Wörtchen mitzureden haben werden.
    Und wenn wir schon dabei sind, den Krieg über die eigene Schwächung aus der Welt schaffen zu wollen, ist an Größenwahn nicht zu übertreffen.
    Keine Macht haben, aber mitreden wollen. Nicht denken können, aber Analysen anbieten wollen.
    Es gibt ein Wir und ein Ihr, jedenfalls für die anderen Nationen. Diese Anderen müssen nur mit der nötigen Stärke auftreten, und schon wird jeder Unsinn therapierbar.

  3. Günter Buchholz sagt:

    Lesen bildet:

    Michael Ley

    Der Selbstmord des Abendlandes
    Die Islamisierung Europas

    Osnabrück 2015. ISBN 978-3-00-049866-4.

    http://www.hintergrund-verlag.de/buecher-der-selbstmord-des%20abendlandes-die-islamisierung-europas.html

  4. Ute Plass sagt:

    Wichtiger Beitrag, der verdeutlicht wie mit dem Schwingen der Islamkeule von der Elendsverursachung durch vorherrschende ökonomische Machtverhältnisse abgelenkt wird.

  5. Ute Plass sagt:

    Susanne Schröter, Leiterin des Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam:

    “Die AfD liegt falsch: Der Islam ist keine politische Ideologie. Aber religiöser Fundamentalismus und Extremismus sind bei Muslimen in stärkerem Maß vertreten als bei Christen oder säkularen Bürgern.”

    http://www.ffgi.net/files/presse/welt-160428-hand_reichen.pdf

  6. Ede Oderso sagt:

    Die gestellten Fragen sind mitunter ärgerlich. Selbstverständlich gibt es auch von Christen und Buddhisten Terroranschläge, und zwar zu Hauf. Wer sich eingehender mit politischer oder religiöser Gewalt beschäftigt, wird da deutlich abgeklärter. Auch das ständige Pochen auf die “Parallelgesellschaften” ist problematisch. Zum einen gibt es nach strenger Definition in deutschland keine Parallelgesellschaften, weil das beinhaltet, dass zentrale Institutionen selbst übernommen werden. Der schwächeren Definition entsprechen auch die vielen rechtsextremen “Parallelgesellschaften”, die sich gerade bilden oder gebildet haben.

    http://link.springer.com/article/10.1007/s11578-007-0027-1#page-1
    http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/13537110008428593

  7. Günter Buchholz sagt:

    Dass die “kapitalistische Produktionsweise” (Karl Marx) in eine turbulente, krisenhafte, teils chaotische Übergangsperiode eingetreten ist, das scheint mir, im Anschluß an Immanuel Wallerstein, tatsächlich der Fall zu sein. Und die erstaunliche geistige Desorientierung bezüglich des globalen Djihads, der diese Produktionsweise, offen erkennbar und dies seit mehr als 15 Jahren asymmetrisch von rechts (!) bekämpft, sie scheint mir Teil des sich mehr und mehr entwickelnden Chaos zu sein.

    Angesichts des Umstandes, dass geistig und empirisch nichts, aber auch gar nichts für Islamophilie spricht, frage ich mich, woher diese eigentlich stammt. Immerhin handelt es sich bei dem Islam um einen alten arabischen Irrationalismus, der keinen Prozeß der Aufklärung und der Säkularisierung durchlaufen hat. Der Text des Koran wurde m. W. nie relativiert, in einer Weise, wie z. B. die Bibel kritisch hinterfragt und neu ausgelegt worden ist. Wieso also sollte ein heutiger Europäer irgendeine Sympathie für eine derartige verstockte totalitäre politisch-religiöse Ideologie entwickeln? Handelt es sich um eine Orient-Romantik? Tatsächlich ist die Sozialdoktrin des Islams eine klerikalfaschistische, deren Varianten im (schiitischen) Iran und im (sunnitischen) Saudi-Arabien zu besichtigen sind. Religionskritik am Islamkritik ist soziopolitisch zugleich Faschismuskritik, weil Religion und Politik im Islam immer ungetrennt waren und es weiterhin sind, ebenso wie im Islam Politik und Recht (Scharia) ungetrennt sind.

    Angesichts dessen mit solchen Regimen oder der von ihnen vertretenen Ideologie zu sympathisieren, das setzt einen hohen Grad individueller Irrationalität voraus. Oder eben eine Sympathie mit einer faschistischen Sozialdoktrin. Ich frage mich vor allem, was sich Leute, die sich selbst für Linke halten, dabei denken, sich für derartig reaktionäre Ideologie auszusprechen, anstatt sie zu bekämpfen. Das ist wohl das, was mich am meisten erstaunt. – Es gibt Literatur hierzu:

    http://www.hintergrund-verlag.de/buecher-faschismus-fundamentalismus.html

    http://www.hintergrund-verlag.de/buecher-islam-islamismus-muslimische-Gegengesellschaft.html

    http://www.hintergrund-verlag.de/buecher-feindbild-islamkritik.html

    http://www.hintergrund-verlag.de/buecher-der-selbstmord-des%20abendlandes-die-islamisierung-europas.html

  8. VULGATA sagt:

    Die Aufklärung kann positiv und negativ genutzt werden. Zuviel Liberalität, in den Auswirkungen ein Demographieproblem, heißt Auflösungserscheinungen vernichten das Gewachsene; zuwenig Aufklärung, wie in den intelligenzmäßig niedrigeren Ausländervierteln, und die Erstarrung der Traditionen verhindert den Fortschritt. Über die jeweiligen Profiteure wäre auch zu reden.
    Mit dem Islam verhält es sich anders, denn der Islam akzeptiert keine zersetzend-negative Aufklärung. Wenn also eine gescheiterte Aufklärung auf einen unaufgeklärten Islam trifft, gewinnt der Stärkere.
    Die linksatmosphärische Demokratie, eine rechte Demokratie wäre keine Kriegserklärung an das eigene Volk, als Damoklesschwert und institutionalisierte Verantwortungslosigkeit gegenüber demselbigen, begreift den Islam als hilfreiches Instrument zur eigenen Machtkonsolidierung.
    Das Dilemma ist eindeutig. Und die Entscheidungen werden es auch sein.

  9. Günter Buchholz sagt:

    an: VULGATA

    Soweit ich diesen Beitrag verstehe antworte ich wie folgt:

    Es gibt keine zersetzend-negative Aufklärung. Aufklärung ist der Ausgang aus selbstverschuldeter Unmündigkeit (Kant); im Sinne geistiger Abhängigkeit im Denken und Urteilen. Zu meinen, die Aufklärung könne irgendwie “genutzt” werden, ist ein grundlegendes Mißverständnis. Es geht bei diesem universell gedachten und gemeinten gesellschaftlichen Prozeß darum, die menschliche Vernunft schlechthin gegen alle Irrationalismen durchzusetzen. Und das sind nicht nur religiöse Irrationalismen, sondern ebenso sonstige Ideologien, etwa politischer Art, wie z. B. der “Moneyismus” bzw. die Gender-Ideologie (Ulrich Kutschera).

    • VULGATA sagt:

      @ Günter Buchholz
      Das Angebot unserer deutschen Vernunft verspricht eine direkte Einladung zur Eroberung Mitteleuropas, womit die osteuropäische Aufklärung ein vernünftiges Problem haben dürfte.
      Eine objektive Wahrheit wird nicht aus der Welt zu schaffen sein, nur weil der Subjektivismus manchen Verstand aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit befreit hat.
      Der gemeinte gesellschaftliche Prozeß unterstellt in diesem Zusammenhang eine universelle Erwartungshaltung, die durch keine Praxis des gegenwärtigen Weltzustandes eine halbwegs erträgliche rationale Rechtfertigung als Beweis anbieten könnte.
      Wir sind Menschen. Wir sind nicht Gott. Deshalb ist unser menschengemachter Überblick ein Ausschnitt des Ganzen, und welche Waffe wäre imstande gegen Irrationalismen vorzugehen, wenn dabei klar wäre, daß der größere Ausschnitt unbekannt bleiben müßte.
      Schon klar, die Menschenrechte sollen als diese spezielle Waffe angepriesen werden. Die Weltbevölkerung wächst, die Menschenrechte schrumpfen. Welche Rechte haben die Deutschen in diesem Sammelsurium?
      Als Überbau und Verständigungsorientierung für den Westen von Bedeutung, sind die Menschenrechte bis zu einem gewißen Grad auch nützlich für andere Staaten. Sie bleiben aber eine europäische Erfindung. Weil nationale Interessen vorgehen, werden Nationalrechte und Nationalerziehung weiterhin Bestand haben.
      Mit Hilfe der Negativen Aufklärung, – einen herrlich funktionierenden Abschöpfungs- und Enteignungsmechanismus geschaffen zu haben, einer vergangenen Niederlage geschuldet -, haben die westlichen Assimilationsversuche Deutschland als Land der Mitte, in eine politische Unmündigkeit geführt und gleichzeitig Schaden in großem Ausmaß zugefügt.

  10. Günter Buchholz sagt:

    an: VULGATA

    Ich fürchte, ich verstehe Ihren Text nicht. Lassen Sie mich folgendes dazu sagen:
    Es gibt keine deutsche Vernunft. Aber es gibt sicherlich eine Reihe bedeutender Irrtümer in unserer öffentlichen Auseinandersetzung. Ich bin fortlaufend damit beschäftigt, diese zu benennen und zu kritisieren, z. B.:
    http://frankfurter-erklaerung.de/2016/05/zur-notwendigkeit-der-religionskritik/
    mit Kommentar.

    Nicht der geringste der Schwachpunkte ist der, dass die Auseinandersetzung zu wichtigen strittigen Fragen keine offene ist, denn wäre sie das, dann könnten alle vernünftig begründbaren Argumente vorgetragen und sachlich erörtert werden. Aber das ist offenkundig nicht der Fall.

    Zum Beispiel könnte und sollte die einfache Frage gestellt werden, was denn in der derzeitigen Lage mein oder unser Interesse ist. Sein Interesse sollte jeder kennen, auch wenn er frei darin ist, sich strikt oder weniger strikt daran zu orientieren. Sich gar nicht daran zu orientieren, nicht einmal die Frage nach dem eigenen Interesse zu stellen oder sie zuzulassen, das allerdings ist ein fahrlässiger, selbstgefährdender Fehler, der energisch vorzuwerfen ist; ein schwerwiegender Mangel an Vernunft, der sich unvermeidlich rächt.

    Die wissenschaftlich begründete und belegte These, dass der Islam als Doktrin mit unserer säkularen Gesellschaft samt deren christlicher Tradition inkommensurabel ist, sie wird nicht geprüft, was angemessen wäre, sondern ungeprüft und unbegründet oder mit falschen Argumenten zurückgewiesen. Daher kann nicht erkannt werden, wie in der heutigen Situation vernünftigerweise zu handeln ist, obwohl dies eigentlich leicht zu erkennen ist. Fehlbeurteilung und Fehlhandeln führen so in der Tat zu einer gefährlichen Schwäche, die ausgenutzt werden kann und die ausgenutzt wird.

  11. Günter Buchholz sagt:

    Zum Thema “Kreuzzüge”, also dem mittelalterlichen Versuch, die christlichen Küstengebiete des Nahen Osten von den muslimischen Eroberern zurück zu erobern oder zu “befreien”, gibt es hier ein sehenswertes Video, das die Praxis des Djihad sichtbar macht:

    http://frankfurter-erklaerung.de/2016/05/fundstueck-wenn-jemand-mal-wieder-mit-den-kreuzzuegen-um-die-ecke-kommt/

  12. VULGATA sagt:

    @ Günter Buchholz
    Zustimmung.
    Schlacht von Tours und Poitiers – Schlacht am Kahlenberg – Seyran Atesch.
    Der Liberalismus gewährt kein Entkommen.
    Manfred Kleine-Hartlage: Das Dschihadsystem. Wie der Islam funktioniert.
    http://www.sezession.de/29794/das-dschihad-system-eine-rezension-von-tilman-nagel.html
    Die offene Gesellschaft ist mir zu untrainiert. Gegen die Gemeinschaft des Islam chancenlos.
    Noch ist Europa demographisch stark genug.
    Ohne Regeneration keine Assimilation; oder Unterwerfung.
    Vollste Zustimmung, ohne Einschränkung:
    “Nicht der geringste der Schwachpunkte ist der, dass die Auseinandersetzung zu wichtigen strittigen Fragen keine offene ist, denn wäre sie das, dann könnten alle vernünftig begründbaren Argumente vorgetragen und sachlich erörtert werden. Aber das ist offenkundig nicht der Fall.”

  13. Henning sagt:

    “Die Flüchtlinge kommen ja nicht deswegen, um die Qualifikationsprobleme und Arbeitskräftenachfrage der deutschen Wirtschaft zu befriedigen; sie werden als von Leib und Leben bedrohte Asylbewerber definiert und aufgenommen”

    Und: sind sie es, wenn sie in einem Flüchtlingslager sind oder ausserhalb des Kampfgebietes ?
    IdR: Nein.

    Der Befragte agiert hier geschickt: er beschreibt die Zuschreibung.
    Danach steht sie so da, als ob sie stimmen würde.
    Das wirkt nicht so geschickt vom Befragenden.
    Sogar die ZEIT hat inzwischen Artikel über z.B. den Senegal verfasst, wo sich Leute aufmachen, weil sie gehört haben, dass jeder in Europa Geld+Wohnung kriegt. Was muss dann erst jemand bekommen, der arbeiten will ?
    Sobald sie ein Schlepperboot besteigen werden aus Ihnen per Zuschreibung ‘Flüchtlinge’ deren Leib und Leben bedroht sei, denn wer (Zuschreibungslogik) würde sonst die Überfahrt wagen ?

    In dem Moment wo nicht mehr nach beliebiger Zuschreibung Gemeinschaftseigentum an ‘Flüchtlinge’ verteilt wird, kommt m.E. praktisch niemand mehr.
    Ich habe jahrelang mit Illegalen (Bremen) zusammen gewohnt (vor 20 Jahren). In irgendeiner Weise verfolgt war keiner, alle wollten arbeiten, waren hier aber perspektivlos und hatten sich das irgendwie anders vorgestellt. Gewohnt haben sie z.B. über Strohmänner in für Studenten reservierten Zimmern (Vorstr.).

  14. Hans Tigertaler sagt:

    Es laufen doch offenbar zwei inkommensurable, ja feindliche Programme nebeneinander her, die sich argumentativ ignorieren und nicht aufeinander beziehen wollen: Das ins Weltliche ausgestülpte Glücksversprechen in der Akkumulation von Gütern mit der Ansprache an alle Sinne und die masochistische Vernunftgeißelung im magischen Denken angerufener, bastonadenbewehrter Zwänge.

    Die Religion des Islam funktioniert dabei nach dem Prinzip des in konzentrischen Ringen sich verbergenden closed shop, der prinzipiell, einmal herangelassen, alle Gesellschaften zu schleifen in der Lage ist.

    Denn eine soziologische Organisationsbetrachtung der durch den Koran bis ins einzelne bestimmten muslimischen Gemeinschaften ergibt ein einheitliches Bild der
    konstituierenden, seit über tausend Jahren als unabdingbar stets eingehaltenen Prinzipien:

    1. Männerbündische Verfasstheit
    2. Frauen und Unfreie als käufliches Eigentum
    3. Hierarchische Ordnung mit striktem Gehorsam
    4. Strenger Verhaltenskodex für alle Lebenslagen
    5. Definition der Außenwelt als feindliche Umwelt
    6. Austritt aus der Gemeinschaft nur als Leiche
    7. Außenwelt tributpflichtig oder tot (Geld oder Leben)

    Damit einer Weltreligion nachzusagen, dass die Grundlagen ihrer Weltlichkeit eine komplette Kongruenz mit den Organisationsprinzipien und -zielen des Organisierten
    Verbrechens aufweisen, mag nur jene erbeben lassen, die diese Religion insgeheim bereits als bedrohliche Gegenwart in unserem Land erfahren; sie würden sonst allenfalls die Affizierung ihres inwendigen Knigge beklagen.

    Tritt man also heraus aus dem Spiegelkabinett religiöser Ansprüche, wird sofort klar: ein gewöhnlicher ausländischer Verein wäre mit diesen koranischen Satzungsbestandteilen in Deutschland nicht zulassungsfähig, weil umstandslos und evident als kriminelle Organisation erkennbar. Es gehört zum Selbsterhaltungswissen aller Gesellschaften, dass sie durch Anerkennung und Legalisierung solch bandenmäßig zusammengehaltener, also fundamentale Zivilisationsstrukturen unterlaufender Organisationen nicht erst in Gefahr gerieten, sondern von vornherein verloren hätten. Weniger Großmäuligkeit, vielmehr der schützende Religionsbutton am mafiotischen closed shop gibt vielen moslemischen Mitbürgern die von uns belächelte Sicherheit, dass Europa dem Islam gehören wird.

    Sein zentraler und innigster Glaubensinhalt, der Dschihad, darin der vorgeschriebene gewalttätige Übergriff auf die Nichtgläubigen, ist von den aufnehmenden Gesellschaften ohn Unterlaß im Zaum zu halten: Insofern wäre die Gleichberechtigung aller Religionen im säkularen Staat bei Präsenz des Islam prinzipiell und paradox nur dann gewährleistet, wenn einzig er allein permanente Unterdrückung erlitte. Schon dem zum Islam unverbrüchlich zugehörigen Rechtssystem der Scharia dauerhaft keinerlei Geltung zu erlauben, dürfte die umgebenden Gesellschaften früher oder später mit einiger Wahrscheinlichkeit in existentielle Gefahren bringen.

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