Eine Botschaft für Silvana

Zur Beförderung von Silvana Koch-Mehrin als EU-Forschungspolitikerin

Ein Gastkommentar von Roga Sahba Afradi

In der Politik muss man viel ertragen. Sitzungen, die unendlich viel Lebenszeit schlucken, Verhandlungen, die einen am gesunden Menschenverstand zweifeln lassen, ständige Beleidigungen, Angriffe, Vorwürfe und Verleumdungen und nicht zuletzt dieses Gefühl, trotz aller Mühen nicht viel Gutes bewirkt zu haben.

Wenn man dann auch noch selber zusehen darf, wie sich die eigene Partei zerfleischt und immer wieder ins offene Messer rennt, wie Parteikollegen oft mehr mit Flügelkämpfen beschäftigt sind oder schon längst resigniert haben, fragt man sich, ob es nicht Zeit wird abzutreten.

Doch dann würde dieses Gefühl, versagt zu haben, bleiben. Und ich muss gestehen: Auch das macht einen nicht glücklich. Man stellt sich immer wieder die Frage, wieso man das alles tut. Karriere? Von wegen. Würde man all die Zeit, die man in die Politik investiert, für Aushilfstätigkeiten, Praktika etc. verwenden, dann könnte man eher von einer Karriere sprechen und hätte ganz nebenbei eindeutig mehr Geld zur Verfügung.

Stattdessen quälen viele von uns sich selbst nach einem harten Arbeitstag in irgendwelche Ausschuss- und Vorstandssitzungen, kämpfen für das, was wir für richtig halten und müssen dabei vielen selbstverliebten Menschen lauschen. Aber wir tun es. Wir tun es für diese kleinen und seltenen Momente, in denen wir das Gefühl haben, etwas Gutes getan zu haben.  Wir verlangen keine Ehrenurkunden und keine großen Dankesreden. Wir tun es einfach.

Aber, liebe Amts- und Mandatsträger, für die wir bereits so viel Wahlkampf gemacht haben, für die wir uns einsetzen, deren Arbeit wir immer wieder verteidigen, es gibt diese Momente, in denen auch wir uns denken: „Die da oben, die machen doch eh was sie wollen“. Momente, in denen auch wir denken, dass zu viele Politiker korrupt und egoistisch sind. Wie sonst lässt es sich erklären, dass man so bewusst seiner eigenen Partei schadet? Nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht? Wie erklärt sich diese Welt der Guttenbergs und Koch-Mehrins und vieler anderer Personen in der Politik – unabhängig von der Partei – die nicht begriffen haben, wann es Zeit ist zu gehen. Wann man die Grenzen eindeutig überschritten hat und seiner eigenen Partei nur noch schadet. Was ist los mit diesen Egomanen? Und wieso sollen wir – die „einfachen“ Parteimitglieder – solch ein Verhalten dulden und tragen?

Liebe Frau Koch-Mehrin,

wir Liberale setzen uns immer wieder für Leistungsgerechtigkeit ein. Arbeit muss sich wieder lohnen! Wer mehr leistet, muss auch mehr erhalten!

Können Sie mir erklären, wieso diese Grundsätze nicht für Sie gelten? Sie haben schon die Grundsätze guter wissenschaftlicher Arbeit missachtet. Könnten Sie dann nicht wenigstens etwas Anstand zeigen und Ihr Mandat zurück geben? Müssen Sie auch noch unbedingt ordentliches Mitglied des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie werden? Erkennen Sie den Irrsinn Ihrer Ausschussbesetzung? Sie und Ihre EU-Kollegen haben nicht nur Ihren Parteikollegen und Ihrer Partei geschadet. Jeder junge Wissenschaftler muss aufgrund Ihres Fehlverhaltens viel Spott, Häme und Glaubwürdigkeitsverlust ertragen. Von Wissenschaftlern, die zugleich FDP-Mitglieder sind, ganz zu schweigen.

Als ehemalige Vizepräsidentin des Europaparlaments, Vorsitzende der FDP im EP und Spitzenkandidatin zur Europawahl stehen Sie in besonderem Maße im Fokus der Öffentlichkeit. Sie haben damit eine Vorbildfunktion, der Sie gerecht werden müssen. Sie fügen sonst der politischen Kultur im Allgemeinen und unserer Partei im Besonderen Schaden zu. Es wird Zeit, Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen. Trauen Sie sich. Tun Sie etwas Gutes – und geben Sie Ihr Mandat ab.

Liberale Grüße
Roga Sahba Afradi, Stellvertretende Kreisvorsitzende der FDP Bielefeld

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Genug ist genug – Vernetzt euch!

Empört euch!

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14 Kommentare zu "Eine Botschaft für Silvana"

  1. dieblaueneu sagt:

    “Können Sie mir erklären, wieso diese Grundsätze nicht für Sie gelten? “”

    ———————–
    Anmerkung:

    Ja,Wissen Sie es den wirklich nicht ? Gott und die Gerechtigkeit sind Tod, getötet von der MACHT.

    Ihre Parteifreundin ist Mitglied im Förderclub der Großfinanz, genannt-Young-Global-Leaders, ebenso wie viele viele andere weltweit , die sich??? den Doktortitel umhängen durften, die von Guttenbergs, die Fischers , die Özdemirs die uns als neue Eliten und zukünftige KanzlerInnnen, Präsidenten, Partei-, Aufsichtsrats-, und Vorstandsvorsitzende etc.pp verkauft werden.

    Wer von der Großfinanz gefördert wird und wie lange und wohin, nun das ja wird dort entschieden.

    Frau/Mann gehört dazu oder nicht –entscheiden Sie selbst–!

  2. landbewohner sagt:

    die sylvana passt doch perfekt zur bande der großbetrüger und nichtskönner. wozu die aufregung?
    allerdings, was zu bemerken ist, solch minderwertiges personal könnte in anderen kriminellen vereinigungen als der fdp oder politik allgemein keine spitzenpositionen erringen. bei der mafia wäre die dame höchstens beim niederen fußvolk tätig.

  3. Peace sagt:

    Ja, die wird dort gezielt eingesetzt, denn eine solche Persönlichkeit ist viel leichter zu manipulieren.

  4. anna sagt:

    Für den gleichen Betrug: Guttenberg muss gehen, Siylvana Koch-Mehrin wird befördert…. Übrigens: Wen vertritt die FDP eigentlich noch? 1 oder 2 % der Bevölkerung, wenn’s hoch kommt.

    Was braucht das Volk eigentlich noch um zu sehen, von was für einer Bande wir “regiert” – bestimmt – werden. Man muss dieses Pack zum Teufel jagen!

    Der Artikel ist viel zu zahm. Da spricht ein aufopferungsbereites Helferlein und sagt “dududu, das ist aber nicht nett”…

  5. Kommentarleitfaden beachten, Anna….Autoren abkanzeln is hier nich…Sei lieber froh, dass ein anderer Mensch dich mit Information versorgt hat und wenn dir dabei was nicht passt, schreib selbst nen besseren Artikel…So läuft das.

  6. Richard Beer sagt:

    Hallo Herr Afradi,

    vielen Dank für diesen Beitrag. Seit einer Woche nun bin ich nicht mehr Mitglied dieser unsäglichen Partei! Einer Partei, die den Liberalismus für sich reklamiert und reinen Egoliberalismus meint.

  7. EuroTanic sagt:

    Erst einmal Anerkennung für dieses offene Statement. Als FDPler gehört sicher viel Mut dazu sich iin dieser Art zu äussern. Vielleicht sollten Sie aber daran denken eine andere Partei zu wählen. Nicht, dass ich alleine was gegen die FDP im speziellen hätte. Alle Parteien sind mittlerweile zu einer immerwährenden Einheitspartei CDU/CSU/FDP/SPD/Grüne, und mittlerweile muss man auch die LINKE dazuzählen, geworden. Versuchen sie es mit einer freien und kleinen Partei. Dort können sie noch was erreichen und ihren Mut und ihren Anstand einbringen.

  8. Mark sagt:

    es ist nur noch traurig.

    schein regiert die welt.

  9. Anonymous sagt:

    Sehr geehrte Frau Roga Sahba Afradi,

    Danke für ihr Statement. Das zeigt Größe.
    Schön zu sehen, dass es noch kritische Parteimitglieder gibt.

    MfG

    PS: Es gibt nunt mittlerweile eine Online-Petition gegen Koch-Mehrin als Forschungspolitikerin

  10. Eremit sagt:

    Etwas böse, doch trotzdem,
    Frau Arfadi, wie würden sie selbst verfahren?

    Nun, ich bin nochmals böse, Ihnen stellt sich diese Frage nicht, da sie nicht in die Verlegenheit kommen werden, einen entsprechenden Listenplatz, ein entsprechendes Wahlergebniss und somit eine fürstlich allimentierte Mitgliedschaft im Club der parlamentarischen Sozialschmarotzer zu ergattern.

    Aber wie sich sehr schön ausführten, diese Clubmitglieder benötigen Menschen mit Idealen, mit Engagement, mit einer “richtigen” Einstellung – ohne sie kämen nie die nötigen 5 % zustande.

    Ich bin selbst als jugendlicher nahe daran gewesen, für die Grünen zu kämpfen und deren MItglied zu werden – und ganz ehrlich, hätte ich damals die nötige pragmatische Kompetenz gehabt, ich könnte heute vielleicht in Berlin oder Brüssen einen Clubsessel behocken.

    Ich hatte die Kompetenz nicht, bei der ersten Versammlung an der ich teilnahm, kotze mich das Klima an, konnte man erkennen, wer was verfolgte und wem die Herzen zuflogen – wie die Kinder auf dem Schulhof – der Mensch sucht sich sein Alpha-Tierchen.

    Manchmal haben diese Menschen Glück, sie finden eines der sehr seltenen Exemplare, die tatsächlich Gemeinnutz vor Eigennutz stellen – leider – zumindest empfinde ich so – sind diese Exemplare – wie übrigens nach jeder politischen Umwälzung – so flüchtig wie Morgennebel an einem strahlenden Sonnentag.

    Das Europaparlament ist einfach gesagt, ein von der Gemeinschaft finanziertes Musterbeispiel an Umvereilung – es könnte eine basisdemokratische Institution sein – da ohne viel Macht, könnten dort junge engagierte Menschen gemeinsam mit älteren die gesammte Europäische Bevölkerung in einen mikrokosmischen Diskurs transportieren – die Teilnehmer erhalten 80% der Durchschnittslohns Ihres Herkunftslandes (mtl.) plus Unterkunft, Fahrtkosten und Verpflegung – sie werden gewählt, auf vier Jahre – würden aber wohl auch oft Nachrückern Platz machen.

    Die europäische Komission wird ohnehin nicht wirklich vom europäischen Parlament kontrolliert!!!!
    (Bestenfalls wird kontrolliert, wer wo was abkassieren darf, der Futterneid erschwert Exzesse)
    So ein Idealistenparlament würde den Kommissaren wohl weit besser auf die Finger schauen!
    Und BITTE – möge hier niemand den Einwand der Kompetenz geltend machen – falls er es tut, sollte er
    anhand von Beispielen die Sachkompetenz unserer Europaparlamentarier belegen!
    Ein Rhetorikseminar pro Monat (damit man die neuesten Trends nicht verpasst) ist für mich keine relevante Kompetenz.

    Heute sitzen dort teilweise extremst allimentierte Popatze, teils kriminelle, etablierte Herrschaften, die manchmal für den Posten Ihr öfftenliches Stillhalten garanitieren (Insiderwissen ist wertvoll – in Europa ist der Mord noch kein probates politisches Instrument – soweit herrscht wohl Konsens in der Kaste – ganz im Gegensatz zu anderen Teilen der Welt – dort wird manchmal tatsächlich das Leben zum Einsatz für die begehrten Plätze.

    Fazit, Koch-Mehrin wird von sich aus niemals ihre Mitgliedschaft kündigen, es scheint, sie hatt ein Pfand – da sonst die Parteiführung längst gehandelt hätte – den Fakt ist – sie schadet der FDP in der Tat.

    Persönlich ist mir das einerlei, da ich die Kategorien nicht bestimmen kann – was ist Gut, was Böse?

    Wenn wir die Welt betrachten, sollte sich uns doch der Magen umdrehen, müssten wir nicht loskotzen?

    Wir tun es nicht! Wir leben unsere Leben, egoman wie Koch – Mehrin, nur ein klein wenig niedriger im globalen Schmarotzerlevel angesiedelt!

  11. Rosenkranz007 sagt:

    Ich verstehe die FDP nicht. Ein derartiges Statement von Herrn Rösler, ein flammendes Plädoyer für Leistungsgerechtigkeit, Anstand, Fairness, dazu die Aufforderung an SKM, ihr Mandat niederzulegen – was für eine Chance, erstmals seit Jahren (!) wieder positiv aufzufallen! Was hätte die FDP dabei schon verloren? Eine Karrierebetrügerin, okay, vielleicht auch zwei (Jorgo), drei (Biran) oder vier (Margarita). Was jedoch passiert? Nichts. Wieder einige zehntausend FDP-Wähler weniger! Man lese die Kommentare in der FDP-Hauspresse von ZEIT über WELT bis FAZ. Vernichtend… So werden SKM, JC, BDS und MM zu Sargnägeln einer FDP, die bald keiner mehr brauchen, respektieren, geschweige denn: wählen wird. Zu recht.

  12. Sahba sagt:

    “Etwas böse, doch trotzdem,
    Frau Arfadi, wie würden sie selbst verfahren?”

    Ich würde garnicht erst betrügen.
    1. Weil ich es unfair finde
    2. Weil ich Leute verachte, die während des Studiums immer wieder betrügen. Und andere zu verurteilen, während man selber betrügt, wäre mehr als lächerlich.
    3. Bei all der Arbeit, die man in eine Promotion steckt, wäre es doch dumm zu betrügen. Worauf könnte ich denn stolz sein, wenn ich wüsste der Titel wäre nicht ehrlich erworben? Ich würde es ein Lebenlang mit mir rumtragen.

    –> Lieber garkein Titel, als ein falscher Titel.

    • Eremit sagt:

      DAs ehrt Sie, man glaubt es Ihnen auch – nur, auf diese Art kommt man an kein Mandat.

      -> Lieber kein Mandat, als ein ermobbtes?

      Das ist genau unser Problem mit den “Volksvertretern”, die Idealisten schaffen es praktisch nie, falls sie es tatsächlich mal doch schaffen (in ein Parlament), werden sie dort gnadenlos abgeschliffen oder hinausgemobbt.

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