Gender
Das marktkonforme Geschlecht

Gender-Mainstreaming ist Leitkultur – und steht damit vor allem für das produktivitätsoptimierte, uninorme Geschlecht.

wurst

Foto: Fredrik Alpstedt / flickr.com / CC BY-NC-SA 2.0 / bearbeitet

Von Heinz Sauren

Im Grunde lässt sich nicht vieles zum Zeitgeist sagen, zumindest nicht viel gutes. Das was sich hinter dem verharmlosenden Ausdruck des Mainstream versteckt, ist die Simplifizierung der Moralvorstellung einer führenden Elite auf die kognitive Auffassungsgabe bildungsferner Gesellschaftsschichten. Denn nur wenn auch diese angesprochen und mitgenommen werden, erfüllt der Mainstream den Anspruch der Mehrheitsmeinung, dem vorwiegenden Gedankenstrom einer Gesellschaft.

Zeitgeist ist Mainstream und somit zumeist eher auf Emotionen, als auf Inhalte gerichtet. Der Mainstream wird von Medien moderiert und geführt, im Auftrag derer, die wiederum über die Mittel verfügen, die Medien zu führen.

Auch nach den Zeiten der NS-Barberei, in der freiheitlich demokratischen Bundesrepublik, bewies der Mainstream seine ihm inne wohnende Widerwertigkeit. Viele können sich noch gut erinnern, wie in den60er Jahren die Gammler, die nach Ansicht der Springer-Presse, – allen voran der Bild -, an die Wand gestellt gehörten. Bis in die beginnenden 90er Jahre noch galten Homosexuelle als Perverse, vor denen die Jugend zu schützen sei. Wenn sie schon nicht mehr wie bis zu Beginn der 70er ins Gefängnis gehören, dann doch zumindest aus der Gesellschaft verbannt.

Der Mainstream ist flexibel, sowohl seines Inhalts als auch seines Ausdrucks betreffend. Mit der Zwangspositivierung aller gesellschaftlichen Themen, – eine Strömung der 90er-Jahre, die die Globalisierung trug -, wandelte sich auch der Mainstream aus einer ablehnenden in eine fordernd zustimmende Gesellschaftshaltung. Der Gutmensch seiner Tage fühlte sich befreit aus dem Negativimus, der für die vielen schlimmen Taten verantwortlich sein sollte, die seine Väter und Großväter im Geiste ihrer Zeit begingen. Das perpetuum mobile des Gutmenschentums, in dessen Folge der gute Gedanke und die gute Tat der zwingende Wirkmechanismus der nächsten Generation des Gutmenschen ist und die Unfehlbarkeit des Guten im kollektiven Master-Gedanken, war geschaffen.

Die vermeintlich kollektive Unfehlbarkeit und Einfachheit, das Gute erkennen zu können, ja zu müssen, lässt jedoch an der Leitlinien-Befähigung des Mainstreams zweifeln. Ein individuelles und halbwegs widerspruchsfreies Wertesystem lässt sich daran nicht auszurichten. Zutreffender lässt sich der Mainstream eher als Indikator des Geisteszustandes einer Gesellschaft sehen. An dessen Absurdität kann sich ihre gefährdete geistige Gesundheit offenbaren.

Eine solche Absurdität wird offenbar, wenn sich aus dem Mainstream artikulierende Forderungen in direktem Widerspruch zu physikalischen und biologischen Entitäten stehen und in ihren Folgen jeglichen soziologischen Wesenszügen und gesellschaftlichen Strukturen widersprechen. Einer dieser Widersprüche ist das Gender-Mainstreaming.

Vereinfacht ausgedrückt bedeutet Gender-Mainstreaming, die Dekonstruktion des biologischen Geschlechts bis zur Belanglosigkeit als Gesellschaftsziel. Demnach hat das biologische Geschlecht keinen Einfluss auf die Entwicklung der Persönlichkeit, die Identifikation des eigenen Geschlechts, die soziale und gesellschaftliche Stellung, als auch die Definition des Ichs. Mann ist nicht Mann und Frau nicht Frau, weil sie als männlich oder weiblich geboren wurden, sondern ausschließlich als Produkt der gesellschaftlichen und erzieherischen Formung.

Somit hat niemand ein Geschlecht dadurch, dass er ein biologisches hat, sondern erst weil er es unabhängig davon frei und selbst definiert. Das Ziel ist die gewünschte und absolute Gleichstellung aller durch konsequente Verweigerung der Akzeptanz biologischer Entitäten. Man hätte annehmen können, dass die mangelnde Kompatibilität zur biologischen Entitäten der Physionomie des Menschen ausreichend wären, diesen Gedanken als Absurdität zu entlarven.

Aber das Gegenteil geschah: Der zwanghafte missionarische Eifer mit der die Gleichstellungspolitik betrieben wird, kann hinter den Kulissen als vermeintlich wirtschaftliches Erfordernis der Produktivitätsoptimierung gedeutet werden. Längst hat sie sich in Staats- und Bildungsinstitutionen manifestiert. Nach dem die Bundesregierung 1999 das Gender-Mainstreaming als Regierungsziel aufnahm und damit als Gesellschaftsziel definierte, gibt es heute kaum noch eine Universität, die nicht über einen Lehrstuhl in Gender-Studies verfügt.

Erstaunlich sind auch die Begründungen zum Gender-Mainstreaming. Zum einen sind es die Feministinnen, die sich das Thema auf ihre Fahne geschrieben haben. Vermisste doch der harte Kern den großen Durchbruch ihrer Kampagne. Es liegt die Vermutung nahe, dass nicht mehr eine erstrebenswerte Gleichberechtigung ihr Ziel war, sondern Revanchismus zum erlittenen Patriarchat, – das Matriarchat. Zwar lässt sich das Matriarchat nicht mit Hilfe der Gender Theorie errichten. Da aber die Männlichkeit als Wurzel allen Übels stigmatisiert wird, lässt sich zumindest aus revanchistischer Sicht als Teilerfolg verbuchen, selbige in ein kritisches Licht gerückt zu haben.

Die Wirtschaft freilich hält die Gender-Theorie in ihrem Sinne aus ganz anderen Gründen für zielführend. Zerschlägt sie doch wirkungsvoll das traditionelle Familienbild und damit die Begründung des sich bisher noch verweigernden Anteils jener Frauen, die sich der Einverleibung in den Produktionskreislauf aus Gründen der familiären Lebensgestaltung entziehen.

Letztendlich am fatalsten droht der “wissenschaftliche” Beitrag zum Gender-Mainstreaming zu werden. Psychologen und Soziologen sehen sich vor einer einmaligen Möglichkeit und wissenschaftlichen Herausforderung. Gilt es doch nunmehr nicht, den Menschen als gegeben zu betrachten und alles andere um ihn herum definieren zu müssen. Ohne Geschlecht, ohne biologische Prägung, ohne sozialen Status per Geburt lässt sich eine Kompatibilität mit jeder gewünschten soziologischen Rahmenbedingung herstellen, ohne das der Mensch die bestimmende, sondern die bestimmte Maßgabe ist. Der uninorme Mensch als wissenschaftliches Ziel.

Das Gender-Mainstreaming ist Teil des großen politischen Projekts der Umgestaltung der Gesellschaft, in der nicht mehr die Umstände an den Menschen angepasst werden müssen, sondern der Mensch an die Umstände. Geboren wurde dieser Gedanke nicht aus den vorgeschobenen Gründen, die sich die Gender-Befürworter zu eigen machen, sondern aus dem ökonomistischen Bewusstsein, dass die Gesellschaften in der heutigen Form die für die Zukunft gewünschten Maßgaben der Marktkonformität nicht erfüllen können.

Es ist die Individualität, die eine umfassende Vereinfachung der Märkte durch übergeordnet geltende Regelwerke verhindert. Sie gilt es zu überwinden und kein Weg ist wirkungsvoller als die Aberkennung der biologischen Identität und Individualität.

Diese Außerkraftsetzung evolutionärer Prinzipien zur Erreichung marktwirtschaftlicher Zielvorgaben wird aber seitens Politik und Wirtschaft verschwiegen. Stattdessen kommt Gender-Mainstream als politisch gelenkter Populismus daher, der über die Banalitäten des Offensichtlichen debattiert.

Der Artikel ist eine gekürzte und leicht geänderte Fassung vom Original auf dem Freigeist Blog.

Foto: Fredrik Alpstedt / flickr.com / CC BY-NC-SA 2.0 / bearbeitet

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7 Kommentare zu "Gender
Das marktkonforme Geschlecht"

  1. Nonnen sagt:

    Die einseitig theoretisierende Gender Mainstreaming-Ideologie begeht den fundamentalen Irrtum, die als entscheidende menschliche Gegebenheit vorliegenden neurophysiologischen Unterschiede in den Gehirnen von Frau und Mann völlig auszuklammern bzw. fälschlicherweise zu behaupten, diese festgelegten Gegebenheiten um– bzw. dekonstruieren zu können.
    [Einzelheiten bezüglich unüberbrückbarer Unterschiede in den Gehirnen von Frau und Mann sind in dem Buch: „Vergewaltigung der menschlichen Identität. Über die Irrtümer der Gender-Ideologie, 4. erweiterte Auflage, Verlag Logos Editions, Ansbach, 2014 nachzulesen]

  2. fabian sagt:

    danke für den (wieder) fantastischen artikel!!!
    uns ist es nicht wurst, wir wehrten uns schon mit kontenkündigungen bei einer bank mit werbekonterfei des herrn (??) wurst :-)))

  3. Rafael sagt:

    Das Kernübel des gender mainstreaming ist die Selbstablehnung des Geschaffenseins als Mann und als Frau durch Menschen. Der Wahn der Selbstherrlichkeit geht so weit, daß das geistbegabte Wesen sich nicht in seiner Natur annehmen kann, sondern sich selbst nach eigenen Vorstellungen erneut schaffen will, als ob dies möglich wäre…

  4. julien homan sagt:

    “Man hätte annehmen können, dass die mangelnde Kompatibilität zur biologischen Entitäten der Physionomie des Menschen ausreichend wären, diesen Gedanken als Absurdität zu entlarven.”

    Könnten Sie das mal übersetzen? Wollten Sie sagen: weil es zur Fortpflanzung offensichtlich zwei verschiedene Physiognomien braucht (Hoden und Eierstöcke mit Uterus), die in einer einzigen als Entität nicht enthalten sein können (Hermaphroditen sind unfruchtbar), es offensichtlich sein sollte, daß es zwei verschiedene Physiognomien gibt und nicht etwa 20 oder gar keine? Also: weil es offensichtlich 2 Geschlechter gibt, sollte die Frage, ob es mehr oder weniger als 2 gibt,eigentlich klar sein? (Hier würden die Genders sagen: es gibt feminine Männer, maskuline Frauen, manchen nicht so eindeutigen Fall, der sich nicht als Mann/Frau bezeichnen lassen will/sieht/empfindet/lebt, im Rahmen menschlicher Existenz aber trotzdem möglich ist und auch immer wieder auftaucht. Was ja wahr ist, nur schräg gedacht und im übrigen ebenso das biologische Geschlecht fixierend: ob ich nun krampfhaft einen auf sein Geschlecht festlegen will (“Männer dürfen Frauenkleider nur zu Belustigungszwecken tragen, sich aber nicht darin wohlfühlen, das ist nicht männlich!”) oder ob ich nun krampfhaft vom vermeintlichen Geschlecht abbringen will: es ist und bleibt eine krampfhafte Fokussierung auf das bisschen organische Besonderheit, mit der man geboren wird. Nach meinem Eindruck haben Genderfeministen eine Geschlechtsneurose, die es ihnen unerträglich macht, ein Geschlecht und auch noch ihr eigenes Geschlecht und dessen … Lebendigkeiten zu besitzen. Anders kann ich mir diese kindisch anmutende, teils verbissene Fixierung auf Vagina und Penis (als Erklärung für alles und nichts) nicht erklären.

  5. Zara Paz sagt:

    Dieser Text offeriert mir keinen emanzipativen oder freien Ansatz, eher scheint hier mit rhetorischen Tricks und leeren Behauptungen (“wer das Vorhandensein “biologischen Geschlechts” und die Richtigkeit normativer Geschlechtszuweisungen und -rollen hinterfragt, der hat in Bio nicht aufgepasst”) krampfhaft ein genitalistisches Weltbild (Mann = Penis/zeugen Frau = Vagina/gebären, alles andere gilt nicht, darf nicht, braucht nicht) verteidigt zu werden. Warum? Und wem soll das nützen?

    Natürlich wird auch die Unterdrückung falsch zugewiesener Menschen hier völlig unerwähnt gelassen, denen bis heute unter denselben Argumentationen alle möglichen Grundrechte entzogen werden (Zwangssterilisierung, Begutachtungen inkl. sexueller Nötigung und entwürdigenden jahrelangen Strafverfahren, Erklärung zu “Geisteskranken” durch u.a. die Diagnose “Geschlechtsidentitätsstörung” etc.), dagegen aber getan als wäre es fatal für die psychische Gesundheit z.B. eines mit Scheide geborenen Menschen die gesellschaftlich zugewiesene Rolle als Frau überhaupt zu hinterfragen.

    Das lächerliste: Einerseits werden binäre, nach genitalistischen Vorgaben erzwungene Geschlechterrollen hier als natürlich und absolut notwendig für alle hingestellt, aber gleichzeitig gefürchtet, dass die Natürlichkeit dann wohl doch nicht genug ausreicht, dass Menschen sich ohne Zwang seit Geburt freiwillig dahinein begeben. Ja, was würde denn fehlen, wenn man Menschen nicht mehr in eine geschlechtliches Verhaltenskorsett reinprügelt?
    Die Bestätigung, dass man eh so geworden wäre? Und wo wäre das Problem?

  6. Gender-Mainstreaming verwirrt nicht nur Kinder, sondern zerstört die Grundlage von Kultur und richtet weltweit schwere Schäden an:
    http://www.aavaa.de/sachbuch/Die-Genderung-der-Welt
    Sowohl Gender als auch Feminismus beruhen auf Annahmen, die wissenschaftlich widerlegt sind. Die Methoden von Frauen- und Genderforschung sind antiwissenschaftlich:
    http://www.amazon.de/s/field-keywords=Deichmohle+Geschlechter

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